Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Homburg am Main (Gemeinde Triefenstein, Main-Spessart-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(Seite erstellt unter Mitarbeit von Leonhard Scherg, Marktheidenfeld)

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In dem in früheren Jahrhunderten zum Hochstift Würzburg gehörenden Homburg am Main bestand eine jüdische Gemeinde (beziehungsweise lebten jüdische Personen) bereits im Mittelalter, die nach den Memorbüchern jüdischer Gemeinden im Zusammenhang mit den Judenverfolgungen 1298 ("Rindfleisch-Verfolgung") und 1336/37 ("Armleder-Verfolgung") vernichtet wurde. Danach ist erst 1404 wieder von einem Juden die Rede, den Graf Johann I. von Wertheim nach Homburg aufnahm. Der Ort war ihm damals verpfändet. 
   
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1655 werden vier jüdische Familien genannt, 1699 drei Familien sowie ein Rabbiner. 
   
Im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner weiter zu: 1803 wurden 39 jüdische Einwohner in 12 Familien gezählt, 1815 63 (12,5 % der Gesamteinwohnerschaft von 504 Personen), 1833 57 jüdische Einwohner in 14 Familien, 1867 87 jüdische Einwohner (12,0 % von insgesamt 727). 
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 wurden für Homburg 14 Matrikelstellen festgeschrieben (Angaben mit bereits neuem Familiennamen, Erwerbszweig und Familienverhältnissen): Isak Abraham Heumann (Warenhändler und Lottokollekteur; mit Frau, drei Söhnen und zwei Töchtern, Schutzbrief seit 1806), Mendel Abraham Heumann (Ellen- und Spezereiwarenhandel, mit Frau, Schutzbrief von 1811), Löw Hajum Ackermann (Viehhändler, mit Frau, Schutzbrief seit 1795), Isak Jacob Mandelbaum (Schmuserei, mit Frau und zwei Söhnen, Schutzbrief seit 1808), Abraham Eißig Lorch (Vieh- und Kleinwarenhandel, mit Frau und drei Töchtern, Schutzbrief seit 1800), Levi Isack Lorch (Viehhändler, mit Frau, Schutzbrief seit 1793), Witwe von Moses Isak Rosenbaum (Schlächterei, zwei Söhne), Witwe von Hirsch Marx Schleßinger (Ellenwaren- und Spezereihandel, mit einer Tochter; ihre Stelle nahm 1825 Salomon Rosenbaum, Metzger, ein). Maier Marx Lilienstrauß (Viehhandel und Schmusen, mit Frau, einem Sohn und zwei Töchtern, Schutzbrief seit 1795), Moses Pfeuffer Pfeufermann (Viehhandel, Schächterei, mit Frau, einem Sohn und einer Tochter, Schutzbrief seit 1782; seine Stelle nahm 1825 Moses Freymark, Schuhmachermeister, ein), Faust Moses Pfeifermann (Viehhandel, Schlächterei, nebst einem kleinen Spezereihandel, mit Frau, Schutzbrief seit 1802), Isack Moses Freymark (Viehhandel, mit Frau, vier Söhnen und einer Tochter, Schutzbrief seit 1804), Samuel Moses Freymark (Schmuserei und Schlächterei, mit Frau, zwei Söhnen und vier Töchtern, Schutzbrief seit 1802), Hirsch Löw Rosenthal (Vieh- und Warenhandel, ledig, Schutzbrief seit 1814).  
       
1880
wurde die Höchstzahl vom 100 jüdischen Gemeindegliedern (13,1 % von insgesamt 762) erreicht. Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung schnell zurück: 1900 82 (10,8 % von insgesamt 757), 1910 53 (7,54 % von insgesamt 720), 1925 25 (3,3 % von insgesamt 753).

Die jüdische Gemeinde hatte an Einrichtungen neben der Synagoge (s.u.) eine jüdische Elementarschule sowie eine Mikwe. Ein jüdischer Friedhof befand sich in früheren Jahrhunderten (bereits im Mittelalter) vermutlich in Trennfeld auf der anderen Mainseite, wo ein Flurname die Erinnerung wach hält. Die neuzeitliche Gemeinde nahm die Beisetzungen in Külsheim, seit 1852 in Karbach vor. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religions- beziehungsweise Elementarlehrer angestellt, der zugleich die Aufgaben des Schochet (Schächters) und des Vorbeters wahrnahm (vgl. Ausschreibungstexte unten). Erstmals wird bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 ein Lehrer der Gemeinde genannt: Jacob Abraham Kunstädter (mit Frau und zwei Töchtern, geboren in Burgkunstadt). An weiteren Lehrern ist bekannt: von 1859 bis 1878 als Elementarlehrer Philipp Schwed, 1892/93 Lehrer Hermann Rose, der 1893 nach Oberwaldbehrungen wechselte, jedoch fünf Jahre später sich mit einer Frau aus der Homburger Gemeinde verlobte (siehe Anzeige unten), 1896 Lehrer Blumenthal. Die Gemeinde war dem Distriktsrabbinat Würzburg zugeteilt, ab April 1937 dem Distriktsrabbinat Aschaffenburg.  
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Moritz Grünebaum (geb. 12.3.1889 in Homburg a.M., gef. 29.8.1916) und Ludwig Heimann (geb. 10.7.1888 in Homburg a.M., gef. 30.9.1914).      
       
1932, als noch 25 Einwohner Homburgs der jüdischen Gemeinde angehörten, war Vorsteher der Gemeinde Julius Heimann. An jüdischen Vereinen bestanden damals die Chevroth (Ziele: Wohlfahrtspflege, Unterstützung Hilfsbedürftiger) unter Leitung von Abraham Heimann und der Wohltätigkeitsverein, gleichfalls unter Leitung von Abraham Heimann. Im Schuljahr 1931/32 erhielten noch vier schulpflichtige jüdische Kinder Religionsunterricht. 
   
Bereits 1933 (36 jüdische Einwohner am Ort) kam es zu antijüdischen Aktionen am Ort. Im Juni 1933 wurden bei einem jüdischen Haus die Fenster eingeschlagen und der Garten stark beschädigt. Auf Grund der Verarmung durch den wirtschaftlichen Boykott war 1937 schon die Hälfte der Gemeindeglieder unterstützungsbedürftig. 1939 wurden noch 21 jüdische Einwohner gezählt. Von ihnen sind bis zu den Deportationen im April und September 1942 noch 14 ausgewandert beziehungsweise an andere Orte verzogen. 
    
Von den in Homburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und auf Grund der Zusammenstellung von L. Scherg): Marianne Arensberg (1864), Bernhard Freimark (1880), Salomon Freimark (1873), Fanny Grünebaum geb. Schloßberger (1863), Julius Heimann (1873), Rosa Heimann geb. Rosenfeld (1880), Isaak Kahn (1903), Selma Kahn geb. Mandelbaum (1898), Susi Kahn (1931), Elfriede Lilienstrauß (1935), Hugo Lilienstrauß (1897), Paula Lilienstrauß geb. Lorch (1898), Salomone Lilienstraß geb. Ehrenberg (1867), Jakob Mandelbaum (1895), Malchen Mandelbaum (1900), Johanna Schön geb. Freimark (geb. ?), Alex(ander) Schwed (1860). 
   
Anmerkungen: 1. Die meisten der genannten Personen wurden von anderen Orten aus deportiert, da sie teilweise bereits vor 1933 von Homburg verzogen sind.
2. Die in einigen Listen genannte Liselotte Freimark (1925) wurde nicht deportiert. Sie übersiedelte nach Angaben von Leonhard Scherg am 24. Januar 1939 nach Würzburg, von dort nach Frankfurt und gelangte von dort, ihrer Mutter folgend, in die USA
.    
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1892 / 1893 / 1901 / 1903 / 1907

Homburg am Main Israelit 17031892.jpg (32067 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1892: "Die Lehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle dahier ist sofort neu zu besetzen. Ertrag ca. 1.200 Mark. Seminaristisch gebildete Bewerber wollen sich an den Unterzeichneten wenden. Homburg am Main, 13. März 1892. Der Kultusvorstand: Moses Mandelbaum."
   
1893 wurde die Stelle auf Grund der Berufung des Lehrers Hermann Rose nach Oberwaldbehrungen ausgeschrieben:  
Oberwaldbehrungen Israelit 12011893.jpg (43608 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1893: "In Folge Berufung des seitherigen Inhabers Herr Rose, auf eine staatliche Schulstelle nach Oberwaldbehrungen erledigt sich die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle und ist sofort zu besetzen. Das Gesamteinkommen ist ca. 1.400 Mark. Nur seminaristisch gebildete Bewerber wollen sich melden an den Kultusvorstand  Moses Mandelbaum  Homburg am Main."
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1901: "Erledigt
Die Lehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in hiesiger Gemeinde, jährliches Einkommen 1.300 Mark. Seminaristisch geprüfte Bewerber ledigen Standes, wollen sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten wenden. 
Reisespesen werden nicht vergütet. Die Kultusverwaltung; Homburg am Main."     
 
Homburg Main Israelit 31081903.jpg (46695 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Religionslehrerstelle mit Schächter- und Vorbeterdienst zu Homburg am Main, ist zu besetzen. Gesamteinkommen ca. 13 bis 1400 Mark. Meldungen unverheirateter Bewerber mit Zeugnisabschriften an 
Salomon Lewald, Kultusvorstand."  
   
Homburg am Main Israelit 19121907.jpg (45675 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1907: "Die hiesige Religions-Lehrer, Schochet- und Vorbeterstelle ist bis längstens 15. Januar 1908 neu zu besetzen. Einkommen cirka 1300-1400 Mark. Seminaristisch ausgebildete, ledige Herren wollen ihre Offerten richten an Salomon Lilienstraus, Kultusvorstand in Homburg a. Main, Unterfranken".

  
Zum Tod von Hauptlehrer Hermann Rose (in Altenstadt, Schwaben 1936, bis 1893 Lehrer in Homburg)  
Weitere Texte zu und von Hermann Rose siehe Seite zu Altenstadt.   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1936: "Altenstadt (Schwaben), 15. September (1936). Der verflossene Tischa BeAw war für die Familie des pensionierten Hauptlehrers Hermann Rose sowie für die Gemeinde Altenstadt ein zwiefacher Trauertag. An dessen Rüsttag trugen wir, was an Hermann Rose sterblich war, zu Grabe, und hier wurde es uns wieder so recht klar, was wir alle mit dem Verewigten verloren haben. Noch am Vorabend des Heiligen Schabbat stand er als Vorbeter am Lesepult. Unter dem Abendgebet, nach den Worten 'Und die Kinder Israels sollen den Schabbat halten...' überfiel ihn eine Herzschwäche, die am nächsten Morgen zu seinem Ende führte. Der Schriftvers war gleichsam letzte Mahnung an seine von ihm unermüdlich betreute Gemeinde. Hermann Rose wirkte früher an mehreren fränkischen Gemeinden u.a. in seiner Heimat Oberwaldbehrungen, in Homburg am Main, wo er seine tapfere und vorbildliche treue Lebensgefährtin fand. Vor 37 Jahren kam Rose nach Altenstadt. Hier entfaltete er als anerkannt tüchtiger Schulmann, gewissenhafter Vorbeter, Prediger und erfolgreicher Chronist eine fruchtbare Tätigkeit. Nach den Trostworten des Herrn Hauptlehrers Hammelburger, der auch den Dank des Jüdischen Lehrervereins in Bayern und der Bezirkskonferenz Schwaben für die treue Mitarbeit des wertvollen Mitgliedes aussprach, nahm Herr Neuburger jun. als Vorstand der Gemeinde und als Schüler mit den herzlichen Dankesworten Abschied von dem geistigen Führer der Gemeinde und seinem Lehrer. Der Liebe, deren sich Hauptlehrer Rose auch in nichtjüdischen Kreisen seit je erfreuen durfte, gab der katholische Ortsgeistliche in wärmsten, von Herzen kommenden Worten beredten Ausdruck, wie denn die Beteiligung seitens der nichtjüdischen Bevölkerung eine alle Erwartungen übertreffende war.
Mögen die Verdienste dieses bescheidenen, wahrhaften Gottesfürchtigen seiner trauernden Witwe und seinen vier Kindern zum Guten gereichen, deren eines den Beruf des vorbildlichen Vaters ergriffen, während ein anderer Sohn auf hoher See einer neuen Heimat entgegenfuhr, indes der geliebte und verehrte Vater in die ewige Heimat einging. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."       

 
Jüdischer Wanderlehrer gesucht (1926)  

Marktheidenfeld BayrGZ 07101926.jpg (93065 Byte)Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Oktober 1926: "Der Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden beabsichtigt in Unterfranken für die Gemeinden Karbach, Marktheidenfeld und Homburg einen Wanderlehrer anzustellen, der den Religionsunterricht und die Schechita in diesen drei Gemeinden zu übernehmen und abwechselnd in jeder dieser Gemeinden als Vorbeter zu wirken hat. Seminaristische Vorbildung, wenn auch ohne Anstellungsprüfung, wird verlangt. Die Besoldung erfolgt nach den Leitsätzen des Verbandes in Anlehnung an die Reichsbesoldungsordnung. Die durch die Betreuung mehrerer Gemeinden erwachsenden Unkosten werden gesondert vergütet. Bewerbungen mit Lebenslauf und Zeugnissen an den Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden, München, Herzog-Max-Str. 7/I." 

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zum Tod von Emanuel Heymann( 1894) 

Homburg am Main Israelit 25061894.jpg (27966 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit am 25. Juni 1894: "Am 9. Juni (1894) starb plötzlich zu Homburg a. Main der beliebte Herr Emanuel Heymann. Der Verlebte machte den Feldzug 1870/71 mit. Er war ein braver frommer Mann und ein tüchtiger Familienvater, er wurde nicht nur von Juden, sondern auch von Christen sehr bedauert."

  
Hinweis auf die Geschichte der Karlsruher Familie Homburger
 

Aus Homburg am Main stammt Löw Homburger (um 1694 - 1762). Er erhielt 1722 einen Schutzbrief in dem neu gegründeten Karlsruhe. Sein Nachkomme Veit Löw Homburger gründete 1854 in Karlsruhe das Bankhaus Veit L. Homburger (1939 von den Nationalsozialisten liquidiert). 
   
   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Verlobungsanzeige von Ida Freimark und Hermann Rose (1898)     

Oberwaldbehrungen Israelit 11101898.jpg (28241 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Januar 1898: 
"Ida Freimark - Hermann Rose, Lehrer. 
Verlobte 
Homburg am Main - Oberwaldbehrungen."

      
      
    
  
Zur Geschichte der Synagoge  
    
Ein Betsaal ("Judenschule") war bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts vorhanden. 1783 wurde eine Synagoge in der Unterstadt (Wertheimer Straße, heute: Maintalstraße) eingerichtet. Nachdem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zahl der jüdischen Einwohner zugenommen hatte, beschloss die Gemeinde 1869 den Neubau einer Synagoge mit einem Schulraum auf dem Grundstück der bisherigen Synagoge. 1872 konnte mit dem Bau begonnen werden. Die feierliche Einweihung fand 1873 statt. 
  
Über 60 Jahre blieb die Synagoge gottesdienstliches Zentrum der in Homburg lebenden jüdischen Familien. An besonderen Ereignissen ist nur wenig bekannt. 1884 erfährt man von der feierlichen Einweihung einer neuen Torarolle:  
   
Einweihung einer Torarolle (1884)       

Homburg am Main Israelit 26061884.JPG (26484 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1884: "Homburg am Main. Die hiesige Chewrat Gemilut Chessed (Wohltätigkeitsverein) ließ eine Sefer Tora (Torarolle) schreiben, die am Schabbat Paraschat Behaalotecha (d.i. Sabbat mit der Toralesung Behaalotecha = 4. Mose 8,1 - 12,16, das war am 14. Juni 1884) unter großen Festlichkeiten in die Synagoge überführt wurde. Herr Distriktsrabbiner Bamberger hielt die Festrede, die auf die Zuhörer einen unverlöschlichen Eindruck machte."

Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude geschändet (Fenster eingeschlagen) und einige Wochen später (am 25. Dezember 1938) durch einen Brandanschlag zerstört. 

Das Synagogengebäude wurde 1939 teilweise abgebrochen; die Umfassungsmauern im Bereich des Erdgeschosses blieben erhalten. Auf ihnen wurde ein Gebäude erstellt, das bis 1978 als landwirtschaftliches Lagerhaus verwendet wurde. Danach wurde hier ein Möbelgeschäft eingerichtet. Bis zur Gegenwart wird das Gebäude teilweise gewerblich, teilweise als Wohnhaus verwendet.  Eine Gedenktafel erinnert an die ehemalige Synagoge. Sie trägt die Inschrift: "An dieser Stelle stand die 1873 erbaute Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde Homburg. Am 25. Dezember 1938 zerstörten die Nationalsozialisten diese Kultstätte durch Brandstiftung. Zur Erinnerung und Mahnung. Markt Triefenstein".  
   
   
Adresse/Standort der SynagogeMaintalstraße 26 (früher: Wertheimer Straße).      
   

   
Fotos
     

Historische Aufnahmen  
(Scans erhalten von Martin Harth) 
Homburg Main Synagoge PK010.jpg (136117 Byte) Homburg Main Synagoge PK014.jpg (123772 Byte)
   Zur Homburger Hauptstraße hin zierten die Synagoge 
Gebotstafeln; das nach Osten gerichtete Rundfenster 
befand sich über dem Toraschrein  
Die Synagoge um 1900 auf einem vom Trennfelder 
Mainufer aus gemachten Foto von Homburg 
(noch ohne Baum an der Südseite der Synagoge, vgl. 1932)   
   Quelle der Abbildungen oben: 1200 Jahre Homburg am Main, 880 Jahre Weinbau, 660 Jahre Stadtrecht. 
Foto links: Band I, Markt Triefenstein 1981 S. 109; Foto rechts: Band II, ebd. 1982 S. 90.  
      
  Homburg Main Synagoge PK012.jpg (96897 Byte) Homburg Main Synagoge PK012a.jpg (36216 Byte)
  Die obige Ansichtskarte von Homburg am Main (mit Ausschnittvergrößerung) ist im Mai 1932 postalisch gelaufen. Die Aufnahme ist vom gegenüberliegenden Mainufer (Blick von Trennfeld auf Homburg) gemacht worden (Sammlung Martin Harth).    
     
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge im September 2006 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum September 2006)  
   
Homburg aM Synagoge 121.jpg (70957 Byte) Homburg aM Synagoge 124.jpg (63648 Byte) Homburg aM Synagoge 120.jpg (66676 Byte)
Oben und unten: unterschiedliche Seitenansichten des Gebäudes der ehemaligen
 Synagogen bzw. der erhaltenen Grund-/Umfassungsmauern 
      Oben: Die Gedenktafel am Gebäude 
der ehemaligen Synagoge
   
Homburg aM Synagoge 123.jpg (77886 Byte) Homburg aM Synagoge 122.jpg (76924 Byte)    

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Mai 2011: Triefenstein beteiligt sich am Gedenkmarsch in Würzburg   
Artikel von "maha" in der "Main-Post" vom 26. April 2011 (Artikel): 
"URSPRINGEN. Gedenkmarsch auf dem Weg der Opfer 
Förderkreis und Main-Spessart-Gemeinden unterstützen Aktion – Schilder erinnern an Deportierte
(maha) Am 10. Mai soll in Würzburg unter dem Titel 'Wir wollen uns erinnern' ein Gedenkmarsch auf dem Weg der größten Deportation von Juden aus Unterfranken am 25. April 1942 von der ehemaligen Gaststätte 'Platz'scher Garten' am Friedrich-Ebert-Ring zum früheren Güterbahnhof Aumühle stattfinden.
Dabei soll auch der großen Anzahl von Opfern der nationalsozialistischen Rassenideologie aus dem heutigen Landkreis Main-Spessart gedacht werden. Der Förderkreis Synagoge Urspringen unterstützt diese Gedenkveranstaltung, wie dies der Vorsitzende Leonhard Scherg bei der Hauptversammlung des Vereins deutlich machte. Für die Aktion 'Wir wollen uns erinnern' wurden die Daten der Deportationsopfer vom 25. April 1942 aus einigen jüdischen Gemeinden überprüft und zusammengestellt. Über den Stand der Vorbereitungen für den Gedenkmarsch 'Wir wollen uns erinnern' am 10. Mai in Würzburg wurde bei der Hauptversammlung berichtet.
So haben sich die Stadt Marktheidenfeld und die Gemeinde Karbach bereits um Teilnehmer bemüht, welche die Namenstafeln der neun, beziehungsweise 27 Opfer aus den Gemeinden beim Gedenkmarsch tragen werden. Auch Triefenstein wird sicher mit fünf Vertretern für die Opfer aus Homburg dabei sein. Für Urspringen will Bürgermeister Heinz Nätscher Verbindung mit den Schulen in Marktheidenfeld aufnehmen, um Vertreter für die 42 Opfer aus seiner Gemeinde nach Würzburg schicken zu können. Georg Schnabel berichtete über den Stand der Vorbereitungen in Laudenbach.
Bürgermeister Kurt Kneipp aus Karbach will sich um zwei Busse bemühen, die für Vertreter aus dem ehemaligen Landkreis Marktheidenfeld eingesetzt werden, um die Aktion, die von 14 bis etwa 19 Uhr dauern könnte, gemeinsam abzuwickeln.
Josef Laudenbacher (Karbach) holt die Namensschilder für die vier Gemeinden vorher in Würzburg ab und verteilt sie in den Bussen. Bemerkenswert ist, dass im Fall von Karbach auch Nachkommen jüdischer Opfer zu dem Gedenkmarsch aus Israel nach Deutschland kommen wollen."    . 
  
  

     
      

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite des Marktes Triefenstein   
bulletWebsite des Ortes Homburg am Main  

Literatur:  

bulletGermania Judaica III,1 S. 572.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 321-322. 
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 68-69.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 457-458.
bulletLeonhard Scherg: Homburg - Das Schicksal einer jüdischen Kultusgemeinde auf dem Land während dem 19. und 20. Jahrhundert. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 35 1983 S. 135-151.
bulletders.: Die jüdische Gemeinde in Homburg. In: 1200 Jahre Homburg am Main. Triefenstein 1981 S. 101-127.
bulletMSP Publikation 01.jpg (23157 Byte)ders.: Jüdisches Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur).
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 161-162. 
bulletBayern Synagogengedenkbuch IMG_20150803_0001.jpg (85625 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband III: Unterfranken, Teil 1. Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg. von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu (mit umfassenden Quellen- und Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Homburg mit Erlenbach S. 192-206.

         
           


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Homburg am Main  Lower Franconia. The Jewish population grew from 63 in 1815 to 100 in 1883 (total 762) and numbered 36 in 1933. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the windows of the synagogue were smashed. Twenty-two Jews left Homburg in 1938-41, ten of them emigrating from Germany. Of the seven remaining in 1942, five were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) via Wuerzburg on 25 April.      
      
       

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 17. April 2020