Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Tuttlingen (Kreisstadt, Baden-Württemberg)
 Jüdische Geschichte 

Übersicht:  

bulletZur jüdischen Geschichte in Tuttlingen  
bulletBerichte aus der jüdischen Geschichte in Tuttlingen   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Tuttlingen          
     
In  Tuttlingen bestand zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich einzelne jüdische Personen/Familien in der Stadt niederlassen. Nach dem Hof- und Staatshandbuch für das Königreich Württemberg von 1862 werden erstmals drei jüdische Personen in Tuttlingen genannt, 1871 werden 5 jüdische Einwohner genannt, 1875 6, 1880 5, 1885 3, 1890 3, 1895 12, 1900 21, 1905 16. 1910 24. 1925 16, 1933 20 jüdische Einwohner. Bei den Volkszählungsergebnissen im 19. Jahrhundert könnte es sich teilweise auch um zufällig bei den Volkszählungen anwesende (und nicht ortsansässige) Personen gehandelt haben.
 
Die jüdischen Bewohner Tuttlingens gehörten zunächst der Synagogengemeinde in Mühringen an (so noch 1879 laut der Oberamtsbeschreibung Tuttlingen), später derjenigen in Rottweil. Tatsächlich fühlte die Mehrheit von ihnen sich jedoch stärker mit Rexingen verbunden, aus der die beiden bekanntesten Tuttlinger jüdischen Familien stammten, die Familien Gideon und Fröhlich. Anfang der 1930er-Jahre war dann auch Tuttlingen Filiale zur Gemeinde in Rexingen.
 
Im Ersten Weltkrieg war der Tuttlinger Viehhändler Julius Fröhlich als Musketier in den Infanterie-Regimentern 180 und 413 im Einsatz. Fröhlich erhielt das Eiserne Kreuz und wurde verwundet.
 
Bis nach 1933 bestanden an ehemaligen jüdischen Geschäfts- und Wohnhäusern: Viehhandlung Julius Fröhlich (in der Hermannstraße 14, ab 1930 Dammstraße 15), Schuhfabrik, Leder- und Schuhwarengroßhandlung Gebr. Kälbermann, Inh. Isidor und Ludwig Kälbermann (in der Hermannstraße 23), Lederwarengeschäft Ludwig Maier (in der Karlstraße 36, dann Olgastraße 56, zuletzt Möhringer Straße 52), Schuhwarengroßhandlung Gideon & Co. GmbH, Inh. Elias Gideon und Artur Landauer (in der Oberen Hauptstraße 9), Frauenarzt Dr. Hans Meyer Chassel (Praxis in der Blumenstraße).
 
Hinweis: ausführliche Informationen zu den mehreren Familien siehe in der Website der Stadt Tuttlingen unter "Stolpersteine": https://www.tuttlingen.de/de/Die-Stadt/Geschichte-und-Sehenswertes/Historisches/Stolpersteine - Hier Informationen zu Sybilla und Richard Kramer (Ambrosius-Blarer-Straße 1), Familie Fröhlich (Nendinger Allee 9) und Familien Kälbermann und Blatt (Hermannstraße 23). 
Zu Familie Fröhlich: https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2268/familie-frohlich 
 
In den Jahren nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Einwohner auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits 1933 wurden die jüdischen Geschäfte boykottiert. Der Arzt Dr. Chassel verlor im Herbst 1933 nacheinander alle Kassenzulassungen. Ihm wurde das Betreten des Tuttlinger Bezirkskrankenhauses verboten. Er emigrierte im September 1938 mit seiner (nichtjüdischen) Frau und seinem Sohn in die USA, wo er 1949 in Syracuse starb. Artur Landauer emigrierte mit seiner Frau und der Tochter im November 1937 in die USA und ließ sich in New York nieder. Landauers Schwester Helene zog zunächst nach Rexingen, von wo sie 1940 in die USA emigriert. Im April 1938 emigrierte Ludwig Kälbermann mit Frau Dina und dem fünfjährigen Sohn Werner in die USA, wo Ludwig Kälbermann 1954 starb. Julius Fröhlich emigrierte mit Frau und den vier kleinen Kindern im September 1938 nach Palästina/Israel (Shavei Zion). Ab 1957 verbrachten sie die Sommerzeit wieder in der alten Heimat: Julius Fröhlich starb 1963 in Tuttlingen. 1939 emigrierte der Lederhändler Ludwig Maier über Lützelsachsen in die USA; seine Frau Thekla wurde 1940 nach Gurs deportiert, von wo ihr 1942 die Auswanderung in die USA gelang. Isidor Kälbermann emigrierte 1939 über London in die USA und wollte seine Frau Else geb. Blatt und sein Töchterchen Edith nachkommen lassen, was aber nicht gelang. Beide wurden von Stuttgart am 1. Dezember 1941 nach Riga deportiert und im März 1942 ermordet. Die Eltern von Else Kälbermann - Siegfried und Rosalia Blatt geb. Hirsch waren 1937 zur Tochter nach Tuttlingen gezogen. Sie wurden 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der Schuhhändler Elias Gideon wurde 1941 nach Riga deportiert und ist umgekommen; seine Tochter emigrierte 1939 in die USA.  
  
Von den in Tuttlingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosalie Blatt geb. Hirsch (1882), Siegfried Blatt (1875), Elias Gideon (1881), Beta Kälbermann (1896), Edith Kälbermann (1932), Else Kälbermann geb. Blatt (1907).
Ein Teil der Namen der Umgekommenen finden sich auf einer Tafel im Ehrenfeld des Alten Tuttlinger Friedhofes.  
    
Aktuell (Stand 2020): Einige in Tuttlingen bzw. im Landkreis Tuttlingen wieder lebende jüdische Personen/Familien gehören teilweise der jüdischen Gemeinde in Stuttgart (Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg), teilweise der Jüdischen Gemeinde in Rottweil an.
   
    
    
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Tuttlingen     
    
Einzelne Mitteilungen zu jüdischen Personen in Tuttlingen   
Anmerkung: in den folgenden Mitteilungen werden teilweise Personen genannt, die oben nicht erwähnt werden und Tuttlingen noch vor 1933 verlassen haben.
Verlobungsmitteilung von Elise Palm und Oskar Sachs (1906)   

Mitteilung in der "Neuen jüdischen Presse" vom 20. März 1906: "Verlobte.
Elise Palm, Neukochen, mit Oskar Sachs, Tuttlingen."   

 
Max Kaufmann aus Tuttlingen spendet Bäume für jüdische Siedlungen in Palästina (1910)  
Anmerkung: Zum Herzlwald vgl. Abschnitt innerhalb des Artikels https://de.wikipedia.org/wiki/Ben_Shemen_(Siedlung). Ben Schemen war nach 1900 eine der ersten jüdischen Siedlungen in Palästina und hatte große Bedeutung für die Herausbildung einer jüdischen Landwirtschaft.   

Mitteilung in "Jüdische Zeitung" vom 11. März 1910: "Herzlwald. Bis zum 1. Jänner 1910 sind aus Österreich 5517 Bäume eingegangen. B.-Kamnitz B *Richard Buchsbaum, Jaro Strauß und Evald Kaufmann aus Neudamm 1 B.a.n.  Max Kaufmann, Tuttlingen."    

 
Karl Eisfelder wird mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1915)     
Anmerkung: bei der Firma "Jetter und Scherer A.-G. für Feinmechanik" handelt es sich um die heute noch bestehenden Aesculap-Werke  https://de.wikipedia.org/wiki/Aesculap-Werke.  

Mitteilung in "Dr. Blochs österreichische Wochenschrift" vom 20. August 1915: "Auszeichnungen jüdischer Krieger mit dem Eisernen Kreuze...   Tuttlingen. Karl Eisfelder, Mitarbeiter der Jetter und Scherer A.-G. für Feinmechanik."    

 
Hochzeitsmitteilung von Isi (Isidor) Kälbermann und Else geb. Blatt (1930)           

Mitteilung in "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen Religionsgemeinden in Hessen" vom Oktober 1930 S. 11: "Vermählte
Tuttlingen - Groß-Gerau: Isi Kälbermann mit Else Kälbermann geb. Blatt."    

    
Hochzeitsmitteilung von Arthur Landauer und Else Schwarz geb. Sanders (1931)   

Mitteilung in "Gemeindeblatt der israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main" vom April 1931 S. 187: "Trauungen
Arthur Landauer, Tuttlingen mit Else Schwarz geb. Sanders, Hinsbeck."    

   
Hochzeitsmitteilung von Ludwig Kälbermann und Dina geb. Schön (1931)         

Mitteilung in "Gemeindeblatt der israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main" vom November 1931 S. 72: "Trauungen.
Ludwig Kälbermann, Tuttlingen in Württemberg  mit Dina Schön, Vacha/Rhön."  

  
Gemeindebeschreibung Rexingen mit Filiale Tuttlingen (1932/33)     

Beschreibung in "Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege" 1932-33 S. 336: "Rexingen: Israelitisches Vorsteheramt. Einwohner: 992. Juden: 301. Zeniten: 104. Vorsitzender Oberlehrer Spatz...
Angeschlossen: Tuttlingen..."    

  
Zu den jüdischen Einwohnern / Familien in Tuttlingen gehörten außer den oben schon genannten Familien/Personen:
Sybilla Kramer geb. Bähr (geb. 1891 in Brühl als Tochter von Simon Bähr und Regina geb. Hirtz), war seit 1915 verheiratet mit dem (nichtjüdischen) Richard Kramer. Die beiden wohnten seit 1918 in Tuttlingen. Weiteres zu ihrer Geschichte im Beitrag Kramer/Penka (siehe Literatur) und in der Website der Stadt Tuttlingen unter "Stolpersteine": https://www.tuttlingen.de/de/Die-Stadt/Geschichte-und-Sehenswertes/Historisches/Stolpersteine. 
  
  
  
Fotos  

 Fotos zu den jüdischen Familien / Personen in Tuttlingen finden sich in der
Website der Stadt Tuttlingen (siehe Links oben / unten)  
   
     

   
   
   

Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte     

Stolpersteine:
Am 28. Oktober 2014 beschloss der Gemeinderat, dass in Tuttlingen "Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig verlegt werden können. Die ersten "Stolpersteine" wurden am 24. Mai 2016 verlegt für unterschiedliche Opfergruppen der NS-Zeit.   

September 2015: Erinnerung an die Familie Fröhlich: der "Julius-Fröhlich-Platz"    
Tuttlingen Julius-Froehlich-Platz PA.jpg (186906 Byte) Artikel von Marlene Gempp im September 2015: "Julius-Fröhlich-Platz an der Gießstraße ist fast fertig..."
  
Artikel in vom 2. Oktober 2015: "Julius-Fröhlich-Platz erinnert an eine jüdische Familie - Verdienstkreuz für Amos Fröhlich.
Seit Freitag gibt es in Tuttlingen einen Julius-Fröhlich-Platz. Er erinnert an den jüdischen Viehhändler, der 1938 mit seiner Familie aus Tuttlingen emigrierte. Sein Sohn Amos Fröhlich erhielt ebenfalls gestern aus der Hand von OB Michael Beck das Bundesverdienstkreuz am Bande.
'Die Erinnerung an das Gestern ist auch eine Verpflichtung für das Heute', erklärte OB Michael Beck. Deshalb sei es ihm und dem Gemeinderat wichtig, eine aktive Gedenkkultur zu pflegen: Durch den Gedenkpfad Lager Mühlau, durch die Stolpersteine, die demnächst verlegt wurden – und durch den Julius-Fröhlich-Platz der am Freitag feierlich benannt wurde. Der jüngst nach Entwürfen der städtischen Grünplanung neu gestaltete Platz zwischen Mittelstraße und Hermannstraße erinnert an den in Tuttlingen hoch angesehenen jüdischen Viehhändler Julius Fröhlich. 1938 verließ die Familie Tuttlingen – noch rechtzeitig, bevor Millionen andere Juden ermordet wurden. In Israel gehörten die Fröhlichs zu den Begründern der Siedlung Shavei Zion, Kontakte zu Tuttlingen hielt Julius Fröhlich aber bis zu seinem Tode im Jahr 1963 – denn hier hatte er auch Menschen kennen gelernt, die trotz des verordneten Hasses die Freundschaft weiter pflegten.
'Die Geschichte der Fröhlichs endete glücklich', so Beck, 'bei Millionen anderen war dies nicht der Fall.' Deshalb sei dieser Platz auch all jenen gewidmet, die in Orten wie Auschwitz, Theresienstadt oder Bergen-Belsen ermordet wurde. Gleichzeitig, so der OB, sei der Platz aber auch all jenen gewidmet, die heute auf der Flucht seien, um anderswo ein neues Leben zu beginnen – wie einst die Fröhlichs in Israel. 'Dies sind wir den Menschen schuldig, die einst aus Deutschland fliehen mussten schuldig.' Beck weiter: 'Wir alle müssen daran arbeiten, dass die Bilder vom Münchner Hauptbahnhof stärker sind als sie Bilder aus Freital oder Heidenau.' Bei der anschließenden Feier im kleinen Saal der Stadthalle übergab OB Beck das Bundesverdienstkreuz am Bande, das der Bundespräsident auf Betreiben von Guido Wolf MdL an Amos Fröhlich verliehen hatte. Gewürdigt wurde damit Fröhlichs langjähriges Engagement um Völkerverständigung und Aussöhnung. So begleitete Fröhlich über Jahre hinweg den Förderverein Ehemalige Synagoge in Rexingen bei Horb, dem Heimatort seiner Eltern. Er hielt zahlreiche Vorträge, diskutierte als Zeitzeuge mit Schulklassen und organisierte Schülerbegegnungen. Eine Schülergruppe aus Israel war auch zur Platzbenennung in Tuttlingen gekommen. 'Zur Gedenkkultur gehören immer auch Menschen', so Beck, 'Zeitzeugen machen Geschichte lebendig.' Fröhlichs persönlichen 'Einsatz für die Begegnungen von Mensch zu Mensch' würdigte auch der frühere Horber OB Michael Theurer MdEP. 'Er hat uns ermutigt, uns unserer eigenen Geschichte zu stellen und auch die dunklen Stellen auszuleuchten.' In seinen Dankesworten erinnerte sich Amos Fröhlich an seine Kindheit in Tuttlingen. 'Wir waren deutsche Kinder – und wollten auch gar nichts anderes sein. Auch unsere Eltern wollten nichts anderes sein als Deutsche.' Mit Blick auf das Verdienstkreuz bemerkte er, dass es andere genauso verdient hätten, die sich um Aussöhnung und Dialog bemühen – und gerade dies sie unendlich wichtig: 'Die Stimmung ist eine andere, wenn die Menschen informiert sind.'"  
Links zur Website der Stadt: Rede von OB Michael Beck zur Platzbenennung   Rede von OB Michael Beck zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Amos Fröhlich  
Eingestellt:  Flyer zur Ausstellung mit Fotos von Julius Fröhlich 
 
November 2019: Verlegung von weiteren "Stolpersteinen" in Tuttlingen       
Artikel in der "Neckarquelle" (Südwestpresse) vom 4. November 2019: " Sieben weitere Stolpersteine in Tuttlingen verlegt
Sieben weitere Stolpersteine wurden am vergangenen Samstag in Tuttlingen etwa in der Donaustraße beim Galeriehof installiert. Erstmals wurde dabei auch zwei Jenischen gedacht. Sie waren Korbmacher, zogen lange über das Land; in Tuttlingen wurde die Familie Berger dann sesshaft: In der Donaustraße, wo heute der Galeriehof ist, lebte die Familie, die dem Volk der Jenischen angehörte. Für die Nationalsozialisten zählten die Jenischen allerdings zu den Minderheiten, die als 'Zigeuner' tituliert, diskriminiert und später verfolgt wurden. Auch zwei Angehörige der Familie Berger überlebten die NS-Diktatur nicht: Josef Berger und sein Sohn Franz Berger wurden im KZ Mauthausen ermordet. Seit Samstag erinnern zwei Stolpersteine an das Schicksal der Bergers. Und unter den zahlreichen Gästen war auch eine Delegation des Zentralrats der Jenischen. Sichtlich bewegt bedankten sich Alexander Flügler und Robin Graf bei Oberbürgermeister Michael Beck und übergaben eine Ehrenmedaille des Zentralrats: Es sei das erste Mal überhaupt, dass Stolpersteine zur Erinnerung an Jenische verlegt worden seien.
Dabei helfen, nicht zu vergessen. Bereits zum vierten Mal war der Künstler Gunter Demnig nach Tuttlingen gekommen. Seit 2016 hat er hier bereits 27 Stolpersteine verlegt. In seiner Begrüßung erinnerte OB Beck daran, dass sich in den letzten drei Jahren viel verändert habe: 2016 sei es noch undenkbar gewesen, dass Politiker einer im Bundestag vertretenen Partei das Holocaust-Mahnmal als 'Mahnmal der Schande' oder die NS-Zeit als 'Vogelschiss' bezeichneten. Durch solche Grenzüberschreitungen, so Beck, werde auch die Gedenkkultur verhöhnt, wie sie in Tuttlingen gepflegt wird – und umso wichtiger sei es, auch weiterhin Stolpersteine zu verlegen und die Erinnerung wachzuhalten.
Becks Dank galt daher besonders den jungen Leuten, die die Gedenkfeier mitgestalteten: So sorgte Musikschülerin Marie Diesenberger am Saxofon für eine würdevolle wie nachdenkliche Stimmung. Und Schülerinnen und Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums trugen die Biografien der Opfer vor, die der Arbeitskreis unter der Leitung von Museumsleiterin Gunda Woll recherchiert hatte.
Neben den Jenischen Josef und Franz Berger erinnert die Stadt Tuttlingen mit der jüngsten Stolpersteinverlegung an fünf weitere Opfer und Verfolgte des NS-Regimes: So überlebte das Ehepaar Sybilla und Richard Kramer nur dank mutiger Helfer und auch viel Glück: Sie war Jüdin, er blieb ihr trotz massiven Drucks treu und wurde dafür inhaftiert. Sybilla Kramer überlebte in einem Versteck.
Ermordet hingegen wurden drei frühere Tuttlinger Mitbürger: Franziska Handte, Eugen Menger und Katharina Faude kamen allesamt wegen psychischer Erkrankungen in Kliniken – und wurden von dort aus in die Tötungsanstalten Grafeneck und Brandenburg gebracht."
Link zum Artikel  

   
 
   

    
Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Tuttlingen   
bulletStolpersteine in Tuttlingen https://de.wikipedia.org/wiki/Stolpersteine_in_Tuttlingen      

Literatur:  

bulletWolfgang Kramer/Lutz Ingo  Penka: Die Tuttlinger Juden. In: Tuttlinger Heimatblätter Neue Folge 47 1984. S. 74-85.  Beitrag online eingestellt (pdf-Datei)    
bullet Amos Fröhlich: Rexingen - Zürich - Tuttlingen - Shavei Zion. Aus dem Leben meiner Familie. Festeinband, Fadenheftung, mit Lesebändchen. Durchgehend vierfarbig, 171 Abbildungen. ISBN 978-3-928213-25-7. Ladenpreis 18.00 €. Erhältlich über den Buchhandel oder portofrei beim Verein Ehemalige Synagoge Rexingen  http://www.ehemalige-synagoge-rexingen.de.    
Zu diesem Buch: Im Oktober 1938 floh die Familie Fröhlich aus Tuttlingen ins britische Mandatsgebiet Palästina, Amos war acht Jahre alt. Sein Vater Julius Fröhlich, in Rexingen geboren und aufgewachsen, gehörte zu den führenden Persönlichkeiten, die eine Genossenschaftssiedlung im Norden des heutigen Israel gründeten. Die Familie Fröhlich wurde Teil der einzigen gelungenen Gruppenauswanderung während der NS-Zeit. Die Siedlung Shavei Zion aus schwäbischen Wurzeln ist in die Exil-Geschichte eingegangen. Amos hat die Entstehung und Entwicklungen der Genossenschaftssiedlung von den Anfängen erlebt. Er beschreibt entlang der Geschichte der Gemeinde Shavei Zion das Leben seiner Familie und die Geschichte des Staates Israel.
Der Autor, schon als junger Mann in die verantwortungsvolle Position des Betriebsleiters der Genossenschaft gewählt, studierte in den 1950er-Jahren in Deutschland Veterinärmedizin, heiratete und kehrte mit seiner Frau Gisela nach Shavei Zion zurück. Die Beziehungen zu Deutschland bewegen ihn und seine Familie bis heute. 2015 erhielt er in Tuttlingen als Brückenbauer israelisch-deutscher Freundschaften das Bundesverdienstkreuz. 

   
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020