Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Volkmarsen mit Stadtteilem Ehringen und Külte (Kreis Waldeck-Frankenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

        

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Volkmarsen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.   
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1818 120 jüdische Einwohner (4,8 % von insgesamt 2.504 Einwohnern), 1827 129 (4,6 % von 2.796), 1855 169, 1861 149 (5,5 % von 2.727), 1871 148 (6,0 % von 2.466; in etwa 40 Familien), 1885 118 (5,3 % von 2.246), 1895 89 (3,6 % von 2.491), 1905 79 (3,6 % von 2.220). Die bekanntesten jüdischen Familiennamen waren im 19. Jahrhundert Alsberg, Hüneberg, Hamberg, Katzenstein, Lilienthal, Meyerhoff und Rosenstock. Die jüdischen Haushaltsvorsteher waren als Vieh-, Pferde- und Getreidehändler tätig. Einige von ihnen hatten ein Handwerk erlernt. 
 
Auch die in Ehringen lebenden wenigen jüdischen Personen (1825 eine Familie) gehörten zur jüdischen Gemeinde Volkmarsen.    
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische Elementarschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Die Israelitische Elementarschule bestand von 1837 bis 1912. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Als Lehrer waren tätig: von 1832 bis 1866 Lehrer Herz Silberberg (siehe Bericht zu seinem Tod unten) und von 1866 bis 1909 Lehrer Joseph Wertheim (siehe Berichte unten; Wertheim unterrichtete um 1889 auch die jüdischen Kinder in Breuna). Nach Wertheim unterrichtete bis Anfang 1915 (danach in Frankenberg) Lehrer Ferdinand Stern, später Artur Auerbacher. Die Israelitische Elementarschule war nach Weggang von Lehrer Wertheim in eine Privatelementarschule umgewandelt worden (in den 1920er-Jahren nur noch Religionsschule). Die Gemeinde gehörten mit den anderen jüdischen Gemeinden des ehemaligen Kreises Wolfhagen zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.   
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gemeinde Unteroffizier Otto Katzenstein geb. 2.11.1891 in Volkmarsen, gest. 8.5.1917 in Gefangenschaft), Moritz Meyerhoff (geb. 10.10.1893 in Volkmarsen, gef. 20.3.1916), Theodor Meyerhoff (geb. 28.11.1891 in Volkmarsen, gef. 21.7.1918), Leo Hamberg (geb. 30.5.1897 in Volkmarsen, gest. an der Kriegsverletzung 16.1.1920) und Albert Rosenstock (geb. 3.7.1880), gef. 15.9.1919).    
 
Um 1924, als zur Gemeinde noch 53 Personen gehörten (2,3 % von insgesamt 2.330 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Salomon Hamberg (gestorben 1926 im Alter von 69 Jahren) und Albert Meyerhoff. Als Schochet kam Gottlieb Eichholz (Niederelsungen) regelmäßig in die Gemeinde. Den Religionsunterricht der damals noch zwei schulpflichtigen jüdischen Kindern erteilte Lehrer Hermann Katzenstein aus Wolfhagen. An jüdischen Vereinen gab es zwei Wohltätigkeitsvereine, den Männerarmenverein (Männerchewra; 1924/32 unter Leitung von Philipp Katzenstein, Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung hilfsbedürftiger Männer) und den Frauenarmenverein (Frauenchewra, 1924/32 unter Leitung von Betty Katzenstein). 1932 waren die Gemeindevorsteher Albert Meyerhoff (1. Vors.) und M. Lichtenstein (2. Vors.). Religionslehrer der jüdischen Kinder war weiterhin Hermann Katzenstein aus Wolfhagen. Im Schuljahr 1931/32 hatte er fünf Kinder zu unterrichten.       

1933 lebten noch 34 jüdische Personen in Volkmarsen (1,3 % von insgesamt 2.650 Einwohnern).
In den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Hauptsächliche Auswanderungsziele waren die USA und Palästina. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurden die in der Stadt verbliebenen jüdische Familien gezwungen, in das Gebäude der jüdischen Schule in der Geilingstraße umzuziehen (Mitglieder der Familien Isenberg, Lichtenstein, Rosenstock und Meyerhoff). Sie wurden im Juli 1942 abgeholt und über Kassel in die Vernichtungslager des Ostens deportiert. 
   
Von den in Volkmarsen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Baum geb. Schwarz (1868), Rose (Roda) Bonnin geb. Schwarz (1869), Else Daltrop geb. Baruch (1887), Minna Falk geb. Baruch (1885), Julie Frankenstein geb. Schwarz (1878), Rosa Hattenbach geb. Katzenstein (1884), Margarete Heilbrunn geb. Meyerhoff (1902), Frieda Hirschen geb. Schwarz (1882), Emilie Isenberg (1883), Selma Joseph geb. Alsberg (1868), Herbert Levi (1931), Mathilde Levy geb. Wertheim (1867), Inge Lichtenstein (1930), Käthe Lichtenstein geb. Frankenthal (1892), Maich Meinhard Lichtenstein (1886), Albert (Abraham) Meyerhoff (1866), Betty Meyerhoff geb. Oppenheim (1868), Frida Meyerhoff (1897), Lieselotte Michel (1926), Rosa Erna Michel geb. Meyerhoff (1894), Jenny Nagel geb. Meyerhoff (1889), Rosa Rosenstock (1882), Mathilde Schwarz (1869).     
 
Nach 1945 kehrte nur ein Mitglied der ehemaligen jüdischen Gemeinde nach Deutschland zurück: Julius Meyerhoff, der 1937 nach Palästina emigriert war und nach 1945 in Frankfurt am Main lebte.  
  
Hinweis: S
eit September 1934 war im heutigen Volkmarser Stadtteil Külte ein Vorbereitungslager / landwirtschaftliche Ausbildungsstätte (Hachschara) vor allem für jüdische junge Erwachsene, die sich für die Auswanderung nach Palästina vorbereiteten. Für eine abgeschlossene landwirtschaftliche Ausbildung konnte man ein Zertifikat der britischen Regierung bekommen, das zur Auswanderung nach Palästina berechtigte. In Hessen bestanden vier solche Ausbildungsstätten: neben Külte in Grüsen bei Gemünden an der Wohra, in Gehringshof bei Fulda und Lohnberghütte bei Weilburg. In Külte stellte der jüdische Holzhändler Simon Strauß hierfür sei Gelände am Külter Bahnhof kostenlos zur Verfügung. An Wochenenden wurde von Besuchern der SS-Führerschule im Grüßener Schloss das Gebäude immer wieder stundenlang mit Steinen beworfen. Im August 1936 wurde die Hachschara wieder aufgelöst.                    
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Zum Tod von Lehrer Herz Silberberg (1866, war 34 Jahre als jüdischer Lehrer in Volkmarsen tätig)   
Anmerkung: Lehrer Herz Silberberg (Grabinschrift mit dem religiösen Namen: Naftali ben Alexander Segal Silberberg) starb am 12. April 1866 im Alter von 55 (oder nach dem Artikel 57) Jahren und wurde im jüdischen Friedhof Volkmarsen beigesetzt.    

Volkmarsen Israelit 02051866.jpg (313096 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1866. Aus Niederhessen. 18. April (1866). Wehe über die Verlorenen, die nicht wieder gefunden werden. In diesen Klageruf wird Jeder, der den braven Lehrer Silberberg zu Volkmarsen gekannt hat, und nun erfährt, dass derselbe am 12. dieses Monats von dem Herrn aus diesem Erdenleben abgerufen worden ist, mit mir einstimmen. Er war ein Lehrer, desgleichen wir nur selten finden. Ein Mann von gediegenen Kenntnissen in unsern heiligen Religionsschriften und allen weltlichen Wissenschaften, wie sie unsere Zeit von einem tüchtigen Lehrer fordert, war er ein über alles gewissenhafter Lehrer in Israel, und erhielte die besten Erfolge bei seinen Schülern, die ihn liebten und verehrten, denn bei seinem Unterrichte war Ernst mit Liebe gepaart, und bei seiner Behandlung der Kinder gab sich überall kund, dass er nur die reinste Absicht habe, sie zu guten und tüchtigen Menschen und Juden zu machen. Zur Handhabung der Disziplin brauchte er seit Jahren keinen Stock oder andere dergleichen körperliche Zuchtmittel; eine strenge Zensur genügte, seine Schüler zum Eifer und Fleiß anzuspornen, und Ordnung und Sittlichkeit bei denselben in und außer der Schule zu erhalten. Seinen Leistungen in der Schule, die bei jeder öffentlichen Schulprüfung und Schulrevision durch den christlichen Oberschulinspektor, sowie durch den Landrabbinen wahrzunehmen waren - wurde auch von den vorgesetzten hohen Behörden die gebührende Anerkennung durch Belobungsschreiben und Gratifikationen aus dem Provinzialschulfond gezollt; was nicht minder von dem dabei anwesenden Synagogengemeindevorstand aus der Gemeindekasse geschah. Aber nicht bloß auf die Schuljugend, sondern auch auf alle Individuen seiner Gemeinde strebte der brave Silberberg bei jeder sich darbietenden Gelegenheit belehrend und anregend zu wirken, und suchte dies besonders durch die öffentlichen Vorträge und Reden, die er an manchen Festtagen, oder bei feierlichen Gelegenheiten hielt, zu erzielen; denn er war im wahren Sinne des Wortes ein Gottesfürchtiger. Seine echte Religiosität, seine gediegenen Kenntnisse, mit denen er ein wahrhaft bescheidenes und freundliches Benehmen gegen Jedermann verband, neigten ihm die Herzen und die Achtung aller derer zu, die mit ihm bekannt geworden; so Christen, als Juden. Sein Dahinscheiden hat darum die Menge seiner zahlreichen Freunde und Verehrer mit Trauer erfüllt, und Alle, denen es möglich war, nahmen an seinem Leichenbegängnis den 15. dieses Monats, nachmittags 4 Uhr, teil, das ein so großes war, dass der Leichenzug zwei Straßen füllte. Man sah in demselben außer den Mitgliedern seiner Synagogengemeinde von Jung bis Alt (die ja zumeist Schüler des Dahingeschiedenen waren) und gar vielen Israeliten und Lehrern aus den Gemeinden der Umgegend, auch die meisten Bürger der Stadt, von den angesehensten bis zu den Tagelöhnern herab: der Bürgermeister, die Stadträte und andere angestellte Männer, und an der Spitze derselben die katholischen und protestantischen Pfarrer und Lehrer; alle erwiesen dem ihnen so werten Entschlafenen die letzte Ehre. Der Lehrer Gutkind aus Wolfhagen hielt die Grabrede, in welcher er unter anderem auch auf den Verlust hindeutete, der durch den Tod Silberbergs in so manchen Kreisen und Verhältnissen, in denen derselbe gelebt und gewirkt, empfunden werden wird. Silberberg war im Seminar zu Kassel ausgebildet und wurde nach bestandener Prüfung von der Kurfürstlichen Regierung als Lehrer für die Gemeinde Frankershausen bestellt, und nach einer 1 1/2-jährigen Wirksamkeit an der Schule daselbst, erhielt er die Lehrerstelle zu Volkmarsen, in welcher er bis zu seinem Tode 34 Jahre lang mit einem von Gott gesegneten Erfolge wirkte. Er wurde nur 57 Jahre alt und hinterlässt eine trauernde Witwe mit 7 zum Teil erwachsenen Kindern, von denen 3 in Amerika sich befunden, und einer seiner Söhne - seit 2 Jahren Zögling des Seminars zu Kassel - hat in den letzten paar Monaten den Dienst seines Vaters versehen müssen. Das jüngste Kind ist kaum 11 Jahre alt.   
Alle echt religiösen, sowie alle wohltätigen Zwecke nach besten Kräften zu fördern, war der Verewigte stets tätig. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. 'Das Andenken des Frommen bleibt zum Segen!' W."       

  
Zum Tod von Lehrer Tannenbaum in Wanfried mit nochmaligem Eingehen auf den Tod seines Freundes Lehrer Herz Silberberg in Volkmarsen (1866)
  

Mansbach Israelit 13061866.jpg (278043 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1866: "Aus Niederhessen, am 4. Juni (1866). Erst wenige Wochen sind verstrichen, seitdem ich dem verewigten teuren Kollegen Silberberg zu Volkmarsen in diesen Blättern (Nr. 18) ein Denkmal gesetzt und schon wieder tritt die traurige Pflicht an mich heran, ein gleiches dem geschätzten - am 30. vorigen Monats entschlummerten - Amtsbruder Tannenbaum zu Wanfried zu stiften. Von dem so nahe aufeinander erfolgten Tod dieser beiden Freunde könnte man in mehrfacher Beziehung die Worte Davids sagen: 'Die Geliebten und Holden in ihrem Leben, auch in ihrem Tode sind sie nicht getrennt' (2. Samuel 1,23). Sie waren von der Zeit ihres gleichzeitigen Besuches der israelitischen Lehrerbildungsanstalt zu Kassel miteinander befreundet; beiden waren von echtem Schrot und Korn, gediegen in Kenntnissen unserer heiligen Tora und in den weltlichen Wissenschaften; beide gottesfürchtige Männer..., echt-religiös und von ihrem heiligen Berufe als Lehrer in Israel erfüllt; beide für die Schule rastlos tätig, welche übermäßige Anstrengung vielleicht ihren frühen Tod (denn auch Tannenbaum hat noch nicht das 60. Lebensjahr erreicht) teilweise herbeigeführt; beide waren wegen ihrer Kenntnisse bei Juden und Christen geschätzt, und in Folge ihres menschenfreundlichen bescheidenen Benehmens geliebt. Sie gingen kurz nacheinander in die friedlichen Räume der Seligen ein, um mit diesen von ihren Arbeiten auszurufen und die süßen Früchte ihrer Taten zu genießen. 'Rühmet den Gerechten, denn ihm geht es gut, denn die Frucht ihrer Werke werden sie essen' (Jesaja 3,10). Auch bei Tannenbaums Leichenbegängnis, das am 1. dieses Monats - Gerade an dem nämlichen Tage, an welchem vor zwei Jahren seine 25jährige Amtstätigkeit in der Gemeinde Wanfried gefeiert wurde (siehe das Referat über dieses Jubiläum im Jahrgang 1864 dieser geschätzten Zeitschrift) - stattfand, zeigte sich eben dieselbe allgemeine Teilnahme an dem Heimgange des treuen Lehrers, Freundes und trefflichen Mitbruders. 
Tannenbaum, im Jahre 1807 zu Mansbach in der Provinz Fulda geboren, bekleidete als angehender Jüngling schon - natürlich in alter Weise, eine Privatlehrerstelle in der kleinen israelitischen Gemeinde Malsfeld Kreis Melsungen. Er war dabei auf Vermehrung seiner Kenntnisse stets bedacht, studierte fleißig die Bibel mit den gangbarsten Kommentaren, sowie auch andere Schriften der rabbinischen Literatur; und um sich für das damals gegründete israelitische Seminar zu Kassel vorzubereiten, erhielt er auf sein Ansuchen von dem Pfarrer des Ortes, der dem liebenswürdigen, ebenso lerneifrigen, als talentvollen Jüngling sehr gewogen war, einen erweiterten Unterricht in den deutschen Fächern. Mit guten Kenntnissen ausgerüstet, meldete er sich zur Aufnahme in das Kasseler Seminar, die man ihm aber, weil diese Anstalt nur für Niederhessen und nicht auch für die anderen 3 Provinzen Kurhessens, da sie nichts zu den Kosten derselben beitragen, vorhanden, nicht gewährt hätte, wenn nicht der damalige Oberlehrer Herr Rosenbach seligen Andenkens, der bei der Rezeptionsprüfung die gediegenen Kenntnisse und die guten Anlagen Tannebaums wahrgenommen, ihm die unentgeltliche Aufnahme bewirkt hätte. In dieser Pflanzstätte bildete er sich zu einem tüchtigen Lehrer aus, als welcher er, nachdem am Ende des dreijährigen Kursus bestandenen Examen, für die israelitische Gemeinde Spangenberg von Kurfürstlicher Regierung bestellt wurde. Nach neunjähriger erfolgreicher Amtswirksamkeit daselbst, - während welcher Zeit er sich mit einer braven Jungfrau aus seiner Gemeinde verheiratete, - wurde er in Folge seiner Bewerbung nach der Stadt Wanfried versetzt, in welcher Gemeinde er 27 Jahre lang segensreich wirkte, bis ihn der Herr abrief. Von seinen eklatanten Leistungen zeugen die vielen Belobungsschreiben und Gratifikationen, die ihm in Folge der Schulvisitationsberichte von den hohen Behörden geworden. Vom Herrn Kreisrabbiner Wetzlar - sein Licht leuchte - zu Gudensberg wurde ihm, als er noch Lehrer in Spangenberg war, der Chower-Titel verliehen. Bei seiner     
Mansbach Israelit 13061866b.jpg (45287 Byte)Funktion als Chasan (Vorsänger) wurden die Betenden durch seinen ebenso andachts- als klangvollen Vortrag mit ihm zur Andacht gestimmt. 
Von seinen 4 Söhnen haben 3 sich dem Berufe des Vaters gewidmet. Leider sind 2 derselben kurze Zeit nach dem Eintritt ins Lehramt, der eine nach 1 1/2 - und der andere nach kaum einjähriger Dienstzeit aus dem Erdenleben geschieden; nur einer noch fungiert als Lehrer im Königreich Hannover; der vierte Sohn ist jetzt im Begriff, sich als Buchbinder zu etablieren, und die einzige Tochter, einige und zwanzig Jahre alt, ist noch bei der Mutter. Westheim."  


25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Joseph Wertheim (1891) 

Volkmarsen Israelit 21121891.jpg (75645 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1891: "Volkmarsen (Hessen Nassau), 15. November (1891). Heute wurde das 25-jährige Dienstjubiläum unseres hochverehrten Lehrers Joseph Wertheim durch die Schüler und die Gemeinde festlich begangen, welche denselben außerdem reichlich beschenkten. Das Fest begann mit einem feierlichen Schulakt. Während des ganzen Tages erschienen die Gemeindemitglieder, ehemalige Schüler und Schülerinnen des Ortes, selbst zahlreiche christliche Bürger, namentlich die Spitzen der Stadt sowie mehrere Lehrer, Schüler und Fremde aus der Umgegend. Abends fand im Schullokale eine gemeinsame Gemeindefeier statt; Vorträge humoristischen und ernsten Inhaltes wechselten hier ab. 
Möge es dem im kräftigsten Mannesalter stehenden Jubilar vergönnte sein, auch dereinst im Kreise seiner lieben Familie und unserer Gemeinde sein 50-jähriges Jubiläum in derselben Geistesfrische und Körperkraft zu feiern."   

    
50-jähriges Amtsjubiläum von Lehrer Joseph Wertheim (1908)  

Volkmarsen Israelit 26031908.jpg (28668 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1908: "Volkmarsen, 25. März (1908). Am 8. April feiert der allverehrte Lehrer und Kantor unserer Gemeinde, Herr Joseph Wertheim, sein 50jähriges Amtsjubiläum. Wie man hört, rüstet sich die Gemeinde, diesen Ehrentag ihres pflichttreuen Beamten durch eine entsprechende Feier zu begehen."    
   
Volkmarsen Israelit 30041908.jpg (160763 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1908: "Volkmarsen, Regierungsbezirk Kassel, 20. April (1908). Eine Kundgebung herzlichster Sympathie und Wertschätzung darf die 50jährige Jubiläumsfeier des Herrn Lehrers Josef Wertheim, die am 8. April in unserer Gemeinde unter Teilnahme der gesamten Einwohnerschaft und der Spitzen der Behörden begangen wurde, genannt werden. Der Bürgermeister mit den Stadtverordneten, der katholische und evangelische Ortsgeistliche und der Amtsgerichtsrat nahmen alle persönlich an der Jubelfeier teil. Gegen 11 Uhr erschien in der Wohnung des Jubilars in Begleitung des Königlichen Ortsschulinspektors der königliche Kreisschulinspektor, Herr Metropolitan Jakobi - Wolfhagen, der im Auftrage des dienstlich verhinderten Landrats mit herzlich anerkennenden Worten, die von Seiner Majestät Allerhöchst verliehene Auszeichnung, den Adler der Inhaber des Hohenzollernschen Hausordens mit der Zahl 50 dem Jubilar überreicht. Hieran reihte sich der Festgottesdienst, der in erhebend feierlicher Weise durch gesangliche Vorträge der Herrn Oberkantor Witepski - Kassel und Lehrer Wertheim - Hannoversch-Münden (Sohn des Jubilars) der Weihe stimmungsvollen Ausdruck verlieh. Herr Landrabbiner Dr. Doktor- Kassel feierte in seiner Festrede das verdienstvolle Wirken des Jubilars im Dienste der Gemeinde. Nach beendigtem Gottesdienst begaben sich sämtliche Festteilnehmer im geschlossenen Zuge in den Bielefeld'schen Saal, wo die offizielle Schulfeier stattfand und die Vertreter der Behörden und verschiedenen Korporationen dem Jubilar ihre Glückwünsche darbrachten. Auch viele Delegierte und Deputationen aus Vereinen und Lehrerkreisen überbrachten Adressen und Ehrengaben. Tief gerührt dankte der Jubilar für die vielen Zeichen der Liebe und Anhänglichkeit, die ihm entgegengebracht wurden. Ein solennes Mahl vereinigte nunmehr die Festteilnehmer in gehobener Stimmung. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, sich noch eine lange Reihe von Jahren voller körperlicher und geistiger Frische, und eines heiteren, sonnigen Lebensabends zu erfreuen."   

    
Goldene Hochzeit von Lehrer Joseph Wertheim und seiner Frau Jettchen geb. Abt (1913)    
Lehrer Wertheim zog nach der Pensionierung 1909 mit seiner Frau nach Frankenberg, um hier den Lebensabend bei seiner Tochter Helene und dem Schwiegersohn Salli Marx zu verbringen. Salli und Helene Marx geb. Wertheim hatten im Juni 1904 geheiratet und führten ein Textilgeschäft in der Bahnhofstraße. Nach ihrem Tod 1917 bzw. 1914 wurden Joseph Wertheim und seine Ehefrau nach Volkmarsen überführt und auf dem dortigen jüdischen Friedhof bestattet (siehe Berichte unten), vermutlich aus dem Grunde, weil Joseph Wertheim über 40 Jahre an der israelitischen Schule in Volkmarsen unterrichtet hatte. Geboren war er 1839 in Gudensberg, seine Frau Jettchen geb. Abt (geb. 1841) stammte aus Melsungen. Salli und Helene Marx emigrierten Ende der 1930er Jahre nach Johannesburg, Südafrika.  
(Angaben von Dr. Horst Hecker, Frankenberg) 
  

Frankenberg Frf IsrFambl 05091913.jpg (92303 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. September 1913: "Frankenberg (Kurhessen). Am 2. September feierte der emeritierte israelitische Lehrer Joseph Wertheim mit seiner Gattin Jettchen geb. Abt das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Beide erfreuen sich noch einer besonderen körperlichen und auch geistigen Frische.   
Lehrer Wertheim ist eine in Lehrerkreisen sehr geschätzte Persönlichkeit. Er kann auf eine fast 52-jährige segensreiche Amtstätigkeit zurückblicken, wovon 8 Jahre auf Beiseförth von 1858-1866 und 43 Jahre auf Volkmarsen von 1866-1909 entfallen. Bei seinem Dienstaustritt wurde ihm der Adler der Inhaber des Hohenzollern'schen Hausordens verliehen. Das Jubelpaar hat es verstanden, durch sein loyales, menschenfreundliches Wesen sich die allgemeine Wertschätzung zu erringen, was sich in geradezu hervorragender Weise bei seinem 50-jährigen Amtsjubiläum gezeigt hat."   
   
Frankenberg AZJ 05091913.jpg (54677 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September 1913: "Frankenberg, 29. August (1913). Am 2. September feiern der Lehrer a.D. Joseph Wertheim und Frau Jettchen geb. Abt das schöne Fest der goldenen Hochzeit. Die Jubilare erfreuen sich der besten körperlichen Rüstigkeit und geistigen Frische. Lehrer Wertheim stand 50 Jahre segensreich im kurhessischen öffentlichen Schuldienste; 7 Jahre in Beiseförth und 43 Jahre in Volkmarsen. Unter großer Anteilnahme der Bürgerschaft, der hessischen Lehrerschaft, auch zahlreicher Schüler und Schülerinnen, die von nah und fern herbeigeeilt waren, wurde vor drei Jahren in der Gemeinde Volkmarsen das 50-jährige Dienstjubiläum feierlichst begangen: der König verlieh ihm den Adlerorden. Lehrer Wertheim war auch Mitbegründer der hessischen Lehrerkonferenz."   

    
Zum Tod von Jettchen Wertheim geb. Abt, Frau von Lehrer Joseph Wertheim (1914)  

Volkmarsen Frf IsrFambl 11121914.jpg (203984 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. Dezember 1914: "Volkmarsen (Regierungsbezirk Kassel). Eine verehrungswürdige Frau ist am 30. Cheschwon (es gab im Jahr 1914 nur den 29. Cheschwan = 18. November 1914) hier zu Grabe getragen worden. Frau Jettchen Wertheim, geborene Abt, Ehefrau des Lehrers a.D. Joseph Wertheim, an dessen Seite ihr 51 Jahre zu leben und als Esches-Chajil (wackere Frau) zu wirken vergönnt gewesen war, wurde hier, wo sie 41 Jahre ihres Lebens verbracht hatte, zur ewigen Ruhe geleitet.  
In Hannoversch-Münden, wo sie bei ihrem Sohne zu Besuch weilte, hat sie plötzlich der Tod dem trauten Familienkreise entrissen. Dort gab Lehrer Schwahm - Dransfeld der tiefen Trauer Ausdruck, die alle jetzt erfüllt, die ihr im Leben nahe gestanden: ihr Mann, ihre Kinder und Enkel. Ihr Mann über alles. Könnte man die Sorgen, die Mühen, die Liebestaten nachrechnen, die sie dem Gatten geweiht hat, als sein Kamerad, sein Arzt, als seine Priesterin, - die Endsumme würde Legion. Sie und ihr Mann, das war eine Welt für sich, gefüllt, besonnt und bestrahlt von Vertrauen, Liebe und Gebefreude. - Und dann kamen die Kinder und die Enkel, wie dachte sie an sie - sann sie darauf, sie zu betreuen und zu erfreuen. So ward ihr ihr Haus zum Schloss, ihr Mann zum Fürsten drin, ihre Kinder zu Prinzen und Prinzessinnen, weil sie das Leben liebte und ihm gar Schönes abzugewinnen verstand. Und wie strahlte sie allwöchentlich, wenn der Schabbos einzog. 'Der liebe gut Schabbos' waren fast jedes Mal Worte, mit denen sie ihre Kinder auf das köstliche Geschenk hinwies, das uns Gott gegeben und jedem einschärfte, den Schabbos nie preiszugeben. So blieb sie jung, auch im höheren Alter, stark und fest bis zum 73. Geburtstag, der dem Todestag vorausgegangen.    
Hier in Volkmarsen hatte man die Bahre ins Lehrerhaus gebracht, wo Lehrer Rosenbaum, Zierenberg, der Verklärten tief empfundene Abschiedsworte widmete.   
 Am Grab sprach sodann Lehrer Stern aus Volkmarsen und gedachte nochmals der edlen Tugenden, des religiösen Sinnes und der vielen Liebesgaben, die die Dahingeschiedene den Armen und Hungrigen gespendet. Stirbt der Fromme, so stirbt er seinem Zeitalter, und eine wahrhaft Fromme war sie, deren Andenken unvergesslich bleiben wird.   
Das große Gefolge gab beredtes Zeugnis von der Liebe und Verehrung, deren sich die Verstorbene in weiten Kreisen der Orts- und Nachbarbevölkerung erfreute."   
 
links ähnlicher Artikel wie oben in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Dezember 1914.        

   
Zum Tod von Lehrer Josef Wertheim (1917)  

Volkmarsen AZJ 09021917.jpg (123859 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Februar 1917: "Volkmarsen, 2. Februar (1917). Am 24. vorigen Monats wurde hier der Nestor der israelitischen Lehrerschaft der Provinz Hessen, unser ehrwürdiger Lehrer Herr Josef Wertheim, im 78. Lebensjahre zu Grabe getragen. Über 46 Jahre wirkte er segensreich in unserer Gemeinde und vorher acht Jahre in Beiseförth. Drei Generationen von Schülern hat er herangebildet und unserer Gemeinde in Treue mit klugem Rat und allzeit bereiter Tat zur Verfügung gestanden. Zu den Füßen von Rabbi Mordechai Wetzlar seligen Andenkens in Gudensberg - seinem Geburtsort - hat er gelernt. Seine Kinder hat er im Verein mit einer liebevollen, verständnisreichen Gattin zu wackeren Juden erzogen. Was er in unserer Gemeinde geleistet, den Kleinen und den Großen, fünf Jahrzehnte lang, das wird ihm nie vergessen werden. Einer seltenen Wertschätzung und Verehrung erfreute sich der Heimgegangene in der gesamten Bürgerschaft, die ihn anlässlich seines goldenen Jubiläums im Jahre 1908 in hohem Maße ehrte. Das bewies auch das große Trauergefolge. Auch die Stadt beklagt einen der besten ihrer Männer. In den letzten Jahren hatte er den Schmerz, die geliebte Gattin, einen erwachsenen Sohn, Lehrer in Neustadt, und einen Schwiegersohn, Lehrer Levy in Dresden, zu verlieren. Sein Gottvertrauen hielt ihn hoch und geistesfrisch bis in die letzten Lebenstage. An seinem Grabe sprachen Lehrer Flörsheim (Wolfshagen) namens der Verwandten Worte des Dankes und des Abschieds, ferner Herr Gottfried Goldschmidt (Halberstadt) und zuletzt der Sohn Herr Lehrer Wertheim aus Hannoversch-Münden. Januach beschalom - er ruhe in Frieden."   
Bei dem im Text genannten Lehrer Wertheim aus Hannoversch-Münden handelte es sich vermutlich um Lehrer Adolf Wertheim.

   
Die Tochter von Lehrer Josef Wertheim - Helene Marx geb. Wertheim - feiert in Frankenberg ihre Silberne Hochzeit (1929)  

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 21. Juni 1929: "Frankenberg a. Eder. Geschäfts- und Ehejubiläum. Am 14. Juni beging das Manufaktur- und Modewarengeschäft von Salli Marx, Bahnhofstraße, das Jubiläum seines 25-jährigen Bestehens. Aus kleinen Anfängen heraus hat sich das im Jahre 1904 gegründete Geschäft ständig ausgedehnt und sind die Geschäftsräume durch modernen Anbau erweitert und ausgestaltet zu einem erstklassigen Geschäftshaus. Die Firma erfreut sich des besten Rufes, Fleiß, streng reelle Geschäftsprinzipien gab die Richtlinien hierzu. Mit dem Geschäftsjubiläum verbunden war auch das 25-jährige Ehejubiläum des Inhabers Herrn Salli Marx und seiner wackeren Gattin Helene geb. Wertheim, Tochter des althessischen Lehrer-Veteranen Joseph Wertheim zu Volkmarsen. Leider konnte das Jubiläum nicht entsprechend gefeiert werden, weil Herr Salli Marx einige Tage vorher von einem Auto überfahren wurde und zur Zeit zu Marburg, Chirurgische Klinik, mit Arm- und Beinbruch sich befindet."    

 
Lehrer Ferdinand Stern wechselt von Volkmarsen nach Frankenberg (1915)  

Volkmarsen Israelit 21011915.jpg (86003 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1915: "Frankenberg, Hessisch-Nassau, 10. Januar (1915). Die Besetzung der hiesigen israelitischen Lehrer und Vorsängerstelle ist durch den Herrn Lehrer F. Stern, seither an der Privat-Elementarschule zu Volkmarsen, auf Wunsch der hiesigen Synagogen-Gemeinde durch Königliche Regierung zu Kassel bestätigt worden. -  Letzten Dienstag wurde Herr Stern durch den Kreisschulinspektor Herrn Pfarrer Koch dahier in sein Amt eingeführt. Andern Tags, Mittwoch, übertrug Provinzialrabbiner Dr. Munk - Marburg, den Religionsunterricht, welcher seit Pfingsten vorigen Jahres ausgesetzt gewesen, während die Kinder am Elementarunterricht in der christlichen, evangelischen Stadtschule teilgenommen, in Gegenwart sämtlicher Religionsschüler an Herrn Stern. Beim Abendgottesdienst am selben Tage wurde Herr Stern als Vorsänger vor versammelter Gemeinde eingeführt." 

 
 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Über den Lehrer Max Hirsch - 1817/18 bei der Familie Alsberg in Volkmarsen (Artikel von 1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 7. Januar 1927:  aus dem Bericht über "Lehrermangel in Kurhessen" ... "Im September 1817 bittet der jüdische Einwohner Josua Moses Landauer aus Kassel den Kurfürsten, ihm die Annahme eines auswärtigen Privatlehrers zum Unterricht seiner Söhne zu gestatten. Königliche Hoheit möchte in Rücksicht auf seine besonderen Verhältnisse eine Dispensation vom Gesetz eintreten lassen. Er werde es sich angelegen sein lassen, von seinen Söhnen mehrere zu nützlichen Professionisten zu erziehen....  Mehr Erfolg hatte Landauer mit gleichem Gesuch vom Juni 1818. Er fand in dem Lehrer Max Hirsch aus Trimbach in Unterelsass einen Helfer. Dieser war ein Jahr im Hause der Familie Alsberg zu Volkmarsen, 'und hatte sich in jeder Hinsicht gut betragen und ihre Zufriedenheit im vollkommensten Grade erworben.' Die Kommission fand einen anderen Ausweg. Hirsch sei schon ein Jahr im Inlande 'und Landauer ist ein redlicher Mann, hat eine zahlreiche Familie von acht Kindern und scheut trotz seiner äußerst schwachen Vermögensverhältnisse keine Kosten, solche zu künftigen brauchbaren Mitgliedern durch den nötigen Unterricht, wozu auch die Religion gehöre, nachbereiten zu lassen'. So konnte Landauer durch Erlaubnis des Kurfürsten vom 29.9.1818 seinen Kindern den Lehrer geben. Die älteren Kasselaner kennen einen Sohn als Mechaniker, den anderen als Buchbinder."         

   
Drillingsgeburt bei Familie Isenberg 1876)  

Niedenstein Israelit 08031876.jpg (51048 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1876: "Niedenstein. In Volkmarsen, Regierungsbezirk Kassel, ist die Frau des Metzgers S. Isenberg mit Drillingen, drei gesunden Knaben, am 14. vorigen Monats niedergekommen. Vor ca. 1 1/2 Jahren ist dieselbe von Zwillingen entbunden worden, die ebenfalls leben. Da die Familie Isenberg nicht mit irdischen Gütern gesegnet, so könnte durch die Bekanntmachung in Ihrem geschätzten Blatte wohl manche wohlhabende Frau bestimmt werden, entsprechende Gaben an dieselbe gelangen zu lassen."      

   
70. Geburtstag von Regine Meyerhoff geb. Neuhahn (1927)   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 18. November 1927: "Volkmarsen. Am 20. November begeht Frau Regine Meyerhoff geb. Neuhahn, im Kreise ihrer Kinder in seltener geistiger und körperlicher Frische ihren 70. Geburtstag."         

   
Zum 88. Geburtstag von Feist Blumenberg (1927) 

Volkmarsen Israelit 24111927.jpg (24867 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1927: "Wolfhagen, 14. November (1927). Seinen 88. Geburtstag beging in bester Rüstigkeit und Geistesfrische Herr Feist Blumenberg, der älteste Einwohner im nahen Volkmarsen, der in der ganzen Gegend beliebt und geachtet ist."      
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 11. November 1927: "Volkmarsen. Am 12. November feiert Herr Feist Blumenberg, hier, seinen 88. Geburtstag. Herr Blumenberg, der der älteste Einwohner Volkmarsens ist, ist bei allen sehr beliebt und geachtet."       

    
85. Geburtstag von Dorothee Lieberg geb. Hüneberg (1930 in Kassel)        

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 18. Juli 1930: "Dorothee Lieberg. Am Montag, den 21. Juli, beging Frau Dorothee Lieberg die Feier ihres 85. Geburtstages. Die Jubilarin wurde am 21. Juli 1845 als Tochter des Kreisvorstehers Heinemann Hüneberg in Volkmarsen geboren und erhielt ihre Ausbildung in dem seinerzeit angesehenen Kasseler Pensionat Steinhardt. In jugendlichem Alter vermählte sie sich mit Herrn Moritz Lieberg, mit dem sie lange Jahre in glücklichster Ehe verbunden war. In seltener geistiger und körperlicher Frische ist Frau Lieberg heute wie seit vielen Jahren Oberhaupt ihrer Familie und Mittelpunkt eines zahlreichen Freundeskreises, welcher sich gerne an ihren anregenden Erzählungen aus alten Tagen erfreut. Möge unserer verehrten Mitbürgerin noch ein langes gesegnetes Leben inmitten ihrer Kinder, Enkel und Urenkel beschieden sein!"          

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  

Anzeige von Frl. M. Schwarz (1901)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1901: "Ein tüchtiges gewandtes gebildetes Fräulein, welches mit sämtlichen häuslichen Pflichten vertraut, im Kochen, Backen und dergleichen durchaus perfekt, sowie auch gleichzeitig in allen schönen Handarbeiten und gesellschaftlich gründlich ausgebildet ist, sucht in einer besseren Familie als Stütze, Gesellschafterin oder bei feineren Herrn als Repräsentantin sofortiges Engagement. Briefe erbeten an 
Frl. M. Schwarz, Volkmarsen bei Kassel."   

  
Anzeige von Tilly Schwarz (1902)   

Volkmarsen Israelit 11081902.jpg (36192 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1902: "Junge, weltgewandte heitere Hausdame, äußerst tüchtig, sucht selbstständiges Engagement. Einzelner Herr bevorzugt.  
Tilly Schwarz, Volkmarsen bei Kassel."     

      
Zum Tod des Gemeindevorstehers Salomon Hamberg (1926)        

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 6. März 1926: "Volkmarsen. (Heimgang des Gemeindevorstehers). Unsere Gemeinde beklagt den Heimgang ihres ersten Vorstehers Salomon Hamberg, der im 69. Lebensjahre aus einem arbeitsreichen Wirken in die Ewigkeit abberufen wurde. Der Gemeindeinteressen hat sich der Verewigte mit seltener Treue und Hingabe angenommen, sodass sein Name mit der Geschichte der Gemeinde unzertrennlich verbunden ist. Der Dank aller folgt ihm über das Grab hinaus."        

     
     
  
   
Zur Geschichte der Synagoge          
    
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden.  
  
Eine Synagoge konnte vermutlich noch vor der Mitte des 19. Jahrhunderts erstellt werden. Erbaut wurde ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit einem Satteldach. 
   
In zwei Artikeln aus jüdischen Periodika erfährt man über Einrichtungsgegenstände in der Synagoge: 
    
Lehrer Joseph Wertheim sucht einen mehrarmigen Kronleuchter für die Synagoge (1876)  
Anmerkung: es ist nicht klar, ob Lehrer Wertheim den Kronleuchter für die Synagoge in Volkmarsen gesucht hat, möglicherweise auch für eine Gemeinde in der Umgebung. 

Volkmarsen Israelit 06091876.jpg (51312 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1876: "In einer kleinen Gemeinde wird ein mehrarmiger Kronenleuchter (Menorah) zu kaufen gesucht und wird ein löblicher Vorstand, in dessen Gemeinde vielleicht durch einen Synagogen-Neubau ein solcher Leuchter überzählig geworden, höflichst gebeten, dem Unterzeichneten gefälligst davon Nachricht geben zu wollen. 
J. Wertheim, Lehrer zu Volkmarsen, Regierungsbezirk Kassel."   

 
Beschneidungsbank aus der Synagoge in Volkmarsen (Artikel von 1929)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Morgen" von 1929 S. 18: "Beschneidungsbank aus der Synagoge Volkmarsen. Die Bestimmung ergibt die Inschrift. Über dem linken Platz - der rechte dient dem Gevatter zum Sitzen - stehen die Worte: 'dies ist der Thron des Propheten Elijahu, dessen zum Guten gedacht sei!' Wie bei dem Erinnerungsmahl an die Befreiung aus dem Diensthause Ägyptens ein Platz am Tische freigehalten wird für den Propheten Elijahu, so wird auch hier für jenen schicksalsschwangeren Moment, in dem über einem neuen Gliede der alten Gemeinschaft das 'Gesegnet, der da kommt' gesprochen wird, in ewiger Spannung auf den erbetenen Anbruch der Erlösung ein Platz freigehalten für den ersehnten Vorläufer des Messias. Rechts und darunter haben die Eltern, die die Bank stifteten, Namen und Jahr angegeben; das Jahr chronogrammatisch verhüllt in dem frommen Spruch: 'die Gelübde des Herrn will ich erfüllen'. Die Auflösung ergibt 1791 oder 1821. Obwohl grade Hessen-Kassel eine Einfallspforte sowohl für den englischen Klassizismus wie für die englische historische Gotik in Deutschland ist (von denen beiden etwas in der Zeichnung drinsteckt), so scheint mir doch die steife Schmächtigkeit der Formen das frühere Datum für das Bänklein auszuschließen".     
Abbildung links wie oben.   

   
Beim Novemberpogrom 1938 blieb das Synagogengebäude äußerlich unbeschädigt. 1948 wurde das Gebäude von den Nachbesitzern zu einem Wohnhaus umbauen. Dabei verschwanden die bisherigen Merkmale des Synagogengebäudes. Eine Kuppel wurde angeblich entfernt und statt dessen eine Dachgaube gesetzt. Das ehemalige Synagogengebäude ist bis zur Gegenwart, wenn auch inzwischen mehrfach umgebaut und modernisiert, als Wohnhaus erhalten. 
   
   
Adresse/Standort der Synagoge Baustraße 11  
   
   
Fotos
(sw-Fotos und Plan aus Altaras s.Lit.)

Das Gebäude 
der ehemaligen Synagoge
(Januar 1985) 
Volkmarsen Synagoge 103.jpg (89146 Byte) Volkmarsen Synagoge 104.jpg (67452 Byte)
      Blick auf das Gebäude von Südosten   Teil der Traufseite, vom Hof gesehen 
     
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge
 (März 2016) 
Volkmarsen Synagoge IMG_8585.jpg (122217 Byte)  Volkmarsen Synagoge IMG_8588.jpg (88106 Byte) Volkmarsen Synagoge IMG_8587.jpg (115505 Byte) Volkmarsen Synagoge IMG_8587a.jpg (96992 Byte)
  Das Vordergebäude Baustraße 11  Das Hintergebäude (wie oben) 
     
      
Plan des rituellen Bades  Volkmarsen Mikwe 104.jpg (41905 Byte)  
       
       
Fotodokument aus der
 jüdischen Geschichte
(Quelle: Encyclopedia of Jewish Life s.Lit. 
Bd. III S. 536)
Volkmarsen Dok 103.jpg (75926 Byte)    
   Ein Rind auf dem Weg zur Schechita    
     
       
Volkmarsen Verein IMG_8601.jpg (200322 Byte) Volkmarsen Verein IMG_8602.jpg (138473 Byte)
Haus Kasseler Straße 6: Domizil des Vereins "Rückblende - Gegen das Vergessen" - Zentrum der Erinnerungsarbeit vor Ort  

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Januar 2009: Ernst und Brigitte Klein vom Verein "Rückblende - Gegen das Vergessen" erhalten den Obermayer German Jewish History Award  
Artikel in hr-online.de vom 27. Januar 2009 (Artikel)    
Wichtiger deutsch-jüdischer Geschichtspreis - Drei Nordhessen für Engagement ausgezeichnet
Der Holocaustgedenktag 2009 wird drei Nordhessen besonders stark im Gedächtnis bleiben: Im Bundestag erhalten Michael Dorhs aus Hofgeismar und das Ehepaar Klein aus Volkmarsen den "Obermayer German Jewish History Award", weil sie sich für den Erhalt der lokalen jüdischen Geschichte engagieren. 
Der evangelische Theologe Michael Dorhs engagiert sich seit seinen Studienjahren gegen das Vergessen: Damals half er beim Aufbau einer Abteilung für jüdische Geschichte im Museum Hofgeismar. Nur 20 Bücher konnten gefunden werden. Dorhs schaltete weltweit Anzeigen, in denen er Holocaust-Überlebende und die Nachkommen ehemals jüdischer Bürger aus der Region Nordhessen bat, sich mit ihm in Verbindung zu setzen und ihre Geschichte zu erzählen. Heute, nach fast 30 Jahren. liegen Dutzende von Artikeln und sieben Bücher zur lokalen jüdischen Geschichte vor, die Dorhs publiziert hat. "Ich möchte, dass deutsche Nichtjuden das Judentum als einen Teil und eine Wurzel unserer eigenen Religion, unserer Kultur wahrnehmen. Das ist nicht ihre Geschichte, es ist auch unsere Geschichte", so Dorhs (48). Neben der sorgfältig zusammengetragenen umfangreichen Sammlung von Daten, persönlichen Gegenständen, Fotos und Dokumenten hat Dorhs im Stadtmuseum Hofgeismar einen Raum eingerichtet, in dem eine große Zeittafel die Schicksale der ehemaligen jüdischen Bürger der Region dokumentiert. 
Ernst und Brigitte Klein, Volkmarsen. Seit 1985 hat sich das Ehepaar Klein für den Aufbau von deutsch-jüdischen Beziehungen engagiert. Sie gründeten zusammen mit Interessierten den gemeinnützigen Verein "Rückblende – Gegen das Vergessen e.V." Die engagierten Bürger stellten den jüdischen Friedhof der Stadt wieder her und bauten ein Informationszentrum zur jüdischen Geschichte auf. Als Hauptaufgabe ihrer Arbeit sehen sie aber die Suche nach Angehörigen ehemaliger Volkmarser Juden an. Daraus haben sich schon enge Verbindungen ergeben. Seit 1996 besuchen jüdische Familien aus aller Welt, von Australien bis Israel, von Seattle bis New York auf Initiative des Vereins die nordhessische Stadt. Während dieser Begegnungswochen sind die Besucher privat untergebracht. Freundschaften sind entstanden und vor allem - Gesichten sind erzählt worden, die vorher keiner auch nur erahnte. Heute hat der Verein mit seinen über 125 Mitglieder in 30 Orten der Region viel erreicht: Der Eingang des Volkmarser jüdischen Friedhofs, auf dem die Nationalsozialisten im Krieg 118 Grabsteine zerstört hatten, ist neu gestaltet, eine 18 Meter lange Gedenkmauer erinnert an die während der Shoah ums Leben gekommenen Juden. Ernst und Brigitte Klein halfen bei Einrichtung einer Geschichtswerkstatt zum Thema der Volkmarser Juden, in der eine Ständige Ausstellung Dokumente und Geschichten von Überlebenden zeigt. Sie sind für ihre Arbeit schon geehrt worden: Im November 2008 erhielten beide die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und Ernst Klein das Verdienstkreuz am Bande. 
Die Auszeichnung. Mit dem "German Jewish History Award" werden Deutsche geehrt, die aus eigener Initiative herausragende Beiträge zur Dokumentation jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland leisten. Die Auszeichnung trägt den Namen des jüdischen Geschäftsmannes Arthur Obermayer, dessen Eltern in den 30er Jahren aus Deutschland in die USA auswanderten. Mit seiner in den USA angesiedelten Stiftung will Obermayer das Ansehen der Deutschen im Ausland verbessern. Der Preis ist dotiert, über die Höhe macht die Obermayer-Foundation keine Angaben. An dem Festakt im Plenarsaal des Berliner Abgeordnetenhauses nimmt auch der Unternehmer und Präsident der Stiftung, Arthur Obermayer, teil. 
Neben Michael Dorhs und dem Ehepaar Klein werden 2009 Hans-Dieter Arntz (Euskirchen), Klaus Dietermann (Netphen) und Bernhard Gelderblom (Hameln) ausgezeichnet.  
 
November 2013: Ehemalige jüdische Ritualbad (Mikwe) wurde in Volkmarsen entdeckt   
Volkmarsen Mikwe IMG_8591.jpg (138507 Byte)Im Haus Steinweg 24 (Foto links, Foto vom 30.3.2016) wurde eine Mikwe aus der Zeit des 16./18. Jahrhunderts entdeckt. Dazu Presseartikel:  
Artikel vom 13. Dezember 2013 in der HNA.de: "Mit bloßen Händen gegraben. Einzigartiges jüdisches Ritualbad in Volkmarsen entdeckt..."  
Link zum Artikel  
Artikel von Ernst Klein: Die wiederentdeckte Mikwe in Volkmarsen, ein einzigartiges Fund im Jahr 2013..."
Link zum Artikel  
 
Juli 2014: Straßenbenennung nach Lucas Alsberg  
Volkmarsen Stadt IMG_8598.jpg (157730 Byte) Im Juli 2014 wurde ein Geh- und Radweg auf dem alten Bahndamm als  "Lucas-Alsberg-Allee" benannt. Eine Hinweistafel informiert über den früheren jüdischen Einwohner der Stadt: "Lucas Samuel Alsberg lebte von 1782 bis 1845 als Kaufmann in Volkmarsen. Als im Jahr 1814 durchziehende Truppen von der völlig verarmten Stadt 475 Reichstaler Verpflegungsgeld forderten und bei Nichtzahlung mit schwersten Strafmassnahmen drohten, stellte Lucas Alsberg 500 Reichstaler aus seinem Vermögen zur Verfügung und bewahrte so die Stadt vor der Verwüstung".   
 
Juni 2019: Das Gustav-Hüneberg-Haus als Dokumentationszentrum über jüdisches Leben in der Region wurde eröffnet 
Artikel von Armin Haß in der "Waldeckischen Landeszeitung" vom 15. Juni 2019: "Gustav Hüneberg-Haus öffnet sich als Dokumentationszentrum. In Volkmarsen Wissen über das jüdische Leben in der Region vertiefen
Volkmarsen
– Jüdisches Leben in der Region, die Verfolgung der Juden und Begegnungen viele Jahre nach der Shoa werden im Gustav Hüneberg-Haus am Steinweg Volkmarsen dargestellt. Die Fertigstellung wird mit zwei Festveranstaltungen am 19. und 23. Juni in dem mittelalterlichen Gebäude gefeiert.
'Eine Vision wird Wirklichkeit', schreibt der Vorstand des Vereins 'Rückblende - Gegen das Vergessen' in seiner Einladung an die Bürger. Mithilfe von Eigenmitteln, Zuschüssen, großzügigen Spenden und Krediten ist es gelungen, das Gebäude in der Altstadt zu erwerben und so umzugestalten, dass es auf drei Etagen wechselnde Ausstellungen sowie die Gelegenheit zur Forschung und zu Vorträgen zum Thema Jüdisches Leben bietet. Im Keller wird die im wahrsten Sinne tiefe Verankerung des Judentums in der vom Katholizismus geprägten Kugelsburgstadt bezeugt: Die Entdeckung des über 500 Jahre alten jüdischen Ritualbades (Mikwe) bot den Anlass für den Verein, sich um den Erwerb des zum Verkauf stehenden Gebäudes zu bemühen. So bietet sich die Möglichkeit für den Besuch der gut erhaltenen Mikwe und für das 'Eintauchen' in das jüdische Leben. Der neue Außenanstrich lässt das verputzte Fachwerkgebäude aus der Häuserzeile des Steinwegs leuchten. Hinten, von der Fischertrift her, bietet sich ein neuer Zugang mit Parkmöglichkeit und der Anblick in ein grünes Idyll.
Das ist noch geplant. Innen wurde tüchtig saniert. Für das Lese-Café ist noch ein Medienturm geplant, der über Bildschirm und Leinwand Bilder und Videos über die Mikwe und die Ausstellungen im Obergeschoss zeigt und somit auch Gehbehinderten einen Einblick ermöglicht. Inzwischen liegt schon die Baugenehmigung für einen Aufzugsturm vor, über den zwei Obergeschosse erschlossen werden können. Allein, es fehlt noch das Geld dafür. Immerhin sind inzwischen 210 000 Euro für den Kauf und weitere 120 000 Euro für die Sanierung und den Umbau aufgebracht worden. Hinter dem Verein Rückblende stehen allein 200 Mitglieder aus dem Waldecker, Kasseler und Warburger Land. In einem Vortrag der um 16.30 Uhr beginnenden Festveranstaltung am 19. Juni wird Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar, Kassel, unter dem Motto 'Ihre Stimmen erhalten' aufzeigen, wie und wo in Nordhessen die Erinnerung an jüdisches Leben bewahrt wird. Um 15.30 Uhr kann das Haus bereits besichtigt werden. Am Sonntag, 23. Juni, wird um 11 Uhr die Journalistin Daniela Schadt, Berlin, zu einer Ansprache erwartet. Die Lebensgefährtin des früheren Bundespräsidentin Joachim Gauck war bereits im Januar 2017 zu Besuch in Volkmarsen. Jüdisches Leben spiegelt sich anschließend in dem musikalischen Teil des Festes wider: Dann wird das Ehepaar Renate und Roland Häusler Lieder aus fünf Jahrhunderten vortragen. 'Musikalische Begegnungen' ist der musikalische Beitrag von Renate Walprecht und Anne Petrossow betitelt.
Das Dokumentations- und Informationszentrum zur jüdischen Regionalgeschichte im Mikwe-Haus wurde nach dem jüdischen Stadtverordneten Gustav Hüneberg benannt. 1808 gehörte Volkmarsen zum Königreich Westphalen, wo Napoleons Bruder Jerôme als König regierte. Er verfügte, dass alle Juden in seinem Reich Nachnamen zugewiesen bekamen.
Der Namenspatron. Im Volkmarser Rathaus konnten sich die Juden ihre Namen anders als anderswo selber aussuchen dürfen, wie Rückblende-Vorsitzender Ernst Klein berichtet. In Listen von damals sei nachzulesen, dass der Bürger Josef Jakob den Namen Hüneberg wählte, abgeleitet von einem der Hügel bei Volkmarsen. Die Kaufmannsfamilie Hüneberg habe den Turnverein mitgegründet und die Stadtpolitik mitgestaltet. Die Familie habe lange in diesem Mikwe-Haus im Steinweg gewohnt. Erst Mitte der 1930-er Jahre fänden sich Unterlagen, die belegten, dass die Familie angefeindet wurde. Angeblich sei es unerträglich, dass ein Jude mit Getreide handele, wurde damals erklärt.
Anfeindungen. Die Bürger wünschten sich ein 'christliches Getreidegeschäft', hieß es in einem amtlichen Schriftstück aus der Nazi-Zeit, aus dem Klein zitierte. In Erinnerung an Gustav Hüneberg, der 17 Jahre Stadtverordneter von Volkmarsen war und 1931 auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt wurde, bekam das Zentrum seinen Namen. Das Gustav Hüneberg-Haus kann jeden ersten und dritten Sonntag eines Monats von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden. Termine für Gruppen können darüber hinaus bei Ernst Klein, Vorsitzender des Vereins Rückblende, unter der Rufnummer 05693/469 vereinbart werden.
Helfer gesucht. Klein hofft, dass sich noch weitere Helfer melden, die nach entsprechender Einweisung das Team der Museumsführer von acht bis zehn Männern und Frauen ergänzen und damit die Arbeit unterstützen."  
Link zum Artikel  
 
Artikel von Armin Haß in der Waldeckischen Landeszeitung vom 23. Juni 2019: "Gustav-Hüneberg-Haus eingeweiht. Einzigartiges Denkmal in Volkmarsen spiegelt jüdisches Leben wider
Volkmarsen – Wir brauchen feste Orte der Erinnerung', betonte der Kasseler Historiker Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar zur Eröffnung des Bildungszentrums Gustav-Hüneberg-Haus in Volkmarsen über jüdisches Leben und die Verfolgung und Ermordung der Juden in der NS-Zeit.
Die Stühle reichten für die Einweihungsfeier nicht aus: An zwei Tagen war das vom Verein Rückblende erworbene und umgestaltete Wohnhaus mit der 500 Jahre alten Mikwe (jüdisches Ritualbad) Ziel von Besuchern und Ehrengästen. Darunter auch die Lebensgefährtin des früheren Bundespräsidenten, Daniela Schadt.
Hervorragende Voraussetzungen. Die historische und politische Bildung in Hessen habe einen weiteren Standort erhalten, sagte Krause-Vilmar. Mitten in Volkmarsen seien hervorragende Voraussetzungen für die Kultur der Erinnerung geschaffen worden, 'die uns mahnt, gegen Verfolgung und Hass einzutreten. Zudem werde ein Ort geschaffen, der Verfolgten oder ihren Angehörigen die Rückkehr erleichtern könne. Es sei wichtig, die Stimmen der gedemütigten und verfolgten Menschen dauerhaft wieder hörbar zu machen. Es seien Nachbarn und angesehene Menschen gewesen, die die Nazis für immer verstummen lassen wollten, indem sie zur Auswanderung zwangen, deportierten und ermordeten, wie Krause-Vilmar deutlich machte. Auch wenn von einem Ende der Zeitzeugen gesprochen werde, so gebe es doch die Erinnerungen an sie und die Beziehungen auch zu den folgenden Generationen.
Wichtiges Etappenziel. 'Wir haben ein wichtiges Etappenziel erreicht', sagte der Vorsitzendes des Vereins Rückblende, Ernst Klein. Er bat die Politik, die Einrichtung dauerhaft zu unterstützen. Land, Landkreis, Stadt und viele Spender hätten ermöglicht, das Haus mit dem jüdischen Ritualbad zu erwerben und neu zu gestalten als Stätte der Begegnung und der pädagogischen Arbeit mit Schülern.
Erinnerungsarbeit. Auch die Stadt Volkmarsen habe sich an jüdischem Eigentum bereichert, sagte Klein ergänzend bei der gestrigen Einweihung. Leider habe es zu wenige honorige Bürger gegeben, die den bedrängten Juden geholfen hätten, erklärte er in Gegenwart unter anderem vom Ersten Stadtrat Thomas Viesehon sowie der Landtagsabgeordneten Daniel May (Bündnis 90/Die Grünen) und Claudia Papst-Dippel (AfD). Für die Juden aus der ehemaligen Sowjetunion sei die Erinnerungsarbeit besonders wichtig, sagte Ilana Katz von der Jüdischen Gemeinde in Kassel. Hier werde ein Zeichen der Solidarität gesetzt. Klein und sein Verein hätten die Gemeinde unterstützt bei der Schaffung einer neuen Synagoge in Kassel oder der Integration der jüdischen Kontingentflüchtlinge aus der früheren UdSSR, die in Vokmarsen früher Abiturkurse absolvierten. Juden hätten in Deutschland ein neues Zuhause gefunden.
Das sind die Ziele. Der Verein Rückblende leiste für die Region beispielhafte Arbeit, sagte Karl-Heinz Stadtler vom Förderverein der Synagoge in Vöhl, der mit dem Volkmarser Verein verbunden ist. Es sei gerade heuzutage wichtig, junge Menschen mit der Geschichte vertraut zu machen, kritisches Denken, Offenheit und Toleranz zu fördern. Die lebendige Schilderung der jüdischen Geschichte vor der NS-Zeit und der Verfolgung unter der Nazi-Herrschaft berühre, sagte Bürgermeister Hartmut Linnekugel. Volkmarsen sei einer von nur zirka 110 jüdischen Siedlungsorten im mittelalterlichen Reich im Jahr 1238 gewesen.
"Ein Geschenk". Zu dieser Zeit, als die römisch-katholische Kirche und der mit ihr verbundene Staat den Juden als feindlicher Religion begegneten, sei in Volkmarsen der Grundstein für den Bau des jüdischen Ritualbads gesetzt worden, das 500 Jahre später wieder entdeckt worden sei. 'So ein einzigartiges Kulturdenkmal mitten in unserer Stadt ist ein Geschenk', sagte Linnekugel." 
Link zum Artikel 

    

    
Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Stadt Volkmarsen   
bulletWebsite des "Arbeitskreises Rückblende - Gegen das Vergessen e.V."   
bulletZur Seite über die jüdischen Friedhöfe in Volkmarsen (interner Link)   
bulletWebsite http://www.juden-in-nordhessen.co.de: unter "Genealogien jüdischer Familien in Nordhessen" findet sich ein Stammbaum der Familie Rosenstock in Volkmarsen (unter Forschungen Horst Rosenstock)   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Volkmarsen 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Volkmarsen 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Volkmarsen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,841   Verzeichnis der jüdischen Söhne in der Synagogengemeinde in Volkmarsen mit Angabe von Geburtsdatum und Beruf  1825 - 1825; Abschrift des Registers, angefertigt 1937 durch das Vorsteheramt der Israeliten; enthält auch Angaben zu Ehringen   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2719790  
HHStAW 365,837   Geburtsregister der Juden von Volkmarsen  1825 - 1852; alphabetisches Namensverzeichnis zum Geburtsregister der jüdischen Gemeinde in Volkmarsen, Abschrift des jüdischen Geburtsregisters, angefertigt 1937 durch das Vorsteheramt der Israeliten; enthält auch Angaben zu Ehringen  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1030594       
HHStAW 365,840   Sterberegister der Juden von Volkmarsen  1825 - 1874; alphabetisches Namensverzeichnis zum Sterberegister von Volkmarsen; Abschrift des Sterberegisters der jüdsichen Gemeinde, angefertigt 1937 durch das Vorsteheramt der Israeliten   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1510967                     
HHStAW 365,839   Trauregister der Juden von Volkmarsen  1825 - 1874; alphabetisches Namensverzeichnis zum Trauregister von Volkmarsen, Trauregister der jüdischen Gemeinde Volkmarsen; enthält auch Angaben zu Personen aus Ehringen 
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5319781     
HHStAW 365,842   Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs in Volkmarsen, aufgenommen im Juli 1938 durch Baruch Wormser aus Grebenstein, wohnhaft in Kassel  1845 - 1934; enthält einen Bericht zur Geschichte des jüdischen Friedhofs in Volkmarsen mit Situationsplan, hebräische und deutsche Grabinschriften   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3926575    
HHStAW 365,838  Geburtsregister der Juden von Volkmarsen  1853 - 1874: Abschrift des jüdischen Geburtsregisters, angefertigt 1937 durch das Vorsteheramt der Israeliten; enthält auch Angaben zu Personen aus Ehringen 
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5493931     

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 329-331.   
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 70.   
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 68 (neue Informationen zum rituellen Bad).    
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007 S. 187-188.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 221.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 535-537.  
bulletMichael Winkelmann: Die Hachscharah in Külte. In: Renate Knigge-Tesche/Axel Ulrich (Hrsg.): Verfolgung und Widerstand in Hessen 1933-1945. Eichborn Verlag Frankfurt am Main 1996 S. 102-112.  
bulletErnst Klein: Verschwundene Nachbarn - Verdrängte Geschichte. Begleitbuch zur Dauerausstellung "Deutsch-jüdisches Leben in unserer Region im Lauf der Jahrhunderte" in der Geschichtswerkstatt Rückblende, Kasseler Straße 6 in Volkmarsen. ISBN 978-3-924259-11  17.50 €.  
bulletLit EKlein 2016 Lebenswege.jpg (109345 Byte)ders.: "aber es ist besser als Butterbrot in D.". Lebenswege jüdischer Kinder, Frauen und Männer aus Deutschland. Hrsg. Deutsch-Israelische Gesellschaft e.V. Volkmarsen 2016. ISBN 978-3-981334-41-8. 
Dazu Artikel in der "Waldeckischen Landeszeitung" vom 29. November 2016 (Link zum Artikel): "Neues Buch fasst Biografien von Überlebenden des Naziunrechts zusammen. Unfassbare Lebensgeschichten
Volkmarsen. Der seit drei Jahrzehnten engagierte Geschichtsforscher Ernst Klein hat ein neues Buch über die Lebenswege jüdischer Kinder, Frauen und Männer aus Vöhl, Volkmarsen und Kassel veröffentlicht. Das 250 Seiten starke Werk enthält 40 Biografien von ehemals Verfolgten, mit denen Ernst Klein im Laufe seiner Recherchen für den Verein Rückblende - Gegen das Vergessen' Kontakt aufgenommen hat. Sie erzählten ihm ihre Lebensgeschichte und er hielt sie fest - für die nächste Generation. 'Ich habe in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass sich unsere jüngere deutsche Geschichte am besten an junge Leute weitergeben lässt, wenn man die historischen Details an Personen und Orte festmachen kann.
Deshalb habe ich die Lebensgeschichten, die man mir erzählt hat, aufgeschrieben.' Illustre Förderer Mit Familienfotos und Landkarten versehen, auf denen die unterschiedlichen Fluchtwege nachzuvollziehen sind, ist das neue Buch eine wertvolle Lektüre nicht nur für Schüler. Der ungewöhnliche Titel 'aber es ist besser als Butterbrot in D.' entstammt einem Briefzitat von Ilse Lichtenstein. Sie war unmittelbar nach den Novemberpogromen 1938 nach Holland geflohen. In einem Brief schrieb sie ihrer Großmutter über die Lage und vermied es seitdem den Ländernamen Deutschland zu verwenden. Ernst Kleins Buchveröffentlichung wurde vom Auswärtigen Amt und der deutsch-jüdischen Gesellschaft finanziert. Anstelle eines Honorars erbat sich Klein eine genügend große Anzahl von Exemplaren, um sie an Schulen in der Region zu verschenken. Eines der Vorworte stammt von dem israelischen Politiker Moshe Meron, der sich seinerzeit auch für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Staat Israel und Deutschland einsetzte. Ernst Klein wird am kommenden Sonntag, 4. Dezember, um 16 Uhr in den Räumen der Geschichtswerkstatt im Haus Dr. Bock an der Kasseler Straße aus seinem Buch lesen.
Das Buch wird gegen Spenden abgegeben. Die Einnahmen sind für ein Museumsprojekt bestimmt. Wer sich für das Buch interessiert, sollte sich per Mail an Ernst Klein wenden: ErnstWKlein@web.de.
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bullet Ernst Klein: Bernstein und Hüneberg. Fünf Jahrhunderte Deutsch-Jüdische Familiengeschichte. 300 S. illustriert mit zahlreichen Bildern, Schriften und Dokumenten. Januar 2021. 22 €.  Erhältlich im Buchhandel unter ISBN 978-3-982134369 oder direkt beim Autor Ernst Klein: www.ernstklein-volkmarsen.de
Zu diesem Buch: In diesem Buch über die Familien Bernstein und Hüneberg durchlebt der Leser eine Familiengeschichte, die im 16. Jahrhundert beginnt und durch die Zeiten der Emanzipation der deutschen Juden über die ereignisreichen Erlebnisse Otto Bernsteins im Ersten Weltkrieg, das Leben in der Weimarer Republik, die Zeiten der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und die unbeschreibliche Leidenszeit im Ghetto Theresienstadt bis nach Australien führt. Sein Sohn Bern Brent erzählt im zweiten Teil seines Buches von seiner Kindheit in Berlin, der Flucht nach England, der unfreiwiligen Verschiffung nach Australien zu Beginn des Zweiten Weltkriegs und seinem erfolgreichen Neuanfang in der neuen Heimat. Den Abschluss bilden die Berichte über die Besuche Bern Brents und seiner Kinder und Enkel in Deutschland.
Herausgeber und Verfasser der ergänzenden Artikel und Kommentare: Ernst Klein, Autor bzw. Herausgeber zahlreicher Publikationen. Schwerpunkt seiner langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit: Erforschung und Dokumentation der Geschichte jüdischer Familien in Nordhessen und Ostwestfalen. Gründer und langjähriger Leiter des Dokumentations- und Informationszentrums zur deutsch-jüdischen Regionalgeschichte in Volkmarsen/Nordhessen ('Gustav-Hüneberg-Haus'). 

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Volkmarsen Hesse-Nassau. Established in the 17th century, the community, which maintained a synagogue and an elementary school, numbered 169 (about 6 % of the total) in 1855. Affiliated with the Kassel rabbinate, it dwindled to 34 in 1933. The Jews mostly emigrated, disposing of their synagogue in 1937; the last eight perished after they were deported to the east in 1942. 
     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020