Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kronberg im Taunus (Hochtaunuskreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(erstellt unter Mitarbeit von Susanna Kauffels, Stadtarchiv Kronberg) 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte     
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde               
    
In Kronberg bestand eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. Mit dem Stadtprivileg von 1330 durch Ludwig den Bayer erhielten die Herren von Kronberg das Recht, zwölf Juden in der Stadt zu halten. 1336 wird als Geldverleiher ein Jud Anselm von Kronberg genannt. Er ließ seit 1340 mehrere Geschäfte in die Gerichtsbücher der Stadt Frankfurt am Main eintragen, wo er 1342 das Bürgerrecht erwarb. Weitere Juden aus Kronberg, die auf Grund von Darlehensgeschäften in Frankfurter Gerichtsbüchern genannt werden, sind Sannel (1340), Jutta (1342 und 1346) sowie Kalman (1347). Die Herren von Kronberg verpflichteten sich in einem Burgfrieden von 1344, die Kronberger Juden zu schützen. Dennoch wurde bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 die Gemeinde vernichtet. 1367 lebten keine Juden in der Stadt. 1393 werden erstmals wieder jüdische Personen genannt (1393 eine Jüdin, 1399 zwei Juden). 1404 wird der "Judenarzt Meyer aus Lahnstein" (= Oberlahnstein) in Kronberg genannt, der als Kammerknecht im Dienst König Ruprechts stand. Er wollte 1402 eine Arztpraxis in Frankfurt am Main eröffnen, was ihm nicht erlaubt wurde. 1418 gab es drei jüdische Steuerzahler. Die Juden lebten in dieser Zeit überwiegend vom Geldverleih, jedoch wird auch ein jüdischer Pferdearzt und ein Waffenschmied genannt (um 1500: Jacob Swerdtfeger, später in Frankfurt als Jacob Scheidenmacher bezeichnet). Nach der Frankfurter Ständetagung von 1516 wurden die Juden vermutlich aus der Stadt gewiesen. Jedenfalls sind danach längere Zeit keine mehr in der Stadt nachzuweisen.   
  
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück. Kronberg entwickelte sich zur Mittelpunktgemeinde für die in Kronberg, Falkenstein und Königstein lebenden jüdischen Einwohner. 1720 wurden 26 jüdische Familien in Kronberg gezählt, 1780 waren es 108 jüdische Einwohner, davon 18 Männer, 23 Frauen, 38 Söhne, 29 Töchter), 1795 waren es 99 jüdische Einwohner. Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts blieb Kronberg die Mittelpunktsgemeinde der genannten drei Orte: 1815 lebten in Kronberg 25 "Schutzjuden" mit ihren Familien, in Falkenstein acht und in Königstein drei. Seit 1807 bildeten allerdings die Königsteiner und Falkensteiner Juden eine selbständige Gemeinde mit Sitz in Falkenstein. 1821 wurde behördlicherseits festgestellt, dass die Kronberger Juden verarmt seien. Nur zwei wohlhabende Juden, die mit Branntwein und Fellen handelten, würden in der Stadt leben. Zwei lebten von Almosen, die anderen handelten mit Kleiden, Ellenwaren, Vieh oder betätigten sich als Metzger oder als Makler. Die wirtschaftliche Situation besserte sich jedoch wieder in den folgenden Jahrzehnten. 1825 gab es 128 jüdische Gemeindeglieder. 
   
Mitte des 19. Jahrhunderts war die Blütezeit der jüdischen Gemeinde mit 1843 152 jüdischen Einwohnern. Dem 1849 gewählten Bürgerausschuss gehörten auch zwei jüdische Einwohner an (Jacob Heymann und Philipp Hirsch); Mitglied der ersten Stadtverordnetenversammlung war der Kaufmann Bernhard Strauss. Stark gefördert wurde durch jüdische Geschäftsleute die erste Kronberger Bahnverbindung nach Frankfurt. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der Juden in Kronberg durch Aus- und Abwanderung schnell zurück: 1866 38 (in 10 Familien), 1900 30, 1905 21 jüdische Einwohner. 

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine Synagoge (s.u.), eine Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Der letzte jüdische Lehrer und Vorbeter war Josef Cahn (1843 bis 1854). 
 
Im Ersten Weltkrieg fiel von den jüdischen Einwohnern ein junger Mann. Um 1908 lebten in Kronberg noch die beiden jüdischen Familien des Kaufmanns Bernhard Strauß und des Händlers Heymann Strauß.

1907 (Antrag zur Auflösung, siehe Artikel unten) beziehungsweise 1908 wurde die jüdische Gemeinde in Kronberg aufgelöst. Die hier noch lebenden jüdischen Einwohner wurden der jüdischen Gemeinde in Königstein zugeteilt (1913 13 jüdische Einwohner). Daran ändert sich auch nicht, als die Zahl der jüdischen Einwohner in Kronberg wieder auf 39 Personen (1925) anstieg. Unter den in Kronberg für einige Jahre (1922 bis 1934) wohnhaften jüdischen Personen war auch der Philosoph Max Horkheimer, der im Minnholzweg wohnte (Fotos siehe unten).  
    
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 28 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen (insbesondere nach Frankfurt) beziehungsweise ausgewandert. Prof. Max Horkheimer emigrierte in die Schweiz (Motagnola, Tessin). 1936 wurden noch 15 jüdische Einwohner gezählt. Die letzten fünf jüdischen Einwohner wurden 1942 deportiert. Die jüdische Frau Klara Greding, die mit einem nichtjüdischen Mann verheiratet und bis zu dessen Tod vor der Deportation geschützt war, wurde am 10. Januar 1944 nach Auschwitz deportiert und wurde ermordet. 
  
Von den in Kronberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"), ergänzt durch die Namen auf dem Gedenkstein im Rathauspark, zu dem der "Geschwister-Franck-Weg" führt): Siegfried Bing (1886), Charlotte Berta Fleischhauer (1874), Anni Emilie Franck (1880) und ihre Schwester Klara Greding geb. Franck (1879), Julius Grünebaum (1892), Elise (Eliese) Roth geb. Strauß (1885), Walter Roth (1914), Friedel (Frida) Weil geb. Tannenbaum (1909). 
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Gemeindebeschreibung zu Kronberg (1937!)  

Kronberg GblIsrGF April1937 27f.JPG (296257 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom April 1937 S. 27-28: "Kronberg im Taunus. 4.000 Seelen. Die Burg erstand allmählich von 1200-1250. Schon 1255 heißt das Dörfchen Croninberg. Noch früher mag ein Hardtmuth von Cronberg, der von einem Kreuzzuge aus dem Heiligen Lande heimkehrte, die Edelkastanie nach Deutschland gebracht haben, die heute der ganzen Cronberger Landschaft ihre südländische Besonderheit gibt. Das Geschlecht der Cronberger war jahrhundertelang mächtig, konnte die Reichsstadt Frankfurt bedrängen und plagen, konnte an der Seite eines Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen mitbestimmend in die Geschicke Deutschlands eingreifen. 1704 waren die verschiedenen Kronberger Linien, die aber immer fest zusammen hielten, erloschen, und die Herrschaft kam zu Mainz; also auch 1803 zu Nassau und 1866 zu Preußen. Die Beziehungen zu Juden sind reich und überraschend freundlich. 1330 gibt Ludwig der Bayer dem Ort Stadtrecht und die Erlaubnis, 12 Juden zu halten, die vom 12. Lebensjahr an je einen Gulden Leibzins, ferner Schutzgeld, Huldigungsgebühr, Kronsteuer bezahlen müssen. 1337 sind sie aber, vielleicht wegen der Geissler, die bereits nach Weilnau gekommen waren, fort und die 'Judenschule' hat Herr Ulrich der Vitzdum inne'. Da beschließt ein Burgfrieden der Kronberger Ganerben: 'also wer es das Juden her gen Kronberg kennen und der Schule bedorfften so solde man...das zu einer gemeynen Judenschule lassen lige als sie vorgelegen hat'. Man sichert ihnen also das verlassene Eigentum! Anshelm, Samuel, Kalman und Süsskind von Croninberg können zwar zwischen 1340 und 1399 als Geschäftsleute wieder festgestellt werden, aber in Cronenberg selbst sind sie erst wieder im Jahr 1400 zu finden. Damals wohnt dort Meyer der Judenarzt, der sich zwar der besonderen Gunst des Kaisers Ruprecht erfreut, aber in Frankfurt keine Aufenthaltserlaubnis erhält. So praktiziert er in Kronberg und von dort aus. Andererseits, als 1437 ein Brand den größeren Teil Kronbergs vernichtet hat, stunden die Juden den geschädigten Bürgern die Schulden auf 3 Jahre 'ohne Zuschlag und Mahnung'. 1495 nimmt an der so trüb verlaufenen Hochzeit zu Münster neben dem schon genannten Israel von Falkenstein auch Jacob Swerdtfeger von Cronberg teil, wohl derselbe, der einige Jahre später in Frankfurt als Jakob Scheidemacher genannt wird: ein jüdischer Waffenschmied also! Anfangs des 16. Jahrhunderst bittet sogar ein Herr von Kronberg den Rat von Frankfurt, einem jüdischen Jungen aus Kronberg den Besuch der Frankfurter Judenschule zu gestatten. Als 1515 vom Erzbistum Mainz die Entfernung aller Juden vom Mittelrhein gefordert wird, weigert sich der Herr von Kronberg dessen nicht, aber er erhebt Einwände und hilft, die Sache hinauszuziehen, bis nach einem Jahr der Kaiser zu Gunsten der Juden einschreitet. Das gute Verhältnis scheint fortgedauert zu haben. 1800 ist z.B. die Kronberger Judenschaft gegen entsprechende Gebühr von Natural, Wacht und Handdienstleistung befreit, 1825 von den Handarbeiten an den öffentlichen Straßen. 1849 sind in dem nach der neuen Verfassung gewählten Bürgerausschuss auch Jacob Heymann und Philipp Hirsch, in der ersten Stadtverordneten-Versammlung Kaufmann Bernhard Strauß. Unter den Förderern der ersten Kronberger Bahnverbindung sind auch auswärtige Juden: Kommerzienrat Jacques Reiss, Siegmund Kohnspeyer, Baruch Bonn aus Frankfurt. - Der Zug nach der Großstadt tötet die Judengemeinde. 1913 hat sie 13 Juden von denen einer im Kriege fällt. Heute ist die Gemeinde verschwunden, die Synagoge verkauft, Torarollen, Toraschmuck, Memorbuch usw. in Königstein (siehe daselbst). - Der alte Friedhof nördlich vom Schloss Kronberg, etwa 1/4 Stunde vom jetzigen Königsteiner, ist der älteste im Taunus. Er war aber, und das ist eine Seltenheit, nicht Eigentum der jüdischen, sondern der politischen Gemeinde. An diese zahlt noch heute die Israelitische Kultusgemeinde Königstein als Rechtsnachfolgerin der Kronberger eine jährliche Miete von 1 Reichsmark. - 
Kronberg ist als Luftkurort stark aufgeblüht, vor allem seit Kaiserin Friedrich nach dem Tode ihres Gatten das Schloss bezog. - Schöne Spaziergänge, der weit bekannte Sprudel und eine Reihe schöner Aussichtspunkte ziehen die Fremden an. Hans Thoma und Wilhelm Trübner haben hier ausgeruht und gemalt."

  
Auflösung der jüdischen Gemeinde (1907)   

Cronberg Frf IsrFambl 15111907.jpg (16492 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. November 1907: "Cronberg. Die hiesige jüdische Gemeinde hat, da sie nur noch aus drei Personen besteht, bei der Regierung in Wiesbaden ihre Auflösung beantragt."
 
Cronberg Israelit 14111907.jpg (28118 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1907: "Wiesbaden, 12. November (1907). Die israelitische Kultusgemeinde in Cronberg hat bei der hiesigen Königlichen Regierung ihre Auflösung beantragt, weil sie nur noch aus drei Personen bestehe und nicht kräftig genug sei, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen."

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Der Ehrenbürger der Stadt Kronberg Wilhelm Bernhard Bonn vermacht dem Versorgungsfonds 75.000 Mark (1910)  

Kronberg FrfIsrFambl 11111910.jpg (28290 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. November 1910: "Kronberg im Taunus. Der kürzlich hier verstorbene Ehrenbürger der Stadt Kronberg Wilhelm B. Bonn, hat testamentarisch außer verschiedenen anderen Spenden dem Kronberger Versorgungsfonds 75.000 Mark vermacht."
Anmerkung: Wilhelm Bernhard Bonn (1843-1910) wurde 1891 gemeinsam mit seinen Brüdern Moritz Bernhard, Philipp Bernhard und Leopold Bernhard anlässlich der Einweihung des Gebäudes "Baruch und Betty Bonn'sches Versorgungshaus der Gemeinde Cronberg" zum Ehrenbürger ernannt. Diese "Versorgungshaus" - eine Wohneinrichtung für Alte, Arme und Pflegebedürftige - hatte Wilhelm Bernhard Bonn zusammen mit seinen Geschwistern zur Erinnerung an die Eltern bauen lassen und mit einer Kapitalstiftung ausgestattet. In der NS-Zeit wurde das Versorgungshaus (heute Wilhelm-Bonn-Straße 26) ab 1938 als Sitz der örtlichen NSDAP zweckentfremdet, die Ehrungen wurden widerrufen und Emma Bonn - die Tochter Wilhelm Bonns - in das KZ Theresienstadt verbracht, wo sie umgekommen ist. 
Weitere Informationen siehe:   Stadt Kronberg im Taunus - Referat Kultur & Stadtgeschichte - Stadtarchiv (Hrsg.). Konzeption und Texte: Susanna Kauffels: Die Villa Bonn. Zur Geschichte des Kronberger Rathauses. 28 S. 2019. Online eingestellt (pdf-Datei).        

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe  
Anzeige des Hotels "Frankfurter Hof" (1911)       

Cronberg FrfIsrFambl 04081911.jpg (31539 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. August 1911: "Cronberg im Taunus. Hotel Frankfurter Hof, Hotel des Deutschen Offiziersverein, altrenommiertes Haus mit anerkannt schönstem Garten der Umgegend und prachtvoller Aussicht nach Schloss Friedrichshof und Gebirge. Vorzügliche Küche, Zimmer und Pension. Diners von 12 1/2 - 2 1/2. Tennis. Equipag.  Besitzer Leo Becker, Tel. 19."

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge            
    
Bereits im Mittelalter war eine Synagoge vorhanden; sie wird nach der Verfolgung in der Pestzeit 1349 erstmals erwähnt. Sie wurde offenbar zu einem Wohnhaus umgebaut: 1367 war die "Judenschule" von Christen bewohnt. Die Synagoge lag im Bereich der "Judengasse" (heute innerstädtischer Teil der Eichenstraße).
 
Auf Grund der vorliegenden Zahlen der jüdischen Einwohner dürfte spätestens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder ein Betsaal beziehungsweise eine Synagoge eingerichtet worden sein. Nach Angaben bei Arnsberg (Bd. 1 S. 455) diente ein bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Synagoge verwendete altes Fachwerkhaus an der Mauerstraße etwa 200 Jahre als Synagoge, war aber noch wesentlich älter. Der Betraum in diesem Gebäude hatte etwa 30 Sitzplätze. Bereits 1865 wurde behördlicherseits festgestellt, dass die Zahl der Juden in Kronberg so stark zurückgegangen war, dass dort bald kein Gottesdienst mehr gehalten werden könne. Bis um 1900 fand noch regelmäßig in der Kronberger Synagoge Gottesdienst statt, bis um 1910 nur noch zu besonderen Anlässen. 
  
Nach Schließung der Kronberger Synagoge ging das Haus in den Besitz der Stadt Kronberg über:
   
Verkauf der Synagoge an die Stadt Kronberg (1911)  

Kronberg FrfIsrFambl 30061911.jpg (15724 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1911: "Kronberg, 19. Mai (1911). Die der Israelitischen Kultusgemeinde Königstein gehörigen Gebäude in der Synagogenstraße zu Kronberg, wurden von der Kronberger Gemeinde für 7.000 Mark erworben." 
   
Kronberg FrfIsrFambl 30061911.jpg (15724 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. Juni 1911: "Kronberg im Taunus. Die Stadtverordneten beschlossen den Ankauf der alten Synagoge zum Preise von 7.000 Mark."

1926-27 wurde das Synagogengebäude wegen Baufälligkeit abgebrochen. Die Kultgegenstände sowie ein Memorbuch wurden in die Synagoge nach Königstein gegeben.
Dieses Memorbuch aus Kronberg war 1807 von Feist Ben Wolf Oberursel und Frau, der Tochter von Hirsch Kronenburg, gestiftet wurden und galt als "besonders wertvoll".
    
    
Adresse/Standort der Synagogean der Mauerstraße mit Eingang von der Kleinen Mauerstraße (bis 1935 "Synagogenstraße" bzw. im Volksmund "Synagogengass", die kleine Mauerstraße wird als "Mauergässchen" bezeichnet). 
   
Anmerkung: auf Grund eines Beschlusses des Ortsbeirates vom Februar 2009 wurde ein Hinweisschild am Straßenschild "Kleine Mauerstraße" angebracht mit dem Text: "Früherer Name 'Synagogenstraße' nach dem dort 1703 erbauten Bethaus, das nach Auflösung der jüdischen Gemeinde 1908 verkauft und 1927 als baufällig abgetragen wurde. Der Name wurde während der NS-Herrschaft 1935 in 'Kleine Mauerstraße' geändert. Bei diesem Namen blieb es auch nach 1945". 
Zusätzlich wurde vor dem Haus (Ecke Mauerstraße/Kleine Mauerstraße), das sich heute an Stelle der Synagoge befindet, eine Bronzetafel aufgestellt, welche auf die einst dort befindliche Synagoge hinweist.      
    
    
Fotos
(Quelle: obere Zeile: links aus dem Stadtarchiv Kronberg, dort aus dem Nachlass des Apothekers und Fotografen Dr. Julius Neubronner, 1852-1932; rechts aus Arnsberg Bilder s.Lit. S. 131)

Historische Aufnahmen / Darstellungen    
Kronberg Synagoge 161.jpg (67987 Byte)     Kronberg Synagoge 010.jpg (53897 Byte) 
 Das Synagogengebäude an der Mauerstraße /
 Kleine Mauerstraße (ehem. Synagogenstraße;
 Aufnahmedatum unbekannt)
  Die Synagoge auf einem Gemälde von
Fritz Wucherer (1926) 
vgl.  https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Wucherer
Abbruch des 
Synagogengebäudes 1926/27 
   
        
     
Das Wohnhaus des Philosophen 
Max Horkheimer im Minnholzweg
 (1922-1934)
Kronberg Horkheimerhaus 01.jpg (85783 Byte) Kronberg Horkheimerhaus 02.jpg (99859 Byte)
    Historische Aufnahme (Quelle: Wolfgang
 Schievelbusch. Intellektuellendämmerung.
 Frankfurt 1982) 
Heutiges Aussehen 
(Quelle: privat) 
  

       
       
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Januar 2014: Gedenkveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag   
Artikel von Boris Schöppner iun der "Frankfurter Neuen Presse" vom 28. Januar 2014: "Eine Verbeugung vor den Opfern
Am Jahrestag der Auschwitzbefreiung wurden Blumen an den Stolpersteinen niedergelegt
Die Opfer des Nationalsozialismus dürfen nicht vergessen werden. Deshalb legten Magistrat und Stadtverordnetenversammlung am Jahrestag der Auschwitz-Befreiung Blumen für die Kronberger nieder, die verfolgt und ermordet wurden..."   
Link zum Artikel    
 
Januar 2016: Faltblatt vorgestellt für die 14 Menschen, für die in Kronberg Stolpersteine verlegt wurden   
Artikel von David Schahinian in der "Taunus-Zeitung" (Frankfurter Neue Presse) vom 30. Januar 2016: "Erinnerung in vielfältiger Form
Mit einer zentralen Veranstaltung in der Stadtbibliothek wurde am Mittwoch der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Ein neues Faltblatt stellt die Schicksale der 14 Menschen, für die in Kronberg Stolpersteine verlegt wurden, vor.
Kronberg
. Anni Franck, eine Schülerin Anton Burgers. Sie wurde am 28. August 1942 mit dem Zug aus Kronberg nach Frankfurt deportiert und starb kurze Zeit später im Konzentrationslager Theresienstadt. Oder Georg Krug. 1941 war der landwirtschaftliche Arbeiter nach Kronberg gezogen. Ein Jahr später wurde er wegen 'abträglicher Äußerungen' verhaftet und ins Konzentrationslager Mauthausen eingeliefert. 'Er wurde angeblich bei einem Fluchtversuch erschossen', steht in einem neuen Faltblatt der Stadt, das Biografien und Hintergründe zu den Namen auf den 14 Stolpersteinen in Kronberg zusammenfasst.
Es sei ein lange gehegter Wunsch der Stadtarchivarin Susanna Kauffels gewesen, eine Veröffentlichung zu den Stolpersteinen herauszugeben, sagte Marion Bohn-Eltzholtz, Leiterin des Fachbereichs Soziales, Kultur und Bildung. Der Anlass, wenngleich ein trauriger, eignete sich gut zur Präsentation der Broschüre: Am Mittwoch, dem 71. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, wurde in der Stadtbücherei der Kronberger Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Zuvor wurde am Rathaus die Trauerbeflaggung gehisst, Sträuße an den Standorten der Stolpersteine sowie ein Kranz am Mahnmal im Rathausgarten niedergelegt..."  
Link zum Artikel     
Flyer zu den Stolpersteinen in Kronberg (pdf-Datei, Stand Januar 2020); siehe auch https://stolpersteine-guide.de/staedte/136/kronberg-im-taunus      
 
April 2016: Beitrag über den Maler Fritz Wucherer mit Gemälde der Synagoge von 1919  
Artikel von Wolfgang Rüdell in der "Taunus-Zeitung" vom 22. April 2016: "Vortrag in Kronberg. Modernisierer der Malerkolonie. 
Leben und künstlerisches Schaffen von Fritz Wucherer stand im Mittelpunkt eines Vortrags in Kronberg. Er war bei Anton Burger in die Lehre als Kunstmaler gegangen. Aus Barbizon brachte er den Einfluss des Impressionismus mit in die Kronberger Malerkolonie.
'Ich brauchte nur aus dem Haus gehen, da stürmten die Eindrücke überwältigend auf mich ein, und ich malte, malte . . .', beschrieb Fritz Wucherer (1873–1948) den inneren Antrieb für seine künstlerische Arbeit. Und so kommt es, dass wir noch heute bei einem Gang durch Kronberg an vielen Ecken den Motiven begegnen, die einer der letzten Vertreter der Kronberger Malerkolonie stimmungsvoll ins Bild setzte: die Adlergasse, die Receptur, Panoramablicke zum Taunus und in die Mainebene – um nur einige zu nennen..." 
Link zum Artikel      
 
Hinweis: jährlich wird eine Gedenkveranstaltung in Kronberg zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar veranstaltet, so auch 2020: 
Januar 2020: Gedenkveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag 
Artikel in den "Taunus-Nachrichten" vom 15. Januar 2020: "Kronberg. Gedenkveranstaltung am 27. Januar in den Lichtspielen
Kronberg (kb
) – Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus lädt die Stadt Kronberg im Taunus in diesem Jahr, am 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, zu einer Veranstaltung in die 'Kronberger Lichtspiele' ein. Was haben die Ausgrenzung und Entrechtung und die anschließende Vernichtung der europäischen Juden und Andersdenkender in der NS-Zeit mit der Bürgergesellschaft heutzutage zu tun? Lassen sich Rückschlüsse ziehen, Parallelen und Mechanismen erkennen? Unter dem Titel 'Ausgrenzen-Entrechten-Vernichten' setzen sich die Schauspieler Marjam Azemoun und Frank Sommer mit dieser Thematik in einer szenischen Lesung mit interaktiven Momenten, Zeitzeugenberichten, Textausschnitten aus aktuellen Büchern und Videomaterial auseinander. Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche und Bürgermeister Klaus Temmen laden die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und alle Interessierten ab 14 Jahren zu dieser Veranstaltung Montag, 27. Januar um 19.30 Uhr, ein."
Link zum Artikel   

      

  
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Kronberg im Taunus  
bulletInformationen zum jüdischen Friedhof in Kronberg (interner Link)  
bullet Flyer zu den Stolpersteinen in Kronberg (pdf-Datei, Stand Januar 2020).
bulletWikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Kronberg_im_Taunus 
bullet https://stolpersteine-guide.de/staedte/136/kronberg-im-taunus (mit Biographien zu allen Personen, für die "Stolpersteine" verlegt wurden. 
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Kronberg (derzeit nicht zugänglich)

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 457f; III,1 S. 692-693.
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 452-458 (im Artikel zu Königstein).
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 131.
bulletThea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 131.
bulletWolfgang Ronner: Zur Geschichte der Juden im alten Kronberg 1330-1802. In: Nassauische Annalen Band 98. 1987. S. 143-171.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 186-187. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 569-572 (innerhalb des Artikels zu Königstein).  
bulletHanspeter Borsch / Timan Ochs / Konrad Schneider: Kronberg im 19. Jahrhundert. Hochtaunuskreis und Kronberg im Taunus. 2017. S. 50-55: "Juden in Kronberg". Abschnitt ist eingestellt (pdf-Datei).  

  
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020