Thalfang mit
Talling, Dhronecken, Berglicht und Deuselbach (Kreis
Bernkastel-Wittlich)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Elmar P.
Ittenbach, Thalfang)
In Thalfang bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/41. Ihre Entstehung geht in
die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1660 ein jüdischer
Einwohner aus Thalfang genannt, der in diesem Jahr im jüdischen Friedhof
von Neumagen-Dhron beigesetzt wurde (Zitat: "Ao [Anno] 1657 zu
Pissport ein Jud und zu Neumagen ein Judenmetgen gestorben, welche beide auf den
Judenkirchhoff begraben 2 Goltgulden. 1660 ein Jud von Thalfang allhie begraben
gibt 1 Goldgulden"). Der älteste erhaltene
"Judenschutzbrief" aus dem Jahr 1732 nennt "Herrn Jud
Abraham Levi" am Ort.
1760 gab es eine jüdische Familie am Ort (Lazar Lazar mit Frau Rachel
Rosendal und der 1759 geborenen Tochter Knendel), 1779 drei jüdische
Familien. 1788 werden als jüdische Einwohner bzw. Familien genannt: Schmuhl
Meyer, Leib Levi, David Abraham, Jüdgen Wittib und ihr Sohn, Schlaume
Wittib, Schamje, Joseph), d.h. insgesamt sieben Familien.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 77 jüdische Einwohner (darunter 13 erwachsene Männer), 1833 103
(22 % von insgesamt 375 Einwohnern), 1843 113 (21 % der Gesamteinwohnerschaft),
1895 85. Zur jüdischen Gemeinde gehörten auch die in den umliegenden
Orten Talling (1843: 7, 1895: 15), Dhronecken
(1843: 22), Berglicht (1895: 13) und Deuselbach
lebenden jüdischen Personen. Unter den 1815 genannten Familien war in Thalfang
die des Viehhändlers Salomon Hirsch und Sara Gottlieb mit dem Sohn Samuel
Hirsch, dem späteren bedeutenden Rabbiner (siehe unten).
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen
Einwohner durch Aus- und Abwanderung zurück. Etwa 20 jüdische Einwohner sind
damals direkt in die Vereinigten Staaten ausgewandert. 1901 wurden noch 80 jüdische
Einwohner gezählt (14 % von insgesamt 552 Einwohnern). Die jüdischen Familien
lebten fast durchweg in armseligen Verhältnissen.
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Schule (bis 1912 Israelitische Elementarschule, vgl. Ausschreibungen von 1873
und 1890, wonach ein Elementarlehrer gesucht wird), ein rituelles Bad sowie
einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Josef Bonem (geb.
29.3.1898 Thalfang, gef. 9.5.1918) und Hermann Simon (geb. 18.10.1882 in
Thalfang, gef. 20.11.1917). Ihre Namen sowie der des jüdischen Soldaten Jakob
Hirsch aus Talling (geb. 17.8.1886 in Talling, vor 1914 in Saarbrücken
wohnhaft, gef. 22.8.1914) stehen auf den Tafeln des Kriegerdenkmales, das 1932
in Thalfang errichtet wurde.
Um 1924, als noch 52 jüdische Personen in Thalfang lebten (7,7 % von
insgesamt etwa 650 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde M. Thal, M.
Hirsch (Talling) und S. Marx. Die Repräsentanz bildeten Simon Bonem, J. Bonem,
J. Lazarus, L. Hirsch, N. Hirsch, S. Simon, Felix Simon, J. Simon, M. Simon.
1924 zählten zur Gemeinde in Thalfang 12 Personen in Talling sowie 3 in
Deuselbach. 1932 waren die Gemeindevorsteher Lion Simon (1. Vors.),
Moritz Simon (2. Vors.) und Issy Simon (3. Vors.).
1933 lebten noch 37 jüdische Personen am Ort (5,6 % der
Gesamteinwohnerschaft). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen
Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise
ausgewandert. 1938 wurden noch 22 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge geschändet und demoliert (siehe unten). Die vier
noch am Ort befindlichen Geschäfte in jüdischem Besitz wurden heimgesucht, so
das Schuhgeschäft von Felix Simon, das Bekleidungshaus Thal. Am Tag des
Novemberpogroms wurden noch 22 jüdische EInwohner in Thalfang, vier in Talling
gezählt. Im Oktober 1941 wurden neun jüdischen Personen aus Thalfang und
Talling deportiert (die Geschwister Marianne, Karoline und Florentine Thal sowie
das Ehepaar Markus und Hermine Simon geb. Klaus aus Thalfang; mit ihnen Leo
Hirsch und Emilie Hirsch geb. Kälbermann sowie die Schwester Sofia Hirsch geb.
Hirsch und Flora Hirsch aus Talling). Die letzte jüdische Familie war die
Familie Samuel, die am 4. Dezember 1941 nach Trier gezogen ist.
Von den in Thalfang geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Max Ackermann (1861),
Ludwig Baum (1865), Ida Frank geb. Simon (1896), Anna Fröhling geb. Simon
(1904), Flora Isaak geb. Simon (1898), Karoline Kahn geb. Baum (1864), Hedwig
Koschelnik geb. Kahn (1892), Isidor Lazarus (1863), Josef Lazarus (1865), Ludwig
Lazarus (1896), Paula Lazarus (1905), Günter Samuel (1933), Gustav Samuel
(1931), Karl Samuel (1892), Adolf Simon (1870), Eduard Simon (1873), Hermine
Simon geb. Klaus (1872), Isidor Simon (1865), Ludwig Simon (1869), Markus Max
Simon (1872), Moritz Simon (1877), Rosa Simon (1902), Dagobert Stillschweig
(1896), Florentine Vera Thal (1879), Karoline Vera Thal (1873), Marianne (Maria
Anna) Thal (1872), Karoline Wolf geb. Baum (1875, wurde von Köln nach Lódz
deportiert).
Im Oktober 2011 wurden für die folgenden Personen insgesamt 21 "Stolpersteine"
in Thalfang verlegt (siehe Pressebericht unten): Ehepaar Max Simon
(Friedhofstraße 10), Familie Lazarus (Hauptstraße 22), Familie Samuel
(Hauptstraße 33), Ehepaar Moritz Simon (Hauptstraße 27), Irma Bonem (Hauptstraße
15), Rosa Simon (Im Eck), Geschwister Thal (Im Eck), Isidor Simon (Lückenburger
Straße 4), Ludwig und Emma Simon geb. Levy (Bahnhofstraße 23).
Aus Berglicht sind umgekommen (Hinweis von E.P. Ittenbach, Thalfang):
Nanetta Lion geb. Thal (1877; wurde mit ihrem Ehemann Josef Lion [geb. 1873 in
Sötern] von Köln nach
Theresienstadt deportiert); Abraham Thal (1899), wurde mit Frau Lucie und Sohn
Edgar 1943 von Paris über Drancy nach Auschwitz deportiert).
Aus Talling sind umgekommen: Bertha Herzog geb. Hirsch(1888), Emilie
Hirsch geb. Kälbermann (1877), Flora Vera Hirsch (1882), Hermann (Hirsch)
Hirsch (1886), Leo Hirsch (1879), Sofia Hirsch geb. Hirsch (1881), Delfina Meyer
geb. Hirsch (1884).
"Stolpersteine"
für vier in der NS-Zeit umgekommene Mitglieder der Familie Hirsch in
Talling (Foto von E. P. Ittenbach, Thalfang).
Dazu Beitrag von Elmar P. Ittenbach: "Stolpersteine"
in Talling(erschienen in HOTT 64 S. 10-11)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1873: "Die
Gemeinde Thalfang bei Trier sucht baldigst einen Elementarlehrer, Kantor
und Schochet. Fixum 750 Mark, Nebenverdienst ca. 300 Mark bei freier
Wohnung und Heizung. Nur seminaristisch gebildete und stimmbegabte
Bewerber wollen sich wenden an den Vorstand."
Offenbar meldete sich in den folgenden
Wochen kein geeigneter Bewerber, da im Juli noch dieselbe Anzeige in der
Zeitschrift "Der Israelit" erschien:
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1873. Text wie
oben.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1890:
"Die hiesige Elementar-, Religionslehrer-, Kantor- und
Schächterstelle ist per sofort zu besetzen.
Gehalt Mark 900 bei ca. Mark 300 Nebeneinkommen, außerdem freie Wohnung
und Heizung. Bewerber wollen sich unter Einsendung der Abschriften ihrer
Zeugnisse bei dem unterzeichneten Vorstand melden.
Der israelitische Vorstand zu Thalfang bei
Trier."
Zum Tod von Lehrer Mayer (1839)
Artikel
in der Zeitschrift "Israelitische Annalen" vom 6. September
1839: "Trier. - Die Züge freundlicher Bruderliebe und
Teilnahme unter verschiedenen Religionsgenossen mehren sich jetzt
zusehends. Auch aus unserer Gegend haben wir ein lobenswertes Beispiel zu
berichten. Kürzlich starb zu Thalfang der würdige (jüdische) Gemeinde-Lehrer
Mayer, ein allgemein geachteter Mann. Mit seinen christlichen Kollegen
stand er so freundschaftlich, dass der evangelische Lehrer während der
langen Krankheit desselben für ihn den Unterricht erteilte. Bei der
Bestattung folgte dieser edle Freund unmittelbar nach der Leiche, dann die
Kinder, hierauf der Verein zur Unterstützung der Verunglückten und
Notleidenden, den der Verstorbene geleitet hatte; nach diesem die beiden
evangelischen Herren Geistlichen, mit dem herbeigerufenen Herrn Rabbinen
J. Frank aus Asann (gemeint Osann) in
ihrer Mitte; dann die christlichen Schulmänner, die Herren Beamten und
viele angesehene Einwohner beider christlichen Konfessionen, hierauf die
Gemeinde. Am Grabe sprach der Rabbiner eine feierliche Rede. Darauf nahm
der erste Pfarrer und Schul-Inspektor, Herr Schreiber, das Wort und
schilderte in kräftiger Rede das amtliche Wirken des Verstorbenen und
dessen Tugenden, und richtete tröstende Worte an die Witwe. - Solche
Beweise herzlicher Eintracht verdienen in anderen Kreisen bekannt zu
werden."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. August 1889:
"Bonn, 18. August (1889). Man schreibt uns aus Thalfang,
11. August (1889). Am 7. dieses Monats verschied hier nach längerem
Leiden Herr Lehrer Abraham Ackermann im Alter von 61 Jahren.
Derselbe, hier geboren, war 31 Jahre ununterbrochen Lehrer der hiesigen
israelitischen Elementar- und Religionsschule und versah mit der
allergrößten Gewissenhaftigkeit sein Amt. Seine Beerdigung, die am 9.
dieses Monats stattfand, gestaltete sich zu einer imposanten
Manifestation, nicht allein dass sämtlich bessere Bürger und alle
Beamten des Ortes, sowie die Lehrer der ganzen Gegend zugegen waren, auch
die beiden evangelischen Ortspfarrer und der aus der Ferne herbeigeeilte
Schulinspektor Pfarrer Hackenberg aus Hottenbach gaben dem Verstorbenen
das Ehrengeleit. Die Leichenrede hielt der vom Vorstande berufene Rabbiner
Dr. Blumenstein aus Luxemburg, der seit vielen Jahren mit dem Verstorbenen
befreundet war. Anknüpfend an die Worte Jesajas 56,5 beleuchtet der
Redner in tief empfundener Rede die aufopfernde Tätigkeit, den idealen
Sinn, das wissenschaftliche Streben, sowie die aufrichtige und
ungeheuchelte Religiosität des Entschlafenen. Namentlich auf dem Gebiete
der jüdischen Wissenschaft hatte der Verstorbene durch rastlosen
Forschertrieb ein bedeutendes Wissen sich angeeignet. Bei der letzten
Schulprüfung wurde seine Schule von dem Kreisschulinspektor die die beste
des Bezirkes erklärt. Ackermann war ein selbstloser, bescheidener Mann
von seltener Charakterstärke, in demselben lebte etwas von dem Geiste
Moses Mendelssohn's, der gleichfalls bei äußerer Körperschwäche eine
eiserne Willenskraft und einen nie zu stillenden Forschertrieb betätigte.
- Friede seiner Asche und Segen seinem
Andenken."
Rabbiner Dr. Samuel Hirsch berichtet - nach
der Darstellung von Heinz Monz s. Lit. - von einem im 19. Jahrhundert sehr
toleranten Verhältnis zwischen den Konfessionen: "Weder der
katholische noch der protestantische Bauer - mit beiden stehen meine
Eltern in vielseitigsten und freundschaftlichsten Beziehungen - finden es
anstößig, dass der Jude Jude und nicht Christ ist". Der Pfarrer
habe schon in der Synagoge und auf dem jüdischen Friedhof gepredigt, was
niemanden gestört habe. Wenn eine einigermaßen anregende Predigt
erwartet worden sei, seien alle Juden in die Kirche gegangen. Zu
Beerdigungen seien Angehörige aller Konfessionen
gegangen. Siehe den Artikel aus der Zeitschrift "Der Orient" vom 2. Mai
1843 unten bei den Artikeln über Rabbiner Dr. Samuel Hirsch
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Herr Thal in Berglicht stirbt in der Nacht vor seiner
Goldenen Hochzeit (1887) Anmerkung: es handelt sich bei dem Goldenen Hochzeitspaar Abraham
Thal und seine Frau Henriette (Jettchen) geb. Levi. Abraham
Thal ist am 6. April 1806 in Thalfang geboren und war seit dem 23. Februar 1837
(in Hohensonne) verheiratet mit Henriette (Jettchen, Judchen) geb. Levi, die am
6. Mai 1808 in Aach geboren ist. Abraham Thal
war in Berglicht als Krämer, Viehhändler und Wirt tätig. Er starb am 2. März
1887 in Berglicht, kurz bevor - siehe Bericht unten - die Goldene Hochzeit
gefeiert werden sollte. Seine Frau Henriette starb am 8. Mai 1897 in Beglicht.
Das Ehepaar hatte acht allesamt in Berglicht geborene Kinder: David (geb.
1839, verheiratet seit 1867 mit Eva geb. Joseph), Alexander (geb. 1840,
nach Amerika ausgewandert, im Text genannt, gest. 1920 in Milwaukee), Samuel
(geb. 1842), Gottfried (geb. 1843, verheiratet seit 1874 mit Charlotte
geb. Neumark), Jakob (geb. 1845, verh. vor 1877 mit Susanne geb. Ruben), Salomon
(geb. 1846, verh. seit 1880 mit Sara geb. Levi), Helena (geb. 1849, verh.
seit 1874 mit Josef Joseph, Handelsmann in Bitburg),
Friedrich Wilhelm (geb. 1850, verh. seit 1886 mit Henrietta geb. Sax).
Informationen erhalten von Elmar P. Ittenbach.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. März 1887:
"Aus dem Hochwald vom 3. März (1887) schreibt man: In dem
Dörfchen Berglicht bei Thalfang sollte heute die goldene Hochzeit des
hochbetagten Ehepaars Thal unter Teilnahme des ganzen Dorfes gefeiert
werden. Die Vorbereitungen waren in umfassender Weise getroffen, ein Sohn
des Jubelpaares war sogar aus Amerika zu dem Ehrentage seiner Eltern
herbeigeeilt und der Geistliche, Rabbiner Dr. Blumenstein aus Luxemburg,
zur Einsegnung des Paares bereits anwesend, als die Feier durch ein
ungeahntes Ereignis plötzlich unmöglich gemacht wurde. Der Jubelgreis,
ein noch rüstiger 82er, war in der Nacht unerwartet
entschlafen."
Über Rabbiner Dr. Samuel Hirsch (geb. 1815 in
Thalfang, gest. 1889 in Chicago)
Rabbiner Dr. Samuel Hirsch ist am 8.
Juni 1815 als Sohn des Viehhändlers Salomon Hirsch und der Sara geb.
Gottlieb in Thalfang geboren, wo er auch aufgewachsen ist (Schulbesuch ab
1823). Über seinen
weiteren Lebenslauf siehe nachfolgenden Artikel aus dem "Jüdischen
Lexikon". Er starb am 15. Mai 1889 in Chicago. Er gilt als
bedeutender jüdischer Religionsphilosoph und eine der führenden
Gestalten des amerikanischen Reformjudentums im 19. Jahrhundert.
Quelle für das Foto links: http://www.kenesethisrael.org/archive/Rabbis-Senior/RabbisSenior.htm
Links:
Vorfahren von Rabbiner Dr. Samuel Hirsch (erstellt von Elmar P.
Ittenbach)
Artikel
zu Rabbiner Dr. Samuel Hirsch in: Jüdisches Lexikon. Ein
enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden.
Begründet von Georg Herlitz und Bruno Kirschner. Band II D-H 1927
(Reprint 1982) Spalte 1623: "Hirsch, Samuel, geb. 1815 in
Thalfang bei Trier, gest. 1889 in Chicago Ill., war von 1838-1841 Rabbiner
in Dessau, bis 1866 Großrabbiner in Luxemburg, dann Nachfolger David
Einhorns in Philadelphia. Hirsch war Präsident der amerikanischen
Rabbinerkonferenz von 1869 in Philadelphia, in der die Grundsätze des
Reformjudentums aufgestellt wurden. Er begründete die Orphans' Guardian
Society und den ersten amerikanischen Zweig der Alliance Israélite
Universell. Besonders bekannt wurde er durch seine 'Religionsphilosophie
des Judentums' (2 Bände, 1842), in der er, auf Hegel basierend, das
Judentum als die absolute Religion hinstellt. Andere Werke sind: 'Das
Judentum, der christliche Staat und die moderne Kritik', 1843; 'Die
Messiaslehre der Juden' (1843); 'Die Reform des Judentums und dessen Beruf
in der gegenwärtigen Zeit' (1844); 'Die Humanität als Religion' (1858).
Später erschien sein 'Katechismus der israelitischen Religion', worin er
die Zeremonien des Judentums als Symbole von Ideen hinstellte, die mit der
Zeit wechseln. Er war ein eifriger Verfechter des
Sonntagsgottesdienstes."
Rabbiner Samuel
Hirsch schreibt über seine Heimat Thalfang und das gute Miteinander
zwischen Christen und Juden (1843)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Orient" vom 2. Mai 1843: "Dessau,
27. April (1843). Herr Dr. und Rabbiner Samuel Hirsch, der bald
nach Luxemburg abgeht, gibt in den ersten zwei Anmerkungen zu seiner
neuesten Schrift: 'Das Judentum, der christliche Staat und die moderne
Kritik. Briefe zur Beleuchtung der Judenfrage von Bruno Bauer' eine
Schilderung von der Betriebsamkeit der jüdischen und der Toleranz der
christlichen Bewohner seiner Heimat, die ich zur Widerlegung mancher
ungerechten Klagen, welche über die vorherrschende Neigung der Juden zum
Kleinhandel und über den Partikularismus derselben allenthalben erhoben
werden, mit unbedeutenden Veränderungen hier mitteile. "Meine Heimat
ist ein Dorf (Thalfang, im Kreise Bernkastel) von ungefähr 80
Häusern, worunter ungefähr 18 jüdische Familien. In Rheinpreußen
gelegen, steht der Jude dort seit den französischen Zeiten dem Christen
in bürgerlicher Beziehung völlig gleich. Der Kleinhandel, den die Juden
daselbst treiben, hat in niemandes Augen etwas Zurücksetzendes. Und doch
gibt es unter diesen zwei jüdische Gerber, einen jüdischen Blaufärber,
einen Seiler, einen Buchbinder, und es widmen sich immer mehr junge Leute
dem Handwerk, und das aus völlig freiem Antriebe. Außerdem
betrieben sie alle etwas Ackerbau, d.h. sie graben und düngen das Feld
mit eigenen Händen, Tagelöhner usw. - Der Pfarrer hat schon in
der Synagoge und auf dem jüdischen Gottesacker gepredigt und niemand fand
es anstößig. Bei christlichen Leichenbegängnissen werden die Juden
mitgeladen; während nun die Leiche über die Straßen zur Gruft getragen
wird, folgt ihr Alles, Kirchenlieder singend, entblößten Hauptes;
nur die Juden bilden eine Ausnahme, sie folgen mit bedecktem Haupte
und auch dieses findet niemand anstößig.' Ein Dorf, das gewiss
viele große Städte beschämen kann!"
Aus dem Leben von
Rabbiner Dr. Samuel Hirsch:
Die feierliche Einführung von Rabbiner Dr. Hirsch als Oberrabbiner im
Großherzogtum Luxemburg in Anwesenheit von Oberrabbiner Kahn aus Trier am 23. Juni
1843
Artikel
in der Zeitschrift "Der Orient" vom 1. August 1843: "Luxemburg,
13. Juli (1843). Die hiesige israelitische Gemeinde ward am 23. Juni durch
ein für sie höchst wichtiges Ereignis erfreut. Schon seit langer Zeit
war nämlich das Bedürfnis eines Religionsvorstehers fühlbar, und es war
in dieser Absicht bei der hiesigen Regierung auf die Ernennung eines
Rabbiners angetragen worden. Dieser Schritt wurde mit Erfolg gekrönt,
indem Seine Majestät der König-Großherzog die Ernennung eines
Oberrabbiners für die hiesige Gemeinde und die im Großherzogtum überhaupt
wohnenden Israeliten genehmigten, und zugleich bestimmten, dass demselben
ein jährlicher Gehalt vom Staates gezahlt werden sollte. Seine Majestät
gaben uns dadurch einen neuen Beweis Ihrer
väterlichen
Fürsorge, welche sich über alle Untertanen ohne Unterschied des Glaubens
ausdehnt. Zu der betreffenden Stelle nun wurde von der hiesigen
israelitischen Gemeinde Dr. Samuel Hirsch, Rabbiner in Dessau, ein in
jeder Beziehung verdienstvoller Mann, einstimmig gewählt und daher
berufen. Den 23. sollte die feierliche Einführung stattfinden. Schon am
20. hatten sich die Vorsteher der Gemeinde nach Trier begeben. Der
Oberrabbiner von Trier, Herr Kahn, der uns so oft durch seine lehrreichen
Predigten erbaute und wohltuend auf die Gemeinde wirkte, hatte sich auch
herbegeben, um so viel als möglich durch seine Gegenwart zur
Feierlichkeit dieses Tages beizutragen. Unsere Synagoge war festlich
geschmückt worden. Gewinde von Blumen und Laubwerk zierten die Wände, an
denen man den Namenszug des Königs bemerkte, welchen Fahnen mit
niederländischen und luxemburgischen Farben umwehten. Zu der
Feierlichkeit waren das Regierungskollegium und sämtliche hohe Zivil- und
Militärpersonen eingeladen worden; auch hatten die damals hier
versammelten Stände eine Deputation hingeschickt. Um 5 Uhr erschienen die
beiden Herren Oberrabbiner in Begleitung des israelitischen Vorstandes.
Vor seinem Eintritt in die Synagoge wurde Dr. Hirsch auf eine angenehme
Weise durch die Mädchen der israelitischen Schule überrascht, welche
sämtlich weiß gekleidet und mit Blumenkränzen in der Hand, ihm entgegen
traten und ihn in einer schönen, kindlichen Anrede begrüßten. Nachdem
nun der Chor ein feierliches, religiöses Lied gesungen hatte, hielt der
Oberrabbiner Herr Kahn eine kurze, aber dem Zweck der Sache ganz
angemessene Rede, zu welcher er folgenden Text des Psalmisten wählte:
'Dieses ist der Tag, den der Ewige gemacht, lasst uns an demselben uns
freuen und fröhlich sein'. In dieser Rede zeigte er uns die hohe
Bedeutung und die Wichtigkeit dieses Tages für uns, und wie glücklich
wir uns schätzen können, einen so aufgeklärten und in jeder Beziehung
achtungswürdigen Mann, der sich bereits in der gelehrten Welt einen Namen
erworben hat, zum Vorsteher zu haben. Die gehaltvolle Rede des Herrn Kahn
sprach allgemein an, und gab uns einen neuen Beweis, wie sehr ihm das Wohl
dieser Gemeinde am Herzen liegt. - Nachdem er gesprochen, betrat unser
Oberrabbiner die Kanzel, In seiner Predigt fand man Alles vereint, was den
vortrefflichen Kanzelredner ausmacht. Die Gedanken, die sich darin in der
schönsten logischen Ordnung aneinander knüpften, die Anordnung des
Ganzen und der würdevolle Vortrat, worin man erkannte, wie er selbst von
dem Gegenstande und von der Feierlichkeit des Moments tief gerührt war,
und wie nicht bloß sein Mund, sondern wie sein Herz zu uns sprach; alles
dieses erregte bei den Anwesenden die innigste Teilnahme, und gewann ihm
sogleich alle Herzen. Er setzte die Verhältnisse und den ehemaligen
und
jetzigen
Zustande der Israeliten auseinander; er bedauerte sehr, dass in einigen
Ländern den Israeliten leider noch keine Bürgerrecht erteilt sind, und
fühlte sich glücklich, nun in einem Lande wirken zu können, wo eine
weise und väterliche Regierung ihre wohltätige Hand über alle
Untertanen ausbreitet, sie alle gleich beschützt, ihnen gleiche Rechte
zugesteht, und weiter nichts wünscht, als dass Alle zu guten und
nützlichen Menschen gebildet werden. Er lehrte uns, dass Israel zuerst
Licht über die anderen Völker der Erde verbreitet habe, dass sie ihm
ihre Gesetze und somit auch die Grundlage ihres Staatsgebäudes zu
verdanken haben, dass wir auch fernerhin von den göttlichen Lehren
beleuchtet werden, und darin den Urquell des wahren Glücks schöpfen
sollen. Er legte uns auch die Pflichten ans Herze, die wir als Israeliten
gegen den Staat, gegen uns selbst und gegen alle übrigen Menschen zu
erfüllen haben; dass ein jeder Israelit sich selbst ein Priester sein und
sich bestreben soll, seinem heiligen Berufe nachzukommen, und dass nur
dann das Gute gedeihen könne, wenn wir Alle von der Erfüllung unserer
Pflichten durchdrungen, mit vereinten Kräften zusammenwirken. Zum Schluss
sprach der Redner ein Gebet, in welchem er Gott um die Erhaltung unseres
vielgeliebten Königs und des ganzen Königshauses, sowie auch um seinen
Segen nicht allein für die israelitische Gemeinde, sondern auch für alle
Einwohner bat und zugleich wünschte, dass die gute Eintracht, welche
stets unter denselben herrschte, auf immer ungestört bleibe. Es waren
dies höchst rührende Worte, welche die guten, menschenfreundlichen
Gesinnungen und die zeitgemäßen Ansichten unseres würdigen Vorstehers
an den Tag legten. Auch waren alle Anwesenden in ihren Erwartungen im
höchsten Grade befriedigt; niemand verließ die Synagoge ohne erbaut zu
sein; ja mancher gelobte sogar, noch öfter einen Ort besuchen zu wollen,
wo eine so herrliche Moral gelehrt, wo so geläuterte Grundsätze
anerkannt werden. Wir aber können von nun an mit zufriedenem Blick der
Zukunft entgegensehen, ja wir können stolz darauf sein, einen so
aufgeklärten Mann als Vorsteher zu haben, dem wir die Reorganisation
unseres Schulwesens, die Bildung unserer Jugend und die Aufrechthaltung
unserer Religion nicht nach der äußeren toten Form, sondern nach ihrem
wahren Geiste, ihrer lebendigen Gestalt werden zu verdanken haben, und wir
glauben uns daher berechtigt, die heiligen Worte des königlichen Siegers
zu wiederholen, und auszurufen: 'Fürwahr, das war ein schöner Tag, den
der Ewige gemacht, wir dürfen uns freuen und fröhlich
sein.'"
Hinweise:
1. Unter den bei "Google Books" zugänglichen Werken finden sich
mehrere Publikationen von Rabbiner Samuel Hirsch, u.a. das 1842
erschienene Werk "Das System der religiösen Anschauung der Juden und
sein Verhältnis zum Heidenthum, Christenthum und zur absoluten
Philosophie. Für Theologen aller Konfessionen sowie für gebildete
Nichttheologen dargestellt...". Leipzig 1842. Weitere Bücher:
bei http://books.google.de/books
in der Suchfunktion "Samuel Hirsch" eingeben; gegebenenfalls
über "erweiterte Suche" nach bestimmten Werken oder Zeitraum
recherchieren.
2. Einige der Hauptschriften wurden inzwischen von "nabu
press" (USA) nachgedruckt und sind ohne große Probleme über das
Internet erhältlich.
Zum Tod
von Rabbiner Dr. Samuel Hirsch (1889)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. Juli 1889: "Philadelphia, im Juni (1889).
Einer der letzten Veteranen der alten Reformpartei, Dr. Samuel Hirsch,
Rabbiner der hiesigen Gemeinde Kneseth-Jsrael, ist vor kurzem aus dem
Leben geschieden, nachdem er das 80. Lebensjahr erreicht hatte. Er war
zuerst Rabbiner in Dessau und fällt in diese Zeit der größte Teil
seiner literarischen Tätigkeit. Hier veröffentlichte er seine Predigten
über Reform und über die Messiaslehre, sowie den ersten Teil seines
religionsphilosophischen Werkes, in welchem er die Hegel'sche Philosophie
für das Judentum verwendbar zu machen suchte. Es ist merkwürdig, dass
der geist- und wissensreiche Mann in seinem noch so langen Leben dieses
Werk nicht fortsetzte und überhaupt literarisch nicht mehr wirkte; wir
kennen nur noch einige wenige Abhandlungen von ihm. Er war ein sehr
tätiges Mitglied der Rabbinerversammlungen zu Braunschweig (1844) und
Frankfurt (1843). Dann kam er als Großrabbiner nach Luxemburg, wo er auch
politisch eine gewisse Rolle spielte und folgte später einem Rufe an die
oben genannte Gemeinde. Es ist ein schönes Zeugnis für ihn und für die
Gemeinde, dass er dasselbe Rabbinat ununterbrochen bekleidete, was für
einen längeren Zeitraum in Amerika nicht häufig ist. Sein Sohn besitzt
den Ruf eines tüchtigen
Predigers."
Nachruf auf
Rabbiner Samuel Hirsch (1889)
Artikel
in "The American Israelite" - Editor Isaac M. Wise. Cincinnati -
vom 23. Mai 1889: "Closed His Days in Peace...". Zum Lesen des englischen Artikels bitte Textabbildungen anklicken.
Zum Lesen einer deutschen Übersetzung des Artikels (von Elmar P.
Ittenbach) ist eine
pdf-Datei eingestellt "Er beschloss seine Tage in Frieden.".
Grundbegriffe
der Theologie von Rabbiner Samuel Hirsch - Zitate
Das Dreieck links (erstellt von Elmar P. Ittenbach) zeigt die
Grundbegriffe der Theologie von Rabbiner Samuel Hirsch zur "Religion
der Humanität, der Religion der Zukunft".
Zitate von Samuel Hirsch (zusammengestellt von Elmar P. Ittenbach):
Verständigung ist das Losungswort unserer Zeit (Die Religionsphilosophie der Juden, Leipzig 1842, S.
V).
Aus der Vergangenheit lernen wir, die Zukunft lehren wir. Keine Zeit besitzt die Wahrheit ganz. (Die Humanität als Religion, Trier 1854, S. 19f).
Gott ist Alles in Allem, er ist das Eins und das All
(Die Humanität als Religion, Trier 1854, S. 116).
Die Zeiten werden wohl anders; aber das menschliche Herz ändert sich
nicht
(Die Humanität als Religion, Trier 1854, S. 35).
Die Menschheit ist niemals fertig. Auf die Religion verzichten, heißt alsdann verzichten Mensch zu sein.
Die Liebe den Mittelpunkt des ganzen Systems (Die Humanität als Religion, Trier 1854, S.
If).
Der wahrhaft Fromme vergisst nie, dass er sich irren kann, und so lässt er willig auch die Ansicht des Bruders gelten. (Die Humanität als Religion, Trier 1854, S. 166).
Die Religion der Liebe und der Toleranz ist ganz gewiss die Religion der
Zukunft
(Die Humanität als Religion, Trier 1854, S.248.).
Das Leben schreitet immer vorwärts, ist keine ewige Wiederholung (Predigt 1867, S. 12).
Jede neue Erfindung ist für das Judentum eine religiöse Tat, denn sie hilft, das Irdische zu
veredeln
(Predigt 1867, S. 15).
das Foto links erhielt E. P. Ittenbach aus der Familie Hirsch (Quelle:
Archiv Emil G. Hirsch, Naples FL)
Links: Grabmal für Rabbiner Dr. Samuel
Hirsch in Chicago mit der Inschrift: "Erected by Chicago Sinai
Congregation. The first to adopt without compromise and hesitation the
principles he taught, and consecrated to the memory of Dr. Samuel
Hirsch,
Born in Thalfangen, Rhenish Prussia, June 8, 1915.
Died in Chicago Illinois, May 14, 1889.
Peacefully sleeps at his side his beloved wife Louise Micholls Born in Hamburg Oct. 21, 1824
Died in Chicago Aug 9, 1893" (Fotos: Beth Berger-Hirsch, Deerfield IL / USA)
Beiträge von Elmar P.Ittenbach zu Rabbiner
Samuel Hirsch (2011/16)
Vom Hunsrück in
die USA. Die Situation jüdischer Familien in Talling.
In: Die HOTT. Hunsrücker Hefte zur Geschichte und Gegenwart.
Heft 65 (Mai 2015) S. 31-34.
Vor 200 Jahren in
Thalfang geboren: Samuel Hirsch. Religionsphilosoph, Reformrabbiner,
Wegweiser zur 'Religion der Zukunft'. In: Kreisjahrbuch
Bernkastel-Wittlich 2015.
Monschau 2014. S. 223-227.
Zunächst war ein Betraum vorhanden. 1822 konnte die
Gemeinde in der Nähe der evangelischen Kirche eine Synagoge mit Schulsaal und
der Lehrerwohnung erstellen. Der Schulsaal und die Wohnung befanden sich seit
1823 im Erdgeschoss
des Gebäudes (rechts des Eingangs der Schulraum, links die Wohnung), der
äußerlich an seinen Rundbogenfenstern und einem Rundfenster (über dem
Eingang) erkennbare Betsaal lag im Obergeschoss.
1857 wurde das Gebäude gründlich renoviert, da es sich in baufälligem
Zustand befand. Ein Antrag um kostenlose Lieferung von Bauholz wurde von der
Zivilgemeinde abgelehnt.
Um 1926 wurde der Synagogenraum farbenprächtig durch den Trierer Maler
Max Lazarus (1896 Trier - 1961 Denver, Co./USA) ausgemalt. Das Hamburger
Israelitische Familienblatt berichtete am 12. Juni 1930: "Thalfang.
(...) hat noch 12 jüdische Familien, aber nur noch 2 schulpflichtige Kinder;
schöne Synagoge, vom Maler Max Lazarus, Trier, geschmackvoll ausgemalt...".
Die Beziehung von Maler Lazarus nach Thalfang kam vermutlich durch seinen Bruder
zustande: Dr. Josef Lazarus praktizierte einige Zeit am
Ort.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge unter der Leitung des
örtlichen SA-Standartenführers mit SA-Leuten, aber auch weiteren
Parteigenossen, geschändet, die
Inneneinrichtung völlig zerstört. Bänke und das Inventar wurde auf die Straße
oder auf den Misthaufen des Nachbarhauses geworfen, Tücher und Leuchter auf einen benachbarten Misthaufen. Jüdische
Gemeindeglieder wurden gezwungen, Bücher auf Schubkarren zur Verbrennung auf den Marktplatz zu
bringen.
Nach der Demolierung verfiel das Gebäude. In den 1950er-Jahren verkaufte die
Kultusgemeinde Trier das ehemalige Gotteshaus an einen Nachbarn, der es 1956
abreißen ließ. Seit Juni 2010 ist eine Gedenktafel am
Synagogenstandort angebracht (siehe Presseartikel unten).
Adresse/Standort der Synagoge:
Friedhofstraße 9 (ehemalige Straße "Im Judenecken")
Fotos
(Quelle: sw-Fotos: Dokumentation des Landesamtes s. Lit. S.
362-363; neuere Fotos und Plan der jüdischen Häuser in Thalfang von E. P.
Ittenbach, Thalfang)
Die Synagoge in Thalfang
Darstellung der Synagoge in
Thalfang
auf dem Gedenkstein (siehe unten)
Nach der Schändung
im November 1938
Das völlig demolierte
Synagogengebäude
Aufräumarbeiten vor dem
Synagogengebäude: Bänke und
Inventar liegen auf der Straße
Vor dem Abbruch des
Gebäudes
Anfang der 1950er-Jahre
Das ehemalige
Synagogengebäude
in der Friedhofstraße
Der im Juni 2010
eingeweihte
Gedenkstein für die Synagoge (vgl. Presseartikel unten)
Inschrift:
"Hier stand die Synagoge der Thalfanger jüdischen Gemeinde.
Erbaut 1922 - Geschändet 1938 - Abgebrochen 1956"
Jüdische Wohnhäuser
in Thalfang - 1868
Die jüdischen Wohnhäuser in
Thalfang
1868 sind rot markiert; eingetragen ist
auch der Standort der Synagoge
November 2009:
Ein Gruppe von Thalfanger Bürgerinnen und
Bürgern setzt sich für "Stolpersteine" und eine Gedenktafel
für die Synagoge ein
Artikel von Ursula Schmieder / Ilse Rosenschild im "Trierischen
Volksfreund" vom 10. November 2009 (Artikel):
"Ja zu Stolpersteinen. In Thalfang sollen Stolpersteine verlegt werden. Wenn es nach den Vorstellungen von rund 30 Bürgern geht, erinnern in Kürze Schilder an die große jüdische Gemeinde im Ort. Auch der Ortsgemeinderat Thalfang befasst sich in der nächsten Sitzung mit dem Thema.
Thalfang. Der erste Schritt zum Verlegen von Stolpersteinen in Thalfang ist getan..."
Dezember 2009:
Auch in Thalfang sollen nach dem Beschluss des
Ortsgemeinderates "Stolpersteine" gelegt werden
Artikel im "Trierischen Volksfreund" vom 20. Dezember 2009 (Artikel):
"Ortsgemeinderat Thalfang billigt Stolpersteine. Eine Initiative will mit "Stolpersteinen" und einer Gedenktafel an die Deportation und Ermordung von 18 Thalfanger Juden durch die Nazis erinnern. Eine Gedenktafel und ein Buch gibt es bereits. Im Ortsgemeinderat gab es eine Gegenstimme.
Thalfang. (doth) In Talling erinnern bereits so genannte "Stolpersteine" an ermordete Juden. Die kleinen Kunstwerke von Günter Demnig aus Köln sollen nach dem Willen einer Initiative, die vom evangelischen Pfarrer Winfrid Krause begleitet wird, auch in Thalfang an das grausame Schicksal von 18 Juden erinnern..."
Januar 2010:
Fortschritte zur Realisierung von
"Stolpersteinen" und Gedenktafel
Artikel von Herbert Thormeyer im "Trierischen Volksfreund" vom
26. Januar 2010 (Artikel): "Thalfanger suchen Paten für Stolpersteine.
Einverständnisse einholen, rechtliche Fragen klären und Erfahrungen aus anderen Orten nutzen - das sind die nächsten Aufgaben der Gruppe Thalfanger Bürger, die mit "Stolpersteinen" an das Schicksal jüdischer Mitbürger erinnern will.
Thalfang. Die Arbeit von rund 20 Mitgliedern einer Initiative, die künftig mit "Stolpersteinen" an 18 während des Regimes der Nationalsozialisten ermordete Juden erinnern will, ist schwieriger als ursprünglich gedacht..."
März 2010:"Annäherung an jüdische Historie"
durch die Arbeit der Initiativgruppe am Ort
Artikel links im "Trierischen Volksfreund" vom 14.3.2010 (Artikel):
"Annäherung an jüdische Historie. Die Geschichte des jüdischen Lebens in Thalfang und dessen brutales Ende durch den Naziterror werden weiter durch eine Initiativgruppe aufgearbeitet, die sich wieder am Montag, 15. März, um 19 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus trifft.
Thalfang. (doth) Sogenannte "Stolpersteine" sollen an jüdische Mitbürger erinnern, die von den Nazischergen verschleppt und später im KZ umgebracht wurden. An der Stelle, wo einst in der Friedhofstraße die Synagoge stand, ist eine Gedenktafel geplant. Der evangelische Pfarrer Winfrid Krause und Beigeordneter Burkhard Graul wollen dem Gremium eine Zeichnung der Synagoge, die in den 60er Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste, zur Diskussion stellen. Architekt Horst Fetzer hat die Fassade des Gotteshauses neu entworfen..."
März 2010:
Drei "Stolpersteine" sollen zunächst
verlegt werden - eine neue Gedenktafel wird erstellt
Artikel von Ilse Rosenschild im "Trierischen
Volksfreund" vom 17. März 2010 (Artikel):
"Auftakt mit drei Stolpersteinen.
Die Initiative, die sich um die Gedenkarbeit rund um das Schicksal der Juden in Thalfang bemüht, hat sich einen Namen gegeben: "Juden in Thalfang". Mit drei sogenannten Stolpersteinen wird begonnen.
Thalfang. (doth) Mit einer richtigen Tagesordnung trat Pfarrer Winfrid Krause diesmal vor die Versammlung der Thalfanger, die das Gedenken an das jüdische Leben in ihrer Heimatgemeinde mit einer Gedenktafel und sogenannten Stolpersteinen nachhaltig gestalten wollen.
Die Tafel mit Bild und Inschrift, die in der Friedhofstraße an den Standort der ehemaligen Synagoge erinnern wird, wurde intensiv diskutiert. 58 auf 38 Zentimeter groß soll sie werden und aus Bronze sein. Martin Koch, vor dessen Haus sie aufgestellt wird, rechnet mit Kosten von bis zu 2500 Euro: "Wir werden aber noch weitere Angebote
einholen..."
April 2010:
Weitere Forschungen zur jüdischen Geschichte
Artikel von "urs" im "Trierischen
Volksfreund" vom 16. April 2010 (Artikel):
"'Gott der Gerechte, was haben wir verbrochen?'
Das Bild vom Leben der Juden in Thalfang bekommt immer schärfere Konturen. Heimatforscher Elmar Ittenbach hält Kontakt zur Gedenkstätte "Yad Vashem" in Jerusalem. Am 20. April trifft sich der Arbeitskreis "Juden in Thalfang" erneut im Evangelischen Gemeindehaus.
Thalfang. (doth) Den 10. November 1938, den Tag, als die sogenannte Reichskristallnacht Thalfang erreichte, vergisst Wilma Schmidt zeitlebens nicht. Das damals zwölfjährige Mädchen wurde Zeugin der Zerstörungswut an jüdischem Eigentum und Erniedrigung der jüdischen Bürger von Thalfang. "Unser Lehrer Heinrich Klein sagte damals vor der Klasse, dass die Reichskristallnacht angefangen habe und noch Informationen darüber im Radio kommen", erinnert sich die heute 84-Jährige..."
Film von volksfreundtv zur jüdischen
Geschichte in Thalfang bei YouTube (März 2009)
Juni 2010:
Die Gedenktafel für die ehemalige Synagoge ist
angebracht
Artikel im "Trierischen Volksfreund" vom 30. Juni 2010 (Artikel):
"Neue Gedenktafel erinnert an jüdisches Leben in Thalfang Thalfang. (doth) Auf dem Grundstück in der Friedhofstraße 9, wo die Synagoge stand, erinnert jetzt eine Bronzetafel an dieses Zentrum jüdischen Lebens in Thalfang. "Erbaut 1822, geschändet 1938, abgebrochen 1956" lautet die Inschrift.
Rund 40 Thalfanger waren als Gäste bei der Enthüllungszeremonie dabei..."
Juli 2010:
Weitere Planungen zur Verlegung der
"Stolpersteine"
Artikel von Herbert Thormeyer im "Trierischen
Volksfreund" vom 20. Juli 2010 (Artikel): "Stolpersteine sollen an ermordete Juden erinnern
Thalfang. (doth) Nachdem der Arbeitskreis "Juden in Thalfang" eine Gedenktafel an der Stelle der ehemaligen Synagoge enthüllt hat, will er als nächstes sogenannte "Stolpersteine" an den Adressen in den Bürgersteigen einlassen, wo verschleppte und ermordete Thalfanger Juden lebten..."
November 2010:
Thalfanger erforschen die
Geschichte von Opfern der NS-Zeit
Artikel von Herbert Thormeyer im "Trierischen Volksfreund" vom
9. November 2010 (Artikel):
"Thalfanger erforschen Geschichte von Opfern des Nationalsozialismus.
Waldemar Finster ist ein Zeitzeuge eines der dunkelsten Tage auch der regionalen Geschichte: Am 10. November 1938, einen Tag nach der Reichspogromnacht, wurden Juden in Thalfang gezwungen, ihre religiösen Schriften öffentlich auf dem Marktplatz zu verbrennen. Zusammen mit dem Arbeitskreis Juden in Thalfang arbeitet er die Geschichte auf..."
Februar 2011:
Die Verlegung von "Stolpersteinen"
erfolgt im Oktober 2011
Artikel von Herbert Thormeyer im "Trierischen
Volksfreund" vom 9. Februar 2011 (Artikel):
"Kölner Künstler verlegt Stolpersteine in Thalfang. Vor eineinhalb Jahren wurde erstmals öffentlich diskutiert, ob auch in Thalfang nach dem Vorbild des kleinen Nachbarortes Talling sogenannte Stolpersteine verlegt werden sollen. Noch in diesem Jahr wird der Vorschlag des evangelischen Pfarrers Winfrid Krause Realität.
Thalfang. Im Juni vergangenen Jahres wurde in der Thalfanger Friedhofstraße, in der einst die jüdische Synagoge stand, eine Gedenktafel aufgestellt. Noch in diesem Jahr setzt der Arbeitskreis "Juden in Thalfang" ein weiteres Projekt um. Am 16. Oktober lässt er in Thalfanger Bürgersteigen 21 sogenannte Stolpersteine anbringen..."
Mai 2011:
Zur Verlegung der "Stolpersteine" im
Oktober 2011
Artikel von "doth" im "Trierischen
Volksfreund" vom 19. Mai 2011 (Artikel):
"21 Stolpersteine erinnern an Naziopfer
Die Verlegung von 21 "Stolpersteinen", die in Thalfang an neun Stellen im Pflaster an die Verschleppung und Ermordung von Juden durch die Nazis erinnern sollen, ist vom 16. auf den 21. Oktober verschoben worden. Der Arbeitskreis Juden in Thalfang plant eine Feier mit Blumen und Gebeten..."
Oktober 2011:
Am 21. Oktober 2011 werden 21
"Stolpersteine" in Thalfang verlegt.
Artikel von David Zapp im "Trierischen
Volksfreund" vom 17. Oktober 2011: "Opfern ein Gesicht geben.
Am 21. Oktober lässt der Arbeitskreis Jüdisches Leben in Thalfang im Ort
21 Stolpersteine verlegen, die an die Deportation und Ermordung von
jüdischen Bürgern aus Thalfang erinnern. Zusätzlich dokumentieren eine
Ausstellung im Haus der Begegnung sowie ein Buch von Elmar Ittenbach die
Geschichte der Thalfanger Juden. Link
zum Artikel
Artikel im "Trierischen
Volksfreund" vom 23. Oktober 2011: "Neun kleine Orte des
Gedenkens. Zwei Jahre lang hat der Arbeitskreis Jüdisches Leben in
Thalfang für die Verlegung von sogenannten Stolpersteinen geworben. 21
Namen von Opfern des Naziterrors sind jetzt unauslöschlich im Pflaster zu
lesen. Realschüler erarbeiteten dazu eine Ausstellung. Elmar Ittenbach
veröffentlicht ein Buch zum Thema..." Link
zum Artikel .
Dezember 2011:
Vorstellung des Buches von Elmar P. Ittenbach:
"Jüdisches Leben in Thalfang"
Januar 2012:Erinnerungen an die jüdische Geschichte
Artikel von Ursula Schmieder im "Trierischen
Volksfreund" vom 5. Januar 2012: "Brote, Rabbiner und
Kinderstreiche.
Die Zeit des Nationalsozialismus ist lange her - doch nach wie vor gibt es
Zeitzeugen, die sich daran erinnern, wie es damals den jüdischen
Mitbewohnern in Thalfang erging. Zwei Männer, heute 80 und 88 Jahre alt,
die damals dort lebten, erzählen..." Link
zum Artikel
Mai 2014:
Vorstellung der Biographie über Samuel Hirsch
(erstellt von Elmar P. Ittenbach)
Artikel im "Trierischen
Volksfreund" vom 13. April 2014: "Biographie über Samuel Hirsch wird in Thalfang vorgestellt
Elmar Ittenbach stellt am 7. Mai im Haus der Begegnung in Thalfang sein neuestes Buch erstmals vor. Kurz vor dem 125. Todestag von Samuel Hirsch, dem aus Thalfang stammenden großen, jüdischen Denker, erscheint erstmals eine Biographie dieser herausragenden Persönlichkeit.
Thalfang. Die Biographie bietet als Ergebnis gründlicher Nachforschungen viele bisher völlig unbekannte Details seines Wirkens in Dessau, Luxemburg und Philadelphia. Der zweite Teil des Buches bietet eine Einführung in Hirschs wichtigste Werke, in denen er das Judentum als die Religion der Freiheit, Toleranz, Humanität und Liebe beschreibt. Darüber hinaus entwickelte er die Utopie einer umfassenden Menschheitsreligion: "Die Religion der Liebe und der Toleranz ist ganz gewiss die Religion der Zukunft."
Diese Ideen wurden bereits in Hirschs Thalfanger Jugend vorbereitet. Dort erfuhr er ein geradezu beispielhaftes Zusammenleben von Juden und Christen. Das Buch des Thalfanger Lehrers erscheint als Nr. 151 der Reihe "Jüdische Miniaturen",
Verlag Hentrich & Hentrich, und kostet 9,90 Euro. Die Veranstaltung am 7. Mai beginnt um 19.30 Uhr." Link
zum Artikel
Artikel im "Trierischen
Volksfreund" vom 12. Mai 2014: "Von Thalfang hinaus in die
große, weitere Welt..." Link zum Artikel
Juni 2015 / Januar
2016:Ausstellung über Samuel Hirsch zum 200.
Geburtstag - ein Platz wird nach ihm benannt
Artikel im "Trierischen
Volksfreund" vom 18. Juni 2015: "Platz in Thalfang wird nach dem Philosophen Samuel Hirsch benannt
(Thalfang) Der Geburtstag von Samuel Hirsch jährt sich in diesem Juni zum 200. Mal. Aus diesem Anlass wird derzeit im Haus der Begegnung eine Ausstellung über das Leben und Wirken des Religionsphilosophen gezeigt.
Elmar Ittenbach, Verfasser eine Hirsch-Biografie, hat sie konzipiert. Zur Eröffnung der Ausstellung hatten der Arbeitskreis Jüdisches Leben in Thalfang und die Ortsgemeinde Thalfang eingeladen. Ittenbach informierte über das Konzept des gebürtigen Thalfangers für eine "Religion der Liebe und der Toleranz". Abschließend stellte Ittenbach seine Ideen für ein zu schaffendes Hirsch-Denkmal vor. Bürgermeister Burkhard Graul gab bekannt, dass der Gemeinderat beschlossen habe, den Platz neben dem Haus der Begegnung Samuel-Hirsch-Platz zu nennen. Ein Schild sei bereits bestellt. Auch die Denkmal-Pläne würden unterstützt. red" Link
zum Artikel
Artikel zum 200. Geburtstag von Samuel
Hirsch im "Trierischen Volksfreund" vom 16. Juni 2015: "200.
Geburtstag von Samuel Hirsch..." Link
zum Artikel
Artikel im "Trierer Volksfreund" vom 28. Januar 2016: "Thalfang
ehrt bedeutenden Rabbiner Samuel Hirsch. Das Gelände neben dem Haus
der Begegnung heißt ab sofort
Samuel-Hirsch-Platz..." Link
zum Artikel
Januar 2016:Besuch von Emil Gustav Hirsch - Urenkel von
Rabbiner Samuel Hirsch - in Thalfang
Oben: zwei Fotos
vom Besuch von Emil G. Hirsch
in der Erbeskopf-Realschuleplus in Thalfang
Bei der Enthüllung des neuen
Schildes
"Samuel-Hirsch-Platz"
Presseartikel links im
Amtsblatt der Gemeinde Thalfang
vom 4. Februar 2016, rechts im
"Wochenspiegel"
vom 3. Februar 2016
Januar 2016: Elmar
P. Ittenbach wird mit dem German Jewish History Award ausgezeichnet Am 25. Januar 2016 wurde im Berliner Abgeordnetenhaus der
"German-Jewish History Award" der Obermayer Stiftung (Boston) an Elmar Ittenbach aus Thalfang verliehen. U.a. haben Steven Simon aus New York, der Enkel von
"Gudels Max" (Markus Simon), Evan Wolfson aus Pittsburgh, Nachkomme von Egelchen Samuel, der älteren Schwester von Samuel Hirschs Vater und Emil G. Hirsch (Naples, FL), der Urenkel von Samuel Hirsch, diese Nominierung intensiv betrieben. Letzterer wird mit seinem Sohn Bernie zur Preisverleihung nach Berlin reisen und anschließend Thalfang besuchen. Bei dieser Gelegenheit wird im Rahmen einer kleinen Feierstunde Samuel Hirsch, der bedeutendste Sohn Thalfangs, durch die Anbringung des Schildes
"Samuel-Hirsch-Platz" geehrt. Außerdem wird der Entwurf eines Denkmals für Hirsch der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Enthüllung des Schildes
fand am 28. Januar um 16.30 neben dem Haus der Begegnung statt.
Juni
2016:Für Rabbiner Samuel Hirsch soll
es einen Gedenkplatz geben
Artikel von Hans-Peter Linz im
"Trierer Volksfreund" vom 20. Juni 2016: "Denk' mal nach: Thalfang ehrt Samuel Hirsch.
EU fördert Gedenkplatzprojekt mit 7100 Euro - Obelisk mit vier Grundgedanken des Rabbiners
Thalfang. Einer der bedeutendsten Bürger Thalfangs war Samuel Hirsch. Der Rabbiner und Wissenschaftler hat sich für eine an die Realität angepasste Religion eingesetzt. Ihm will die Hunsrückgemeinde nun ein Denkmal setzen. Dafür gibt es 7100 Euro von der Europäischen Union.... Konkret soll der bereits nach Samuel Hirsch benannte Platz neben dem Haus der Begegnung ein etwa 2,40 Meter hohes Denkmal und drei Sitzbänke erhalten.
'Es geht uns um einen Raum des Nachdenkens, deshalb auch der Titel 'NachDenkMal'', sagt Ittenbach, der das Denkmal mitgestaltet hat.
Zwei Infotafeln, die über das Leben von Samuel Hirsch informieren, sollen die Anlage ergänzen. Das Denkmal besteht aus Stahlträgern in Form eines Obelisken, auf dessen Spitze zwei aufeinanderliegende Pyramiden ruhen. Auf den vier Seiten des Obelisken stehen die vier Grundgedanken des Rabbiners, während die Pyramiden das Göttliche und die Liebe symbolisieren sollen.
'Das ist stahlgewordene Philosophie in luftig-windiger Konstruktion', sagt Ittenbach, der schon mehrfach im Ort auf das Projekt angesprochen wurde und ein positives Feedback erfahren hat. Das Projekt kostet 9500 Euro, wovon 7100 Euro von der Lokalen Arbeitsgruppe der EU gefördert werden...
Im Spätsommer 2016 soll das Denkmal schließlich stehen.
" Link
zum Artikel
Dezember
2016: 2017 wird der
"Samuel-Hirsch-Platz" angelegt
Artikel im "Trierer
Volksfreund" vom 23. Dezember 2016: "Samuel-Hirsch-Platz: Bald beginnen die Bauarbeiten in Thalfang
Bedeutender jüdischer Rabbiner soll im nächsten Jahr ein Denkmal erhalten
Die Europäische Union unterstützt ein Gedenkprojekt in Thalfang mit 7500 Euro. Einem Rabbiner, der im Hunsrückort geboren wurde und der später sehr bekannt wurde, soll damit ein Denkmal gesetzt werden: Samuel Hirsch.
Thalfang. "Wir haben den Bescheid von der Europäischen Union (EU), jetzt warten wir nur noch darauf, dass das Geld überwiesen wird", sagt Burkhard Graul, Ortsbürgermeister von Thalfang. Denn mit dem Fördergeld von 7500 Euro wird eine Baumaßnahme über rund 9500 Euro aufgestockt, die die Gemeinde Thalfang Anfang des Jahres in Angriff nehmen will.
Dabei soll der Platz am Haus der Begegnung ein etwa 2,40 Meter hohes Denkmal und drei Sitzbänke erhalten. Mit diesem Denkmal soll an den jüdischen Rabbiner Samuel Hirsch erinnert werden, der in Thalfang geboren wurde. Bereits im vergangenen Jahr (der TV berichtete mehrfach) wurde der Platz nach ihm
benannt..." Link
zum Artikel
Artikel von Christoph Strouvelle
im "Trierer Volksfreund" vom 12. Juli 2017: "Ein
Nachdenkmal für Toleranz und Respekt - Neues Denkmal auf dem Thalfanger
Samuel-Hirsch-Platz" Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei.
September 2023: Einweihung von
Gedenktafeln zum Novemberpogrom 1938
(Fotos und Informationen erhalten von Elmar P. Ittenbach)
Dazu
Presseartikel von Herbert Thormeyer im "Trierischen Volksfreund" vom 11.
September 2023: "Thalfang gedenkt des Nazi-Pogroms von 1938. In Thalfang wird mit drei Informationstafeln an das Judenpogrom vom 9.
und 10. November 1938 erinnert. Was am Tatort geschah..."
(zum Lesen bitte Textabbildung anklicken)
Links:
Gedichtvortrag zur Einweihung der Tafeln (im Hintergrund) durch
Schülerinnen.
Winfried Krause / Helga Weirich: Beiträge
zur Geschichte der Juden in Thalfang. Spiesen-Elversberg: Luther Edition
Elversberg Eduard Guthoff. 160 S. 1995.
Heinz Monz: Seiner Zeit voraus: Rabbiner
Samuel Hirsch aus Thalfang. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte
und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. 4. Jahrgang, Ausgabe 3/94,
Heft Nr. 8. S. 15-17. Online
eingestellt (pdf-Datei).
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 69-72 (mit weiteren Literaturangaben).
Axel Redmer: Staatenlos und vogelfrei. Widerstand,
Verweigerung und Verfolgung von Menschen aus dem Bereich der oberen Nahe
1933 bis 1945. 1. Teil. Die Ausgebürgerten. 132 S. Birkenfeld
1993.
Vortrag (unveröffentlicht) von Elmar P. Ittenbach:
Jüdisches Leben in Thalfang. Geschichte und Schicksal der jüdischen
Gemeinde. Vortrag am 21. September 2010.
Aus diesem Vortrag von Elmar P. Ittenbach der Abschnitt: Schicksalwege
der Thalfanger Juden. Eingestellt
als pdf-Datei.
Elmar P. Ittenbach: Jüdisches Leben in Thalfang.
Erinnerung an ein 250-jähriges Miteinander und sein gewaltsames Ende. In:
Kreisjahrbuch 2011 Bernkastel-Wittlich. S. 262-274.
ders.: Schicksalswege Thalfanger Juden. In: ebd. S.
275-279.
ders.: "Gott, der Gerachte, wat hammer verbroch?"
Das Schicksal der jüdischen Gemeinde Thalfang. In: Der Schellemann.
Zeitschrift des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald e.V. 23 (2010). S.
35-50.
ders.:
Jüdisches Leben in Thalfang. Geschichte und Schicksale. Band 14 der
Schriften des Emil-Frank-Instititus.
220 S. Broschur mit 32-seitigem Farbbogen. Paulinus-Verlag
Trier 2011. ISBN 978-3-7902-1900-5. Preis 15,00 €. Zu diesem Buch: Aus Anlass der Verlegung von 21 'Stolpersteinen' im Jahre 2011 entstand eine völlig neu recherchierte, ausführliche Dokumentation des individuellen Schicksals der Thalfanger Juden sowie weiterer 50 jüdischer Opfer, die mit Thalfang und dem Nachbarort Talling in Verbindung stehen. Voraus geht eine umfassende historische Darstellung der ehemals bedeutenden jüdischen Gemeinde, wobei die lokale Geschichte bewusst in den breiteren Horizont der jeweiligen Epoche gestellt wird. Ferner referiert der Verfasser die Gedenkarbeit in Talling und Thalfang, insbesondere seit der Gründung des
'Arbeitskreises Jüdisches Leben in Thalfang' im Jahre 2009. Ereignisse und Personen, die Thalfang ein gewisses
'Alleinstellungsmerkmal' geben, finden in einem dritten Teil ihre Würdigung. Dabei wird auf den 1815 geborenen Dr. Samuel Hirsch, den bedeutenden Religionsphilosophen und Reformrabbiner, besonders eingegangen. Leben und Werk dieser faszinierenden Gestalt der jüdischen Moderne werden in einer auch für Laien verständlichen Form dargestellt. Zahlreiche bisher unveröffentlichte Abbildungen, Quellentexte und Tabellen machen das Buch auch für einen breiten Leserkreis außerhalb der Region attraktiv.
Willi Körtels: Die jüdische Schule in der Region
Trier. Hrsg. Förderverein Synagoge Könen e.V. 2011. Online
zugänglich (pdf-Datei).
Elmar P. Ittenbach: Samuel Hirsch: Rabbiner - Religionsphilosoph -
Reformer. Reihe Jüdische Miniaturen Bd. 151.
Verlag Hentrich & Henrich 2014. 154 S.
Broschur 20 Abb. Deutsch,
Englisch.
ISBN 13: 978-3-95565-045-2 € 9.90 CHF
18,90.
Zu diesem Buch: Was ist das Wesen und die Aufgabe des Judentums? Das ist die Kernfrage, die das bedeutende Lebenswerk von Samuel Hirsch (1815–1889) prägt. Die Antwort findet sich in seinen zahlreichen Schriften und in seinem Wirken als liberaler Rabbiner in Dessau, Luxemburg und Philadelphia, wo er zum einflussreichsten Anführer der Reformbewegung wird. Der Sohn eines einfachen Viehhändlers aus Thalfang entwickelt mit Hegels Dialektik eine komplexe Religionsphilosophie. Als „absolute Religion“ sieht er das Judentum dazu erwählt, als „Licht für die Völker“ den Glauben an den einen Gott über die Zeiten hinweg zu tragen. Hirsch beschreibt das Judentum als die Religion von Freiheit, Toleranz, Liebe und Humanität. Über alle Bekenntnisse und Religionsgemeinschaften besitzt sein Leitspruch noch heute Gültigkeit:
"Verständigung ist das Losungswort unserer Zeit".
Quelle: Informationen
auf VerlagsseiteSeite
bei amazon.de
ders.: Wohltäter in der Neuen Welt. Camilla und Edmund
Scheuer aus Bernkastel. In: Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich 2022 S.
125-130.
Online zugänglich (pdf-Datei).
ders.: "Ein eindrucksvoller Patriarch". Der
bemerkenswerte Lebenslauf des Simon Scheuer aus Thalfang. In: Kreisjahrbuch
Bernkasel-Wittlich 2024 S.
Online zugänglich (pdf-Datei).
Christian Wiese: Von Dessau nach Philadelphia: Samuel Hirsch als Philosoph, Apologet und radikaler Reformer, in: Jüdische Bildung und Kultur in Sachsen-Anhalt von der Aufklärung bis zum Nationalsozialismus. (Hrsg. Giuseppe Veltri und Christian Wiese), Berlin 2009, 363–410.
Gershon Greenberg: Samuel Hirsch: Jewish Hegelian, in: Revue des études juives, Nr. 129 (1970), S. 205–215.
ders.: Samuel Hirsch´s Absolute Religiosity, in: Judaism: a quarterly journal of Jewish life and thought / publ. by the American Jewish Congress, Heft 21 (1972), S. 93–97.
ders.: Religion and History According to Samuel Hirsch, in: Hebrew Union College annual 1972, S. 103–124.
ders.: Samuel Hirsch´s American Judaism, in: American Jewish Historical Quarterly 62, Nr. 4 (1973), S. 362–382.
ders.: The Reformer's First Attack Upon Hess´Rome and Jerusalem: An Unpublished Manuscript of Samuel Hirsch, in Jewish Social Studies 35, Nr. 3/4 (1973), S. 175–197.
ders.: The Historical Origins of God and Man. Samuel Hirsch´s Luxembourg Writings, in: Leo Baeck Institute Yearbook 20 (1975), S. 128–148.
Judith Frishman: On Religion, Humanity and Tolerance. Samuel Hirsch´s Addresses to the Freemason´s Lodge in Luxembourg, in: Nationenbildung und Demokratie. Europäische Entwicklungen gesellschaftlicher Partizipation (Hrsg. N. Franz und J.-P. Lehner) Luxemburg-Studien 2, Frankfurt a. M. 2013, S. 157–170.
Frieder Lötzsch: Samuel Hirsch und Albert Schweitzer. Beispiel der Symbiose von Deutschtum und Judentum in der liberalen Theologie, in: Israel als Gegenüber. Vom alten Orient bis in die Gegenwart. Studien zur Geschichte eines wechselvollen Zusammenlebens, herausgegeben von Folker Siegert (Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum, Band 5), Göttingen 2005, S. 436–457.
Heinz Monz: Samuel Hirsch (1815-1889). Ein jüdischer Reformator aus dem Hunsrück, in: Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte, 17. Jg. 1991, S.
159–180.
nachgedruckt in: Hilde Weirich / Winfrid Krause: Beiträge zur Geschichte der Juden in Thalfang, Spiesen-Elversberg 1995, S. 78 – 99.
Hans Joachim Schoeps: Das System Samuel Hirschs, in: Geschichte der jüdischen Religionsphilosophie in der Neuzeit, Band I, Berlin 1935, S. 93–132.
Bernd Schröder: Jüdische Katechismen in Deutschland am Beispiel eines Katechismus aus der Feder von Samuel Hirsch (1815–1889), in: Jewish Studies Between the Disciplines /Judaistik zwischen den Disziplinen (Hrsg. Klaus Hermann, Margarete Schlüter, Giuseppe Veltri), Leiden / Boston 2003, S. 456–477.
Zwei Würdigungen aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums",
siehe www.compactmemory.de:
Hermann Steinthal: Ein jüdischer Religionsphilosoph unseres Jahrhunderts, in: Allgemeine Zeitung des Judentums, Nr. 11 vom 15.03.1895, S. 126–128 und Nr. 12 vom 22.03.1895, S. 138–140.
Ludwig Geiger: Samuel Hirsch, in: Allgemeine Zeitung des Judentums, Nr. 39 vom 22.09.1915, S.
459-460.
Thalfang Rhineland. Three to
eight Jewish families were living in Thalfang in the late 18th century. The
number of Jews grew to 77 in 1808 and a peak of 113 (a fifth of the total) in
1843. It then dropped to 85 in 1895 and 40-45 in 1932-33. Twelve Jews emigrated
in the Nazi period and 19 moved to other places in Germany. The last nine were
deported to the Lodz Ghetto in October 1942. Twenty-two perished in the
Holocaust. The synagogue erected in 1833 was seriously damaged on Kristallnacht
(9-10 November 1938), and torn down in 1956. The 18th century cemetery was also
desecrated in the rioting.
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