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im Elsass" 
     
 
Schirrhofen
 (Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass)  
Synagogue / Synagoge  
Übersicht:   
  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde           
     
In Schirrhoffen bestand eine jüdische Gemeinde bis in Zeit nach dem Ersten
Weltkrieg. Ihre Entstehung geht in das 18. Jahrhundert zurück. Seit  1723 war
Juden die Niederlassung erlaubt. 1784 wurden 27 jüdische Familien mit
127 Personen gezählt. 
  
 
 In der ersten Hälfte des  19. Jahrhunderts
entwickelte sich Schirrhoffen zu einer der bedeutendsten Gemeinden der Region
Bas-Rhin. Die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder entwickelte sich wie
folgt: 1807 184 jüdische Einwohner,  1841 445 jüdische Einwohner (von
insgesamt 645 Einwohnern), 1851 409, 1866 427, 1880 342, 1900 188. 
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder
insbesondere durch Auswanderung nach Amerika, weniger durch Abwanderung in die
Stadt zurück.  
  
 
An  Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und seit 1881 ein eigener Friedhof. 
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren ein Rabbiner und ein
Lehrer angestellt, die auch die Vorbeterdienste übernahmen.  
    
 Von 1815 bis 1910 war
Schirrhoffen Rabbinatssitz. Unter den Rabbinern sind zu nennen:  
-  Rabbiner Aron Lazarus (Aron ben Elieser Schach; geb. 1786 in Mainbernheim
als Sohn des Dajan Elieser ben Aron, Dajan in Mainbernheim,
gest. 1854 in Schirrhofen): studierte in Lauterbourg;
war seit April 1826 Rabbiner in Schirrhofen; eröffnete auch eine Jeschiwa, in
der er seine Schüler auch in die Kabbala einführte. 
-  Rabbiner Zacharie Lazarus (geb. 1829 in Schirrhofen als Sohn des
o.g. Rabbiners Aron Lazarus, gest. 1897 in Westhoffen, Unterelsass): studierte
1847-1855 an der École rabbinque in Metz; 1855 bis 1872 Rabbiner in
Schirrhoffen, seit 1872 Rabbiner in Westhoffen.  
-  Rabbiner Félix Blum (geb. 1847 in Bischheim,
gest. 1925 in Straßburg): studierte 1866-72 an der École rabbinique in Paris;
1873 bis 1875 Rabbiner in Schirrhofen, ab 1875 in 
Fegersheim ab 1886 in
Phalsbourg, Lothringen; um/vor 1890/91 in Brumath, 1899 in Mulhouse. 1922 in den
Ruhestand nach Straßburg.   
- 
-  Rabbiner Simon Lévy (geb. 1838 in 
Balbronn, gest. 1898 in
Schirrhoffen): studierte in Metz und Paris; ab 1867 Rabbiner in 
Ingwiller, 1875
bis 1898 Rabbiner in Schirrhoffen.   
Rabbiner Dr. Zacharias Wolff (geb. 1840/41 in 
Pfungstadt, gest. 1915 in
Straßburg): studierte in Gießen, 
Würzburg und Berlin; 1867 bis 1882 Lehrer
und Prediger der Gemeinde Biblis und Direktor der dort von ihm gegründeten
israelitischen Bürgerschule; seit 1882 Direktor der Rabbinervorbereitungsschule
in Colmar; 1899 bis 1902 Rabbiner in Schirrhoffen (Bericht zu seiner
Amtseinführung 1899 unten bei der Geschichte der Synagoge), danach nach
Bischheim berufen.    
- Rabbiner Dr. Sylvain Lehmann (geb. 1875 in Guebwiller, gest. 1938 in
Bischwiller): studierte in Colmar und Berlin; nach 1902 Rabbiner in
Schirrhoffen-Bischwiller; 1910 wurde das Rabbinat nach Bischwiller
verlegt, wo er bis 1938 amtierte. Zunächst gab er noch wöchentlich
Religionsunterricht in Schirrhofen.  
   
 
 Aus der Gemeinde
stammte u.a. der Schriftsteller  Alexandre Weill (1811-1899). Auf Grund
der zeitweise weit mehr als die Hälfte der Einwohner umfassenden Zahl der
jüdischen Einwohner gab es mehrfach jüdische Bürgermeister des Ortes: 1846
bis 1864 Levy, 1864 bis 1884 Weil, 1884 bis 1905 Simon Heymann (siehe Bericht
unten) und 1905 bis 1907
Salomon Kahn (1832-1907).    
  
 
 1905 gehörten der jüdischen Gemeinde noch 188 Personen an, 1910
83, 1912 50, von denen
die meisten jedoch innerhalb der nächsten beiden Jahrzehnte vom Ort verzogen.
Die letzten jüdischen Einwohner wurden in der NS-Zeit deportiert. 
  
 
 Von den in Schirrhofen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Henriette Strauss geb. Kahn (1870). 
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde              
     
Allgemeiner Artikel zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (1911)   
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Juli 1911:
      "Straßburg im Elsass, 21. Juli (1911). Traurig mutet es an, wenn man
      die Kultusgemeinde  Schirrhofen betrachtet, die vor noch nicht so langer
      Zeit zu den größten Landgemeinden des Elsass gehörte und heute in die
      Reihe der kleinsten eingerückt ist. Wie rasch die Abnahme geschah, mögen
      folgende Zahlen beweisen. Im Jahre 1866 hatte diese Gemeinde die
      Höchstzahl von 427 jüdischen Seelen erreicht, 1880 wohnten hier noch
      342, - 1900 noch 188, 1910 noch 83 Juden, und in diesem Jahre wird die
      Zahl auf 50 herabsinken. Der Hauptgrund dieses Rückgangs liegt nicht, wie
      in anderen Orten, in der Landflucht, sondern in der Auswanderung der
      jungen Leute nach Amerika. Von der Geschichte der Juden in Schirrhofen
      berichtet August Kocher aus Herrlisheim Unterelsass folgendes: 'Schon
      frühzeitig hatte Schirrhofen eine Judengemeinde. Im Jahre 1730 besaßen
      sie hier eine Synagoge. Im Jahr 1778 befanden sich hier 26 Judenfamilien.
      Die Zählung vom 10. Juli 1784 ergab 27 Familien mit 127 Personen. 1807
      hatte Schirrhofen 184 Judenpersonen. Den 10. Mai 1811 wurde hier Abraham
      (Alexander) Weill geboren, der sich durch mehrere literarische Werke
      auszeichnete. Er starb in Paris den 19. April 1899. 1818 wurde in
      Schirrhofen die heutige Synagoge erbaut. Im Jahre 1851 zählte der Ort 409
      Juden. Wie sich diese Zahl in den folgenden Jahren änderte, ist oben
      bemerkt worden. 1881 erhielten sie einen eigenen Friedhof, vorher wurden
      sie in Hagenau begraben. Schirrhofen ist seit 1820 Sitz eines Rabbiners'.
      Damit schließt die Ausführung Kochers in seinem 1907 erschienenen
      Bändchen. Wie bekannt, ist seither der Rabbinatssitz nach Bischweiler
      verlegt worden. Interessant ist noch zu bemerken, dass die Bevölkerung
      dieses Ortes lange Zeit fast nur aus Juden bestand, weshalb natürlich die
      meisten Mitglieder des Gemeinderats und der Bürgermeister Juden waren.
      Folgende jüdische Ortsvorstände amtierten hier: 1846 bis 1864 Levy, 1864
      bis 1884 Weil, 1884 bis 1905 Simon Heymann und 1905 bis 1907 Salomon Kahn.
      Heute sind die Juden nur noch durch ein Mitglied: Moritz Bloch, im
      Gemeinderat vertreten."      | 
   
 
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
 
Ausschreibung
      der Lehrerstelle (1872)    
 
  
     Ausschreibung
      der Stelle in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar
      1872: "Lehrerstelle. Die israelitische Lehrerstelle in Schirrhofen,
      im Kreise Hagenau (Elsass), welche ein Einkommen von ca. 1.600 Franken und
      Wohnung hat, ist zu vergeben. Bewerber, die außer dem deutschen auch
      hebräischen Unterricht zu erteilen haben, wollen ihr Gesuch mit
      Zeugnissen der Mairie in Schirrhofen einreichen. Engler,
      Schulinspektor."    | 
   
  
    | Auf die Ausschreibung bewarb
      sich erfolgreich Lehrer Joseph Levi, der in der Gemeinde bis 1896
      blieb.   | 
   
 
     
Pensionierung
      von Lehrer Joseph Levi (1896)   
 
  
     Artikel in "Der Israelit" vom
      7.5.1896: "Schirrhofen im Elsass, 29. April. Der sehr beliebte und
      allgemein geachtete Lehrer und Sekretär des Bürgermeisteramtes Herr
      Joseph Levi von hier, ließ sich aus Gesundheitsrücksichten in den
      Ruhestand versetzen. In den hiesigen Zeitungen finden wir folgende Notiz
      über ihn. 'Unser Lehrer, Herr Joseph Levi ist in Folge von Krankheit
      pensioniert wurden. Seine Majestät der Kaiser haben allergnädigst ihm
      das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht. Herr Levi war seit dem 1.
      Mai 1872 in Schirrhofen tätig und hat die Mehrzahl der hiesigen Einwohner
      ausgebildet. Er war ein braver, pflichttreuer Lehrer und freuen wir uns
      über die ihm von Allerhöchster Stelle gewordene Auszeichnung. Er hat
      seinen Wohnsitz nach Hagenau verlegt, wo seine Tochter verheiratet ist.
      Möge es ihm vergönnt sein, noch recht viele Jahre bei guter Gesundheit
      seine wohlverdiente Pension zu genießen." | 
   
 
  
Ehrenzeichen
      für Lehrer Levi 1896   
 
  
     Meldung
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Mai 1896:
      "Der Lehrer und Sekretär des Bürgermeisteramts in Schirrhofen
      Joseph Levi hat anlässlich seiner Pensionierung das allgemeine Ehrenzeichen
      erhalten."     | 
   
     
    
Aus der Geschichte der Rabbiner    
Als Rabbiner am Ort wird Felix Blum eingeführt
(1873)      
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. April 1873:
      "Schirhofen (Elsass), im März (1873). Am 17. Februar wurde
      hier ein neuer Rabbiner, Herr Felix Blum, ein Schüler des
      Rabbinerseminars von Paris, in Gegenwart des Großrabbiners von
      Straßburg, des Kreisdirektors, des Bürgermeisters und anderer Honoratioren,
      installiert. Es werden in Kurzem noch andere Besetzungen vakanter
      Rabbinersitze in Elsass-Lothringen vor sich gehen. Man sieht hieraus, dass
      die Verhältnisse der jüdischen Gemeinden im neuen Reichslande durchaus
      nicht den gefährlichen Charakter angenommen haben, den man von Frankreich
      aus vorausgesagt, und wahrscheinlich auch gewünscht hat. Die Gemeinden
      haben durch Auswanderung in ihrem Bestande durchaus nicht gelitten, ihre
      Institutionen sind sorgfältig aufrecht erhalten worden, und die deutsche
      Regierung lässt ihnen alle Pflege zukommen, die sie nach dem Gesetze
      beanspruchen können."     | 
   
      
Das Rabbinat in Schirrhofen wurde 
wieder besetzt (1873)   
Anmerkung: die Neubesetzung 1873 in
Mutzig bezog sich auf Rabbiner Jacques 
Schwab, in Schirrhofen auf Rabbiner Felix Blum.    
 
  
    
	
	 Artikel 
	in "Israelitische Wochenschrift" von 1873 S. 118: "Elsass. Zum 
	Oberrabbiner von Colmar ist nunmehr 
	Rabbiner Isidor Weil erwählt worden. Die Beziehungen zu den deutschen 
	Regierungen, schreibt 'Univ. Isr.' bei Gelegenheit der Installation des 
	neugewählten Konsistoriums, sind auf Höflichkeit und Wohlwollen gegründet. 
	Ebenso sind zwei Unterrabbinate (in Schirrhofen und
	Mutzig) neu besetzt worden und zwar durch 
	Zöglinge des Pariser Seminars. 
	Wir haben uns also nicht geirrt, als wir vor langer Zeit in diesem Blatte 
	vorausgesagt haben, dass die deutsche Regierung gegen Anstellung 
	französischer Rabbiner im Elsass nicht den leisesten Einwand erheben werde."      | 
   
 
    
Zum Tod von Rabbiner Simon Levy (1898)   
 
  
     Meldung
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Oktober 1898:
      "In Schirrhofen im Elsass ist am 2. dieses Monats der Rabbiner Simon
      Levy, ein gelehrter und frommer Mann, ein treuer Freund unseres Blattes,
      im 60. Lebensjahr gestorben. Friede seinem Andenken!" | 
   
          
Ernennung von Rabbiner Dr. Sylvain Lehmann zum Rabbiner
in Schirrhofen (1902)          
 
  
     
      Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 26. September 1902: "Die von dem israelitischen
      Bezirkskonsistorium vorgenommenen Ernennungen der Rabbinatskandidaten Dr.
      Josef Bloch zum Rabbiner in Dambach,
      Dr. S. Lehmann zum Rabbiner in Schirrhofen, Camill Bloch
      zum Rabbiner in Sulz i.W.
      und Max Gugenheim zum Rabbiner in Quatzenheim
      sind seitens des Ministeriums für Elsass-Lothringen bestätigt
      worden."            | 
   
   
     
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde         
 Steckbrief des Jakob Schirm aus Schirrhofen
(1822)        
 
  
     Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
      See-Kreis" vom 3. August 1822 (Quelle: Stadtarchiv
      Donaueschingen): "Bekanntmachungen - Steckbrief.  
      Am 26. vorigen Monats haben 3 Juden einen diesseitigen Amtsangehörigen
      und Bürger von Ehrenstetten, auf folgende Art um 100 große Thaler zu
      betrügen versucht. Zwei dieser Juden kamen ganz früh, gaben sich für
      Viehhändler aus, verlangten Vieh oder auch Pferde zu kaufen. Bald darauf
      kam ein dritter verkleideter Jude, welcher sich für einen Russen, und
      zwar für den Bedienten eines russischen Generals ausgab. Der letztere,
      welcher, die beiden erstern nicht zu kennen, sich verstellte, klagte sehr
      über Schmerzen an einem Fuß, stellte sich, als könne er nicht deutsch
      sprechen, tat sehr furchtsam, küsste dem Hauseigentümer, welcher
      betrogen werden sollte, fleißig die Hände, kniete vor ihm nieder, und
      rief öfters aus - Vater, Vater! nicht Kopf abhauen!   
      Anfangs suchte dieser vorgebliche Russe eine silberne Sackuhr zu
      verkaufen, zeigte aber bald in einer kleinen Schachtel einige mit
      böhmischen Steinen besetzte Finger - und Ohrenringe, ein solches kleines
      Kreuz, und eine sogenannte venezianische Kette von Semilor.   
      Die 2 Viehhändler kamen dazu, bewun-          | 
   
  
     derten
      diese Kostbarkeiten, behaupteten, dass sie von sehr großem Wert seien,
      sie schätzten zwei Ohrenringe und eine Fingerring aus wenigstens 8000
      fl., und verlangten, der Bürger von Ehrenstetten solle diese
      Kostbarkeiten nicht mehr aus seinem Hause lassen, er solle sie kaufen,
      oder ihnen das benötigte Geld darleihen, damit die diesen kostbaren
      Schmuck kaufen können.    
      Die 2 Viehhändler gaben nämlich vor, dass sie sehr viel Vieh erst
      kürzlich aufgekauft, und dafür all ihr Geld ausgelegt haben, dass sie
      aber bis den andern Tag eine beträchtliche Summe Geldes erhalten werden.
      Diese beiden boten nun dem Russen, welcher für die 2 Ihren und den
      Fingerring nebst der Kette 200 Rubel verlangte, 100 große Taler. Der
      Bürger von Ehrenstetten war entschlossen, den 2 Viehhändlern, welche er
      für reiche Leute hielt, die abverlangten 100 Thaler darzuleihen, und die
      Viehhändler wollten ihm dafür, bis zur Rückzahlung dieser Summe den
      gekauften Schmuck, jedoch wohl besiegelt, als Versatz zurücklassen. Aus
      dem Handel wurde aber nichts, weil die verlangten 100 große Thaler nicht
      aufgebracht werden konnten.    
      Der verkappte Russe wollte von dem Hauseigentümer den Weg in den Wald
      gezeigt haben, dieser merkte Unrat, arretierte denselben mit zufälliger
      Hilfe, und brachte ihn gefänglich hier ein. - Die beiden anderen Juden
      aber entkamen und konnten bisher, der erlassenen Steckbriefe ungeachtet,
      nicht beigefangen werden.    
 Bereits auf die nämliche Art, wie
      in Ehrenstetten, wurde am 29. Mai 1820 ein Bürger von Wihl um 346 fl. 36
      kr., am 7. Juni 1820, ein Bürger von Hecklingen um 335 Gulden, und ein
      Bürger aus dem Kirchzartertal zu Ende November vorigen Jahres um 66
      Gulden betrogen.    
 Bei der heute mit dem am 26. vorigen Monats
      arretierten Juden - welche nach einem bei sich führenden Pass der
      Königlich Französischen Präfektur zu Straßburg vom 7. November vorigen
      Jahres Jakob Sturm heißt, und in  Schirrhofen im Elsass bürgerlich sein
      soll - stattgehabten Konfrontation, haben die betrogenen von Wihl und aus
      dem Kirchzartertal diesen Jakob für den nämlichen anerkannt, welcher
      auch sie als verkleideter und angeblicher Russe ganz auf die nämliche
      Art, durch die nämliche Kunstgriffe und durch Spielung der nämlichen
      Komödie, betrogen habe, wie der Betrug in Ehrenstetten versucht
      worden.    
      Da man nun erfahren, dass auch in mehreren anderen Orten ähnliche
      Betrügereien stattgefunden: so glaubt man diesen Vorfall umständlich zur
      allgemeinen Warnung öffentlich bekannt machen, und alle respektive
      Behörden bitten zu müssen, auf die, nebst dem arretierten Jakob Sturm -
      unter signa efierten zwei weiteren noch nicht beigefangenen Juden, welcher
      der Teilnahme an den stattgehabten und versuchten Betrügereien sehr stark
      beeinzüchtig sind, fahnden, auf Betreten arretieren, und anher einliefern
      zu wollen.   
      Person-Beschrieb.  1. Der arretierten Jakob Sturm. Jakob
      Sturm von Schirrhofen im Elsass, niederrheinischen Departements, 49
      Jahr alt, 5' 8" 2'" hoch, hat ein längliches schmales Gesicht,
      blasse Gesichtsfarbe, hohe Stirne, graue Augen, hellbraune, a la Titus
      geschnittene kurz Haare, und Augenbrauen von dieser Farbe, einen starken
      blonden Backenbart, oben und unten eine Zahnlücke, mittlern Mund
      spitziges Kinn, große Ohren, und ist von schlanker
      Statur.    
      Als Jude trägt Jakob Sturm einen Frackrock von grünem Tuch, noch ganz
      gut, ein weiß und blaugestreiftes Gilet von Piquet, lange Hosen von
      hellblauem Nanquinette, kurze oder Halbstiefel, ein weiß und
      blaugestreiftes Halstuch von Mouselin, einen runden schwarzen Filzhut, und
      im rechten Ohr einen kleinen goldenen Ring.    
      Als Russe ist derselbe gekleidet in einen wollenen gestrickten hellgrauen
      Tschopen mit dunkelgrauen bibernen Ärmeln sehr weit, weite Hosen von
      grauem Nanquinette, ziemlich schmutzig, eine Kappe von schwarzem
      Manchester mit einem Stulp von grauem Pelz, um diese Kappe war ein
      schwarzes Tuch gebunden, ebenso hatte er den Kopf noch besonders nur der
      Länge nach mit einem schwarzen Tuch verbunden, das Gilet war nicht
      sichtbar, die Stiefel wie oben.    | 
   
  
     Signalement.
      2. Des größeren noch nicht arretierten Juden.  
      Dessen Namen, und woher er sei, ist nicht bekannt. Er ist beiläufig 38
      Jahre alt, 5' 9" groß, von besetzter starker Statur, jedoch nicht
      sehr dick, hat schwarze a la Titus geschnittene Haare, Augen und
      Augenbrauen von der nämlichen Farbe, einen starken Bart am Kinn, einen
      schwarzen in das Gesicht geschnittenen Backenbart, ein längliches gut gefärbtes
      Gesicht mit nur wenig Blatternarben, eine große gebogene Nase und auf der
      rechten Seite derselben ein Warze oder ein sehr merkbares sogenanntes
      Muttermal, auch einen etwas hohen Rücken.    
      Derselbe trug am 26. vorigen Monats einen langen dunkelblauen Überrock
      mit Knöpfen von nämlichen Zeug, lange, dunkelblaue Hosen, ein weißes
      Gilet von Piquet mit kleinen roten Streifen, die Knöpfe ebenfalls vom
      nämlichen Zeug, ein weiß mouselinenes Halstuch, am Hemd einen aufgestülpten
      Kragen, weiße baumwollene Strümpfe, Schuhe mit Schnällelen und hohen
      Absätzen als Suverow und einen hohen feinen Kastorhut.    
      Signalement 3. Des kleinen noch nicht arretierten Juden.  
      Namen und Heimat sind ebenfalls nicht bekannt. Derselbe ist beiläufig 36
      Jahre alt, 5' 5" groß, von mittlerer Status, hat schwarz braune als
      Titus geschnittene Haare, solche Augen und Augenbrauen, hohe Stirne, Mund
      und Nase gut proportioniert, ein wohlgefährbtes Gesicht, schwarzbraunen
      Bart, und Backenbart und gute Zähne.  
      Derselbe trug einen dunkelblauen tüchenen Frackrock mit weißen
      metallenen Knöpfen, ein weißer Gilet von Piquet mit kleinen roten
      Streifen, dunkelgraue, biberne lange Hosen, ein weißes mouselines
      Halstuch, weiße baumwollene Strümpfe, Schnällelen-Schuh mit Absätzen
      als Suverow und einen hohen runden feinen Gut.   
      Staufen, den 10. Juli 1822. Großherzoglich Badisches Bezirksamt.
      Martin."       | 
   
 
    
Zum Tod von Bürgermeister Simon Heymann (1905)      
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. März 1905:
      "Aus dem Elsass, 1. März (1905). In Schirrhofen starb
      am 27. Februar in seinem 81. Lebensjahre der Bürgermeister Simon
      Heymann. Er hatte dieses Ehrenamt seit 1881 ununterbrochen inne. Auch
      war er lange Jahre Präsident der israelitischen Gemeinde, aus deren
      Vorstand er vor kurzem ausschied, um sich ganz den
      Bürgermeistereigeschäften widmen zu können. Die Regierung verliert in
      ihm einen gewissenhaften, fleißigen Beamten, die Gemeinde einen jederzeit
      hilfsbereiten und zuvorkommenden Vorsteher."     | 
   
 
       
 Erinnerung an die Heimat Schirrhofen in den USA -
Grabstein für Julius Weill aus Schirrhofen in New Orleans (1875-1937)   
    
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen.        
 
  
     
      
      Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans
      für das Ehepaar Weill:  
      "Hier ruht WEILL   
      Julius Weill  Feb. 4 1875 - Feb. 20 1937   
      Born in Schirhofen Alsace   
      Bertha Levy Weill  Feb 14 1889 - Aug. 29 1972   
      Born in Marckolsheim Alsace   
      Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens."        | 
   
 
    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge              
     
Eine erste Synagoge wurde 1730 erbaut. Da sie zu klein war, erstellte
die Gemeinde 1817/18 eine neue Synagoge, die im  Herbst 1818 eingeweiht wurde.
1899 wurde sie umfassend renoviert, worüber ein Bericht in der
Zeitschrift "Der Israelit" vorliegt:  
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1899:
      "Schirrhofen. Vor einigen Tagen konnte die israelitische Gemeinde ein
      Doppelfest feiern, nämlich die Wieder-Einweihung der neu restaurierten
      Synagoge, sowie die Amtseinführung des Herrn Dr. Wolf, des bewährten
      Leiters der eingegangenen Präparandenschule zu Kolmar. Von Nah und Fern
      waren neugierige zu dieser Feier herbeigeeilt. Unter den Anwesenden
      bemerkten wir die Herren Rabbiner aus Zabern, Hagenau, Weißenburg,
      Buchsweiler, Lauterburg und Saarunion, welche fast alle ehemalige Schüler
      des Dr. Wolf sind. Als Vertreter der Regierung war anwesend Kreisdirektor
      Freiherr von Gagern aus Hagenau. Rabbiner Levy - Hagenau führte unsern
      neuen Rabbiner mit einem herzlichen Willkommen in sein Amt ein; er möchte
      Glück, Segen und Freude in seinem neuen Wirkungskreis finden. Mehrere
      Psalmen wurden von Kantor Weill abwechselnd mit dem Synagogenchor in
      schönster Weise vorgetragen. Darauf hielt Dr. Wolf seine Antrittsrede.
      Die Synagoge bildet jetzt eine Zierde der Gemeinde."    | 
   
 
Durch die Auswanderung der meisten jüdischen Einwohner konnten bereits in den
1920er-Jahren keine regelmäßigen Gottesdienste gefeiert werden.  1930 stand die
Synagoge zum Verkauf, doch wurde dieser nochmals verschoben.  1945 ist sie bei
den Kämpfen gegen Schluss des Krieges niedergebrannt.  1959 wurde die Ruine
abgebrochen, das Synagogengrundstück verkauft. Auf diesem wurde ein Wohnhaus
erbaut (Grundstück: 7, Rue des Huttes).    
    
    
Adresse/Standort der Synagoge:   7 Rue des
Huttes          
    
    
Fotos    
 
  
    Historische Ansichten  
 der
      Synagoge   | 
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    Die Synagoge in
      Schirrhofen   | 
   
  
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    Erinnerung an die jüdische  
      Geschichte: die "Rue de Juifs" | 
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    Die "Rue de
      Juifs" (Judenstrasse) in Schirrhoffen, in der es jedoch keine Spuren  
      der jüdischen Geschichte mehr zu entdecken gibt. | 
   
 
      
       
Links und Literatur
  
 
Links: 
Literatur:   
	  | Rose-Marie Vetter: À La Lisière de la Forêt: Schirrhein/Schirrhofen.
    Strasbourg 1995.   |  
	  | Beitrag von Joë Friedemann: Alexandre Weill : un "hors-cadre"
    de la vie juive alsacienne au 19ème siècle. 1811- 1899:  hier
    anklicken (der Schriftsteller Alexandre Weill stammt aus Schirrhoffen)   |  
 
     
 
          
          
  
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