Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 


zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen" 
Zu den "Synagogen im Kreis Hersfeld-Rotenburg"    
  

Niederaula mit Hattenbach (Kreis Hersfeld-Rotenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)        
   
In Niederaula bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Es war eine der größten jüdischen Gemeinden im ehemaligen Kreis Hersfeld. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1503 Juden am Ort genannt.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1835 72 jüdische Einwohner, 1861 97 (8,0 % von insgesamt 1.208), 1871 98 (8,8 % von 1.112), 1885 145 (13,7 % von 1.060), 1895 132 (12,9 % von 1.026, in etwa 28 Familien), 1905 114 (10,6 % von 1.073). Zur jüdischen Gemeinde in Niederaula gehörten auch die in Hattenbach lebenden jüdischen Personen (1835 6, 1861 19, 1905 15). Auch die in Bad Hersfeld im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugezogenen jüdischen Personen gehörten zunächst (bis 1877/78) zur Gemeinde in Niederaula; zuletzt waren dies 18 Familien. Unter den jüdischen Haushaltsvorständen gab es in Niederaula viele Pferdehändler, Metzger und Handelsleute; im 19. Jahrhundert auch mehrere Handwerker. 

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule beziehungsweise von 1868 bis 1933 eine israelitische Elementar-/Volksschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet fungierte. An jüdischen Lehrern sind bekannt: bis zu seinem Tod im Januar 1874 Moses Fleischhacker (1868 11 Schüler an der Elementarschule; Grab auf dem Friedhof der Gemeinde), 1874 bis 1880 Salomon Aschenbrand (1876: 28 Schüler), 1881 bis 1886 Gabriel Oppenheim, 1886 bis 1931 (45 Jahre lang) Jakob Gans aus Rotenburg (um 1890 Höchstzahl von 50, 1912 20, 1930 9 Schüler), 1932/33 Sally Weinberg.  
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Daniel Apt (geb. 27.1.1872 in Niederaula, gef. 4.7.1916), Markus Jakob (geb. 4.6.1891 in Niederaula, gef. 1.2.1915), Moses Levi (geb. 28.4.1887 in Niederaula, gef. 28.9.1916), Friedrich Lilienfeld (geb. 27.9.1888 in Niederaula, gef. 2.7.1915), Gefreiter Isaak Lilienfeld (geb. 24.10.1890 in Niederaula, vor 1914 in Brilon wohnhaft, gef. 9.3.1916), Heli Oppenheim (geb. 22.6.1887 in Niederaula, vor 1914 in Rahden, Westfalen wohnhaft, gef. 7.9.1914), Joseph Oppenheim (geb. 7.6.1882 in Niederaula, vor 1914 in Düsseldorf wohnhaft, gef. 21.10.1919 in Gefangenschaft), Menko Oppenheim (geb. 19.7.1885 in Niederaula, gef. 18.5.1917). Ihre Namen stehen auf einer Gedenktafel im jüdischen Friedhof der Gemeinde. Außerdem ist gefallen: David Aschenbrand (geb. 15.3.1876 in Niederaula als Sohn des damaligen Lehrers Salomon Aschenbrand; David war vor 1914 in Rimbach wohnhaft, gef. 16.10.1914).       

Um 1924, als noch 110 jüdische Personen am Ort gezählt wurden (9,2 % von insgesamt etwa 1.200 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Salomon Levi. Als Lehrer, Kantor und Schochet war der bereits genannte Jakob Gans angestellt. Er unterrichtete damals 12 Kinder an der israelitischen Volksschule. An jüdischen Vereinen bestanden die Chewra Gemillut chassodim (1924 unter Leitung von Salomon Levi, 14 Mitglieder), die Chewra Bachurim (1924 unter Leitung von J. Goldmann, 18 Mitglieder), die Chewra Noschim (Frauenverein, 1924 unter Leitung von Minna Steigerwald, 31 Mitglieder; Bericht zum 40jährigen Bestehen 1929 siehe unten), die Agudoh Jugendgruppe (1924 unter Leitung von Rahel Gans), die Chewra Tifereth Beth Haknesset (Synagogenverschönerungs-Verein, gegründet 1897, 1924 unter Leitung von Hermann Apt I, 26 Mitglieder, zum 25jährigen Bestehen 1922 siehe Bericht unten).

Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 100 Personen, 7,8 % von insgesamt 1.310 Einwohnern; im Juni 1933 waren noch 76 jüdische Personen am Ort gemeldet) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Die jüdische Elementarschule wurde 1933 aufgelöst, worauf Lehrer Sally Weinberg die Gemeinde verließ, um darauf eine Stelle in Mönchengladbach anzutreten. Den jüdischen Kinder aus Niederaula, die weiter eine jüdische Schule besuchen wollten beziehungsweise in der Folgezeit keine allgemeine Schule mehr besuchen wollten, mussten nun die jüdische Schule in Bad Hersfeld besuchen. 1936, als die Gemeinde das 100jährige Bestehen ihrer Synagoge mit einer stillen Feier begehen konnte, lebten noch 51 jüdische Personen am Ort. 1938 gab es noch elf jüdische Geschäfts- und Handelsleute in Niederaula; zum 1. Oktober 1938 wurden noch 41 jüdische Einwohner gezählt. Der bereits für 1924 genannte Gemeindevorsteher Salomon Levi (Gastwirt) hatte dieses Amt bis zur Auflösung der Gemeinde 1942 inne.
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge völlig verwüstet, in den Wohnungen von fünf jüdischen Familien wurden die Fenster eingeworfen, Läden heruntergerissen und Türen beschädigt. Bei den Aktionen sprang ein siebenjähriges jüdisches Kind aus dem Fenster eines oberen Stockwerkes und hat sich schwer verletzt. Drei jüdische Männer (Samuel Oppenheim, Benjamin Apt und Hans Blumenthal) wurden in das KZ Buchenwald verschleppt. Die Deportationen setzen am 5. Februar 1941 ein, als zunächst 15 jüdische Personen nach Frankfurt verbracht wurden. Am 1. April 1942 wurden sieben Personen "nach dem Osten abgeschoben", d.h. in ein Vernichtungslager deportiert. Mit der Deportation der letzten beiden jüdischen Einwohner Niederaulas (Karoline und Salomon Levi) im Juni 1942 endete die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Niederaula. 

Von den in Niederaula geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Benjamin (Benno) Apt (1882, Niederaula), Benjamin Apt (1884, später Eldagsen), Berta Apt geb. Rosenberg (1884), Betty Apt geb. Gumpert (1876), Gertrud Apt (1928), Hermann Apt (1874, Niederaula), Hermann Apt (1894, später Hüsten und Köln), Jakob Abt (1869), Jakob Apt (1892, später Arnsberg), Thesy (Tessy-Jettchen) Apt geb. Sommer (1899), Adolf Aschenbrand (1867), Josef Aschenbrand (1865), Siegfried Bär (1925), Jenny Berger geb. Lewi (1903), Hans Hermann Blumenthal (1910), Joel Blumenthal (1938), Rosa Blumenthal geb. Steigerwald (1905), Johanna (Hannchen) Daniel (1874), Bertha Frank geb. Aschenbrand (1874), Lehrer Jakob Gans (1866) und sein Sohn Nathan Gans (1893), Betty Goldmeier geb. Oppenheim (1904), Malchen Goldmeier geb. Levi (1871), Bertha (Bertel) Grünewald geb. Nussbaum (1895), Bertha Guth geb. Weillmeier (1907), Rosa Hahn geb. Nussbaum (1884), Sara Hess geb. Rothschild (1865), Jette (Jettchen) Hirsch geb. Oppenheim (1876), Hannchen Kahnmann geb. Rothschild (1869), Käthe Katz geb. Oppenheim (1908), Mathilde Katz geb. Apt (1878), Minna Katzenberg geb. Plaut (1875), Hetta Krimke geb. Oppenheim (1880), Ida Gretchen (Gütche) Lehmann geb. Levi (1880), Betti Levi geb. Kadden (1896), Jettchen Levi geb. Plaut (1869), Karoline Levi geb. Oppenheim (1877), Marga Levi (1927), Mathilde Levi (1885), Salomon Levi (1871), Samuel Levi (1892), Thekla Levi geb. Nussbaum (1882), Lina Meiberg geb. Jacob (1869), Regina Moses geb. Schamberg (1876), Israel Nussbaum (1886), Moses Max Nussbaum (1891), Siegmund Nussbaum (1883), Siegmund Nussbaum (1883), Grete Oppenheim geb. Rüssmann (1922), Gustav Oppenheim (1875, später Düsseldorf), Gustav Oppenheim (1877, Niederaula), Hedwig Oppenheim (1879), Käthe Oppenheim (), Max Oppenheim (1906), Max Oppenheim (1940), Paula (Pauline) Oppenheim geb. Schaumberg (1891), Rosa Oppenheim geb. Rosenbaum (1882), Ruth Oppenheim (1921), Samuel (Sally) Oppenheim (1882), Selmar Oppenheim (1873), Therese Oppenheim geb. Adler (1878), Hermann Plaut (1909), Martin Moses Poli (1898), Cäcilie (Cilly) Reis geb. Nussbaum (1885), Grete Rüssmann geb. Oppenheim (1922), Hans Schaff (1930), Martin Schaff (1928), Mathilde Scharff geb. Nussbaum (1893), Helene Schaumberg geb. Plaut (1890), Klara Schwab geb. Levi (1872), Jenny Seligmann (1878), Minna Steigerwald geb. Seligmann (1873), Rosa (Röschen) Strauss geb. Levy (1882), Jette Wahl geb. Schaumberg (1880), Paula Weißbach geb. Nussbaum (1887).   
   
Von den in Hattenbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny Berger geb. Seligmann (1869), Malchen Goldmeier geb. Levi (1871), Kallmann Levi (1878), Julius Seligmann (1887), Minna Steigerwald geb. Seligmann (1873), Aron Wertheim (1884), Berta Wiesenberg geb. Levi (1875).   
   
   
  
 
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
   
Aus der Geschichte der Lehrer und der jüdischen Schule    
Jahresversammlung der jüdischen Lehrer Hessens in Bebra mit Erinnerung an den verstorbenen Lehrer Fleischhacker (1874)    

Bebra AZJ 25081874.jpg (461049 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. August 1874: "Kassel, 10. August (1874). [Jahresversammlung der jüdischen Lehrer Hessens zu Bebra]. In dem am Kreuzungspunkt zweier Eisenbahnen günstig gelegenen Bebra fand am 12. Juli dieses Jahres die jährliche Konferenz der jüdischen Lehrer Hessens unter Leitung des Seminarlehrers Dr. Stein aus Kassel statt. Nachdem der Vorsitzende die Anwesenden, etwa dreißig an der Zahl, begrüßt und die Namen derjenigen, die ihre Abwesenheit entschuldigt, verlesen hatte, gedachte derselbe der seit der vorigen Jahresversammlung verstorbenen Lehrer Lewisohn - Langenselbold, Fleischhacker - Niederaula und Plaut - Neustadt. Er hob namentlich die Verdienste Lewisohns hervor, wie derselbe als tüchtiger Lehrer von anerkannter Wirksamkeit dagestanden; wie es nicht leicht eine Frage von erziehlicher oder unterrichtlichter Bedeutung gegeben, die nciht von ihm in Versammlungen und Konferenzen mitberaten worden sei; und wie sich die allgemeine Teilnahme an dem herben Geschick seiner Familie in so erhebender Weisekundgegeben. Auch auch die beiden anderen Verblichenen seien Freunde der öffentlichen Sache und Förderer der gemeinschaftlichen Bestrebungen gewesen. Die Versammlung ehrte ihr Andenken durch Erheben von den Sitzen... 
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken.     

 
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochets 1874 
Die Ausschreibung erfolgte nach dem Tod von Lehrer Moses Fleischhacker im Januar 1874

Niederaula AZJ 14041874.jpg (47343 Byte)Anzeige in "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. April 1874: "Die Stelle eines Elementarlehrers, verbunden mit dem Kantor- und Schächtdienst in der israelitischen Gemeinde zu Niederaula ist sofort zu besetzen. Jährlicher Gehalt: 200 Taler. Nebeneinkommen: 120 Taler. 
Bewerber haben ihre Gesuche und Zeugnisse an die unterzeichnete Stelle zu richten. 
Fulda, am 23. März 1874. Vorsteheramt der Israeliten daselbst."  

        
Lehrer Aschenbrand wechselt von Schmalkalden nach Niederaula (1874)  

Niederaula AZJ 07071874.jpg (47814 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juli 1874: "Baruch Haschem - Gott sei Dank - Zur gefälligen Beachtung! Hiermit erlaube ich mir, allen meinen Freunden, Bekannten und Verwandten die Nachricht zu geben, dass ich durch Reskript Königlicher Regierung zu Kassel vom 1. Juli dieses Jahres an nach Niederaula (Kreis Hersfeld) versetzt bin. Alle Korrespondenzen bitte ich, mir von jenem Datum an nach dort zu adressieren. 
Schmalkalden
, am 9. Juni 1874. Aschenbrand, israelitischer Religions- und Elementarlehrer."

 
Todesanzeige für die Frau von Lehrer Aschenbrand (Schmalkalden 1873)   
Anmerkung: Wenige Monate, bevor Lehrer Aschenbrand von Schmalkalden nach Niederaula wechselte, war seine Frau gestorben, ein Grund für die in folgenden Jahren eintretende Verarmung und Not des Lehrers.  

Schmalkalden AZJ 11111873.jpg (59313 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. November 1873: "Zu beachtende Todesanzeige. Am 1. dieses Monats, am Mittag des Jom Kippur verschied selig in Gott nach vierwöchigem Krankenlager am Nervenfieber, meine geliebte Frau, Fanny geb. Bergfeld, Mutter von 8 noch kleinen Kindern, von denen das älteste 12 1/2 Jahre, das jüngste 6 Monate alt ist. 
Teilnehmenden Freunden, Verwandten und Bekannten dies zur Nachricht, mit Bitte um stille Teilnahme an meinem unermesslichen Verluste, und in der sehr traurigen Lage, in welche ich leider Gottes gekommen. 
Gott der Allmächtige möge ganz Israel vor solchen Schickungen behüten. 
Schmalkalden (in Thüringen), im Oktober 1873. S. Aschenbrand, Lehrer."

      
Aufruf für Spenden für die Lehrerfamilie Aschenbrand (1881)  

Niederaula Israelit 02111881.jpg (89311 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1881: "Aufruf
Der seitherige Lehrer Salomon Aschenbrand hat im Juni vorigen Jahres die hiesige Lehrerstelle niederlegen müssen und ist seit der Zeit außer Stand, seine zahlreiche - 13 Personen zählende - Familie zu ernähren. Die Bedürfnisse für dieselbe sind täglich gar groß, nehmen aber mit dem bevorstehenden Winter noch stark zu. Die hiesige Gemeinde und Umgegend hat die Familie des Aschenbrand schon seit Jahren unterstützt, ist jedoch nicht in der Lage, der Not derselben dauernd abzuhelfen, da sich leider gar zu viele Bedürftige an deren Mitleid wenden. 
Wir appellieren deshalb an den bekannten Wohltätigkeitssinn unserer Glaubensgenossen in Nah und Fern und bitten um Gaben für diese sehr arme und bedürftige Familie, mit dem Bemerken, dass die eingehenden Gelder von dem Unterzeichneten nach bestem Gewissen verwaltet werden. Gaben werden entgegengekommen von Seiner Ehrwürden dem Herrn Provinzial-Rabbinen Dr. Cahn in Fulda, der Expedition dieses Blattes und den Unterzeichneten, die deren Empfang so Gott will in diesem Blatte bescheinigen werden. 
Niederaula, am 23. Oktober 1881. Der Lehrer: Gabriel Oppenheim (früher in Schermbeck). Der Synagogen-Älteste: H. Plaut."
  
Tatsächlich hatte sich Lehrer Aschenbrand bereits Anfang 1880 mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt:  
Niederaula AZJ 19101880.jpg (63492 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1880: "Zur gefälligen Beachtung und Beherzigung! Ich habe 12 Kinder im Alter von 19 Jahren bis zu 5 Monaten abwärts (7 Knaben und 5 Mädchen). Gestatte mir hiermit die flehentliche Anfrage, ob nicht mehrere meiner Kinder, welche sämtlich gesund und gut erzogen sind, in Familien oder Anstalten gegen geringe Vergütung Aufnahme finden können. Das Königliche Bürgermeisteramt zu Niederaula wird über die Wahrheit dieser Angabe gern Auskunft erteilen.
Niederaula (Regierungsbezirk Kassel), am 8. Oktober 1880. Salomon Aschenbrand, israelitischer Lehrer außer Dienst."

  
Lehrer Jakob Gans: Artikel über "Die sexuellen Stellen im Pentateuch-Unterricht" (1908)    

Niederaula Israelit 26031908.jpg (340143 Byte)Der in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1908 erschienene Artikel wird nicht abgeschrieben, da er keinen direkten Bezug zur jüdischen Geschichte in Niederaula enthält; bei Interesse bitte den Text direkt einsehen. 

       
Jakob Gans ist Vorsitzender des Jeschurun Unterstützungsvereines - Aufruf zur Überweisung des Mitgliedsbeitrages in der Inflationszeit (1923)  

Niederaula Israelit 11101923.jpg (30952 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1923: "Niederaula, 10. Oktober (1923). An die Mitglieder des Jeschurun Unterstützungsvereins für Lehrer, Lehrerwitwen und Waisen! Der Monatsbeitrag für Oktober beträgt 2 Millionen, gleich einem Briefporto. Sofortige Überweisung: Postscheckkonto 82 653 Frankfurt am Main an J. Spiro, Fulda.   J. Gans, Vorsitzender". 

     
40-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Jakob Gans in Niederaula (1926)
Anmerkung: Lehrer Jakob Gans ist am 2. September 1866 in Rotenburg an der Fulda geboren als Sohn von Isak Ganz und der Sara geb. Oppenheim. Er war verheirat mit Ester geb. Ehrenreich. Er wurde von Frankfurt aus 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo er umgekommen ist. 

Niederaula Israelit 05101926.JPG (188267 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1926: "Niederaula, 19. September (1926). Dicht gedrängt strömten dieser Tage feierlich gekleidete Männer und Frauen der hiesigen Synagoge zu. Angehörige aller Konfessionen, Vertreter der Staats- und Schulbehörden, Geistliche, zahlreiche Lehrer, viele Freunde und ehemalige Schüler des Lehrers Jakob Gans versammelte sich zu dessen Jubiläum und 58. Geburtstag - eine stattliche Versammlung, die bewies, welch hoher Wertschätzung der Jubilar sich allgemein erfreut. Feierlicher Chorgesang leitete stimmungsvoll die Feier ein. Die jüdische Gemeinde dankte durch den Gemeindeältesten, Herrn Levi, ihrem Lehrer für seine 40jährige erfolgreiche Tätigkeit in der hiesigen Schule und Gemeinde, für seinen klugen Rat und seine Hilfe, besonders in den harten Kriegsjahren. In weihevoller Festpredigt sprach Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn - Fulda von der hohen Bedeutung des israelitischen Lehrers als Kultusbeamten und würdigte die Verdienste des Jubilars und dessen Vorbild für die sittliche Lebensführung in der jüdischen Gemeinde. Für 40jährige erfolgreiche und oft von der Behörde anerkannte Lehrertätigkeit dankte Schulrat Wendling - Hersfeld; Landrat Kirchbaum - Hersfeld brachte zum Ausdruck, dass er sich von der vielseitigen Arbeit und hohen kulturellen Bedeutung des Lehrers in seiner Gemeinde habe überzeugen können. Einen ergreifenden Ausdruck für die Wirkung dieser Erzieherpersönlichkeit auf die Generationen fanden die ehemaligen Schüler durch die Worte des Lehrers Levi - Groß-Krotzenburg und durch die Gründung einer Jakob-Gans-Stiftung für arme, erholungsbedürftige israelitische Kinder. Neben Pfarrer Heppe, hier, sprachen noch Vertreter der Lehrerschaft, so Lehrer Holzhauer für den Kreis- und Bezirkslehrerverein, Lehrer Schaumberg - Neukirchen für die Israelitische Lehrerkonferenz Hessens, Lehrer a.D. Speier - Fulda für den Unterstützungsverein Jeschurun, Lehrer A. Hirschberg - Frankfurt am Main für den Bund gesetzestreuer Lehrer in Deutschland. In tiefer Ergriffenheit und ergreifend dankte Herr Gans für die ihm in Wort und Tat zuteil gewordene Ehrung. Nach einem Schlussgesang versammelten sich die Gäste im Saale der Gastwirtschaft Levi, woselbst ihnen durch die Gemeinde Kaffee und Kuchen gespendet wurde. Heitere Reden würzten das Mahl."
   
Niederaula Israelit 08101926.jpg (203405 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1926: "Niederaula. Der 2. September bildet ein Ruhmesblatt in der Geschichte unserer Gemeinde. Galt es doch einen Mann zu ehren, der durch jahrelange pflichttreue und erfolgreiche Tätigkeit sich ein Denkmal gesetzt, dauernder als in Erz gegossen, bleibender als in Stein gehauen. Unser allverehrter Lehrer, Herr Jacob Gans, feierte unter allgemeiner Teilnahme sein 40jähriges Amtsjubiläum, das sich zu einer eindrucksvollen Feier, zu einem wahren Kiddusch Haschem (Heiligung Gottes) gestaltete. Um 2.30 Uhr versammelten sich sämtliche Gemeindemitglieder und zahlreiche Festgäste in dem im Lichterglanze strahlenden und im Blumenschmucke prangenden Gotteshause. Beim Eintritt des Jubilars sang ein Chor Baruch Haba. Herr Salomon Levi richtete als Vorsteher unserer Gemeinde an die Festversammlung Worte der Begrüßung. Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn - Fulda umriss in einer Rede, die von herrlichen Worten der Tora gewürzt war, die Gestalt eines echten jüdischen Lehrers und wies darauf hin, wie der Jubilar stets bestrebt war, diese Idealgestalt zur Wirklichkeit werden zu lassen. Herr Schulrat Wendelin sprach Herrn Gans im Namen der Schulbehörde Danke und Anerkennung aus, ebenso Herr Landrat Kirchbaum als Vertreter der Staatsbehörde. Es folgt Herr Lehrer Levi - Höchst, der im Namen der ehemaligen Schüler dem verehrten Lehrer in wohl gelungener Rede den Kranz unvergängliche Dankbarkeit zu Füßen legte. Die früheren Schüler des Jubilars glaubten ihren Lehrer am besten dadurch zu ehren, dass sie an seinem Ehrentage eine 'Lehrer-Jacob-Gans-Stiftung' ins Leben riefen, deren Erträgnisse zur Unterstützung erholungsbedürftiger Gemeindekinder dienen soll. Der Ortsgeistliche, Herr Pfarrer Heppe, dankte Herrn Gans für sein stets vorbildliches selbstloses Wirken in der Ortsgemeinde. Herr Lehrer Schaumberg - Neukirchen sprach im Auftrage der hessischen jüdischen Lehrerkonferenz, Herr Holzhauer - Mengshausen für den Bezirkslehrerverein Niederaula, Herr Hirschberg - Frankfurt am Main für den Bund gesetzestreuer jüdischer Lehrer Deutschlands und Herr Spiro - Fulda für den 'Jeschurun'. Voll tiefer Ergriffenheit und ergreifend dankte Herr Ganz für die ihm zuteil gewordene Ehrung. Die Gemeinde hatte sämtliche Gäste zu Kaffee und Kirchen in den Saal der Gastwirtschaft Levi eingeladen. Heitere Toaste würzten das Mahl. Nur zu schnell schlug die Trennungsstunde. Mögen die allseitig zum Ausdruck gebrachten Wünsche, dass es dem Jubilar durch die Gnade Gottes beschieden sein möge, noch recht lange segens- und erfolgreich zu wirken, mit Erfüllung gekrönt werden."

     
Lehrer Jakob Gans tritt in den Ruhestand (1931)  

Niederaula Israelit 08101931.jpg (70958 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1931: "Niederaula, 5. Oktober (1931). Am 1. Oktober trat Herr Lehrer Jakob Gans nach vollendeter 45-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand. Fast diese ganze Zeit war er an der hiesigen jüdischen Volksschule tätig. Zwei Generationen hat er für das Leben herangebildet. Im Lehrervereinsleben stand er an führender Stelle. Er ist Vorsitzender des Vereins 'Jeschurun', gehört dem geschäftsführenden Ausschuss der Israelitischen Lehrerkonferenz Hessens und dem Ausschuss des Verbands der jüdischen Lehrervereine im Deutschen Reiche an. Sowohl die Gemeinde, als seine Schüler und Kollegen werden an diesem Tage dankbar ihres Lehrers und Führers gedenken. Wir wünschen ihm einen gesegneten Lebensabend."   
   
Niederaula Israelit 15101931a.jpg (152160 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1931: "Niederaula. Am 30. September (1931) hatten sich in der Synagoge dahier Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn, Fulda, Herr Schulrat Wendling, Hersfeld, Herr Pfarrer Heppe, der Bürgermeister, der Bezirksverein Niederaula des hessischen Volksschullehrer-Vereins, sowie viele jüdische Kollegen versammelt zur Abschiedsfeier für Kollegen Gans, der am gleichen Tage in den Ruhestand trat. Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn - sein Licht leuchte - knüpfte an die Worte des von Herrn Sonn - Fulda geleiteten Chores an und zeigte, was Gans in mehr als 45-jähriger Tätigkeit in seiner Gemeinde Niederaula geleistet. Im eigenen Namen und im Namen des Vorsteheramtes der Israeliten in Fulda sprach er dem bewährten Lehrer und Führer der Gemeinde Niederaula Dank und Anerkennung aus und ehrte ihn durch Verleihung des Chower-Titels. Schulrat Wendling feierte den 'Lehrer' und überbrachte ein Dankschreiben der Regierung zu Kassel. Auch Grüße des in Urlaub weilenden Landrats übermittelte er. Für die Gemeinde sprach Synagogenältester Levy dem scheidenden Lehrer den Dank der Gemeinde aus. Für den Bezirksverein Niederaula sprach Kollege Hoos, für die israelitische Lehrerkonferenz Hessens, sowie für den Preußen- und Reichsverband Schaumberg-Neukirchen, für 'Jeschurun' und 'Bund' Oppenheim, Rhina, für die Nachbargemeinde Breidenbach Katz - Breidenbach. Nachdem noch ein Vetreter der ältesten Schüler und ein Knabe der Oberklasse ihrem Lehrer (ihre Wünsche) gesagt hatten, ergriff Gans das Wort; jedem einzelnen Redner dankend, betonte er, das ihm seine Anerkennung gebühre, da er ja immer nur getan, was seine - was jedes jüdischen Lehrers - Pflicht sei. Seine Rede klang in dem Wunsch aus, dass ihm wieder ein Nachfolger werden möchte, da die Wiederbesetzung der Stelle infolge der Sparmaßnahmen der Regierung gefährdet sei. Dann folgten wir der Einladung der Familie Gans zu einer Tasse Kaffee in die Suckoh (Laubhütte), während die nichtjüdischen Herren im Hause bewirtet wurden. - Gemeinde, Jeschurun und viele andere ehrten Herrn Ganz durch sinnige Geschenke. Möge ihm noch ein langer, gesegneter Ruhestand im Kreise seiner Familie vergönnt sein. (Alles Gutes) bis 120 Jahre. O.-Rh. (vermutlich: Lehrer Oppenheim, Rhina)."   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 25. September 1931: 
Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit" siehe oben.    

  
Wiederbesetzung der Lehrerstelle mit Lehrer Sally Weinberg (auf 1. Januar 1932) 

Niederaula Israelit 10121931.jpg (50020 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1931: "Niederaula, 7. Dezember (1931). Nach langwierigen Verhandlungen ist es endlich gelungen, die Genehmigung des Ministeriums zur Wiederbesetzung unserer Volksschullehrerstelle, die seit der Pensionierung unseres verehrten Lehrer Gans frei war, zu erlangen. Die Regierung hat vom 1. Januar 1932 ab Herrn Lehrer Weinberg von Flieden nach Niederaula versetzt. Lehrer Weinberg hat vor kurzem sein zweites Lehrerexamen besonders gut bestanden."   

  
Lehrer Sally Weinberg verlässt nach der Auflösung der jüdischen Volksschule die Gemeinde (1933
)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1933: "Niederaula, 27. November (1933). Nachdem die hiesige Volksschule, die etwa 100 Jahre bestanden hat, aufgelöst ist, hat Herr Lehrer Weinberg, der fast 2 Jahre segensreich hier wirkte, die Gemeinde verlassen, um eine Stelle an der privaten Volksschule in Mönchengladbach anzutreten. Die Gemeinde, die ihn schätzen gelernt hat, bedauert seinen Weggang sehr. Schüler und Gemeinde veranstalteten am vergangenen Schabbat-Abend zu seinem Abschied im Saale Levi eine gemütliche Feier, bei der ernste und heitere Vorträge abwechselten."  

   
Tod der Frau von Lehrer Gans - Ester Gans geb. Ehrenreich (1935)   

Niederaula Israelit 03101935.jpg (66548 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Oktober 1935: "Niederaula, 17. September (1935). Heute fand unter großer Beteiligung die Beerdigung der Gattin unseres verehrten Lehrers, Frau Gans geb. Ehrenreich statt. Herr Rabbiner Dr. Cahn schilderte am Grabe die edlen Tugenden der Heingegangenen, die sie als Tochter einer durch Torawissen und Frömmigkeit ausgezeichneten Familie erkennen ließen, und die sie befähigten, ihrem Hause gemeinsam mit ihrem Gatten ein vorbildliches jüdisches Gepräge zu geben. Herr Lehrer Gans zeichnete in seinen erschütternden Abschiedsworten die Treue und Liebe seiner Gattin zu den Kindern und den Geist echten Gemilus Chesed (Wohltätigkeit) auch für die Fernstehenden, der sie auszeichnete. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Lehrer Gans zieht nach 50-jährigem Dienst in Niederaula nach Frankfurt (1935)    

Niederaula Israelit 12121935.jpg (71291 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1935: "Niederaula, 10. Dezember (1935). Dieser Tage hat Herr Lehrer Gans nach 50jährigem Wirken am hiesigen Platze seinen Wohnsitz nach Frankfurt verlegt. Er hat während dieser Zeit als Lehrer und Mittelpunkt der Gemeinde in treuer Pflichterfüllung segensvoll gewirkt und sich die Liebe und Verehrung der Gemeinde errungen. Diese sieht ihn nur mit schmerzlichem Bedauern scheiden. An seiner Seite wirkte seit 25 Jahren der Synagogenälteste Salomon Levi, der ebenfalls das Wohl der Gemeinde stets nach Kräften förderte. Vom Beginn des neuen Schuljahres ab werden die hiesigen Kinder der Hersfelder Israelitischen Volksschule laut Verfügung der Behörde überwiesen. Rabbi Mosche Diamant - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Nitra, 8. Dezember."

     
Todesanzeigen für den in Theresienstadt umgekommenen Lehrer Jakob Gans und Nathan Gans (1944)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 10. März 1944: "Erst jetzt erreichte uns die traurige Nachricht, dass unsere lieben Jacob und Nathan Gans 
(früher Niederaula und Frankfurt am Main) in Theresienstadt verschieden sind.  
Josef Erlebacher und Frau Rachel geb. Gans
  255 Fort Washington Avenue, N:Y. City.  
Sally Gans und Frau Resel Japhet,
89 Arlosoroff Str., Haifa, Pal.  
Isaak Rosenberg und Frau Bella geb. Gans
, General Gouvernement Polen und Enkelkinder.  
  
In Theresienstadt verschied unser geehrter und beliebter Lehrer
Jakob Gans  
früher Lehrer der Jüdischen Gemeinde Niederaula, im 78. Lebensjahre.  
Wir alle, die wir ihn von Jugend auf kannten, betrauern den Verlust eines wertvollen Menschen, der uns Lehrer und Erzieher und der Gemeinde Niederaula Vorbeter und Seelsorger war. Zusammen mit seinen Hinterbliebenen wird es unsere Pflicht sein, Jakob Ganz in dauernder 'Erinnerung zu behalten. 
Die ehemaligen Schüler und Mitglieder der jüdischen Gemeinde Niederaula."     

  
  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   

Antisemiten haben (noch) keine Chance am Ort (1883) 

Niederaula Jeschurun AZ Okt 1883 S709.jpg (33337 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" 1883 S. 709: "Niederaula, 23. September (1883). Ein Versuch, in unserem friedlichen Orte eine kleine Judenhetze in Szene zu setzen, scheiterte an dem gesunden Sinne unserer mittleren Bevölkerung. Die betreffenden Hersfelder Herren, welche hier ihre Sporen verdienen wollten, wurden ganz eindringlich belehrt heimgeschickt."  

  
25-jähriges Jubiläum des Synagogen-Verschönerungsvereines (1922)  

Niederaula Israelit 16031922.jpg (132672 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März 1922: "Niederaula, 25. Februar (1922). Heute am Schabbat Schekalim (Schabbat am 25. Februar 1922 mit der Toralesung Schekalim 2. Mose 30,11-16) feierte der hiesige Synagogen-Verschönerungsverein sein 25jähriges Bestehen. Schon Freitagabend fand in der Synagoge, die in feierliches Tannengrün gehüllt war, festlicher Gottesdienst statt. Schabbos morgen nach Rausch Hachaudesch-Verkündigung (nach Monatsbeginn) gedachte unser Herr Lehrer Gans in schönen kurzen Worten der Bedeutung des Tages. Nach Sabbatausgang versammelten sich die Mitglieder und geladenen Gäste des Vereins zu einer Chewra-(Vereins-)Sude bei Herrn Gastwirt Levi. Zunächst erstattete Herr Hermann Apt einen Rechenschaftsbericht über die verflossenen 25 Jahre und gedachte der Mitglieder, die im Laufe der Jahre besonders durch den Krieg dem Verein entrissen worden waren, worauf sich zum Zeichen des Gedenkens die Anwesenden von ihren Plätzen erhoben. Sodann sprach Herr Andorn über die Entstehung des Vereins, welcher anlässlich eines freudigen Ereignisses in seinem Hause durch Herrn Salomon Levi ins Leben gerufen wurde und feierte diesen nebst dem Vorstand in humorvoller Weise. Zum Schlusse sprach Herr Gans, überbrachte die Glückwünsche der anderen Chewros (Vereine), dem Wunsche und der Hoffnung Ausdruck gebend, dass der Verein noch recht lange bestehe und weiter Gutes vollbringe. Durch Versteigerung des Benschens und weitere Sammlungen, wurden über 600 Mark für wohltätige Zwecke aufgebracht. Eine Nachfeier am Sonntagabend mit Theater und Abendunterhaltung bildeten den Schluss der Veranstaltung, bei welcher Alt und Jung auf seine Kosten kam."  

   
Umstrittenes "Volksstück" zur Einweihung einer Jugendherberge (1927)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 3. Juni 1927:     
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 8. Juli 1927:    

 
40-jähriges Jubiläum des Israelitischen Frauenvereins (1929) 

Niederaula Israelit 27061929.jpg (58668 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1929: "Niederaula, 14. Juni. Am Lag Baomer feierte im Saale der Gastwirtschaft Levi der Israelitische Frauen-Verein das Jubiläum seiner 40jährigen Bestehens. Nach einer Begrüßungsansprache durch die Vorsitzende des Frauenvereins, Frau Lottchen Andorn, sprach Frau Ros Deutsch einen Prolog, dem Darbietungen einiger Schülerinnen und die Festrede des Lehrers Gans folgten. Während der folgenden Kaffeetafel trugen Frau Paula Oppenheim, Frau Selma Speier und Frau Rosa Deutsch durch Vorträge zur Erhöhung der fröhlichen Stimmung bei, die den Verein und seine Gäste noch lange zusammen hielt".   

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Goldene Hochzeit von Joseph Oppenheim I und Fanni geb. Stoll (1928)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1928: "Niederaula, 19. August (1928). Ihre goldene Hochzeit feiern am 29. August das Ehepaar Joseph Oppenheim I und Fanni geb. Stoll. Das Ehepaar erfreut sich noch großer Rüstigkeit. Herr Oppenheim fungiert noch zeitweise als stellvertretender Vorsänger."  
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 24. August 1928:   
Ähnliche Mitteilung wie im "Israelit" siehe oben.  

  
Silberne Hochzeit von David Jakob und Fanny geb. Katz (1928)
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1928: "Niederaula, 15. Oktober (1928). Am 21. Oktober feiern Herr David Jakob und Ehefrau Fanny geb. Katz das Fest der silbernen Hochzeit. Aus diesem Anlass spenden sie der Gemeinde eine neue Torarolle, welche, von Herrn Färber in Frankfurt geliefert, an diesem Tage mit entsprechender Feierlichkeit übergeben wird."  
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 26. Oktober 1928: "Niederaula. In äußerst rüstiger Weise feierte am vergangenen Sonntag das Ehepaar David Jakob nebst seiner Gemahlin Fanny geb. Katz, das Fest der silbernen Hochzeit. Aus diesem Anlass stiftete das Jubiläumspaar der hiesigen Synagogengemeinde eine 'Sefer Thora' (Torarolle), deren feierliche Weihe und Übergabe am Silberhochzeitstage erfolgte. Mögen dem glücklichen Paare auch weiterhin frohe und segensreiche Tage beschieden sein, um auch das Fest der 'Goldenen' in gesunder und frischer Weise dereinst begehen zu können."   

    
Zum Tod von Isaak Goldmeier (1930)  

Niederaula Israelit 31071930.jpg (121335 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1930: "Niederaula, 27. Juli (1930). Am vergangenen Sonntag, dem 24. Tammus (= 20. Juli 1930) starb im Krankenhaus in Fulda Herr Isaak Goldmeier von hier im 59. Lebensjahre. Erschüttert trauern an seinem Grabe die Familie, seine Freunde und die hiesige Gemeinde. Denn er war Mittelpunkt seiner ganzen Familie und seiner Freunde, wie er, ohne ein Amt in der Gemeinde zu besitzen, Mittelpunkt und eine der Hauptstützen der Gemeinde war. Ein selbstloser, treuer, besonnener Berater und Helfer in der Not, auf dessen Rat man stets gern höre, von echter Gottesfurcht beseelt und stets zu Werken von Gerechtigkeit und Wohltätigkeit bereit. Sein Haus war durchreisenden Armen stets gastlich geöffnet. auch sie haben viel an ihm verloren. Als Parnas (Vorsteher) der Chewrat Bachurim (Männerverein) hat er jahrzehntelang diese eifrig gefördert und wohl absichtlich in dieser keinen Lehrvortrag versäumt, wie er auch stets ein regelmäßiger Besucher in Schul war. Von einer allgemeinen Wertschützung zeugte die große Beteiligung auch Andersgläubiger bei seiner Beerdigung. Herr Lehrer Gans  zeichnete am Grabe in bewegten Worten ein Lebensbild des Verstorbenen, während Herr Lehrer Levi aus Höchst am Main als Verwandter dem Schmerze der Familie um den mit einem guten Herzen ausgezeichneten Manne innigen Ausdruck verlieh. Sein Hinscheiden hat in Familie und Gemeinde eine schwer ausfüllbare Lücke gerissen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 1. August 1930: "Niederaula. Hier starb Herr Isaak Goldmeier im 59. Lebensjahre. Familie, Gemeinde und die Wohltätigkeits- und Lernvereine, denen er vorstand, sind durch sein Hinscheiden in tiefe Trauer versetzt. Unter großer Beteiligung wurde er Dienstag bestattet. Lehrer Gans und als Verwandter Lehrer Levi aus Höchst am Main widmeten warm empfundene Nachrufe."     

      
Zum Tod von Dorette Seligmann geb. Löwenstein (ursprünglich aus Hattenbach, 1931)  

Niederaula Israelit 15101931.jpg (82501 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1931: "Niederaula, 10. Oktober. Am Hoschana-Rabba-Abend (2. Oktober 1931) verschied hier im gesegneten Alter von 87 Jahren Frau Dorette Seligmann geb. Löwenstein. Mit ihr ist eine Frau dahingegangen, die ihr Haus, früher in Hattenbach, später hier, zu einem Abrahams-Haus zu machen verstanden hatte, in dem weitestgehende Gastlichkeit waltete und Wohltätigkeit in schönster Weise geübt wurde. Von inniger Frömmigkeit getragen, ertrug sie im festesten Gottvertrauen die Beschwerden des Alters mit Heiterkeit. Jahrzehntelang genoss sie als Vorsitzende der Chewra Naschim (Frauenverein) das Vertrauen ihrer Mitschwestern. Bis zu ihrem Lebensende war ihr Geist klar geblieben und ließ sie an allen Geschehnissen des Tages lebhaften Anteil nehmen. Am Simchat-Tora (4. Oktober 1931), ihrem 87. Geburtstage, haben wir sie in stillem Schmerz zu Grabe getragen. Das Andenken an die Gerechte ist zum Segen."    
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 16. Oktober 1931:"Niederaula. Im 87. Lebensjahr verschied Frau Dorette Seligmann geb. Loewenstein. Jahrzehntelang widmete sie sich als Vorstehende mit großem Interesse den Aufgaben der Frauenvereinigung. Von innigster Frömmigkeit beseelt, war sie eine Wohltäterin der Armen. An ihrem 87. Geburtstage, am Simchas Thora, wurde sie zur letzten Ruhe gebettet."        

   
25-jähriges Jubiläum von Salomon Levi als Synagogenältester und Vorstand der Chewra Bachurim (1936)  

Niederaula Israelit 06021936.jpg (49643 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Februar 1936: "Niederaula, 3. Februar (1936). Am Schabat Paraschat Jitro (Schabbat mit der Toralesung Jitro = 2. Mose 18,1-20,23) - 15. Februar - feiert Herr Salomon Levi sein 25jähriges Jubiläum als Synagogenältester und Vorstand der Chewra Bachurim. Er hat es verstanden, in den schweren Kriegs- und Nachkriegszeiten das Schifflein der Gemeinde friedlich und ruhig mit sicherer Hand zu leiten. Möge er - bis 120 - noch das Glück haben, unter göttlichem Beistand auch jetzt in der für eine kleine Gemeinde besonders schweren zeit die Gemeinde und ihre Institutionen zu erhalten."  

    
Hinweis auf den aus Niederaula stammenden Lehrer Jacob Apt (1869-1942 )  
Jacob Apt ist als zweites von sechs Kindern des Viehhändlers Wolf Apt und seiner Frau Röschen geb. Ballin am 9. Juli 1869 in Niederaula geboren. Er war seit 1893 Lehrer und Kantor der jüdischen Gemeinde Pattensen. Seit 1893 war er verheiratet mit Rieckchen geb. Cohen aus dem ostfriesischen Wittmund. Bis zu seiner Zurruhesetzung 1930 blieb er Lehrer und Kantor in Pattensen. Seit diesem Jahr wohnte er in Hannover, kam aber weiterhin regelmäßig als Lehrer und Schochet (nach dem Handbuch der Gemeindeverwaltung 1932) nach Pattensen. Am 23. Juli 1942 wurde er von Hannover aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wenig später in das Vernichtungslager Maly Trostinec, wo er ermordet wurde.           

Postkarte aus der Familie von 
Victor Cohen aus 
Saarbrücken an Jacob Apt 
in Pattensen (1924)  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim / Ries) 
 Saarbruecken Dok 190.jpg (202494 Byte) Saarbruecken Dok 190a.jpg (191136 Byte) 
Die Karte mit Grüßen zum (jüdischen) Neujahr wurde am 28. September 1924 aus der Familie von Victor Cohen (Saarbrücken) verschickt, der sich nach dem rückseitigen Text damals zur Kur (?) in Bad Nauheim befand (gestorben am 21. Juli 1925 und beigesetzt im jüdischen Friedhof Saarbrücken, Dokumentation Steinheim-Institut). Die Bemerkung auf der Rückseite, " Victor bleibt noch 8 Tage, er fühlt sich ganz wohl, wenn es nur standhält ", lässt vermuten, dass er gesundheitliche Probleme hatte. Der Empfänger der Karte war der oben genannte Lehrer Jacob Apt in Pattensen. Er war ein Schwager von Victor Cohen. Seine Frau Rieckchen geb. Cohen war eine Schwester von Victor Cohen. Der letzte Gruß auf der Vorderseite in Sütterlin-Schrift zeichnet eine Trude. Victor Cohen hatte eine Tochter mit Namen Trude. 
Link: auf der Website www.juden-in-pattensen.de eine Seite zum "Lebensweg von Jacob Apt".   
 
Lehrer Jacob Apt tritt in den Ruhestand (1930 in Pattensen)  
Pattensen Israelit 14081930.jpg (65706 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1930: "Pattensen (Leine), 12. August (1930). Der 12. Juli war ein Ehrentag für unseren bisherigen Lehrer Jacob Apt und seine Gattin. Nach 37-jähriger reichgesegneter Tätigkeit tritt Herr Apt als Volksschullehrer in den Ruhestand. Die Gemeinde ehrte ihren scheidenden Lehrer und Führer in erhebender Weise. Der Oberschulrat bei der Regierung zu Hannover, sowie der Kreisschulrat, hatten Herrn Apt den Dank der Regierung sowie ihre persönlichen Wünsche für die Zukunft ausgesprochen. Möge es Herrn Apt vergönnt sein, noch lange Jahre in Gesundheit und Wohlergehen im wohlverdienten Ruhestande zu verbringen."  

 
Hinweis auf den aus Hattenbach stammenden Lehrer Kalmann Levi
Quelle: Seite https://frankfurt.de/de-de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-in-hoechst/familien/levi-rosa-und-kalmann-und-frank-else.
Kalmann Levi
(geb. 1878) war Lehrer, Kantor in (Frankfurt) - Höchst am Main und stammte aus Hattenbach. Er war verheiratet mit Rosa Levi aus Altena. Sie lebten von 1909 bis 19. November 1938 in der Leverkuserstraße 9 in Höchst und hatten drei Töchter: Betty, geb. 18. Februar 1906, Else und Lotti, geb. 1919. Mit ihnen zusammen lebte auch der Vater von Rosa Levi, Moses Friesem, der als Gemeindeältester der Jüdischen Gemeinde tätig war. Kalman Levi war Kantor und Schächter der Gemeinde sowie seit 1904 Religionslehrer am Gymnasium und Lyzeum. Rosa Levi leitete die israelitische Frauenvereinigung. Texte zu Lehrer Kalmann Levi in der Seite zu Höchst.   
  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen   
Anzeige der Färberei A. Plaut Söhne (1875)       

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. August 1875: "In unserer Färberei kann ein Lehrling, jüdischer Konfession, zu den besten Bedingungen Aufnahme finden.  
Auch findet ein Färbergehilfe vom Oktober dieses Jahres an dauernde Beschäftigung. 
Sabbat und Feiertage ist das Geschäft geschlossen. 
 Niederaula, Regierungsbezirk Kassel.  A. Plaut Söhne."   

 
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes von Jacob Nussbaum (1890)   

Niederaula Israelit 17111890.jpg (35250 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1890: "Für mein Schabbat und Feiertag streng geschlossenes Manufakturwaren-Geschäft suche einen mit der Landkundschaft vertrauten Commis, sowie einen Lehrling. Offerten mit Zeugnissen, jedoch ohne Marken, an Jacob Nußbaum, Niederaula (Regierungsbezirk Kassel)."  

   
Anzeige des Tuch-, Manufaktur-, Modewaren und Nähmaschinengeschäftes Louis Steigerwald (1901) 
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juni 1901: "Suche 
einen tüchtigen jungen Mann für Laden und kleine Landtouren, der mit der Tuch-, Manufaktur-, Modewaren- und Nähmaschinenbranche vollständig vertraut ist. Gehalt nach Übereinkunft. Samstags und israelitische Feiertage streng geschlossen. Die den Kreis Hersfeld schon länger bereits haben, erhalten den Vorzug. 
Louis Steigerwald,
 
Tuch-, Manufaktur-, Modewaren und Nähemaschinen, 
Niederaula, Kreis Hersfeld."   

    
Anzeige von Witwe Rös'chen Jacob (1903) 

Niederaula Israelit 10121903.jpg (48819 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1903: "Für meinen 17-jährigen Sohn, der 1 1/2 Jahre in einem Landesprodukten-, Eisen- und Fettwarengeschäft als Lehrling war, seine Lehrzeit wegen eines Beinbruchs unterbrechen musste, suche, nachdem derselbe vollständig wieder geheilt, anderweit als Lehrling Stellung. 
Witwe Rös'chen Jacob, Niederaula."  

      
Verlobungsanzeige für Therese Japhet und Sally Gans (1920)     

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. April 1920: 
"Therese Japhet - Sally Gans. Verlobte. 
Frankfurt am Main, Fichtestraße 18.  Niederaula - Frankfurt am Main. 
Zu Hause 17. und 18. April."    


Verlobungsanzeige für Bella Gans und Isaak Rosenberg (1922) 

Niederaula Israelit 19101922.jpg (36541 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1922: Statt Karten - 
Gott sei gepriesen - Bella Gans - Isaak Rosenberg. Verlobte. Simchat Tora 5683 (15. Oktober 1922). 
Niederaula / Frankfurt am Main - Rosenthal / Frankfurt am Main. Empfang: 21. und 22. Oktober, Fichtestraße 18 p."  

         
Verlobungsanzeige von Klärchen Baruch und Max Apt (1928)   

Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 4. Mai 1928: 
"Klärchen Baruch - Max Apt
Verlobte. 
Kassel  -  Niederaula Kreis Hersfeld. Mai 1928".    

      
 
 
  
      
Zur Geschichte der Synagoge                 
    
1806 wird erstmals eine "Judenschul" beziehungsweise Synagoge in Niederaula genannt. Es handelte sich vermutlich um einen Betsaal in einem der jüdischen Häuser.

1836 wurde eine neue Synagoge erstellt. Dazu konnte die jüdische Gemeinde das Backhaus des Ortes erwerben und dies zu einer Synagoge umbauen. Erstellt wurde ein zweigeschossiger Bau auf rechteckigem Grundriss mit einem Satteldach, in dem sich neben dem Betsaal auch die Lehrerwohnung und die Schule befanden. Die Synagoge hatte etwa 60 Sitzplätze. Am 11./12. November 1836 (Schabbat Paraschat Toledot) konnte die Synagoge eingeweiht werden. Hundert Jahre später erschienen anlässlich des 100jährigen Bestehens der Synagoge zwei Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit": 

Niederaula Israelit 12111936.jpg (68310 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1936: "Niederaula, 10. November (1936). Am Schabbos Paraschat Toledot (= Samstag, 14. November 1936) sind es 100 Jahre, dass die hiesige Synagoge eingeweiht wurde. Der Ernst der Zeit verursacht, dass man von jeder Feier absieht. Wie sehr man hier auch vor hundert Jahren sparen musste, ergibt sich daraus, dass die Synagoge aus einem von der Dorfgemeinde erworbenen Backhaus zu einer Synagoge umgebaut wurde, wobei die Mitglieder selbst Hand anlegen mussten und das Baumaterial von weit her zum Teil auf der Schulter herbeitrugen. Die Gemeinde, die zu den ältesten in Hessen gehört, denn schon im Jahre 1503 wohnten hier Juden unter dem Schutze des Abtes in Hersfeld, zählte 1885 bei etwa 200 Seelen 53 Schüler und ist jetzt auf 51 Seelen und 4 Schüler zusammen geschmolzen.  Jk."
 
Niederaula Israelit 19111936.jpg (22355 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1936: "Frankfurt am Main. Die Synagoge in Niederaula (Hessen) besteht 100 Jahre. Die jüdische Gemeinde, die zu den ältesten in Hessen gehört, geht auf das Jahr 1503 zurück. Sie zählt jetzt 51 Seelen."

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA-Leute geschändet und völlig demoliert. U.a. wurden auch die Torarollen aus dem Toraschrein gerissen und auf die Straße geworfen. Die Inneneinrichtung wurde völlig verwüstet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Synagogengebäude als Unterkunft für Kriegsgefangene zweckentfremdet. Nach dem Krieg waren einfache Wohnungen und von 1952 bis 1956 die katholische Kirche eingerichtet. 

Das Synagogengebäude wurde 1973 abgebrochen.

Die Diskussion um die Anbringung eines Gedenksteines für die jüdische Gemeinde gestaltete sich in Niederaula sehr schwierig. 1989 ließ der damalige Pfarrer Brauer von der evangelischen Kirchengemeinde in eigener Verantwortung eine Gedenktafel für die ehemalige jüdische Gemeinde in Niederaula in der evangelische Kirche aufhängen, weil in den Diskussionen, die dem Gedenken zum 9. November 1988 folgten, sich die Gemeinde-Gremien in Niederaula nicht verständigen konnten, ob an der Stelle der ehemaligen Synagoge eine Gedenktafel oder ein Gedenkstein angebracht werden soll. 

Es dauerte 17 weitere Jahre, bis es zur Aufstellung eines Gedenksteines für die ehemalige Synagoge kam. 65 Jahre nach der letzten Deportation von zwei Juden aus Niederaula (Karoline und Salomon Levi) wurde der Gedenkstein am 5. September 2007 enthüllt.   
    
    
Adresse/Standort der Synagogeunweit der Kirche; Bahnhofstraße 13       
    
    
Fotos
(Quelle: obere Fotozeile und mittlere Zeile links aus Altaras 1988 S. 42; die übrigen Fotos aus dem Artikel Osthessen-News.de vom 5.9.2007

Historische Aufnahme 
aus den 1930er-Jahren
Niederaula Synagoge 110.jpg (81580 Byte) Niederaula Synagoge 111.jpg (64430 Byte)
  Die nahe der Kirche stehende Synagoge in Niederaula 
      
Die ehemalige Synagoge als Kirche und Wohnhaus in den 1960er-Jahren   
Niederaula Synagoge 112.jpg (74984 Byte) Niederaula Synagoge 203.jpg (38238 Byte) Niederaula Synagoge 202.jpg (50447 Byte)
Die ehemalige Synagoge als katholische Kirche / Wohnhaus in den 1950er/1960er-Jahren  
     
Abriss der ehemaligen Synagoge
im März 1973 
(Aus der Sammlung des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen LAGIS mit
 Quellenangabe: Fotosammlung Hans und
 Katharina Hartwig, Niederaula Bild Nr. 1411)
Niederaula Synagoge 190.jpg (258940 Byte)   
         
            
Die Einweihung des Gedenksteines am 5. September 2007
(Bilder vorläufig aus www.osthessen-news.de eingestellt))
  
Niederaula Synagoge 212.jpg (65238 Byte) Niederaula Synagoge 200.jpg (62089 Byte) Niederaula Synagoge 201.jpg (60924 Byte)
 Enthüllung des Gedenksteines 
      
Gedenkstein am Synagogenstandort
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 14.9.2008)
Niederaula Synagoge 171.jpg (79181 Byte) Niederaula Synagoge 175.jpg (82033 Byte)
  Zur Orientierung vergleiche die obigen
 Ansichten aus den 1950er-Jahren
Der Gedenkstein steht hinter dem 
Schild der Bushaltestelle
     
Der Gedenkstein Niederaula Synagoge 172.jpg (103192 Byte) Niederaula Synagoge 174.jpg (86864 Byte)
  Gedenkstein mit der Inschrift "Zur Erinnerung an die bis 1942 in Niederaula lebenden Juden. 
Hier stand bis 1973 die Mitte des 19. Jahrhunderst erbaute Synagoge der jüdischen Gemeinde
 Niederaula. Dieser Gedenkstein soll an das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen
 und Mitbürger erinnern."

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Mai 2010: Rundgang auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Niederaula   
Artikel in den "Osthessen-News" vom 11. Juli 2010 (Artikel): "'Legalisierter Raub' - Orte jüdischer Geschichte und jüdischen Lebens 
NIEDERAULA.
Am Sonntag, 13. Juni, um 14:30 Uhr lädt Heidi Rößing alle Interessierten zu einem Rundgang zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Niederaula ein, die bis 1933 zu den größten Gemeinden im damaligen Kreis Hersfeld zählte. Treffpunkt ist der Eingang der Evangelischen Kirche.
Unweit der Kirche stand die Synagoge, der Mittelpunkt jüdischen Lebens. Hier waren auch die Schule und die Mikwe untergebracht. Im größeren Umkreis lebten die meisten Juden des Dorfes. Gleich neben der Synagoge stand das Lehrerwohnhaus. Als Jakob Gans 1886 seinen Dienst als Lehrer an der israelitischen Elementarschule antrat, hatte er neben dem Amt als Vorbeter und Vorsänger auch den Schächterdienst zu versehen und 50 Kinder zu unterrichten..."      
  
  

    
     
Links und Literatur

Links:  

bulletSeiten zur jüdischen Geschichte von Niederaula auch bei www.hassia-judaica.de   
bulletArtikel anlässlich der Einweihung des Gedenksteines in Niederaula in den Osthessen-News.de vom 5.9.2007     
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Niederaula (interner Link)  
bulletArtikel von 2004: "Schüler entwerfen Text für Gedenktafel - Erinnerungen an den Standort der ehemaligen Synagoge in Niederaula" (pdf-Datei) 
bulletWebsite der Freiwilligen Feuerwehr Niederaula: Seite zur Geschichte mit zahlreichen Namen jüdischer Feuerwehrleute  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Niederaula 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Niederaula 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Niederaula sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,622   Verzeichnis der gewerbetreibenden Juden von Niederaula und deren Einnahmen 1808 - 1937: Verzeichnis jüdischer Männer und ihrer Söhne mit Angabe von Beruf und Geburtsdaten  1808 - 1856; Erlös aus dem Ständeverkauf (Plätze in der Synagoge) von jüdischen Männern und Frauen in Niederaula 1807 - 1937; enthält auch Angaben zu Personen in Hattenbach  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v290043       
HHStAW 365,619   Geburtsregister der Juden von Niederaula  1820 - 1901;  enthält auch Angaben zu Personen in Frielingen und Hattenbach      https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1900008        
HHStAW 365,620   Trauregister der Juden von Niederaula  1825 - 1901; enthält auch Angaben zu Personen in Frielingen und Hattenbach   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3926570           
HHStAW 365,621   Sterberegister der Juden von Niederaula   1825 - 1901; enthält auch Angaben zu Personen in Frielingen und Hattenbach   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4782882      

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 131-132.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 155.
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 41-42.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 42.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 64-65.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 520-522. 
bulletJohann Heinrich Kumpf: Wohl die älteste Person des Deutschen Reichs stammte aus Momart. Zur Geschichte der jüdischen Familien Bergfeld in Momart und Michelstadt, May in Roßdorf sowie Aschenbrand in Niederaula, Rimbach und Frankfurt am Mein. In: "gelurt". Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2022. Hrsg. vom Kreisarchiv des Odenwaldkreises. Erbach/Odw. 2022. S. 99-116. Online zugänglich (pdf-Datei).  

     
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Niederaula  Hesse-Nassau. Established in 1735, the community dedicated a synagogue in 1836 and ran an elementary school from 1868 to 1933. The community numbered 145 (14 % of the total) in 1885 and 100 (8 %) in 1925-33. Nazi persecution forced many Jews to leave before Kristallnacht (9-10 November  1938), when the synagogue and Jewish property were vandalized. By 1941, 34 Jews had emigrated, nine were deported in 1942." 
    
      

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

   

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020