Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 


zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz" 
Zur Übersicht "Synagogen im Kreis Bad Kreuznach"   
    

Langenlonsheim / Nahe (Kreis Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Kennkarte aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
   
In Langenlonsheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1685 eine jüdische Familie am Ort genannt (Benedict), 1695 Wendel Judt. 1722 waren zwei jüdische Familien erwähnt (Jud Benedict und Mayer), 1743 waren es vier (Hayum Benedict, Götz Benedict, Juda Kahn und Meyer). 1790 werden die folgenden Haushaltsvorstände jüdischer Familien genannt: Hayum Benedict Witwe, Joseph Benedict, Nadan Benedict Maier, Gottschlag Jude, Benedict Joseph, Sükkind Juda, David Götz, Benedict Nadan.      
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 45 Personen, 1843 42 (von insgesamt 1.236 Einwohnern), 1858 73, 1895 70.  
 
1808 werden die folgenden jüdischen Familien aufgeführt (die in Klammern angegebenen Namen waren die späteren Namen nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft): Israel Brill, Benoit (Benedict) Goetz, Gottschalk Kahn, (Witwe?) Rebekka Kuhn, Witwe (von Joseph Kaufmann) Schoene Kaufmann geb. Kuhn, Benoit (Benedict) Natt, Mayer Natt, Jacques (Jakob) Scheier (Scheuer), Moses Schweiss (Schweig), Witwe Judith Stern, Seeligmann Stern.  
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Schulraum im Synagogengebäude), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Unter den Lehrern sind bekannt: um 1855 David Cahn aus Mertloch, 1857 Heinrich Hirschfeld aus Dessau, 1861 Julius Kappel (oder Koppel), 1893 Michael Boreich.    
 
1895 wurden die in Bretzenheim und Laubenheim lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Laubenheim zugeteilt. Damals hatte Bretzenheim noch 15, Laubenheim noch 7 jüdische Einwohner. Die Laubenheimer Juden hatten bis dahin zur Gemeinde in Waldhilbersheim / Heddesheim gehört.   
  
Die jüdischen Familienvorsteher waren in verschiedenen Gewerbezweigen tätig, vor allem im Handel. Es gab mehrere offene Handlungen und Läden am Ort die jüdischen Familien gehörten (Handlungen mit Landesprodukten und Düngemitteln, mehrere Weinhandlungen, Damen- und Herrenkonfektion und Bettwaren, Vieh- und Getreidehandel), dazu gab es jüdische Bäcker und Metzger. Die jüdischen Einwohnern waren im Leben des Ortes weitestgehend integriert und nahmen am öffentlichen Leben und am allgemeinen Vereinsleben regen Anteil (auch als Vereinsgründer und Vereinsvorsitzende: Heinrich Natt und Siegmund Hirschberger waren 1887 Gründungsmitglieder beim Verein für Leibesübungen 1887 Langenlonsheim e.V.; Siegmund Heymann, Siegmund Hirschberger, Carl Mayer und Emil Natt waren 1902 Gründungsmitglieder bei der Freiwilligen Feuerwehr Langenlonsheim u.a.m.). 
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde der Unteroffizier Sally Natt (geb. 7. Juli 1889 in Langenlonsheim, gef. 26.9.1914) und der Gefreite Arthur Metzger (geb. 6. November 1883 in Langenlonsheim, gef. Mai 1915). Die Namen der beiden stehen auf dem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges vor dem allgemeinen Friedhof. Insgesamt waren 14 jüdische Männer im Kriegseinsatz; mehrere kamen hoch dekoriert zurück.   
       
Um 1924, als zur Gemeinde noch etwa 50 Personen (in Langenlonsheim) gehörten (2,5 % von insgesamt etwa 2.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Ludwig Mayer und Fritz Natt. In Bretzenheim und Laubenheim lebten damals noch je sieben jüdische Personen. 1932 war Gemeindevorsteher Carl Mayer (1. Vors.). Die religiöse Betreuung der Gemeinde lag in den Händen von Rabbiner Dr. Jacob (Bad Kreuznach). Um 1930 wohnten in Langenlonsheim die Familien Karl Mayer (Weinhandlung, Bingerstraße 2), Rudolf Mayer (Herren- und Damenkonfektion, Bettwaren und Manufakturwaren, Bingerstraße 11), Ludwig Mayer (Viehhändler, Hauptstraße 52), Fritz Natt (Weinhandlung, Hollergasse 28/Ecke Weidenstraße), Moritz Weiss (Metzgerei, Vieh- und Weinhandel, Hauptstraße 24), Siegmund Heymann (Landesproduktenhandel, Hauptstraße 39), Carl Nachmann (Wein- und Getreidehandel, Hauptstraße 35), August Weiss (Viehhandlung, Schulstraße 12), Gustav Kahn (Klempner, Hollergasse 20), Familie Blank (Religionslehrer, Kreuznacher Straße)       
   
Nach 1933
ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 40 Personen) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im Einwohnerbuch des Kreises Bad Kreuznach 1939 (Stand: vermutlich 1938) sind noch fünf jüdische Familien verzeichnet: Karl Mayer, Rudolf Mayer, Fritz Natt, August Weiss, Moritz Weiss. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Langenlonsheimer und auswärtige Nationalsozialisten völlig demoliert (s.u.), die Wohnhäuser der jüdischen Familien Fritz Natt, Karl Mayer, Karl Nachmann und Moritz Weiss wurden überfallen und die Wohnungseinrichtungen zerstört. Mehrere jüdische Personen wurden misshandelt und nicht unerheblich verletzt. Die jüdischen Männer wurden in das KZ Dachau verschleppt. Nach der ersten Deportation am 10. April 1942 wurden die beiden letzten jüdischen Einwohner - August Weiss und seine Frau Isabella Weiss geb. Furchheimer - wurden am 25. April 1942 deportiert.    
        
Von den in Langenlonsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", abgeglichen mit der Liste in der Dokumentation s. Lit. S. 271): Henriette Arnstein geb. Mayer (1866), Selma Baumgarten geb. Kahn (1888), Anny Blank (1895), Lili Brück geb. Natt (1892), Lotte Brück (1922), Berthold Cahn (1871), Else (Elsa) Groß geb. Mayer (1895), Paul Groß (1883), Alfred Hallgarten (1895), Hilde Hallgarten geb. Simon (1895), Rosalie Herz geb. Mayer (1868), Siegfried Hirschberger (1870), Paula (Paulina) Jakobi geb. Natt (1876), Elise Kahn geb. Natt (1862), Gustav Kahn (1885), Henriette Johanna Kahn geb. Weiss (1889), Henriette Marx geb. Natt (1854), Toni (Antoni) Marx geb. Weiß (1876), Emilie Mayer (1883), Erich Mayer (1921), Fritz Mayer (1888), Ida Mayer geb. Marx (1890), Johanna Mayer geb. Heymann (1872), Lieselotte Mayer (1910), Ludwig Mayer (1864), Richard Mayer (1922), Rudolf Mayer (1885), Jakob Nachmann (1880), Isidor Natt (1871), Paulina Natt (1876), Rudolf Natt (1879), Franziska Neuburger geb. Natt(1879), Elisabeth Gertrud Schneider (1897), Irma Schwarz geb. Nachmann (1900), Regina Schweig geb. Natt (1870), Selma Weil (1896), Wilhelm Weil (1882), August Weiss (1878), Elisabetha Weiss geb. Michel (1883), Else Erna Weiss geb. Dornhardt (1914), Isabella Weiss geb. Furchheimer (1878), Klara Weiss (1885), Kurt Norbert Weiss (1913), Lina (Karoline) Weiss (1874), Ludwig Weiss (1873), Max Weiß (1887), Max Weiss (1909), Moritz Weiss (1880), Sally Weiß (1908), Sigmund Weiss (1882), Helene Windecker geb. Weiss (1894), Lotte Wolf (1924).  
   
A
nmerkung: Hinweis auf die "Liste der im hiesigen Amtsbezirk (Langenlonsheim) wohnhaft gewesenen Juden" (pdf-Datei der an den International Tracing Service von der Amtsverwaltung Langenlonsheim am 2.3.1962 mitgeteilten Liste mit den Namen der (sc.1933 und danach) wohnhaften jüdischen Einwohnern in Bretzenheim, Heddesheim, Langenlonsheim, Laubenheim, Waldhilbersheim, Waldlaubersheim, Windesheim. In der Liste werden aus Langenlonsheim genannt: Sigmund Heymann (1878; 1939 nach Brasilien), Mathilde Heymann (1884; dto.), Walter Heymann (1911; dto.), Karola Heymann (1859; dto.), Rudolf Mayer (1885; 1942 "unbekannt verzogen"), Ida Mayer geb. Marx (1890; dto.), Erich Mayer (1921; dto.), Richard Mayer (1922; dto.), Karl Mayer (1873; 1939 nach Berlin), Jeny Mayer (1884; dto.), Erika Mayer (1911; 1934 nach Hamburg); Fritz Natt (1894; 1939 nach Bolivien); Else Natt (1898; dto.), Hans Natt (1923; dto.), Herbert Natt (1906; dto.), Gustav Kahn (1885; 1937 nach Frankfurt); Henriette Kahn (1889; 1937 nach Frankfurt), Siegfried Kahn (1925; dto.), Moritz Weiß (1880; 1941 nach Heldenbergen), Hans Weiß (1911; 1928 nach Frankfurt). 
   
Seit 1993 erinnern ein Gedenkstein auf dem Friedhof der Gemeinde Langenlonsheim an die "Opfer der Gewaltherrschaft 1933-1945". Der Gedenkstein befindet sich zwischen den Gedenktafeln für die Gefallenen der Kriege und der Friedhofsmauer.  
      
      
      
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1885 / 1890 / 1891 / 1993 / 1900 / 1901 
sowie Ausschreibung der Hilfsvorbeterstelle für die Hohen Feiertage 1924  

Langenlonsheim Israelit 29101885.jpg (55623 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1885: "Vakante Lehrerstelle
Die Glaubensgemeinde Langenlonsheim an der Nahe, Kreis Kreuznach, sucht zum sofortigen Eintritt einen Lehrer und Vorbeter mit einem Jahresgehalt von Mark 450 nebst freier Wohnung. 
Die Nebengelder als Schächter bringen ein jährliches Einkommen von Mark 250. 
Stand: ledig. Reflektanten willen sich sofort brieflich melden. 
Der Vorstand Siegmund Kahn."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1890: "Die israelitische Gemeinde Langenlonsheim, Kreis Kreuznach, sucht sofort einen unverheirateten Religionslehrer, Kantor und Schächter. Fixum 500 Mark. Nebenverdienst 300 Mark, nebst freier Wohnung. Seminaristisch Gebildete bevorzugt. 
Bewerber wollen sich wenden an den Vorstand S. Kahn."    
 
Langenlonsheim Israelit 06081891.jpg (44585 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1891: "Die israelitische Gemeinde Langenlonsheim (Kreis Kreuznach) sucht per 1. September dieses Jahres einen Vorbeter, Religionslehrer und Schochet. Gehalt Fixum Mark 550 nebst freier Wohnung. Der Nebenverdienst beträgt Mark 300. Seminaristisch Gebildete bevorzugt. Ledige erwünscht. Bewerber willen sich wenden an den Vorstand: Nathan Natt."     
 
Langenlonsheim Israelit 05011893.jpg (47056 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1893: "In der Kultusgemeinde Langenlonsheim bei Kreuznach ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters vakant und soll dieselbe bis zum 1. März wieder besetzt werden. Salair 550 Mark fixer Gehalt, 50 Mark Wohnungsentschädigung, 300 Mark Nebenverdienste. Meldungen nebst Zeugnisabschriften sind zu richten an 
Nathan Natt
, Kultusvorstand."      
 
Langenlonsheim Israelit 02071900.jpg (49974 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1900: "Lehrer-Gesuch
Die Gemeinde Langenlonsheim sucht möglichst sofort einen Vorbeter, Lehrer und Schochet. Der Gehalt beträgt Mark 600, freie Wohnung und ca. Mark 300 bis 350 Nebeneinkommen. Der Lehrer muss Deutscher sein und werden seminaristisch Gebildete bevorzugt. Offerten mit Zeugnissen sind an den unterzeichneten Vorstand zu senden. Reisekosten werden nicht vergütet. 
Langenlonsheim, 20. Juni. Emil Natt".     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1901: "Die hiesige Lehrerstelle 
ist frei und soll durch einen seminaristisch gebildeten, verheirateten oder ledigen Religionslehrer, Vorbeter und Schochet, möglichst sofort besetzt werden. Gehalt Mark 700, freie Wohnung und ca. 300 bis 350 Mark Nebeneinkommen. Bewerbungen nebst Zeugnisabschriften sind zu richten an den Vorstand der israelitischen Gemeinde
Emil Natt
Langenlonsheim bei Bingen am Rhein."       
 
Langenlonsheim Israelit 28081924.jpg (50348 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1924: "Wir suchen für die hohen Feiertage einen 
Hilfsvorbeter
Angebote mit Gehaltsansprüchen, bei freier Verpflegung und Reisevergütung erbittet 
Der Vorstand der Israelitischen Synagogengemeinde Langenlonsheim (Nahe)."      

  
  
Anzeigen jüdischer Geschäfte und Privatpersonen   
Verlobungsanzeige von Hanna Nachmann und Richard Vogel (1933)  vgl. Informationen unten   

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 21. Dezember 1933:
"Hanna Nachmann  -  Richard Vogel  
Verlobte  
Langenlonsheim (Nahe)  -  Nieder-Saulheim bei Mainz    den 25. Dezember 1933."    

     
Geburtsanzeige für Ellen Eva Vogel, Tochter von Richard Vogel und Hanna geb. Nachmann (1936)  
Anmerkung: genealogische Informationen über https://www.geni.com/people/Ellen-Vogel-Glass/2695465  Demnach hat Ellen Eva Vogel sich später verheiratet mit Philip Leonard Glass. Ihr Vater Richard Vogel ist am 7. Juli 1905 in Nieder-Saulheim geboren und am 15. Juli 1999 in Deerfield, Lake, Ill. US gestorben. Seine Frau Hanna geb. Nachmann ist am 8. Juli 1907 in Langenlonsheim geboren und ist am 14. August 1999 gleichfalls in Deerfield, Ill. US verstorben.   

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 19. März 1936: "Ellen, Eva.
Die Geburt eines kräftigen Mädels zeigen hocherfreut an 
Richard Vogel und Frau Hanna geb. Nachmann 
Nieder-Saulheim
 z.Zt. Israelitisches Krankenhaus, Mainz."      

  
   

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte des in Langenlonsheim 
geborenen Paul Siegbert Liebenstein
 
 Langenlonsheim KK MZ Liebenstein Paul.jpg (93861 Byte)  
   Kennkarte (Mainz 1939) für Paul Siegbert Liebenstein (geb. 22. Oktober 1922 in Langenlonsheim), 
Kaufmännischer Lehrling  
 

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge            
    
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden. 1823 wird ein solcher Betraum genannt.   
 
Seit den 1840er-Jahren wollte die jüdische Gemeinde eine Synagoge bauen. 1856 konnte in der Hintergasse von Samuel Weiss ein geeignetes Grundstück erworben werden. Vermutlich um 1860 wurde die Synagoge gebaut, da das Gebäude auf dem Katasterplan von 1863 eingetragen ist. Erstellt wurde ein einfacher Putzbau, der aus Ziegel- und Bruchsteinen gebaut war. Es gab etwa 50 Sitzplätze in der Synagoge. Eine Frauenempore war vorhanden.  
  
Etwa 70 Jahre war die Synagoge Mittelpunkte des jüdischen Gemeindelebens am Ort. 
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Langenlonsheimer und auswärtige Nationalsozialisten überfallen. Türen, Fenster und die Inneneinrichtung (Sitzbänke, Predigtpult, Schränke, Tische, Stühle, Toraschrein usw.) wurde zerschlagen, der Fußboden herausgerissen und die Wände beschädigt. Die Ritualien, darunter drei Torarollen, drei Sätze silberner Toraschmuck, zwei silberne Altarleuchter, eine ewige Lampe, ein Chanukkaleuchter und anderes mehr wurde zerstört oder gestohlen. Am 24. April 1940 wurde die Synagoge von dem noch am Ort lebenden Rudolf Mayer im Auftrag der in Auflösung befindlichen jüdischen Gemeinde für nur 427,50 RM an einen nichtjüdischen Privatmann zwangsweise verkauft.  
  
1950 wurde der Kaufvertrag von 1940 annulliert, wodurch es zu einem Besitzerwechsel kam. 1958 wurde das Synagogengebäude abgerissen. Auf dem Grundstück wurde ein anderes Gebäude erstellt.   
  
  
Adresse/Standort der Synagoge:  auf dem Grundstück des heutigen Gebäudes Hintergasse 30  
  
  

Fotos    

Die Synagoge 
in Langenlonsheim
Langenlonsheim Synagoge 140.jpg (86184 Byte)  
  Ausschnitt aus einer Postkarte von
 Langenlonsheim (zwischen 1908 und 1916)
 
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

August 2011: Verlegung von "Stolpersteinen" in Langenlonsheim      
Artikel von Dieter Ackermann in der "Rhein-Zeitung" vom 1. September 2011 (Artikel): 
"Stolpersteine erinnern an das Leid der Langenlonsheimer Juden
Langenlonsheim
- 'Mit den Stolpersteinen erinnern wir uns an die Menschen in unserer Gemeinde, die unermessliches Leid ertragen mussten, Menschen, die aufgrund von Rassenwahn und einer menschenverachtenden Ideologie verfolgt und misshandelt, deportiert und ermordet wurden', betonte Ortsbürgermeister Michael Cyfka anlässlich der Gedenksteinverlegung an den Plätzen, wo einst jüdische Bürger wohnten..."   
 
 

  
    

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Langenlonsheim   
bulletSeite über den jüdischen Friedhof Langenlonsheim (interner Link)    

Literatur:  

bulletKarl-Wilhelm Höffler: Die Geschichte der jüdischen Gemeinde zu Langenlonsheim. In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte in Rheinland-Pfalz. Heft 1/1991 S. 4-35. Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt).
bulletders.: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde zu Langenlonsheim / Nahe. Chronik. Version vom 30. Dezember 2023. 586 Seiten. Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt, Achtung: Dateiumfang 62 MB)     
bulletEinweihung des Gedenksteins für die Opfer der Gewaltherrschaft 1933-1945 am 9. November 1993 in Langenlonsheim. Ansprache von Ortsbürgermeisterin Marianne Müller. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 7 - 2/94 (4. Jahrgang) S. 29-32). Online eingestellt (pdf-Datei).    
bulletDokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 261-282. 
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 230-231 (mit weiteren Literaturangaben). 
bullet Erik Natter: Berthold Cahn, ein Leben für den Anarchismus. Broschüre, 44 Seiten, 1. Auflage September 2018.
Veröffentlichung der Gustav-Landauer-Denkmalinitivative, siehe https://gustav-landauer.org/content/berthold-cahn-ein-leben-fuer-den-anarchismus   
Berthold Cahn war zwischen 1910 und 1933 einer der wichtigsten Versammlungsredner der deutschen anarchistischen Bewegung. Cahn wurde 1871 in Langenlonsheim geboren und arbeitete als Lagerarbeiter und Hausdiener. 1904 trat er der anarchistischen Bewegung bei und hielt seit 1908 unermüdliche Referate bei Volksversammlungen, Gruppentreffen und anarcho-syndkalistischen Gewerkschaftsgruppen der FAUD. Sein Themenspektrum war äußerst umfangreich: Antimilitarismus, Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen, Eintreten für politisch Verfolgte, gegen Rassismus und Antisemtismus, für freie Erziehung, gegen Ausbeutung und für eine umfassende gesellschaftliche Erneuerung. Wegen seines Engagements wurde er während des Ersten Weltkriegs unter entsetzlichen Bedingungen 21 Monate in "Schutzhaft" interniert. Als zeitweiliger Herausgeber und Autor publizierte er vor allem im "Freien Arbeiter" ca. 50 namentliche gekennzeichnete Beiträge und zehn bemerkenswerte Gedichte. Am 28. Mai 1942 wurde Cahn im Konzentrationslager Oranienburg erschossen, nachdem die jüdische Widerstandsgruppe Baum einen Brandanschlag auf die NS-Propagandaausstellung "Das Sowjetparadies" verübt hatte..

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Langenlonsheim Rhineland. Jews are first mentioned in the late 17th century. Their population reached ten families (32 Jews) in the early 19th century and in 1848 they numbered 141. In 1848, 23 engaged in trade, three were artisans, and 11 were day laborers or beggars. A cemetery was opened in the first half of the 18th century, and a synagogue war erected in 1856. The Jewish population subsequently dropped to 91 (total 1.433) in 1871 and 40 in 1932. Under the Nazis, a number of Jews were sent early on to the camps in 1933. A few emigrated but most left for other localities in Germany, from where they were later deported to their deaths in the camps. Including the last five Jews deported directly from Langenlonsheim, the number of Jews who perished in the Holocaust reached 34. The synagogue was seriously damaged on Kristallnacht (9-10 November 1938), and razed in 1958.    
         
           

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge  

             

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020