Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Duttlenheim (Düttlenheim, Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte / Histoire juive  /  Synagoge / Synagogue 

  

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)             
   
In Duttlenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1784 wurden 17 jüdische Familien am Ort gezählt.   
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 112 jüdische Einwohner, 1849 170, 1861 157, 1870 145, 1897 135 (in 30 Familien/Haushaltungen), 1910 88.   
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (bereits vor 1834 eine jüdische Elementarschule/Volksschule; wurde vor 1909 auf Grund der zurückgegangenen Schülerzahl geschlossen) und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Um 1889 wird als Lehrer M. Schwab genannt, um 1893 ein Herr Feist. Um 1896/1903 wird als Lehrer und Kantor ein Herr Weil genannt. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Rosenwiller beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Straßburg. 
  
An jüdischen Vereinen wird 1896/1903 eine "Kasse für durchziehende Arme" genannt.
  
Als Gemeindevorsteher wird um 1892/1903 Karl Levy genannt. Er wird 1913 auch als weltliches Mitglied des Konsistoriums genannt (s.u.).      
     
1936 wurden noch 65 jüdische Einwohner in Duttlenheim gezählt. Vier Jahre später sind diejenigen, die bis dahin nicht auswandern konnten, unter der deutschen Besatzung nach Südfrankreich deportiert worden.  
  
Von den in Duttlenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Eva Angel (), Michel Angel (1892), Elvire Bauer geb. Levy (1887), Suzanne Bernheim (1904 oder 1906), Huguette Bloch (1931), Mathilde Bloch (1905), Sylvain Bloch (1895),Liane Deutscher (18917),  Armand Hermann (1926), Emile Isaac (1877), Emile Isaac (1911), Anni Joseph (1896), Marcel Kahn (1900), Aline Levy (1896), Celestine Levy (1867), Jeanne Levy (1897), Madeleine Levy geb. Levy (1901), Marie Levy (1898), Reine Levy geb. Levy (1889), Robert Levy (1915), Ida Marx (1872), Henriette Moise (1903), Susanna Silverenberg geb. Korngold (1903), Aron Weill (1892), Jenri Weill (1876), Sarah Weill (1896), Suzanne Weill (1896), Lucie Zeldenrust geb. Korngold (1904).          
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
 
Duttlenheim hat eine der ältesten jüdischen Schulen im Elsass (Artikel von 1842)     

Artikel in "Der Orient" vom 25. Oktober 1842: "Die Christen im Elsass scheinen sich oft durch ihren Hass allein leiten zu lassen, der dann das Unglück nur vermehrt und die Möglichkeit der Abhilfe nur weiter hinausschiebt. Die Juden sind das Unglück der Christen, weil der alte Geist des Unrechts noch in ihnen fortwirkt, diesen aber kann nur Aufklärung und Erkenntnis besiegen. Nun stehen aber fast überall die Bauerngemeinden diesem Ziele im Wege, indem sie überall Schwierigkeiten machen, so oft von noch so geringen Beiträgen für Israelitenschulen die Rede ist. Das Arrondissement von Schlettstadt sprach sich 1834 direkt gegen jeden Zuschuss zu einem solchen Zwecke aus und stützte sich auf den Grund, dass die Juden bereits anfingen, ihre Kinder in die christlichen Schulen zu schicken. Der Generalrat des Departments erklärte dagegen, dass der Versuch, die Judenkinder in den Gemeinden, in denen nicht die Juden genug zu einer besonderen Schule sind, in die christlichen Schulen zu schicken, fast überall an dem Widerstreben der Väter israelitischer Familien und den Vorurteilen der übrigen Bewohner gescheitert sei. Jüdische Schulen gab es nur in Mutzig, Tegersheim (?), Duttlenheim und Marmoutier und seit 1836 auch eine in Westhofen. Deswegen setzte der Generalrat 1834 800 Fr. aus, um den christlichen Lehrern es zu erleichtern, den Judenkindern besondere Unterrichtsstunden zu gestatten. 1834 verstanden sich dazu 18 Gemeindelehrer, deren Zahl 1836, da die Summe auf 1500 Fr. erhoben wurde, auf 22 stieg. Im Jahre 1839 wurde diese Summe wieder auf 1000 Fr. herabgesetzt und weil ein paar Inspecteurs-Adoints des écoles du département anzustellen waren. Ob dieser notwendiger als der Unterricht der Juden, weiß ich nicht, durch begreife ich's sehr.
Jene 22 Gemeinden und jene fünf Judenschulen sind also die einzigen, in denen in größerem Umfang für den ersten Unterricht der Juden gesorgt wird. In allen anderen Gemeinden, deren Zahl sich auf 100 und mehr beläuft, ist derselbe total vernachlässigt und diese Vernachlässigung selbst ist dann wieder Ursache, dass der Jude des Elsass es wie der Bauer hinter seiner Zeit zurücksteht. Wie notwendig aber hier für Beide Abhilfe, nach den obigen Tatsachen noch näher darzustellen, hieße an dem gesunden Menschenverstand derer, die da Augen zum Sehen und Ohren zum Hören haben, verzweifeln."      


"Duttlenheim hat einen ausgezeichneten israelitischen Lehrer" (1843)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1843: "Straßburg, im Juni (1843). Wir haben in voriger Nummer aus den Auszügen, welche die Arch. isr. de France aus dem Bericht des Großrabbinern über seine Rundreise durch seinen Sprengel bringen. Einziges mitzuteilen versprochen. Diese Berichterstattung ist in Frankreich selbst etwas Neues, und von der Art und Weise, wie die israelitischen Angelegenheiten eines ganzen Landstrichs mit einem Blicke übersehen zu werden angefangen werden, ein löbliches, erfreuliches Zeugnis. In der Einleitung setzt der Großrabbine auseinander, wie erst von der Bestimmung dieser Rundreisen an sich ein näheres, unmittelbares Verhältnis zwischen dem Konsistorium und den ihm zur seelsorgerlichen Obhut Anvertrauten datiert. Alsdann geht er die einzelnen Gemeinden durch, und bezeichnet, was sie für ihre Synagogen und Schulanstalten getan; insbesondere bemerkt er auch, was sie zu diesen von den städtischen Gemeinden an Unterstützung erhalten. - Bouxwiller gibt 1.400 Fr. für seine Schule aus, und erhält 500 Fr. von der Stadt und frei Lokal dazu; 47 Schüler. Der Rabbine ist alt und blind. ...   Duttlenheim hat einen ausgezeichneten israelitischen Lehrer; 950 Francs, wozu die Stadt 250 Francs (gibt)."     

   
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Ein katholischer Vikar (Pfarrer) verfasst eine antisemitische Schrift (1896)  

   

   
Artikel in der Zeitschrift "Die Welt" vom 10. August 1906 innerhalb eines Beitrages von Simon Weil: 'Zur Lage des jüdischen Mittelstandes im Elsass': "Unter den Genossenschaften nehmen im Elsass besonders die Raiffeisenschen Spar- und Darlehenskassenvereine eine hervorragende Stellung ein.
Hinter Ihnen steht die katholische Geistlichkeit, die es an Hetzereien gegen die Juden in Wort und Schrift nicht fehlen lässt. So liegt mir vor eine im Jahre 1896 erschienene Broschüre mit aufgedruckten Sinnbildern der christlichen Duldung und des Friedens. Sie ist aber nichts weniger als das, und ihrem Inhalte nach könnte man auf den Grafen Pückler als Verfasser schließen. Das Büchlein trägt den Titel: 'Neues Hilfsbüchlein gegen den Wucher. Die Raiffeisenschen Spar- und Darlehnskassen-Vereine und der Antisemitismus oder die Juden im Elsass, beleuchtet durch J. Müller, Vikar in Düttlenheim.' Es würde mich zu weit führen, über das Buch in seinen Einzelheiten genau zu referieren. So viel mag nur noch darüber gesagt sein, dass ich einem Geistlichen ein solch schmutziges Gewäsch nicht zugetraut hätte. Der Hauptzweck der Schrift ist vor allem Boykottierung des jüdischen Handels und Propaganda für die Raiffeisenkassen. Die Art aber, wie das geschieht, kann ich nur mit dem strafrechtlichen Begriff 'Aufreizung zum Klassenhass' bezeichnen, wenn auch der Verfasser behauptet (Seite 34), einiges Material zu der Schrift von der reichsländlichen Regierung zur Verfügung gestellt bekommen zu haben. Die Tätigkeit von Pfarrern à la Pfarrer Müller ist nicht erfolglos geblieben, so dass sie sich heute nicht mehr totschweigen lassen, trotz des großen Krachs vom vorigen Jahre. Der Schaden wird bald geheilt sein, und mit Hilfe der Regierung sowohl als der Neuwieder Zentrale ist man jetzt bemüht, das Zusammengefallene auf eine neue festere Grundlage zu stellen, gewitzigt durch den Schaden. Und es wird ihnen gelingen mit Hilfe des katholischen Klerus. "   

 
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Karl Levy aus Düttlenheim ist Mitglied des israelitischen Konsistoriums Unterelsass (1913)  

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 1913: "Straßburg. Durch Verordnung des kaiserlichen Statthalters ist die von den Wählern des israelitischen Konsistorialratbezirks Unterelsass vorgenommene Wahl von Otto Adler, Aaron Weil, beide in Straßburg, und Karl Levy zu Düttlenheim zu weltlichen Mitgliedern des Konsistorium bestätigt worden."    

 
Zum Tod von Sylvain Kahn (1914)    

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 29. Mai 1914: "Düttlenheim. Nach längerer schwerer Krankheit ist hier im Alter von 39 Jahren Herr Sylvain Kahn gestorben. Seit 20 Jahren in einem bedeutenden Geschäftshause in Brüssel angestellt, kehrte er vor einem Jahre in das Elternhaus zurück, um dort Genesung von schwerem Leiden zu suchen, musste jetzt aber die greisen Eltern und die geliebte Frau mit einem siebenjährigen Sohne in tiefem Grame zurücklassen. Von seiner Beliebtheit zeigte die große Teilnehmerschar, die ihn zu seiner letzten Ruhestätte begleitet und deren Schmerz Dr. Bloch, Oberehnheim, in herzlichen Worten Ausdruck verlieh. Als ein schönes Zeichen des friedlichen Zusammenlebens innerhalb der Konfessionen ist noch hervorzuheben, dass der katholische Gottesdienst – die Beerdigung fand am Himmelfahrtstage statt – verlegt wurde, um den katholischen mit Bürgern die Teilnahme an der Beerdigung zu ermöglichen. "   

  
  
   
Zur Geschichte der Synagoge            
   
Eine erste Synagoge wurde 1788 erstellt. Sie ist in der Folgezeit mehrfach renoviert und 1860 durch eine neue Synagoge ersetzt worden. 
   
Das Gebäude wurde nach 1940 abgebrochen. Es sind noch einige Erinnerungssteine (Inschriften usw.) erhalten.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:             
    
    
Fotos  
(Quelle: Französische Informationsseite - siehe unter den Links; Rothé/Warschawski s.Lit. S. 71)  

Fotos der Synagoge   Duttlenheim Synagogue 011.jpg (12164 Byte) Duttlenheim Synagogue 010.jpg (12115 Byte)
  Außenansicht mit Eingang  Innenansicht  
     
     
Reste der 
ehemaligen Synagoge
Duttlenheim Synagogue 012.jpg (30218 Byte)  
  Es sind vor Ort noch einzelne Erinnerungen 
an die ehemalige Synagoge vorhanden 
  

   
    

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der politischen Gemeinde Duttlenheim    
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Duttlenheim     

Literatur:  

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 71.     


 


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Duttlenheim  Bas-Rhin dist., France. The local synagogue was inaugurated in 1860. In 1936, there were 65 Jews listed in the town. During Worldwar II, tey were expelled by the Germans to the south of France. The community disappeared after 1945. 
     
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020