Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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links: frühere Bekrönung des Toraschreines der Synagoge in Rotenburg (siehe Beitrag unten)  

 

Rotenburg an der Fulda (Kreis Hersfeld-Rotenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Zur jüdischen Geschichte in Rotenburg an der Fulda siehe die Seiten bei  
www.hassia-judaica.de  sowie  
www.mikwe.de (Förderkreis Ehemaliges Ritualbad Rotenburg - Gedenk- und Begegnungsstätte Rotenburg a.d.F.)

         

Bei "Alemannia Judaica" finden Sie:  

bulletEinige Berichte / Anzeigen zu Rotenburg aus jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhundert  
Aus der Geschichte des Rabbinates 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Aus der Geschichte der Synagoge    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Sonstiges   
Kennkarten aus der NS-Zeit     
bulletFotos  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
bulletLinks und Literatur   
bulletA short english article on the jewish history of Rotenburg an der Fulda   

    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte des Rabbinates    
Rabbiner Liebmann Gersfeld kommt als Kreisrabbiner nach Rotenburg (1851)
 
Anmerkung: Rabbiner Liebmann Gersfeld (geb. 1808 in Gelnhausen, gest. 1876 in Marburg): studierte bei den Rabbinern M.T. Sontheim in Hanau und Callmann Mengeburg in Darmstadt und wurde ordiniert von Seckel Wormser in Michelstadt, anschließend Studium an der Universität Marburg und Unterricht bei Rabbiner Gosen; 1836 Lehrer in Gelnhausen und zweiter Rabbiner an der Seite von Hirsch Kunreuther; 1845 Kreisrabbiner in Rodenburg im Kreis Schaumburg, 1851 bis 1862 Kreisrabbiner in Rotenburg/Fulda (verheiratet seit 1852 mit der 1831 in Rotenburg geborenen Kaufmannstochter Dorchen Wertheim), seit 1862 bis zu seinem Tod 1876 Provinzialrabbiner für Oberhessen in Marburg.   

Artikel in der Zeitschrift "Der Zionswächter" vom 7. November 1851:  "Rotenburg, am 22. Oktober (1851). Das Wichtigste des Unwichtigsten hat sich hier dadurch ereignet, dass wir, nachdem lange Jahre unser Rabbinersitz verwaist war, einen neuen Rabbinen vor einigen Wochen in der Person des Herrn L. Gersfeld erhielten, und derselbe durch einige Predigten, die er gehalten, unserer Gemeinde sehr gefallen hat. - Sollte die Besetzung dieser Stelle mit der gedachten Persönlichkeiten Jemanden auffallend erscheinen, so diene ihm zur Nachricht, dass wir hier schnell zugreifen mussten, aus Furcht, den Herrn G. Landau zu erhalten. - Im Übrigen ist der Neugewählte ganz für unsere Gemeinde passende, und diese für ihren jetzigen Rabbinen, dem ja ein alter langtönender Ruf vorausging."    

      
Kreisrabbiner Liebmann Gersfeld aus Rotenburg wird Provinzialrabbiner für die Provinz Oberhessen in Marburg (1862)

Rotenburg adF 13051862.jpg (116320 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Mai 1862: "Aus Oberhessen (Kurhessen), Ende April. Die Besetzung der ausgeschriebenen Provinzialrabbinerstelle für die Provinz Oberhessen hat endlich stattgefunden. Hohe Regierung hat den Herrn Gersfeld, bisherigen Kreisrabbiner in Rotenburg an der Fulda, zum Provinzialrabbinen bestellt und damit wohlweislich eine Agitation beendet, welche nicht immer das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden wusste. Möge die Wirksamkeit des neuen Herrn Provinzialrabbinen eine recht segensreiche werden. Es ist in den israelitischen Kultusverhältnissen unserer Provinz so manches zu ordnen, was einer kräftigen Hand bedarf. So die Einführung einer gleichmäßigen Synagogenordnung, indem man dem dem jetzigen Zustande wohl sagen kann: 'ein jeder tat, was in seinen Augen recht war' (Zitat aus Richter 17,6, gemeint: es herrschen willkürlich Zustände); so die Beschränkung der Schochtim (Schächter), deren Zahl Legion ist; so der sich immer mehr als höchstes Bedürfnis erweisende Anschluss unserer Provinz an das israelitische Lehrerseminar in Kassel etc. etc. 
Aus gemachter Erfahrung möchte ich alle diejenigen, welche eine Torarolle schreiben lassen, darauf aufmerksam machen, kein lackiertes Pergament hierzu verwenden zu lassen, wie solches jetzt in den Fabriken bereitet wird, indem solche Torarollen durch Abspringen des Lackes nicht nur leicht schadhaft, sondern oft ganz unbrauchbar werden. Auch wird dieses lackierte Pergament meistens aus Schaffellen bereitet. B.H." 

    
Kreisrabbiner Isaac Strauß und Frau feiern die Silberne Hochzeit (1893)  
Anmerkung: Isaac Strauss (geb. 1837 in Amöneburg, gest. 1915 in Frankfurt am Main): studierte an der Jeschiwa von Mendel Rosenbaum in Zell bei Würzburg und an der Universität, später Studium an der Schule von Esr. Hildesheimer in Eisenstadt, Burgenland; seit 1860 Kreisrabbiner für die Kreise Kirchhain und Ziegenhain, dann als Gehilfe des Rabbiners in Marburg, 1865 bis 1901 Kreisrabbiner und erster Schullehrer in Rotenburg/Fulda.       

Rotenburg adF Israelit 09101893.jpg (87612 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1893: "Rotenburg a.d. Fulda, 14. September (1893). Sonnabend den 9. September (1893) feierten Herr Kreisrabbiner Strauß und Gemahlin das schöne Fest ihrer silbernen Hochzeit. Die Nachricht hiervon verbreitete sich erst in letzter Stunde, denn in seiner gewohnt bescheidenen Weise wollte das Jubelpaar dasselbe nur im engsten Familienkreise begehen. Nun gestaltete es sch jedoch zu einem Feste der ganzen Gemeinde, welche den Anlass gern benutzt, die Liebe und Dankbarkeit für ihren verehrten Lehrer mit Aufmerksamkeiten aller Art zum Ausdruck zu bringen. Herr Kreisrabbiner Strauß hat sich um die Neubelebung des religiösen Sinnes und um die Erziehung der Jugend in unserer wie in den übrigen ihm unterstellten Gemeinden große Verdienste erworben, welche bereits vor einigen Jahren anlässlich seines 25jährigen Amtsjubiläums und jetzt wieder in den herzlichsten Ovationen, denen nciht ein einziges Mitglied unserer großen Gemeinde fern blieb, dankbare Anerkennung gefunden haben."

    
Kreisrabbiner Isaac Strauß legt sein Amt nieder und zieht nach Frankfurt (1901)
   

Artikel in der vom 9. September 1901: "Rotenburg a. Fulda, im Elul. Nach einer ersprießlichen Tätigkeit von fast vier Jahrzehnten legte Herr Kreisrabbiner J. Strauß sein Amt nieder, um nach Frankfurt am Main überzusiedeln. Herr Rabbiner Strauß war während dieser Zeit eifrig bemüht, durch Tat und Wort für unsere heilige Lehre einzutreten und der Gemeinde, wie dem Kreis Rotenburg, den Ruf der Frömmigkeit, den sie immer genossen, zu erhalten. In selbstlosester Weise unterrichtete er die Jugend täglich und war - unterstützt von seiner allgemein beliebten Gattin - stets bereit, den Armen helfend und ratend zur Seite zu stehen. Möge die Gemeinde der Worte, die ihnen ihr Leiter zum Abschied zurief  bleibt beständig mit dem Herrn, Eurem Gott stets eingedenk sein, als ehrendes Zeichen für sich selbst und als ein kleiner Beweis der Dankbarkeit für die ernste und aufrichtige Arbeit ihres scheidenden Oberhauptes. Herrn Rabbiner Strauß aber wünschen wir einen schönen Lebensabend im Kreise seiner Familie und Gesinnungsgenossen in der Mainstadt."  

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule      
 
Anmerkung: In Rotenburg bestand eine jüdische Elementarschule. Um 1866 wird als Lehrer E. Stern genannt (Quelle). Von 1867 (?) bis 1900 war als Lehrer Jacob Cornelius in der Gemeinde tätig (zuvor vermutlich in Netra). Im Schuljahr 1868/69 unterrichtete er 46 Kinder, 1880 68, 1890/91 noch 51 beziehungsweise 42 Kinder. Nach der Pensionierung von Lehrer Cornelius im Jahr 1900 war als Lehrer Baruch Rosenstein tätig (zuvor Lehrer in Herleshausen). Er unterrichtete 1908 noch 22 Kinder. 1913 wurde die Elementarschule aufgelöst, danach wurde in Rotenburg noch jüdischer Religionsunterricht erteilt. 1934 gab es noch 12 schulpflichtige Kinder in der Gemeinde, die durch den jüdischen Lehrer B. Stiefel aus Baumbach unterrichtet wurden.  
  
Aus der Zeit des Privatlehrers Wolf und des Rabbiners Israel Beer Levita in Rotenburg (um 1818/1819; Artikel von 1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 7. Januar 1927: "Lehrermangel in Kurhessen.
Bekanntlich ist in der Nachkriegszeit in vielen jüdischen Gemeinden ein recht bedenklicher Lehrermangel eingetreten, dessen Gründe ja allgemein bekannt sind. In Kurhessen hatten wir im ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts die gleichen Verhältnisse bei grundverschiedener Ursache. Damals gab es bei uns in Stadt und Land eine recht dichte jüdische Bevölkerung mit großer Kinderzahl. Die Errichtung von jüdischen Schulen mit zeitgemäß gebildeten Lehrern durch das Königlich Westfälische Konsistorium der Israeliten hatte kaum einen recht bescheidenen Anfang gemacht, als er schon aufhörte. Wohl konnten die Kinder die Schulen der Christen besuchen, aber für einen Religionsunterricht war nicht gesorgt; es fehlten die hierzu fähigen Lehrkräfte. Als Notbehelf kamen so genannte Ausländer (sc. Personen von außerhalb Kurhessen), denen man den guten Willen und die Fähigkeit nicht absprechen darf. So treffen wir in Kassel eine Reihe von Privatlehrern, die viel Arbeit und geringen Lohn hatten. Nun griff der Staat ein und verlangte die Anstellung von 'geprüften Subjekten'. Auch diese waren selbst für angemessene Besoldung nicht zu haben. Ohne Religionsunterricht konnten und durften die Kinder nicht aufwachsen. Dieses sah der Gesetzgeber ein und erlaubte von Fall zu Fall die Annahme eines Lehrers, und solche bezeichnenden Vorkommnisse seien nachstehend geschildert:
im September 1817 biitet der jüdische Einwohner Josua Moses Landauer aus Kassel den Kurfürsten, ihm die Annahme eines auswärtigen Privatlehrers zum Unterricht seiner Söhne zu gestatten. Königliche Hoheit möchte ihn Rücksicht auf seine besonderen Verhältnisse eine Dispensation vom Gesetz eintreten lassen. Er werde es sich angelegen sein lassen, von seinen Söhnen mehrere zu nützlichen Professionisten zu erziehen. Sollte der eine oder der andere zum Studium der jüdischen Religionsgesetze eine besondere Neigung haben, müsste er hierzu einen Hauslehrer haben; hier käme nur ein Ausländer infrage. Die judenschaftliche Kommission holte den Bericht der jüdischen Deputierten und des provisorischen Landrabbinen Josaphat ein. Hier seien bereits zwei jüdische Privatlehrer, die für den Unterricht ausreichend seien, und noch mehrere Fremde ins Land zu ziehen, finde man nicht ratsam. So wurde das Gesuch vom 18.3.1818 abgeschlagen. - Mehr Erfolg hatte Landauer mit gleichem Gesuch vom Juni 1818. Er fand in dem Lehrer Max Hirsch aus Trimbach in Unterelsass einen Helfer. Dieser war ein Jahr im Hause der Familie Alsberg zu Volkmarsen, 'und hatte sich in jeder Hinsicht gut betragen und ihre Zufriedenheit im vollkommensten Grade erworben'. Die Kommission fand einen anderen Ausweg. Hirsch sei schon ein Jahr im Inland 'und Landauer ist ein redlicher Mann, hat eine zahlreiche Familie von acht Kindern und scheut trotz seiner äußerst schwachen Vermögensumstände keine Kosten, solche zukünftigen brauchbaren Mitgliedern durch den nötigen Unterricht, wozu auch die Religion gehöre, vorbereiten zu lassen'. So konnte Landauer durch Erlaubnis des Kurfürsten vom 29.9.1818 seinen Kindern den Lehrer geben. Die älteren Kasselaner kennen einen Sohn als Mechaniker, den anderen als Buchbinder.
Schwieriger lag schon die Sachlage in Rotenburg. Der dortige Rabbiner Israel Beer Levita - er liegt in Bettenhausen begraben und hinterließ eine mildtätige Stiftung - gab sich mit dem Religionsunterricht nicht ab. 'Der Privatlehrer Wolf besitzt nach eigenem Geständnis nicht die Kenntnisse, um heranwachsenden Kindern von 9-12 Jahren einen weiteren gründlichen Unterricht in den höheren Religionswahrheiten zu erteilen. Er beschränkt sich nur auf die Anfangsgründe. Deshalb engagierten Peritz und Nathan Ballin auf der Leipziger Messe einen Josef Weil aus Nemischel in Böhmen zum Lehrer zunächst für ein Jahr. Derselbe hatte in Leipzig unterrichtet, habe Zeugnisse als tüchtiger und gewissenhafter Lehrer und bewies bei einer Prüfung vor dem Rabbiner und dem Kur fürstlichen Kommissar seine gründlichen Kenntnisse. Daher wurde er am 18.11.1819 als Lehrer bestätigt. Ein Wanderleben hatte der Lehrer Hirsch Lieser Appel hinter sich,..."            

 
Lehrer Jacob Cornelius unterhält eine Pension (1872)  

Rotenburg adF Israelit 25091872.jpg (44169 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1872: "In meiner Familie können mit Beginn des Wintersemesters, Montag den 28. Oktober dieses Jahres wieder einige Pensionäre (Knaben oder Mädchen) beste Aufnahme finden. Gründlicher Schul- und Privatunterricht, sowie gewissenhafte, religiöse Erziehung. Prospekte gratis. Anmeldungen erbittet man zeitigst. Rotenburg a.d. Fulda. J. Cornelius, israelitischer Lehrer."   

  
Lehrer Jacob Cornelius wird ausgezeichnet und tritt in den Ruhestand (1900)   

Rotenburg adF AZJ 13041900.jpg (28093 Byte)Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. April 1900: "Dem Lehrer Cornelius zu Rotenburg a.F. ist anlässlich seines am 1. dieses Monats erfolgten Übertritts in den wohl verdienten Ruhestand der Adler der Inhaber des Königlichen Hausordens von Hohenzollern verliehen worden."   

  
Ausschreibung der Lehrstelle in der zu errichtenden jüdischen Bezirksschule (1938) 
  

Anzeige im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 7. Januar 1938: "Für eine in Rotenburg a.d. Fulda zu errichtende jüdische Bezirksschule wird geeigneter jüdischer Lehrer gesucht. Bewerbungsschreiben mit selbstgeschriebenem Lebenslauf sind unter Mitteilung der Gehaltsansprüche und unter Beifügung von Zeugnissen in Urschrift oder beglaubigter Abschrift bis zum 20. Januar dieses Jahres an uns zu richten. 
Kassel, Gr. Rosenstr. 22, den 5. Januar 1938. Provinzial-Vorsteheramt der Israeliten".  

    
    
Aus der Geschichte der Synagoge  
Über die Bekrönung des Toraschreins in der Synagoge (Beitrag von 1928)     

Rotenburg adF Der Morgen 1928 19.jpg (20055 Byte)Bekrönung eines Toraschreines der Synagoge in Rotenburg. 
Rotenburg adF Der Morgen 1928 18.jpg (243655 Byte)Aus einem Beitrag von Rudolf Hallo über "Jüdische Kult- und Kunstdenkmäler im Hessischen Landesmuseum Kassel" in der Zeitschrift "Der Morgen" von 1928 S. 3-26 (Zitat von S. 18): "Oben. Hölzerne Bekrönung eines Toraschreins aus der Synagoge von Rotenburg a.d.Fulda, dem Sitz der Landgrafen von Hessen-Rotenburg (1627-1837), zugleich dem Ort, auf den der älteste erhaltene hessische Schutzbrief Landgraf Ludwigs von 1414 für Meier von Frankenfurd und Sara sine Hussfraue ausgestellt ist. Die 'Krone der Thora', mit Bindebändern, die in Biedermeierverschlingung liegen, wird von zwei zähnebleckenden Löwen flankiert, denen ihre Herkunft aus der Heraldik auf der Stirn geschrieben steht. Ein Zapfen gestattet, die ausgesägt Bekrönung in den Architrav der Toraschreinumbauung einzusetzen. Sie ist holzfarbig gestrichen, das Fell angedeutet, die Bänder sind rosa und hellblau, die Krone rot, gold und weiß. Der Löwe als Zier Judas ist in der jüdischen Symbolik heimisch, die Krone als Kopfbedeckung des Hohenpriesters, oder in weiterer Entfaltung in der Dreiheit der Kronen der Tora, der Gottesherrschaft und des Priestertums nicht minder. Die Komposition der Krone mit dem Löwenpaar aber ist ihr fremd. Heraldik allein erklärt sie nicht, so stark diese, durch Hoheitszeichen und Münzgepräge, auch wirken mochte. Die Löwen kommen, so möchte man vermuten, auf einem anderen Wege zum Schrein: sie lagen wohl einmal, ehe sie sich neben ihre Krone stellten, romanisch echt - und weite Perspektiven eröffnen sich hier ins altorientalisch-hethitische! - vollplastisch unter jenen Säulen, die die Aedicula des Schreines zu tragen hatten, so wie das romanische Titelblatt des Raschikommentars der Wormser Synagoge zeigt, oder wie sie zum Ärgernis der Strengsten noch im XVI. Jahrhundert leibhaftig plastisch im Tempel des italienischen Ascoli lagen. Wären sie in diesem Sinne romanisch, so brauchten sie doch nicht romanisch empfunden zu sein. Sie könnten sehr wohl auch so, wie die Krone, das Brustschild und der Mantel des Hohenpriesters nun der Gesetzesrolle ihre Würdigkeit verleihen, den Schrein als einen Thron der unsichtbaren flankieren! In Mainz, der Stadt des Erzbischofs, hat vor rund 100 Jahren auf einem Tempelvorhang noch die Krone der Kehunah die Form der Bischofsmütze angenommen. War nicht der fromme Glaube der, dass dieser Priester des Neuen Bundes nichts anderes tragen könne als was dem Priester des Alten verordnet wäre? Dass seine Mitra noch die hohepriesterliche Form bewahre? Die Löwen, sagenhaft vertraute Wächter an den Stufen des Thrones Salomos, wurden geschützt, solange das Auge erzogen blieb, sie lastentragend zu sehen. Als aber mit der logischstrengen Renaissance anstelle der Figuren Sockel die Säulen trugen, verloren sie, ästhetisch unbegründet und symbolisch unverstanden, ihren Platz. Sie wanderten aus und fanden sich zuseiten einer Krone wieder; nur kurze Zeit und der heraldische Stil hatte ihnen auch dort eine geschlossene Form geprägt, ein Hoheitszeichen, das über allen irdischen Hoheitszeichen stand: Keter Thora. Fast wirkt es wie ein tief aufdämmerndes Fortleben solcher uralten Säulen und Thronsymbolik, wenn auf den Sockeln des totenschwarzen Vorhangs der Hanauer Begräbnisbruderschaft von 1798, dort wo einst Löwen königlich sich lagerten, nun die Stern hessischer Orden aufgetragen sitzen, heraldisch-profanes durch Gläubigkeit geheiligt."      

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Pogromstimmung auch in Rotenburg im Revolutionsjahr 1848   
Anmerkung: von März bis Juni 1848 kam es in Rotenburg zu schweren antijüdischen Ausschreitungen.

Rotenburg adF AZJ 15051848.jpg (91599 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Mai 1848: "Kassel, 2. Mai (1848). Die Exzesse gegen Personen und Eigentum in den Landständen und Dörfern, namentlich gegen Beamte und Juden, nehmen auf eine bedauerliche Weise überhand; von Hofgeismar, Melsungen, Rotenburg und Breidenbach sind Judenfamilien mit ihren geretteten Habseligkeiten hier eingetroffen; zugleich ist aber heute eine Anzahl der Exzedenten gefesselt eingebracht worden. Es ist endlich einmal Zeit, gegen diese Übeltäter, deren Absicht lediglich auf Plünderung und Raub gerichtet ist, energisch einzuschreiten und die Gesetze wieder zu Ansehen zu bringen. Vor allen Dingen sind die Aufwiegler und Verführer in Haft zu nehmen und den Gerichten zu überweisen; die öffentliche Stimme hat deren schon Mehre bezeichnet. So sollen namentlich in Rotenburg ein Advokat und ein Kaufmann, der sich in seinem Gewerbsbetriebe durch die Juden beengt fühlt, die dortigen Szenen veranlasst haben. Milde und Nachsicht wäre hier ein Verbrechen gegen das Land. (O.P.A.Z.)"
   
Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 27. Juni 1848: "Rotenburg an der Fulda. Die Verfolgungen, denen die Juden in unserer Provinz und im benachbarten Fuldaischen ausgesetzt waren, werden Sie größtenteils durch die öffentlichen Blätter bereits erfahren haben. Kaum hatten wir uns hier indes ein wenig von dem ersten Überfalle erholt, und der Hoffnung hingegeben, jetzt wenigstens unbelästigt bleiben zu dürfen, als am Schabbatabend (??, hebräische Buchstaben kaum zu lesen oder zu deuten, vielleicht verschrieben für Mozaei Schabbat) die früheren Szenen vom Neuen und zwar in weit bedeutenderer Gestalt sich wiederholten. Verfolgung, Misshandlung, Plünderung und Verwüstung erreichte endlich einen so hohen Grad, dass endlich 300 Schützen hier einrücken mussten, wodurch die Ruhe wieder hergestellt, und Untersucht aufs Eifrigste eingeleitet und betrieben wurde. Von unseren wie von Fuldaischen Rabbinen sind eigene Gebete angeordnet worden, um den göttlichen Schutz für uns Verfolgte zu erbitten, und haben viele jüdische Gemeinden außer bedeutenden Wohltätigkeitsspenden es auf sich genommen, jeden Erew Rosch Chodesch (Vortag vor einem neuen jüdischen Monat) zu fasten und sonstige gottesdienstliche Werke im erhöhten Maße als bisher, zu vollführen."     

  
Einweihung einer Gefallenengedenktafel in der Synagoge (1921)  

Rotenburg adF Israelit 02061921.jpg (41001 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1921: "Rotenburg, 21. April (1921). In Anwesenheit der Vertreter des Landrats und der städtischen Körperschaften und unter Teilnahme vieler Bürger wurde in der hiesigen Synagoge eine Gedächtnisfeier für die im Weltkriege gefallenen jüdischen Krieger von hier abgehalten. Gleichzeitig fand die Weihe der Gedenktafel mit den Namen der Gefallenen aus unserer Gemeinde statt. Die Ansprache hielt Lehrer Rosenstein."

    
Ball der Ortsgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten (1928)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 10. Februar 1928: "Rotenburg. Die Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten Rotenburg veranstaltet am 11. März 1928 im Hotel 'Zum Engel' einen Ball ohne Kostümzwang, wozu alle Kameraden auch an dieser Stelle herzlichst eingeladen werden."      
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 10. März 1928: "Rotenburg. Wir machen nochmals darauf aufmerksam, dass die Ortsgruppe Rotenburg des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten am 11. März dieses Jahres im Hotel zum Engel einen Bösen-Buben-Ball veranstaltet, wozu alle Kameraden und Freunde herzlichst eingeladen sind (kein Kostümzwang). "    

    
Generalversammlung des israelitischen Frauenvereins (1928)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 17. Februar 1928: "Rotenburg an der Fulda. Am 31. Januar hielt der hiesige israelitische Frauenverein seine diesjährige Generalversammlung im Café Ullmann ab, die sich besten die sich guten Besuchs erfreute. Der Verein blickt auf ein 65-jähriges Bestehen zurück. Aus dem Jahresbericht, den Lehrer Rosenstein erstattete, geht hervor, dass der Verein zur Zeit 32 Mitglieder und vier Ehrenmitglieder zählt. In der Berichtszeit sind drei Mitglieder hochbetagt durch den Tod abberufen, deren Andenken die Versammlung in üblicher Weise irrt. Drei Mitglieder haben im Berichtjahre ihren 80. Geburtstag gefeiert und sind vom Verein durch eine Aufmerksamkeit geehrt worden. Außer seinen satzungsmäßigen Aufgaben hat der Verein respektive seine Mitglieder der Synagoge einen Toraschmuck und ein Toramäntelchen gespendet und die vorhandenen Toraschilder auf neu arbeiten lassen. Das war nur durch freundliche Spenden möglich. Eine volle Garnitur, bestehend aus Porauchus (Toravorhang) und Schulchan-Decke (Decke für den Vorlesepult) in Samt, hatte der Verein schon zur Einweihung der Synagoge gestiftet. - Der bisherige Vorstand wurde wiedergewählt, nämlich Frau Lina Rothschild, Frau Lina Linz und Lehrer Rosenstein. Letzterer ergänzte dann noch das Abendprogramm durch eine Plauderei über einen Besuch der Habimah und der Aufführung des 'Ewigen Juden', was dankbar aufgenommen wurde. Es folgte dann noch ein gemütliches Beisammensein. B. Rosenstein. "         

    
Jüdischer Gemeindeabend der Sinai-Loge Kassel in Rotenburg (1930)     
Anmerkung: ein ähnlicher Gemeindeabend mit derselben Thematik fand 1931 in Witzenhausen statt.   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 17. Januar 1930: "Rotenburg. Mitglieder der Sinai-Loge Kassel veranstalteten gestern Abend hier einen jüdischen Gemeindeabend. Zahlreich waren die Mitglieder der hiesigen Gemeinde der Einladung gefolgt in Erwartung genussreicher Stunden. Diese Erwartungen wurden nicht getäuscht. Der Abend stand im Zeichen des jüdischen Liedes und der jüdischen Melodie. Eingeleitet war er mit einem Vortrag des Herrn Julius Dessauer: 'Der Jude singt', das war das Kernstück seine Ausführungen, er singt in Schmerz und Freude, in seinem Beten und 'Lernen'. Da ist ihm die Melodie Gedankenteilung, also Disposition und Interpunktion. In gemeinverständlichster, populärster Form bespricht der Redner das Freitagabendidyll im jüdischen Hause, er spricht von Schir HaSchirim (bibl. 'Hoheslied', vgl. https://www.talmud.de/tlmd/das-hohelied-schir-haschirim/) und Kolnidre (Zentrales Element von Jom Kippur, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kol_Nidre), von Hafdolo (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hawdala) und von den Neginot (vgl. https://en.wiktionary.org/wiki/Neginoth). Er spricht mit warmem jüdischen Herzen und fesselt die Zuhörer, die am Schlusse reichen Beifall spenden. Worüber Herr Dessauer sprach, das illustrierte Frau Dr. Gotthilf mit künstlerischen Gesang. Sie sang 'Sehnen', 'Wiegenlied', 'Kaddisch' und 'Klage', alles dramatisch bewegt. Mit feinster Nuance weiß die Sängerin, die eine Künstlerin ist, die Regungen der jüdischen Volksseele in Freud und Glück, in Schmerz und Leid herauszustellen. Das große, weittragende Organ wirkt wuchtig im Fortissimo und zart wie ein Hauch im Pianissimo. Frau Dr. Gotthilf singt nicht bloß den Text, sie gibt ihm auch eine Seele. Rauschender Beifall lohnt die Sängerin, und dieser Dank kommt in mehrfachen Ansprachen immer wieder zum Ausdruck, sodass sich die Sängerin auf dringenden Wunsch zu mehreren Zugaben verstand. Allzu rasch waren die Stunden verrauscht. Dem Hessischen Logenverband gebührt herzlicher Dank, und den Mitgliedern besonders, die sich in so selbstloser Weise in den Dienst der jüdischen Kulturarbeit stellen."          

 
Eine alte antijüdische Tradition wird auch 1931 noch vom Landgericht bestätigt (1931) 

Rotenburg adF Israelit 27081931.jpg (205854 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1931: "Juden müssen Pfarrern silberne Löffel 'schenken'. Ein Urteil, das nicht nur an mittelalterliche Zustände gemahnt, sondern sie auch praktisch wiederherstellt, wurde vom Kasseler Landgericht in einem Prozess der jüdischen Gemeinde von Rotenburg a.d. Fulda gegen das dortige Pfarramt gefällt. In Rotenburg sind die Juden auf Grund einer alten Verordnung, deren Datum und Entstehungsursache sich nicht mehr feststellen lässt, dazu verpflichtet gewesen, alljährlich je einen silbernen Löffel an den Stiftsprediger der Neustädter Kirche abzuführen. Schon in den Jahren 1809, 1833 und 1851 wurden vergebliche Versuche gemacht, diesen vermeintlichen Rechtsanspruch des Pfarramtes für nicht bestehend erklären zu lassen. Die Behörden und Gerichte stellten sich aber immer auf die Seite des Pfarramts. Nur während der französischen Okkupation von 1814 haben die Juden diese entwürdigende Abgabe nicht zu leisten brauchen. Vor kurzem ist es nun den beiden jüdischen Nachbargemeinden von Meimbressen und Mansbach, für die eine gleiche 'Verpflichtung' anerkannt wurde, gelungen, sie durch die Justizbehörde in aller Form annullieren zu lassen. Daraufhin hat nun auch die Gemeinde Rotenburg den Versuch gemacht, eine Entscheidung der Gerichte herbeizuführen, nach der diese Abgabenverpflichtung aufgehoben wird. Das lokale Rotenburger Gericht lehnte das ab und erklärte den Anspruch des Pfarrers auf die Löffelsteuer für einen gültigen Rechtstitel. Aber auch die Revisionsinstanz, das Landgericht in Kassel, schloss sich dieser Auffassung an. In einer eben der jüdischen Gemeinde von Rotenburg zugeleiteten Urteilsbegründung von fünfzehn Seiten Umfang führt das Landgericht aus: Es sei nicht zu erweisen gewesen, dass die Löffelsteuer Überrest des mittelalterlichen Hörigkeitsverhältnisses der Juden zu Kirche sei und es wurde nicht für ausgeschlossen gehalten, dass es sich um eine privatrechtliche Schuld derselben an die Kirche handelt. Sei das aber der Fall, so müsse die Löffelabgabe auch weiterhin geleistet werden. - Aus der bloßen Vermutung, es bestünde eine privatrechtliche Abmachung dieser Art, begründet das Gericht also eine Entscheidung, die jeden jüdischen Einwohner Rotenburgs dazu verpflichtet, auch jetzt noch dem Pfarrer alljährlich einen Löffel zu geben. Auf juristische Kreise wirkt diese Urteilsbegründung umso befremdlicher, als ja kaum angenommen werden darf, dass eine privatrechtliche Schuld auf so seltsame Art wirklich abgetragen werden könnte. Handelte es sich um eine der Kirche zurückzuzahlende Summe, so müsste doch die Geltungsdauer der 'Steuer' und der Wert der zu entrichtenden Löffel fixiert worden sein. Bei der hessischen Judenheit hat die menschlich und juristisch unverständliche Handlung des Kasseler Landgerichtes große Verstimmung ausgelöst."   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 21. August 1931:  
Ähnlicher Artikel wie in der Zeitschrift "Der Israelit" siehe oben.   

   
Der Schlosspark wird in "Adolf-Hitler-Platz" umbenannt (1933)
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1933: "Berlin. Der kommissarische Bürgermeister von Rotenburg a.F. gibt bekannt: Nachdem der Schlosspark durch einstimmige Beschlüsse der städtischen Körperschaften in 'Adolf-Hitler-Platz' umbenannt worden ist, verbietet es sich von selbst, im Interesse der Aufrechterhalten der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, dass derselbe durch Nichtarier betreten wird."   

   
Antijüdische Stimmung in Erdpenhausen (heute Gemeinde Alheim) (1933) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1933: "Kassel. In Erdpenhausen bei Rotenburg geriet die Dorfbevölkerung gegen einen Landwirt, der einen jüdischen jungen Mann als Gehilfen angestellt hatte, derart in Wut, dass Landwirt und Gehilfe in Schutzhaft genommen werden mussten. Beide wurden nachher in Freiheit gesetzt, der Jude musste aber sofort entlassen werden."  
Anmerkung: es bleibt offen, wer mit "die Dorfbevölkerung" gemeint ist, eventuell nur einige Nationalsozialisten, denen dieser Landwirt mit seiner offenbar judenfreundlichen Gesinnung ein "Dorn im Auge" war.  

      
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Willi Flörsheim stirbt im Krieg 1870/71 
Anmerkung: Im Ersten Weltkrieg starben sieben jüdische Soldaten aus Rotenburg. Ihre Namen standen auf einer Gedenktafel in der Synagoge, aber auch bis heute auf dem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Neustädter Friedhof in Rotenburg: Willi Flörsheim, Isidor Gans, Bernhard Linz, Hermann Korn, Josef Rothschild und Isidor Speier (dazu Emil Korn).

Rotenburg adF Israelit 08021871.jpg (148554 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1871: "Rodenberg, 22. Januar (1871). Leider hat schon wieder die Kriegsfurie in unserer nicht sehr großen Gemeinde ihr Opfer gefordert, das dritte in diesem so schrecklichen Kriege. Ein Sohn des Kaufmanns S. Adler zu Hohnhorst, welcher die Belagerung von Metz, sowie so viele andere Schlachten und Gefechte glücklich mit durchgemacht hatte, erkrankte an der Gelbsucht in Mézières. Die Eltern, von dem gefährlichen Zustande ihres Sohnes durch den Arzt benachrichtigt, entschlossen sich, einen anderen Sohn auf den Kriegsschauplatz zu senden, und als Letzterer ankam, war der kranke Bruder schon nachmittags zuvor seinen leiden erlegen und hatte somit die Ankunft seines so sehnsuchtsvoll erwarteten Bruders nicht mehr erleben sollen. 
Auch in Rotenburg a.F. haben wir ein Opfer dieses Krieges zu beklagen. Der einzige Sohn des Kaufmanns Baruch Flörsheim daselbst, der als einjährig Freiwilliger ins preußische Heer eintrat, erkrankte in Chalons an Typhus und ist trotz aller angewandten ärztlichen Hilfe und trotz der Fürsorge seines tief betrübten Vaters, der eine geraume Zeit am Krankenbette seines einzigen Sohnes verbrachte, dieser bösartigen Krankheit zum Opfer gefallen. Wir aber wollen zu Gott dem Herrn flehen, dass er uns bald wieder die Segnungen des Friedens genießen lasse; dass er bald wieder zurückführe den Vater in die Arme seiner lieben Frau und Kinder, den Sohn gesund und wohl in die Räume seines elterlichen Hauses, und dass er spreche zum Engel des Todes: 'Lass deine Hand sinken' (1. Chronik 21,15), ziehe nun zurück deine Hand - denn es ist genug ob dieses schrecklichen Blutvergießens. Das gebe Gott! Zum Schlusse noch möchten wir, zum Beweise, dass unsere Glaubensgenossen in Frankreich nicht überall sich gehässig gegen unsere deutschen Brüder zeigen, wie es in verschiedenen Zeitungen hieß, das eine Faktum berichten. Während der Krankheit des jungen Flörsheim haben die Israeliten von Chalons alles nur Mögliche aufgeboten, um ihm beizustehen. Die dortigen Gemeindemitglieder besuchten den Kranken oftmals, ebenso der dortige würdige Rabbiner, Herr Alexandre.  Josef Oppenheim, Lehrer."

   
Herz Heß wurde in den Stadtrat, M. Sommer in den städtischen Ausschuss gewählt (1873)
    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. September 1873: "Rotenburg a. Fulda, im September (1873). Bei der vor kurzem dahier stattgehabten Neuwahl eines städtischen Vorstandes wurde mit großer Majorität ein Mitglied der hiesigen israelitischen Gemeinde, Herr Herz Heß, in den Stadtrat, ein anderes Mitglied, Herr M. Sommer, in den städtischen Ausschuss gewählt. Es ist umso erfreulicher, diese Tatsache zu konstatieren, als gerade in unserem lieben Hessen das Vorurteil noch sehr eisenfest ist, und wir denn doch den erfreulichen Beweis haben, dass trotz alledem dem Verdienste die Krone wird, und ehrenwerte Charaktere sich überall Bahn brechen und Anerkennung zu erzwingen wissen. Es ist das wohl der einfachste und sicherste Weg, um das zu erreichen, was, nach dem Ausspruche des Herrn Kultusministers, auf gesetzlichem Wege von Seiten der politischen Gemeinde uns nicht zugestanden werden kann.   .....s."  

   
Schneidermeister Salomon Gans rettet einen jungen Menschen vor dem Ertrinken (1881)  

Rotenburg adF Israelit 08061881.JPG (26377 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1881: "Rotenburg a.d. Fulda. Am 22. Mai (1881) erhielt der Schneidermeister Salomon Ganz dahier durch das Königliche Landratsamt die Medaille für Rettung aus Lebensgefahr. Er hatte im verflossenen Winter einen jungen Menschen, der auf dem Eise der Fulda eingebrochen war, mit äußerster Lebensgefahr errettet."

  
Zum Tod von Sara Frank (1884)  

Rotenburg adF Israelit 31031884.jpg (72937 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1884: "Rotenburg a.d. Fulda. In der Nach vom 20. auf den 21. dieses Monats verschied hier nach kurzem Krankenlager Frau Sara Frank in ihrem 84. Lebensjahre. Es war dies eine in vielfacher Hinsicht ganz ungewöhnliche Frau: von feinem Verstande, mit einer für ihr hohes Alter höchst seltenen Energie und Lebhaftigkeit begabt, hing sie mit allen Fasern ihres Herzens am jüdischen Glauben und dessen Satzungen und übte sie Werke der Menschenliebe nach allen Seiten. Nciht unerwähnt wollen wir lassen, dass der Tod hier eine Ehe von 64 Jahren mit ihrem nun 89jährigen würdigen und immer noch rüstigen Gatten, Herr Moses Frank, sowie ein Dienstverhältnis von über 50 Jahren, in welchem ein Mädchen zu ihr gestanden, gelöst hat. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
Zum tragischen Tod von Betti Birnbaum geb. Birk (1884)  

Rotenburg Israelit 18091884.jpg (138433 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1884: "Nekrolog. Aus Hessen. 'Bis hierher kommst du, und nicht weiter, und hier stehe es dem Trotze deiner Wogen!' diese Worte Hiobs (38,11) begriffen wir allesamt, als wir am 2. dieses Monats, dem 12. Elul (2. September 1884), tief gebeugt dem Sarge der Frau Betti Birnbaum in Rotenburg folgten. Hatte doch hier der Tod ein eben erst geknüpftes Ehebündnis, das zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, jählings zerrissen und zwei würdige Familien in tiefe Trauer gestürzt. Erst am verflossenen 15. Aw (5. August 1884) hatte die Verstorbene ihr Hochzeitsfest gefeiert und schon nach kaum vier Wochen wurde sie, 24 Jahre alt, den ihrigen entrissen. - Die Verstorbene war die Tochter des Herrn J. Birk in Sterbfritz. Schon seit ihrem 13. Jahre der Mutter beraubt, war sie seitdem nur bestrebt, ihrem gebeugten Vater, dessen einzige Tochter sie war, den erlittenen Verlust durch die zarteste Aufmerksamkeit und treueste Hingebung zu ersetzen. Gern verzichtete sie auf gesellschaftliche Vergnügungen und fand ihre Freude in der Sorge um des Hauses Wohl. - Groß war daher auch die Freude des Vaters, als es ihm ermöglicht war, sie an einen würdigen Mann aus frommer angesehener Familie zu verheiraten. Leider sollte jedoch dieser Herzensbund nicht lange dauern. Am 31. vorigen Monats kehrte die Verstorbene Abends von einem Spaziergange heim in ihre Wohnung. Hier überfiel sie ein Herzkrampf und nach kaum einer Stunde war sie eine Leiche. Ihr Gatte hatte am Nachmittage eine erste Geschäftsreise seit der Hochzeit angetreten und fand, herbeigerufen, seine junge Gattin im Sarge.   
Am Grabe sprach Herr Rabbiner Straus ergreifende Worte. Er hob hervor, wie die Verstorbene sich in wenigen Wochen die Hochachtung der Schwiegereltern, des Gatten, der Familie und der Bekannten erworben. - Mögen die Angehörigen darin Trost finden, dass die Entschlafene als reife Frucht in einem besseren Jenseits den Lohn ihres Erdenwirkens genießt. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. L."  

   
Zum Tod von Kreisvorsteher H. Heß (1892)  

Rotenburg Israelit 08021892.jpg (73830 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1892: "Rotenburg a.d. Fulda. Mittwoch, den 27. vorigen Monats wurde hier der Rentier H. Heß, Kreisvorsteher und Stadtratsmitglied zu Grabe getragen. Durch seine große Wohltätigkeit und sein gewinnendes menschenfreundliches Wesen gegen Jedermann, wie nicht minder durch die Hingebung und Tüchtigkeit, mit welchen er seine mehrfachen öffentlichen Stellungen auszufüllen verstanden, hatte er sich in seltener Weise die allgemeine Gunst und Achtung erworben. Sein Leichenbegängnis, zu welchem viele Freunde des Dahingeschiedenen aus der Ferne herbeigeeilt waren und an welchem sich sozusagen die ganze Stadtbevölkerung beteiligt, gestaltete sich zu einem so imposanten, wie es hier noch selten gesehen worden ist."

  
80. Geburtstag des Hofschlossermeisters Moses Gans (1925)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1925: "Rotenburg, 31. August (1925). In größter Rüstigkeit beging der Hofschlossermeister Moses Gans, dahier, seinen 80. Geburtstag. Von allen Seiten wurden dem hochgeachteten Mann an seinem Ehrentag Gratulationen dargebracht. Gans ist auch in weiteren jüdischen Kreisen vor vielen Jahren durch die Anfertigung von Schabbos-Oefchen bekannt geworden."    

   
Über den aus Rotenburg stammenden Dr. Siegfried Sommer (gestorben 1925) 

Rotenburg adF GemblIsrGemFrf Dez1925.jpg (283497 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom Dezember 1925: "Dr. Siegfried Sommer. Am 13. September verstarb dahier der Oberlandesgerichtsrat a.D. Geheimer Justizrat Dr. Siegfried Sommer. In Rotenburg a. Fulda geboren, hat Sommer seine Ausbildung auf dem Gymnasium in Kassel empfangen, und zwar gleichzeitig mit dem damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser. Die Beziehungen, die sich daraus zwischen beiden entwickelten, waren herzlicher als man sie zwischen einem Mitglied des hohenzollern'schen Hauses und einem jüdischen jungen Manne voraussetzen konnte. Sie haben lange Jahre hindurch bestanden und sie sind auch nach außen in Auszeichnungen persönlicher Art hervorgetreten. Vor mehr als 40 Jahren kam Sommer nach Frankfurt, das ihm zur zweiten Heimat wurde. Er war hier zunächst als Gerichtsassessor, dann als Amtsrichter in Bockenheim und schließlich als Mitglied des Landgerichts tätig. Ausgezeichnete Rechtskenntnisse, eine rasche Auffassungsgabe, eine besondere Fähigkeit in der formalen Handhabung der Geschäfte und eine unbestechliche, unbeirrbare Objektivität, dazu ein warmes menschliches Empfinden ließen ihn in hervorragendem Maße zum Richter geeignet erscheinen, und sie befähigten ihn geradezu zum Aufrücken in höhere richterliche Stellen. Von 1894 ab aber verwaltete in Preußen Herr Schönstedt das Justizministerium. Von Hause aus kein Antisemit, war er vor allem bestrebt, sich das Wohlwollen der konservativen Mehrheit des Landtags zu erhalten, und um dies Ziel zu erreichen, schreckte er vor keiner rückschrittlichen Maßnahme zurück. Beförderungen von Juden in gehobene richterliche Stellen gab es unter seinem Regime nicht, nur gelegentlich gewährte er sie denen, die sich taufen ließen. Mit Ingrimm mussten die jüdischen Richter zusehen, wie ihnen immer wieder Kollegen vorgezogen wurden, die ihnen an Fähigkeiten weitaus unterlegen waren. Man mag sich vorstellen, wie schwer das auf einem Mann von Sommers Gerechtigkeitssinn gelastet haben mag. Er erbaut und erhielt Ende 1904 eine Audienz bei dem Kaiser. Was er in ihr vorgetragen hat, ist nicht bekannt geworden. Aber bei Sommers Denkungsart kann man sich vorstellen, dass er seinem Könige das gesagt hat, was der Minister nie geäußert haben wird, dass es nämlich die Pflicht des Landesherrn sei, die Verfassung zu halten, nach der alle Staatsbürger vor dem Gesetz gleich sind, und dass es auf eine Schädigung der Gesamtheit hinauslaufen müsse, wenn man versuche, durch die Praxis der Verwaltung die klaren Bestimmungen der Verfassung umzudeuteln und dabei diejenigen zu bevorzugen, die um äußerer Vorteile willen, von dem angestammten Glauben abfallen. Wenige Wochen nach dieser Audienz musste Minister Schönstedt das Patent gegenzeichnen, das die Ernennung Sommers zum Oberlandesgerichtsrat in Kassel aussprach. Damit war ein lange Jahre hindurch festgehaltener Grundsatz ungesetzlicher Verwaltungspraxis durchbrochen. Unter Schönstedts Nachfolgern wurden dann hervorragend qualifizierte jüdische Bewerber bei der Beförderung zu Oberlandesgerichtsräten nicht mehr hinter anderen zurückgesetzt. 
Dr. Sommer verblieb eine Reihe von Jahren in Kassel und wurde dann später auf seinen Wunsch nach Frankfurt versetzt. Hier hat er am Oberlandesgericht noch Jahre hindurch Ausgezeichnetes geleistet und er hat unter Aufopferung seiner Kräfte gearbeitet, bis schweres Leiden ihn vorzeitig zwang, der richterlichen Tätigkeit zu entsagen. Er ist nach außen hin wenig hervorgetreten, wenn er auch in früheren Jahren hier und in Kassel in jüdischen Wohlfahrtsdingen getreulich mitgearbeitet hat. Wer ihn aber kannte, der weiß, mit welch innerlicher Liebe und Überzeugung er am Judentum gehangen hat. In der Geschichte der Frankfurter Gemeinde wird sein Andenken als das des ersten Juden, der in unserer Stadt Richter am Oberlandesgericht geworden ist und der dieses Amt durch musterhafte Leistungen und durch männliches Betonen seiner Zugehörigkeit zu unserer Glaubensgemeinschaft erlangt hat, in Ehren festgehalten werden."

  
Tod des Kriegsveteranen Isaak Neuhaus (1927)  

Rotenburg Israelit 30061927.jpg (15637 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1927: "Rotenburg, 26. Juni (1927). Hier verstarb im 81. Lebensjahre Isaak Neuhaus, Kriegsveteran von 1870/71."   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 1. Juli 1927:      

    
Zum Tod von Dorette Oppenheim und von Isaak Neuhaus (1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 1. Juli 1927:              

  
Zum 82. Geburtstag von Schlossermeister Moses Gans und zum 80. Geburtstag von Frau Elka Kaufmann (1927)  

Rotenburg adF Israelit 18081927.jpg (23044 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1927: "Rotenburg a. Fulda. Seinen 82. Geburtstag beging hier in größter Frische und Rüstigkeit Schlossermeister Moses Gans. - Ihren 80. Geburtstag beging Frau Witwe Elka Kaufmann, dahier."  

     
80. Geburtstag von Salomon Gans (1928)  

Rotenburg adF Israelit 26041928.jpg (13169 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1928: "Rotenburg a. Fulda, 24. April. Herr Salomon Gans dahier begeht heute seinen 80. Geburtstag in bester Rüstigkeit."

      
Silberne Hochzeit von Honnet Kaufmann I und seiner Frau Sara geb. Katz (1928)        

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 15. Juni 1928:           

  
95. Geburtstag von der aus Rotenburg stammenden Betti Grünbaum geb. Nußbaum (1928 in Kassel)      

  Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 16. November 1928: "95. Geburtstag. In einem traulichen Zimmer, in ihrem Lehnstuhl am Fenster, sitzt eine liebe, alte Frau, schaut auf die Straße hinunter, um das Leben und Treiben zu beobachten, oder um stets willkommenem Besuche entgegenzusehen. Sie wartet gespannt auf die Zeitung, die sie eifrig liest, wartet auf den Postboten, der ihr reichlich Briefe bringt, Briefe, die ihr berichten von Kindern, Enkeln und Urenkeln. Denn nichts darf ihr entgehen, was in dem engeren und weiteren Familienkreise, und was draußen in der Welt vorgeht. Wenn man die hochbetagte Dame nach ihrem Alter fragt, dann sagt sie wohl scherzend: In fünf Jahren werde ich hundert Jahre alt! Dann feiere ich aber meinen Geburtstag in Wilhelmshöhe bei Stecker! - So unternehmungslustig denkt Frau Betti Grünbaum, die am 20. November ihren 95. Geburtstag begehen wird. Was hat sie nicht alles in dieser langen Spanne Zeit ereignet. Im Jahre 1833 wurde Betti Nußbaum in Rotenburg a.F. geboren, erlebte als junges Mädchen die stürmischen 48er-Jahre, von denen sie noch lebhaft zu erzählen weiß, und heiratete mit 23 Jahren ihren Jugendfreund Heinemann Grünbaum, der im Jahre 1920 verstorben ist, nachdem sie Beiden in seltener, herzerfreuender Rüstigkeit im Jahre 1917 die diamantene Hochzeit feiern konnten. Trotz der hohen Jahre ist unser Geburtstagskind in seinem Denken und Überlegen keineswegs veraltet oder rückständig. Sie, die in ihrer Jugend mit der Postkutsche eine Reise von Rotenburg bis hinunter nach Darmstadt unternahm (ein wichtiges Ereignis, das heute noch in der Erinnerung eine große Rolle spielt), sie zeigt regestes Interesse für die Fahrt des Zeppelin, deren Einzelheiten sie unbedingt wissen muss, sie interessiert sich für alle politischen Vorgänge und nicht minder für die lokalen Vorkommnisse. Auch legt sie großen Wert darauf, von ihrem Sohne, der sie jeden Tag zur bestimmten Stunde besucht, über die Vorgänge in der Fabrik, deren Wachstum aus kleinsten Anfängen sie tätig miterlebte, unterrichtet zu werden. Die Wechselfälle des Lebens blieben auch ihr nicht erspart. Neben viel Freude auch manches Leid! Aber jedes Leid wurde und wird ihr verklärt durch die Liebe und Fürsorge, mit der man sie von allen Seiten umgibt. Und wenn heute die zwei noch lebenden Kinder, die Schwiegertöchter und der Schwiegersohn sich mit zwölf Enkeln und dreizehn Urenkeln um sie scharen, dann gesellen sich zu ihnen auch die zahlreichen Freunde und grüßen mit dem alten Wunsche: Ad meoh w'esrim schonoh!' F.B." (Alles Gute) bis 120 Jahre.       

    
Zum Tod von Henriette Linz geb. Birnbaum (1929)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 5. April 1929:          

   
84. Geburtstag von Schlossermeister Moses Gans (1929)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 9. August 1929:           

  
Zum Tod von Hofschlossermeister Moses Gans (1930)   

Rotenburg adF Israelit 20031930.jpg (185814 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1930: "Rotenburg a.d. Fulda, 10. März (1930). Unter außerordentlich großer Beteiligung der hiesigen jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung wurde heute unser landgräflicher Hofschlossermeister Moses Gans im 85. Lebensjahre zur letzten Ruhestätte begleitet. Mit ihm hat die jüdische Gemeinde eines ihrer geachtetsten und beliebtesten Mitglieder, die Stadt einen ihrer angesehensten Mitbürger verloren. Wer kannte auch nicht den Schlosser Moses Gans mit seinem stets zufriedenen und freundlichen Gesichte; von Allen geehrt, von Allen geachtet, von Allen geliebt. Seit Jahrzehnten fungierte er an den ehrfurchtgebietenden Tagen als ehrenamtlicher Vorbeter. Seine altherkömmlichen Melodien, die er mit seiner angenehmen, lieblichen Stimme und besonderer Wärme vorzutragen verstand, trugen nicht wenig zur Hebung der Andacht bei. Und wie freute man sich, wenn er am Schabbat und Feiertag zur Vertretung des amtierenden Vorsängers vor das Pult trat; dann war wirklich Feiertag in Schul. - Jahrzehnte hindurch bekleidete er mit außerordentlicher Gewissenhaftigkeit das Amt des Gemeinderechners und führte die jüdische Armenkasse für fremde Arme. Als Vorstandsmitglied des Synagogengesangvereins ließ er sich nicht nehmen, eigenhändig für jedes einzelne Mitglied die Noten zu schreiben. - Aber nicht nur im Kreise der jüdischen Gemeinde, in der ganzen Stadt war er wegen seines Fleißes, seines geraden Sinnes und seines biederen Charakters von Jedem geschätzt und geehrt. Einer alten Handwerkerfamilie entstammend, übte er das Handwerk aus, das er von seinem Vater gelernt hatte, um seine Familie mit seinem Schweiße zu ernähren, um seine Kinder zu brauchbaren Menschen ausbilden zu lassen. Mit Ehrfurcht schaute jeder zu Schlosser Gans empor, wenn er, umgeben von seiner Lehrlingsschar, eigenhändig den Hammer schwang. Keine Mühe war ihm zu groß, keine Arbeit zu schwer. Aber die engen Räume seiner Werkstatt genügten ihm nicht für seine Tätigkeit, auch größere Unternehmungen, wie Brückenbauten, führte er zur größten Zufriedenheit der maßgebenden Behörden aus. So war sein ganzes Leben ein wahrer Kiddusch Haschem (Heiligung des Gottesnamens) vorbildlich für unsere Jehudim in Stadt und Land. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 12. März 1930: 

    
Theodor Döllefeld wird als Gemeindeältester gewählt (1930)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 30. Mai 1930: "Rotenburg. Herr Theodor Döllefeld wurde an Stelle des Herrn Julius Flörsheim vom Vorsteheramt der Israeliten zum Gemeindeältesten bestellt."         

  
70. Geburtstag von Lina Rothschild, Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins (1931)   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 8. Mai 1931: "Rotenburg a. Fulda. Die Vorsitzende des hiesigen Israelitischen Frauenvereins, Frau Lina Rothschild, vollendet am 10. Mai dieses Jahres ihr 70. Lebensjahr. In vollkommenster geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit verbringt die Jubilarin im kreise ihrer vollzähligen Familie einen gesegneten und glücklichen Lebensabend. Seit 18 Jahren verwaltet sie in hingebenster Weise die Geschäfte des Israelitischen Frauenvereins. Die Angelegenheit ihres Amtes ist ihr Herzenssache. Mit wachsamem Auge und regster Anteilnahme betreut sie die Einzelpersonen und Familien der Gemeinde in Freud und Leid, ohne viel Aufhebens von dieser ihrer Tätigkeit zu machen. Darum nimmt auch die ganze Gemeinde, besonders aber die Frauenwelt, freudigen Anteil an ihrem Ehrentage.       


100jähriges Bestehen der Firma J. S. Gans (1933) 

Rotenburg adF Israelit 16111933.jpg (30251 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1933: "Rotenburg a.d. Fulda, 11. November (1933). Am 22. November begeht die Schneidermeisterin Fräulein Jettchen Gans, dahier, Inhaberin der Firma J.S. Gans, das 100-jährige Bestehen des handwerklichen Geschäftes, das am 22. November 1833 von ihrem Großvater Salomon Gans begründet und von ihrem Vater Isak Gans und dann von ihr bis heute fortgeführt wurde."

  
Zum Tod des Gemeindedieners Isaac Werthan (1938)
    

Artikel im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 4. März 1938: "Rotenburg. Im 67. Lebensjahre wurde am 27. Februar unser Gemeindediener, Herr Isaac Werthan, von seinem schweren Leiden erlöst. Dem braven und schlichten Manne gilt der Dank der Gemeinde für all sein Tun und Trachten im Dienste der Gemeinde, in verdienstvoller Tätigkeit von nahezu 45 Jahren. Mit ihm geht ein Stück lebendige Gemeindegeschichte dahin. Nummer ermüdend, insbesondere in seinen gesunden Jahren, ließ er sich nicht nehmen, selbst noch in seiner Krankheit als Bal Thauro zu wirken, dessen Qualitäten weit über den Kreis unserer Gemeinde hinaus bekannt geworden sind. Nun da er aus seiner Wirkungsstätte geschieden, ist die Gemeinde wehmutsvoll gestimmt, sie wird sich des Verklärten immer erinnern als eines guten und jederzeit hilfsbereiten Menschen. R."    

       
       
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeigen des Schlossers Moses Gans (1884 / 1891)  

Rotenburg adF Israelit 18041884.jpg (22945 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1884: "Setzöfchen verfertigt billigst Moses Gans, Schlosser, Rotenburg a.d.Fulda."
   
Rotenburg adF Israelit 14051891.jpg (27296 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1891: "Setzöfchen und Gruden verfertigt billigst Moses Gans, Schlosser, Rotenburg a.d. Fulda."
vgl. oben Berichte zum 80. Geburtstag (1925) und zum Tod von Moses Gans (1930)  

   
Commis-Gesuch von M. Linz II. (1900) 

Rotenburg adF Israelit 02071900.jpg (39897 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1900: "Für mein Samstags und Feiertagen geschlossenes Manufakturwaren-Geschäft suche zum baldigen Eintritt einen jüngeren Commis, Israelit, welcher gleichzeitig Landkundschaft besucht. Station im Hause. 
M. Linz, II., Rotenburg a.d. Fulda." 

  
Anzeige von Henriette Linz geb. Birnbaum (1901)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1901: "Suche per sofort ein tüchtiges 
Mädchen

welches etwas Kochen versteht. 
Frau Henriette Linz
geb. Birnbaum. 
Rotenburg a.d. Fulda."  

  
Lehrling-/ Gesellensuche von Metzgermeister Blumenbaum (1901)  

Rotenburg adF Israelit 22071901.jpg (35231 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1901: "Suche für meine an Samstagen streng geschlossene Metzgerei zum sofortigen Eintritte Lehrling oder angehenden Gesellen. 
J. Blumenbaum, Metzgermeister, Rotenburg, Fulda."

 
Anzeige von Wolf Fackenheim (1903)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1903:  "Suche 
zur selbstständigen Führung meines Haushaltes (einzelner Herr) ein tüchtiges Mädchen. Eintritt sofort, eventuell baldigst. Offerten mit Gehaltsansprüchen erbittet 
Wolf Fackenheim
, Rotenburg a. Fulda."      

  
Anzeige von Joseph Werthan (1906)   

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. November 1906: "Suche für meinen kleinen Haushalt ein tüchtiges Mädchen, welches kochen kann bei hohem Lohn für gleich oder später. Joseph Werthan, Rotenburg a.d. Fulda."     

  
Dankesanzeige von Isaac Rothschild (1924)     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 4. September 1928: "Für die mir anlässlich meines 70. Geburtstages erwiesenen Aufmerksamkeiten danke ich hiermit verbindlichst. 
Rotenburg a.d. Fulda, August 1924. Isaac Rothschild."       

   
   
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Salomon Levy aus Rotenburg (1829-1901)        
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

Rotenburg Fulda NY Cyprus 1743.jpg (96372 Byte)   Rotenburg Fulda NY Cyprus 1743a.jpg (139941 Byte) Grabstein für 
"Salomon Levy, 
Beloved Husband and Father, 
Born in Rotenburg - Kurhessen / B/D Fulda  
May 29, 1829  
Died July 26, 1901"   

  
Beleidigungsklage beim Amtsgericht Rotenburg gegen Landwirt Claus aus Asmushausen wegen falscher Behauptung über Bankdirektor Jakob Goldschmidt (1931)  
Anmerkung: zur Danat-Bank (Darmstädter und Nationalbank) siehe Wikipedia-Artikel "Darmstädter und Nationalbank"
über ihren Direktor Jakob Goldschmidt siehe Wikipedia-Artikel "Jakob Goldschmidt" 

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 30. Dezember 1931:          

      

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Rotenburg / Fulda geboren sind
 
 Rotenburg KK MZ Katzenstein Leopold.jpg (88748 Byte)  Rotenburg KK MZ Kaufmann Max.jpg (89141 Byte)  
  Kennkarte (Mainz 1939) für Leopold Katzenstein (geb. 20. Januar 1874 
in Rotenburg/Fulda), Kaufmann, wohnhaft in Mainz, am 27. September 
1942 deportiert ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er 
am 23. Juli 1943 umgekommen ist    
Kennkarte (Mainz 1939) für Max Kaufmann (geb. 23. Mai 1904 in 
Rotenburg/Fulda), Kaufmann, wohnhaft in Main, November/Dezember 1938 
im KZ Dachau; am 25. März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt
in das Ghetto Piaski, umgekommen    
 

   
   
   
Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 6.4.2009)      

Die ehemalige jüdische Schule mit Durchgang zur ehemaligen Synagoge  

 
Rotenburg Synagoge 174.jpg (80129 Byte) Rotenburg Synagoge 173.jpg (86546 Byte) Rotenburg Synagoge 172.jpg (81886 Byte)
Hinweistafel am Eingang der Brotgasse:
 "Hinter Haus Nr. 19 befand sich die 
Synagoge, die während der Pogromnacht 
1938 beschädigt und 1948 abgerissen 
wurde."
In der Brotgasse - Blick auf  das Gebäude der ehemaligen jüdischen Schule Brotgasse 19. Dieses Gebäude wurde 1853/54 von der jüdischen Gemeinde neu erbaut. Bis 1913 war in ihm eine Israelitische Elementarschule, danach noch eine Religionsschule. Hinter dem Gebäude stand die 1738/39 erbaute Synagoge, die beim Novemberpogrom 1938 geschändet und demoliert wurde. 1947/48 wurde das zuletzt als Scheune zweckentfremdete Synagogengebäude abgerissen. 
        
   Rotenburg Synagoge 171.jpg (79864 Byte) Rotenburg Synagoge 170.jpg (93457 Byte)
   Die abgebildete Tür war Zugang zu der hinter dem Schulgebäude gelegenen Synagoge auf demselben Grundstück. Inschrift auf der Tafel: "1853/54 als jüdische Volksschule errichtet, zeitweilig mit über 70 Schülern und 2 Lehrern die größte jüdische Schule Kurhessens. Die Seitentür war der Zugang zu der hinter dem Schulhaus gelegenen Synagoge, erbaut 1738/39, renoviert 1924; deren Inneneinrichtung wurde bei den Novemberpogromen 1938 zerstört und geschändet. 1947 wurde die Synagoge abgerissen". 
      
Rotenburg Schulausstellung 170.jpg (66814 Byte) Rotenburg Schulausstellung 173.jpg (72215 Byte) Rotenburg Schulausstellung 172.jpg (73637 Byte)
Modell der ehemaligen Synagoge in der Jakob-Grimm-Schule (erstellt von der AG Spurensuche)
     
 Ausstellung in der
Jacob-Grimm-Schule 
Rotenburg Schulausstellung 171.jpg (71991 Byte) Rotenburg Schulausstellung 174.jpg (65727 Byte)
  Dokumente zur Synagogengeschichte 
mit Fotos
Teilansicht der Ausstellung: hier Dokumente und
 Fotos zur NS-Zeit und der Pogromnacht 1938
Rotenburg Schulausstellung 175a.jpg (81977 Byte) Rotenburg Schulausstellung 175.jpg (90564 Byte) Rotenburg Schulausstellung 176.jpg (98237 Byte)
Unter den Ausstellungsstücken auch ein in der NS-Zeit seit 1934 in der Altstädter Kirche aufgehängter Vorhang mit dem Text des 
Vaterunsers und Symbolen aus der NS-Zeit
        

Die Mosesfigur vor der ehemaligen Mikwe

Rotenburg Mikwe 154.jpg (72939 Byte) Rotenburg Mikwe 150.jpg (83114 Byte) Rotenburg Mikwe 156.jpg (69821 Byte)
Gebäude der ehemaligen Mikwe 
mit Moses-Figur
Die Holzskulptur "Moses" wurde durch den Künstler Martin Schaub (Rotenburg a.d.F.) erstellt. Formal gestalterisch wichtig ist der Gegensatz von Abwärtsbewegung (fließendes Wasser, herab steigende Beine, wallender Bart Moses, Schwere des Gesetzestafeln) und Aufwärtsbewegung (Flügel, ringelnde Schlange, Kerzenflammen, Pflanzen, geöffnete Hand, Torarolle). Vier Elemente bestimmten den inhaltlichen Aufbau der Skulptur: Mikwe, Mose, Schabbat und Davidstern.
 
 
     
    Rotenburg Mikwe 157.jpg (70949 Byte) Rotenburg Mikwe 155.jpg (90367 Byte)
   Unter der Schlange Tafel "Sachor" = Gedenke "Gedenke"
     

Die ehemalige Mikwe der
jüdischen Gemeinde in Rotenburg

Rotenburg Mikwe 151.jpg (81858 Byte) Rotenburg Mikwe 152.jpg (73798 Byte)
    Blick auf das Gebäude der ehemaligen Mikwe mit Hinweistafel: "Mikwe. Rituelles Tauchbad der
 jüdischen Gemeinde von 1835-1938. Mit Vorläufer an dieser Stelle aus dem 17. Jahrhundert"
     
 Rotenburg Mikwe 165.jpg (78622 Byte) Rotenburg Mikwe 163.jpg (66727 Byte) Rotenburg Mikwe 162.jpg (73370 Byte)
Die Tauchbecken des rituellen Bades mit Erklärungstafel. Beim Badebassin (Foto Mitte) handelt es sich um das 1835 / 1925 erstellte beziehungsweise renovierte Badebassin mit inwandig blau-weißen Fliesen. Links davon der auf dem rechten Foto zu sehende, bis 3,90 m tiefe Schacht aus der Mitte des 17. Jahrhunderts aus akkurat gefluchteten, behauenen und vermörtelten Sandsteinblöcken.
        
   Rotenburg Mikwe 161.jpg (57022 Byte) Rotenburg Mikwe 159.jpg (70824 Byte)
  Hinweis auf den Schacht zum "Kaschern" (rechts) mit Tafel: "Der aus Sandstein gemauerte quadratische Schacht diente dem sog. Kaschern, der Reinigung von rituell unrein gewordenem oder neuem Geschirr. Mit einem Gitterkorb oder Netz wurde das Geschirr hier in rituell "reines" Wasser getaucht, ebenso die Messer für das Schächten des Schlachtviehs".
     
 Ausstellungsbereich des Gebäudes 
der ehemaligen Mikwe
Rotenburg Mikwe 158.jpg (122849 Byte) Rotenburg Mikwe 166.jpg (102968 Byte)
   Tafel: "600 Jahre jüdisches Leben 
in Rotenburg an der Fulda"
"Gedenktafel für die Opfer der Shoah aus dem
 Raum Rotenburg an der Fulda einschließlich
 derer, die vor 1933 hier lebten".
    
        
Fotowand im Aufgangsbereich vom
 Erdgeschoss zum Obergeschoss
Rotenburg Mikwe 168.jpg (95512 Byte) Rotenburg Mikwe 169.jpg (83856 Byte)
  Fotos ehemaliger jüdischer Einwohner Rotenburgs
        
Rotenburg Mikwe 171.jpg (68770 Byte) Rotenburg Mikwe 172.jpg (71535 Byte) Rotenburg Mikwe 174.jpg (68733 Byte)
Torarolle aus der ehemaligen Rotenburger
 Synagoge, die im November 1938 schwer
 beschädigt und damit geschändet wurde.
Religiöse Bücher und einzelne Fotos 
und Dokumente
Verschiedene persönliche 
Dokumente 
   
          
Rotenburg Mikwe 175.jpg (68284 Byte) Rotenburg Mikwe 178.jpg (63730 Byte) Rotenburg Mikwe 180.jpg (66460 Byte)
An der Wand ein 
Tora-Wimpel
Antijüdische Holztafeln, die in der NS-Zeit 
an verschiedenen Stelle standen (aus der
 Bebraer Schnitzwerkstatt 1935/38)
Einige Erinnerungen an die jüdische 
Geschichte in Bebra und Lispenhausen 
   
        
     
Fotos vom Oktober 2019 (vgl. Erläuterungen oben)
(Fotos: J. Hahn, Aufnahmen vom 19. Oktober 2019)  
   
 Blick auf das Gebäude der früheren Mikwe  Die Holzskulptur des Mose  Hinweistafel am Gebäude der Mikwe
     
 Hinweistafel am
Eingang der Brotgasse
Ehemaliges jüdisches Schulhaus
in der Brotgasse 19
 Synagogenstandort hinter dem
Gebäude Brotgasse 19
     
Stolpersteine in der Stadt (Auswahl)     
Stolpersteine für Angehörige der Familie
Jakob Katz (1878) und Bertha geb. Neuhaus
(1879) sowie Tochter Frieda Katz (1908) 
 Stolpersteine für Angehörige der Familie
Karl Kaufmann (1876) und Berta geb. Stern (1884)
mit den Söhnen Fritz (1913) und Heinz (1921)
 Stolperstein für Paula (Pauline) Plaut
(1887)
 
     

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

März 2010: Schüler forschen im Blick auf die Verlegung von "Stolpersteinen" in der Stadt 
Artikel von Elisa Schubert in der "Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen" (über Website hna.de) vom 7. April 2010 (Artikel): 
"Schüler erforschen für Stolperstein-Projekt jüdische Lebenswege in Rotenburg - Erinnerungen im Gehweg. 
Rotenburg
. Sie erleben Geschichte momentan einmal ganz anders: Die Elftklässler der Jakob-Grimm-Schule Rotenburg wühlen sich durch Stammbäume, sichten Dokumente in altdeutscher Schrift und diskutieren über Familienverstrickungen früherer Rotenburger. Die Jugendlichen des Orientierungskurses Geschichte erforschen die Schicksale fünf jüdischer Familien. Vor deren damaligen Häusern in Rotenburg sollen bald so genannte Stolpersteine verlegt werden. Sie sind auf den Spuren jüdischer Familien, die einst in Rotenburg lebten: Anne Wicke, Sabrina Brill, Lars Schmidt, Britta Hildebrand, Lehrerin Christiane Lindner und Anna Maria Becker sichten Stammbäume, lesen alte Dokumente. Die Elftklässler des Orientierungskurses Geschichte beteiligen sich am Projekt Stolpersteine...".    
 
Mai 2010: Verlegung von "Stolpersteinen" in der Stadt    
Artikel von Philipp David Pries in der "Hessischen Allgemeinen" vom 26. Mai 2010 (Artikel): 
"Ein Gedenken in Messing - Aktion Stolpersteine: 14 Platten erinnern an Rotenburger Juden
Rotenburg. Ein laut ratternder Bohrhammer, eine kreischende Steinsäge: Alles andere als leise ging es bei der Verlegung der Stolpersteine zu. Sie sollen an ermordete Rotenburger Juden erinnern..."     
 
Juni 2010: Benennungen von Straßen nach früheren jüdischen Einwohnern 
Pressemitteilung der Stadt Rotenburg und des Förderkreises ehemalige Mikwe - Jüdisches Museum vom 10. Juni 2010: 
"Aufgrund einstimmiger Beschlüsse des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Rotenburg a. d. Fulda ist die Zufahrtstraße (entlang der Göbel-Hotels-Arena) zum Haupteingang des Jüdischen Friedhofs nach Moritz Katzenstein und der bituminös befestigte Fußweg zwischen dem Jüdischen Friedhof und dem Herz-Kreislauf-Zentrum nach Moritz Rothschild benannt worden. 
Das Straßenschild der Moritz-Katzenstein-Straße trägt die erklärende Tafel 'Bedeutender Chirurg aus Rotenburg'.
Der erklärende Text für den Moritz-Rothschild-Weg lautet 'Wohltäter seiner Heimatstadt'.
Das Enthüllen der Straßenschilder soll im Rahmen einer kleinen Feier erfolgen, bei der Nachfahren von Moritz Katzenstein und Moritz Rothschild anwesend sein werden. 
Termin: Mittwoch, 23. Juni 2010, 16.00 Uhr  Ort: Vor dem unteren Eingang zum Jüdischen Friedhof."  
 Rotenburg 2000606012.jpg (39387 Byte) Rotenburg 2000606011.jpg (43351 Byte) Rotenburg 2000606014.jpg (48652 Byte) Rotenburg 2000606013.jpg (22191 Byte) Rotenburg 2000606010.jpg (47415 Byte)
Der aus Rotenburg stammende Prof. Dr. med. Moritz Katzenstein (1872-1932) war Chirurg in am Städtischen Krankenhaus im Friedrichshain in Berlin Albert Einstein und sein Freund Moritz Katzenstein beim Segeln auf dem Wannsee (1929)  Der gleichfalls aus Rotenburg stammende Moritz (Morris) Rothschild (1873-1943) ist bereits 1884 nach Amerika ausgewandert, wo er Chef von großen Druckereien in Chicago sowie einer Papierfabrik und einer Stickerei wurde. Er war u.a. Vorsteher der Jüdischen Gemeinde in Chicago und Direktor der Jüdischen Wohlfahrtseinrichtungen ebd. In den 1920er-Jahren zeigte er die Verbundenheit zu seiner Heimatstadt Rotenburg durch zahlreiche Spenden und Stiftungen.
 
Weitere Informationen bei den "Lebenswegen" in hassia-judaica.de    
  
Mai 2011: Publikation zu "Stolpersteinen" ist erschienen   
Rotenburg Lit 087.jpg (64198 Byte)Artikel in der "Hessischen Allgemeinen" vom 3. Mai 2011 (Artikel): 
"In einer Broschüre wird zur Aktion Stolpersteine an Juden erinnert
Rotenburg. Die Aktion Stolpersteine in Rotenburg ist noch nicht beendet. Bis Ende Mai werden 43 Messingplatten auf den Bürgersteigen vor früheren Wohnhäusern an ehemalige jüdische Mitbewohner der Stadt erinnern.
Den Namen Gesichter geben: Auch das leistet die neue Broschüre. 
Anders als in anderen Städten bleibt das Gedenken nicht auf die Steine mit Namen, Geburts- und Todesdatum reduziert. Der Rotenburger Historiker Dr. Heinrich Nuhn hat die Biografien der Opfer des Nazi-Terrors zusammengetragen und in einer Broschüre veröffentlicht. 'In Memoriam - 43 Opfer des Holocaust' ist Titel der Schrift, die ab sofort im Rotenburger Buchhandel, bei der Tourist-Information und in der HNA-Geschäftsstelle kostenlos abgeholt werden kann. 25 Gesichter ehemaliger Rotenburger sind auf dem Deckblatt zu sehen. Darunter sind fünf der bereits verlegten Stolpersteine abgebildet. (sis)."    
 
Mai 2011: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen"  (vgl. Video unten)  
Rotenburg PA 052011sto2.jpg (55931 Byte)Foto von Heinrich Nuhn:  An das Mordschicksal von Josef, Alexander, Recha und Rosa Döllefeld erinnert auch der Grabstein von Josef Döllefelds Frau Therese geb. Strauss (1862-1928) auf dem Jüdischen Friedhof in Rotenburg. Die Inschriften hatte Josef Döllefelds Sohn Theodor 1958 veranlasst.     
Artikel in der "Hessischen Allgemeinen" vom 25. Mai 2011 (Kurzmitteilung, ein ausführlicher Artikel erschien am 26.5.2011): 
"Gedenkfeier am Freitag: 29 neue Stolpersteine werden am Freitag in Rotenburg verlegt. 
Rotenburg
. 29 Stolpersteine werden am Freitag, 27. Mai, in Rotenburg verlegt. Mit den Steinen wird an die Menschen erinnert, die in den Jahren der Naziherrschaft ermordet wurden.
Die kleinen Gedenksteine im Format 10 mal 10 Zentimeter werden in mehreren Rotenburger Straßen und Gehwegen vor den Häusern verlegt, die der Lebensmittelpunkt der Betroffenen waren. Zum Auftakt lädt die Initiative 'Stolpersteine für Rotenburg' zu einer Gedenkfeier ein, die um 9 Uhr vor dem Jüdischen Museum in der ehemaligen Mikwe beginnt, kündigt der Rotenburger Historiker und Initiator der Aktion, Dr. Heinrich Nuhn, an."   
   
Artikel in der "Hessischen Allgemeinen" vom 27. Mai 2011 (Artikel): 
"29 weitere Stolpersteine wurden verlegt – Feierstunde mit vielen Jugendlichen´. 
Verbeugen und verstehen 
Rotenburg. 'Wir senken den Kopf, wir lesen, wir verstehen. Genau darum geht es – immer wieder'. So fasste Friedhelm Großkurth, der Leiter der Jakob-Grimm-Schule (JGS), den Sinn der Aktion Stolpersteine zusammen. 29 dieser Steine sind am Freitagmorgen in einer Feierstunde in Rotenburg verlegt worden...".   
   
September 2011: Fünf Jahre als Museum geöffnete ehemalige Mikwe in Rotenburg - Geöffnet zum "Tag des offenen Denkmals" 
Artikel in der "Hersfelder Zeitung" vom 9. September 2011: "Tag des offenen Denkmals am Sonntag zum Thema 19. Jahrhundert. Mikwe in der Pionierrolle.
Link zum Artikel
.          
 
September 2011: Rückkehr nach 77 Jahren     
Artikel in der "Hessischen Allgemeinen" vom 21. September 2011: "Der 88-jährige Chanan Flörsheim besuchte sein Rotenburger Elternhaus. Rückkehr nach 77 Jahren". 
Link zum Artikel in hna.de
.    
 
Dezember 2016: Gedenken zum 75. Jahrestag der Deportation von Nordhessen in das Ghetto von Riga  
Rotenburg HNA 09122016.jpg (198535 Byte)Artikel in der "Hessischen Allgemeinen" vom 9. Dezember 2012: "Abschied im Rigaer Ghetto. Familie Döllefeld aus Rotenburg gehörte zu den ersten deportierten Juden..." 
Zum Lesen bitte Abbildung des Artikels anklicken  

 

September 2016: Das Jüdische Museum in der ehemaligen Mikwe der Rotenburger Synagogengemeinde feierte sein zehnjähriges Jubiläum. 
Herzliche Glückwünsche ergingen an unsere Freunde in Rotenburg, vor allem an Heinrich Nuhn, von "Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der jüdischen Geschichte im süddeutschen und angrenzenden Raum"   
Rechts: Festprogramm zur Feier des
 zehnjährigen Bestehens des Jüdischen Museums
 Rotenburg a.d.F. am 10./11. September 2016  

Rotenburg Programm 092016.jpg (99815 Byte) 

 Rotenburg PA 092016.jpg (261364 Byte) Links: Presseartikel von Siegfried Weyh in der HNA Rotenburg-Bebraer Allgemeinen vom 15. August 2016: "Erinnern mit Musik. Jüdisches Museum in Rotenburg wird zehn Jahre alt - großes Festwochenende..." 
Link zum Artikel 
       
Rechts: Presseartikel von Wilfried Apel in der HNA Rotenburg-Bebraer Allgemeinen vom 13. September 2016: "Ein lebendes Manifest. Zur Feier '10 Jahre jüdisches Museum' kamen auch 16 Nachfahren ehemaliger Mitbürger..." 
Link zum Artikel     
Rotenburg PA HNA 13092016.jpg (342108 Byte)     Artikel in lokalo24.de zur Jubiläumsveranstaltung: Link zum Artikel 
(Text des Artikels als pdf-Datei)
       

 

November 2018: Interview mit Dr. Heinrich Nuhn 
Artikel von Kai A. Struthoff in der hna.de vom 5. November 2018: "Lokalhistoriker im Interview. 80 Jahre nach der Pogromnacht: 'Die Geschichte gerät in Vergessenheit'
Hersfeld-Rotenburg. Dr. Heinrich Nuhn will die Erinnerung an das jüdische Leben im Kreis zu bewahren. Der Lokalhistoriker sieht den Antisemitismus auf dem Vormarsch.
Am 9. November jährt sich die Reichspogromnacht zum 80. Mal. Wir haben mit Dr. Heinrich Nuhn aus Rotenburg über die AfD im Landtag, die politische Stimmung in Deutschland und Parallelen zur Weimarer Republik gesprochen.
Herr Dr. Nuhn, in Pittsburgh gab es vor wenigen Tagen einen furchtbaren Amoklauf in einer Synagoge, in vielen deutschen Städten trauen sich jüdische Mitbürger nicht mehr mit ihrer Kippa auf die Straße und selbst bei uns im Kreis gibt es immer wieder juden-feindliche Schmierereien. Ist der Antisemitismus 80 Jahre nach der Reichspogromnacht bei uns wieder auf dem Vormarsch? Das ist wohl nicht zu leugnen. Und das ist deshalb so erschreckend, weil wir ja wissen, wohin das führen kann. Gerade in unserer Region müssten wir besonders gefeit sein, denn hier war, historisch gesehen, der Antisemitismus erfolgreicher als in irgendeinem anderen Landstrich. 1893 trat hier nämlich der Reichstagskandidat Ludwig Werner für die antisemitische Volkspartei an. Er war bis 1918 im Reichstag aktiv und zeitweise auch Landtagsabgeordneter. Er wurde also von vielen Bürgern unterstützt. Damals gehörte es sozusagen zum guten Ton, antisemitisch eingestellt zu sein.
Heute bezeichnet AfD-Chef Gauland die Nazi-Zeit als 'Vogelschiss der Geschichte', AfD-Mann Höcke nennt das Holocaust-Mahnmal ein 'Mahnmal der Schande', und im Rotenburger Wahlkreis zieht mit Gerhard Schenk sogar ein AfD-Mann in den Landtag ein. Müsste er sich nicht klar von derartigen Äußerungen distanzieren? Gerade Gerhard Schenk ist mir ein Dorn im Auge. Ich hatte ihn bei einer Wahlkampfveranstaltung auf seinen Großvater angesprochen, der seinerzeit einen jüdischen Händler daran gehindert hatte, seine Ware in Friedlos zu verkaufen. Schenk aber lobte den guten Leumund, den sein Großvater hatte, und sang danach das Hohelied auf Björn Höcke, der angeblich so beliebt bei Lehrern und Schülern war. Ich fürchte daher, dass die Radikalen in der AfD von Gerhard Schenk eher unterstützt werden.
Die politische Stimmung im Land vergleichen manche mit der Situation in der Weimarer Republik vor der Machtergreifung der Nazis. Teilen Sie als Historiker diese Einschätzung?
Ich habe das lange Zeit für maßlos übertrieben gehalten, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass unsere historischen Erfahrungen derart in Vergessenheit geraten könnten. Aber es scheint tatsächlich so zu sein, dass nur der aus der Geschichte lernt, der auch lernen will. Deshalb frage ich mich schon, ob Ausstellungen, wie unsere hier im Kurhaus zum jüdischen Leben, wirklich derartigen Tendenzen vorbeugen kann. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Sie haben viel Kontakt zu Juden oder ihren Nachkommen, die aus unserer Region geflohen sind oder gar deportiert wurden. Wie begegnen Ihnen diese Menschen, die ja allen Grund hätten, Vorbehalte gegen uns zu haben? Da kann ich ganz aktuell Michael Hahn und seine Frau zitieren, die beide Nachfahren von Hersfelder Juden sind. Sie sagten bei ihrem Besuch in der Stadt, Deutschland unterscheide sich in dieser Frage gar nicht so sehr von anderen europäischen Ländern. Trotz der jüngsten antisemitischen Vorfälle sind sie hierher gekommen. Dabei finde ich, dass Deutschland eben aufgrund seiner Geschichte kein ganz normales europäisches Land ist, sondern eigentlich seine Lektion gelernt haben sollte.
Am Freitag jährt sich die Reichspogromnacht zum 80. Mal. In Hersfeld brannte die Synagoge schon am 8. November, als erste in ganz Deutschland. Warum? Am 7. November war in Paris das Attentat des Juden Herschel Grynszpan auf den NS-Diplomaten Ernst von Rath. Danach gab es spontan Pogrome in Kassel, und dann auch in Bebra und Rotenburg. Der hiesige Gaupropagandaleiter Heinrich Gernand aus Bebra hatte wesentlichen Anteil am frühen Ausbruch der Ausschreitungen in unserer Region. Diese waren hier so intensiv, dass im Laufe des 8. Novembers fast alle jüdischen Familien aus Rotenburg und Bebra geflüchtet waren. Das ist durch einen Brief der Jüdin Henny Rothschild belegt, der im Leo-Baeck-Institut in New York liegt. Doch auch danach gingen die Pogrome bei uns sogar noch heftiger weiter.
Ihre neue Ausstellung, die bis Ende November im Bad Hersfelder Kurhaus gezeigt wird, zeugt von der reichen jüdischen Geschichte unserer Region. Wie kommt die Ausstellung an? Die Rückmeldungen sind bisher sehr gut. Ich habe bewusst die Begleittexte sehr kurz gehalten, um das Bildmaterial wirken zu lassen. Damit möchte ich auch Besucher erreichen, die nicht so gern lange Texte lesen. In der Ausstellung steckt mindestens ein Jahr Arbeit mit voller Konzentration. Mein Vorteil ist, dass ich einen riesigen Schatz an Personenaufnahmen habe, die ich den guten Kontakten zu den Hinterbliebenen von jüdischen Familien zu verdanken habe.
Ihr Lebenswerk ist die Aufarbeitung und Erinnerung an die jüdische Geschichte unserer Region. Was treibt Sie an? Ich war schon als Kind immer sehr neugierig und Minderheiten haben mich immer interessiert. Zunächst habe ich über die Arbeiterbewegung geforscht, und dabei bin ich auch auf die jüdische Geschichte der Region gestoßen. Dieses Thema hat mich nie wieder losgelassen. Mich fasziniert, wie es eine Minderheit geschafft hat, sich gegen so viele Widerstände zu behaupten. Obwohl ich selbst kein Jude bin und meine Familie auch nie irgendetwas mit den Nazis zu tun hatte, habe ich wohl doch das Bedürfnis, etwas gutzumachen.
Zur Person: Dr. Heinrich Nuhn wurde 1938 in Niederaula geboren. Er hat in Marburg und Liverpool Anglistik, Germanistik, Geschichte und Politik studiert und war lange Lehrer an der Jakob-Grimm-Schule in Rotenburg und pädagogischer Mitarbeiter am Institut für Lehrerfortbildung in Bad Hersfeld. Als Kurator hat er das Jüdische Museum im ehemaligen jüdischen Ritualbad (Mikwe) gestaltet, als dessen Betreuer er seit 2006 wirkt. Dr. Nuhn ist verheiratet und hat zwei Kinder."  
Link zum Artikel   
 
November 2020: Gedenkveranstaltung zum November 2020   
Anmerkung: Das Jüdische Museum Rotenburg beteiligte sich in der Nacht zum 9. November an einer weltweiten Aktion und ließ in seinen Räumen das Licht brennen - zum Gedenken an die Novemberpogrome 1938. 
       
Presseartikel zu der Gedenkveranstaltung zum 9. November     
 

Video zur 2. Stolperstein-Verlegung 2011 https://www.youtube.com/watch?v=azmTDtO5_8o
               

  

 
  

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Rotenburg an der Fulda  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Rotenburg a.d. Fulda (interner Link)   
bulletLinklisten finden sich bei den oben genannten Websites www.hassia-judaica.de und www.mikwe.de 
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal 'Vor dem Holocaust' - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Rotenburg 
bullet
HaJu Rotenburg 010.jpg (15360 Byte)Stadtrundgang auf jüdischen Spuren in Rotenburg an der Fulda
Der virtuelle Rundgang soll einladen, einige Aspekte der wechselvollen Geschichte des jüdischen Rotenburg kennen zu lernen. Wie bei kaum einem anderen Ort in Hessen ist die Geschichte Rotenburgs davon geprägt, dass hier seit ca. 1300 - mit Unterbrechungen - Juden ansässig waren und vom 17. bis 20. Jahrhundert eine der größten jüdischen Kleinstadtgemeinden Hessens existierte. Die CD-ROM-Version ist portofrei über die im Impressum genannte Adresse erhältlich.  Mehr dazu auf einer Seite von zum.de  

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Rotenburg a.d. Fulda mit Braach und Lispenhausen 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Rotenburg a.d. Fulda sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,744   Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs der Synagogengemeinde in Rotenburg a.d. Fulda, aufgenommen im August 1937 durch Curt Wolf aus Eschwege und D. Goldschmidt aus Frankershausen, Laufzeit 1743 - 1937; enthält hebräische und deutsche Grabinschriften mit Angabe der Grabnummern auf dem alten und neuen Teil des jüdischen Friedhofs; enthält auch Angaben zu Personen aus Baumbach, Bebra, Braach, Breitenbach, Heinebach, Iba und Ronshausen; darin auch ein Abriss zur Geschichte des jüdischen Friedhofs mit Hinweis auf dessen Anlegung um 1740 und Situationsplan    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4607226     
HHStAW 365,742   Trauregister der Juden von Rotenburg a.d. Fulda  1825 - 1910, enthält auch Angaben zu Personen aus Braach und Lispenhausen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2083530         
HHStAW 365,743   Sterberegister der Juden von Rotenburg a.d. Fulda  1825 - 1910, enthält auch Angaben zu Personen aus Braach und Lispenhausen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1675017                  
HHStAW 365,741   Geburtsregister der Juden von Rotenburg a.d. Fulda  1825 - 1910, enthält auch Angaben zu Personen aus Braach und Lispenhausen   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2924728        

Literatur:  

bulletGermania Judaica Bd. II,2 S. 706; Bd. III,2 S. 1252.  
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 2 S. 234-236. 
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 181 (mit Innenaufnahme der Synagoge) 
bulletKeine Artikel - da die Synagoge 1938 zerstört wurde - bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 und 
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 65-66.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 578-579.  
bulletHeinrich Nuhn und Karl-H. Riemenschneider: 'Spurenlos?' - Begleitheft zur Ausstellung '55 Jahre danach - Die Nacht, in der die Synagogen brannten' (Beilage zu JGS-intern, Heft 1, 1994).  
bulletHeinrich Nuhn: Der jüdische Friedhof in Rotenburg. In: B. Händler - Lachmann (Hg.): Kulturgeschichte. Bad Hersfeld 1995. S. 240-243.  
bulletders.: JISKOR - GEDENKE. Beiträge zur Geschichte der Rotenburger Juden. Verlag der AG Spurensuche. 2. Aufl. 1999.  
bulletders. (Hg.): Rotenburg in der Revolution 1848. Schauplatz antijüdischer Exzesse. Verlag der AG Spurensuche. 1998.  
bulletders. (Hg.). Rotenburg in der Revolution 1848. Schauplatz antijüdischer Exzesse. Multimedia-CD. Verlag AG Spurensuche. 1999.
bulletRotenburg adF Lit 05.jpg (35222 Byte)ders.: Spuren jüdischen Lebens - Ein Rundgang durch Rotenburg a.d. Fulda.  Verlag Medien und Dialog. Haigerloch 2001. 
bulletIn Memoriam: 43 Opfer des Holocaust. Rotenburg 2011 (siehe Presseartikel oben).   
bullet Beitrag über die Familie Plaut: Elisabeth S. Plaut: The Plaut Family. Tracing the Legacy. Edited by Jonathan V. Plaut
When Elizabeth S. Plaut began tracing her husband’s family roots forty years ago, she had no idea how this undertaking would change her life and turn her into a serious genealogist. A trained researcher, she corresponded with hundreds of people around the world to glean information about the various branches of the family; scoured cemetery files, archives, and other available sources; and maintained copious files brimming over with her notes and charts. Beginning with her quest to find the roots of her husband’s branch of the family from Willingshausen, Germany -many years before genealogy became popular - Elizabeth Plaut discovered families in dozens of small villages in Germany. She tracked the relationships between more than 11,000 people and separated the branches according to the many cities where the families originated. Impressive in its scope and in Elizabeth Plaut’s meticulous commitment to detail, The Plaut Family: Tracing the Legacy will be of immense value to all those interested in knowing more about their roots. 7" x 10" 420 pp. softcover $45.00. Vgl. http://www.avotaynu.com/books/Plaut.htm
Family Trees Organized by German Town of Ancestry: Bodenteich, Bovenden, Falkenberg, Frankershausen, Frielendorf, Geisa, Gudensberg, Guxhagen, Melsungen, Obervorschuetz, Ottrau, Rauschenberg, Reichensachsen, Rotenburg, Schmalkalden, Wehrda, Willingshausen.  
 

     
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Rotenburg an der Fulda  Hesse-Nassau. Jews lived in the town from its foundation (c. 1200). After the Black Death massacres of 1348-49, however, no community was established for 350 years. Numbering 133 in 1731, its members built a synagogue in 1738 and maintained an elementary school from 1826 to 1913. Moses Gans invented a 'Sabbath oven' which found a market in England as well as in Germany. The community, which grew to 390 (12 % of the total) in 1880 and dedicated a larger synagogue in 1924, was affiliated to the rabbinate of Kassel. In 1933, there were 97 Jews still in Rotenburg. Shortly before Kristallnacht (9-10 November 1938), SA men destroyed the synagogue and vandalized Jewish property. Most Jews left within a year, 16 emigrating. At least 13 perished in the Holocaust.  
     
       

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

        

 

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Stand: 30. Juni 2020