Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 


zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Unterfranken"
    

Oberwaldbehrungen mit Ostheim v.d. Rhön 
(Stadt Ostheim v.d. Rhön, Landkreis Rhön-Grabfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer) 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Sonstiges     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Oberwaldbehrungen bestand eine jüdische Gemeinde bis zu ihrer Auflösung zum 1. Januar 1935. Ihre Entstehung geht in das 18. Jahrhundert zurück. 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1816 107 jüdische Einwohner (33,1 % von insgesamt 323), 1837 130 (38,2 % von 340), 1871 85 (26,3 % von 323), 1890 64 (23,7 % von 270), 1900 50 (19,9 % von 251), 1910 28 (11,3 % von 247).  
   
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Oberwaldbehrungen auf insgesamt 27 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Jonas Marcus Bergheim (Schnitthandel), Witwe von Sander Simon Bach (ohne Erwerb), Witwe von Baruch Isaac Krupp (ohne Erwerb), Moses Maier Reis (Häutehandel), Moses Nathan Neumann (Wollen-, Schnittwaren- und Garnhandel), Samuel Joseph Goldschmidt (Wollen- und Garnhandel), Sander Maier Reuss (Vieh- und Schnitthandel), Gerson Nathan Baumgart (Viehhandel), Moses Nathan Baumgart (Vieh- und Federhandel), Lamm Jacob Schloss (Wollen-, Barchant-, Honighandel), Judas Sander Bach (Kleinhandel), Simson Baruch Grünwald (Kleinvieh- und Schnitthandel), Nathan Haium Heinemann (Kleinhandel), Levi Maier Reuss (Lederhandel), Salomon Maier Reuss (Spezerei- und Schnitthandel), Abraham Salomon Katz (Galanteriewarenhandel), Sander Samuel Schmidt (Schnitt- und Spezereihandel), Salomon Samuel Frankfurter (Zwilch- und Barchanthandel), Witwe von Isaac Jacob Goldberg (Schnürwarenhandel), Witwe von Nathan Levi Frank (Schnittwarenhandel), Simson Maier Reuss (Vieh- und Häutehandel, seit 1823 mit Metzgerei), Samuel Löw Lamm Schloss (Wollen- und Hauthandel), Hirsch Kohn Reuss (Schnitt- und Spezereihandel), Nathan Levi Rose (Schnitt- und Garnhandel), Joseph Abraham Neumaier (Wollen-, Garn- und Tuchhandel), Maier Moses Neumann (Feldbau, Ökonomie, seit 1821/22), Hirsch Baruch Grünwald (Eisenwarenhandel, seit 1821), Herz Schmidt (Rothgerber (1825), Aron Nathan Hartung (Feldbau, seit 1824(, Samuel Sander Schmitt (Feldbau, seit 1824).       
     
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine Israelitische Elementar-, dann noch eine Religionsschule, ein rituelles Bad (im Oktober 1933 verkauft) und einen eigenen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Elementar- beziehungsweise Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war (vgl. Ausschreibungstexte s.u.). Unter den Lehrern ist u.a. Jacob Epstein bekannt, der seit mindestens 1828 in Oberwaldbehrungen tätig war und einen sehr guten Ruf als hervorragender Pädagoge hatte. Bis Ende 1892 war Lehrer Nathan Blatt in der Gemeinde, nach seinem Weggang nach Obbach wird Lehrer Hermann Rose genannt, der 1893 aus Homburg am Main nach Oberwaldbehrungen gewechselt ist (vgl. Verlobungsanzeige von 1898 unten). Er blieb bis 1899 (s.u. Ausschreibung der Stelle 1900) und wechselte dann nach Altenstadt. Die jüdische Gemeinde gehörte von 1840 bis 1892/93 zum Rabbinatsbezirk Gersfeld, danach zum Distriktsrabbinat Bad Kissingen.  
    
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier Norbert Reiß (geb. 26.1.1878 in Oberwaldbehrungen, vor 1914 in Neustadt a.d. Saale wohnhaft, gef. 21.3.1918).      
      
Um 1924
, als nur noch 11 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (4,3 % von 254), war Gemeindevorsteher Isidor Schloss. Inzwischen war es für die klein gewordene Gemeinde kaum noch möglich, regelmäßige Gottesdienste abzuhalten. Es gab noch ein schulpflichtiges jüdisches Kind am Ort, das durch Hauptlehrer Gottlieb aus Mellrichstadt unterrichtet wurde. 
  
1933 lebten noch acht jüdische Personen am Ort (3,4 % von 234). Der Verband der Israelitischen Gemeinden in Bayern (VBIG) beschloss im Dezember 1934, die Gemeinde Oberwaldbehrungen aufzulösen und mit der Gemeinde in Mellrichstadt zu vereinen. Im Juli 1935 erhielt der Verband dazu die behördliche Genehmigung, und einen Monat später gab die Gemeinde von Mellrichstadt offiziell bekannt, dass sie Synagoge und Friedhof in Oberwaldbehrungen in ihren Besitz genommen hatte. 
Bis 1938 starben drei der acht jüdischen Einwohner von 1933 noch in ihrer Heimat, die übrigen fünf verließen den Ort (eine jüdische Frau emigrierte nach Südafrika, eine andere zog im Juni 1938 nach Neustadt a.d. Saale, die letzte jüdische Einwohnerin emigrierte im Oktober 1938 in die Schweiz). Im Mai 1939 wurde kein jüdischer Einwohner mehr in Oberwaldbehrungen festgestellt.  
  
In Ostheim lebte bis Ende 1938 in einem Haus neben dem Rathaus das Ehepaar Regina und Siegmund Neumaier. Auf Grund der Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 flohen die beiden nach Marktbreit.   
     
Von den in Oberwaldbehrungen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Klara Grölinger geb. Bergheim (1859), Fanni Gutmann geb. Reis (1853), Siegmund Neumaier (1869), Bertha Nürenberg geb. Heinemann (1874), Sarah Oppenheimer geb. Bachrach (1888), Marianne Reis geb. Stühler (1863), Albert Rose (1900), Rosa Schloss geb. Reis (1872), Clara Sommer geb. Reis (1888), Selma Stern geb. Schloss (1888), Ella Taubenblatt geb. Reis (1892).  
  
Aus Ostheim sind umgekommen: Regina Neumaier geb. Rindsberger (1872), Siegmund Neumaier (1869).          
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Elementarlehrers, Vorbeters und Schochet 1879 / 1893 / 1900 / 1907  

Aus den Ausschreibungen gehen auch die Namen von Gemeindevorstehern hervor: um 1879 Jakob Schloß, um 1900/07 Alexander Reis.

Oberwaldbehrungen Israelit 10091879.jpg (38005 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. September 1879: "Die israelitische Elementar-Schulverweserstelle hier, königliches Bezirksamt Mellrichstadt in Bayern, ist erledigt. Gehalt 920 Mark mit freier Wohnung und Beheizung. Nebeneinkünfte sicher. Verbunden Vorsänger- und Schächterstelle. Bewerber wollen sich binnen vier Wochen bei Unterzeichnetem anmelden. 
Oberwaldbehrungen, den 7. September 1879. Jakob Schloß, Vorstand." 
  
1893 kam Lehrer Rose von Homburg am Main nach Oberwaldbehrungen als Elementarlehrer. Daher wurde die Stelle in Homburg neu ausgeschrieben: 
Oberwaldbehrungen Israelit 12011893.jpg (43608 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1893: "In Folge Berufung des seitherigen Inhabers Herr Rose, auf eine staatliche Schulstelle nach Oberwaldbehrungen erledigt sich die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle und ist sofort zu besetzen. Das Gesamteinkommen ist ca. 1.400 Mark. Nur seminaristisch gebildete Bewerber wollen sich melden an den Kultusvorstand  Moses Mandelbaum  Homburg am Main." 
    
Die nächsten beiden Ausschreibungen beziehen sich wieder auf Oberwaldbehrungen: 
Oberwaldbehrungen Israelit 27081900.jpg (53318 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1900: "Wir suchen für unsere Elementarverweserstelle einen ledigen, unterfränkischen Lehrer, Vorbeter und Schochet. Fixum 837 Mark, freie Wohnung und besondere Vergütung der Schechita. Meldetermin acht Tage. 
Oberwaldbehrungen, 26. August.  
Alexander Reis,
Kultusvorstand."  
  
Oberwaldbehrungen Israelit 06061907.jpg (59568 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1907
"Die hiesige 
Elementar-Lehrerverweser-, Kantor- und Schächterstelle
 
ist vakant. Fixum exklusive Schächtgebühren und Nebeneinkommen ca. Mark 1.200.- Meldungen nebst Zeugnisse von nur ledigen Bewerbern umgehend einzusenden an 
Alexander Reis
Kultusvorstand. 
Oberwaldbehrungen

Unterfranken."

      
Zum 70. Geburtstag des früheren Lehrers an der israelitischen Schule in Oberwaldbehrungen Nathan Blatt (1935)  

Oberwaldbehrungen BayrGZ 15081935.jpg (63087 Byte)Artikel in der Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung vom 15. August 1935: "Würzburg. Am 15. August (1935) vollendet der Oberlehrer i.R. Herr Nathan Blatt sein 70. Lebensjahr. Nach einer fast 45-jährigen Lehrtätigkeit in Oberwaldbehrungen und an der Israelitischen Volksschule Obbach, wo er in Treue und Hingebung seines Amtes waltete und sich die Achtung und Liebe nicht nur seiner Glaubensgenossen, sondern der gesamten Bevölkerung erwarb, siedelte er nach Würzburg über, wo er in Ruhe und Zurückgezogenheit seinen Lebensabend verbringt. Der jüdischen Öffentlichkeit ist der Name Blatt bekannt geworden durch seine eifrige Mitarbeit im 'Hamburger Israelitischen Familienblatt' und durch sein unentwegtes Eintreten für die Berufsumschichtung der Juden zu einer Zeit, als diese Frage noch nicht aktuell zu sein schien. Die jüdische Lehrerschaft berief Blatt im Jahre 1912 in die Verwaltung des Jüdischen Lehrervereins für Bayern, wo er über ein Jahrzehnt lang eine sehr rührige Tätigkeit entfaltete. Wir beglückwünschen den Jubilar und wünschen ihm noch viele Jahre der wohlverdienten Ruhe."
 
Nach Reiner Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden Bd. I S. 96 ist Nathan Blatt 1865 in Maßbach geboren, Ausbildung an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg, Examen 1884. Strätz erwähnt, dass er an der Schule in Obbach unterrichtete. Nach Angaben von Elisabeth Böhrer ist Lehrer Blatt am 1. November 1892 von Oberwaldbehrungen nach Obbach gezogen, wo im Dezember 1893 seine erste Tochter geboren ist, die zweite Tochter im Juli 1896 ebd.. Ab wann er in Oberwaldbehrungen Lehrer war, ist nicht bekannt. In obigem Artikel wird von einer fast 45-jährigen Lehrtätigkeit berichtet. Demnach könnte Nathan Blatt um 1890 seine Lehrtätigkeit in Oberwaldbehrungen aufgenommen haben (eventuell auf Grund seines Examens 1884 bereits vorher).    
Nathan Blatt verzog nach seiner Zurruhesetzung 1930 von Obbach nach Würzburg, von dort 1938 nach München, wo er am 30. Dezember 1940 verstarb. 
Die älteste Tochter war Else Adler geb. Blatt, geb. 24.12.1893 in Obbach, später wohnhaft in München, im November 1941 in das Ghetto Kowno deportiert und dort am 25.11.1941 ermordet.  

   
Zum Tod von Hauptlehrer Hermann Rose (in Altenstadt, Schwaben 1936;  war 1893 bis 1899 Lehrer in Oberwaldbehrungen)   
Weitere Texte zu und von Lehrer Hermann Rose siehe auf der Seite zu Altenstadt. Nach dem Artikel stammte Hermann Rose aus Oberwaldbehrungen; vgl. die Nennung von Nathan Levi Rose in der Matrikelliste 1817.      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1936: "Altenstadt (Schwaben), 15. September (1936). Der verflossene Tischa BeAw war für die Familie des pensionierten Hauptlehrers Hermann Rose sowie für die Gemeinde Altenstadt ein zwiefacher Trauertag. An dessen Rüsttag trugen wir, was an Hermann Rose sterblich war, zu Grabe, und hier wurde es uns wieder so recht klar, was wir alle mit dem Verewigten verloren haben. Noch am Vorabend des Heiligen Schabbat stand er als Vorbeter am Lesepult. Unter dem Abendgebet, nach den Worten 'Und die Kinder Israels sollen den Schabbat halten...' überfiel ihn eine Herzschwäche, die am nächsten Morgen zu seinem Ende führte. Der Schriftvers war gleichsam letzte Mahnung an seine von ihm unermüdlich betreute Gemeinde. Hermann Rose wirkte früher an mehreren fränkischen Gemeinden u.a. in seiner Heimat Oberwaldbehrungen, in Homburg am Main, wo er seine tapfere und vorbildliche treue Lebensgefährtin fand. Vor 37 Jahren kam Rose nach Altenstadt. Hier entfaltete er als anerkannt tüchtiger Schulmann, gewissenhafter Vorbeter, Prediger und erfolgreicher Chronist eine fruchtbare Tätigkeit. Nach den Trostworten des Herrn Hauptlehrers Hammelburger, der auch den Dank des Jüdischen Lehrervereins in Bayern und der Bezirkskonferenz Schwaben für die treue Mitarbeit des wertvollen Mitgliedes aussprach, nahm Herr Neuburger jun. als Vorstand der Gemeinde und als Schüler mit den herzlichen Dankesworten Abschied von dem geistigen Führer der Gemeinde und seinem Lehrer. Der Liebe, deren sich Hauptlehrer Rose auch in nichtjüdischen Kreisen seit je erfreuen durfte, gab der katholische Ortsgeistliche in wärmsten, von Herzen kommenden Worten beredten Ausdruck, wie denn die Beteiligung seitens der nichtjüdischen Bevölkerung eine alle Erwartungen übertreffende war.
Mögen die Verdienste dieses bescheidenen, wahrhaften Gottesfürchtigen seiner trauernden Witwe und seinen vier Kindern zum Guten gereichen, deren eines den Beruf des vorbildlichen Vaters ergriffen, während ein anderer Sohn auf hoher See einer neuen Heimat entgegenfuhr, indes der geliebte und verehrte Vater in die ewige Heimat einging. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."       

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Die Auflösung der jüdischen Gemeinde Oberwaldbehrungen zum 1. Januar 1935 

Oberwaldbehrungen BayrGZ 01011935.jpg (63898 Byte)Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Januar 1935: 
"Bekanntmachung über Auflösung der Kultusgemeinden Gnodstadt, Kleinerdlingen und Oberwaldbehrungen
Der Rat des Verbandes hat in seiner Sitzung vom 9. Dezember 1934 nach Anhörung der zuständigen Bezirksrabbinate auf Grund des $ 28 der Verbandsverfassung beschlossen:
1. Bei den Kultusgemeinden Gnodstadt, Kleinerdlingen und Oberwaldbehrungen sind die Voraussetzungen dafür gegeben, dass diese Kultusgemeinden als aufgelöst anzusehen sind. 
2. Die Auflösung der Kultusgemeinden Gnodstadt, Kleinerdlingen und Oberwaldbehrungen wird als eingetreten erklärt. 
Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht unter Hinweis auf § 28 der Verbandsverfassung, laut welchem gegen den Beschluss jedem Gemeindemitglied binnen einer Frist von einem Monat nach dieser Bekanntmachung die Beschwerde zum Landesschiedsgericht des Verbandes zusteht. Die Beschwerdefrist beginnt mit Veröffentlichung dieser Bekanntmachung.
München, den 21. Dezember 1934. Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dr. Neumeyer". 
  
Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni 1935: "Bekanntmachung über Ausdehnung des Gebietes der Israelitischen Kultusgemeinde Mellrichstadt auf das Gebiet der politischen Gemeinde Oberwaldbehrungen. Die Israelitische Kultusgemeinde Mellrichstadt, zugleich als Steuerverbandsvertretung, hat in ihrer Sitzung vom 26. März 1935 folgenden Beschluss gefasst: Die Kultusgemeinde Mellrichstadt dehnt ihr Gebiet auf das Gebiet der politischen Gemeinde Oberwaldbehrungen aus. 
Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht. 
Den an der Umbildung Beteiligten, insbesondere den von der Umbildung betroffenen umlagepflichtigen Bekenntnisgenossen wird hiermit Gelegenheit zur Einsprache gegeben. Die Einsprache soll genau die Gründe darlegen, welche gegen die bekannt gegebene Umbildung angeführt werden wollen. Die Einsprache muss binnen einer vom 5. Juni 1935 ab laufenden Fritz von zwei Wochen bei der Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Mellrichstadt schriftlich eingereicht werden. 
Mellrichstadt, den 16. Mai 1935. Für die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Mellrichstadt: Guido Prager, vorstand. Leo Frank."       

       
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Verlobungsanzeige von Lehrer Hermann Rose und Ida Freimark (1898)     

Oberwaldbehrungen Israelit 11101898.jpg (28241 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Januar 1898: 
"Ida Freimark - Hermann Rose, Lehrer. 
Homburg am Main - Oberwaldbehrungen."

   
Verlobungsanzeige von Trude Schloss und Emanuel Reis (1924)    

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 1. Mai 1924: 
"Statt Karten: Trude Schloss - Emanuel Reis. Verlobte.  
Oberwaldbehrungen -
Neustadt a.d.S.  April 1924."    

   
    
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Alexander Bach aus Oberwaldbehrungen (gest. 1890)      
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

Oberwaldbehrungen NY Cyprus 1788.jpg (77571 Byte)   Oberwaldbehrungen NY Cyprus 1788a.jpg (90368 Byte) Grabstein 
"In Memory of 
my beloved husband 
Alexander Bach
  
Native of Oberwaldbehrungen  Bavaria  
Died July 19th 1890  Aged 76 Years".   
  Nach Mitteilung von E. Böhrer ist Alexander (= Sander) am 14. Mai 1814 in Oberwaldbehrungen geboren als Sohn des Viehhändlers Judas Sander (Familienname später Bach, s.o. Matrikelliste) und der Nanna/Nenne, Tochter des Hirsch Oscher zu Steinach
Nach der hebräischen Inschrift ist er "gestorben in gutem Namen am Heiligen Schabbat, 2. Aw (5)650" d.h. am Schabbat, 19. Juli 1890. 

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge  
   
Es ist nicht bekannt, wann die Synagoge erbaut wurde. Um 1933 war sie in einem schlechten Zustand. Im März 1935 verlangte die Feuerpolizei, die Synagoge entweder einzureißen oder gründlich zu renovieren. Die Ritualien wurden im Sommer 1938 in die Synagoge von Mellrichstadt gebracht, wo sie beim November-Pogrom 1938 zerstört wurden. Das Synagogengebäude wurde 1936 teilweise abgebrochen. Auf den Grundmauern der Synagoge wurde ein kleines Wohnhaus errichtet. Eine Hinweistafel ist an diesem Gebäude angebracht.   
   
   
Adresse/Standort der SynagogeFrühere Anschrift: Hauptstr. 51 (inzwischen neue Hausadresse)
   
   
Fotos
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 11.8.2005) 

Oberwaldbehrungen Synagoge 100.jpg (57871 Byte) Oberwaldbehrungen Synagoge 101.jpg (48051 Byte) Oberwaldbehrungen Synagoge 102.jpg (57256 Byte)
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge
 
   Oberwaldbehrungen Synagoge 103.jpg (37946 Byte)   
   Erinnerungstafel am Gebäude  

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

November 2003: Die ersten "Stolpersteine" Unterfrankens werden in Ostheim verlegt  
Artikel in der "Main-Post" vom November 2003 (nur die ersten Abschnitte zitiert): "Stolpersteine wider das Vergessen
Ostheim
(wal) Mit einer Gedenkminute begann die jüngste Stadtratssitzung im Rathaussaal. Anlässlich des 65. Jahrestages der Reichskristallnacht am 9. November wurden vor dem Anwesen, in dem das Eiscafé Dolce Vita untergebracht ist, zwei so genannte Stolpersteine wider das Vergessen in den Boden eingelassen. 
In dem Haus in der Marktstraße lebte im Jahr 1938 die einzige jüdische Familie in Ostheim. Dem Ehepaar Regina und Siegmund Neumaier wurde in der Pogromnacht von der NSDAP übel mitgespielt, sie flüchteten schließlich nach Marktbreit, schilderte Bürgermeister Adolf Büttner den Stadträten die damaligen Ereignisse. 1943 kamen die Neumaiers trotz Flucht im Konzentrationslager Theresienstadt um. 
Die Stadt setze sich "auf aufrichtige und ehrliche Weise mit der Vergangenheit auseinander", formulierte Büttner vor allem in Richtung der jungen Bürger. Die Anregung zu einem Gedenken ging bereits 2001 von Dr. Rainer Kochinki aus."
 
November 2018: Erinnerung zum Gedenken an den Novemberpogrom 1938  
Artikel von Tanja Heier in der "Main-Post" vom 11. November 2018 "OSTHEIM. Zukunft braucht Erinnerung
Auf Initiative von Rainer Kochinki und Altbürgermeister Adolf Büttner erinnern vor dem Anwesen in Ostheims Marktstraße 22 die beiden sogenannten Stolpersteine an das jüdische Ehepaar Regina und Siegmund Neumaier.

Geschichte berührt besonders, wenn sie direkt vor der Haustür passiert. So auch in Ostheim. Dort versammelten sich, wie in vielen anderen Städten und Gemeinden, am Freitagabend Menschen, um an die Opfer des Nationalsozialismus in ihrer Heimat zu erinnern. Die Pogromnacht war der Beginn unzähliger organisierter Gewaltmaßnahmen gegen Juden in ganz Deutschland. In Ostheim hatte Eberhard Helm dazu eingeladen, an historischer Stelle dem Ehepaar Neumaier zu gedenken. Erfreulich viele waren dem Aufruf des Kirchenvorstehers gefolgt. Der stellvertretende Landrat Peter Suckfüll erklärte, es sei ihm ein persönliches Anliegen, solche wichtigen Veranstaltungen zu besuchen.
Rosenblüten an den Stolpersteinen. Rund um die 'Stolpersteine' vor dem Anwesen der Marktstraße 22 lagen Efeukränze und Rosenblüten; Teelichter verbreiteten warmes Licht. Mit dem Verklingen des Abendläutens wurde es ruhig. An dieser besonderen Stimmung mochte selbst der vorbeifließende Verkehr nichts ändern – waren die Autos doch Synonym dafür, dass es im Leben keinen Stillstand gibt. Manchmal hielten die Redner inne, bis man sie wieder verstehen konnte. Und Stadtmusikmeister Walter Bortolotti stimmte auf seinem Akkordeon 'Schalom Chaverim' an. Eberhard Helm erläuterte, wie es zu den grausamen Geschehnissen vor 80 Jahren in Ostheim kommen konnte. Mitglieder der SA hatten sich in der Gaststätte 'Felsenkeller' getroffen; rund 18 von ihnen suchten zu später Stunde das Geschäft der Neumaiers auf, um es mutwillig zu zerstören. Die ehrenamtliche Forscherin Elisabeth Böhrer aus Sondheim/Rhön ergänzte, dass Regina und Siegmund Neumaier ihr Zuhause rund 14 Tage später verließen, um nach Marktbreit zu fliehen. Im September 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert, wo beide im Januar 1943 an den Folgen von Krankheit und Mangel starben.
Brauner Mob wütete. Die jüdischen Kaufleute hatten die Gewalt des braunen Mobs erfahren müssen, bedauerte Ulrich Waldsachs in seiner Ansprache. Dies sei schlimm. Noch schwerer wiege jedoch die Tatsache, dass die meisten, die damals dabei waren, weg sahen und schwiegen. Sichtlich berührt zitierte der Bürgermeister den englischen Politiker Edmund Burke: 'Damit das Böse triumphieren kann, ist es nur nötig, dass die Guten nichts dagegen tun.' Zukunft brauche Erinnerung. Zur Erinnerung an dieses beschämende Ereignis wurden auf Initiative von Rainer Kochinki und Altbürgermeister Adolf Büttner im Jahr 2003 die beiden 'Stolpersteine' in Gedenken an Regina und Siegmund Neumaier verlegt. Dass Juden in das Land der damaligen Täter zurückkehrten oder einwanderten, nannte Waldsachs einen Vertrauensbeweis. Dieser basiere darauf, dass Deutschland sich nach 1945 geändert und sich seiner Vergangenheit gestellt habe. Es sei gelungen, eine Demokratie aufzubauen. Heute genieße man das Privileg, in einem freiheitlichen Rechtsstaat zu leben, dessen Grundprinzip es ist, die Würde des Menschen – ungeachtet seiner Herkunft oder Religionszugehörigkeit – zu wahren. Dennoch sei der Antisemitismus nicht mit dem Dritten Reich untergegangen, fuhr das Stadtoberhaupt fort. Ulrich Waldsachs mahnte daher eindringlich zur Wachsamkeit. Mit der Erinnerung an das Schicksal der Neumaiers bekunde man in Ostheim seine Trauer und Scham über die entsetzlichen Geschehnisse.
Schicksalstag der Deutschen. Da auch der Mauerfall 1989 am 9. November stattfand, sei dieses Datum zu einem Schicksaltag der deutschen Geschichte geworden, beendete der Bürgermeister die Andacht. Der Choral 'Verleih uns Frieden gnädiglich' entließ die Besucher mit einem Gefühl von Zuversicht und Hoffnung hinaus in die Nacht." 
Link zum Artikel   
 
 

    
     

Links und Literatur

Links:  

bullet Website der Stadt Ostheim v.d. Rhön  
bulletInformationen zum jüdischen Friedhof Oberwaldbehrungen (interner Link)

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 382.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 102.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 387-388. 
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 117-118.  

   
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Oberwaldbehrungen Lower Franconia. Jews settled in the mid-18th century and operated a synagogue, cemetery, and Jewish school by the mid-19th century. In 1837 the Jewish population was 130 (total 340) and in 1933, eight. The last Jew left in October 1938.  
  
   

  

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge    

             

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020