Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Schirmeck (Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte  /  Synagogue / Synagoge

    

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
      
In Schirmeck bestand im 19./20. Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde. Um 1900 gehörten ihr etwa 17 Familien mit zusammen 45 Personen an. Auch die jüdischen Familien im benachbarten Vorbruck (La Broque) gehörten zur jüdischen Gemeinde Schirmeck.  
   
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), Räume für die Religionsschule, ein rituelles Bad und einen gemeinsam mit dem christlichen Friedhof angelegten jüdischen Friedhof
  
1936 wurden 35 jüdische Einwohner am Ort gezählt. Diejenigen, die in den folgenden Jahren nicht den Ort verlassen konnten, wurden unter der deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.  

Von den in Schirmeck geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Leopold Feldmar (1869), Sylvain Levy (1886), Albert Scheinbuks (1926), Roger Simonin (1897), Andrea Weil (1897), Charles Weil (1921), Lise Weil (1939 oder 1940).  
     
      
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde          
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Zum Tod des aus Oberehnheim stammenden Charles Weill (1913)    

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 2. Mai 1913: " Schirmeck. Am ersten Tag Cholhamoed (Halbfeiertag beim Pessachfest) verstarb hier im Alter von 71 Jahren Herr Charles Weill, der Vater unseres Kantors, ein edler, allgemein geachteter Charakter. Früher in Oberehnheim wohnhaft, woselbst man ihn ungern scheiden sah, hat er dort ebenso wie hier in uneigennütziger Weise als Baaltefilloh (ehrenamtlicher Vorbeter) und Baaltobea (Schofarbläser an den hohen Feiertagen) fungiert. Er war echter Jehudi mit allen Fasern seiner Seele. Wegen des Festes konnte Herr Rabbiner Dr. Goldstein nur einige kurze Worte an seinem Grabe sprechen. Mögen seine Witwe und seine Kinder Trost finden in dem Gedanken, dass sein Leben ein wohl ausgefülltes war. "      

  
   
   
Zur Geschichte der Synagoge               
   
Eine erste Synagoge wurde bis 1909 verwendet. Letztmals wurde in ihr am Tage der Einweihung der neuen Synagoge im Juli 1909 ein Abschiedsgottesdienst gefeiert, bevor eine Prozession zur neuen Synagoge stattfand. Diese neue Synagoge wurde 1908/09 durch die Straßburger Architekten David Falk und Emil Wolf erbaut. Der Kaiser hatte zum Bau der Synagoge eine Beihilfe von 7.000 Mark gewährt:

Schirmeck AZJ 27091907.jpg (21920 Byte)Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. September 1907: "Der Kaiser hat der israelitischen Gemeinde zu Schirmeck (Elsass) zum Bau einer kleinen Synagoge eine Beihilfe von 7.000 Mark gewährt."
Auch von Seiten der Stadt kamen Zuschüsse, sodass man 1907 hoffte, noch 1908 die Synagoge einweihen zu können: 
Schirmeck FrfIsrFambl 04101907.jpg (53635 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Oktober 1907: "Schirmeck im Elsass. Die hiesige jüdische Gemeinde kommt durch die Hilfe der Regierung und der Stadt zu einer neuen Synagoge. Die jüdische Gemeinde selbst, die nur aus 17 Mitgliedern besteht, hat eine Summe von 4.000 Mark zum Bau aufgebracht. Die Regierung hat einen Zuschuss von 2.000 Mark gewährt und die Stadt Schirmeck liefert zum Bau jährlich 500 Mark auf 10 Jahre. Das Gotteshaus hofft man im Sommer 1908 seiner Bestimmung übergeben zu können." 
Dennoch dauerte es noch ein paar Monate länger. Am 9. September 1908 konnte die Grundsteinlegung in Anwesenheit von Rabbiner Dr. Goldstein aus Mutzig vorgenommen werden:
Schirmeck Israelit 17091908.jpg (53954 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1908: "Schirmeck, 9. September (1908). Heute fand hier die Grundsteinlegung zum Bau der Synagoge statt. Rabbiner Dr. Goldstein aus Mutzig hielt vor einer zahlreich versammelten Menge eine ergreifende Ansprache. Die neu Synagoge wird auf einem Grundstück des Holzhändlers Jules Remy errichtet, das die israelitische Gemeinde käuflich erworben hat. Die Baukosten sind durch Sammlung in der israelitischen Gemeinde, durch Subvention der Regierung, sowie der Gemeinden Schirmeck und Vorbruck im voraus gedeckt." 
Im Juli 1909 konnte die neue Synagoge feierlich durch Rabbiner Dr. Goldstein aus Mutzig eingeweiht werden. Darüber berichtete das "Frankfurter Israelitische Familienblatt":
Schirmeck FrfIsrFambl 13081909.jpg (116195 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. August 1909: "Schirmeck im Unter-Elsass. Ein herzerfreuendes Bild der Eintracht zwischen den hiesigen Juden und Christen zeigten die Feierlichkeiten zur Einweihung unserer neuen Synagoge. Das Programm nahm folgenden Verlauf: Mittwoch fand eine Abendvorstellung mit einem sehr gewählten und reichhaltigen Programm statt, welche Vorstellung in den Gesangsdarbietungen des Opernsängers L. Loeb, eines geborenen Straßburgers - seit kurzem für das Mülhauser Stadttheater verpflichtet -, ihren Clou fand. Donnerstag früh nahm die Feier mit dem feierlichen Zug von dem alten nach dem neuen Gotteshaus ihren Anfang. Bürgermeister Vogt vollzog sodann die Zeremonie der Aufschließung der Synagoge, und nachdem das Publikum Platz genommen hatte, begann eine würdige und eindrucksvolle gottesdienstliche Feier, bei der Rabbiner Dr. Goldstein - Mutzig die Festrede hielt. Festessen und Ball machten des Nachmittags und Abends den Beschluss des Festes. Aus den Reden beim Festmahl sei die des Konsistorialrates Aron Durlach - Strassburg hervorgehoben. Er schilderte die Schwierigkeiten, die der Ausführung des Baues entgegenstanden, lobte das stets entgegenkommende Verhalten der Regierung und würdigte die hervorragenden Verdienste des Kultusgemeinde-Präsidenten Camille Simonin um den Bau, dem in Anerkennung seiner Tätigkeit der Kronenorden 4. Klasse verliehen worden sei. "
Kritisches im Blick auf die nur teilweise Anwesenheit der "Prominenz" enthält die folgende Pressenotiz:   
Schirmeck AZJ 22101909.jpg (101159 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung der Judentums" vom 22. Oktober 1909: "Straßburg, 20. September (1909). Die hiesige 'Bürger-Zeitung' bringt folgende offene Anfrage an das kaiserliche Ministerium für Kultus und Justiz: 'Als kürzlich die neue Synagoge in Schirmeck eingeweiht wurde, glänzten merkwürdiger Weise das Ministerium, das Bezirkspräsidium, die Kreisdirektion und sogar der Oberrabbiner durch Abwesenheit. Als aber in Morsbach in Lothringen die neu erbaute Kirche eingeweiht wurde, da erschienen der Bezirkspräsident Graf von Zeppelin-Aschhausen aus Metz, der Kreisdirektor aus Forbach, Freiherr von Wöllwarth - Lauterburg und der Herr Bischof Benzler aus Metz. Wir fragen uns: Ist das recht? Ist da Parität eingehalten worden zwischen den Konfessionen im Landes? Gleiches Recht für alle, ohne Unterschied des Glaubens, das müsste das Losungswort der Regierung sein. Dass dies aber nicht der Fall ist, beweist zur Genüge der obere Fall. Pflicht der Kaiserlichen Ministeriums ist es heir, den Befehl auszugeben: Die Bezirkspräsidenten und Kreisdirektoren haben entweder zu den Einweihungen der Gotteshäuser aller drei Konfessionen zu gehen oder zu keiner. Mehrere Israeliten." 

Die Synagoge wurde bis in die 1930er-Jahre genutzt. 
    
Auch nach 1945 wurde sie wieder eingeweiht, jedoch auf Grund der nur wenigen in Schirmeck lebenden jüdischen Familien seit 1978 nicht mehr benutzt. Um 2000 befand sie sich in sehr schlechtem Zustand. 
     
2005/06 wurde das Gebäude renoviert.   
      
      
Adresse/Standort der Synagoge:        Rue des Ecoles    
     
    

Fotos  
 

Das Synagogengebäude in den
 1980er-Jahren 

(Quelle: Rothé/Warschawski s.Lit. S. 116)  
Schirmeck Synagogue 170.jpg (100097 Byte)  
   Das Gebäude ist bereits in 
schlechtem Zustand  
 
     
Innenaufnahmen  Schirmeck Synagogue 172.jpg (101915 Byte) Schirmeck Synagogue 171.jpg (133943 Byte)
  Blick zum Toraschrein  
     
     
Das Synagogengebäude
 im Sommer 2004
 (Fotos Hahn, Aufnahmedatum 26.7.2004)  
Schirmeck Synagogue 103.jpg (56353 Byte) Schirmeck Synagogue 100.jpg (65836 Byte)
  Die ehemalige Synagoge in Schirmeck   
     
  Schirmeck Synagogue 102.jpg (56118 Byte) Schirmeck Synagogue 101.jpg (56791 Byte)
  Die Gebotstafeln zwischen den 
zerstörten Fenster  
Der Eingang in die 
ehemalige Synagoge  
     
 Die renovierte Synagoge  
(Quelle: Wikimedia Commons)
    

  
   

Links und Literatur   

Links:  

bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Schirmeck 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Schirmeck (interner Link)       
bulletWebsite des Ministère de la culture mit Seite zur Synagoge in Schirmeck   )

Literatur:  

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 116. 

bullet

Zeitschrift L'Essor - Revue trimestrielle des A.C.C.S. Schirmeck - La Broque Ausg. No. 214 vom Juni 2004 mit Titelbild der renovierten Synagoge   

bulletAlsace JDaltroff 01.jpg (53012 Byte)Jean Daltroff: La Route du Judaisme en Alsace. Photographies Christophe Hamm. I.D. Créations. Rosheim 2006. ISBN 2-915626-02-2. S. 52-53 u.ö.
Link zum Verlag mit Informationen.  

  
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020