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Kreis Gießen"
Nordeck (Stadt
Allendorf (Lumda), Kreis Gießen)
mit Ebsdorf und Leidenhofen (Gemeinde Ebsdorfergrund, Kreis
Marburg-Biedenkopf)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis 1806 zum Gebiet der Freiherren von Nordeck zu
Rabenau gehörenden Nordeck bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück. 1733 wird die Familie des Jud Liebmann genannt,
um 1784 lebten in Nordeck fünf jüdische Familien. Zur jüdischen Gemeinde
gehörten auch die in Ebsdorf und Leidenhofen
lebenden jüdischen Personen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: in Nordeck 1835 32 jüdische Einwohner, 1861 42 (6,9 % von
insgesamt 613 Einwohnern), 1871 33 (6,0 % von 546), 1885 32 (6,6 % von 485),
1890 6 Familien mit 33 Personen, 1895 29 (5,8 & von 500), 1905 33 (6,3 % von
523); in Ebsdorf 1835 10 jüdische Einwohner, 1861 4, 1890 eine Familie
mit zwei Personen, 1924 8, 1932 7; in Leidenhofen: 1835 6 jüdische
Einwohner, 1861 14, 1890 2 Familien mit 12 Personen, 1905 (zusammen mit Ebsdorf)
11, 1924 2. Die meisten jüdischen Haushaltsvorsteher verdienten den
Lebensunterhalt im Viehhandel.
Bis 1898 war Moses Lion längere Zeit Vorsteher beziehungsweise
Synagogenältester. Nachdem er nach Gießen verzogen ist, wurde Maier Stern sein
Nachfolger. Er blieb dies bis 1923 und versah auch häufig den
Vorbeterdienst.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(zeitweise staatliche Israelitische Elementarschule für Nordeck, Ebsdorf und
Leidenhofen), ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Um 1863 war für einige Jahre
Lehrer Baruch Plaut in der Gemeinde tätig; er hatte in diesem Jahr eine
Auseinandersetzung mit dem antisemitisch eingestellten Pfarrer Soldau im
Nachbarort Winnen (siehe Bericht unten). Bis 1893 unterrichtete Lehrer
Rothschild aus Londorf die Kinder der
jüdischen Gemeinde. Nach seinem Tod blieb die Lehrerstelle in Nordeck
vermutlich weiterhin unbesetzt, der Religionsunterricht der Kinder der Gemeinde,
die ansonsten die christliche Schule besuchten (um 1900 vier Kinder) wurde durch
auswärtige Lehrer erteilt. Die Gemeinde gehörte zum
Rabbinatsbezirk Oberhessen mit Sitz in Marburg.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Moritz Wolf (geb.
1.4.1881 in Nordeck, vor 1914 in Marburg wohnhaft, gest. an der Kriegsverletzung
am 10.1.1919) und Felix Spier (geb. 23.5.1895 in Leidenhofen, vor 1914 in
Allendorf (Lumda) wohnhaft, gest. an der Kriegsverletzung am 9.3.1919).
Um 1924, als in Nordeck noch 18 jüdische Personen lebten (3,2 % von
insgesamt 555 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Leopold
Strauß (seit 1923 als Nachfolger des genannten Vorstehers Maier Stern) und
Liebmann Stern. 1932 waren die Vorsteher Leopold Strauß und Leo Stern
(Schatzmeister). Damals gab es in der Gemeinde noch vier schulpflichtige Kinder,
die Religionsunterricht - möglicherweise durch den Lehrer aus Allendorf -
erhielten. Arnsberg berichtet - allerdings ohne konkrete Zeitangabe, vermutlich
aber auf Anfang der 1930er-Jahre zu beziehen: "als Vorbeter kam Ascher Mai
aus Allendorf".
1933 lebten noch 14 jüdische Personen in Nordeck. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Zwei konnten direkt in die
USA emigrieren; die anderen verzogen (zunächst) in andere Orte Deutschlands. Zu
Beginn der Deportationen lebte keine jüdische Person mehr in
Nordeck.
In Ebsdorf lebte bis seit 1910 bis nach 1933 die Familie von Moses
Walldorf, der in der Bortshäuser Str. 8 ein Manufaktur- und
Kolonialwarengeschäft am Ort betrieb (Foto
des Geschäftes bei lagis-hessen.de). Moses Walldorf war mit seinen Eltern
Aron und Hanna Walldorf nach Ebsdorf gekommen und heiratete wenig später Thekla
geb. Theisenbach aus Hatzbach. Die
beiden hatten zwei Kinder: Henriette (Henni) und Max. Die Tochter Henriette
(geb. 1912) heiratete 1935 Erwin Höchster aus Roth. Die beiden konnten mit der
Tochter Marion und dem Bruder Max 1936 nach Südafrika emigrieren (später in
die USA, wo Henriette 1989 starb). Moses Walldorf und seine Frau Dina (Thekla)
geb. Theisebach wurden 1942 deportiert und im Vernichtungslager Sobibor
ermordet. Verwandtschaft von Moses Walldorf war sein Schwager Emanuel Lion, der
mit Auguste Walldorf (Schwester von Moses) verheiratet war und in der
Turmstraße 8 wohnte (Sohn Leopold, geb. 1915). Emanuel Lion starb 1937 in
Frankfurt, seine Frau und der Sohn Leopold konnten 1941 in die USA emigrieren
(Auguste Lion starb 1979).
Vgl. Artikel vom 9. November 2017 in der "Oberhessischen Presse":
"Die Geschichte von Henni Walldorf. Auf den Spuren eines jüdischen
Lebens" (Link
zum Artikel).
Im Juli 2014 wurden für die Familien Walldorf und Lion zusammen sieben
"Stolpersteine" verlegt, siehe Artikel vom 15. Juli 2014 in der
"Oberhessischen Presse": "Ebsdorf. Stolpersteine gegen das
Vergessen" (Link
zum Artikel).
Von den in Nordeck geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Hess geb. Stern
(1887), Adolf Lion (1878), Frieda (Fanny) Lion geb. Grünewald (1876), Jettchen
Lion (1873), Ludwig Lion (1909), Erwin Rothschild (1904), Leo Stern (1892),
Betty Stiebel geb. Stern (1873), Meier Wolf (1873).
Aus Ebsdorf sind umgekommen: Abraham Spier (geb. 1881 in Ebsdorf, wohnte
später in Rauischholzhausen),
Moses Walldorf (1884), Dina (Thekla) Walldorf geb. Theisebach (1886).
Aus Leidenhofen sind umgekommen: Selma Rosenbaum geb. Spier (1901),
Abraham Spier (1886, wohnte später in Marburg).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
Es wurden in den jüdischen Periodika des
19./20. Jahrhunderts noch keine Ausschreibungen der Lehrerstelle in
Nordeck gefunden. |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Bericht über verletzende
Äußerungen des antisemitisch eingestellten Pfarrers Soldau aus Winnen (1863)
"In hiesiger Gegend ist der Judenhass, gepflegt durch pietistische
Pastoren, im Wachsen begriffen".
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Dezember
1863: "Nordeck in Kurhessen, 6. Dezember (1863). Es ist in
diesem Blatt bereits von einer tief verletzenden Äußerung des Pfarrers
Soldau zu Winnen gegen die Juden von der Kanzel herab berichtet worden.
Derselbe hatte gesagt: 'Kein Jude würde sich ein großes Gewissen daraus
machen, wenn er alle Christen vergiften könnte, weil sie nicht mit uns
auf gleichem Grund und Boden stehen.' Hiergegen wurde der hiesige
Lehrer Baruch Plaut, dessen Schulinspektor der genannte Pfarrer ist,
klagbar bei dem kurhessischen Konsistorium in Marburg und zwar in einem
ebenso angemessenen wie offenmütigen Gesuche (Anmerkung der Redaktion:
Die Aktenstücke liegen sämtlich uns vor). Die nächste Folge war,
dass Herr Plaut vor den Pfarrer Soldau, die Bürgermeister und Lehrer von
Nordeck und Winnen in der Wohnung des Pfarrers vorgeladen wurde und zwar
als Angeklagter wegen Beleidigung der christlichen Kirche und deren Diener
in einer Beschwerdeschrift an das Konsistorium. Plaut protestierte, sich
von dem Pfarrer als Beteiligtem vernehmen zu lassen, noch dazu, da das
Presbyterium keine ihm vorgesetzte Behörde sei. Man weigerte sich zuerst,
diese Erklärung zu protokollieren, dann das Protokoll dem Plaut
vorzulegen, und als dies bruchstücksweise am anderen Tage geschah, hatte
man den Plaut darin sagen lassen, er ziehe seine Beschwerde gegen den
Pfarrer Soldau zurück. Gegen dieses Gebahren richtete Plaut abermals ein
Gesuch an das Konsistorium. Jetzt endlich erhielt Plaut vom Konsistorium
eine Bescheidung, worin ihm mitgeteilt worden, der Pfarrer Soldau habe
erklärt, er habe nur gesagt: 'Sowie ein Jude Christ wird, halten die
Juden sich verpflichtet, diesen zu verfolgen, ja, machen sich kein
Gewissen daraus, wenn sie es könnten, alle diese Christen zu vergiften',
und zugleich habe der Pfarrer sein Bedauern ausgesprochen, dieses Wort
(vergiften) gebraucht zu haben. Der Pfarrer Soldau gab nun noch die
eigentümlich Erklärung: 'Unter Vergiften versteht man die Wirkungen oder
das Fühlenlassen des Ärgers oder Zornes.' Plaut beruhigte sich bei allem
diesem nicht, beschwerte sich noch einmal beim Konsistorium über die
Unzulänglichkeit des ganzen Verfahrens sowie über andere Äußerungen
des genannten Pfarrers bei der Verhandlung, erhielt aber nur die Antwort,
dass er sich bei der gegebenen Bescheidung zu beruhigen habe, umso mehr,
als unter- |
dessen
auch vom kurhessischen Ministerium des Innern auf eine Beschwerde des
Landrabbinats in dieser Angelegenheit eine Bescheidung erfolgt sei. -
Möchte, so ungenügend auch der Erfolg war, diese Verhandlung die Wirkung
haben, dass fanatische Geistliche sich doch ein wenig in ihren zelotischen
Auslassungen mäßigen! Dass ihnen nicht mit gleichem Maße gemessen wird,
wie wenn ein jüdischer Lehrer sich einer aggressiven Äußerung schuldig
machte, versteht sich von selbst. Nichtsdestoweniger dürfen wir niemals
unterlassen, uns gegen solche, noch dazu rein aus der Luft gegriffene
Anschuldigungen möglichst zu wehren, und verdienen Männer, die sich
diesem unterziehen, den besten Dank. Glaube man doch ja nicht, dass solche
Predigten auf dem Lande ohne Wirkung seien. Dem Bauer ist der Pfarrer
unbedingte Autorität und sein Wort ein göttliches. In hiesiger Gegend
ist der Judenhass, gepflegt durch pietistische Pastoren, im Wachsen
begriffen." |
Bildung eines gemeinsamen Verbandes "Jeschurun" (1905)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. April 1905:
"Am 26. vorigen Monats wurde aus den Synagogengemeinden Londorf,
Allendorf a.L., Treis
a. L. und Nordeck ein Verband gebildet, der bezweckt, die
idealen Interessen des Judentums zu fördern, und zwar durch Verbreitung
der jüdischen Geschichte und Literatur, durch die Pflege der Geselligkeit
in den einzelnen Gemeinden und durch die Ausübung der werktätigen
Nächstenliebe. Der Verband führt den Namen 'Jeschurun'." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Landesprodukten-, Mehl- und Futterartikelhandlung Stern & Lion
(1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1904: "Lehrling.
Wir suchen per 15. April einen geweckten Lehrling.
Kost und Logis im Hause.
Stern & Lion, Landesprodukte, Mehl und Futterartikel,
Nordeck Kreis Marburg." |
Anzeigen des Manufaktur-, Mehl- und
Futterartikel-Geschäftes M. Rothschild (1902 / 1903 / 1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. Oktober 1902:
"Für mein Manufakturwarengeschäft suche per sofort einen tüchtigen
Detailreisenden,
bei hohem Salair. Kost und Logis im Hause.
M. Rothschild, Nordeck bei Allendorf an der
Lumda." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 8- Juni 1903:
"Für mein Manufakturwaren-Geschäft suche
einen tüchtigen
Detailreisenden nicht unter 25 Jahren. Eintritt per10. Juli oder 1. August.
M. Rothschild, Nordeck bei Allendorf an der Lumda."
|
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 11. April 1904:
"Für mein Samstags geschlossenes Manufaktur-,
Mehl- und Futterartikel-Geschäft suche per sofort einen
Lehrling unter günstigen Bedingungen. Kost und Logis im Hause.
M. Rotschild, Nordeck (Hessen)." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der
jüdischen Häuser vorhanden. Vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts
konnte die jüdische Gemeinde ein in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbautes
Fachwerkhaus erwerben und in ihm nach vorausgegangenem Umbau eine Synagoge
einbauen.
Das zweigeschossige Haus zeigt ein meisterhaft ausgeführtes,
charakteristisch hessisch-fränkisches Fachwerk mit ausgeprägten Strebefiguren
der Eck- und Bundpfosten. Leider wurde die Westseite vor einigen Jahrzehnten
verkleidet, sodass hier das Fachwerk nicht zu sehen ist.
In der Nordecker Synagoge gab es fünf Torarollen, von denen zwei von Gebr.
Wolf, Meier Wolf Söhne gestiftet worden waren. 1881 erfolgte eine
gründliche Reparatur des Gebäudes.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
nach vorliegenden Berichten auf Grund des Widerstandes des damaligen
Bürgermeisters nicht zerstört. Nach 1938 wurde das Gebäude zu einem
Wohnhaus umgebaut. Ein Eingangsvorbau und ein Anbau im Süden wurden nach 1945
ergänzt.
Adresse/Standort der Synagoge: Rabenaustraße
42
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 27.3.2008)
Die ehemalige Synagoge in
Nordeck
im März 2008 |
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Blick auf das
ehemalige Synagogengebäude mit dem verkleideten Westgiebel und einem
Anbau an der Südseite |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde
Nordeck |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Nordeck sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,650 Verzeichnis der Familien und Geburtsregister
der jüdischen Gemeinde in Nordeck 1824 - 1873, 1890 - 1929;
enthält vor allem ein Verzeichnis der Familien und Gemeindediener der
Synagogengemeinde Nordeck mit den Filialorten Ebsdorf und Leidenhofen,
1890 - 1899 und 1923 - 1929, eine Liste der steuerpflichtigen
Gemeindemitglieder um 1900, eine Beschreibung der Verhätlnisse der
jüdischen Gemeinde um 1900; ein Geburtsregister der Juden von Nordeck
1824 - 1873; enthält auch Angaben zu Personen aus Ebsdorf und
Leidenhofen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3553836
HHStAW 365,652 Sterberegister der Juden von Nordeck 1826
- 1872; enthält auch Angaben zu Personen aus Leidenhofen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3031400
HHStAW 365,651 Trauregister der Juden von Nordeck 1828 -
1872; enthält auch Angaben zu Personen aus Ebsdorf und
Leidenhofen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2083529
|
Literatur:
 | Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 147-148. |
 | Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 86-87. |
 | dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 71. |
 | dies.: Neuausgabe der genannten Bücher 2007 S.
206-207. |
 | Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S.
28-29. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 518. |
 | Barbara Händler-Lachmann / Ulrich Schütt:
"unbekannt verzogen" oder "weggemacht". Schicksale der
Juden im alten Landkreis Marburg 1933-1945. Marburg 1992 sowie |
 | Barbara Händler-Lachmann / Harald Händler
/Ulrich Schütt: 'Purim, Purim, ihr liebe Leut, wißt ihr was Purim
bedeut?' - Jüdisches Leben im Landkreis Marburg im 20. Jahrhundert. Marburg
1995. |
 |
Stefan
Gotthelf Hoffmann: Der "Nordecker Judenmord". Hintergründe zum Tode
von Salomon und Johanna Wolf am 3. März 1884. Ein Beitrag zur
Familiengeschichte des Schriftstellers Friedrich Wolf [1888-1953]. 2 Bände.
Edition Schwarzdruck 2022. ISBN 978-3-96611-024-2. Website der Autos
(mit Bestellmöglichkeit):
https://www.friedrich-wolf-1888-1953.de/
Zu diesem Buch: In der Nacht vom 2. auf den 3. März 1884 wurde das
jüdische Ehepaar Salomon und Johanna Wolf im oberhessischen Dorf Nordeck
brutal ermordet. Der mutmaßliche Täter Konrad Hedderich, ein hoch
verschuldeter ehemaliger Schmied und Ackermann aus dem Nachbar Ort Roßberg,
stand seit vielen Jahren in Geschäftsbeziehungen mit dem jüdischen
Handelsmann Salomon Wolf. Er hatte durch Zwangsversteigerung seinen Hof an
diesen verloren und gedroht, 'der Wolf werde seine Strafe schon bekommen'.
Warum aber wurde Hedderich trotz eindeutiger Befunde in dem Prozess vor dem
Marburger Schwurgericht im Oktober 1884 freigesprochen, und zwar aus 'Mangel
an Beweisen'?
Stefan Gotthelf Hoffmann erinnert in seiner Studie 'Der Nordecker Judenmord'
an das tragische Ende des jüdischen Ehepaares Wolf. Er klärt über die
Hintergründe des Mordfalls auf und ordnet die Tat in den historischen
Kontext der aufkeimenden antisemitischen Bauernbewegung eines Otto Böckel in
Hessen ein. Auch die Wahrnehmung des Verbrechens durch den berühmten Enkel,
Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf, der seine Großeltern nie kennen
gelernt hat, wird im zweiten Teil der Studie untersucht. Ausgehend vom
heutigen Kenntnisstand über den Prozess transgenerationaler Weitergabe
traumatischer Erfahrungen in Familien wird die These vertreten, Friedrich
Wolfs Denken und sozialpolitisches Handeln viel stärker aus dem Blickwinkel
des erlittenen Nordeecker Familientraumas zu verstehen. Diese neue Sicht auf
Friedrich Wolf bietet auch die Chance, die 'vererbten Wunden' aufzuspüren.
Woher kommt es, dass innerhalb der Großfamilie Wolf plötzlich einer da ist,
aufsteht, seinen Mund aufmacht und ein Leben lang für eine gerechtere,
sozialere, friedlichere, sprich: humanere Welt kämpft, bis zur völligen
Erschöpfung, bis zur Selbstaufgabe, bis zum bitterem Tod? Wir können diesen
Enkel Friedrich Wolf nur verstehen, wenn wir genau hinschauen, was damals
mit seinen Vorfahren geschehen ist und wir nach und nach begreifen, welche
unerträgliches Leid diese jüdische Familie Wolf aus dem hessischen Dorf
Nordeck erfahren hat. Es gilt den Menschen Friedrich Wolf in all seiner
inneren Zerrissenheit, inneren Widersprüchen und Ambivalenzen zu begreifen.
Friedrich Wolf: zwischen Trauma und Utopie, Verletzbarkeit und Resilienz,
zwischen Tragik und Größe. Aus dieser Dialektik kommen wir bei ihm nie
heraus. |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Nordeck (now
part of Allendorf Lumda) Hesse-Nassau. Jews lived there from 1733, numbering 42
(7 % of the total) in 1861 and 18 in 1925. The village head managed to prevent
the synagogue's destruction on Kristallnacht (9-10 November 1938). No
Jews remained in 1941.

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