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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Krautheim (Hohenlohe-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts kurmainzischen
Stadt Krautheim bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter.
Bei der Judenverfolgung durch die Banden des Ritters Rindfleischs wurden am 26.
Juli 1298 19 Juden in der Stadt erschlagen. Auch während der
Armleder-Verfolgung 1336 wurden hier Juden ermordet. Bei der Verfolgung während
der Pestzeit gab es offensichtlich keine Juden mehr in der Stadt.
Vom 15.
Jahrhundert an waren (bis 1940) vermutlich kontinuierlich Juden in
der Stadt ansässig. 1636 lebten sechs jüdische Familien in der Stadt. Im 18.
Jahrhundert schwankte die Zahl zwischen 23 (1730) und 63 (1791; 14 Prozent der
Gesamtbevölkerung).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1825 57 jüdische Einwohner (7,8 % von insgesamt 727 Einwohnern), 1841
Höchstzahl von 87, 1875 85
(11,1 % von insgesamt 764), 1900 46 (5,9 % von 774), 1910 36 (4,5 % von 795).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule, ein rituelles Bad (1910 abgebrochen) und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe
Ausschreibungen der Stelle unten). Seit 1827 gehörte die Krautheimer Gemeinde zum
Rabbinatsbezirk Merchingen.
Um 1924, als noch 26 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (3,6 %
von 714 Einwohnern),
waren die Gemeindevorsteher Willy Müller, Hermann Blum und L.S. Munk. Es gab
damals nur ein schulpflichtiges Kind in der Gemeinde, das seinen
Religionsunterricht durch Lehrer Metzger in Hohebach
erhielt. 1932 waren erster Gemeindevorsteher weiterhin Willy Müller. Auch
im Schuljahr 1932/33 erhielt nur ein jüdisches Kind Religionsunterricht. Dafür
kam regelmäßig Lehrer Bravmann aus Merchingen nach Krautheim.
Bis kurz nach 1933 spielten die Juden im wirtschaftlichen
Leben der Stadt eine nicht geringe Rolle. An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden
Handels- und Gewerbebetrieben sind bekannt: Holz- und Baumaterialienhandlung Hermann Blum (Götzstraße
27), Viehhandlung und Metzgerei Max Metzger (Hintere Gasse 10), Gemischtwarengeschäft Lazarus Munk (König-Albrecht-Straße
4), Viehhandlung und Metzgerei Willy Müller (König-Albrecht-Straße 22), Hausrat- und Eisenwarenhandlung Samuel Rothschild (König-Albrecht-Straße
16), Manufakturwarengeschäft Salomon und Alfred Seldner (Rathausgasse 1).
1933 wurden 28 jüdische Einwohner gezählt (3,7 % von 762). Auf
Grund der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung sowie der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts verließen zwischen 1937 und 1940 fast alle jüdischen
Einwohner Krautheim: Adolf Metzger emigrierte mit seiner Familie 1937 in die
USA, 1938 folgten Alfred Müller und Rena Munk, die übrigen Angehörigen der
Familie Munk und die Eheleute Uffenheim folgten im Januar 1940, die Familie
Seldner erst im April 1940. Zurück blieb nur Rosa Müller, die 1941 zu ihrem
Sohn in die USA auswandern konnte. Von den jüdischen Geschäfte in der Stadt
hatten alle bis Dezember 1938 schließen oder in nichtjüdische Hand übergehen
müssen.
Von den in Krautheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Isack Hermann Blum
(1867), Joseph Dukat (1870), Helene Ernwein (1894), Ernestine Goldschmidt geb.
Brunner (1867), Lina Grünbaum geb. Blum (1874), Clara Hess geb. Kaffenburger
(1864), Marianne (Maria) Hofmann geb. Blum (1869), Daniel Munk (1902), Hugo Munk
(1901), Hannchen Rotfeld geb. Müller (1882), Hilda Rotfeld geb. Müller (1882),
Simon Rothschild (1867), Sofie Strauss (1874).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1842 /
1844 / 1846 / 1850 / 1885 /
1890 / 1894 / 1900 / 1901 / 1903
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 7. September 1842 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Merchingen. [Dienstantrag.]. Bei der israelitischen Gemeinde Krautheim
ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher der
Vorsängerdienst verbunden ist, mit dem Diensteinkommen von 125 fl.
jährlich, nebst freier Wohnung, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge allda zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Merchingen, den 1. September 1842. Großherzogliche Bezirkssynagoge" |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 24. Juli 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Merchingen. [Dienstantrag.]. Bei der israelitischen Gemeinde Krautheim
ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 135 fl., nebst freier Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge allda zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Merchingen, den 15. Juli 1844. Großherzogliche Bezirkssynagoge." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 4. März 1846 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde Krautheim ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 135 fl., nebst freier Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Merchingen zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner allda, zur Bewerbung zugelassen
werden." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 12. Oktober 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die mit einem festen Gehalte von 135 fl. und einem
jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule
besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen
Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Krautheim,
Synagogenbezirks Merchingen, ist zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirkssynagoge Merchingen sich zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1885:
"Auskündigung einer Religionsschulstelle. Die mit
einem festen Jahresgehalte von 500 Mark, freier Wohnung, sowie dem
Vorsänger- und Schächterdienst mit den davon abfließenden, auf ca. 500
Mark sich belaufenden Gefällen bei der israelitischen Gemeinde Krautheim,
Synagogenbezirks Merchingen, verbundene Religionsschulestelle, ist mit dem
15. August dieses Jahres wieder zu besetzen.
Berechtigte Bewerber, auch Nichtbadener, jedoch deutscher Nationalität,
wollen ihre desfallsigen Bewerbungseingaben nebst den Zeugnissen in
beglaubigten Abschriften über ihre bisherige Tätigkeit, auch ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel alsbald portofrei anher
einsehen.
Das Großherzogliche Bezirksrabbinat Mosbach in Verwaltung des
Großherzoglichen Bezirksrabbinats Merchingen:
S. Weil." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1890:
"Vakanz. Die mit einem festen Gehalte von 600 Mark nebst
freier Wohnung und Nebengefällen von etwa 350 Mark verbundene Stelle
eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters in Krautheim ist auf
15. Juli neu zu besetzen. Bewerbungen mit Zeugnisabschriften sind
alsbald zu senden an das
Bezirksrabbinat Mosbach (Baden)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1894:
"Lehrerstelle. Die Religionsschullehr-, Vorsänger- und
Schächterstelle in Krautheim mit einem festen Gehalt von 600 Mark
und etwa 400 Mark Nebenverdienst nebst schöner Dienstwohnung ist
spätestens auf 9. August dieses Jahres anderweitig zu besetzen. Geeignete
Bewerber wollen sich unter Vorlage von Zeugnisabschriften baldigst an uns
wenden.
Mosbach, 11. Mai 1894. Die Bezirks-Synagoge: Dr. Löwenstein." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1900:
"Vakanz.
Die mit einem festen Gehalt von Mark 600, freier
Wohnung und 300 Mark Nebenverdienst verbundene Religionslehrer-,
Vorsänger- und Schächterstelle in Krautheim ist baldigst zu
besetzen. Bewerber wollen ihre mit Zeugnisabschriften belegten Gesuche
sofort bei uns einreichen.
Mosbach, 10. August (1900).
Die Bezirkssynagoge: Dr.
Löwenstein." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1901:
"Vakanz.
Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle in Krautheim
mit einem festen Gehalt von 700 Mark, freier Wohnung und etwa 200 Mark
Nebengefällen ist auf 1. Juli neu zu besetzen. Bewerber wollen ihre mit
Zeugnisabschriften, die nicht zurückgesandt werden, belegten Meldungen
baldigst an den Unterzeichneten gelangen lassen.
Mosbach, den 16. Mai (1901).
Das Bezirksrabbinat: Dr. Löwenstein." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juni 1901:
"Berichtigung.
Die vakante Religionslehrerstelle in Krautheim trägt neben dem Fixum von
700 Mark an Nebenverdienst 300 Mark.
Mosbach, 31. Mai.
Dr. Löwenstein,
Bezirksrabbiner." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1903:
"Vakanz. Die mit einem festen Gehalt von 700 Mark, freier
Wohnung und Heizung nebst etwa 350 Mark Nebenverdienst verbundene Religionslehrer-,
Vorsänger- und Schächterstelle in Krautheim ist auf 1. Juni dieses
Jahres neu zu besetzen. Bewerber wollen ihre mit Zeugnisabschriften
versehenen Gesuche baldigst bei uns einreichen.
Mosbach, 16. März. Die Bezirkssynagoge: Dr. Löwenstein." |
Auf die Ausschreibung 1903 bewarb sich
Lehrer J. Rabinowitz (s.u.). |
Lehrer J. Rabinowitz verlässt Krautheim (1907)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. April
1907: "Krautheim in Baden. Am 1. April (1907) ist Herr Lehrer
J. Rabinowitz nach 4-jähriger segensreicher Tätigkeit von hier
geschieden, um sich in seinen Studien weiter
auszubilden." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der
Gemeinde
Hohe Auszeichnung für den Gemeindevorsteher Joel Hirsch
Rothschild (1863)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Dezember 1863:
"Merchingen (Baden). Einem unserer geachtetsten Mitbürger, Herrn
Joel Hirsch Rothschild, Vorsteher der israelitischen Gemeinde zu Krautheim
und Bezirksältestem im hiesigen Synagogenbezirke, ist in Anerkennung
seiner langjährigen und ersprießlichen Wirksamkeit im Dienste, vom
Großherzoge die kleine goldene Zivilverdienst-Medaille verliehen worden.
Es ist wohl das erste Mal, dass ein israelitischer Gemeindevorsteher eine
solche Auszeichnung für die um seine israelitische Gemeinde erworbenen
Verdienste empfängt. Diese Anerkennung derartiger Verdienste, von denen
der Staat bisher wenig oder gar keine Notiz zu nehmen pflegte, ehrt ebenso wohl
den würdigen strengreligiösen, uneigennützigen und charaktervollen
Greis, dem sie zuteil geworden, wie sie dem erhabenen Spender und seiner
Regierung zum Ruhme gereicht, der ohne Rücksicht auf religiöses
Bekenntnis seine Untertanen mit gleicher Liebe umfasst. Wir sagen wohl
nicht zu viel, wenn wir behaupten, dass die Herrn Rothschild gewordene
Auszeichnung allen Israeliten Badens zur Freude gereicht, da sie
dokumentiert, dass unser edler Großherzog selbst solche Verdienste zu
belohnen weiß, die nur um Juden und Judentum erworben sind. - Herr
Rothschild ist der älteste jüdische Vorsteher Badens; gebe ihm Gott
Gesundheit und Kraft, dass er noch recht lange seiner Gemeinde vorzustehen
imstande sei." |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. November
1863: "Aus Baden, im November (1863). Wenn in unserem schönen Lande
da und dort ohne Unterschied der Religion sogar Richterämter vergeben
werden, so spricht man hier so wenig davon als in Frankreich, Holland oder
Belgien. Die vollkommene Gleichstellung ist bereits eine Tatsache und
beginnt bereits in Volk einzudringen. Aber unsere humane Regierung ist
noch einen Schritt weiter gegangen, indem sie unserem Großherzoge auch
solche Dienste zu ehrender Auszeichnung empfiehlt, die allein dem
Interesse des Judentums geleistet worden sind. So ist dieser Tage der
Vorsteher der israelitischen Gemeinde Krautheim, der zugleich
Bezirksältester des Bezirks Merchingen ist, Herr Joel Hirsch Rothschild,
für seine langjährigen und ersprießlichen Dienste in diesen Ämtern mit
der kleinen goldenen Zivil-Verdienstmedaille geschmückt worden, und Herr
Staatsrat Dr. Lamay hatte den Oberamtmann Danner beauftragt, die
Überreichung in feierlicher Weise geschehen zu lassen. Es wurden daher
alle Beamten des Städtchens bis zum Bürgerausschuss herunter dazu
entboten, auch alle Verwandten und Freunde des zu Dekorierenden und der
Bezirks-Rabbiner dazu geladen. Der Eindruck der dabei gehaltenen Reden von
Seiten des Oberamtmannes und des Bezirksrabbiners wirkte so ergreifend auf
den greisen Dekorierten, dass er den früher zu Papier gebrachten Dank
nicht selbst vorlesen konnte und einen anderen damit beauftragen musste.
Abends war zu Ehren desselben eine zahlreiche Gesellschaft versammelt, so
aus allen Konfessionen gemischt, wie sie dieses Städtchen noch nie
beisammen gesehen. man unterhielt sich gemütlich, brachte einige passende
Toaste aus und trennte sich spät in fröhlicher und gehobener
Stimmung." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Über mittelalterliche
Einrichtungen ist nichts bekannt. Ein Betsaal oder eine Synagoge waren jedoch
sicher vorhanden. Hinweis darauf ist zum einen eine im Wolfson-Museum in
Jerusalem aufbewahrte Tora-Rolle aus dem 13. Jahrhundert, die ursprünglich aus
Krautheim stammt. Zum anderen wurde bei der Verfolgung am 26. Juli 1298 auch der
Rabbiner Eljakim ben Eleasar ermordet. So kann man für das 13. Jahrhundert von
einer nicht unbedeutenden Gemeinde in Krautheim ausgehen.
Inwieweit vom 14. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts die
Zahl der Juden in der Stadt zur Einrichtung einer Synagoge beziehungsweise eines
Betsaales groß genug war, ist nicht bekannt. Erst seit etwa 1770 erfährt man
von einer damals bestehenden "Judenschule" (Synagoge) in der
Stadt. Neben dieser "Judenschule" wurde 1860 eine neue Synagoge errichtet.
Über die Geschichte dieser Gebäude ist allerdings so gut wie nichts bekannt;
Bauakten konnten nicht gefunden werden.
Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 blieben die
alte "Judenschule" und das Synagogengebäude unzerstört. Beide
Gebäude wurden 1940 zum Preis von 800 Mark von der Stadt Krautheim gekauft und
für Schulräume und Wohnungen verwendet. Später gingen die Gebäude in den
Besitz der Volksbank über. 1975 sind die ehemalige Synagoge und die
"Judenschule" abgebrochen worden. Das Gelände (Brunnengasse
5-7) wurde wenige Jahre später mit Stallungen eines landwirtschaftlichen
Betriebes neu überbaut; möglicherweise sind Mauern
der Synagoge in das Nachfolgegebäude integriert worden (vgl. Fotos unten).
Fotos
Historische Fotos, vermutlich beide einige Jahre vor dem Abriss in den
1960er-Jahren:
(Quelle: links aus Hundsnurscher/Taddey s. Lit. Abb. 118;
rechts aus N. Bar-Giora Bamberger, Die jüdischen Friedhöfe im Hohenlohekreis.
S.19)
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Die Synagoge in Krautheim |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos Ende 1983:
(Fotos: Hahn) |
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Der Synagogenstandort Ende 1983. Die
Außenmauer der ehemaligen Synagoge
könnte in die weißverputzte Mauer des
Gebäudes rechts aufgegangen sein
(vergleiche
mit dem historischen Foto oben) |
Dasselbe Gebäude, von der anderen
Richtung gesehen. |
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Fotos 2003:
(Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 22.9.2003) |
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Neue Fotos in
ähnlicher Perspektive wie oben - es sind nur wenige Veränderungen
feststellbar |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
 | Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 169-170. |
 | Germania Judaica III,1 S. 676. |
 | Jürgen Hermann Rauser: Krautheimer Heimatbuch. 1986. S.
86-87. |
 | Auszug aus der Stadtchronik von
Krautheim (o. Verf., mschr.). |
 | E. Sternad: Ein Beitrag zur
Geschichte der Juden in Krautheim, Typoskript. 1995. (Typoskriptensammlung des Kreisarchivs
des Hohenlohekreises). |
 | L. Rosenthal: Zur Geschichte der Juden im Gebiet der ehem. Grafschaft Hanau. 1963.
S.170-171 (Stammbaum der Familie Grünebaum bis 1600). |
 | Naftali Bar-Giora Bamberger: Die jüdischen Friedhöfe im Hohenlohekreis. 2002. |
 | Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
|

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Krautheim Baden. The 13th century
community was wiped out in the Rindfleisch massacres of 1298 when 19 Jews were
murdered. The revived community was then destroyed in the Armleder massacres of
1336-1339. The Jewish settlement was reestablished in the late 14th century and
existed continuously until the Nazi era. It reached a population of 85 in 1875
(total 764), dropping to 28 in 1933. By 1938 all Jewish businesses had been
liquidated. By 1940, 19 had left for the United States and five to other German
cities. In Januar 1941, the Jewish inmates of the local mental institution were
put to death.

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