Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kleinbardorf (Gemeinde Sulzfeld im Grabfeld, Landkreis Rhön-Grabfeld) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - Pläne für das Synagogengebäude 
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)        
    
In Kleinbardorf bestand eine jüdische Gemeinde bis 1937. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden Juden am Ort anlässlich der Anlage des jüdischen Friedhofes 1574 genannt.   
  
Anmerkung: Im benachbarten Sulzfeld werden Juden erstmals 1516/17 und im Zusammenhang des Bauernkrieges 1525 (ein Schutzjude am Ort) genannt (Hinweis von Michael Böckler, Trappstadt; Literatur s.u.).   
   
1810
wohnten 85 Juden in Kleinbardorf und machten damit fast ein Drittel der Gesamteinwohnerzahl aus. Im katholischen Pfarrbuch sind ihre Berufe genannt: Sie arbeiteten als Händler, Damastweber, Seifensieder, Polizeidiener, Schneider, Schäfer, Metzger, Färber und Lehrer. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1813 76, 1816 73 jüdische Einwohner (32,6 % von insgesamt 224 Einwohnern), 1830 77, 1837 90 (34,6 % von 260), 1839 83, 1848 87, 1867 84 (30,2 % von 278), 1871 75 (26,6 % von 282), 1880 60, 1890 58 (24,6 % von 236), 1900 54 (21,3 % von 254).  
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Kleinbardorf auf insgesamt 17 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Joseph Nathan Kahn (Viehhandel), Nathan Joseph Kahn (Viehhandel), Joseph Machol Nathan Kahn (Viehhandel), Isak Kahn Schloß (Viehhandel), Meyer Loeb Kahn Rosenbaum (Viehhandel), Moses Raphael Fleischmann (Schlachter), Isak Abraham Wildberg (Viehhandel), Moses Abraham Wildberg (Viehhandel), Samuel Hajum Strauß (Warenhandel), Simson Hirsch Hofmann (Viehhandel), Nathan Levi Hein (Warenhandel), Samuel Abraham Tuchmann (Ellenhandel). Abraham (Sohn von Isaks Witwe) Ebert (Warenhandel), Mardocheus Sekel Kaufmann (Warenhandel), Rifka (Tochter von Loesers Wittib) Renner (Warenhandel, Maier Loeb Laubner (Warenhandel), Wolf Nathan Hayn (Lichter- und Seifenguß, ab Februar 1818), Moises Hofmann (Weißgerberei, ab Juni 1825 auf dem Matrikelplatz von Nathan Joseph Kahn).   
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine 1812 eröffnete jüdische Schule mit Lehrerwohnung, einen Friedhof (Verbandsfriedhof der weiteren Umgebung) sowie ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter (Kantor) und Schächter tätig war. Die Gemeinde war dem Bezirksrabbinat Burgpreppach zugeteilt.
  
Anfang des 20. Jahrhunderts (1910) gehörten noch etwa 35 Personen der jüdischen Gemeinde an (12,0 % von insgesamt 272 Einwohnern). Ihre Zahl ging weiter zurück, sodass 1925/33 nur noch 11 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden.  Letzter Kantor war Abraham Kahn, der auch im benachbarten Kleineibstadt tätig war. Bereits in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg mussten sich die Gemeinden von Kleineibstadt und Kleinbardorf zusammenschließen, um noch Gottesdienste abhalten zu können. In beiden Orten gab es nicht mehr die zur Gottesdienstfeier vorgeschriebene Zahl von zehn Männern. So wurde 14-tägig gewechselt. An einem Sabbat wurde Gottesdienst in Kleineibstadt, am anderen in Kleinbardorf gefeiert. Im "Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung von 1924/25" ist Kleinbardorf als Filiale von Kleineibstadt genannt. Die Gemeinden hatten einen gemeinsamen Synagogenvorstand gebildet. 

Im Juli 1938 lebten noch acht Juden in Kleinbardorf, von denen einer in diesem Monat starb, drei konnten bis 1940 auswandern. Ein älteres Ehepaar war nach Würzburg verzogen und wurde im September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die letzten drei jüdischen Einwohner Kleinbardorfs wurden im April 1942 in das Nebenlager Krasniczyn (Nebenlager von Izbica bei Lublin) deportiert und ermordet (Kantor Abraham Kahn mit seiner Frau Rosa geb. Kahn und Martha Hofmann; vgl. Beitrag von Elisabeth Böhrer s.Lit.). 
     
Von den in Kleinbardorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Berney geb. Kahn (1893), Jeanette Bildstein geb. Stern (1867), Emma Fleischhacker geb. Wildberg (1882), Ida Gold geb. Wildberg (1889), Sofie Grünbaum geb. Hofmann (1871), Betti Hofmann (1898), Emanuel Hofmann (1868), Hermann Hofmann (1870), Josef Hofmann (1865), Maria (Marianne) Hofmann geb. Blum (1869), Martha Hofmann (1896), Siegmund Hofmann (1864, später Berlin), Sigmund Hofmann (1875, später Hamburg), Abraham Kahn (1880), Emil Kahn (1885), Josef Kahn (1895), Karola Kahn (1914), Regina Kahn (1863), Rosa Kahn geb. Kahn (1888), Selma Kahn geb. Hofmann (1901), Marianne Kahnlein geb. Wildberg (1877), Alfred Kurzmann (1882), Jenny Kurzmann geb. Reis (1887), Friedel Löb geb. Reis (1890), Hermann Reis (1893), Klara Reis geb. Schloss (1894), Hermann Reis (1893), Hermine Stein geb. Wildberg (1874), Marianne Stiefel geb. Hofmann (1871
).    
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Über Alexander Cohn (1787-1842) 

Kleinbardorf AZJ 02041842a.jpg (102605 Byte) Kleinbardorf AZJ 02041842b.jpg (178175 Byte) Kleinbardorf AZJ 02041842b2.jpg (116932 Byte)    
Oben: Bericht über das Lebenswerk von Alexander Cohn, Gründer und erster Vorsteher der hiesigen königlichen israelitischen 
Primär-Hauptschule in Preßburg (Bratislava), geb. 1787 in Kleinbardorf, gest. 1842 in Preßburg.  

    
    
    
Zur Geschichte der Synagogen                      
    
Eine alte, bis 1896 genützte Synagoge (vgl. Lagebeschreibung unten), in der sich auch die jüdische Schule und die Lehrerwohnung befand, war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr in baufälligem Zustand, doch war es für die zehn bis zwölf jüdischen Familien des Ortes kaum möglich, einen Neubau zu realisieren. Vor allem mit Hilfe von tatkräftigen Spenden von zwei nach München übersiedelten Brüdern des Vorstehers der jüdischen Gemeinde (Bernhard Wildberg) - Ignatz und Joseph Wildberg - sowie mit Hilfe des "Landesvereines" in Fürth, konnte 1896 der Neubau einer Synagoge realisiert werden. Die Einweihung war am 4. Dezember 1896 und fand unter großer Anteilnahme der christlichen Bevölkerung statt. Bezirksrabbiner Dr. Bamberger aus Burgpreppach nahm die Einweihung vor. In den neuen Toraschrein wurden bearbeitete Holzteile des Aron Hakodesch der alten Synagoge integriert. 
   
Das Gebäude der alten Synagoge wurde 1913 auf Abbruch verkauft. Fragmente des Gebäudes wie Fenster- und Türeinfassungen wurden vermutlich in dem Haus Obere Hauptstraße 2 eingearbeitet (dieses Haus ist aus dem Jahr 1703; laut den Besitzern des Gebäudes Obere Hauptstraße 2 - Recherchen von Elisabeth Böhrer im Juli 2017 - stimmt die Angabe des Einbaus der Fenster- und Türeinfassungen nicht; eine Quelle für die Vermutung konnte nicht gefunden werden).  
   
In der Zeitschrift "Der Israelit" erschienen 1896 zwei Berichte zur Einweihung der Synagoge:

Kleinbardorf Israelit 10121896.JPG (163145 Byte)Am 10. Dezember 1896: "Aus dem Grabfelde. Es ist ein Ereignis freudiger Natur, von dem ich Ihnen diesmal aus unserer Gegend zu berichten habe: Die israelitische Gemeinde Kleinbardorf feierte am vorigen Freitag ihre Synagogeneinweihung. Schon Jahre lang machte sich dort das Bedürfnis fühlbar, eine neue Stätte der Andacht zu gründen. Die alte Synagoge befand sich in einem Zustande, der jeder Beschreibung spottet: Faul und morsch an allen Ecken und Enden; die Decke  dem Einsturze nahe, sodass behördliche Intervention erfolgen musste. Trotz alledem - man sollte es kaum für möglich halten, - fehlte es in dieser kleinen Gemeinde auch nicht an Stimmen, die mit Entschiedenheit die Ansicht verfochten, dass es immer noch so gut tun könne, dass die Notwendigkeit eines Neubaues immer noch näher heranrücken müsse.
Es ist daher wahrlich kein kleines Verdienst vom Vorstande, Herrn Wildberg, ein schönes Zeugnis seiner Energie, seiner Ausdauer für die gute Sache, dass ein hübsches, den lokalen Verhältnissen ganz und voll entsprechendes Gotteshaus hergestellt werden konnte, wozu dessen würdige Familie in München nicht wenig beitrug.
Die Weihefeier dieser Andachtstätte ist als eine in jeder Beziehung gelungene zu bezeichnen. Von der ganzen Umgegend war man herbeigeströmt, um Zeuge des Festes zu sein und der heilige Akt machte auf alle Anwesenden den denkbar besten Eindruck, der königliche Herr Bezirksamtmann, der das Fest mit seiner Anwesenheit beehrte, war sichtlich befriedigt. Und wie konnte es auch anders sein? War doch sowohl die Abschiedsrede in der alten als auch die Weiherede in der neuen Synagoge ein oratorisches Meisterwerk unseres allgemein beliebten Rabbiners, der Herrn Dr. Bamberger von Burgpreppach. Auch nicht wenig trugen zur Vervollkommnung dieser Feier die Gesangvorträge bei, der Herr Lehrer Zucker aus Königshofen unter vorzüglicher Begleitung des Herrn Lehrer Ganzmann aus Sulzdorf ausführte. Dessen herrliches Organ kam hier zur vollen Geltung und alle Zuhörer waren ob solcher Leistungen des Lobes voll. Auch die christliche Bevölkerung nahm an dem Feste lebhaften Anteil. Dass der Weg zur heiligen Stätte mit Fichtbäumen bestellt, dass der Eingang zur Synagogen mit Girlanden beschmückt, mit vielen Kränzen geziert war, dass die Feierwehr des Ortes den in großer Ordnung vor sich gehenden Festzug begleitete und begrenzte, dass diese Feierlichkeit sogar durch Musik, durch Böllerschüsse gehoben wurde, das alles ist den nichtisraelitischen Einwohnern zu danken. Ist ein solcher Akt der Nächstenliebe nicht tiefrührend? Mit Recht konnte darum des anderen Tags gelegentlich eines Konzertes, das zu Ehren der Synagogenweihe stattfand, Herr Lehrer Zucker, der sich auch als schlagfertiger Redner erwies, hervorheben, dass unsere Gegend, dem Allmächtigen sei Dank, von der Fäulnis des Antisemitismus nicht berührt sei. Gebe Gott (hebräische Abkürzung für: "der Name, gelobt sei er!"), dass es immer so bleibe! Dieser Synagogeneinweihung aber werden alle Beteiligten erhobenen Gefühls gedenken.  (S. in Kl.)
Kleinbardorf Israelit 10121896.JPG (163145 Byte)23. Dezember 1896: "Kleinbardorf im Grabfelde, 13. Dezember. Obzwar Ihr Berichterstatter, Herr S. in Kl., Ihnen von der am 4. dieses Monats dahier stattgefundenen Synagogen-Einweihung bereits schon in Nr. 99 Mitteilung machte, so gestatte ich mir, Sie geehrter Herr Redakteur, höflich zu ersuchen, zur Ergänzung erwähnten Berichtes, noch Nachstehendes in Ihr geschätztes Blatt gütigst aufnehmen zu wollen:
Die Erbauung einer neuen Synagoge dahier war ohne Frage ein schon längst gefühltes Bedürfnis, allein es handelte sich immer nur darum, woher die ziemlichen Kosten eines Neubaues bestreiten, da die hiesige Kultusgemeinde nur aus 10-12 Familien besteht, unter denen noch manche, die gering bemittelt.
Da war es allerdings unser erst vor ca. 1/2 Jahre neu gewählter Kultusvorstand, Herr Bernhard Wildberg, der sich dieser heiligen Sache mit Energie annahm, eine äußerst rührige Tätigkeit hierin entwickelte und mit göttlicher Hilfe sein Werk auch so raschvollendet sah. Allein, dass die so schnell gelungen, haben wir, neben dem verehrten "Landesverein" in Fürth, hauptsächlich den Brüdern des hiesigen Kultusvorstandes, den Herren Ignatz und Josef Wildberg in München zu verdanken. Diese edlen, würdigen Herren - überhaupt zu jedem gemeinnützigen, wohltätigen Zwecke stets hilfsbereit - haben von Anbeginn an den regesten Anteil und das lebhafteste Interesse am Synagogenbau dahier genommen. Dieselben haben nicht nur aus eigenen Mitteln hochherzige Spenden hierzu geleistet, sondern haben auch zu jeder Zeit und bei jeder Gelegenheit, gute Freunde und Bekannte aufgefordert und angeregt und zwar mit gutem Erfolge, zu diesem heiligen Zwecke mitzuwirken. 
Zur Einweihung selbst eilte der Eine dieser Herren eigens aus München hieher, ungeachtet der gegenwärtig notwendigen Geschäftstätigkeit, während der Andere aus Anhänglichkeit an seinen Heimatort und insbesondere an die hiesige Kultusgemeinde, ein herzliches Glückwunsch-Telegramm sandte. Es sei daher diesen Herren für ihre eifrige Tätigkeit und Aufmerksamkeit wiederholt der wärmste Dank ausgesprochen.
Dass das Fest der Einweihung äußerst gelungen verlief, den Glanzpunkt zur Feier die verschiedenen ausgezeichneten Reden unseres hochverehrten Herrn Distrikts-Rabbiners Dr. Bamberger in Burgpreppach, bildeten, der Antisemitismus in unserer Gegend, Gott sei Dank, keinen Boden findet, wurde bereits, in dem Berichte Ihres ersten Herrn Einsenders, mitgeteilt. Möchten nun in unserem neuen Gotteshause, die Gebete und Wünsche, die wir zum Allvater emporrichten, gnädige Erhören und Gewährung finden jetzt und immerdar. Amen.   (Kurzmann)

Als die Gemeinde im Juli 1937 nur noch sieben Mitglieder hatte (unter ihnen drei Männer), wurde der Verkauf der Synagoge beschlossen. Im März 1938 teilte Kantor Kahn dem Bezirksrabbinat mit, dass ein Anlieger das Gebäude auf Abbruch kaufen wolle, um auf dem Grundstück einen Kuhstall zu errichten. Trotzdem wurde beim Novemberpogrom von Nationalsozialisten aus Königshofen die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört und außerhalb des Gebäudes verbrannt. 
   
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge blieb bis zur Gegenwart erhalten. Es wird als Lagerhaus und Werkstatt eines landwirtschaftlichen Anwesens verwendet, in das es durch weitere Anbauten integriert ist. Äußerlich ist das Gebäude noch eindeutig identifizierbar. Die Rundfenster sind erhalten; die Rundbogenfenster sind zugemauert.  
   
   
Standorte der Synagogen 
   
Alte Synagoge: nach Recherchen von Elisabeth Böhrer (Mitteilung vom 24.7.2017) befand sich die alte Synagoge auf dem Grundstück alte Haus-Nr. 4. Sie wurde bis 1896 genutzt und stand hinter den Gebäuden alte Haus-Nrn. 5 und 6 an der Oberen Hauptstraße. Ob ihr Zugang durch die Haus-Nr. 5 erfolgte oder von der Rückseite her, was zu vermuten ist, kann nicht zweifelsfrei geklärt werden.  Die Israelitische Kultusgemeinde hatte im Jahre 1877 auf "Ableben der Witwe Gidel Tuchmann" noch das Anwesen der alten Haus-Nr. 8 erhalten, was sich direkt links an die Synagoge anschloss (Quelle: Kataster). 
Diese beiden Gebäude wurden 1898 abgebrochen; ihre Grundstücke sind jetzt teilweise überbaut; sie gehören heute zum Gelände des Anwesens Obere Hauptstraße 6.Das ehemalige Synagogengrundstück wurde erst 1922 verkauft. 
Der Rest des ehemaligen Grundstückes der Israelitischen Kultusgemeinde (der Haus Nr. 4) gehört heute zum Anwesen Obere Hauptstraße 8 und ist ebenfalls teilweise überbaut. Nach dem aktuellen Stand befand sich hier früher die jüdische Schule, die zum Zeitpunkt der Katastererstellung ca. 1900 nicht mehr im Besitz der Kultusgemeinde war, denn sie wurde bereits 1874 verkauft. 
Auf dem Grundstück der alten Synagoge (Haus Nr. 4) befand sich auch das vorherige Badhaus. Das zuletzt bekannte "Badhaus", also die Mikwe, wurde im Jahre 1835 von Moses Hofmann erkauft und das Gebäude hierauf neu errichtet (Standort Am Wasserschloß 6, in etwa zwischen Wohnhaus und Scheune). Es gehörte dann der Kultusgemeinde.  
   
Neue Synagoge: das Gebäude der ehemaligen neuen Synagoge befindet sich auf dem Grundstück Untere Hauptstraße 5 (damaliges Haus Nr. 14a).   
  
  
Fotos 

Historische Aufnahme
(Foto: Archiv R. Albert)

Kleinbardorf Synagoge 030.jpg (27317 Byte)  
  Erntewagen vor der Synagoge in Kleinbardorf (1933)   
        
Neuere Fotos der ehemaligen Synagoge
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 28.5.2007, rechts von Jürgen Hanke, Kronach)
  
Kleinbardorf Synagoge 240.jpg (90745 Byte) Kleinbardorf Synagoge 241.jpg (88667 Byte) Kleinbardorf Synagoge 130.jpg (46722 Byte)
Die ehemalige Synagoge - einbezogen in Gebäude eines landwirtschaftlichen Anwesens Das ehemalige Synagogengebäude vom Innenhof des Anwesens
   
  Kleinbardorf Synagoge 242.jpg (64884 Byte)     
     Eingangspfosten zur ehemaligen Synagoge mit Spuren der Verankerung für die Mesusa
(vgl. unten beim ehemaligen Schulgebäude) . 
Der Pfosten befindet sich direkt an der Straße außerhalb des Grundstücks (Foto: Maria S. Becker)   
     
Nachfolgende Fotos mit der im Sommer 2008 angebrachten Hinweistafel 
(Fotos von Elisabeth Böhrer, Oktober 2008)
 
Kleinbardorf Synagoge 049.jpg (72262 Byte) Kleinbardorf Synagoge 047.jpg (74534 Byte) Kleinbardorf Synagoge 045.jpg (93820 Byte)
Blick auf das Anwesen des ehemaligen jüdischen Gemeindezentrums mit jüdischer Schule / Lehrerwohnung und Synagoge 
(nicht erkennbar) an der Unteren Hauptstraße  
Die im Sommer 2008 
angebrachte Hinweistafel  
     
Kleinbardorf Synagoge 046.jpg (98180 Byte) Kleinbardorf Synagoge 048.jpg (55398 Byte)  
Gebäude der ehemaligen jüdischen Schule mit Originaltüre und Spuren der Mesusa     

   
   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - Pläne für das Synagogengebäude (Mai 2006)    

Artikel aus der Main-Post - Ausgabe Bad Neustadt/Saale vom 11. Mai 2006:   Jüdisches Kulturgut bewahren
Kleinbardorf (gis)
Die ehemalige Synagoge in Kleinbardorf soll nach Wunsch von Waltraud Kleinert, der dritten Bürgermeisterin von Sulzfeld, von Privat zurückgekauft, restauriert und der Öffentlichkeit als Denkmal zugänglich gemacht werden. Dafür möchte Kleinert einen Förderverein gründen. Aus diesem Grund besuchte die Frauen-Union Rhön-Grabfeld bei einer Exkursion unter anderem die Synagoge. Im Hof zwischen der Synagoge und der alten jüdischen Schule berichtete Kreisheimatpfleger Reinhold Albert aus der Geschichte der beiden Bauten. Eigentümer Alfred Hofgesang erlaubte großzügig die eingehende Besichtigung. Die ehemalige Synagoge ist durch einen Vorbau zur Straßenseite sowie einen Scheunenanbau kaum noch als solche erkennbar. An der überbauten Eingangsseite sind nur noch das alte Portal mit dem Treppenvorbau, die vermauerten Rundfenster sowie das Fenster in Gestalt eines Davidsterns über dem Eingang und die veränderten Rundbogenfenster an den Seitenwänden erhalten. Die Nische für den Thoraschrein wurde abgebrochen, aber zumindest blieben die Frauenempore und das hölzerne Tonnengewölbe weitgehend unberührt. Auch die jüdische Schule mit Lehrerwohnung ist erhalten. Ihr wurde ein moderner Garageneinbau zugefügt. Bei der anschließenden Diskussion mit Waltraud Kleinert kam die Hoffnung zum Ausdruck, das Ensemble aus Synagoge und jüdischer Schule in Kleinbardorf durch einen Förderverein bewahren zu können. Dabei möchte sich auch die Frauen-Union beteiligen, erklärte deren Vorsitzende Johanna Saal-Unsleber. 
Das dritte, besonders beeindruckende jüdische Relikt ist der Jüdische Friedhof mit 4400 Grabsteinen auf dem als Judenhügel bekannten Wartberg. Nicht nur vier Pferde, auch die zupackenden Hände der Trauergäste waren nötig, um den Leichenwagen hinauf zu bringen, wusste Reinhold Albert auf dem Friedhof zu berichten. An Stelle einer keltischen Fliehburg war der Friedhof 1574 angelegt worden - mit 21 050 Quadratmetern einer der größten Judenfriedhöfe Bayerns. Der Friedhof ist jederzeit zugänglich, da er von einem Wanderweg durchquert wird. Der Maurer Erwin Hermann, der sich um den Erhalt des Friedhofs verdient gemacht hat, richtete aus dem Schutt die Tahara-Halle von 1696 wieder auf, ein mit Stein gedecktes Haus zum Waschen der Toten. 
Außerdem besuchte die Frauen-Union die Schule und die Höhberghalle in Sulzfeld.    
   
Nachstehender Bericht mit Foto aus der Website der Frauen-Union / CSU - Rhön-Grabfeld 
Kleinbardorf Synagoge 044.jpg (47924 Byte)Foto links: Im Rahmen einer Exkursion der Frauen-Union Rhön-Grabfeld erklärten Kreisheimat- und archivpfleger Reinhold Albert und Gemeinderätin Waltraud Kleinert (links außen) gemeinsam mit dem Eigentümer Alfred Hofgesang (rechts außen) Geschichte, Bau- und Eigentumsverhältnisse.
Bad Neustadt / Sulzfeld. Die Bestrebungen von Waltraud Kleinert, Gemeinderätin und Dritte Bürgermeisterin von Sulzfeld, einen Förderverein zu gründen, die ehemalige Synagoge in Kleinbardorf von Privat zurück zu kaufen, sie zu restaurieren und dann der Öffentlichkeit als Denkmal zugänglich zu machen, veranlassten die Frauen-Union Rhön-Grabfeld zu einer Exkursion nach Kleinbardorf und nach Sulzfeld. Zumindest für einen kurzen Blick auf Kleinbardorfs reizvolles Wasserschloss nahm sich die stattliche Gruppe Zeit, die von Waltraud Kleinert begrüßt und geführt wurde. Mit den originellen Kunstinstallationen um das Schloss ist Kleinbardorf ein interessantes Ziel am 10. September 2006, dem Tag des offenen Denkmals, der unter der Überschrift "Rasen, Rosen und Rabatten" Schlossparks mit weitläufigen, gepflegten Anlagen einbezieht. Im Hof zwischen der Synagoge und der alten jüdischen Schule berichtete Kreisheimatpfleger Reinhold Albert (Sternberg) aus der Geschichte der beiden Bauten. Eigentümer Alfred Hofgesang erlaubte großzügig die eingehende Besichtigung. Durch einen Vorbau zur Straßenseite sowie einen Scheunenanbau äußerlich kaum noch als ehemalige Synagoge erkennbar, sind an der überbauten Eingangsseite das alte Portal mit Treppenvorbau und vermauerte Rundfenster erhalten, außerdem das Fenster in Gestalt eines Davidsterns über dem Eingang und die veränderten Rundbogenfenster an den Seitenwänden. Während die Nische für den Thoraschrein abgebrochen wurde, blieben die Frauenempore und das hölzerne Tonnengewölbe weitgehend unberührt. Auch die jüdische Schule mit Lehrerwohnung ist erhalten. Ihr wurde ein moderner Garageneinbau zugefügt. Das dritte, besonders beeindruckende jüdische Relikt ist der Jüdische Friedhof mit 4400 Grabsteinen auf dem als Judenhügel bekannten Wartberg. Nicht nur vier Pferde, auch die zupackenden Hände der Trauergäste waren nötig, um den Leichenwagen hinauf zu bringen, wusste Reinhold Albert auf dem Friedhof nach schweißtreibendem Aufstieg zu berichten. An Stelle einer keltischen Fliehburg war der Friedhof 1574 angelegt worden –mit 21.050 qm einer der größten Judenfriedhöfe Bayerns. Mit einem Zaun umfriedet, ist der Friedhof jederzeit zugänglich, da er von einem Wanderweg durchquert wird. Der Maurer Erwin Hermann, der sich um den Erhalt des Friedhofs verdient gemacht hat, richtete aus dem Schutt die Tahara-Halle von 1696 wieder auf, ein Stein gedecktes Haus zum Waschen der Toten. 
In Sulzfeld begrüßte Bürgermeister Anton Joachim die Gruppe an der 2003 fertig gestellten Schule und der Höhberghalle (1993). Gemeinsam mit Landschaftsarchitektin Marion Ledermann zeigte er die neuen Außenanlagen und überzeugte bei der Führung durch den Ortskern mit Besichtigung der katholischen Pfarrkirche St. Bartholomäus von der bemerkenswerten Gestaltungs- und Baufreude in Sulzfeld. 
Bei der Diskussion mit Waltraud Kleinert im 2005 fertig gestellten neuen Pfarrheim kam die Hoffnung zum Ausdruck, das Ensemble aus Synagoge und jüdischer Schule in Kleinbardorf durch einen Förderverein bewahren zu können. Dabei möchte sich auch die Frauen-Union beteiligen. Das sprach Vorsitzende Johanna Saal-Unsleber unter dem Beifall der Gruppe aus. 
Giesela Sendner 

        
         

Links und Literatur

bulletWebsite Gemeinde Sulzfeld     
bulletDokumente zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Kleinbardorf in den Central Archives in Jerusalem (pdf-Datei); Link zu den Central Archives  
bulletWeitere Informationen zur Geschichte der Juden in Kleinbardorf (www.synagogenprojekt.de): hier anklicken 
bulletSeite zum jüdischen Friedhof in Kleinbardorf  (interner Link) 

Literatur:  

bulletReinhold Albert: Geschichte der Juden im Grabfeld. Kleineibstadt 1996² (= Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. Band 2).  
bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988. S. 75-76.
bulletMichael Trüger: Der jüdische Friedhof Kleinbardorf. In: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Jg. 1999 14. Jahrgang Nr. 80 vom September 1999 S. 18.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 336-337.
bulletTheodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst und Kulturdenkmäler in Bayern. Hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem und dem Jüdischen Museum Franken-Fürth & Schnaittach. Fürth 1998 Bd. 2 S. 323-325 (zu Kleinbardorf). 
bulletMichael Böckler: Zur Rolle der Juden im Bauernkrieg. In: Heimatjahrbuch Rhön Grabfeld  2008.  
Quelle für die Erstnennung von Juden in Sulzfeld 1516/17: Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Sektion VI, F8/34 "Akten betreffs Rechtshandel Jud Isaak gegen Kilian Jeger wegen eines Schafkaufs". 
bulletElisabeth Böhrer: Die Tasche der Martha Hofmann aus Kleinbardorf. In: Heimatjahrbuch Rhön Grabfeld 2018 S. 349-353. Online eingestellt (pdf-Datei).    

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Kleinbardorf  Lower Francona. Jews are first mentioned in 1574. The ancient cemetery served 37 communities. A new synagogue was built in 1896. The Jewish population was 80 in 1837 (total 260) and declined steadily thereafter to 11 in 1933. Three emigrated in 1939-40 and the last five were expelled in 1942: three to Izbica in the Lublin district (Poland) on 25 April and two to the Theresienstadt ghetto on 23 September. 
   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020