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in Bad Homburg
Es bestehen zur jüdischen
Geschichte in Bad Homburg weitere Textseiten:
Bad Homburg vor der Höhe (Kreisstadt,
Hochtaunuskreis)
Texte/Berichte/Anzeigen zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde,
zu jüdischen Kurgästen und Kureinrichtungen 1850-1938
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Bad Homburg wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Die nachstehenden Texte wurden dankenswerterweise
von Susanne Reber abgeschrieben.
Übersicht:
Berichte
zu einzelnen jüdischen Personen und Kurgästen in chronologischer Reihenfolge
Stadt- und Bezirksrat sowie
Landtagsabgeordneter
Kallmann L.
Rothschild wird erneut in den Stadtrat gewählt (1853)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 12. September 1853: "Bad Homburg, im August (1853). Die
diesjährige Stadtratswahl hat wiederum den glänzendsten Beweis
geliefert, dass auch in hiesiger Stadt die Israeliten gleichen Rang und
gleiche Würde mit ihren christlichen Mitbürgern genießen, und dass an
ihnen Fähigkeiten und Kenntnisse geachtet und gewürdigt und nicht
übersehen werden. - Der schon im Jahre 1848 wegen seines scharfen Geistes
und seiner tiefen Einsicht in allen religiösen und bürgerlichen
Lebensverhältnissen, von einer großen Majorität zum Stadt- und
später sogar zum Bezirksrat und zum Landtagsabgeordneten gewählte
Kallmann L. Rothschild dahier, welcher seither diese sämtlichen
Ämter mit großer Pünktlichkeit zur Zufriedenheit seiner Wähler und
besonders zur Ehre des Judentums bekleidete, wurde nämlich auch dieses
Jahr ebenfalls wieder auf 6 Jahre gewählt, was umso mehr Aufmerksamkeit
verdient, da derselbe fast von allen Stadträten die größte Majorität
und zwar durch Nichtisraeliten erhalten hatte, weil die Stadt
selbst 36 Wähler wählte und unter diesen nur 4 Juden
waren".
Anmerkung: - Kallmann Rothschild:
https://www.geni.com/people/Kallmann-Rothschild/6000000073977784101 |
Kallmann
Rothschild wird erneut in den Stadtrat gewählt - Amts-Sekretär David Emden und
Frau feiern silberne Hochzeit (1859)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. September 1859: "Bad Homburg, Ende August
(1859). Bei der im Juli stattgefundenen Ergänzungswahl zum hiesigen
Stadtrat wurde das langjährige und durch das Los ausgeschiedene Mitglied,
Herr Kallmann Rothschild, von den 18 Wahlmännern (worunter 5 Juden) mit
16 Stimmen wiedergewählt. Derselbe zählt zu den Tüchtigsten seiner
Kollegen und ist auch dafür anerkannt, indem er Vieles zur
Berichterstattung überwiesen bekommt und auch schon mehrjähriges
Mitglied unseres Bezirksrates ist.
Unlängst feierte der Amts-Sekretär Herr David Emden dahier seine
silberne Hochzeit im Kreise seiner Kinder und Freunde. Der israelitische
Kultusvorstand, dessen langjähriger Sekretär der Gefeierte, überreichte
demselben einen schönen silbernen Pokal, sowie auch der Chef des hiesigen
Verwaltungsamts sich persönlich einfand; nachdem derselbe eine den
Jubilar höchst ehrende Zuschrift nebst Geschenk übersandt hatte. - Es
ist merkwürdig, dass der Jude, der als Fabrikant und Kaufmann den Zulauf
der Kunden hat, auch als Beamter, Soldat etc. die Gunst und Achtung seiner
Vorgesetzten erringt, und doch gibt es Staaten, die ihn noch ängstlich in
einer Sonderstellung zu erhalten suchen, was Gott sei Dank bei uns nicht
der Fall ist. Louis Lehmann."
Anmerkung: - Louis Lehmann: vgl.
Artikel zum Tod von Louis Lehmann (1900) |
Über das Engagement des wohltätigen Kurgastes Josef
Hirsch aus Halberstadt (1867)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
19. Juni 1867: "Bad Homburg, im Juni (1867). Unser
Kurort ist noch ziemlich leer, doch sind schon verschiedene Gäste, unter
ihnen der in weitesten Kreisen bekannte, edle Menschenfreund, Herr Jos.
Hirsch aus Halberstadt, hier. Für die Leser des 'Israelit', die
bereits so viel und so Wesentliches zum Wohle unserer armen Brüder im
heiligen Lande getan, wird es von Interesse sein, zu erfahren, dass sich
auch auf hiesigem Platze ein Komitee für Beiträge zur Errichtung von
Pilgerwohnungen im Heiligen Lande gebildet, und dass dieses gelungen, ist
vorzüglich der Anregung des Herrn Hirsch zu danken. Derselbe
machte als Mitglied des Zentralkomitees mehrere hiesige Einwohner darauf
aufmerksam, von welcher Wichtigkeit der Bau von Wohnungen sei, und mit
regem Interesse wurde die segensreiche Entwicklung vernommen. Alsbald
konstituierte sich unter dem Vorsitze des Herrn K. B. Rothschild dahier
ein Komitee, bestehend, außer dem Präsidenten, aus Herrn Rabbiner
Fromm, Herrn B. J. Goldschmidt, Herrn Regierungsadvokaten
Binge und Herrn Kaufmann Jacobson. Das Komitee wird es sich zur
Aufgabe machen, von der hiesigen Kultusgemeinde regelmäßige Spenden für
den fraglichen Bau zu erzielen. Herr Goldschmidt wird so freundlich sein,
die Einkassierungen zu besorgen und die Gelder Ihnen, geehrter Herr
Redakteur, zu übermachen, zugleich mit dem Namensverzeichnis der Spender,
um solches im 'Israelit' zu veröffentlichen. Die Gründer des Komitees
beteiligten sich sofort durch ansehnliche Gaben, die seinerzeit ebenfalls
im 'Israelit' veröffentlicht werden sollen. Möge dieses Beispiel in
recht vielen israelitischen Gemeinden Nachahmung finden, und mögen unsere
Heilquellen dem Anreger des Komitees, der für so Manchen und für so
Manches so hilfreich ist, vollständige Genesung
verleihen".
Anmerkungen: - Israelit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit
- K. B. Kallmann:
https://www.geni.com/people/Kallmann-Rothschild/6000000073977784101
- Rabbiner Fromm:
https://freilandmuseum.de/entdecken/neuigkeiten-und-blogs/einzeleintrag/seligmann-pinchas-fromm
|
Zum Tod von Salomon Kohnstamm aus New York
(1876)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. Februar 1876: "Bad Homburg, 20. Febr. Am 23. Januar dieses
Jahres verschied nach längerem Leiden Herr Salomon Kohnstamm aus
New York,
welcher seit einer Reihe von Jahren hier gewohnt und sich die Liebe und
Achtung aller, die ihn kannten, erworben hatte. Die Wohltätigkeit des
Heimgegangenen war sehr groß und seinem reichen Einkommen durchaus
angemessen. Von der allgemeinen Liebe und Teilnahme zeugte das große
Leichenbegängnis, an dem sich Mitglieder aller Konfessionen und Freunde des
Verstorbenen aus der Ferne beteiligten. An seinem Grabe sprachen unser
ehemaliger Rabbiner Herr Fromm und unser künftiger Rabbiner Herr Dr.
Auerbach, beide Redner hoben in warmen Worten die Tugenden des Verblichenen
hervor.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Rabbiner Fromm:
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bio/id/3264 und
Artikel zu 100. Geburtstag von Rabbiner Seligmann Fromm (1921)
- Rabbiner Dr. Auerbach: vgl.
Artikel zum Tod von Rabbiner Dr. Samuel Auerbach (1884) |
Zum Tod von Hermann Flörsheim (1876)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
26. Juli 1876: "Nekrolog.
Herr Herman Flörsheim von hier ist am Schabbat Paraschat Pinchas,
den 15. Juli des laufenden Jahres, in Bad Homburg v. d. Höhe, 53 Jahre alt,
plötzlich verstorben. Die Todeskunde, die wie ein Blitz aus heiterem Himmel
überraschte, hat große, sehr große Trauer verbreitet.
Am folgenden Montag wurde die Leiche, vom hiesigen Bahnhof ab, ihrer letzten
Ruhestätte übergeben und von einem außergewöhnlich großen Trauergefolge
dahin begleitet, das allgemeine wahrhafte Trauer und innige Teilnahme
bekundete. Wehmut las man in den Mienen aller, Tränen befeuchteten die Augen
von Jung und Alt. Am Grabe beleuchtete Herr Lehrer Plaut in beredten
Worten das Leben und Wirken des Verblichenen als Gatte, Vater und als
Mitglieder der israelitischen Gemeinde. Nach allen Richtungen hin konnte nur
Ehrenvolles und Gutes von ihm gesagt werden. Insbesondere war er ernstlich
bestrebt, Gotteshaus und Schule in würdiger Weise zu heben, wie überhaupt
alle religiösen Institutionen eine feste Stütze an ihm hatten. Er
hinterlässt eine tieftrauernde Gattin mit teils noch unerzogenen Kindern.
Mögen diese in dem ehrenvollen Ruf und Namen ihres Gatten und Vaters einigen
Trost finden, und er, der Verblichene, Aufnahme finden in der Gemeinschaft
der Frommen und Seligen.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Thekla Binge geb. Vogel, Frau des
Regierungsanwaltes S. Binge (1879)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
22. Oktober 1879: "Bad Homburg. Mit dem letzten Sonnenstrahl des bereits hingeschiedenen
Jahres 5639 schied ein an Frömmigkeit und Tugend reiches Leben aus unserer
Mitte, und brachte Trauer und Leben sowohl in den engeren Familienkreis
desselben, als auch in den Kreis unserer ganzen Gemeinde, indem Frau Thekla Binge, die tugendhafte Gattin des Königlichen Regierungs-Anwalt Herrn S. Binge, das zeitige Leben verlassen, um in die reichen Gefilde des Jenseits
einzutreten.
Dieselbe, der sehr würdigen und frommen Familie Vogel aus
Sprendlingen in Rheinhessen
entstammend, war eine Eschet chajal ("tüchtige Frau") im wahrsten Sinne des Wortes zu nennen.
Sie war es, die ihrem geehrten Gatten ratend, helfend und ermunternd zur
Seite stand, damit dieser, trotz seiner großen Praxis, die heiligen
Schabbat- und Feiertage in schönster Weise heiligen und feiern
konnte, ja, es ihm möglich machte, täglich abends und morgens die Synagoge
zu besuchen, sogar stets von den "zehn ersten" (= Personen, die für den
Minjan sorgen) zu sein, seine
segensreiche Tätigkeit und einflussreiche Stellung zu Gunsten der religiösen
Interessen als Vorstand der israelitischen Gemeinde zu verwenden.
Frau Binge war es, die ihr Haus zu einem (gastfreundlichen) Haus wie das
Haus Abrahams zu gestalten strebte; jeder "Sohn der Tora", sowie überhaupt
jeder Hilfsbedürftige fand Platz an ihrem Tische, Unterstützung und die
freundlichste Aufnahme in ihre Familie.
Mit welcher innigen Hingebung sie ihre Pflichten als Gattin übte, erlauben
wir uns, nur ein Beispiel mitzuteilen. Herr Regierungs-Anwalt Binge hatte
sich durch den Besuch eines internierten Fremden, den er offiziell zu
verteidigen hatte, die Blatternkrankheit zugezogen und erklärte der ihn
behandelnde Arzt, dass solche eine äußerst gefährliche und höchst ansteckende sei
und riet zur strengsten Isolierung der ganzen Familie und zur Annahme eines
besonderen Wärters. Frau Binge lehnte sofort letzteren Vorschlag
entschieden, ja, mit Entrüstung ab und sie allein pflegte mit eigener
Lebensgefahr ihren treuen Gatten in sechswöchentlicher, unausgesetzter
Tätigkeit und Hingebung.
Unmöglich ist es, die reiche Fülle ihren menschenfreundlichen Handlungen
auch nur im Kleinsten anzudeuten, da sie es besonders liebte "Geben im
Verborgenen"
zu üben; jeder Arme und Unglückliche hatte in ihrem reichen Herzen eine
Stätte gefunden – sie dachte und sorgte für ihn, wenn auch derselbe schon
längst nicht mehr an sie dachte und nicht mehr wähnen konnte, in ihrem
Gedächtnis zu leben.
In den Stätten der Lust und Freude, in den Kreisen der Vergnügungen sah man
Frau Binge äußerst selten, ja, fast gar nicht – aber in den dunklen Hütten
der Armut. In den trüben Häusern der Not und des Unglücks, dort erschien sie
als leuchtender Engel der Hilfe und des Trostes.
Insbesondere wendete sie ihre Aufmerksamkeit und Hilfe den verschämten,
sowohl israelitischen als auch nichtisraelitischen Armen zu, und hat sogar,
wie man vernommen, ihren edlen und wohltätigen Gatten in ihrer eigenhändig
geschriebenen letzten Willensbestimmung ersucht, der von ihr namhaft
gemachten israelitischen und nichtisraelitischen Armen in gleicher Weise
weiter zu gedenken.
Die Teilnahme bei ihrer Beerdigung war daher eine innige und allgemeine. Der
Allgütige - gepriesen sei er - möge ihr alle ihre frommen und edlen Handlungen reichlich
lohnen und ihre fromme Seele aufnehmen."
Anmerkungen: - Eschet chajal: Tüchtige Frau (nach dem biblischen Buch
Sprüche 31)
- Blatternkrankheit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pocken |
Zum Tod von Salomon Auerbach (1884)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
15. Dezember 1884: "Homburg, 8. Dezember. In den letzten Tagen starb dahier der bejahrte
Salomon
Auerbach, ein Verwandter von Berthold Auerbach. Der Verstorbene erzählte
oftmals zu Lebzeiten, wie wir dem 'T. B.' entnehmen, Folgendes: Sein
Großvater sei ein Handelsmann in einem Schwarzwalddörfchen gewesen. Er war
mit einer Frankfurterin verheiratet. An einem Samstagabend ging er eines
Geschäftes wegen in einen Nachbarort, wohin der Weg durch den Wald führte.
Er kam nicht mehr zurück. Nachforschungen ergaben, dass er in jenem Orte
eingetroffen war und dort Geld vereinnahmt hatte, womit er den Heimweg durch
den Wald antrat. Weiter war keine Spur aufzufinden. Aber eine Woche später
ging ein Förster mit seinem Hunde des Weges durch den Wald. Der Hund sprang
vom Wege ab ins Gebüsch und kam nicht mehr zurück. Als der Förster den Hund
rief, gab dieser Antwort durch Winseln. Der Förster trat selbst ins Gebüsch
und fand, dass der Hund dort im Laube scharrte und eine Leiche ausgrub. Es
war der vermisste Auerbach, der erschlagen und vollständig entkleidet hier
eingescharrt worden war. Aber jede Spur des Mörders fehlte. Lange Zeit
nachher rauchte ein Kerl in einer benachbarten Ortschaft aus einer
auffallend schönen Pfeife mit silberbeschlagenem Ulmerkopfe. Er bemerkte,
dass dies auffiel und sagte deshalb in rohem Tone: 'Ihr meint vielleicht,
ich hätt’ dem Judd sei Pfeif’!' Hierdurch erregte er Verdacht und wurde gefänglich eingezogen. Er legte ein Geständnis des begangenen Mordes ab. Die
Frau des Ermordeten zog mit ihren Kindern nach ihrer Vaterstadt
Frankfurt. Einer ihrer
Söhne zog später wieder nach dem Schwarzwald zurück und dieser war der Vater
von Berthold Auerbach. Ein anderer der Söhne siedelte nach Homburg über;
einer seiner Söhne ist der dieser Tage verstorbene Salomon Auerbach.
Letzterer war 1801 geboren und erlernte in seiner Jugend das
Schneiderhandwerk. Mit seinem berühmten Geschwisterkind kam er einmal in
Mainz bei einer
gemeinsamen Tante zufällig zusammen. Als Berthold Auerbach sich einige Zeit
in Homburg aufhielt, fiel es ihm nicht ein, die nahen Verwandten zu
besuchen.
Anmerkungen: -
Berthold Auerbach: https://de.wikipedia.org/wiki/Berthold_Auerbach
und
https://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/gesellschaftswissenschaftliche-und-philosophische-faecher/landeskunde-landesgeschichte/module/epochen/deutsch/dichter/bertholdauerbach
-
T.B.: Totenbuch https://de.wikipedia.org/wiki/Memorbuch
-
Ulmerkopf: Tabakspfeifenkopf
- 'Ihr meint wohl…': Ihr meint wohl, ich würde die Pfeife des Juden rauchen
-
..gefänglich eingezogen: ..festgenommen. |
Goldene
Hochzeit von Markus Reinach und seiner Frau (1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. November 1890: "Der Freiheitstrommler von 1848. Herr Markus Reinach in Homburg, dem es
vergönnt war, vor zwei Jahren sein 50jähriges Jubiläum als Bürgergardist zu
feiern, beging am 2. des Monats mit seiner Gattin das schöne und seltene
Fest der goldenen Hochzeit. Von allen Seiten wurden dem Jubelpaar die
herzlichsten Glückwünsche und Erinnerungszeichen zuteil." |
25-jähriges Jubiläum von Louis Lehmann in der
Verwaltung des Israelitischen Armen-Holzvereins (1891)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. März 1891: "Homburg v. d. H. Am 7. März wurde hier eine Jubiläumsfeier begangen, wie
solche inniger kaum gestaltet werden könnte, denn sie galt einem Manne,
dessen ideales, religiöses Streben und bescheidenes Wesen schon lange auch
außerhalb dem Rahmen unserer jüdischen Gemeinde Anerkennung gefunden. Der
Gefeierte ist Herr Louis Lehmann. 25 Jahre waren es, seitdem Herr Lehmann in
die Verwaltung des israelitischen Armen-Holzvereins eingetreten. Gering war
damals der Anfang und mit großen Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten hatte
die damalige Verwaltung zu kämpfen, allein Herr Lehmann bewies, was
Tatkraft, Umsicht und Gottvertrauen ausführen können. Neue Hilfsquellen
erschloss Herr Lehmann dem Vereine, er suchte Nahe und Entfernte für seine
Pläne zu begeistern. Und so öffneten sich Herz und Hand bei Freud und Leid,
um ihre Teilnahme seinem Vereine zu beweisen. So steht der Verein heute nach
25 Jahren da als ein Baum, der fest wurzelt in der Erde und dessen Zweige
und Früchte beschattend und erfreuend sich den Wohnungen der Armen zuwenden. Da eine geräuschvolle Feier des Tages nicht im Sinne des Jubilars
lag, sah man von größeren Feierlichkeiten ab, allein dessen ungeachtet
konnten und wollten die zahlreichen Freunde des Herrn Lehmann den Tag nicht
ganz unbemerkt vorbeigehen lassen. Nachdem viele Glückwünsche von Nah und
Fern, von Juden und Nichtjuden eingelaufen waren, erschien eine Deputation
des Holzvereins, in deren Namen Herr Rabb. Dr. Kottek, sowie Herr Carl
Kaufmann tief empfundene Worte sprachen; ihnen schloss sich namens des
Mädchen-Ausstattungs-Vereins, dessen Vorsteher ebenfalls Herr Lehmann ist,
Herr J. Braunschweig an, der in launiger, wohl gelungener Ansprache den
Jubilar feierte. Herr Lehmann, der von der Gemeinde am Schabbat vorher zur
Tora gerufen wurde, dankte in bewegten Worten und gelobte, so lange weiter
zu wirken, als ihm der liebe Gott Kraft und Gesundheit verleihen wird. Auch
wir kennen in diesem Augenblicke keinen höhern Wunsch als den, dass der
Allmächtige diesen braven, guten Menschen noch recht lange erhalten möge zum
Nutzen seiner Vereine und zur Freude und Wonne seiner Angehörigen und
zahlreichen Freunde."
Anmerkungen: -
Israelitischer Armen-Holzverein: vgl.
Bericht zum 70-jährigen Bestehen des Israelitischen Armen-Holzvereins (1898)
Bericht zum 90-jährigen Bestehen des Israelitischen Armen-Holzvereins (1908)
-
Rabbiner Dr. Kottek: vgl.
Bericht zum Tod von Rabbiner Dr. Heymann Kotteck (1912)
-
J. Braunschweig:
-
Mädchen-Ausstattungsverein: vgl.
Bericht zum 25-jährigen Jubiläum des Vereins zur Ausstattung Israelitischer
Mädchen (1911)
-
Aufruf zur Tora:
https://www.talmud.de/tlmd/der-aufruf-zur-torah-halachot-anleitungen-und-umschriften-der-brachot/
|
Wolf
Ackermann wurde zum Mitglied des Magistrats gewählt (1894)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. Oktober 1894: "Homburg v.d. Höhe, 17. Oktober (1894). "Homburg
v. d. Höhe, 17. Oktober. In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten
wurde Herr Wolf Ackermann zum Mitglied des Magistrats ernannt,
nachdem er schon vor Jahren von derselben städtischen Vertretung in den
Kreistag gewählt worden war. Seine Klugheit und Gesinnungstüchtigkeit haben
ihm die Sympathie aller sich oft befehdenden Parteien errungen. Derselbe
gehörte dem alten aus 12 Mitgliedern bestandenen Gemeinderate seit 1865 an.
Als 1890 eine neue Städteverordnung hier eingeführt wurde, wählte man ihn
und Herrn Eduard Emmerich zu Stadtverordneten. Beide sind
gleichzeitig Mitglieder des hiesigen israelitischen Kultusvorstandes. Herr
Ackermann ist Vorsitzender derselben und haben seit seiner Amtsdauer von
1876 an fortdauernde Verbesserungen unseres Gemeindewesens stattgefunden,
beispielsweise die gerechtere Verteilung der Steuern, Verbesserung der
Beamtengehälter, Erbauung eines Gemeindehauses mit Schullokalitäten und
Bädern, eines Leichenhauses etc. Ehre also, dem Ehre gebührt."
Anmerkungen: -
Bädern: https://de.wikipedia.org/wiki/Mikwe
Leichenhaus: https://de.wikipedia.org/wiki/Taharahaus |
Zum Tod von Joseph Jacobsohn (1900)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
21. Juni 1900: "Bad Homburg, 15. Juni. Am 8. des Monats haben wir einen Mann zu Grabe
getragen, der es wohl verdient, auch in diesen Blättern gedacht zu werden.
Herr Joseph Jacobsohn gehörte nicht nur an Jahren – er zählte 83 – sondern
auch an Gaben des Geistes und des Gemütes zu den Gottbegnadeten.
Rechtschaffen, fleißig und uneigennützig hat er 48 Jahre lang das Amt eines
Gemeindevorstehers bekleidet, während gleichzeitig noch andere Ehrenämter –
jüdische sowohl wie allgemeine – von ihm liebevoll und gewissenhaft
verwaltet wurden. Unser Rabbiner, Herr Dr. Kotteck, widmete dem
Entschlafenen tief zu Herzen gehende Worte, die gewiss ein lebhaftes Echo
bei der großen, aus allen Konfessionen zusammengesetzten Trauerversammlung
gefunden haben. Da Herr Jacobsohn Söhne nicht hinterlassen, so hat die
Gemeinde beschlossen, in dankbarer Verehrung, für Kaddisch während des
Trauerjahrs und für Jahrzeit Sorge zu tragen."
Anmerkungen: -
…in diesen Blättern: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit
Rabbiner Dr. Kotteck: vgl.
Bericht zum Tod von Rabbiner Dr. Heymann Kotteck (1912)
-
...Söhne nicht hinterlassen: Das Kaddisch zur Trauer wird traditionell vom
Sohn gesprochen
- Kaddisch: https://de.wikipedia.org/wiki/Kaddisch
-
Jahrzeit: https://de.wikipedia.org/wiki/Jahrzeit
|
Zum Tod von Louis Lehmann
(1900)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
27. Dezember 1900: "Bad Homburg, 26. Dezember. Ein müder Pilger, gebeugt weniger von der Last seiner
71 Jahre, als vielmehr durch 15 Monate währende hoffnungslose Krankheit, hat
für immer die treuen Augen geschlossen. Am Montag, den 17. dieses Monats
haben wir unser allverehrtes Gemeindemitglied, Herrn Louis Lehmann s. A., zu
ewigen Ruhe geleitet. Herr Rabbiner Dr. Kotteck konnte des Chanukkafestes
wegen dem Entschlafenen nur wenige Worte widmen, zum lebhaften Bedauern
aller Anwesenden und jedenfalls auch des Redners selbst.
Dann dankten noch im Namen des 'Israelitischen Holzvereins' und des 'Vereins
zur Ausstattung israelitischer Mädchen', deren Ehrenpräsident der
Verstorbene war, Herr J. Braunschweig von hier und im Namen der 'Achawa'
Herr Rosenheimer – Frankfurt a. M.,
dem Dahingeschiedenen für seine ersprießliche Tätigkeit für diese Vereine.
Trotz der frühen Morgenstunde folgte dem Leichenzuge eine imposante Anzahl
Leidtragender aller Konfessionen und Berufsstände. Wir wissen nicht, ob wir
so viel Raum beanspruchen dürfen, um das Lebensbild des Verstorbenen
eingehend zu schildern.
Nur kurz soll und muss es gesagt werden: Ein Mann von seltener Biederkeit,
ein Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit durch Wort und Schrift, ein
unermüdlicher Arbeiter im Dienste der Leidenden und Bedürftigen, ein Mann,
dessen Streben nur immer guten, edlen Idealen galt, ist in Herrn Louis
Lehmann von uns gegangen. Ehre seinem Andenken! Möge er im Jenseits den Lohn
für sein segensvolles Wirken hienieden finden und möge sein Andenken nur zum
Segen gereichen. Die hiesigen politischen Blätter, namentlich die
konservative Kreiszeitung, widmen dem Heimgegangenen warme Nachrufe."
Anmerkungen: -
...s. A.: https://de.wikipedia.org/wiki/Z"l
-
Rabbiner Dr. Kotteck: vgl.
Bericht zum Tod von Rabbiner Dr. Heymann Kotteck (1912)
-
Chanukkafest: https://de.wikipedia.org/wiki/Chanukka
-
Israelitischer Holzverein: vgl. u.a.
Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holzvereins ... (1890)
-
J. Braunschweig: vgl.
Bericht zur Wahl von Hotelier Julius Braunschweig in den Magistrat (1910)
-
Achawa: (hebr.) 'Liebe'
-
Biederkeit: https://www.dwds.de/wb/Biederkeit
|
Der
Chief-Rabbi von London - Dr. Hermann Adler - besucht seine in Bad Homburg
erkrankte Schwester und trifft sich mit dem König von England (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1901: "Homburg
v.d.H., 27. August (1901). Der Chief-Rabbi von London, Herr Dr.
Hermann Adler, der in Kissingen
zur Kur weilte, ist hierher geeilt, um seine Schwester, Frau Kommerzienrat
Israel, die hier erkrankte, zu besuchen. Als er morgens am Brunnen
erschien, bemerkte ihn der König von England, ging auf ihn zu und
begrüßte ihn auf das Herzlichste. Dr. Adler erbat sich eine Audienz und
verweilte darauf am Nachmittage längere Zeit bei dem Könige in dessen
Hotel".
Anmerkungen: -
Oberrabbiner Dr. Hermann Adler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Adler_(Oberrabbiner)
König von England: -
https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_VII. |
Zum Tod des Bildhauers Markus Antokolsky
(1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28. Juli 1902: "Homburg v. d. H., 14. Juli. Der gefeierte Bildhauer Markus Antokolsky ist
hier, wo er Genesung suchte, im Alter von 59 Jahren verstorben. In Anatolst
bei Wilna als Sohn eines armen jüdischen Schneiders geboren, besuche der
Heimgegangene die Akademie in St. Petersburg, an welcher er seit 1880 als
Professor wirkte. Seinen Ruhm begründete die Statue 'Iwan der Schreckliche',
welcher von Zar Alexander II. Angekauft wurde. Auch Alexander III. war von
dem genialen Künstler sehr zugetan und zeichnete ihn wiederholt aus.
Gelegentlich der internationalen Jubiläums-Ausstellung, welche zur Feier des
zweihundertjährigen Bestehens der Berliner Kunstakademie stattfand, erhielt Antokolsky
für seinen 'Spinoza, der an den letzten Blättern seiner Ethik
arbeitet', die große goldene Medaille. Sein letztes, vielleicht
unvollendetes Werk war ein Studienkomplex, welcher den 'Inquisitions-Kardinal, der eine jüdische Familie zum Scheiterhaufen führt',
zur Darstellung bringt. Antokolsky hat sich auch auf der Höhe seines Ruhmes
warme Anhänglichkeit für das Judentum bewahrt und bei jeder Gelegenheit
betätigt. Zar Nikolaus II. hat der Familie telegrafisch sein Beileid
ausgedrückt und den Wunsch, dass die Beerdigung in Russland stattfinden
möge.
Anmerkungen: -
Markus Antokolsky:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Matwejewitsch_Antokolski
-
Akademie: https://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Kunstakademie
-
Iwan der Schreckliche:
https://de.wikipedia.org/wiki/Iwan_IV._(Russland)
-
Zar Alexander II:https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_II._(Russland)
-
Zar Alexander III:https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_III._(Russland)
-
Spinoza: https://de.wikipedia.org/wiki/Baruch_de_Spinoza
-
Zar Nikolaus II:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_II._(Russland) |
Zum Tod des Wohltäters Salomon Juda Sachs aus Dwinsk
(1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1902: Homburg v. d. H., 20. Aug. Am jüngsten Sonntag starb dahier Herr
Salomon Juda Sachs aus Dwinsk, ein Mann, der sowohl durch seine geschäftliche
Tüchtigkeit und seine großen Erfolge,als auch durch seine umfassende
Wohltätigkeit und durch sein Verständnis für die Geistesschätze des
Judentums sich einen bedeutenden Namen gemacht hat. Die zahlreichen
Verdienste, die er sich im öffentlichen Leben erworben hat, sind dadurch
anerkannt worden, dass er zum 'erblichen Ehrenbürger' von St. Petersburg
ernannt wurde. Die Beerdigung fand am Montag unter zahlreicher Beteiligung
von Einheimischen und Kurgästen statt. Mit Rücksicht auf 15. Aw musste Herr
Rabbiner Dr. Kottek darauf verzichten, die zahlreichen
Verdienste des Entschlafenen eingehend zu würdigen und konnte nur dem
Bedauern Ausdruck geben, dass es ihm unmöglich sei, ein erschöpfendes Bild
des Heimgegangenen zu zeichnen. Die Hinterbliebenen haben, getreu dem
Vorbilde des Betrauerten, sein Andenken durch eine große Zahl von
Wohltätigkeitsakten geehrt. Sämtliche Wohltätigkeitsanstalten Homburgs,
voran die jüdische Gemeinde, und viele Anstalten außerhalb Homburgs, wir
nennen nur z. B. den Verein zur Erziehung von Waisen in Palästina, wurden
mit Legaten bedacht. Die Jüdisch-Literarische Gesellschaft in
Frankfurt a.
M. erhielt eine
größere Stiftung, die den Namen des Heimgegangenen tragen soll und aus deren
Zinserträgnissen von Zeit zu Zeit Preisarbeiten, die in dem Arbeitsgebiet
der Gesellschaft liegen, dotiert werden sollen.
Möge Gott der schwergebeugten Witwe und den trauernden Kindern den Segen
Seines Trostes senden." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
1. September 1902: "Aus Norddeutschland, 26.Aug. S. J. Sachs
aus Dwinsk (Russland), über dessen
Ableben Sie in der jüngsten Nummer Ihres Blattes bereits kurz
berichteten, und der ein Wohltäter vieler hunderter armer Stammesbrüder war,
ist in Homburg v. d. H., wo er Genesung für seine Leiden gesucht hatte,
gestorben und am 18. August zur ewigen Ruhe gebracht worden.
Weit über den engen Kreis seiner Familie, über die Grenzen seines
Vaterlandes und seiner Heimatstadt hinaus, erregte die Kunde von seinem
Ableben die tiefste Trauer, sie durchzuckte schmerzlich die Gemüter
aller, die seine Verdienste um unsre armen, hartbedrängten Glaubensgenossen
Russlands kennen. Über tausend jüdische Angestellte und Arbeiter seiner
Fabriken haben ihren Chef, ihren Beschützer und Berater, verloren. Was der
Verstorbene seinen Glaubensgenossen, seiner Heimatstadt, besonders aber der
Dwinsker jüdischen Gemeinde war, lässt sich nicht durch wenige Worte sagen.
Sachs entstammte väter- und mütterlicherseits den angesehensten russischen
Rabbinerfamilien, und so widmete auch er sich in seine Jugend den
rabbinischen Studien. Auf der Talmud-Hochschule (Jeschiba) zu Woloshien
ergab er sich ausschließlich dem Forschen talmudischen Schrifttums und
erwarb sich dort in hervorragendem Maße die Kenntnisse unserer reichhaltigen
Literatur. Allein sein strebsamer, vorwärts drängender Geist fand in dem
ausschließlichen 'Lernen' nicht die genügende Befriedigung, er wollte auch 'tun' und wandte er sich, nachdem er sich mit einer Tochter des in Dwinsk in
hohem Ansehen stehenden Lieferungsunternehmer L. Kamerase vermählt hatte,
der Industrie und dem Großhandel zu. Auf diesem Gebiete entfaltete er seine
Tatkraft in solch ausgezeichneter Weise, dass die russische Regierung ihm
bedeutende Lieferungen und strategische Wegebauten übertrug. In Anerkennung
seiner Verdienste um den Staat, wurden ihm von den russischen Behörden
vielfache Ehrungen zuteil, unter anderen die höchste Auszeichnung, die einem
Juden in Russland gewährt werden kann – er wurde zum erblichen Ehrenbürger
der Residenzstadt St. Petersburg ernannt.
Vor allem jedoch ist seine Begeisterung für das Judentum und dessen
Literatur und die Liebe zu seinen Stammesbrüdern, die ihn beseelte, rühmend
hervorzuheben. In seinen Fabriken und Büros, die an Sabbaten und Feiertagen
streng geschlossen blieben, beschäftigte er tausend jüdische Arbeiter und
Aufseher.
Viele gemeinnützige, wohltätige Anstalten in Dwinsk verdanken seiner
Anregung, seiner energischen Tatkraft ihr Entstehen und ihre gedeihliche
Entwick- |
lung, so die jüdische Volksküche, deren erster Vorsitzender er war. Den
Segen dieser Anstalt kann nur derjenige richtig ermessen, der die Armut und
das tiefe Elend der Juden Russlands kennt. Vor zwei Jahren hatte Schreiber
dieser Zeilen, anlässlich eines Besuches, Gelegenheit gehabt, diese Anstalt,
in der täglich Hunderte gespeist werden, zu besichtigen, Rührend war der
Anblick. Soldaten kamen aus dem Lager (Sommerkaserne), die eine halbe Meile
vor der Stadt liegt, um für drei Kopeken, ca. 6 Pfennigen, ihren Hunger zu
stillen. Droschkenkutscher, Lastenträger, Flößer, Holzhauer und
Wasserträger, arme Handwerker und Handelsleute, weißbärtige, abgehärmte
Talmudforscher, sie alle sind tägliche Gäste dieser Anstalt.
Die jüdische Gewerbeschule zu Dwinsk hat durch das Hinscheiden dieses edlen
Mannes ihren Kurator und Förderer verloren. Die von seiner Schwiegertochter
errichtete, unter ihrer persönlichen Leitung stehende jüdische Volksschule
für arme Mädchen, hat er mit reichlichen Mitteln ausgestattet und somit den
Fortbestand derselben gesichert. Bei allen anderen wohltätigen Anstalten war
sein Name an erster Stelle zu lesen. Überall, wo er Gutes, Gemeinnütziges
keimen sah, half er nach mit all seinen Kräften, geistig und materiell. Er
war Zionist, betätigte aber seinen Zionismus nicht durch leere Worte und
langatmige Reden, stellte vielmehr namhafte Geldbeträge zur Förderung dieser
Idee zur Verfügung.
Ja, eine Persönlichkeit ist hin, wie sie in der Finanzwelt nicht allzu oft
anzutreffen ist. Er war ein ganzer Mann, ein echter, glaubenstreuer Jude.
Viele werden um ihn weinen, viele ihn vermissen, denn er war ein Helfer
Tausender. Nicht nur seine Familie, nicht nur sein Geschäftspersonal und
seine tausend Arbeiter, auch nicht nur die große, aber arme Gemeinde in
Dwinsk, sondern viele, die mit ihm im Dienste der Menschenliebe gestanden
und gewirkt, haben einen herben Verlust erlitten
(es folgt ein aramäisches
Zitat aus dem Talmud, übersetzt: "Schade um die, die verloren gehen und
nicht gefunden werden", gemeint: "solche Menschen wie den
Verstorbenen findet man nicht oft"]. Die Notabilitäten der Stadt Homburg erwiesen
dem Verblichenen die letzte Ehre und geleiteten seine sterbliche Hülle zum
Friedhof. Am Grabe rühmte in bewegten Worten Herr Rabbiner Dr. Kottek die
Verdienste des in seinem 60. Lebensjahre Dahingeschiedenen und richtete Worte
des Trostes an die zurückgebliebene Gattin und Kinder, die die guten Werke
des Verstorbenen fortsetzen werden."
Anmerkungen:
Dwinsk: -
https://www.lagis-hessen.de/en/klhg/xsrec/current/5/camefrom/xsform?herkunft=Dvinsk%231531007&order=
und https://de.wikipedia.org/wiki/Daugavpils
- 15. Aw:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tu_B%E2%80%99Av
-
Rabbiner Dr. Kotteck: vgl.
Bericht zum Tod von Rabbiner Dr. Heymann Kotteck (1912)
-
Jüdisch-Literarische Gesellschaft Frankfurt:
https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/3486266
- Jeschiba: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschiwa
-
Lernen: Studieren der Heiligen Schrift
-
Rabbi Mohilower: https://en.wikipedia.org/wiki/Samuel_Mohilever
-
Palästina: https://de.wikipedia.org/wiki/Palästina_(Region)
-
Rabbiner Dr. Kotteck: vgl.
Bericht zum Tod von Rabbiner Dr. Heymann Kotteck (1912) |
25-jähriges Jubiläum von Jakob Wiesenthal als
Vorsteher des Talmud-Tora-Vereins (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
21. Juni 1904: "Bad Homburg. Am 17. Januar feierte Herr
Jakob Wiesenthal sein 25jähriges
Jubiläum als Vorsteher des hiesigen Talmud-Tora-Verein und wurde in der
alljährlich am Ereb Rosch Chodesch Schebath (Vorabend zum 11.
Schewat) stattfindenden
Generalversammlung durch Ansprachen geehrt. Unter seiner Leitung hat der
Verein in den letzten 25 Jahren seinen Wirkungskreis bedeutend erweitert. Es
werden, wie von Alters her, so auch jetzt, wöchentlich 2 – 3 Mal
Lehrvorträge gehalten, welche stets gut besucht sind. Die Gemeindebibliothek
wird regelmäßig durch Zuwendungen unterstützt und befähigten Schülern der
hiesigen Gemeinde Stipendien gewährt. Der Verein zählt gegenwärtig 40
Mitglieder.
Anmerkungen:
Ereb (Hebr.) = Erev: Vorabend
Rosch Chodesch: https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_Chodesch |
Zum
Tod des Geheimen Sanitätsrates Dr. Eduard Croner (Arzt in Berlin, gest. 1905 in
Bad Homburg)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 16. Juni 1905: "Berlin, 8. Juni. Wie wir bereits gemeldet, ist am 5. des Monats in
Homburg
v. d. H. der Geheime Sanitätsrat Dr. Eduard Croner nach kurzer schwerer
Krankheit im 68. Lebensjahre gestorben. Er war einer der beliebtesten Ärzte
in Berlin, der neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch durch rein
menschliche Tugenden seinen Patienten vortrefflich zu helfen verstand. Er
übte seit 1861 hier die Praxis aus. Seine Tätigkeit erfuhr 1870-71 eine
Unterbrechung dadurch, dass Croner als Militärarzt mit ins Feld zog. Er
brachte aus Frankreich das Eiserne Kreuz heim. Viele Jahre hindurch, bis
sein Gesundheitszustand ihn zwang, seine Arbeit einzuschränken, nahm Croner
an den Bestrebungen zur Hebung des ärztlichen Standes lebhaften Anteil. Gern
stellte er sich auch, und zwar mit ausgesprochener Vorliebe in aller Stille
in den Dienst humanitärer Unternehmungen. Besonders ist seiner Tätigkeit im
Vorstande des Hilfsvereins für jüdische Studierende, wo er Jahrzehnte lang
die Hauptlast der Arbeit trug, ferner des Berlin-Brandenburger
Heilstättenvereins, zu gedenken. Lange Zeit hindurch war Croner der Leibarzt
des Prinzen Georg von Preußen und Jahrzehnte hindurch Arzt der
österreichisch-ungarischen Botschaft in Berlin. Die Beerdigung fand heute
Nachmittag unter großer Teilnahme in Weißensee statt."
Anmerkungen: -
Eisernes Kreuz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eisernes_Kreuz#Deutsch-Französischer_Krieg_1870/1871
Dr. med. Croner wurde das Eiserne Kreuz für Tapferkeit und vorbildliche
Versorgung von Verletzten verliehen, nicht für Kampfhandlungen.
Lungenheilstätte Belzig:
https://oberlin-rehaklinik.de/ueber-uns/rehaklinik/geschichte
Prinz Georg von Preußen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Preußen
Weißensee:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Friedhof_Berlin-Weißensee
|
Zum
Tod des Landtagsabgeordneten Dr. Max Hirsch (1905)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 30. Juni 1915: "Homburg v. d. H., 26. Juni.
Landtagsabgeordneter Dr. Max Hirsch, der
bekannte Volkswirtschaftler, ist in einem hiesigen Sanatorium an den Folgen
einer erneuten Darmblutung verschieden.
Max Hirsch wurde 1832 in Halberstadt geboren, begründete, nachdem er
verschiedene Universitäten besucht und Frankreich und Nordafrika bereist
hatte, 1859 in Berlin eine Verlagsbuchhandlung, übernahm nach dem 1862
erfolgten Tode seines Vaters dessen Landesproduktengeschäft in Magdeburg,
widmete sich aber dabei dem politischen und Vereinsleben und ward 1864 in
den ständigen Ausschuss der deutschen Arbeiterbildungsvereine gewählt. 1867
siedelte er wieder nach Berlin über, um ganz den öffentlichen
Angelegenheiten zu leben. Infolge einer Studienreise nach England
veranlasste er seit Herbst 1868 die Gründung der deutschen (Hirsch-Dunckerschen)
Gewerkvereine, als deren Anwalt und Herausgeber des Vereinsorgans er eine
große organisatorische Tätigkeit entwickelt hat. Auch die Gründung des
Wissenschaftlichen Zentralvereins und der Humboldt-Akademie, für die er als
Sekretär fungierte, war seiner Anregung zu verdanken Viele Jahre war er
Mitglied des Reichstages. Seine schriftstellerische Tätigkeit war eine sehr
fruchtbare."
Anmerkungen: -
Max Hirsch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Hirsch_(Publizist) und
https://www.demokratie-geschichte.de/koepfe/2320
-
Humboldt-Akademie: https://de.wikipedia.org/wiki/Humboldt-Akademie |
Gerichtsverhandlung gegen den Metzgermeister Ludwig
Kahn (1909)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
24. Juni 1909: "Homburg v. d. H., 21. Juni. Die Tagesblätter berichten über eine
Gerichtsverhandlung gegen den Metzgermeister Ludwig Kahn von hier, der wegen
Widerstands gegen die Schlachthofbeamten zu 20 Mark Geldstrafe verurteilt
wurde. Um aller Legendenbildung vorzubeugen, sei der Tatbestand hier
authentisch festgestellt. Metzgermeister Ludwig Kahn von hier ließ einen
Ochsen schächten. Nach der Schechitah schlug das Tier mit dem Kopfe so
heftig, dass es dem Burschen schwer fiel, den Kopf so fest zu halten, wie es
der Schlachthofdirektor wünscht. Durch mehrmaliges Aufschlagen des Kopfes
auf den Zementboden geschah es nun, dass die Hornschale sich loslöste und
ausfiel. Obwohl das Tier schon fast vollständig ausgeblutet hatte und die
immer schwächer werdenden Bewegungen darauf hindeuteten, dass der völlige
Tod nach wenigen Sekunden eintreten musste, erblickte der
Schlachthofdirektor in dem Vorgang eine Tierquälerei und beauftragte den
Halleinmeister, auf das Tier noch einen Schuss abzugeben. Als sich der
Hallenmeister mit dem Schussapparate dem Ochsen näherte, um dem Befehl des
Direktors nachzukommen, stellte sich Kahn so vor den Kopf seines Ochsen,
dass es dem Hallenmeister
nur unter Gefährdung von Menschenleben möglich gewesen wäre, einen Schuss
abzugeben. Nun packte der Hallenmeister den Kahn an der Brust, mit solcher
Gewalt, dass Kahn zurücktaumelte und Bluse und Schürze desselben dabei in
Stücke gingen. Natürlich stürzte sich Kahn sofort wieder auf sein Tier,
sodass man gar nicht zum Schießen kommen konnte.Während dieser Hin- und
Herzerrerei war das Tier längst verendet. Dass Kahn sich gegen den
Hallenmeister gestellt hätte, wie er in der Berufungsinstanz seitens der
klagenden Partei behauptet wurde, ist vollständig unrichtig, da Kahn nur
darauf bedacht war, seinen Ochsen vor dem Schusse zu schützen; denn die
Tötung des Tieres durch den Schuss hätte Kahn einen nicht unbedeutenden
pekuniären Verlust verursacht. Bei der Schöffengericht-Verhandlung hier in
Homburg wurde Kahn wegen Tierquälerei freigesprochen, wegen Widerstands
gegen den Hallenmeister dagegen zu 20 Mark Geldstrafe verurteilt. Das Urteil
wurde von der Strafkammer Frankfurt a.M.
bestätigt." |
Hotelier Julius Braunschweig wird in den Magistrat gewählt
(1910)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. März 1910: "Herr Hotelier Julius Braunschweig in Homburg v. d. Höhe
ist als Mitglied des
Magistrats auf sechs Jahre gewählt worden." |
Zum Tod des Elektrophysikers Prof. Dr. Hermann Aron in Bad
Homburg (1913)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. September 1913: "Berlin, 2. September. Am 29. des Monats ist in einem Sanatorium in Bad
Homburg der verdienstvolle Elektrophysiker und Großindustrielle Geheimer
Regierungsrat Dr. Hermann Aron an einem Herzschlage gestorben. Geheimer Rat
Aron, der zu den bekanntesten Berliner Forschern auf dem Gebiete der
Elektrizitätslehre und Elektrotechnik gehört, war 1845 zu Kempen in der
Provinz Posen geboren. Seine Schulbildung erhielt er auf dem hiesigen Köllnischen Realgymnasium, dass er 1867 mit dem Zeugnis der Reife verließ.
Nachdem er zwei Semester Medizin studiert, wandte er sich ganz
mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien zu, denen er in Berlin
unter Weierstraß, Dove und A. W. von Hofmann, später in
Heidelberg
unter Helmholtz, Gustav Kirchhoff und Leo Königsberger oblag. 1872 wurde er
Assistent an dem damals unter Paalzows Leitung stehenden physikalischen
Laboratorium des Berliner Gewerbeinstituts, aus dessen Vereinigung mit der
Bauakademie später die Technische Hochschule hervorging. Im Jahre darauf
promovierte er an der Berliner Universität mit einer Abhandlung aus dem
Gebiet der Elastizitätslehre zu der der durch G. Kirchhoff angeregt worden
war, zum Doktor der Philosophie. Schon in der nächsten Zeit traten Studien
auf dem Gebiet der Elektrizität und Elektrotechnik, die nachmals sein
Sonderfach wurde, in den Vordergrund. Insbesondere beschäftigte ihn die
Theorie der Kondensatoren, über die er in den Jahren 1876/77 eine Reihe von
Abhandlungen veröffentlichte. Um dieselbe Zeit habilitierte er sich an der Berliner
Universität, an der er bis vor etwa zehn Jahren als Privatdozent Vorlesungen
über elektrische Maßsysteme hielt. Daneben wirkte er als Lehrer der Physik
an der Vereinigten Artillerie und Ingenieurschule. In weitesten Kreisen
bekannt wurde Aron durch Erfindung eines brauchbaren und seitdem vielfach
eingeführten Elektrizitätsmessers. Sein Apparat, dessen Einrichtung er
zuerst 1884 im Elektrotechnischen Verein der Fachwelt bekannt machte,
besteht im Prinzip aus einer einfachen Pendeluhr. An Stelle der Linse
besitzt das Pendel einen gehärteten Stahlmagneten, unter dem sich eine
Stromspule befindet. Der zu messende Strom durchläuft die Spule und bewirkt
durch die auf das Pendel geübte Anziehung einen beschleunigten Gang der Uhr.
Ein Vergleich der Schwingungsdauer des Pendels mit dem einer gewöhnlichen
Uhr, der durch ein Zählwerk in geeigneter Weise registriert wird, gibt dann
je in einer gewissen Zeit verbrauchte Strommenge an. Der Aronsche
Elektrizitätszähler, der für Wechselstrom wie für Gleichstrom brauchbar ist,
und der bei dem internationalen Wettbewerb in Paris mit einem ersten Preis
gekrönt wurde, ist seitdem vielfach in der Praxis eingeführt, wenn auch
gewisse Unbequemlichkeiten, namentlich das notwendige Aufziehen des Uhrwerks
– das allerdings für den verbesserten Aronschen Wechselstromzähler
entbehrlich geworden ist – dazu geführt haben, dass von elektrischen
Großbetrieben vielfach das System bevorzugt wird. Zur praktischen Verwertung
seiner epochemachenden Erfindung hatte Professor Aron eine eigene Fabrik in
Charlottenburg gegründet, die auch die Herstellung betreibt, und die er, so
viel wir wissen, bis in die letzte Zeit seines Lebens persönlich leitete.
Auch sonst nahm er vielfach tätigen Anteil am industriellen Leben unserer
Zeit, war Aufsichtsratmitglied verschiedener Elektrizitätswerke, der
Orenstein und Koppel A.G. und anderer großindustrieller Betriebe. -
Geheimrat Aron war ein treuer Sohn des jüdischen Stammes und nahm an allen
Bestrebungen zur Hebung des Judentums den innigsten Anteil. Die Trauerfeier
findet morgen vormittags um 10 Uhr im engsten Familien- und Verwandtenkreise
in der Wohnung des Verstorbenen, Kaiserallee 219/220 statt. Hierauf wird die
Leiche nach Weißensee übergeführt, wo in der dortigen Friedhofskapelle eine
große öffentliche Trauerfeier abgehalten werden wird.
Anmerkungen: -
Hermann Aron: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Aron
-
Weierstraß: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Weierstraß
-
A.W.von Hofmann:
https://de.wikipedia.org/wiki/August_Wilhelm_von_Hofmann
-
Helmholtz: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Helmholtz
-
Gustav Kirchhoff:https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Robert_Kirchhoff
-
Leo Königsberger: https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Koenigsberger
und
Artikel zum 75. Geburtstag von Prof., Dr. Leo Königsberger (1912)
-
Paalzow: https://de.wikipedia.org/wiki/Adolph_Paalzow
-
Berliner Gewerbeinstitut:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gewerbeinstitut_Berlin
-
Bauakademie: https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Bauakademie
-
Technische Hochschule:
https://de.wikipedia.org/wiki/Technische_Universität_Berlin
-
Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Artillerie-_und_Ingenieurschule
-
Orenstein und Koppel A.G.:https://de.wikipedia.org/wiki/Orenstein_&_Koppel
-
Weißensee:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Friedhof_Berlin-Weißensee
|
Ledergroßhändler N. Kaufmann erhält das
Verdienstkreuz für Kriegshilfe (1918)
Zum Tod von Raphael Klein (1918)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
24. Oktober 1918: "Homburg v. d. Höhe, 20. Oktober. Am
Schabbat Lech Lecha wurde uns Herr Raphael
Klein entrissen. Das Hinscheiden des noch nicht Dreißigjährigen bedeutet
einen schweren Verlust für die Gemeinde, wie auch für die vielen Fremden,
welche hier Genesung und Erholung suchen. Aus einer der angesehensten
Familien stammend – sein Vater war der bekannte Pariser Arzt Dr. Th. Klein
- das Gedenken an den Gerechten sei zum Segen -, sein Großvater Oberrabbiner Rabbi Salomon Klein
in Colmar - das Gedenken an den
Gerechten sei zum Segen – wählte er sich den Beruf eines jüdischen
Restaurateurs, aus dem idealen Streben, ein streng koscheres Restaurant zu
führen, welches auch den verwöhntesten Ansprüchen genügen konnte, um niemand
Veranlassung zu geben, hier in Homburg nicht gemäß den Bestimmungen der
Kaschrut zu leben. Mit großem Einsatz hat er, unterstützt von
seiner Gattin, der Tochter des früheren Homburger Rabbiners Dr. Kottek -
das Gedenken an den Gerechten sei zum Segen - diesem Ziele
nachgestrebt und es erreicht. Wo es sich um die Erfüllung einer Mizwa
(religiöses Gebot) handelte, war Raphael Klein - das Gedenken an den
Gerechten sei zum Segen, einer der Ersten. Unter großen Opfern suchte er
das Minjan in der Synagoge zu erhalten. Ganz besonders rühmlich an
ihm war seine Liebe zur Tora, wie er in schweren und freudigen Zeiten hier
und auswärts jede Gelegenheit suchte, zu lernen. Ein würdiger Abschluss
seines nur zu kurzen Lebens war es, dass er am letzten Fest Simchat Tora
in Schul Chatan Tora sein durfte. Die Brachot, die bei dieser
Gelegenheit ihm zuteil wurden, sollten sich bei ihm persönlich leider nicht
erfüllen. Gebe der Allmächtige, dass sie umso mehr an seinen Kindern
und seiner Gattin in Erfüllung gehen. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Schabbat Lech Lecha: Schabbat mit dem Toraabschnitt Lech
Lecha
https://de.wikipedia.org/wiki/Lech_Lecha
-
Rabbi Salomon Klein: vgl.
Aus der Geschichte des Rabbinates in Colmar im 19./20. Jahrhundert
-
Rabbiner Dr. Kotteck: vgl.
Bericht zum Tod von Rabbiner Dr. Heymann Kotteck (1912)
- Mizwa
https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/mizwa/
- Fest Simchat Tora:
https://de.wikipedia.org/wiki/Simchat_Tora
- Minjan in der Synagoge:
https://de.wikipedia.org/wiki/Minjan
-
Brachot: Segenssprüche
https://de.wikipedia.org/wiki/Bracha |
Zum Tod der langjährigen Vorsitzenden des
Israelitischen Frauenvereins Jakobine Wiesenthal (1921)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
26. Mai 1921: "Bad Homburg v. d. H., 17. Mai. Einen unersetzlichen Verlust hat der
Israelitische Frauenverein zu Bad Homburg erlitten. Am 2. Ijar wurde seine
frühere langjährige Vorsitzende, Frau Jakobine Wiesenthal s. A. , zur ewigen
Ruhe gebettet. Über 29 Jahre hat die unvergessliche Verblichene dem Vorstand
als Vorsitzende angehört.
Welch reiche Wirksamkeit sie während dieser Zeit entfaltet, wie viel Tränen
sie getrocknet, welche Not sie gelindert, dieses schöne und erhebende
Bewusstsein hat sie zartfühlend als Geheimnis mit ins Grab genommen. Denn
sie war eine tief religiöse Natur, welche, wie der Herr Rabbiner Dr. Winter
in seiner tiefempfundenen Grabrede ausführte, das Gute um des Guten willen
übte. Pflicht und Neigung waren bei ihr aufs Harmonischste vereinigt und
Wohltun war ihr ein Bedürfnis. So hat sie das heilige Vermächtnis des
frommen Vaterhauses, die werktätige Menschenliebe, zeitlebens geübt und
verbreitet und dankbare Nachfahren werden ihr segnend gedenken. Im
Israelitischen Frauenverein aber wird ihr Andenken allezeit fortleben, als
Vorbild und Muster der wackeren jüdischen Frau, deren Leben, Wirken im
Dienste der Menschlichkeit und deren Wirken, Leben im Dienste Gottes war. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: -
Ijar: https://de.wikipedia.org/wiki/Ijjar
-
..s. A.: https://de.wikipedia.org/wiki/Z"l |
Zum Tod von Joschua Selig Persitz aus Moskau
(1922)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. November 1922: "Selig Persitz – das Gedenken an den Gerechten sei zum Segen.
Homburg, 13. November. In der Nacht des Sabbats starb hier einer der
edelsten und besten Männer der russischen Judenheit, Joschua Selig Persitz aus Moskau, noch nicht 58 Jahre
alt. Mit diesem Tode hat eine erschütternde Tragödie aus der
Leidensgeschichte unserer östlichen Brüder ihr stilles Ende, ihren
versöhnenden Ausklang gefunden. Eine erlesene Trauergemeinde gab dem Toten
auf dem letzten Wege noch einmal die Ehre, die ihm sein Wirken und Leisten
in der Blüte seiner Jahre verdient hatte.
Vor Beginn des Weltkrieges, solange das Zarenreich um Millionen unserer
Brüder ein gemeinsames Band und eine gemeinsame Fessel lege, gab es kaum
eine Persönlichkeit unter ihnen von solcher Popularität wie Joschua S.
Persitz. Mit reichen Glücksgütern hatte Gott ihn gesegnet, als Kaufmann
erster Gilde in Moskau wohnberechtigt, spann er das Netz seiner
Handelsverbindungen über ganz Russland und darüber hinaus, das seiner
persönlichen Beziehungen über einen mächtigen Kreis von Führern des
politischen und gesellschaftlichen Lebens. Mit seinem Vermögen hatte auch
die Bereitschaft, es dem Nutzen anderer zur Verfügung zu stellen, gleichen
Schritt gehalten, in dem Lande, wo der Rubel alles vermochte, wo gegen
Beamtenwillkür und polizeiliche Grausamkeit das Geld die einzige, aber, Gott
sei Dank, fast unfehlbare Waffe des Schwachen war, wurde Persitz daher eine
Großmacht der Liebestätigkeit und Menschenrettung, eine nie versiegende
Quelle des Trostes und der Hilfe für jüdische Untertanen des zaristischen
Blutregiments.
Aber die Macht seines Geldes und die Macht seines guten Herzens sind doch
nicht die rechten Erklärungsgründe für die Rolle, die er als Wohltäter in dem
russischen Judentum gespielt hat. Persitz war der echte Typ eines russischen
Juden, intelligent, begabt, auf den widersprechendsten Gebieten
des Lebens gleich gewandt, ein Meister hebräischen Stils, leicht von
Auffassung, chassidischer Schwärmer und nüchterner Kaufmann zugleich, leicht
anschließend, mit allen Dingen vertraut, klug, von durchdringendem Blick für
die Charaktere und Situationen, anspruchslos und verschwenderisch, überall
und nirgends zuhause, demütig, fromm, aber ohne Autoritätsglauben,
selbstbewusst sicher, aber ohne jeden aristokratischen Dünkel gegen andere,
in der geistigen Luft der Freiheit und Gleichheit atmend. Woraus aber hatte
seine Seele diese Beweglichkeit und innere Kraft geschöpft? Die Antwort
enthüllt uns zugleich das letzte Geheimnis seines Wesens: Der Quellpunkt
seines geistigen Ich war der Talmud, die Schule seiner Kraft die Jeschiwa
gewesen, sein ganzes Leben ist er Schüler und Forscher und ohne Übertreibung
darf es gesagt werden, Meister des Talmud geblieben.
So lagen die Wurzeln seiner Kraft in dem heiligen Nährboden, aus dem die
Ostjudenheit überhaupt ihre Adelsprägung gesogen hat, so vermochte er mit
den geistigen Führern der russischen Judenheit, mit ihren Rabbinern und
Gaonim in eine Innigkeit der Gemeinschaft und des Verständnisses zu treten,
die ihn, den Kaufmann, auf eine einzigartige Höhe stellten.
Als er daher in jungen Jahren mit seiner gleichgesinnten Gattin ein Haus
gründete, da ward dieses |
ein
(hebräisch und deutsch) ein Zentrum für die rabbinische Welt, da
sammelte er um sich eine ganze Gemeinde von Toragelehrten, dass er und seine
Söhne dauernd in der Atmosphäre des Lernens lebten, da wurde er der Prorektor
und Schützer der Jeschiwaus, da fanden alle rabbinischen Sorgen und
Angelegenheiten in seinem Rate, aus seinen Mitteln ihre Erledigung. Allen
Wohnungsverboten zum Trotz zog er Hunderte an sich und um sich, übte sein
Haus eine abrahamitische Gastfreundschaft, 'thronte er wie ein König in der
Schar, wenn er Trauernde tröstet' (Hiob 29). Sein Haus trug für alle den
Stempel von der Größe der Tora, in dessen
Glanze sich jeder gerne sonnte. Es klang durch die russische Welt, dass Persitz’ Söhne, die gymnasiale und Universitätsbildung hatten, die besten
und eifrigsten Bachurim der großen Jeschiwoh waren, dass in rabbinischen
Veröffentlichungen Chedoschei Tora des 'Mokauer Gewirs' ehrenvoll
ihre Stelle hatten, dass er seine Tochter mit einem Sohne eines der
ehrwürdigsten deutschen Rabbonim vermählte, auf der Hochzeit in Warschau
unzählige russische Große und andere, die größten Gaonim, ein Reb
Chajim Soloweitzik, Reb Itzel Petersburger, Reb Chajim Ozer Grodzenski, sich
wie selbstverständlich zum Feste einstanden, weil sie Persitz wie einen
Bruder liebten, dass jedes Schalosch-seudot-Mahl (vgl. Seuda
Schlischit) in seinem
Hause sich mit dem eines chassidischen Rebbe an Größe und Weihe messen
konnten.
Wer vermöchte zu schildern,was J. S. Persitz in den schwersten Jahren der
Pogrome, des Beilisprozesses, der Boykotte für seine Brüder zu leisten
hatte. Es hieß, die ganze Geschichte dieser traurigen Epoche wiederholen,
wollte man seinen Anteil an der Rettung ins rechte Licht rücken. J. S.
Persitz hat sich durch seine Leistungen in dieser großen Zeit ins dankbare
Herz aller seiner hartgeprüften Brüder unauslöschlich eingeschrieben.
Auch die ersten Jahre des Weltkrieges finden ihn in unermüdlicher Tätigkeit
für den Klall. Da aber kam mit der bolschewistischen Revolution die
verheerende Welle, die, wie bei unzähligen Tausenden, sein Glück mit einem
Schlage zerstörte, mit brutaler Hand alles, alles vernichtete, was er gebaut
und geschaffen hatte. Seine Familie ward auseinandergerissen, sein Vermögen
beschlagnahmt, seine Häuser ihm geraubt. Unter entsetzlichen körperlichen
und seelischen Qualen verschleppte man ihn nach Kiew, wo er monatelang
zwischen Leben und Tod schwebte.
Die Hiobsbotschaften über das Schicksal der russischen Gemeinden, Hunger und
Durst, Peinigung und Kerker, lähmten und verwirrten seinen Körper, seinen
sonnenklaren Verstand. Er wäre ganz zusammengebrochen, wenn nicht seine
heldenhafte Gattin ihm in diesen unmenschlichen Qualen wie ein gütiger Engel
zur Seite gestanden, tröstend, pflegend, helfend. Jahrelang bemühten sich
seine dem Tod entronnenen Kinder ihn aus der Haft der Bolschewisten zu
befreien; als es endlich gelang, konnte man ihn nur als Ruine in ein
Homburger Sanatorium bringen; es war vielleicht eine Gnade des Schicksals,
dass er nicht wieder zur Klarheit über den Zusammenbruch der russischen
Judenheit und seines eigenen Glückes gelangte.
Nun ist er, von Kindern und Enkeln umgeben, in die bessere Welt
hinübergeschlummert.
Die Homburger Gemeinde ließ zur Trauerfeier am Montag seinen Sarg in ihre
Synagoge überführen. Dort widmete ihm der Ortsrabbiner Dr. Wreschner
herzliche Worte der Würdigung, daran schlossen sich Hespedim, der Herren
Rabbiner Carlebach, Köln, Horovitz, Jerusalem, Carlebach, Leipzig und
Rosenak, Bremen. Sein Trauergeleit, das den Charakter tiefster Ergriffenheit
über die Tragödie dieses Mannes spiegelte, umfasste eine große Schar von
Homburgern und Frankfurtern,
außer dem Familienkreise; aber auch viele Freunde des Verstorbenen aus
Russland und manche prominente Gestalten. In die Ehrenreiche, neben ihre
Rabbonim, hat die Hamburger Kehilla, in schönster Betätigung der Ehrung
eines ortsfremden Bruders ihn bestattet und manche Träne, selbst aus den
Augen ihm ganz Unbekannter, beweinte in ihm das Schicksal unseres armen
Volkes. Möge der Familie,vor allem der edlen Gattin, der Himmel seinen Trost
schicken, inmitten der Trauernden um Zion, das der Dahingegangene
geliebt, das er besucht und für das er gesorgt wie kaum ein zweiter. Das
Gedenken an den Gerechten sei zum Segen."
Anmerkungen: -
Joshua Selig Persitz:
https://www.geni.com/people/Jehoshua-Zelig-Seelig-Persitz/324186361470001408
S. 38
http://bvbr.bib-bvb.de:8991/F?func=service&doc_library=BVB01&local_base=BVB01&doc_number=002816049&sequence=000001&line_number=0001&func_code=DB_RECORDS&service_type=MEDIA
-
Sabbat: http://www.payer.de/judentum/jud508.htm
-
Zaristisches Blutregiment:
https://www.deutschlandfunk.de/das-leiden-der-juden-im-zaristischen-russland-100.html
und https://de.wikipedia.org/wiki/Pogrom
-
Talmud: https://de.wikipedia.org/wiki/Talmud
-
Jeschiwa: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschiwa
-
Gaonim: Mehrzahl von Gaon:https://de.wikipedia.org/wiki/Gaon
-
Bet: Haus
-
Jeschiwaus (= Jeschiwot): Jiddische Pluralform von Jeschiwa
-
Bachurim: Studenten an einer Talmud-Hochschule
-
Rabbonim: Rabbiner (Plural)
-
Reb: Rabbiner
- Seuda Schlischit:
https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/seuda-schlischit/
-
Rabbiner Chajim Soloweitzik:
https://en.wikipedia.org/wiki/Chaim_Soloveitchik
-
Rabbiner Chaim Ozer Grodzenski:https://en.wikipedia.org/wiki/Chaim_Ozer_Grodzinski
- Beilisprozess:https://de.wikipedia.org/wiki/Beilis-Aff%C3%A4re
-
Klall: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
-
Rabbiner Dr. Wreschner: vgl.
Artikel zum Tod von Rabbiner Dr. Wreschner (1935)
-
Hespedim: Pluralform von Hesped – Trauerrede
https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/hesped/
-
Rabbiner Carlebach:https://de.wikipedia.org/wiki/Emanuel_Carlebach
-
Rabbiner Horovitz:https://de.wikipedia.org/wiki/Jesaja_Horovitz
-
Rabbiner Carlebach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ephraim_Carlebach
-
Rabbiner Rosenak: https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Rosenak
- Kehilla:https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
|
"Vom Fasten und Anbeißen" - Beitrag von Dr.
Goldschmidt (Sanatorium Goldschmidt, s.u.; 1925)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24.
September 1925: "Vom Fasten und Anbeißen -
von Dr. Goldschmidt, Taunus-Sanatorium Bad Homburg
Wenn hier an dieser Stelle vom Fasten die Rede sein soll, so handelt es sich
nicht um die Enthaltsamkeit von gewissen Speisen, wie die katholische Kirche
diesen Begriff kennt, auch nicht um die Abstinenz von kalorienreichen
Nahrungsmitteln, wonach also der Genuss des Wassers erlaubt ist, wie die
Wissenschaft das Fasten oft begrenzt, vielmehr heißt Fasten für uns Juden,
die völlige Enthaltsamkeit von Speisen und Getränken und zwar im Allgemeinen
auf die Dauer von 24 Stunden. Wenn nun auch das jüdische Gesetz fünfmal im
Jahr das Fasten von uns verlangt, so kennt doch die Tora nur den einen
Versöhnungstag und von ihm soll im Folgenden wesentlich die Rede sein. Denn
beim Herannahen dieses Tages hören wir jüdischen Ärzte des öfteren die
Frage: Darf ich
fasten?
Für den gewissenhaften Arzt und Juden eine schwere Entscheidung, die
natürlich nur von Fall zu Fall getroffen werden kann. Oberster Grundsatz ist
hierbei: Die Gesundheit darf keinen wesentlichen Schaden nehmen. Wie alle
wissenschaftlichen Wahrheiten sich in einem beständigen Fluss befinden, so
haben natürlich auch in der Medizin die Anschauungen über Nahrungszufuhr in
verschiedenen Krankheitszuständen, bei denen wir Ärzte Hunger- und
Durstkuren empfehlen, die also etwas Heilsames darstellen.
Am häufigsten geschieht die Verordnung von Hungerkuren wohl bei der
Fettleibigkeit. Da jedoch das völlige Hungern ein recht großes |
Opfer für den Patienten darstellt, hat man kleine Mengen von Speisen, die
besonders arm an Fett ansetzenden Nahrungsmitteln sind, dem Patienten
entgegenkommenden Weise erlaubt (Obsttage) oder um das besonders quälende
Durstgefühl auszuschalten, hat man Milch in etwa einem Drittel der Menge
konzediert, die nötig sein würde, um einen Menschen normal zu ernähren
(Milchtage). Ganz allgemein bekannt ist auch, dass Hunger bei verdorbenem
Magen, sowie bei manchen Formen des Darmkatarrhs. Bei Geschwüren des Magens
oder Zwölffingerdarms, insbesondere bei Blutungen oder Blutungsgefahr
pflegen wir häufig jede Ernährung vom Magen aus ganz zu unterbinden.
Während die Ernährung der Zuckerkranken vor dem Weltkrieg sich nicht genug
tun konnte in der Zufuhr von eiweiß- und fetthaltigen Nahrungsmitteln, haben
wir durch die unfreiwillige Nahrungsbeschränkung im Krieg gelernt, dass bei
dieser in unseren Kreisen recht verbreiteten Krankheit das Einhalten von
Hungertagen ein vorzügliches Heilmittel ist. Für den Laien wird der
Grundgedanke des Hungerns oft dadurch verschleiert, dass an diesen Tagen
Gemüse und Bouillon usw. verabreicht wird, was jedoch nur deshalb geschieht,
um einen geschwächten Patienten durch absolute Abstinenz in seiner Psyche
nicht zu schwer zu belasten, zumal praktisch genommen, bei dem geringen
Nährwert dieser Nahrung solche Tage nur als Hungertage angesehen werden
können.
Bei gewissen Fällen von Herzleiden, besonders solchen, die mit Wassersucht
einhergehen, aber auch vielen Fällen von Wassersucht einhergehen, aber auch
bei vielen Fällen von beginnender oder ausgebildeter Gefäßverkalkung , einer
Krankheit, die ebenfalls in jüdischen Kreisen so erschreckend häufig ist,
kann die Beschränkung der gesamten Nahrung, besonders aber der
Flüssigkeitszufuhr, ungemein günstig wirken.
Bei all diesen Erkrankungen wird sich im Allgemeinen der Arzt bei
unkomplizierten Fällen nicht schwer entschließen, seinen Patienten fasten zu
lassen. Bei alten und schwachen Personen wird er häufig dem Patienten
Bettruhe anempfehlen, die den Vorzug hat, an sich schon schonend und
kraftsparend zu wirken. Ferner können auch so Schwierigkeiten beseitigt
werden, die ihre Ursache haben in einem weiten Weg zum Gotteshaus oder in
langem Aufenthalt in oft schlecht ventilierten Synagogen.
In diesem Zusammenhang sei auch kurz das Fasten der Kinder gestreift. Unter
neun Jahren ist jedes Fasten untersagt. Vom neunten Jahre an kann man Kinder
stundenweise fasten lassen."
Anmerkungen: -
Dr. Goldschmidt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sanatorium_Dr._Goldschmidt
und
https://www.juedische-pflegegeschichte.de/institutionen/sanatorium-dr-goldschmidt-taunus-sanatorium-bad-homburg-v-d-hoehe/
und https://www.lagis-hessen.de/de/odk/record/id/1077
Versöhnungstag: https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur
...schlecht ventiliert:...schlecht belüftet. |
100. Geburtstag von Markus Löwenberg (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 16. September 1927: "Bad Homburg. Wie schon kurz gemeldet, beging die Homburger Bürgerschaft den
100. Geburtstag ihres Mitbürgers, des Rentners Markus Löwenberg, unter
allgemeiner Teilnahme. Die schönste Ehrung, die dem alten Herrn zuteil
wurde, dürfte das Glückswunschschreiben gewesen sein, das der
Reichspräsident von Hindenburg persönlich unterzeichnet hatte. Um 12 Uhr
mittags empfing der Jubilar im Kreise seiner Kinder, Enkel und Urenkel, die
unendliche Reihe der Gratulanten. Rabbiner Dr. Wreschner hielt eine
Ansprache und überreichte dem Jubilar einen silbernen Becher mit Widmung.
Beigeordneter Lipp überbrachte die Glückwünsche der Stadt, welche dem
Jubilar eine Kiste mit Bordeaux stiftete. Landrat Erkelenz überreichte das
Glückswunschschreiben des Ministerpräsidenten Braun und eine wundervolle
Tasse aus der staatlichen Porzellanmanufaktur, während die Kurverwaltung ein
herrliches Blumenarrangement darbot. Der Jubilar verbrachte den Tag
ausgezeichnet."
Anmerkungen: -
Reichspräsident von Hindenburg:https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Hindenburg
Rabbiner Dr. Wreschner: vgl.
Bericht zu seinem Tod 1935
Ministerpräsident Braun: https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Braun
|
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1927: .
|
Zum
Tod des Vorstandsmitgliedes Sam B. Levy (1929)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom
1. März 1929: "Homburg v.d.H. (Todesfall). Hier ist das
langjährige Mitglied des Gemeindevorstands, Sam B. Levy, zu Grabe
getragen worden. Rabbiner Dr. Wreschner widmete dem Verstorbenen Worte des
Dankes und der Würdigung der Verdienste um die Gemeindeinteressen. Im
Trauerhause hatte der Bruder des Verstorbenen, J. B. Levy,
Frankfurt am
Main, dem Schmerz der Familie in ergreifenden Worten Ausdruck
verliehen." .
Anmerkungen:
J.B.Levy: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Benjamin_Levy
Rabbiner Dr. Wreschner: vgl.
Bericht zu seinem Tod 1935 |
Zum Tod von Markus Löwenberg (1929)
70. Geburtstag von Isak Idstein (1931)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
8. Januar 1931: "Bad Homburg, 4. Jan. Schabbat
Paraschat Schemot begeht Herr Isak Idstein
hier seinen 70.
Geburtstag. Über 30 Jahre gehört der Jubilar dem Vorstande unserer Gemeinde
an und hat sich als solcher um die Erhaltung und Förderung wahrhaft
jüdischen Lebens sehr verdient gemacht. Ebenso ist zu würdigen und verdient
Anerkennung seine Tätigkeit als Vorstand der Chewra Kadischa, wo er mit Rat und
Tat jederzeit hilfsbereit ist.
In all diesen edlen Bestrebungen ist ihm seine gleichgesinnte Gattin, eine
Tochter des Abraham Seckbach, das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, aus
Frankfurt am
Main, eine
wahrhafte Hilfe ihm gegenüber.
Möge es dem Jubilar vergönnt sein, im Kreise seiner Familie in ungetrübter
Gesundheit segensreich zu wirken. (Alles Gute) bis 120 Jahre."
Anmerkungen: - Schabbat Paraschat Schemot: Schabbat mit der Toralesung
Schemot = 2. Mose 1,1-6,1 https://de.wikipedia.org/wiki/Schemot_(Sidra)
- Chewra Kadischa:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa |
Zum
Tod von Dina Rosenthal geb. Strauß, Frau des Sanitätsrates Dr. Rosenthal
(1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
22. März 1934: "Bad Homburg, 20. März (1934). Nach längerer
Krankheit verstarb Frau Dr. Dina Rosenthal geb. Strauß, die Gattin
des bekannten Sanitätsrates Dr. Rosenthal in Bad Homburg. Der Heimgang
dieser seltenen Frau hat in weiten Kreisen tiefe ehrliche Trauer
ausgelöst. Über drei Jahrzehnte stand sie mit ihrem Manne dem Hause vor,
in dem so viele kranke und leidende Glaubensgenossen Genesung und Erholung
fanden. Mit wahrer mütterlicher Treue widmete sie sich dem Werke und
wurde durch ihr liebevolles Wesen und ihre aufopferungsvolle Tatkraft
manchem Patienten Gefährtin und Helferin in schwerem Leide. Eine
musterhafte Frau und Mutter, die am Lebenswerke des Mannes tapfer
mitarbeitete und die Kinder in seinem Sinne erzog, hatte sie doch auch
Zeit für alle Pflichten gegen Gott und die Menschen außerhalb ihres
Hauses. Als vor sieben Jahren mit dem Hinscheiden des Sohnes, eines
berühmten Arztes, der Opfer seines Berufes wurde, ein so schwerer
Schicksalsschlag die Familie traf, war sie es, die mit unerschütterlichem
Gottvertrauen den Mann aufrichtete und ein Beispiel dafür abgab, wie man
in Liebe tragen müsse, was Gott einem auferlegt hat. Dieses Gottvertrauen
verließ sie auch nicht in den letzten Monaten, als schwere Krankheit sie
ans Bett fesselte. Sie fand Milderung ihrer Leiden, wenn sie Leiden
anderer lindern konnte, ihr Glück im Beglücken, ihre Freude im Erfreuen.
Nicht nur im Hause bei Mann und Söhnen, sondern auch in weiten Kreisen
der Freunde weit über Homburg hinaus wird das Andenken der Frau
Sanitätsrat Dr. Rosenthal fortleben. Ihre Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens."
Anmerkung: -
Dr. Rosenthal siehe
Bericht zu seinem
Tod 1937 |
70.
Geburtstag des Lehrers i.R. Simon Spier (früher Lehrer in Wesel, 1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1934: "Bad
Homburg v.d.H., 20. Oktober (1934). Der seit 1926 hier im Ruhestand
lebende Lehrer Simon Spier vollendet am 31. dieses Monats mit
Gottes Hilfe das siebente Jahrzehnt seines Lebens. Die Haupttätigkeit
seines inhalts- und segensreichen Wirkens galt der Gemeinde Wesel,
der er mehr als vier Jahrzehnte als Lehrer und religiöser Führer
vorstand. Von seiner hessischen Heimat her im traditionellen Sinne
erzogen, hat er in großer Hingabe und treuer Anhänglichkeit von seinen
religiösen Grundsätzen keinen preisgegeben und sich gerade durch seine
Charakterfestigkeit und Prinzipientreue die Sympathien seiner Gemeinde
erworben. Auch hier im Homburg nimmt er am jüdischen Leben regen Anteil
und vermehrt sein Wissen durch regelmäßige Schiurim. (Alles Gute) bis
120 Jahre."
Anmerkung: -
Simon Spier:
http://www.zeitreise-wesel.de/index.php?seite=22&beitrag=77
|
70. Geburtstag von Sanitätsrat Dr. Erich Rosenthal
(1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. April 1936: "Ein siebzigjähriger Arzt und Menschenfreund
Dieser Tage beging Sanitätsrat Dr. Erich Rosenthal in Bad Homburg seinen 70.
Geburtstag und viele Hunderte, die in den 36 Jahren seit Bestehen des
Rosenthal-Sanatoriums Gastfreundschaft in diesem Heime genossen und Heilung
gefunden haben, werden diese Kunde nicht ohne ein Gefühl tiefer Dankbarkeit
für das Haus und seinen als Jude, Arzt und Menschenfreund gleich
hervorragenden Leiter vernehmen.
Dr. Erich Rosenthal, der aus einer angesehenen Gelehrtenfamilie entstammte,
hatte sich
in früher Jugend ein großes Maß an jüdischem Wissen angeeignet und war für
den Rabbinerberuf bestimmt. Er saß auch einige Jahre zu Füßen des von Esriel
Hildesheimer, das Andenken des Gerechten sei zum Segen, am Berliner
Rabbinerseminar. Dann aber wandte er sich, einer Neigung seines Herzens
folgend, der Medizin zu. So wirkt er heute noch in diesem herrlichen
Badeort, wo er vor 36 Jahren in schönster Lage mit der gleichgearteten
Gattin das Kurheim errichtete, als vielgesuchter und beliebter Arzt, hoch
geachtet von der gesamten Homburger Bevölkerung. In diesem Heime, in dem
zuweilen, wie auch am letzten Pessachfeste, 50 Gäste und mehr aus allen
Kreisen und Schichten und allen Gegenden zusammentreffen, fühlt sich keiner
als Patient. Es ist eine Gaststätte im eigentlichen Sinn des Wortes, im
Sinne schönster jüdischer Gastlichkeit. Wer aber den Arzt braucht, der hat
ihn gleich zur Hand, denn der Leiter, Sanitätsrat Dr. Rosenthal, hat, still
und unaufdringlich wie er ist, jeden Gast im Auge, um ihn zu betreuen, ihn
aus der Fülle seiner ärztlichen Erfahrung zu beraten und auf den Weg der
Genesung zu leiten.
Das geistige Niveau im Haus konnten wir erst vor kurzem bewundern. Diese
heterogen zusammengesetzte Gästegruppe fühlte sich unter der fast
unsichtbaren, aber doch autoritären Leitung des Hausherrn als eine Familie.
Die gemeinsamen Sederabende werden unvergesslich bleiben. Alle acht Festtage
standen sozusagen unter dem Eindruck dieser Sederveranstaltungen. Es war ein
'Weiterbauen' des sich an den Festabenden 'Erbauten'. Der im Hause
herrschende Geist zwingt allein in seinen Bann. Der Haschkamahgottesdienst,
der an den Festtagen dem Frühstück voranging, das gemeinsame Minjanbenschen,
das das Festmahl abschloss, der geistige Austausch in der Halle und auf den
Spaziergängen – all dieses zeugte von der sicheren Hand des Mannes,der sein
Haus zu einer Heilstätte für die Heilung von Leib und Seele zu machen
weiß.
Schicksalsschläge blieben diesem Arzt und Menschenfreund nicht erspart. Ein
Sohn in blühendem Alter, der sich im Ärztestand schon einen Namen erworben
hatte und Großes versprach, musste ein Opfer seines Berufes, durch eine
Infektion sein junges Leben lassen. Vor wenigen Jahren wurde ihm die Gattin,
die treue Mitgängerin seines Lebens von der Seite gerissen. Herr Dr.
Rosenthal trug es mit dem Gottesvertrauen eines Jehudi, der aus jüdischen
Urquellen schöpft, mit der Kraft eines Menschen, der im Dienste der
Menschheit Trost und Genugtuung sucht und findet. Zusammen mit dem jüngsten
Sohne führt er das Haus weiter, das vielen Heil- und Heilungssuchen jahrein,
jahraus Segensquelle wird. Wir wünschen dem Jubilar, dass ihm gegönnt sei,
ein neues Aufblühen seines Hauses zu erleben und sich noch lange Jahre der
rüstigen Arbeitskraft zu erfreuen. (Alles Gute) bis 120 Jahre."
Anmerkungen: - gemeint ist wohl Dr. med. Abraham Rosenthal vgl.
nachfolgender
Beitrag zu seinem Tod 1937, nicht sein Sohn Dr. med. dent. Erich Rosenthal
-
Esriel Hildesheimer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Esriel_Hildesheimer
-
Gattin: vgl
Bericht zum Tod von Dina Rosenthal geb. Strauß 1934
-
Kurheim: Elisabethenstraße 51
https://www.juedische-pflegegeschichte.de/juedische-orte-der-kur-die-sanatorien-dr-pariser-dr-rosenthal-und-dr-goldschmidt-in-bad-homburg/
- Pessach:https://de.wikipedia.org/wiki/Pessach
-
Haschkama: Frühgottesdienst
-
Minjanbenschen: Minjan:https://de.wikipedia.org/wiki/Minjan
-
benschen: http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Benschen
-
Jehudi: hebr. für 'Jude', gemeint ist hier ein frommer Jude, der nach den
Geboten lebt |
Zum Tod von Sanitätsrat Dr. A. Rosenthal
(1937)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
29. April 1937: "Sanitätsrat Dr. A. Rosenthal - das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
Bad Homburg, 25. April
(1937). Im Alter von 72 Jahren kam heute Sanitätsrat Dr. A. Rosenthal,
nachdem er ein halbes Jahrhundert seine ganze Kraft und Kunst in den
Dienst der Menschen, zum Wohle von Kranken und Leidenden gestellt hat, zur
letzten Ruhe. Einer frommen Familie entstammend, war Dr. Rosenthal in
seiner Jugend für den Rabbinerberuf bestimmt und er saß auch einige
Jahre Rabbi Esriel Hildesheim im Berliner Rabbiner-Seminar zu Füßen.
Einem inneren Drange folgend, wandte er sich aber dann der Medizin zu und
übte vier Jahrzehnte in Bad Homburg, zuerst als praktischer Arzt und bald
darauf als Leiter des von ihm gegründeten Sanatoriums eine ärztliche
Tätigkeit aus, die ihm das Vertrauen, die Liebe und den Dank vieler
Tausender, die in all den Jahrzehnten Gäste seines Hauses waren, eintrug.
Der ärztliche Beruf war ihm mehr eine Berufung, heilige Mission,
Gottesdienst und Dienst am Menschen, und eine wackere edle Frau aus dem
Hause Strauß stand ihm zur Seite, deren Anteil an seiner Lebensarbeit
wahrlich nicht gering war. Drei Söhne entstammten dem Hause, von denen
einer, ein vielversprechender junger Arzt, als Opfer seines Berufes sein
junges Leben lassen musste. Auch die Frau, die Mitgängerin und Stütze
seines Lebens, wurde ihm vor einigen Jahren von der Seite gerissen. Dr. A.
Rosenthal, ein torakundiger und glaubensstarker Jehudi, fand Trost in der
Religion und in seiner aufopfernden Arbeit zum Wolf Anderer. Sorge und Kummer
sind ihm zu einer Zeit, da er wohl Anrecht auf einen friedsamen Lebensabend
gehabt hätte, nicht erspart geblieben, aber Rosenthal stellte den Widerständen
des Lebens die ihm innewohnende Kraft und Arbeitsfreude entgegen und oblag
seinen Berufspflichten in Treue und Liebe bis zuletzt. Aus Mühen und
Sorgen des Berufslebens wusste er sich zuweilen in die Geistigkeit zu
flüchten, - wenn er regelmäßig am Gemoroh-schiur teilnahm, die
Gottesdienste im Hause abhielt und sich mit seinen Büchern für Minuten
zurückzog oder mit gelehrten Gästen Toraaustausch hielt.
In stiller, tiefer Trauer umringen wir, eine große dankbare Gemeinde, am
Sonntagnachmittag, seine Bahre, vor der Herr Lehrer und Kantor Herz,
Bad Homburg, in einer tiefempfundenen Rede das Leben, die
Persönlichkeit und die Verdienste des Heimziehenden schilderte. Im Namen
der Gäste, Freunde und Patienten des Hauses sprach Herr Redakteur Schachnowitz,
Frankfurt am Main, einige herzliche Worte der Würdigung und des Dankes,
die Hoffnung ausdrückend, dass der Geist des Heimgegangenen im Hause, das
im gleichen Sinne weitergeführt wird, fortwalten und durch die beiden
Söhne sich weiter zum Segen auswirken werde. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens". .
Anmerkungen: -
Rabbi Esriel Hildesheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Esriel_Hildesheimer
Frau: vgl.
Bericht zum Tod von Dina Rosenthal geb. Strauß 1934
Jehudi: Hebr. für 'Jude', gemeint ist hier ein frommer Jude, der nach den
Geboten lebt
Gemoroschiur: Gemara: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemara
Schiur: https://de.wikipedia.org/wiki/Schi%27ur
|
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe einschließlich
Kureinrichtungen sowie jüdischer Privatpersonen
Anzeige
der koscheren Restauration Kuttner (1860)
Anzeige
in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 4. Juli 1860: "Meine schön eingerichtete Koscher-Restauration
empfehle ich dem geehrten israelitischen Publikum, das zur Badesaison
hierher kommt. Für Kaschrut und gute Bedienung ist bestens
gesorgt. Zugleich hebe ich hervor, dass meine Weine echt Koscher sind und
dass die Speisen am Sabbat weder gekocht noch gewärmt werden. Bad Homburg
im Juni. Kuttner". |
Kantor A. Braunschweig eröffnet seine Restauration (1865)
Anmerkung: es handelt sich um Kantor Adolf Braunschweig, der noch 1895 in der
Gemeinde als Kantor war, siehe Bericht
Jüdische
Köchin im Restaurant Braunschweig gesucht (1872)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1872: "Zur
künftigen Saison (Juli, August und September) wird gegen hohen Lohn eine
perfekte israelitische Köchin gesucht. Portofreie Offerten an Restaurant Braunschweig
in Bad Homburg." |
Anzeige des Hotels de Bade von M. H. Ochs (1865)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Juni 1865: Bad
Homburg, Hotel de Bade.
Israelitischer Gasthof ersten Ranges, Louisenstraße No.74.
Unterzeichneter beehrt sich, sein in der Nähe der Eisenbahn, des
Kurhauses und der Mineralquellen gelegenes, mit allem Komfort
eingerichtetes neues Hôtel den geehrten Badegästen bestens zu empfehlen.
M. H. Ochs." |
Anzeige von Bäckermeister Joseph Haas (1867)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. Januar 1867: "Unterzeichneter nimmt Bestellungen auf Mazzot für
kommenden Pessach entgegen und verspricht prompte und reelle Bedienung.
Homburg v. d. Höhe
Joseph Haas, israelitischer Bäckermeister."
Anmerkung: Mazzot
https://de.wikipedia.org/wiki/Matze |
Junges Mädchen sucht eine Stelle (1868)
Hotel in Bad Homburg zu verkaufen (1873)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Dezember 1873: "In Bad Homburg
ist ein mit allen modernen Anforderungen versehenes Hotel nebst Garten
bestehend, außer Speisesaal und Nebenzimmer für ca. 100 Gedecke, aus zehn
schönen Zimmern auf zwei Etagen, Gas, Wasserleitung und Wasserklosetts etc.
a nur fl. 1.500 pro anno zu vermieten und per 1. Mai oder früher zu
beziehen. Da unser schöner Kurort von zahlreichen Glaubensgenossen besucht
und viele im Hotel wohnen möchten, würde ein Israelit , gediegener Wirt, im
Besitze einigen Vermögens zur Ausstattung des Hotels – Kaution oder
Vorzahlung wird nicht verlangt – sicherlich eine gute Existenz finden.
Reflektanten mit guten Referenzen belieben sich direkt an den Eigentümer des
Hotels zu wenden. S. Wormser.
Bankgeschäft". |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
31. März 1875: "In Bad Homburg
ist ein mit allen modernen Anforderungen versehenes Hotel nebst Garten
bestehend, außer Speisesaal und Nebenzimmer für ca. 100 Gedecke, aus zehn
schönen Zimmern auf zwei Etagen, Gas, Wasserleitung und Wasserklosetts etc.
a nur fl. 1.500 pro anno zu vermieten und per 1. Mai oder früher zu
beziehen. Da unser schöner Kurort von zahlreichen Glaubensgenossen besucht
und viele im Hotel wohnen möchten, würde ein Israelit , gediegener Wirt, im
Besitze einigen Vermögens zur Ausstattung des Hotels – Kaution oder
Vorzahlung wird nicht verlangt – sicherlich eine gute Existenz finden.
Reflektanten mit guten Referenzen belieben sich direkt an den Eigentümer des
Hotels zu wenden. S. Wormser.
Bankgeschäft." |
Israelitisches Hotel zu vermieten (1876)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Februar 1876: "Ein Hotel Israélite
ohne Inventar
in Bad Homburg, das sich bekanntlich einer sehr starken Frequenz frommer
Glaubensgenossen zu erfreuen hat, ist vorzugshalber billigst à 500
Reichstaler sofort zu vermieten.
Dasselbe besteht aus einem großen und kleinen Speisesaal, 11 schönen hohen
Zimmern, großer Küche mit allem Zubehör im Erdgeschoss, sämtliche Räume mit
Gas- und Wasserleitung und Telegraf versehen. Endlich eine Speisehalle mit
anstoßendem, der Küche naheliegendem, schönen Gärtchen.
Näheres beim Eigentümer. S. Wormser."
Anmerkung: -
Reichstaler: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstaler |
Anzeige des Manufaktur-, Herren- und
Damenkonfektionsgeschäftes J. Holzmann (1890)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
16. April 1890: "Bad Homburg.
In meinem Manufaktur-, Herren- und Damen-Konfektions-Geschäft ist die
Stelle eines Lehrlings sofort zu besetzen. Samstags geschlossen. Auf
Wunsch Kost und Logis im Hause.
J. Holzmann." |
|
Rechts: Kleiderbügel
aus dem Geschäft von J. Holzmann jr. in Bad Homburg (Foto erhalten von
Heinz-Peter Curdts in Bad Homburg; der Kleiderbügel wurde dem Bad
Homburger Museum übergeben) |
|
|
Goldene Hochzeit von Markus Reinach und Frau
(1890)
Anzeige des Hotel-Restaurants Strauss (1894)
Anzeige
in der Zeitschrift
"Der Israelit vom 21. Juni 1894: "Bad Homburg v.d.H.
Koscher -
Hotel-Restaurant Strauss - Koscher
22 Kaiser Friedrichs Promenade 22 in der Nähe des Kurgartens.
Pension zu
den billigsten Preisen. Zimmer per Woche von 10 Mark an. Schattiger Garten
mit Halle." |
Anzeige der Eierteigwaren-Fabrik Gebr. Scherer
(1900)
Anzeige des Glas-, Porzellan-, Kurz-, Galanterie und Spielwarengeschäftes Max
Simon (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1901: "Lehrling-Gesuch.
Für mein Glas-, Porzellan-, Kurz-, Galanterie- und
Spielwarengeschäft suche ich per sofort einen Lehrling. Kost und Logie im
Hause. Samstags offen. Selbstgeschriebene Offerten wünscht
Max Simon,
Homburg v.d. Höhe Louisenstraße 40". |
Anzeigen
des Bäckermeisters H. Haas (1906 / 1907)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 7. Dezember 1906:
"Tüchtigen Bäckergesellen sucht sofort gegen guten Salair.
H. Haas, Homburg v.d.H." |
|
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 12. Juli 1907: "Bäckergesellen sucht
sofort H. Haas, Homburg v. d. Höhe." |
Bericht
über das im Entstehen befindliche Sanatorium
von Dr. Goldschmidt (1910)
Artikel
in der "Allgemeine Zeitung des
Judentums" vom 23.12.1910: "Homburg v.d.H., 16. Dezember.
Ein wirklich dringendes Bedürfnis - diesmal ohne allen ironischen
Beigeschmack - versucht man seit kurzem hier durch
die Errichtung eines großen rituell geleiteten Sanatoriums zu beheben.
Das Sanatorium ist zur Aufnahme von Erholungsbedürftigen, Nervösen und
innerlich Kranken bestimmt (ansteckende und Geisteskranke sind
ausgeschlossen). Der stolze Neubau beginnt soeben sich im besten
Villenviertel zu erheben, nur wenige Schritte von den Hauptquellen und vom
prächtigen Hardtwald entfernt. Wie uns der Besitzer, der geschätzte
Frankfurter Arzt und Nervenarzt, Herr Dr. Goldschmidt, mitteilt, soll die Eröffnung
des neuen Unternehmens noch in diesem Herbste stattfinden." |
"Einlernen" zur Einweihung des Taunus-Sanatoriums von
Dr. Goldschmidt (1912)
Anzeigen des Taunus-Sanatoriums von Dr. Goldschmidt (1912 /
1915 / 1921 / 1922 / 1925 / 1935)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 19. Januar 1912: "Dr. Goldschmidts Taunus-Sanatorium Bad Homburg v. d. Höhe.
Neu eröffnet! - Neu eröffnet!
Streng koscher. Neu erbaut. Modernster Komfort. Prächtige Lage. Streng
koscher. Vollkommene medizinische Einrichtung für innere und Nervenkranke,
sowie Erholungsbedürftige. Ansteckende und Geisteskranke ausgeschlossen.
Prospekt auf Wunsch. Das ganze Jahr geöffnet.
Dr. Goldschmidt, Besitzer und ärztlicher Leiter." |
|
Anzeige in der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1915: "Dr. Goldschmidt, Taunus-Sanatorium, Bad Homburg v. d. H.
Koscher für Nervöse, innerlich Kranke und Erholungsbedürftige koscher
Freie, prächtige Lage – erstklassiger Komfort - vollkommene medizinische
Einrichtung (Moderne Hydro- und Elektrotherapie, Röntgen-Laboratorium,
Hochfrequenz, elektrischer Entfettungsstuhl etc.)
Das Sanatorium steht wieder unter persönlicher Leitung des Besitzers.
Prospekte kostenlos. Telefonnummer 418." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
6. Oktober 1921: "Dr. Goldschmidt Taunus-Sanatorium
Koscher Bad Homburg Koscher.
Klinisch geleitetes Sanatorium für Nervöse, innerlich Kranke und
Erholungsbedürftige.
Bleibt während des ganzen Winters geöffnet und hat neu
für Zucker- und Magenkranke eine Spezialabteilung unter Einstellung eines
zweiten Arztes eingerichtet." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
7. Dezember 1922: "Streng koscher WINTER-KUR streng koscher.
für Nervöse, innerlich Kranke und
Erholungsbedürftige. Spezial-Abteilung für Magen- Darm und Zuckerkranke.
Behaglicher und komfortabler Aufenthalt in der Nähe Frankfurts, sorgfältige
klinische Beobachtung und individuelle Behandlung, zwei Ärzte im Haus, keine
Ausländer-Aufschläge. Prospekte kostenlos.
Dr. Goldschmidt, Taunus-Sanatorium, Bad Homburg." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
2. April 1925: "
Dr. GOLDSCHMIDT, TAUNUS-SANATORIUM, BAD HOMBURG
Streng koscher
IDEALER AUFENTHALT FÜR LEIDENDE UND ERHOLUNGSBEDÜRFTIGE
KLINISCH GELEITETES SANATORIUM MIT DIÄTKÜCHE, ANGENEHMER KOMFORT, AUFENTHALT
IN SCHÖNSTER LAGE – PROSPEKT KOSTENLOS – TELEFON 1068." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
3. Januar 1935: "Das ganze Jahr geöffnet!
Dr. GOLDSCHMIDT koscher TAUNUS-SANATORIUM.
BAD HOMBURG
Leitender Arzt: Dr. Leibowitz
Prospekt auf Wunsch Tel. 2658." |
Anzeige
des Hotel und Restaurants Marx (1911)
Anzeige
in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 6. Juli 1911: "Bad Homburg v.d.H.
Hotel und Restaurant Marx Elisabethenstr. 50...
Streng rituelle und
diäte Küche. Aufmerksame Bedienung. Pension im Hause". |
Oberarzt d.R. Dr. Siegfried Goldschmidt erhält das
Eiserne Kreuz (1914)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Oktober
1914: "Bad Homburg. Dr. Siegfried Goldschmidt, Oberarzt der R., erhielt das
Eiserne
Kreuz." |
Wiedereröffnung
des Hotels und Restaurants Braunschweig (1920)
Gemeinsame
Werbung verschiedener Hotels für einen Aufenthalt in Bad Homburg (1921)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Mai
1921:
"Bad Homburg vdH. Gesundheit, Sport, Gesellschaft.
Ritters Parkhotel, Kurpark-Sanatorium, früher Dr. Pariser,
Viktoria-Hotel, Sanatorium Dr. Baumstark,
Metropol-Hotel, Hotel Kaiserhof, Savoy-Hotel, Deutscher Hof (Hotel
Bellevue), Hotel Minerva, Hotel Braunschweig, Villa Nova.
Prospekte durch die städtische Kurverwaltung.
1/2 stündlich elektrische Bahnverbindung Frankfurt - Bad Homburg - Für
Ausländer kein Valutazuschlag." |
Anzeige des Kurhotels Braunschweig
(1921)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
3. März 1921: "Das Kurhotel Braunschweig
Bad Homburg v. d. Höhe
gibt sich die Ehre
die Wiedereröffnung
des Hotels
zu Pessach
hiermit anzuzeigen.
TELEFON TELEFON
Bad Homburg Nummer 16 Frankfurt Hansa Nr. 7539
Für erstklassige Küche und reichliche Verpflegung ist bestens gesorgt.
Anmeldungen zu Pessach baldigst erwünscht."
Anmerkung: -
Pessach: https://de.wikipedia.org/wiki/Pessach |
Anzeige der Kurpension und des Restaurants von Jul. H.
Strauch (1921)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
26. Mai 1921: "Neu eröffnet
Bad Homburg, Schwedenpfad 12
koscher Kurpension und Restaurant koscher
Unter Aufsicht Seiner Ehrwürden
Rabbiner Dr. Winter
Erstklassige Wiener Küche
Haus ersten Ranges Telefon 938 JUL. H. STRAUCH."
Anmerkung:
Rabbiner Dr. Winter:
https://de.wikipedia.org/wiki/David_Alexander_Winter |
Anzeige des
Kurhotels Braunschweig (1922)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
19. Oktober 1921: "Suche per sofort für meine 5 Kinder ein tüchtiges
Kinderfräulein
Kenntnisse in Französisch und Englisch erwünscht.
Gute Bezahlung sowie Verpflegung.
Frau Aronsohn, Bad Homburg v. d. H.
Hotel Braunschweig." |
Verlobungsanzeige von Paula Idstein und Joseph Rosenblatt
(1922)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. November 1922: "Statt Karten
Paula Idstein -
Joseph Rosenblatt
Verlobte
Bad Homburg,
Promenade 14 - Zürich Gartenstr. 11. November 1922." |
Anzeige der Pension Herz (1925)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
19. März 1925: "Pension Herz
Bad Homburg v. d. H.
Anmeldungen für Pessach erbitte baldigt
Telephon Nr. 278." |
Verlobungs-
(und Heirats-)Anzeige von Adolf Neuhaus und Grete Emanuel sowie Siegfried
Idstein und Ruth Emanuel (1927/28)
Anmerkung: aus Bad Homburg stammte Siegfried Idstein
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 6. Mai 1927:
"Statt Karten
Grete Emanuel - Adolf Neuhaus Ruth Emanuel - Siegfried
Idstein
Verlobte Göttingen Rotestraße 32
Kassel Reuterstraße 13 Bad Homburg v.d.H.
Promenade 14". |
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Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 20. Januar 1928:
"Statt Karten. Siegfried Idstein Ruth Idstein geb.
Emanuel Vermählte
Bad Homburg Kassel.
Trauung am 22. Januar 1928, nachmittags 1 1/2 Uhr im Hotel Braunschweig,
Bad Homburg." |
Wiedereröffnung des Hotels Braunschweig
(1930)
Neue Kurpension von Ehepaar Schönbach
(1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1930: "Bad
Homburg. Die ehemaligen Besitzer des bekannten Hotels Braunschweig Bad
Homburg, Herr und Frau Leo Schönbach, eröffneten vor einigen Monaten
in dem Hotel Victoria, Louisenstraße 91, unweit der Trambahnhaltestelle
Kiseleffstraße in sehr schönen, behaglichen Räumen eine erstklassige
Kurpension. Der verkleinerte Betrieb gestattet die Aufnahme einer
beschränkten Anzahl von Wohngästen, denen ein großer herrlicher Garten zur
Verfügung steht und die jede ärztlich verordnete Diät in sorgfältiger
Einzelzubereitung erhalten können. Leidenden, die auf solche Diät angewiesen
sind, bietet sich hiermit ein besonders vorteilhafter Kuraufenthalt, während
Gesunde die bewährte Küche des Hauses genießen können. Das Haus steht nach
wie vor unter Aufsicht unter Aufsicht des Hamburger Speisevereins respektive
des Herrn Rabb. Dr. Wreschner, Bad Homburg. - Erstklassige Referenzen
von Kurgästen der neu eröffneten Kurpension Schönbach stehen bereits
reichlich zur Verfügung. Festlichkeiten werden übernommen und von Herrn
Schönbach, welcher als erstklassiger Küchenchef bekannt ist, persönlich
ausgeführt. Große Festsäle stehen zur Verfügung, Inhaber der Pension ist
Frau E. Schönbach (siehe Inserat)."
Anmerkungen: - Hotel Braunschweig:
Bericht
zur Eröffnung des Hotels Braunschweig 1865
- ehemaligen Besitzer: vgl.
Bericht zur Wiederöffnung des Hotels Braunschweig 1920
- Hamburger Speiseverein: Verein zur Förderung ritueller Speisehäuser
- Rabbiner Dr. Wreschner: vgl.
Bericht zum Tod von Rabbiner Dr. Wreschner 1935 |
Anzeige des Kurheims Dr. Rosenthal (1931 /
1937)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
12. März 1925: "Sanatorium
Sanitätsrat Dr. Rosenthal
Bad Homburg v. d. H. - Herrlichste Lage." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
4. März 1937: "Pessach in
Bad Homburg v. d. Höhe
im Kurheim Dr. Rosenthal
Gute, streng rituelle, abwechslungsreiche Verpflegung
Zeitgemäße Preise." |
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1933: "Für Erholungsbedürftige
Bad Homburg garantiert seinen Kurgästen Ruhe in jeder Beziehung. Wir werden
um Aufnahme folgender Mitteilung ersucht: Der neue Magistrat von Bad
Homburg, der als seine erste Aufgabe die Förderung des Kurbetriebes in
engster Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung ansieht, hat in seiner letzten
Sitzung folgenden Beschluss gefasst: 'Die Ruhe im Kurort ist mit die
wichtigste Grundlage zur Erholung und Genesung unserer Kurgäste. Bad
Homburg, das von jeher ein internationales Heilbad war, darf auch heute in
besonderer Weise als ein Kurort angesehen werden, in dem jeder Kurgast,
gleichgültig welcher Einstellung und Rasse, ungestört, sicher und angenehm
leben kann. Außer dieser Garantie für politische und konfessionelle Ruhe und
durchaus gleiche Behandlung, übernimmt die Stadtverwaltung zusammen mit der
Kurverwaltung die Bürgschaft dafür, dass gegen jede Art von Lärm innerhalb
des Kurbezirks rücksichtslos vorgegangen wird, um den abgehetzten Nerven der
Erholungssuchenden und Kranken die nötige Ruhe zu sichern.'"
Anmerkungen: - Sanatorium Dr. Rosenthal:
https://www.juedische-pflegegeschichte.de/juedische-orte-der-kur-die-sanatorien-dr-pariser-dr-rosenthal-und-dr-goldschmidt-in-bad-homburg/
- Pessach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pessach |
Verlobungsanzeige
von Lotte Cohn und Ludwig Idstein (1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1933:
"Gott sei gepriesen. Lotte Cohn - Ludwig Idstein.
Verlobte.
Frankfurt am Main, Eckenheimerlandstraße 8 - Bad Homburg
Pr.." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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KK (Bad
Homburg 1939) für Melitta Lichtenstein
(geb. 29. März 1901 in Groß-Umstadt),
Hausangestellte, wohnhaft in Bad Homburg v.d.H.
und Frankfurt, am 11. Juni 1942 deportiert ab Frankfurt
in das Vernichtungslager Sobibor, ermordet |
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