Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Villé (Weiler bei Schlettstadt, Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
   
In Villé bestand eine jüdische Gemeinde im 19./20. Jahrhundert. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind jüdische Personen zugezogen (u.a. als Bassemberg). 1849 wurden fünf jüdische Einwohner gezählt. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1861 21 jüdische Einwohner, 1870 37, 1900 44, 1910 61 (Höchstzahl). An jüdischen Familiennamen begegnen in dieser Zeit u.a. Bader, Dreyfuss, Heimendinger, Haguenau, Meyer, Weill. Die jüdischen Familien lebten vom Viehhandel, aber auch von einzelnen Läden (Textilien, Kurzwaren). Edgar Dreyfuss war als Zahnarzt tätig.    

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat von Dambach, nach dessen Auflösung zu Rabbinat in Barr. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Schlettstadt (Sélestat) beigesetzt. 
 
1936 wurden 45 jüdische Einwohner gezählt, 1939 noch etwa 40 Personen in 12 Familien. Diejenigen, die in den folgenden Monaten nicht mehr den Ort verlassen konnten, wurden 1940 nach Südfrankreich deportiert.       
 
Von den in Villé / Weiler geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Juliette Bloch geb. Dreyfuss (1899), Gustave Dreyfuss (1900), Dr. Leonie Dreyfuss geb. Weil (1868).  
Die Recherche ist schwierig, da es mehrere Orte mit Namen Ville /Weiler gibt. 
  
Nach 1945 sind wenige jüdische Personen wieder nach Villé zugezogen. 1953 wurden 17 jüdische Einwohner gezählt. Es entstand wiederum eine kleine Gemeinde, die Synagoge wurde restauriert und 1955 wieder eingeweiht (s.u.)
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Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden außer den Berichten zum Bau der Synagoge noch keine Artikel zur jüdischen Geschichte in Villé gefunden. 

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge         
    
Im 19. Jahrhundert hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal. Um 1900 wurde der Bau einer Synagoge beschlossen. Am 3. Mai 1904 war die Grundsteinlegung in Anwesenheit von Rabbiner Dr. Bloch aus Dambach.   

Weiler Alsace FrfIsrFambl 13051904.JPG (51624 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. Mai 1904: "Weiler, 3. Mai (1904). - Heute Mittag um 1 Uhr fand hier die Grundsteinlegung der zu erbauenden Synagoge statt, welche durch den Herrn Rabbiner Dr. Bloch - Dambach vorgenommen wurde. Die ganze israelitische Gemeinde und viele Neugierige aus den anderen Konfessionen hatten sich dazu eingefunden. Nachdem eine blecherne Lade enthaltend die Urkunden und Münzen in den Stein eingesehnt war, wurde die Öffnung vermauert und mit einem anderen Haustein verdeckt. Eine Rede des Herrn Rabbiners, handelnd über Wesen und Zweck des Gebäudes, sowie die üblichen Hammerschläge schlossen die Feier."  

Die Bauzeit der neuen Synagoge betrug nur wenige Monate. Bereits am  25. August 1904 konnte sie durch Oberrabbiner Ury aus Straßburg und Rabbiner Dr. Bloch aus Dambach feierlich eingeweiht werden. Im Gebäude gab es für etwa 70 Personen Platz. 
    
Die Einweihung der Synagoge (August 1904)  

Mommenheim AZJ 07101904.JPG (100734 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Oktober 1904: "Aus dem Elsass, im Oktober (1904). Am 31. vorigen Monats (gemeint 31. August 1904) fand in Mommenheim die Einweihung der neu erbauten Synagoge in Gegenwart des Kreisdirektors und der Gemeindebehörden statt. Oberrabbiner Ury aus Straßburg und Rabbiner Dr. Levy – Brumath hielten die Weihereden, während die Gesänge von dem Oberkantor Heymann aus Straßburg und seinem Chor vorgetragen wurden. - Auch in Weiler bei Schlettstadt wurde am 25. vorigen Monats (25. August 1904) durch Oberrabbiner Ury und Rabbiner Dr. Bloch Dambach eine neue Synagoge ihrer Bestimmung übergeben. Diese noch junge kleine Gemeinde hatte bisher nur einen Betsaal benützt. Sehr bemerkt wurde, dass der üblichen Sitte entgegen der Kreisdirektor weder selbst erschienen noch einen Vertreter geschickt hatte, und dass aus dem Städtchen selbst nur die protestantischen Beamten (Amtsrichter, Polizeikommissar, Zollbeamte und andere), nicht aber der katholische Bürgermeister und Gemeinderat an der Feier teilnahmen. – Hingegen berichteten vor kurzem die Zeitungen aus Rosenweiler, dass der dortige katholische Bürgermeister und Gemeinderat einem aus Rosheim kommenden Leichenzug – eine Frau wurde beerdigt – entgegengegangen sei. Rabbiner Dr. Goldstein Mutzig dankte in seiner Ansprache auf dem Friedhofe dem Gemeinderat und der Bevölkerung für ihr Erscheinen und hob die schöne Eintracht hervor, die in Rosenweiler stets zwischen Christen und Juden bestanden habe. Jetzt wohnen in diesem Orte keine Juden mehr; nur der mehreren Gemeinden gemeinsam Friedhof erinnert noch an ihren früheren Aufenthalt daselbst."   

Die Synagoge in Villé wurde bis in die 1930er-Jahre benutzt. In der NS-Zeit wurde im Gebäude ein Milchhaus eingerichtet. Mitte der 1950er-Jahre wurde das Gebäude restauriert und am 6. November 1955 wieder eingeweiht.    
     
     
Adresse/Standort der Synagoge:            Place de la Liberté   
     
     
Fotos           

Historische Ansicht der Synagoge 
nach der Einweihung 1904  
Ville Synagogue 275.jpg (24766 Byte)   
   Die Fenster zeigen neuislamische (maurische) Formen    
        
Die Synagoge nach 
der Restaurierung 1955  
Ville Synagogue 270.jpg (64563 Byte)  
  Das Aussehen wurde stark verändert; 
unverändert blieb nur das Eingangsportal 
 
     
Das Synagogengebäude in der Gegenwart 
Quelle: 
 http://www.tourisme-alsace.com/fr/224002116-Synagogue.html   
Ville Synagogue 030.jpg (74853 Byte) Ville Synagogue 031.jpg (63021 Byte)
  Blick auf das Gebäude, rechts des Eingangs eine Gedenktafel "A la mémoire de Paul MATHERY 1907-1944. 
Enfant du Val de Villé. Déporté et mort à Mauthausen  JUSTE PARMI LES NATIONS"  

   
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der politischen Gemeinde Villé 
bulletWikipedia-Artikel zu Villé   
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Villé    

Literatur:  

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Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. 

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Christian Dirwimmer: La Communaute Juive de Ville pendant la seconde Guerre Mondiale. 1995. Online eingestellt.  

     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020