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 Windesheim (VG
Langenlonsheim, Kreis
Bad Kreuznach) Jüdische Geschichte / Synagoge
 Übersicht:     Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
 In Windesheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42.
 
 Im  19. Jahrhundert  entwickelte sich die  Zahl der jüdischen Einwohner
 wie
folgt: 1808 14 jüdische Einwohner, 1843 32, 1858 35, 1888 und 1895 je
38. Die in Windesheim bekannten jüdischen Familiennamen waren Müller,
Abraham, Ermann, Scholem, Wolf, Mayer und Mattes.
 
 An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule,
möglicherweise ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war möglicherweise eine
Zeitlang ein jüdischer Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war (eventuell in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts; Nachweise
sind noch nicht vorhanden).
 
 Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gemeinde: Adolf Müller (geb. 9.3.1888
in Windesheim, gef. 2.4.1917 im Hindenburggraben vor Verdun), Gefreiter Emil
Müller (geb. 15.11.1897 in Windesheim, gest. 29.11.1918) und Friedrich Müller
(geb. 1.6.1899 in Windesheim, gest. 6.11.1918).
 Anmerkung: die Eltern der gefallenen Brüder Emil und Friedrich Müller sind
die in der NS-Zeit ermordeten Otto Müller und Dina Müller geb. Stern.
 
 1925 wurden noch 32 jüdische Einwohner gezählt.
 
 1933 lebten noch etwa 30 jüdische Personen am Ort. Nach 1935
waren es noch die Familien von Kaufmann Josef Liffmann, Metzger Heinrich
Müller, Otto Müller, Händler Siegmund Müller, Ferdinand Wolf, Witwe von
Fritz Wolf (Anna geb. Schumacher) und die Witwe von Johann Wolf. Mehrere
der Familien sind auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Zwischen 1934 und 1939
wurden zehn Wohn- und Geschäftshäuser von jüdischen Besitzern an
nichtjüdische Personen verkauft.
 Die letzten jüdischen Einwohner wurden 1942 deportiert.
 
 Von den in Windesheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind  in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Walter Aron (1894), Johanna Liffmann geb.
Müller (1894), Josef Liffmann (1885), Gertrud Metzler geb. Kann (1888), Bertha Müller geb. Michel
(1868), Dina Müller geb. Stern (1870), Friedrich Julius Müller (1925),
Heinrich Müller (1889), Johanna Müller (1894), Johanna Müller geb. Bodenheimer (1902),
Klara Müller geb. Willstädter (1897), Ludwig Müller
(1887), Otto Müller (1866), Ruth Müller (1929), Toni Müller (), Louise
(Luise) Stiebel geb. Müller (1875), David Strauss (1879), Julie Weidenbaum geb.
Müller (1896), Leopold Weidenbaum (1888), Ferdinand Wolf (1862), Julius Wolf
(1894), Wilhelmine Wolf geb. Müller (1866).
 
 Anmerkung: Hinweis auf die "Liste 
der im hiesigen Amtsbezirk (Langenlonsheim) wohnhaft gewesenen Juden" (pdf-Datei der 
an den International Tracing Service von der Amtsverwaltung Langenlonsheim am 
2.3.1962 mitgeteilten Liste mit den Namen der (sc.1933 und danach) wohnhaften 
jüdischen Einwohnern in Bretzenheim,
Heddesheim,
Langenlonsheim,
Laubenheim,
Waldhilbersheim,
Waldlaubersheim, Windesheim. 
In der Liste werden aus Windesheim genannt: Sigesmund Müller (1864; 1939 
nach Amsterdam), Bertha Müller (?; dto.), Jakob Müller (?, dto.), Hugo Mpüller 
(1898; 1938 nach Amerika), Otto Müller (1866; 2.7.1942 Bad Kreuznach "zur 
weiteren Verschickung"), Toni Müller (dto.), Kurt Müller (1907; 1938 nach 
Haifa); Josef Liffmann (1886; 1938 nach Frankfurt, von dort 1939 nach Amerika), 
Hanna Liffmann (1894; dto.), Adolf Liffmann (1917; dto.), Liesel Liffmann (1919; 
nach Holland in Stellung); Heinz Liffmann (1921; 1939 nach Amerika); Ferdinand 
Wolf (1860; nach Mainz), Wilhelmine Wolf (1866, noch am Ort verstorben), Bella 
Wolf (1902, 1938 nach Frankfurt), David Wolf (1899, 1939 nach Argentinien), 
Heinrich Müller (nach Köln-Lindenthal verzogen), Johanna Müller ("Im Winter 
41-42 zwangsweise nach Litzmannstadt-Theresienstadt), Julius Müller (1926; im 
Mai 1940 nach Haifa), Julius Rothschild (1926; im Mai 1940 nach Haifa), Julius 
Rothschild (?, nach Haifa), Ehefrau von Julius Rothschild (?, dto,) mit Erich 
Rothschild (1909, dto.), Fredi Rothschild (1912, dto.), Walter (1915, dto.) 
Friedericke Kann und Gustel Kann ("Im Juli 1938 unter Mitnahme eines Teiles 
ihres Mobiliars nach Sobernheim verzogen. Rest ihres Möbels wurden nach der 
Judenaktion unbeschädigt von hier, von ihnen selbst abgeholt).
 
 
 
 Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
 
 Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter
 Ausschreibung der Stelle
eines Vorbeters für Jom Kippur (1886)
 
  
    |  Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1886:
      "Die hiesige Gemeinde sucht einen Vorbeter für den Versöhnungstag
      und wollen sich Interessenten wegen Ansprüche betr. Honorar an mich
      wenden. Windesheim, bei Kreuznach. Der Vorstand Jacob Abraham."
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 Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
 Zum Tod des langjährigen Gemeindevorsteher Jakob A. Abraham (1908)
 
  
    |  Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1908: "Windesheim
      (Nahe). am 4. Juli ist Herr  Jakob A. Abraham im Alter von 74 Jahren
      verschieden. Von der großen Beliebtheit, deren sich der Verblichene
      erfreute, zeugt die allgemeine Beteiligung an dem Leichen-Begängnisse.
      Herr  Rabbiner Dr. Neuwirth - Bingen schilderte anknüpfend an den Vers im
      Wochenabschnitte (hebräisch und deutsch:) 'Da sah die ganze Gemeinde,
      dass Aharon verschieden war und das ganze Haus Israels weinte um Aharon
      dreißig Tage' in ergreifenden Worten, die Charaktereigenschaften, die
      den Verblichenen auszeichneten. Es mag nicht unerwähnt bleiben, dass der
      katholische Ortsgeistliche an dem Leichenbegängnisse teilnahm und
      während der Krankheit Herrn Abraham wiederholt besuchte.  Seine Seele sei
      eingebunden in den Bund des Lebens." |  
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    |  Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
      vom 17. Juli 1908 "Windesheim an der Nahe. Am Schabbos,
      den 4. Juli ist unser langjähriger Vorsteher Herr Jacob Abraham im
      Alter von 74 Jahren verschieden. Am Grabe schilderte Herr Rabbiner Dr.
      Neuwirth - Bingen in ergreifender Weise die edlen Eigenschaften,
      welche den Verblichenen auszeichneten." |      
 
 Zur Geschichte der Synagoge
 
 Zunächst war ein  Betraum in einem der jüdischen Häuser
vorhanden. Vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde eine
Synagoge in der Waldhilbersheimer Straße erbaut. Sie hatte ein für den Ort
durchaus repräsentatives Aussehen mit den beiden hohen Rundbogenfenstern und
dem Okulus im Giebel an der straßenseitigen Nordfassade.
 
 Seit 1918 wurde die Synagoge in Windesheim auch von den jüdischen
Gemeindemitgliedern aus Waldlaubersheim
mitbenutzt.
 
 Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet.
Danach musste das Gebäude von der jüdischen Gemeinde zwangsverkauft werden.
Der Bevollmächtigte der jüdischen Gemeinde, der Kaufmann Josef Liffmann,
verkaufte das Gebäude am 29. November 1938 für 2.100,00 RM an einen
nichtjüdischen Privatmann.
 
 Im Sommer 1982 gab es Bemühungen, die ehemalige Synagoge als Baudenkmal
zu schützen. Als (leider kein) schlechter Witz liest sich die Anmerkung in der
Dokumentation des Landesamtes, dass im Herbst 1982 die Synagoge
"beim Versuch von Renovierungsarbeiten wegen Baufälligkeit"
abgebrochen wurde.
 
 
 Adresse/Standort der Synagoge:     Waldhilbersheimer
Straße 18
 
 
 Fotos
 (Quelle: Landesamt s. Lit. S.
387)
 
  
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    | Die ehemalige
      Synagoge in Windesheim wenige Monate vor ihrem Abbruch. Links ist die
      Straßenseite mit den hohen Rundbogenfenstern und dem Okulus im Giebel zu
      sehen; in der Mitte eine Innenaufnahme mit den Resten der Frauenempore;
      rechts die Traufseite
 mit dem Eingang.
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 Links und Literatur
 Links:   Literatur:   
	|  | Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
    Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
    des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995 S. 521-532. |  |  | Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
    des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
    ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
    Saarland. Mainz 2005. S. 387-388 (mit weiteren Literaturangaben). |    n.e.
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