Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Offenbach am Main (Kreisstadt, Hessen)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt

Hier: zur Geschichte des Rabbinates / Provinzialrabbinates im 19./20. Jahrhundert in Offenbach 
sowie: zur Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule sowie anderer Kultusbeamten der Gemeinde 

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Offenbach wurden in jüdischen Periodika gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
      
Hinweis: die Texte dieser Seite wurden dankenswerterweise von Susanne Reber (Mannheim) abgeschrieben.     
      
      

Übersicht:

bulletAus der Geschichte des Rabbinates in Offenbach  
-  Über die Hochzeit des Offenbacher Rabbiners Michel Bär Oppenheim mit Blümle geb. Oppenheim (1701; Bericht von 1901)   
-  Kritischer Kommentar aus orthodox-konservativer Sicht zu einem "Hirtenbrief" des Rabbiners Dr. Salomon Formstecher (1879) 
Zum Tod von Rabbiner Dr. Salomon Formstecher (1889)  
Ausschreibung der Rabbinatsstelle nach dem Tod von Rabbiner Dr. Formstecher (1889)   
-  Buchbesprechung des "Lehrbuches für den Unterricht" von Rabbiner Dr. Israel Goldschmidt (1896)  
-  25-jähriges Dienstjubiläum und silberne Hochzeit von Rabbiner Dr. Israel Goldschmidt (1901)   
Publikationen von Rabbiner Dr. Israel Goldschmidt (1901 / 1902)  
Besinnung zum Pessachfest von Rabbiner Dr. Max Dienemann (1921)  
Rabbiner Dr. Max Dienemann wird "in Schutzhaft genommen" (1933)   
Rabbiner Dr. Max Dienemann wurde aus der "Schutzhaft" entlassen (1934)    
Zum Tod von Rabbiner Dr. Max Dienemann (1940)     
bulletAus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule sowie anderer Kultusbeamten der Gemeinde 
-  Ausschreibung der Stelle eines als Rabbiner autorisierten Kultusbeamten in der "orthodoxen Genossenschaft" (1862)     
-  Ausschreibung der Stelle des 1. Kantors und Religionslehrers (1865)  
-  Ausschreibungen der Stelle des Kantors und Religionslehrers (1872 / 1873)   
-  Ausschreibungen der jüdischen Elementarlehrerstelle (1876)   
-  Definitive Anstellung von Lehrer Gabriel an der Volksschule (1892)  
Lehrer Schwarzschild in Offenbach ist der erste jüdische Lehrer im höheren Schulwesen in Hessen (1901)    
-  25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Gabriel (1918)   
-  Kantor Adolf Vogel tritt in den Ruhestand (1916)       
-  70. Geburtstag von Kantor Adolf Vogel (1919) 

         
         
         
Aus der Geschichte des Rabbinates in Offenbach 
       
Übersicht über die Rabbiner vom 18. Jahrhundert bis 1938: 
   
-  von 1707 bis 1750 Rabbiner Michel Oppenheim(er) aus Frankfurt (siehe Bericht zu seiner Hochzeit 1701 unten): er unterstand noch dem Oberrabbinat in Friedberg.
-  um 1752 wird ein Rabbiner Jecheskel genannt.        
-  von 1769 bis 1778 Rabbiner Abraham Bing (geb. 1752 in Bacharach, gest. 1841 in Würzburg): studierte bei Rabbinern in Frankfurt, wo er zunächst Talmudlehrer war; seit 1769 Klausrabbiner in Offenbach, danach Jeschiwaleiter und Dajan in Frankfurt, 1798 fürstbischöflich-würzburgischer Landesrabbiner mit Sitz in Heidingsfeld, seit 1814 in Würzburg.
Zur Zeit von Rabbiner Abraham Bing wird als Dajan in Offenbach (um 1770 bis 1779) Rabbiner Salman Jekutiel Posen genannt (geb. 1793 in Friedberg), der seit 1779 Oberrabbiner in Friedberg wurde.   
-  um 1782 bis 1786 Rabbiner Aron Schloss: stammte aus Frankfurt am Main, wo er auch nach 1786 wieder tätig war. Im Einwohnerverzeichnis von Offenbach von 1784 wird an der Spitze der Liste der Offenbacher Juden "Ober Rabbiner Schloß" genannt.  
-  um 1790 bis um 1797 Rabbiner Anschel (Ascher) Metz (geb. vermutlich in Metz, gest. vermutlich in Offenbach); war in Offenbach Rabbiner und Leiter des Lehrhauses; Vater der Offenbacher Rabbiner Eisik und Gottlieb Metz. 
Am Offenbacher Lehrhaus waren auch tätig: Rabbiner Joseph Metz (gest. 1796 in Offenbach), vermutlich ein naher Verwandter von Rabbiner Anschel Metz und  Rabbiner Jakob Namburg (gest. 1811 in Offenbach), der vor 1800 Stiftsrabbiner am Lehrhaus wurde.  
-  bis 1821 als Nachfolger seines Vater (s.o.) Rabbiner Eisik Metz (geb. 1772 vermutlich in Metz, gest. 1852 in Hamburg): war wie sein Vater Rabbiner in Offenbach und Leiter des Lehrhauses; 1821 nach Hamburg in die Talmud-Tora-Schule berufen; 1849 bis 1851 Rabbinatsverweser in Hamburg. 
-  1821 bis 1842 Rabbiner Gottlieb Metz (geb. 1778 vermutlich in Metz, gest. 1842 in Offenbach): war seit 1821 Oberrabbiner in Offenbach; sollte hier auch deutsche Predigten abhalten; da die Vorsteher jedoch unzufrieden war, stellten sie im Oktober 1832 Salomon Formstecher als Prediger an.   
-   von 1842 bis 1889 Rabbiner Dr. Salomon Formstecher (geb. 1808 in Offenbach, gest. 1889 ebd.): studierte in Gießen; seit 1832 Prediger und Religionslehrer in Offenbach; in dieser Zeit Rabbinatsprüfung in Darmstadt; seit April 1842 großherzoglicher Rabbiner in Offenbach; 1882 Ritterkreuz 1. Klasse und Orden Philipps des Großmütigen; Ehrenbürger der Stadt Offenbach.  
-   von 1890 bis 1919 Rabbiner Dr. Israel Goldschmidt (geb. 1849 in Diósberény, Ungarn), gest. 1924 in Bad Homburg [nach Hinweis von Silke Lehsten vom 20.9.2019 nicht in Offenbach laut Sterbeurkunde]): studierte an verschiedenen Jeschiwot, u.a. Eisenstadt, nach 1869 in Berlin und Breslau; 1876 Rabbiner in Obornik, Posen; 1878 Rabbiner in Brieseln, Westpreußen, 1880 bis 1887 Rabbiner in Weilburg a.d. Lahn, 1887 Landrabbiner im Fürstentum Birkenfeld (Hoppstädten), seit 1890 in Offenbach. 
-   von 1920 bis 1938 Rabbiner Dr. Max Dienemann (geb. 1875 in Krotoschin, Posen; gest. 1939 in Tel Aviv): studierte nach 1894 in Breslau; zunächst Religionslehrer in Breslau; 1903 bis 1919 Rabbiner und Religionslehrer in Ratobor, Oberschlesien; November 1920 bis 1938 Bezirksrabbiner in Offenbach); nach dem Novemberpogrom 1938 in das KZ Buchenwald verschleppt; Ende Dezember 1938 über England nach Palästina emigriert, wo er im März 1939 eingetroffen ist, aber bereits wenige Tage später am 10. April 1939 verstarb.        
   
   
   
   
Über die Hochzeit des Offenbacher Rabbiners Michel Bär Oppenheim(er) mit Blümle geb. Oppenheim (1701; Bericht von 1901)
    

Offenbach Israelit 26091901.jpg (296418 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. September 1901: "Eine Frankfurter Hochzeit vor 200 Jahren
In dem von mir jüngst veröffentlichten Biographie des Rabbiners David Oppenheimer (Kaufmann-Gedenkbuch, S. 538 ff.) habe ich auf die glänzende Feier hingewiesen, die am 6. Elul (9. September) 1701 in Frankfurt a. M. stattfand, als zwischen Michel Bär Oppenheim, dem Rabbiner in Offenbach, und Blümle, der Tochter des Rabbiner David Oppenheim, der Ehebund geschlossen wurde. Der Vater des Bräutigams, Aron Bär Oppenheim ließ eigens zu diesem Zwecke eine Hochzeitsordnung drucken, welche bei Johann Wust erschien, und als höchst seltenes Buch, zur 200jährigen Gedenkfeier seines Erscheinens, durch folgenden Wiederabdruck veröffentlicht wird. Die Abschrift habe ich im vorigen Jahre in Oxford selbst angefertigt; das Original, das im Cat. Bodl. Nr. 3968 verzeichnet ist, dürfte ein Unikum sein...."
Der Text der Hochzeitsordnung ist hebräisch abgedruckt.

 
Anmerkungen: - Elul: https://de.wikipedia.org/wiki/Elul
- Cat. Bodl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bodleian_Library          
Offenbach Israelit 26091901a.jpg (89041 Byte)  Fortsetzung des hebräischen Textes der Hochzeitsordnung.   

   
Kritischer Kommentar aus orthodox-konservativer Sicht  zu einem "Hirtenbrief" des Rabbiners Dr. Salomon Formstecher (1879)  

Offenbach Israelit 11061879a.jpg (325058 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1879: "Leitender Artikel. Ein Hirtenbrief eines Reformrabbiners
Frankfurt a. M. am 1. Siwan 5639.  
Die neueste Offenbachiade stammt nicht von, sondern aus Offenbach, aus unserem benachbarten Offenbach nämlich. Den Text hat der dortige Rabbiner, Herr Dr. Formstecher, geliefert, wir wollen hiermit Noten dazu schreiben, und das Ganze einem größeren Publikum zugänglich machen.
Der israelitische Seelsorger in Offenbach hat nämlich eine Allocution, eine Art Hirtenbrief, an seine Herde gerichtet, den man, schon, weil er das Datum, 'April 1879' an seiner Stirne trägt, leicht für einen Aprilscherz halten könnte, und der daher ins richtige Licht gesetzt zu werden allen Anspruch hat. Die Quintessenz desselben besteht in dem Vorschlag, den Schabbos-Vormittag auf den Nachmittag zu verlegen, wenigstens soweit es die Predigt betrifft.
Die Gründe, welche in der genannten Bulle dargebracht werden, sind meist sehr origineller, zwergfellpackender und erschütternder Art, zum Teil lassen sie jedoch auch eine Ergänzung und Ausstellung zu. Wir werden mit dem ganzen, der Wirklichkeit des bedeutungsschweren Aktes entsprechendem Ernste an die Prüfung der von seiner Ehrwürden unterbreiteten Vorschlage herantreten.
Für diejenigen, welche mit den Personal- und Lokalverhältnissen unserer Nachbargemeinde nicht näher vertraut sind, muss noch eine allgemeine Bemerkung vorangeschickt werden.
Da die israelitische Gemeinde zu Offenbach nicht sehr groß ist, so mag es auffallend erscheinen, dass Herr Dr. Formstecher durch das Medium der Druckerschwärze und nicht von der Kanzel herab zu seinen ungläubigen Gläubigen spricht. Aber hierin zeigt sich gerade die Menschenkenntnis des ehrwürdigen Redners. Derselbe müsste nicht drei Decennien in Offenbach gewirkt haben, wenn er nicht wissen sollte, dass das Druckpapier seine Ansprachen geduldiger annimmt, als seine Zuhörerschaft, die der Beredsamkeit ihres Seelenhirten bis jetzt so taube Ohren entgegenbrachte, dass es in der Tat geboten erscheint, eine Ansprach zu schreiben, statt sie zu sprechen. Nun hat die Gemeinde die Heilswahrheiten ihres Seelsorgers schwarz auf weiß in Händen, die Harthörigkeit der Kanzelberedsamkeit ihres Rabbiners gegenüber kann also nicht länger vorhalten.
Ob aber die Schwerhörigen überhaupt nun lesen werden, was sie nicht hören wollen, und ob die Ansprache, wenn sie selbst Leser finde sollte, auch auf Befolgung rechnen darf? - Wir glauben: Nein; anerkennenswert ist aber jedenfalls der Optimismus des Rabbiners, der den toten Schriftzeichen mehr Einfluss zutraut als dem warmen lebendigen Worte, der vom Auge erhofft, was ihm vom Ohr seiner Hörer versagt wird.
Die Motive, aufgrund welcher nun die Predigt auf den Nachmittag verlegt werden soll, sind teils sachliche, teils persönliche, den Rabbiner betreffende. In naiver Bescheidenheit werden die letzteren in der Ansprache vorangestellt. Ein langwieriges Unwohlsein verhindere den Rabbiner der heiligen Pflicht des Predigens beim Morgengottesdienste zu entsprechen. Das ist der erste Grund für die Verlegung der Predigt auf den Nachmittag.
Da in Offenbach der Morgengottesdienst an Sabbat- und Festtagen erst spät beginnt, so wäre es im Interesse der medizinischen Wissenschaft erwünscht gewesen, diese jedenfalls eigenartige Krankheit näher zu bezeichnen, welche am Vormittag das Predigen nicht ermöglicht, es aber nachmittags gestattet.
'Der israelitische Kultus', so beginnen die allgemeinen Gründe, welche für die Nachmittagspredigt plädieren sollen, 'der israelitische Kultus ruft seine Bekenner an Sabbat- und Festtagen zweimal ins Gotteshaus, Vor- und Nachmittag. Es entspricht demnach gänzlich unsern Religionsgebräuchen, wenn die Predigt vom Morgengottesdienst auf den des Nachmittags verlegt wird. Auch kann eine solche Verlegung nicht als eine Neuerung betrachtet werden, da mein Amtsvorgänger, der sel. Oberrabbiner G. Metz, vor sechzig Jahren schon seine religiösen Vorträge mit dem Nachmittagsgottesdienst verband. Auch aus anderen größeren israelitischen Gemeinden wird berichtet (Allgemeine Zeitung des Judentums vom laufenden Jahr S. 186), dass dieser Nachmittagsgottesdienst zeitgemäß umgestaltet würde.'         
Offenbach Israelit 11061879b.jpg (382461 Byte)Dass der israelitische Kultus, wenn er in Offenbach überhaupt noch 'Schulen', oder wie es hier heißt, ins Gotteshaus ruft, es nicht zweimal, sondern dreimal an jedem Sabbat und Festtag tut, wollen wir als nicht von Belang hier übergehen. Dass es aber 'demnach' gänzlich unseren Religionsgebräuchen entspricht, die Predigt von Vormittag auf den Nachmittag zu verlegen, dieses 'demnach' dürfte dem gewöhnlichen Laienvorstande nur schwer begreiflich sein. - Aber auch dem Autor des Hirtenbriefes dürfte es schwer fallen, zu zeigen, was in aller Welt unsere Religionsgebräuche mit der Zeitbestimmung fürs Predigen, ja, was sie überhaupt mit der Predigt zu tun haben. Die Predigt mag ganz gut oder ganz schlecht, ganz ersprießlich oder ganz wirkungslos sein, unsere Religionsgebräuche verbieten oder erlauben sie nirgends. Der Kultus, wie er vom jüdischen Religionsgesetz geregelt ist, kennt diese moderne Errungenschaft nicht, ihm ist es also vollständig gleichgültig, ob vormittags oder nachmittags, ja ob überhaupt gepredigt, oder nicht gepredigt wird; denn die Predigt ist tatsächlich kein integrierender Teil des israelitischen Kultus.
Der Herr Rabbiner hätte daher nicht nötig gehabt, seine Autorität in so hohem Grade bloßzustellen, indem er die Zulässigkeit einer von ihm einzuführenden Neuerung durch einen Hinweis auf seinen Amtsvorgänger betont. Wie gering auch das religiöse Vertrauen sein mag, welches er von seiner Gemeinde entgegengebracht glaubt, er hätte es gar nicht in Anspruch zu nehmen brauchen wenn er nur der Wahrheit gemäß hervorgehoben hätte, dass die Predigt überhaupt mit dem Religionsgesetz ganz und gar nichts zu tun hat.
Beruft man sich aber in einer Sache, bei der gar nichts zu berufen ist, auf ein Geschehnis, das bereits vor sechzig Jahren stattfand, so ist es geradezu unerfindlich, wie man eine solche Nachahmung eine 'zeitgemäße' Umgestaltung nennen kann.
Der Hinweis auf die 'Allgem. Zeitung des Judentums' bezieht sich auf die Prachtmausoleen in Brüssel und Paris, in welchen man am Schabbos-Vormittag kein Minjan mehr zusammenbekommen kann, trotz aller Andachtverkürzungen und des äußeren Prunkes, mit dem die sog. Gotteshäuser dort ausgestattet sind. Man experimentiert dort mit dem Minchagottesdienst und hat in beiden Gemeinden nichts zu verlieren, wenn auch das Experiment, wie es zweifelsohne sein wird, fehlschlägt. - In Offenbach aber hätte eine solche Einrichtung noch weniger Sinn als die Ansprache, welche sie motivieren soll.
Man kann aber, wenn man die Bulle erst zu Ende liest, sich nicht einmal darüber lustig machen. Die Wehmut übermannt einen, und die Scham und der Zorn, dass unsere heiligsten Anliegen solchen Händen anvertraut sind.
In der ganzen Umgegend gibt es vielleicht keine Gemeinde, in welcher die die Gleichgültigkeit gegen alles spezifisch Jüdische, so fürchterliche Dimensionen angenommen hat, als eben in Offenbach. Es muss schon sehr schlimm dort sein, wenn sogar Herr Dr. Formstecher darüber klagt. Dieser Mann hat für das positive Judentum während seiner amtlichen Wirksamkeit gar nichts getan, als es bekämpft und verhöhnt; für sein Pseudojudentum hat er nichts getan als gepredigt und wieder gepredigt, und nun wollen sich die Gemeindemitglieder nicht länger anpredigen lassen, und meiden die Synagoge, was tut man dagegen? Man schlägt eine neue Zeit zur Abhaltung von Predigten vor.
Nein, die Leute von dem Schlage der Philippson, Formstecher et alia hujusmodi sind absolut unfähig den simpelsten Tatsachen Rechnung zu tragen, wenn sie mit ihren liebgewonnenen Steckenpferdchen nicht harmonieren. Wie ein eingerosteter Stockhomöopath verordnen sie für alle erdenkliche Krankheiten ein und dasselbe Mittel – die Predigt!
Himmel, wenn diese Leute Truppen marschieren lassen könnten, sie würden jedes Gemeindemitglied mit militärischer Eskorte selig machen, indem sie die Beteiligung an der Predigt erzwängen! Hat man schon einmal so Widersinniges gehört, die Abneigung vor Predigten durch Predigten kurieren zu wollen?
Und was werden da nicht alles für Köder ausgestreckt, um die predigtscheuen Schafe wenigstens für eine Minchapredigt heranzuziehen!
'Mancher wird nachmittags erscheinen, der morgens durch häusliche und andere Verhältnisse verhindert ist, und erst die Frauen, und die Schuljugend, sie alle bedürfen eines Gottesdienstes, der erbauend und belehrend das gesunkene Geistes- und Gemütsleben wieder emporhebt, und die geeignetste Zeit ist der Nachmittagsgottesdienst an Sabbat- und Festtagen um drei Uhr. An den hebräischen Teil des Nachmittagsgottesdienstes soll sich eine deutsche Predigt anschließen mit einem deutschen Lied soll der Gottesdienst angefangen und geschlossen werden und – last not least – der ganze Gottesdienst soll kaum ¾ Stunde Zeit in Anspruch nehmen.'
Billiger kann man’s nun wirklich nicht verlangen, aber der Offenbacher Rabbiner ist billiger als billig, er lässt noch weiter mit sich handeln."
Anmerkungen: - Siwan: https://de.wikipedia.org/wiki/Siwan_(Monat)  )
- Offenbachiade: Anspielung auf die Operetten von Jacques Offenbach
- Schabbos: Schabbat (hier: Samstag)
- Bulle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bulle_(Urkunde)   
- Prachtmausoleen: https://de.wikipedia.org/wiki/Große_Synagoge_(Paris)   https://en.wikipedia.org/wiki/Great_Synagogue_of_Europe  
- Allgemeine Zeitung des Judentums: 
- Philippson: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Philippson
- Mincha: https://de.wikipedia.org/wiki/Mincha
- Minjan: https://de.wikipedia.org/wiki/Minjan   
  
  
Offenbach R Formstecher 100.jpg (42439 Byte)  Offenbach R Formstecher 101.jpg (53630 Byte) links: Rabbiner Dr. Salomon Formstecher (1808-1889), Rabbiner in Offenbach von 1842 bis 1889.
das rechte Fotos zeigt seinen Grabstein im jüdischen Teil des städtischen Friedhofes in Offenbach.  
(Fotos aus: Arnsberg Bilder S. 172) 

     
Zum Tod von Rabbiner Dr. Salomon Formstecher (1889)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Mai 1889: "Bonn, 5. Mai (1889). Man schreibt aus Offenbach, 25. April (1889). Gestern verstarb dahier in dem hohen Alter von 81 Jahren Herr Rabbiner Dr. Salomon Formstecher, der 57 Jahre an der Spitze unserer israelitischen Gemeinde gestanden hat. Der Verblichene erfreute sich bis in die jüngste Zeit vollster Gesundheit und seltener Rüstigkeit. Er wurde am 27. Juli 1808 dahier geboren, war also ein Offenbacher Kind. Am 1. Oktober 1832 übernahm er das Amt, welches er bis zu seinem Lebensende bekleidet hat. Bald nach seinem Amtsantritt hat er in seiner Gemeinde den neuzeitlichen Formen des Gottesdienstes Eingang verschafft; Offenbach war eine der ersten deutschen Städte, in denen Synagoge, Orgel und Chorgesang, allwöchentlich Predigt und Konfirmation eingeführt wurde. Auch auf das Schulwesen übte der Verstorbene insofern bedeutenden Einfluss aus, als er in seinen jüngeren Jahren nicht nur selbst Religionsunterricht erteilte, sondern auch eine Nachhilfe-Anstalt für Realschüler leitete, in welcher er sehr gute Erfolge erzielte. Formstecher erfreute sich in seiner Gemeinde wie in der ganzen Stadt der größten Beliebtheit, wofür namentlich sein 50-jähriges Amtsjubiläum am 1. Oktober 1882 das glänzendste Zeugnis lieferte. Es wurde ihm damals von der Stadt Offenbach das Ehrenbürgerrecht verliehen; der Verein für Naturkunde ernannte ihn zu seinem Ehrenmitglied und der Großherzog verlieh ihm das Ritterkreuz erster Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen. Die ganze Stadt nahm an seinem Jubelfest regesten Anteil und auch Frankfurt war bei demselben durch die Herren Geheimer Justizrat Dr. jur. Fuld, Vorsteher der israelitischen Gemeinde, Ernst Rosenberg, erster Vorsitzender der Loge 'Zum Frankfurter Adler' und Hermann Roth vertreten. Möge ihm die Erde leicht sein. Ehre seinem Andenken! (Auch wir betrauern in dem Dahingeschiedenen einen aufrichtigen und warmen Freund. Was seine literarische Tätigkeit betrifft, so ist sein Hauptwerk: 'Die Religion des Geistes, eine wissenschaftliche Darstellung des Judentums nach seinem Charakter, Entwicklungsgange und Berufe in der Menschheit'  (Frankfurt am Main 1841). Außerdem veröffentlichte er zwölf Predigten (Würzburg 1833) und ein Andachtsbüchlein zur Erweiterung und Ausbildung der ersten religiösen Gefühle und Begriffe (Offenbach 1836). Obschon also seine literarischen Arbeiten bereits einer älteren Zeit angehören, hatte sich doch Formstecher die regeste Teilnahme an allen Erscheinungen auf dem Gebiete des Judentums bewahrt, und war zum Beispiel ein eifriges Mitglied aller Rabbinerversammlungen."    
Anmerkungen:  - Verein für Naturkunde: http://www.ovfn.de/der-verein.html 
- Großherzog: Wahrscheinlich https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_III._(Hessen-Darmstadt)  
- Ritterkreuz Erster Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen: vgl. https://www.ehrenzeichen-orden.de/deutsche-staaten/orden-philipps-des-grosmutigen-ritterkreuz-1-klasse.html
- Justizrat Dr. Fuld: https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Fuld  und  https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/print/sn/bio/id/14298
- Die Religion des Geistes: https://books.google.de/books/about/Die_Religion_des_Geistes.html?id=MFej212ncEwC&redir_esc=y        
 

     
Ausschreibung der Rabbinatsstelle nach dem Tod von Rabbiner Dr. Formstecher (1889)     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  13. Juni 1889: "Rabbinatsstelle.
Die durch das Ableben des seitherigen Rabbiners Herr Dr. Formstecher erledigte Stelle ist wieder zu besetzen und wollen Bewerber ihr Gesuch bei Seiner königlichen Hoheit dem Großherzog einreichen. Der feste Gehalt der Stelle wird den Betrag von 4.000 Mark nicht übersteigen und erteilt nähere Auskunft  
Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde Offenbach am Main. 
In Vertretung: Heinrich Merzbach"      
Anmerkung:  - Heinrich Merzbach: vgl. Artikel zum Tod von Kommerzienrat Bankier Heinrich Merzbach (1911)  
  

 
Buchbesprechung des "Lehrbuches für den Unterricht" von Dr. Israel Goldschmidt (1896)   

Offenbach Main AZJ 22051896.jpg (173110 Byte)Artikel uchbesprechung des Lehrbuches 'Lehrbuches für den Unterricht'...(1896)
Literarische Mitteilungen
Urbild und Ebenbild.
Lehrbuch für den Unterricht in der israelitischen Religion. Von Dr. Israel Goldschmidt, Großherzoglicher Rabbiner in Offenbach a. M. 1896. Selbstverlag des Verfassers. 
Wenn uns der geistreiche Verfasser mit dem angezeigten Religionsbuch eine neuen literarische Produktion darbietet, so kann man sicher sein, dass sie nicht in ausgetretenen Bahnen bewegt. In der Tat, das Buch verdient als eine wertvolle Bereicherung unserer jüdischen Schulbuchliteratur bezeichnet zu werden. Was nach meiner Überzeugung demselben vor allem und vor anderen einen besonderen Reiz und Vorrang verleiht, besteht darin, dass der gelehrte Verfasser es trefflich verstanden hat, die religiösen Ideen lediglich und immer nur im Hinblick auf das alleinige Hochziel aller religiös-sittlichen Erziehung: Vorwärtsstreben nach den höchsten Idealen der Menschheit, unaufhörliche Selbstveredlung oder wie Herbart sich ausdrückt: Charakterstärke der Sittlichkeit, folgerichtig zu entwickeln. Dem Religionsunterricht, wie ihn sich Dr. Goldschmidt denkt, muss beständig, das 'dic cur hic' an der Stirn geschrieben sein.
Bei der Behandlung des Stoffes ist die Frageform gewählt, vermitteln welcher die Begriffe – und viel subtiler Art katechetisch entwickelt werden. Natürlich soll der Stoff nicht mechanisch eingepaukt werden, sondern durch ein 'Inwendigmemorieren' auf das ganze sittliche und religiöse Leben des Kindes befruchtend wirken. Der Verfasser will gerade das freie geistige Denken fördern und nicht etwa dem Verbalrealismus Vorschub leisten.
Das Buch gliedert sich folgendermaßen: Einleitung: Die Religion und ihre Quellen. 1. Teil Der Mensch, 2. Teil Gott, 3. Teil Der Bund zwischen Gott und dem Menschen in der Geschichte, 4. Teil Pflichtenlehre. Als Anfang: Gebete. Ich verweise noch ganz besonders auf das instruktive Vorwort und den darin entwickelten Lehrplan.
Da das Religionsbuch sich bereits in Hessen an Gymnasien, Realschulen, Töchterschulen, Elementarschulen und Handelsschulen Anerkennung und Eingang verschafft hat, so bedarf es einer weiteren Empfehlung: Es empfiehlt sich selbst.    Dr. M. Spanier." 
Anmerkungen:  -  Rabbiner Dr. Israel Goldschmidt:  https://www.talmud.de/tlmd/author/israelgoldschmidt/
Herbart: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Friedrich_Herbart
dic cur hic:   http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Die+cur+hic  
     

 
25-jähriges Dienstjubiläum und silberne Hochzeit von Rabbiner Dr. Israel Goldschmidt (1901)   

Offenbach Israelit 11071901.jpg (24226 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1901: "Offenbach a. M., 7. Juli. Freunde des Herrn Rabbiner Dr. Goldschmidt dahier, dürfte es interessieren, dass derselbe den 9. August dieses Jahres sein 25-jähriges Dienstjubiläum und zugleich das Fest der silbernen Hochzeit feiert."
Anmerkung: - Rabbiner Dr. Goldschmidt: https://www.talmud.de/tlmd/author/israelgoldschmidt/    

  
Publikationen von Rabbiner Dr. Israel Goldschmidt (1901 / 1902)    

Offenbach Israelit 10101901.jpg (43010 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1901: "Soeben erschien und vom Verfasser, sowie durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Die Poesie der Gebete Israels. Das Gebetbuch der Synagoge in poetischer Übertragung
von Dr. I. Goldschmidt
Großherzoglicher Rabbiner zu Offenbach a. M.
Deutscher Text gebundene Leinwand mit Goldschnitt Mark 4,-"         
 
Offenbach Main Israelit 24071902.jpg (110561 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1902: "Pilat Jisrael.  'Israels Gebete'
der unveränderte alte hebräische Text in neuer poetischer Verdeutschung
von Dr. I. Goldschmidt, Rabbiner in Offenbach a. M.
Preise: Luxusausgabe in blauem Leder 15 Mark, Prachtausgabe in Celluloid oder braunem Leder 12 Mark, do. in Ganzleinen und Goldschnitt 6 Mark, in Kaliko 4 Mark, dasselbe ohne hebräischen Text 'Die Poesie der Gebete Israels', Kaliko-Prachtband 4 Mark. Durch Verfasser und alle Buchhandlungen zu beziehen. - Nur fest. - Das Buch eignet sich vorzüglich zu Prämien für die Religionsschule.
Zum Beginn des neuen Schuljahres und der Sabbate an denen 'Perek' gesagt wird, gestattete ich mir darauf hinzuweisen, dass in meinem Gebetbuch Tefilat Jisrael auch die Pirke Owauss poetisch bearbeitet sind ja jedes Stück seine besondere Überschrift hat, die das Interesse erregt und das Verständnis fördert."
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Goldschmidt: https://www.talmud.de/tlmd/author/israelgoldschmidt/ 
- Pirke Owauss = Pirke Avot = "Sprüche der Väter", siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Spr%C3%BCche_der_V%C3%A4ter    
- Perek: https://de.wikipedia.org/wiki/Tanach      

       
Besinnung zum Pessachfest von Rabbiner Dr. Max Dienemann (1921)    

Offenbach AZJ 15041921.jpg (351619 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. April 1921: "Zum Pessachfeste.  Von Rabbiner Dr. Dienemann (Offenbach a. M.)
An jenem Pessachfest versucht man es von neuem, für sein sichtbares und deutlichtestes Symbol, das ungesäuerte Brot, die Mazzot, eine Erklärung zu finden, und gewahrt dann zu seiner Überraschung, dass es einem nicht restlos gelingt, dass man eine eindeutige Erklärung des Brauches, seine innere Begründung und die Benennung des religiösen Zieles, dem er uns entgegenführen soll, nicht zu geben vermag. Das liegt in der Hauptsache an der ganzen veränderten Form des Denkens. Früheren Zeitaltern war es zu eigen, sich nicht zu begnügen mit der in der Bibel gegebenen geschichtlichen Anknüpfung an irgendein Ereignis, sondern all die frommen Bräuche vernunftgemäß zu erklären, eine Deutung ihres Sinnes zu versuchen, festzustellen, zu welchen religiösen Empfindungen und Handlungen sie uns hinzuführen geeignet wären, in der Hoffnung, durch solche sachgemäße Begründung sie lieber und werter zu machen, die Erkenntnis ihrer Notwendigkeit zu vertiefen und den Willen zum Festhalten an ihnen zu steigern. Man musste da allerdings oft mehr in sie hineinlesen als aus ihnen herauslesen. Wir sind nach unserem gegenwärtigen Denken dazu weniger geeignet, wir wissen, es gibt keine eindeutige Erklärung für einen überlieferten frommen Brauch, wir fassen ihn überhaupt nicht rein verstandesmäßig auf, wir denken wieder ein wenig naiver, fassen sie auf als Symbole der inneren Einheit des Gemeinschaftskörpers, als Ausdruck eines über alles Aussprechliche hinausgehenden gemeinsamen Rhythmus des Empfindens. Solche Wertung als Symbol hat, ob ihr gleich etwas Unerklärbares anhaftet, doch mehr für sich als die mehr oder minder gekünstelte verstandesmäßige Auslegung und an die Vernunft sich wendende Erklärung. Alles, was sich durch das Aussprechen an unseren Verstand wendet, leidet unter dem nie zu verwischenden Mangel, dass das Denken der Menschen nicht gleichmäßig ist: Was der eine versteht, bleibt dem anderen noch unklar, und was dem einen ausreichend erscheint, erscheint dem andern als unzulängliche Begründung; wir Menschen sind ja verschieden an Denkart und Verstandeskraft. Aber in allem Symbolischen verwischen sich die Scheidewände, die die Verschiedenheit des Wissens, der Erziehung, der Denkkraft unter den Menschen aufrichten, das Symbolische vereint, es verbindet Kluge mit Törichten, Reiche mit Armen, Hohe mit Niedrigen, den Reinen mit dem Sünder, und es entsteht jener harmonische Rhythmus des Empfindens, jenes Gleichmaß der Schwingungen der Seelen, in denen eine Gemeinschaft fester und sicherer verankert ist, als in jeder noch so tief schürfenden zielstrebigen und sachgemäßen Erklärung. So ist es denn an sich das Beste, an den Mazzot sich zu freuen, in jener harmlosen und naiven Weise, die sie hinnimmt als eine unerklärbare uralte, geschichtliche Erinnerung, bei deren alljährlichem Wiederaufleben geheimnisvoll zugleich das starke Fühlen vergangener Geschlechter wieder Leben gewinnt. Erklären, begründen also kann man kaum, das ist, dass man der Begründung neues Leben verleiht, die in der Bibel selbst gegeben ist, zeigen, was ein Mensch von heut sich denken mag, wenn er sie hört. Die Begründung der Bibel für das ungesäuerte Brot heißt: 'Sieben Tage sollst du Mazzot essen, das Brot des Elends, denn in Eilfertigkeit zogst du aus dem Lande Ägypten.'
Die Begründung ist jedermann bekannt, sie knüpft an die Umstände an, unter denen die Kinder Israel aus Ägypten auszogen. Die Ägypter verlangten schließlich so stürmisch den Abzug, der von ihnen bisher so arg geknechteten Israeliten, sie waren so stürmisch bereit, ihnen die Freiheit zu geben, dass jene nicht einmal Zeit hatten, ihr Brot, das sie zur Wegzehrung mitnehmen wollten, ausgaren zu lassen. Alljährlich zieht die Erinnerung daran zu uns ein; wir lesen den Satz, ohne besonderen Inhalt in ihm zu finden, aber eines Tages fällt er einem auf, man denkt tiefer über ihn nach, findet ihn zuerst unverständlich, und aus dem Nichtverstehen wird ein neuer Sinn geboren. Das Wort ist schwer verständlich, nämlich: Ist der rasche Auszug aus Ägypten von unserem Standpunkt aus erwünscht oder unerwünscht gewesen? Jeder wird antworten: Erwünscht. Wie hat man das Recht, das Brot, das an diesen erwünschten Vorgang erinnert, 'Brot des Elends' zu nennen? Ja, wenn es noch widerspiegelte das Brot, das man in Knechtschaft aß, dann könnte man es Brot des Elends nennen, aber das Brot der Freiheit, und sei es noch so bitter, und noch so unvollkommen, kann das je Brot des Elends heißen? Nun heißt es aber so, und es soll also in der Erinnerung an jeden uns sonst so willkommenen Vorgang irgend etwas von Unliebem mitschwingen. Die Eile, selbst bei einem Ereignis, das in seinen Folgen die ganze Existenz Israels, also unsere eigene Existenz, begründet hat, erscheint als anstößig, als etwas, das dem Vorgang etwas von seinem Werte raubt. Hier werden wir hinausgehoben, über den einzelnen Vorgang und es wächst in uns der Gedanke empor, dass in allem, was uns angeht, die Eile und das Rasche etwas Unvollkommenes im Gefolge hat. Das schwingt also mit dem Bibelverse, der das Gebot der Mazzot begründet, mit; er wendet sich gegen alles Eilige, Überhastete und Unvorbereitete und stempelt es zu etwas Unvollkommenen und            
Offenbach AZJ 15041921a.jpg (313051 Byte)Mangelhaftem, und wir tun gut, diesen Gedanken fest in unsere Seelen hineinzunehmen, sowohl in seiner Anwendung auf den Wert der Dinge, als auch auf den Wert und die Schätzung der Persönlichkeit. In seiner Anwendung auf den Wert der Dinge, das heißt, wir müssen uns dessen bewusst halten, das alles Große Zeit und Reife braucht und alles Raschgewordene klein und unbedeutend ist. Alles Große braucht Zeit. Je gewaltiger die Idee ist, je tiefer sie in das Leben der Menschen eingreift, je mehr sie in ihrem Kern geeignet ist, den Bau der Gesellschaft umzuformen, oder die Struktur eine besondere Gemeinschaft umzubauen, um so schwerer erobert sie sich die Herzen, um so stärker hat sie mit dem Beharrungs- und Trägheitsvermögen der Masse zu kämpfen. Nur das Seichte und Oberflächliche gewinnt im Handumdrehen die Gemüter. Man konnte es geradezu als ein Gesetz der Geschichte aufstellen, dass alles, was zu seiner Verwirklichung der Fülle der Zeit bedurfte und in schwerem Kamp erobert werden musste, darum und nur darum zu Größe emporwuchs, und was von der Masse sofort und mit flammendem Rausch der Begeisterung angenommen wurde, den verborgenen Widerständen nicht standhielt, als klein sich erwies und rasch dahinging. Wir erleben es ja, wie Ideen, die einen wirklichen Fortschritt bedeuten, im jahrhundertelangen Ringen nur mühsam, Schritt für Schritt, vorwärts kommen; man denke z.B. an das langsame Reifen des Friedensgedankens, an den durch Jahrhunderte oft nur einen Schritt vorwärts machenden Gang der Verwurzelung der jüdischen Denkart über Gott und Mensch in den Herzen der Menschen. Und zugleich waren wir Zeugen dessen, wie vieles, das unter dem Eindruck eines plötzlichen Geschehens als Neues emporkam und scheinbar die Struktur der Gesellschaft und des Volkskörpers änderte, sehr rasch dahinschwand. Es ist eben so, alles Große braucht Zeit, und nur Zeit reift das wahrhaft Große, und alles Rasche bleibt klein. Es soll daher niemand zagen, wenn er in seinem persönlichen Leben und im Gemeinschaftsleben täglich sieht, wie langsam der Aufstieg ist, selbst ein so Gewaltiges, wie den Auszug aus Ägypten, hält die Bibel, weil er nicht aus dem langsamen Wachstum des Gerechtigkeitsgedankens kam, sondern aus dem Wunsch des Ägypters, nach rascher Erlösung von seiner Beschwernis, setzt unter dem Bilde des (hebräisch und deutsch:) 'des Brot des Elends'.
Nicht nur in ihrer Anwendung auf den Wert der Gedanken und Dinge muss uns diese Erkenntnis ins Herz geschrieben sein, auch in ihrer Anwendung auf den Wert der Persönlichkeit. Groß sein heißt Zeit haben, nur der Kleine hat immer Eile. Klein ist, wer das Eilen an sich trägt, er denkt nicht über sich hinaus. Für sich will er alles, Freiheit und Fortschritt der Menschlichkeit, Freiheit seines Volkes oder seiner Glaubensgemeinschaft, bessere soziale Schichtung. Er will es sehen und darum quält ihn die Kürze des Lebens, und er eilt und jagt und rennt und möchte durch sein Eilen und Rennen, gern den Gang beschleunige, es erscheint ihm unerträglich, dass er nicht Anteil haben solle an dem Neuen, das kommen wird: Das eben ist klein gedacht.
Groß ist, wer nicht an sich denkt und eben darum das langsame und organische Reisen ungestört sich vollziehen lässt. Wer wirklich groß ist, der lebt nicht nur in seiner Gegenwart, sondern mehr in der Zukunft, der betrachtet sich als den Vorbereiter über sich hinaus für seine Enkel und lebt in ihrem Leben: Wer groß ist, muss Bäume pflanzen können mit dem heiteren Verzicht auf ihre Frucht, mit dem Bewusstsein, dass die Kronen dieser Bäume erst späteren Geschlechtern Schatten spenden werden. Er muss den Glauben an die Gesundheit und Vollkraft der Menschheit und seiner Gemeinschaft haben, die, ob er auch manches an ihr zu tadeln hat, doch über ihn hinaus lebt und langsam wächst. Er darf nicht fragen, was ist heut’ zu erreichen, sondern, was ist heut’ zu tun, damit das Ziel einst erreichbar sei; er darf den Augenblick nur leben, soweit seine Pflichterfüllung in Frage kommt, und nicht, wo seine Erwartung in Frage kommt.
Das sind Gedanken, die in uns emporsteigen, wenn wir jene alte Begründung in ihrer Tiefe durchdenken, und so wird das Gedenken an die Vergangenheit fruchtbar und schöpferisch in unserem Leben und wird zu einem bleibenden Wert; so ist’s auch verständlich, wenn das Bibelwort: 'Sieben Tage sollst du Mazzot essen, Brot des Elends, denn in Eilfertigkeit zogst du aus aus Ägypten', abschließt mit den Worten: 'Damit du gedenkst des Tages 'deines Auszuges aus dem Lande Ägypten alle Tage deines Lebens.'".  
Anmerkung: - Mazzot: Plural von Matza (Matze): https://de.wikipedia.org/wiki/Matze     

    
Rabbiner Dr. Max Dienemann wird "in Schutzhaft genommen" (1933)  
Anmerkung: Rabbiner Dr. Dienemann kam in "Schutzhaft", nachdem er in einem Vortrag über die Herrschaft des Herodes geäußert hatte, dass es für das Judentum gleichgültig sei, ob es von einem französischen General oder dem Polizeipräsidenten regiert würde.     

Offenbach Israelit 21121933.jpg (43495 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1933: "Frankfurt am Main. Nach einer Meldung des W.S.N.-Büros wurde der Rabbiner  von Offenbach, Dr. Dienemann, in Schutzhaft genommen, und zwar wegen einer Äußerung in einem Vortrag in der Jüdischen Kultusgemeinde, in der eine Beleidigung des Polizeipräsidenten erblickt wurde. Nach Mitteilung des W.S.N.-Büros wurde die Überführung ins Konzentrationslager gegen Dr. Dienemann beantragt."          
 
Offenbach R Dienemann 100.jpg (51528 Byte)links: Rabbiner Dr. Max Dienemann (1875-1939): Rabbiner in Offenbach von 1919 bis 1938.
(Foto aus: Arnsberg Bilder S. 172)      

    
Rabbiner Dr. Max Dienemann wurde aus der "Schutzhaft entlassen (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1934: "Frankfurt am Main. Der Offenbacher Rabbiner Dr. Max Dienemann, der wegen eines Vortrags in Schutzhaft genommen war, ist entlassen worden."      

     
Zum Tod von Rabbiner Dr. Max Dienemann (1940)    

Artikel in der "Jüdischen Weltrundschau" vom 9. Mai 1940: "Rabbiner Dr. Max Dienemann zum Gedenken. 
Eine kleine Gemeinde von nächsten Angehörigen und Freunden des am 7. Tag Pessach vorigen Jahres in Tel-Aviv verstorbenen Rabbiners Dr. Max Dienemann, fand sich dieser Tage in Nachlat Jizchak zu einer schlichten Gedenkfeier ein. Ein einfacher Stein bedeckt das Grab, in dem einer der besten religiösen Führer des deutschen Judentums seine Ruhe gefunden hat und nennt außer dem Namen nur seine beiden Gemeinden Ratibor und Offenbach. Rabbiner Dr. Paul Lazarus (früher Wiesbaden) fand herzliche Worte des Gedenkens. Die ganze Tragik dieses so plötzlich abgeschnittenen Lebens stand aufs Neue vor den Augen der Freunde Max Dienemanns. Wenige Wochen nur war es ihm vergönnt gewesen, in Erez Israel zu leben. Die Haft im Konzentrationslager hatte seine Gesundheit untergraben. Im Lande war er ein fast Unbekannter geblieben. Nur die Freunde und die hier ansässigen Mitglieder seiner früheren Gemeinden wissen von der Bescheidenheit, Rechtlichkeit und Selbstlosigkeit dieser starken religiösen Persönlichkeit und auch die sachlichen Gegner werden bezeugen, dass dieser unerschrockene Vorkämpfer eines religiös-fortschrittlichen Judentums über ein jüdisches Wissen verfügte, dass weit über das sonstige Maß des deutschen Rabbiners hervorragte. Vor allem war Dienemann eine Klarheit der Gedanken eigen, die alle seine Aufsätze und Schriften (vor allem sei sein 'Judentum und Christentum' genannt) auszeichnete und die die Zeitschrift 'Der Morgen' nach Julius Goldsteins Tod unter seiner Redaktion auf ein hohes Niveau hob.
Dienemann war kein Zionist. Wollte man ihn in dem ehemaligen Lagern der innerjüdischen Auseinandersetzung des deutschen Judentums einordnen, so wäre sein Ort – schon lange vor der Gründung der erweiterten Jewish Agency – in den Reihen der 'Non-Zionists' zu sehen. Es gibt aus dem Jahre 1928 einen noch heute in vielen Teilen aufschlussreichen Aufsatz Dienemanns über seine Stellung zum Nationaljudentum und Zionismus: 'Galuth' (im 'Morgen'). Er bekennt sich dort 'persönlich dem Palästinawerk voll zugewandt' und hält es für eine große heilige und starke Aufgabe der Gesamtjudenheit. Im Sinne dieses Bekenntnisses hat er für Palästina, das er öfters besucht hat, gearbeitet und hat liebevolle Kritik geübt: 'Wir sehen in den sozialen Versuchen im heutige Erez Israel nichts, was palästinensischen und jüdischen Ursprungs ist.' Für seinen dauernden Aufenthalt im Lande, dem er mit großer Freude entgegen sah, hatte er bestimmt Pläne, die nun leider nicht reifen sollten, deren Grundgedanke jedoch Dienemann überdauern wird. 'Aus seiner Überzeugung handeln und Gott allein als Wirkenden bekennen.'  K. WILHELM." 
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Max Dienemann: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Dienemann  
- Nachlat Jizchak: https://en.wikipedia.org/wiki/Nahalat_Yitzhak und Friedhof: https://de.wikipedia.org/wiki/Nahalat-Yitzhak-Friedhof  
- Rabbiner Dr. Paul Lazarus: https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Lazarus_(Rabbiner)  und http://baruch-archiv.de/wp-content/uploads/2015/07/Artikel-%C3%BCber-Paul-Lazarus_0001.pdf 
  Konzentrationslager: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Osthofen  und https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Buchenwald 
- Jewish Agency: https://de.wikipedia.org/wiki/Jewish_Agency_for_Israel 
- Non-Zionists: https://en.wikipedia.org/wiki/Non-Zionism 
- Galuth: https://brockhaus.de/ecs/enzy/article/galuth und https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Diaspora  
- Palästinawerk: https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/9582283
- Erez Israel: https://de.wikipedia.org/wiki/Eretz_Israel 
   

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule sowie anderer Kultusbeamten der Gemeinde 
Ausschreibung der Stelle eines als Rabbiner autorisierten Kultusbeamten in der "orthodoxen Genossenschaft" (1862)   

Offenbach Israelit 17121862.jpg (66392 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1862: "Die in Offenbach a. M. zusammengetretene orthodoxe Genossenschaft sucht zur Leitung und Befriedigung ihrer religiösen Obliegenheiten einen durch Charakter und Kenntnisse hierzu befähigten Mann. Aufrichtig orthodoxe Grundsätze und Wandel, tüchtige religiöse und allgemeine Bildung, hattarat horaah (= orthodoxe) Ordination und pädagogische Fähigkeiten sind erforderlich. Gehalt bei entsprechender Qualifikation bis zu fl. 800. Portofreie Anmeldungen nebst Qualifikationsnachweisen sind sondersamt an Herrn Rabbiner Hirsch in Frankfurt a. M. zu richten."
Anmerkungen: hattarat horaah vgl. https://www.jewishencyclopedia.com/articles/7333-hattarat-hora-ah    
Rabbiner Hirsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Raphael_Hirsch  
     

  
Ausschreibung der Stelle des 1. Kantors und Religionslehrers (1865)   

Offenbach AZJ 07031865.jpg (53615 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. März 1865: "Vakante Stelle. Bei der israelitischen Gemeinde zu Offenbach am Main soll die Stelle eines musikalisch gebildeten, 1. Kantors, welcher einen mehrstimmigen Chor einzuüben und zu leiten und Religionsunterricht zu erteilen hat, für eine jährliche Besoldung von Gulden 800, besetzt werden. Außer diesem Gehalt bietet sich Gelegenheit zum Erteilen von Privatunterricht dar. Anmeldungen mit beigefügten Zeugnissen sind einzusenden dem Vorstande der israelitischen Religionsgemeinde zu Offenbach am Main."  

   
Ausschreibungen der Stelle des Kantors und Religionslehrers (1872 / 1873)  

Offenbach Israelit 28081872.jpg (61980 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1872: "Bekanntmachung
Die Stelle eines Kantors und Religionslehrers in der israelitischen Religionsgemeinde Offenbach mit einem jährlichen fixen Gehalt von 750 fl. wird vakant.
Es werden Bewerber, welche die fragliche Stelle übernehmen wollen, ersucht, ihre Gesuche bei dem unterzeichneten Gemeindevorstand einzureichen und ihre Zeugnisse beizufügen. 
Offenbach am Main, den 19. August 1872. Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde Offenbach: E. Worms."          
 
Offenbach AZJ 25111873.jpg (54920 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. November 1873: "Die bisher provisorisch verwaltete Stelle eines musikalisch gebildeten Kantors, Baal Kore (Vorbeters) und Religionslehrers in der israelitischen Religionsgemeinde Offenbach, mit einem jährlichen Einkommen von 900-1.000 Gulden, soll von nun an definitiv besetzt werden. Geeignete Bewerber, welche die fragliche Stelle übernehmen wollen, sind gebeten, ihre Gesuche bei dem Gemeindevorstand einzureichen und ihre Zeugnisse beizufügen. Offenbach am Main, im November 1873. Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde Offenbach. Adolf Straus."  

      
Ausschreibung der jüdischen Elementarlehrerstelle (1876)   
Anmerkung: Die Stelle wurde sowohl in der orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" wie in der liberal geprägten "Allgemeinen Zeitung des Judentums" ausgeschrieben.

Offenbach Israelit 08031876.jpg (75344 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1876: "An der hiesigen städtischen Kommunalschule soll ein seminaristisch gebildeter Elementarlehrer, israelitischen Konfession, angestellt werden und haben wir den Auftrag erhalten, die Stelle auszuschreiben. Bewerber mit guten Zeugnissen versehen, wollen sich unter Einsendung derselben an uns wenden und erklären wir uns gerne zur Erteilung weiterer Auskunft, bezüglich Gehaltsverhältnis etc. etc. bereit. 
Offenbach am Main, den 20. Februar 1876. Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde.
."      
 
Offenbach AZJ 14031876.jpg (50803 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. März 1876: "An der hiesigen städtischen Kommunalschule soll ein seminaristisch gebildeter Elementarlehrer, israelitischen Konfession, angestellt werden und haben wir den Auftrag erhalten, die Stelle auszuschreiben. Bewerber mit guten Zeugnissen versehen, wollen sich unter Einsendung derselben an uns wenden und erklären wir uns gerne zur Erteilung weiterer Auskunft, bezüglich Gehaltsverhältnis etc. etc. bereit. 
Offenbach am Main, den 20. Februar 1876. Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde."
 

       
Definitive Anstellung von Lehrer Gabriel an der Volksschule (1892)  

Offenbach israelit 28011892.jpg (63907 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1892: "Offenbach am Main. Der hier seit einer Reihe von Jahren an der Volksschule wirkende Lehrer Gabriel wurde dieser Tage durch hohes Dekret definitiv an genannter Anstalt angestellt. Es ist dies schon der oft geführte Beweis, dass das hessische Schulministerium nicht zurückschreitet. Diese Anstellung hat noch dadurch Bedeutung, dass die Vergebung der Offenbacher Schulstellen der Präsitation des Fürsten Ysenburg-Birstein bedürfen, der also auch hier nicht hindernd in den Weg getreten ist."   
Anmerkungen:  - Volksschule: https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/xsrec/current/36/pageSize/40/mode/abstract/setmode/abstract/sn/edb?q=YToxOntzOjM6Im9ydCI7czoyNzoiNDEzMDAwMDAwOk9mZmVuYmFjaCBhbSBNYWluIjt9 
- Lehrer Gabriel: vgl. Artikel zum 25-jährigen Ortsjubiläum von Lehrer Gabriel (1918)  
- Fürst Ysenburg-Birstein: https://de.wikipedia.org/wiki/Isenburg_(Adelsgeschlecht) und https://de.wikipedia.org/wiki/Franz-Joseph_zu_Isenburg-Birstein  

    
Lehrer Schwarzschild in Offenbach ist der erste jüdische Lehrer im höheren Schulwesen in Hessen (1901)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1901: "Wie dem 'Mainzer Journal' mitgeteilt wird, hat jüngst der erste israelitische Lehrer im höheren Schulwesen Hessens seine Anstellung gefunden, und zwar Herr Schwarzschild als Oberlehrer am Offenbacher Gymnasium. Damit ist denn wohl noch auf einem anderen Gebiete als im hessischen Justizdienst die Gleichberechtigung aller Konfessionen überzeugend dargetan".  
Anmerkungen: - Mainzer Journal: https://digipress.digitale-sammlungen.de/calendar/newspaper/bsbmult00000517
Gymnasium: Womöglich https://de.wikipedia.org/wiki/Leibnizschule_(Offenbach_am_Main)           

 
Vermächtnis von Prokurist Emil Grünebaum  -  25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Gabriel (1918)    

Offenbach FrfIsrFambl 22021918.jpg (113498 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Februar 1918: "Offenbach am Main. Der im Januar verstorbene Prokurist Emil Grünebaum hat, außer einigen kleinen Legaten, sein Vermögen zur Hälfte der israelitischen Gemeinde und zur anderen Hälfte der Stadt zu wohltätigen Zwecken vermacht. - Ein in unserer Zeit besonders wohltuendes Zeichen der Wertschätzung des israelitischen Religionsunterrichts ist von hier zu melden: Am 1. Februar waren es 26 Jahre, seitdem Lehrer Gabriel den israelitischen Religionsunterricht an der hiesigen Goetheschule (Privat-Realschule unter Staatsaufsicht) erteilt. Aus diesem Anlass erhielt er von der Direktion folgendes Schreiben: Sehr geehrter Herr Kollege! Heute vor 25 Jahren übernahmen Sie den israelitischen Religionsunterricht an unserer Anstalt. Dieses Ereignis veranlasst uns, Ihnen für Ihre vorbildliche Pflichttreue und segensreiche Wirksamkeit während dieser Zeitspanne unseren herzlichsten Dank auszusprechen. Als äußeres Zeichen unserer Anerkennung erlauben wir uns, Ihnen beigefügtes Andenken (Kostbare Bowle mit Widmung) zu überreichen. Mit dem aufrichtigen Wunsche, dass das bisherige freundschaftliche Verhältnis zwischen Ihnen und uns auch fernerhin bestehen möge und Sie mit dauernder Berufsfreudigkeit noch ungezählte Jahre zum Wohl der Schule wirken können, grüßen Sie hochachtungsvoll Ihre ergebenen..." 
Anmerkungen: - Emil Grünebaum: Womöglich: https://billiongraves.com/grave/Emil-Gr%C3%BCnebaum/8961884  
- Goetheschule: https://de.wikipedia.org/wiki/Goetheschule_(Offenbach_am_Main)           

 
Kantor Adolf Vogel tritt in den Ruhestand (1916)   

Offenbach FrfIsrFambl 11081916.jpg (34326 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. August 1916: "Offenbach am Main. Kantor Vogel ist nach mehr als 50-jähriger Tätigkeit, wovon 34 Jahre auf unsere Gemeinde entfallen, in den Ruhestand getreten. Die Pensionskasse erfolgt durch die hessische Beamten-Fürsorgekasse. Möge Herrn Vogel ein langer, heiterer Lebensabend beschieden sein."   .        

 
70. Geburtstag von Kantor Adolf Vogel (1919)   

Offenbach FrfIsrFambl 03011919.jpg (29580 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Januar 1919: "Offenbach am Main. Am 11. Januar feiert unser pensionierter Kantor, Herr Adolf Vogel, in voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit den 70. Geburtstag. Die Gemeinde rüstet sich, den Ehrentag des allgemein beliebten Beamten festlich zu begehen.        

   

   

   

   

   

   

 

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Stand: 30. Juni 2020