Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Wallau (Taunus) (Stadt Hofheim am Taunus, Kreisstadt, Main-Taunus-Kreis)
mit Diedenbergen und Langenhain (Stadt Hofheim am Taunus), 
Breckenheim, Delkenheim und Nordenstadt (alle Stadt Wiesbaden)
Massenheim (Stadt Hochheim am Main)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Kennkarte aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

            

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Wallau bestand eine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1536 ein jüdischer Einwohner genannt. Im 18. Jahrhundert bestand bereits eine jüdische Gemeinde in Wallau, zu der die in den umliegenden Orten (Breckenheim, Delkenheim, Nordenstadt, Massenheim, Langenhain, Diedenbergen) lebenden jüdischen Personen gehörten. Schutzbriefe wurden ausgestellt für Familien in Breckenheim (mindestens seit 1721), Delkenheim (mind. seit 1727), Nordenstadt (mind. seit 1736) und Wallau (mind. seit 1741). 

Eigene Gottesdienste hielten nach 1772 die in Breckenheim lebenden jüdischen Familien. Die in Langenhain, Medenbach und Wildsachsen damals lebenden jüdischen Personen besuchten in dieser Zeit auch die Gottesdienste in Breckenheim.   

1782 / 1794
wurden gezählt: in Wallau 23 / 20 jüdische Einwohner, Breckenheim (1774 neun Familien) 38 / 40, Delkenheim 10 / 13, Nordenstadt 20 / 28; Massenheim 15 / 9; Langenhain 11 / 9; Diedenbergen 11 / 11.      
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Wallau 1843 33 jüdische Einwohner, 1871 30 (3,4 % von insgesamt 891 Einwohner), 1885 23 (2,4 % von 940), 1895 17 (1,7 % von 1.012), 1905 15 (1,5 % von 1.004); in Breckenheim 1843 32 jüdische Einwohner, in Delkenheim: 1843 10, 1905 24 (Familien Kahn, Mai, Strauss); in Nordenstadt 1843 34, 1905 63; in Massenheim 1843 16, 1905 18 (mehrere Familien Schwarzschild); in Langenhain 1843 15; in Diedenbergen 1843 21. Die jüdischen Haushaltsvorstände verdienten den Lebensunterhalt bis weit ins 19. Jahrhundert hinein fast ausschließlich durch Vieh-, Frucht- und Kramhandel.    
      
An Einrichtungen bestanden in Wallau eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Im 19. Jahrhundert war von 1839 bis 1881 David Falk in Wallau; er war 1815 in Wallau geboren. Um 1885 wird Lehrer Abraham Fillo genannt, wenig später Lehrer Falkenstein (siehe Bericht unten von 1891). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Wiesbaden. Die Synagoge in Breckenheim wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts wieder aufgelöst; das Inventar (darunter ein Memorbuch von 1746 und ein kostbarer Leuchter) kam in die Synagoge nach Wallau.    
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gesamtgemeinde (Wallau, Nordenstadt, Delkenheim; die Lebensdaten variieren zwischen dem Gedenkbuch des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten und dem Gedenkstein auf dem Friedhof Wallau): Siegmund Thalheimer (Lehrer in Wallau; geb. 27.12.1874 in Königstein im Taunus, gef. 28.1.1916), Leopold Levi (geb. 17.8.1883 in Wallau, gef. 27.10.1917), Julius Schwarzschild (geb. 23.10.1881 in Delkenheim, gef. 4.1.1915), Karl Mai (geb. 12.11.1896 in Delkenheim, lebte vor 1914 in Nordenstadt, gef. 18.10.1918), Bernhard Weis (geb. 4.1.1890 in Nordenstadt, gef. 30.10.1914), Berthold Weis (geb. 19.4.1893 in Nordenstadt, gest. 19.9.1914 in Gefangenschaft), Friedrich Weis (geb. 15.9.1888 in Nordenstadt, gef. 12.10.1915).  
   
Um 1924, als in Wallau 18 jüdische Einwohner gezählt wurden (1,7 % von 1.047 Einwohnern; mit den Nebengemeinden hatte die Gemeinde jedoch 112 Mitglieder), waren die Vorsteher der Gemeinde Sigmund Falk, Adolf Kahn und Gustav Schwarzschild. Als Kantor, Lehrer und Schochet war Siegmund Friedmann tätig. Er unterrichtete damals in Religion 12 Kinder der Gemeinde. 1932 waren die Gemeindevorsteher: Gustav Schwarzschild (Massenheim, 1. Vorsitzender), Willy Falk (2. Vors.), Albrecht Kahn (Breckenheim, 3. Vors.). Inzwischen war als Lehrer, Kantor und Schochet M. Aron tätig (wohnte damals Enggasse 4). An jüdischen Vereinen gab es insbesondere: den Wohltätigkeitsverein Chewro Kadischoh (1932 unter Vorsitz von Gustav Schwarzschild, Massenheim; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Totenbestattung), den Hum. Frauenverein (1932 unter Leitung von Cl. Gebärfeld, Nordenstadt; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger) sowie den Unterstützungsberein für Notleidende (1932 unter Vorsitz von Gustav Schwarzschild, Massenheim; Zwecke und Arbeitsgebiet: Unterstützung Notleidender). Im Schuljahr 1931/32 besuchten den Religionsunterricht 11 Kinder.   
An jüdischen Vereinen bestanden der Israelitische Beerdigungsverein (1924 27 Mitglieder, Leitung Sigmund Falk), der Israelitische Frauenverein (1924 37 Mitglieder, Leitung Frau S. Schönfeld). 
  
Zur jüdischen Gemeinde gehörten bis zuletzt die in umliegenden Orten lebenden jüdischen Personen. 1924 / 1932 wurden folgende Zahlen ermittelt: in Breckenheim 4 / 6, Delkenheim 6 / 5, Nordenstadt 46 / 37, Massenheim 16 / 18, Diedenbergen 18 / 13, Langenhain 1 / 1.
    
1933 lebten noch 23 jüdische Personen in Wallau (2,2 % von 1.058). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1935 wurden noch 20 jüdische Einwohner in Wallau gezählt, 1938 in den Filialorten noch insgesamt 62 Personen. Nach dem Novemberpogrom wurden die letzten 10 bis 18 jüdischen Gemeindeglieder im Löwenstein'schen Haus in der Wiesbadener Strauße 8 zusammengesperrt. Im Mai 1942 erfolgte die Deportation in Konzentrationslager.   
   
Von den in Wallau geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Olga Bergmann geb. Thalheimer (1906), Erna Falk (1921), Herbert Falk (1912), Julie Falk (1885), Willi Falk (1881), Paul Philipp Falkenstein (1892), Mina Leopold geb. Falk (1873), Norbert Levi (1916), Selma Levi geb. Falk (1886), Martha Thalheimer (1904), Rosa Thalheimer geb. Friedemann (1870), Ruth Thalheimer (1930).  
Von
den in Diedenbergen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Berta Cohn geb. Wallach (1890), Theodor Cohn (1888), Johanna Friedberg geb. Kahn (1894), Franziska Hirschmann geb. Kahn (1897), Guntar Gustav Kahn (1880), Wilhelm Kahn (1877), Adelheid Wallach geb. Apt (1857), Paula Wijngaard geb. Kahn (1878).  
Von den in Langenhain geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Lina Baer (1883), Albert Rosenthal (1905), Gustav Rosenthal (1873), Hedwig Rosenthal (1904), Julius Rosenthal (1907), Moritz Rosenthal (1881), Rosa Rosenthal (1888), Emma Wallerstein (1871).      
Von den in Delkenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Gertrude Cahn geb. Grünebaum (1888), Theodor Grünebaum (1865), Dora Joseph geb. Metzger (1873), Abraham Mai (1862), Clementin Mai geb. Kehrmann (1868), Willi Schwarzschild (1880).   
Von den in Nordenstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen:  Cilly Fettmann (1922), Irene Frank geb. Schönfeld (1918), Ludwig Frank (1912), Paul Frank (1941), Selma Fried (1889), Kathinka Hirsch geb. Nachmann (1882), Hermine Kahn (1877), Frieda Löwenstein geb. Schwarzschild (1884), Sali Löwenstein (1883), Jenny Mendel geb. Weis (1895), Emanuel Nachmann (1885), Ferdinand Nachmann (1877), Moritz Nachmann (1862), Frieda Ochs geb. Weis (1896), Leo Ochs (1883), Sylva Ochs (1922), Hermine Oppenheimer geb. Nachmann (1873), Hedwig Scheuer geb. Weis (1887), Julie (Julchen) Schwarzschild geb. Löwenstein (1886), Benny Schönfeld (1908), Clementine Schönfeld geb. Nachmann (1875), Edith Simon (1928), Friederike Simon geb. Weis (1884, siehe Kennkarte unten), Elise Sril (1883), Berta Weis geb. Weis (1884), Elise Weis geb. Weis (1885), Else Weis (1900), Siegfried Weis (1889(m Erna Wolf (1889).        
Von den in Massenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Martha Baum (1881), Frieda Grünebaum (1893), Albert Lang (1909), Frieda Löwenstein (1884), Bernhard Metzger (1873), Julius Metzger (1875), Gustav Schwarzschild (1883), Julie Schwarzschild (1886), Julius Schwarzschild (1888),    
Von den
in Langenhain geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Lina Baer geb. Rosenthal (1883), Albert Rosenthal (1905), Gustav Rosenthal (1873), Hedwig Rosenthal (1904), Julius Rosenthal (1907), Moritz Rosenthal (1881), Rosa Rosenthal geb. Rosenthal (1888), Emma Wallerstein geb. Rosenthal (1871). 
Auf dem jüdischen Friedhof erinnert eine Gedenktafel mit 34 Namen an die Ermordeten der NS-Zeit.     
  

  
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 / 1885 / 1899 / 1901 / 1921

Wallau Israelit 24011884.jpg (44600 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1884: "Für die Kultusgemeinde Wallau bei Wiesbaden wird ein geprüfter Lehrer, Chasan und Schochet gesucht. Gehalt Mark 800, Einkünfte für die Schechitah trägt Mark 500 ein. Außerdem noch einige hundert Mark Nebenverdienste. Nur Deutsche werden berücksichtigt. Offerten nebst Zeugnissen zu seinen an Eleasar Löwenstein, Wallau bei Wiesbaden."
   
Wallau Israelit 16111885.jpg (101829 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1885: "Gesuch. Wir suchen einen orthodoxen Religionslehrer, der gleichzeitig die Stelle als Vorbeter und Schochet zu versehen hat, derselbe muss musikalisch sein, um einen Chor zu leiten und seminaristische Ausbildung genossen haben. Polen und Russen werden nicht berücksichtigt. Bewerber wollen unter Beilegung von beglaubigten Kopien ihrer Zeugnisse und Beschreibung ihres bisherigen Lebenslaufs, sowie ihrer Familienverhältnisse sich für die Stelle, welche bis zum 1. Mai 1886 zu besetzen ist, melden. Gehalt 6-800 Mark, wozu noch ein Nebeneinkommen von ca. 500 Mark kommt, freie Wohnung beim Synagogengebäude mit Benutzung eines schönen Obst- und Pflanzgartens. Reisekosten werden nur dem Gewählten erstattet. 
Wallau bei Wiesbaden, 10. November 1885. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde."
   
Wallau Israelit 08091899.jpg (45864 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1899: "Die israelitische Kultusgemeinde Wallau, Landkreis Wiesbaden, sucht per sofort einen seminaristisch gebildeten Lehrer, Schochet und Kantor. Verheiratete bevorzugt. Fixes Gehalt pro Jahr 700 Mark nebst 3-400 Mark Nebeneinkommen sowie schöner Wohnung mit Garten. Anmeldung an den Vorstand Schwarzschild in Massenheim Post Flörsheim."
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. September 1901: "Die Stelle eines Lehrers, Schochets und Vorbeters in Wallau bei Wiesbaden ist per sofort zu besetzen. Einkommen 1.100 Mark in l. des Ertrages der Schechita, sowie sonstiger Nebeneinkünfte nebst freier, schöner Wohnung und großem Garten. Verheiratete Beamte bevorzugt. Ausländer bleiben ausgeschlossen. Meldungen unter Beifügung der Zeugnisse nimmt entgegen 
Der Vorstand: Moses Schwarzschild I.,
Massenheim bei Flörsheim am Main."    
 
Wallau Israelit 15091921.jpg (42255 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1921: "In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schauchets per 1. November eventuell später zu besetzen. Gehalt nach Vereinbarung. Schöne Wohnung mit Garten vorhanden. Geeignete Bewerber gesetzestreuer Richtung wollen sich unter Beifügung von Zeugnissen melden. Wallau, Kreis Wiesbaden. Der Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde. Sigmund Falk."

  
Der jüdische Lehrer Josua Falkenstein wird Ehrenmitglied aller Vereine in Wallau (1891)

Wallau Israelit 05021891.jpg (34186 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1891: "In Wallau (Nassau) herrscht zwischen Juden und Christen ein schönes Verhältnis. Als Beweis hierfür dient, dass der israelitische Lehrer daselbst, Herr Falkenstein, welcher zum Ehrenmitglied aller daselbst bestehenden Vereine ernannt worden ist, schon oft bei festlichen Gelegenheiten zum Sprecher in diesen Vereinen erwählt wurde; auch beim jüngsten Geburtstag des Kaisers war dies der Fall."   

      
Der Lehrer a.D. Josua Thalheimer wird ausgezeichnet (1905)
Anmerkung: Lehrer Josua Thalheimer war zu keiner Zeit Lehrer in Wallau, doch hat er sich nach Eintritt in den Ruhestand offenbar hier niedergelassen. Er wird auch auf einer Lehrerkonferenz in Limburg 1908 als Teilnehmer "aus Wallau" genannt.   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Juni 1905: "Der Religionslehrer a.D. Josua Thalheimer zu Wallau im Landkreise Wiesbaden, bisher zu Falkenstein im Obertaunuskreise, hat den Adler der Inhaber des Königlichen Hausordens von Hohenzollern erhalten." 

    
Hinweis auf den bis 1926 in Wallau tätigen Lehrer und Kantor Siegmund Friedemann (1902-1984)
  

Hachenburg SFriedemann 010.jpg (19890 Byte)Über den Lebenslauf von Kantor Siegmund Friedemann informiert ein französischer Artikel von Joë Friedemann in judaisme.sdv.fr: Link zu diesem Artikel (auch als pdf-Datei eingestellt    
Siegmund Friedemann ist am 3. April 1902 in Altstadt-Hachenburg geboren. Er ließ sich am "Bildungsseminar für Jüdische Lehrer" in Hannover ausbilden. Nach abgeschlossenem Studium war er in Camberg tätig, anschließend in Wallau. 1926 trat er Stelle des Lehrers und Kantors in Merzig an. Hier heiratete er Herta geb. Kahn. Seit 1930 war er in Saarbrücken tätig. Im Oktober 1936 trat er in den Dienst der Gemeinde von Saverne (Zabern). Nach dem deutschen Einmarsch folgten Jahre, die durch Internierung, Flucht und ständige Bedrohung geprägt waren. Seit 1946 wieder im Dienst von Gemeinden im Bereich Elsass-Lothringen: Sarrebourg, Belfort und Sarreguemines.        

     
     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Die jüdische Gemeinde benötigt eine neue Torarolle (1903)

Wallau Israelit 27041903.jpg (56712 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1903: "Die Bezirks-Kultusgemeinde Wallau (Landkreis Wiesbaden beabsichtigt, eine 
Torarolle
(Sefer) 
schreiben zu lassen. Die Länge der Pergamentfläche soll 60 cm betragen. Für eine einwandfreie Schrift, und die Verwandlung von nur tadellosem Material, muss schriftliche Garantie geleistet werden. Angebote mit Preisangabe sind zu richten nach Massenheim am 
M. Schwarzschild I., Kultusvorsteher.
"   

   
Spendenaufruf für eine jüdische Witwe aus Delkenheim (1904)  

Massenheim Israelit 11021904.jpg (66188 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1904: "Aufruf
Eine arme, hilflose Witwe aus Delkenheim bei Hochheim am Main, Mutter zweier unmündiger Kinder, bittet edeldenkende Glaubensgenossen um milde Gaben, damit sie eine rückständige Bauschuld von 60 Mark, die durch Zwangsvollstreckung eingetrieben werden soll, begleiten kann. Etwaige Spenden befördert und quittiert in dieser Zeitung 
M. Schwarzschild I.
Kultusvorsteher zu Massenheim bei Hochheim am Main."   

    
Gemeindebeschreibung 1936

Wallau GblIsrGF Juni1936.jpg (168660 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" im Juni 1936: "Wallau. Altes Dorf mit kaum 1000 Seelen, von Wiesen und Feldern umgeben. Der erste Jude schon 1536 ansässig; später ansehnliche Judengemeinde, die 1701 das Grundstück, auf dem die Synagoge steht, wohl auch das Haus selbst, denn dieses stand damals sicherlich schon erwerben konnte. Heute nur noch etwa 20 Seelen. Die jetzige Synagoge erstand 1885 und birgt als sehenswerte alte Holzschnitzerei einen mindestens 200 Jahre alten, 1.80 m hohen Chanukkaleuchter aus der Synagoge Breckenheim. Aus Wallau stammte R. Chajim Leser Wallau, treuer Anhänger des bedeutenden Spätkabbalisten R. Nathan Adler in Frankfurt, und gleich diesem mit dem Banne des Frankfurter Rabbinats bedroht. Er konnte sich aber in Frankfurt behaupten und wirkte dort etwa 1780 bis 1800 sogar als Rabbinats-Assessor. Heute gehören alle Gemeinden des ‚blauen Ländchens’ (Anmerkung: Die Bauern des Ländchens trugen frühe blaue Kittel, ihre Frauen blaute Röcke. Gewaschen wurde überall am selben Tage. Die an den Leinen trockenen Kittel und Röcke ließen das ganze Ländchen blau erscheinen) nördlich und südlich der Frankfurter Straße zu Wallau und halten dort ihren Gottesdienst. Von ihnen besaß nur Breckenheim Selbständigkeit und etwa 250 Jahre hindurch eigene Synagoge, deren Inventar und Memorbuch (von 1746) heute in Wallau sind, und die selbst heute Bauwerkstatt des Baumeisters Ph. Becht ist. Aus Breckenheim kam der Kupferkönig Benjamin Löwenstein in New York, dem manche bürgerliche Gemeinden und Vereine des Ländchens sowie die Israelitische Kultusgemeinde Wallau beträchtliche Spenden verdanken. Heute leben keine 100 jüdische Seelen im Ländchen mehr. Erwähnt sei noch eine, vielleicht auf deutschem Boden die letzte Legende um einen Juden, den Lehrer und Schächter Hirsch Falk, gestorben 1891 in Wallau. Ihm wollte auf nächtlichem Waldwege eine Erscheinung sein zur gleichen Zeit zur Welt kommendes Kind für Gold abkaufen. Falk lehnte ab und blieb lieber ein armer Mann. Als Bestätigung jenes Erlebnisses sei nach Falks Heimkehr ein schwarz umrandeter Kreis auf seinem Tisch sichtbar geworden. Der Tisch steht noch im Hause der Enkelin Hirschs, Frau Selma Levy geb. Falk, in Wallau. Ein Gedicht ‚Das Gold im Walde’ von C.C. Wendel schildert das Erlebnis. – Von Wallau eine Viertelstunde südwärts auf dem Fußpfad längs des Wickersbaches und man ist an der gefährlichsten Stelle der im übrigen hervorragenden Autostraße Frankfurt – Wiesbaden, dem ‚Wandersmann’. Hier starb eine bedeutende Führerpersönlichkeit der Frankfurter jüdischen Jugend, Dr. Ernst Wolf, als Opfer eines Unfalls. Von hier ¾ Std. (3 km) bis zur Straße nach der Domäne Mechtildshausen, da ½ Std. südwestabwärts liegt. Hier hielt Barbarossa, der ja, wenngleich in bester Absicht, die Bezeichnung ‚Kaiserliche Kammerknechte’ für die Juden schuf, 1184 einen seiner glänzendsten Fürstentage ab…"

      
      
Berichte über einzelne Personen aus der Gemeinde  
Über Ludwig Schwarzschild (1895 -
)
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 194 mit Hinweis auf ursprüngliche Quelle: Israelit. Familienblatt 22.3.1917 bzw. Paul König: Die Fahrt der Deutschland. Berlin 1916).

Wallau Schwarzschild 050.jpg (102407 Byte)

Wallau Schwarzschild 051.jpg (99615 Byte)Glückwunschbrief des Präsidenten der Nassau-Loge (U.O.B.B.), Stadt und Bezirksrabbiner an Ludwig Schwarzschmid: "Wiesbaden - 10.IX. 16. Sehr geehrter Herr Schwarzschild. Die Nassau-Loge U.O.B.B. (United Order Bnei Berith) in Wiesbaden nimmt gern Veranlassung, dem tapferen und mutigen Mitglied der Mannschaft des Unterseeboots Deutschland zur glücklichen Heimkehr herzlichen Glückwunsch auszusprechen. Sie freut sich außerordentlich, dass ein Sohn des Nassauer Landes mit bei dieser Fahrt war, insbesondere aber darüber, dass Sie durch Ihre Teilnahme von der Tapferkeit des Juden neues Zeugnis abgelegt haben. So gereicht Ihre Teilnahme uns deutschen Juden zu freudigem Stolz! Die Nassau-Loge bitte Sie beifolgende Aufmerksamkeit freundlichst anzunehmen und verbleibt mit besten Grüßen i.A. Der Präsident (gez.) Dr. A. Kober, Stadt- und Bezirksrabbiner". 

Ludwig Schwarzschild, geb. 1895 in Massenheim,
 wurde 1915 zur Marine eingezogen und machte
 den Krieg auf dem U-Kreuzer "Deutschland" mit.
 Er emigrierte 1933 nach Frankreich und lebte
 später in den USA.

       
In der Familie Gustav Kahn in Diedenbergen wurden Pflegekinder untergebracht (1902)      

Dietenbergen Israelit 11121902.jpg (64532 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Dezember 1902: 
"Drei Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen, wurden ohne Grund durch die Polizei von mir abgeholt und in einer christlichen Anstalt untergebracht. Edelgesinnte Glaubensgenossen bitte ich, sich meiner armen Kinder anzunehmen, damit ich sie wieder bekomme. 
Isaac Braunstein, 
Frankfurt am Main, Albusgasse 48."      
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1902: "Frankfurt, 17. Dezember (1902). Zur Richtigstellung Ihrer Annonce 'Isaac Braunstein' in Nr. 98 Ihres Beiblattes beehre ich mich, Ihnen Folgendes zu berichten: 
Rosa Braunstein, geb. 25. Juli 1891, Clemens Braunstein, geb. 17. August 1893, sind bei Herrn Gustav Kahn I in Diedenbergen bei Hofheim im Taunus in einem religiös jüdischen Hause, durch das Pflegamt des Almosenkastens der israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main untergebracht. 
Josef Braunstein, geb. am 25. Juli 1890, welcher auch daselbst untergebracht war und zweimal entlaufen ist, wurde vom Königlichen Polizei-Präsidium in Folge Erlasses vom 1. Dezember 1902 des Königlichen Amtsgerichts zur zwangsweisen Fürsorgeerziehung in die 'Israelitische Erziehungsanstalt' zu Repzin bei Schiewelbein verbracht, woselbst er sich jetzt befindet. Die erwähnten Kinder mussten wegen vollständiger Verwahrlosung und mit großen Kosten, und zwar mit ausdrücklichem Einverständnis des Vaters untergebracht werden. H. Lehmann."    

  
Kriegsauszeichnung für Ludwig Schwarzschild aus Massenheim (1917) 

Massenheim FrfIsrFambl 09031917.jpg (18698 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. März 1917: "Massenheim. Ludwig Schwarzschild, zur Zeit auf einem Unterseeboot, wurde mit dem oldenburgischen Friedrich August-Kreuz 1. und 2. Klasse ausgezeichnet."  

  
 Hinweis auf einen Bericht über den aus Nordenstadt stammenden Emanuel Nachmann (in Rüsselsheim)   
   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 

Anzeige des Getreide- und Fütterungsartikel-Geschäft Alfred Löwenstein in Wallau (1903)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1903: 
"Für mein Getreide- und Fütterungsartikel-Geschäft einen kräftigen 
Lehrling
sofort 
gesucht. 
Alfred Löwenstein
. Wallau bei Wiesbaden."        

   

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte der in Nordenstadt geborenen 
Friederike Simon geb. Weis
 
 Nordenstadt KK MZ Simon Friederike.jpg (83961 Byte)  
   Kennkarte (Mainz 1939) für Friederike Simon geb. Weis (geb. 21. September 1884 in Nordenstadt), 
wohnhaft in Vendersheim und Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab Darmstadt in das 
Ghetto Theresienstadt, am 29. Januar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet    
 

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge           
     
1701 war ein Betraum ("Judenschul") in dem einer jüdischen Familie gehörenden Gebäude Enggasse No 79 (Hofraite 16) eingerichtet. Später wurde der Betsaal in einem Nebengebäude zu diesem Wohnhaus eingerichtet. Auf dem Grundstück befand sich auch das rituelle Schlachthaus.  
 
Um 1850 stellte die Gemeinde den Antrag zum Bau einer Synagoge, an Stelle der bisherigen Gebäude (Wohnhaus mit Anbau der Synagoge). Von der herzoglichen Ministerialabteilung des Innern in Wiesbaden wurde der Antrag abgelehnt. Erst in den 1880er-Jahren konnte der Neubau verwirklicht werden. 1885 wurde durch Um- und Anbau des erhaltenen gebliebenen Wohnhauses ein neues jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge, jüdische Schule und Lehrerwohnung erstellt.  
  
Die Einweihung der neuen Synagoge beziehungsweise des Gemeindezentrums fand am 4./5. Dezember 1885 durch Bezirksrabbiner Dr. Silberstein aus Wiesbaden statt:     

Wallau AZJ 05011886.jpg (49773 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Januar 1886: "Man schreibt uns aus Nassau: Am 4. dieses Monats fand in üblicher Weise die Einweihung der Synagoge in der israelitischen Kultusgemeinde Wallau unter allgemeiner Beteiligung seitens der Bevölkerung statt. Die Festrede hielt ihr Bezirksrabbiner Dr. Silberstein von Wiesbaden, der auch am folgenden Sabbat (Schabbat Chanukka = Samstag, 5. Dezember 1885) in der neuen Synagoge predigte."  

Durch den Umbau war aus dem bisherigen Wohnhaus die Schule mit Lehrerwohnung geworden; das Synagogengebäude wurde angebaut (vgl. Fotos unten). Dabei wurde der Synagogenanbau in derselben Höhe wie das Wohnhaus angebaut (mit fortlaufendem Forst des Daches). In der Synagoge stand ein mindestens 200 Jahre alter, 1,80 m hoher Chanukkaleuchter aus der ehemaligen Synagoge in Breckenheim.  
 
1920/21 wurde der Gebäudekomplex renoviert. Zuletzt hatte die Synagoge 40 Männer- und 24 Frauenplätze. Als nach 1933 viele der jüdischen Gemeindeglieder von Wallau weggezogen waren und kein Gottesdienst mehr abgehalten werden konnte, wurde das Gebäude an eine nichtjüdische Familie verkauft. Beim Novemberpogrom 1938 drangen dennoch angeblich auswärtige SA-Leute in das Gebäude ein, demolierten die Inneneinrichtung und warfen die noch vorhandenen Kultgegenstände auf den Hof. Danach lud man alles auf den Leichenwagen der jüdischen Gemeinde, fuhr unter Gejohle durch den Ort und Sportplatz, wo alles verbrannt wurde.  
  
1967 wurde der Gebäudekomplex abgebrochen, nachdem die ehemalige Synagoge mit dem Schulhaus baufällig geworden waren. An Stelle der Synagoge und des Schulhauses wurde ein Einfamilienhaus erbaut (1970 bezogen). An der Garage dieses Hauses wurde - von der Straße sichtbar - eine Gedenktafel angebracht.  
  
  
Adresse/Standort der Synagoge          Bachgasse 4   
  
  
Fotos 
(Quelle: Altaras s. Lit. 1988 S. 167).   

Historische Aufnahmen   Wallau Synagoge 150.jpg (96626 Byte) Wallau Synagoge 151.jpg (93567 Byte)
   Blick auf das ehemalige jüdische
 Gemeindezentrum (nach Verkauf des
 Gebäudes): im linken Teil sowie im Vorbau
 waren die Schule und die Lehrerwohnung,
 rechts die Synagoge 
Blick auf die 
ehemalige Synagoge
   
         
     
Computer-Animation von Dipl.-Ing. 
Jürgen Eckhardt (siehe 
Website ca-wallau.com
mit weiteren 
Fotos, Plänen, Beschreibungen und Texten  
Wallau Synagoge 250.jpg (57635 Byte) Wallau Synagoge 251.jpg (12617 Byte)
  Außenansichten der ehemaligen Synagoge
      
Wallau Synagoge 254.jpg (40380 Byte) Wallau Synagoge 252.jpg (7753 Byte) Wallau Synagoge 253.jpg (6050 Byte)
Grundrissplan Innenansichten der Synagoge
   

3d-Animation der Synagoge Wallau von Dipl.-Ing. Jürgen Eckhardt - als Video bei youtube eingestellt    

  
 
  

      
Aufnahme um 1980   Wallau Synagoge 152.jpg (68220 Byte) Neuere Fotos des Grundstückes der
 ehemaligen Synagoge und der Gedenktafel
 werden noch erstellt; über Zusendungen
 freut sich der Webmaster der "Alemannia
 Judaica", Adresse siehe Eingangsseite
  Das an Stelle der ehemaligen Synagoge
 erbaute Wohnhaus
 
     

      
      
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

Oktober 2009: "Stolperstein"-Verlegung in Wallau und Diedenbergen  
Artikel vom 14. Oktober 2009 in "Frankfurt-live.com" (MTK-News) (Artikel): 
Stolpersteine in Diedenbergen und Wallau verlegt. 
An sieben Orten in den Hofheimer Stadtteilen Diedenbergen und Wallau hat der Künstler Gunter Demnig am Dienstag, 13. Oktober 2009, Stolpersteine verlegt. Sie liegen jeweils vor dem letzten freiwilligen Wohnort der ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und -bürger. 
Am Mittag begann die Verlegung in der Casteller Straße 70 in Diedenbergen, wo zwei Steine für die Familie Kahn in den Gehweg eingebracht wurden. Weiterhin wurden verlegt: In Diedenbergen sechs Steine für die Familien Kahn und Forst in der Marxheimer Straße 9; fünf Steine für die Familie Kahn in der Hintergasse 22; vier Steine für die Familie Simon in der Wildsachsener Straße 1; vier Steine für die Familie Cohn in der Wildsachsener Straße 2; in Wallau drei Steine für die Familie Leopold in der Langenhainer Straße 14; drei Steine für die Familie Levi in der Bleichstraße 12..."      
Weitere Informationen zum Thema Stolpersteine auf der städtischen Homepage www.hofheim.de  im Bereich Stadtportrait.     
    
Februar 2010: Auf den Spuren der Massenheimer Juden   
Artikel im "Wiesbadener Kurier" von Astrid Moos-Philipp vom 19. Februar 2010 (Artikel): "Viele Massenheimer Juden waren Sänger.  
HOCHHEIM. STOLPERSTEINE Namen in Annalen der Vereine/Arbeitsgemeinschaft ruft Bevölkerung auf, Fotos für Broschüre einzusenden
Nachdem jetzt Hobby- und Profi-Historiker akribische Vorarbeit geleistet haben, geht die Suche nach Spuren ehemaliger Mitbürger, die Juden waren, in Hochheim und Massenheim weiter. Während die Suche nach ehemaligen Mitgliedern, die Juden waren, in einigen Vereinen noch im Gange ist, ruft die Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine nun dazu auf, ihr Fotos jener Häuser in Hochheim und Massenheim zu schicken, die der letzte freiwillig gewählte Wohnsitz jener ehemaligen Mitbürger waren (Adressen siehe Kasten) und vor denen die Stolpersteine verlegt werden sollen. Die Fotos sollen mit anderen Bildern und Dokumenten in eine Broschüre einfließen, die über die Schicksale der aus Hochheim und Massenheim vertriebenen und ermordeten Juden erinnern und die Aktion Stolpersteine illustrieren soll...".   
   
März 2010: Weiteres zu den Massenheimer jüdischen Einwohnern und ihren Schicksalen   
Artikel im "Wiesbadener Kurier" von Astrid Moos-Philipp vom 5. März 2010 (Artikel): 
"Flucht vor der Todesmaschinerie.   
MASSENHEIM. SPURENSUCHE Ingeborg Schmollinger-Bornemann zeichnet die Geschichte der Juden in Massenheim nach. 

Die Suche nach Spuren ehemaliger jüdischer Mitbürger des Dorfes Massenheim für die Dokumentationen im Zusammenhang mit der Verlegung der Stolpersteine ist für Ingeborg Schmollinger-Bornemann immer noch nicht ganz abgeschlossen. Seit vielen Jahren erforscht sie die Geschichte der Massenheimer Juden und hat dabei auch noch eine Reihe von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen befragt, Auskünfte, Dokumente und Fotos erhalten. Es fehle aber nach all den Jahren immer noch ein Foto von Gustav und Julie Schwarzschild, und Schmollinger-Bornemann hofft, dass jemand eines doch noch auftreiben und zur Verfügung stellen könnte. 
In Massenheim sollen im Mai vor drei Häusern Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig verlegt werden, die an 15 Massenheimer Juden erinnern werden. Die meisten von ihnen überlebten, weil ihnen zwischen 1937 und noch bis 1941 die Flucht nach Südafrika und, manchen über Schanghai, das Entkommen vor der Verfolgung durch die Nazis in die USA gelang. Allein Gustav und Julie Schwarzschild konnten ihr Leben nicht durch Flucht retten..."   
   
Mai 2010: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" am 10. Mai  
Pressemitteilung (Pressemeldung-Hessen.de) der Kreisstadt Hofheim am Taunus von 4. Mai 2010 (Pressemitteilung): 
"Hofheim am Taunus: Stolpersteine werden in Hofheim, Langenhain und Wallau verlegt. 
HOFHEIM
An fünf Orten in Hofheim und den Stadtteilen Langenhain und Wallau werden am Montag, 10. Mai 2010, Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Der Künstler Gunter Demnig wird die Steine wieder jeweils vor dem letzten freiwilligen Wohnort der ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und -bürger in den Gehweg einlassen. Diese vierte Verlegung von Stolpersteinen im Stadtgebiet Hofheim beginnt um 9.00 Uhr im Roedersteinweg in Hofheim, die letzte Verlegestelle ist in der Taunusstraße in Wallau. 
Verlegt werden Steine: im Roedersteinweg 4 für Emma Kopp; 
in Langenhain, Am Jagdhaus 17, für Lina Beer;
in Wallau, Wiesbadener Straße 8, für Rosa Thalheimer, Siegfried Thalheimer, Waldemar Thalheimer, Martha Thalheimer, Ruth Thalheimer;
in Wallau, Bachgasse 4, für: Manfred Aron, Fanny Aron, Sara Sitta Aron, Henny Mirjam Aron, Lea Esther Aron, Eva Aron, Wolf Aron, Rachel Pschisocher, Sally Aron, Elieser Josef Aron, Nanny Aron, David Aron, Josus Kalmann Aron;
in Wallau, Taunusstraße 25, für Willy Falk, Julie Falk, Herbert Falk, Erna Falk, Martin Falk.
Biografien, soweit das Stadtarchiv sie ermitteln konnte, werden während der Verlegung zu den einzelnen Personen verlesen.
Erster Stadtrat Wolfgang Exner, Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Vater, Mitglieder städtischer Gremien, Vertreter der Kirchengemeinden, Hausbesitzer und Paten werden den Künstler begleiten. Interessierte Hofheimerinnen und Hofheimer sind zur Verlegung ebenso willkommen.
Im Jahr 1997 begann der Kölner Künstler Gunter Demnig erstmals mit der Verlegung der Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Inzwischen liegen mehr als 22.000 Stolpersteine in über 530 deutschen Orten und auch im angrenzenden Ausland.
Die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung Hofheim hatten im Februar 2007 beschlossen an diesem Projekt teilzunehmen.
Veranstalter ist der Magistrat der Stadt Hofheim, Team Stadtmuseum/Stadtarchiv." 
   
November 2011: Erinnerung an die Wallauer Juden   
Artikel von Martina Weyand-Ong im "Wiesbadener Kurier" vom 11. November 2011: 
"Geschichte Wallauer Juden.  Pogromnacht. Erinnerung an die Wallauer Juden / Die Geschichte des Hauses Wiesbadener Straße 8...."  
Link zum Artikel - auch eingestellt als pdf-Datei.     
 
Juli 2015: Eine Ausstellung erinnert an die Wallauer Juden   
Artikel von Doris Preusche im "Höchster Kreisblatt" vom 2. Juli 2015: "Jüdische Gemeinde in Wallau Tragische Geschichten
Bei der Eröffnung konnte Erwin Born noch nicht allzu viele Besucher begrüßen. Doch es gibt noch zwei weitere Termine, an denen geöffnet ist. " 
Link zum Artikel       

   
    

    
Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Stadt Hofheim am Taunus mit Seite zu Wallau    
bulletTexte, Fotos und Computeranimation zur Synagoge in Wallau   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Wallau 

Quellen

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Wallau mit den umgebenden Orten u.a. Diedenkirchen und Langenhain  
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Diedenkirchen sind vorhanden (zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,109  Geburtsregister der Juden von Diedenbergen  1788 - 1804, 1841 mit einer Liste der neu angenommenen jüdischen Familiennamen 1841   
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3283431
      
   
Zu Langenhain sind vorhanden: 
HHStAW e65,512  Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Langenhain: Jüdisches Geburtsregister 1803 - 1815, Jüdisches Trauregister 1807 - 1813, Jüdisches Sterberegister 1807 - 1817  
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3752670   
    
Zu Massenheim sind vorhanden:    
HHStAW 365,577   Geburts- und Sterberegister der Juden von Massenheim:  Geburtsregister 1786 - 18916 und Sterberegister 1789 - 1821   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v131326      
  
Zu Nordenstadt sind vorhanden:    
HHStAW 365,967   Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Nordenstadt  1721 - 1817, enthält vor allem einen Auszug aus dem Kirchenbuch, aber auch eine Übersicht der "Judensippen" von 1943  
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5135428    
HHStAW 365,649   Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Nordenstadt  1775 - 1817: Geburtsregister  1775 - 1817, Trauregister  1788 - 1817 und Sterberegister 1775 - 1814   
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v291112    

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 337-340.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 194.    
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S.166-167.   
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 141. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 236-237.    
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 458-459. 
bulletMonica Kingreen: "Die Juden sind zur Auswanderung schärfstens anzuhalten". Dokumente belegen, dass NS-Landrat Brunnträger eifrig bestrebt war, den Main-Taunus-Kreis "judenfrei" zu machen. In: Frankfurter Rundschau. Rhein-Main & Hessen vom 11.12.1999.  
bullet Wolfgang Fritsche/Frank Bartelt: Jüdische Familien in Wiesbaden 1818-1946 Band 1: Breckenheim/Delkenheim. 194 S. zahlr. Abb. Thorsten Reiß Verlag 2017. ISBN 978-3-942902-11-3.  28.-- €.
Informationen auf Verlagsseite   
Buchvorstellung von Sylvia Winnewisser im Wiesbadener Tagblatt vom 16. April 2018: "Wiesbaden. Neue Buchreihe über jüdische Wiesbadener Familien.
WIESBADEN -
'Wir haben den ehrgeizigen Plan, die weiße Karte mit Farbe auszufüllen.' Frank Bartelt und Wolfgang Fritzsche stellten in der Landesbibliothek ihr Buch, den ersten Band einer Reihe über jüdische Familien in Wiesbaden von 1818 bis 1946, vor. Die ersten beiden Flecken auf der Wiesbadenkarte, die das Cover des Buches ziert, sind ausgefüllt: Breckenheim und Delkenheim.
Drei Jahre Arbeit und das Sammeln von Personendaten stecken darin. Nun sind 15 Familien, etwa 500 jüdische Personen, darin aufgeführt, die allesamt in den beiden damals noch unabhängigen Orten geboren wurden, geheiratet haben und dort gestorben sind. In beiden Orten sind jüdische Familien bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts nachweisbar. Viele davon hatten den Ort während des 30-jährigen Krieges verlassen und waren danach zurückgekehrt. 'Die Juden lebten in diesen Gemeinden meist als Händler oder Kaufleute', so Bartelt, der als freiberuflicher Kunsthistoriker arbeitet und bereits die Daten von 18 000 Juden in Wiesbaden gesammelt hat. Der für das Buch gewählte, viel spätere Zeitrahmen hat seine Gründe. Eine der Hauptquellen sind die Standesmatrikel oder Personenstandsregister, die in Nassau ab 1818 systematisch angelegt wurden. Das zeitliche Ende der Sammlung des Buches wurde in die Zeit gelegt, als in Wiesbaden die jüdische Gemeinde gegründet wurde. Weitere Quellen waren neben Hessischem Staatsarchiv und Stadtarchiv Personen, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren sind und Daten liefern konnten, Verfolgte, die Nachfahren von Holocaust-Überlebenden, oder solche, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Übersee ausgewandert waren. Einer dieser Nachfahren, John Paul Lowens, gründete in New York das Familienarchiv die Ernest-Löwenstein-Sammlung und konnte zum Buch wichtiges Material beisteuern, vor allem Fotos. Nachlässe und Testamente, in denen alle Nachfahren benannt wurden, lieferten weiteres. So erfuhr man zum Beispiel von der Existenz eines Betraumes in Breckenheim in der Alten Dorfstraße. Nicht zuletzt der Fund einer Genisa (ein vermauerter Hohlraum im Haus zur Aufbewahrung jüdischer Schriften) aus dem Jahr 1832 im Haus der Familie Kehrmann in Delkenheim 2005 lieferte historische Schriftstücke, die auch Aufschluss über familiäre Zusammenhänge gaben."
Link zum Artikel   

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Wallau  (now part of Hofheim am Taunus) Hesse-Nassau. Established in 1701, the community renovated its synagogue in 1885 and numbered 15 in 1905, with another 120 or so members in Nordenstadt, Diedenbergen, Delkenheim, Massenheim and other villages nearby. Affiliated with the rabbinate of Wiesbaden, the united community dwindled from 109 in 1925 to 60 in 1938. The synagogue's Torah scrolls were destroyed on Kristallnacht (9-10 November 1938), although the building survived. Fifteen members of the community emigrated in 1933-38, 40 were deported in 1942, and 34 perished in the Holocaust.  
  
     

                   
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Stand: 15. Oktober 2013