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Zu den "Synagogen in der
Schweiz"
Neuchâtel (Canton
Neuchâtel / Neuenburg, Kanton Neuenburg, CH)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Neuenburg
In Neuenburg lebten Juden
bereits im Mittelalter. Zu ersten Ansiedlungen kam es angeblich 1288. In
den Verfolgungen der Pestzeit sollen die Juden der Stadt verbrannt worden sein.
Sicher nachzuweisen sind jüdische Einwohner während der Zeiträume 1406 bis
1423 und 1443 und 1476. 1414 waren mindestens drei jüdische Männer in der
Stadt. Die Juden der Stadt lebten vom Geld- und Warenhandel (Lebensmittel,
Getreide, Wein, Textilien). Namentlich genannt werden u.a. zwischen 1410 und
1424 der Geld- und Warenhändler Abraham von Soria (vermutlich Saône-et-Loire,
Frankreich), der auch der Grafen von Neuenburg - Conrad von Freiburg - mit Geld
und Naturalien versorgte; Simon, der um 1450 von Biel nach Neuenburg gezogen war
und eine Art Hofjude des Grafen von Neuenburg - zu seiner Zeit Johann von
Freiburg - war. 1476 lebte nur noch ein Jude in der Stadt. Von einer Vertreibung
ist zwar nichts bekannt, noch lassen sich in den folgenden Jahrhunderten keine jüdischen
Ansiedlungen in der Stadt belegen.
Im 18. Jahrhundert war ein Niederlassungsversuch von einigen Juden aus
dem Elsass 1767 nicht erfolgreich.
Erst im 19./20. Jahrhundert bestand zeitweise wieder eine kleine jüdische
Gemeinde in Neuenburg. Nachdem um 1850 einige jüdische Familien in der
Stadt zugezogen und die Hindernisse im Blick auf eine offizielle Bewilligung zur
Niederlassung durch die Behörden beseitigt waren, konnte die "Allgemeine
Zeitung des Judentums" im Juni 1857 die Mitteilung machen:
"Auch in Neuenburg, Stadt, hat sich erst seit Kurzem eine Miniaturgemeinde
von Israeliten gebildet".
Die jüdischen Familien eröffneten einige Läden und Gewerbebetriebe und der
Stadt, u.a. auch in der Uhrenindustrie (vgl. die Anzeige unten von
Uhrenfabrikant N. Gintzburger).
Zeitweise hatte die kleine jüdische Gemeinde einen Lehrer am Ort, wie
aus dem Bericht über den seit 1860 in Bonn tätigen Lehrer Max Meier deutlich
wird (siehe unten). Die religiöse Betreuung der jüdischen Einwohner erfolgte
ansonsten durch den zuständigen Rabbiner, zunächst durch den Rabbiner von Hegenheim,
später durch den Rabbiner von La
Chaux-de-Fonds. Da sich auf Dauer eine selbständige jüdische Gemeinde in
Neuenburg nicht halten konnten, wurden die hier lebenden jüdischen Personen /
Familien der Gemeinde in La Chaux-de-Fonds zugeteilt.
Die Zahl der jüdischen Einwohner in der Stadt entwickelte sich wie
folgt: 1888 94 jüdische Einwohner, 1900 80, 1910 Höchstzahl von 111, 1930 63,
1950 58, 1970 59, 1990 55, 2000 58 (Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz).
Die jüdischen Einwohner Neuenburgs sind weiterhin der jüdischen Gemeinde in La
Chaux-de-Fonds angegliedert.
Aus der jüdischen Geschichte
in Neuenburg
Aus
der Zeit der ersten Niederlassungen von jüdischen Personen in der Stadt in der
Mitte des 19. Jahrhunderts
Ein Jude konnte erstmals Grundbesitz erwerben
(1849)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. April 1849: "Neuchatel, im März (1849). In
Israelit ist hier endlich autorisiert worden, einen Grundbesitz zu
erwerben, und ein anderer in demselben Kanton in Chaux-de-Fonds.
(Arch. israel. de Fr.)." |
Die Aufnahme von jüdischen
Personen im bislang "intoleranten Neuenburg" wird möglich (1857)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1857:
"Neuenburg (Eidgenössische Zeitung). Wie begreiflich, macht
sich die gegenwärtige Lage auch im industriellen Verkehr sehr fühlbar.
In Chaux-de-Fonds haben
bereits mehrere große Comptoirs geschlossen. Absolut vor Unterbrechung
sicher seien nur die jüdischen Firmen, die nun dies Mal aus ihrer
bürgerlichen Zurücksetzung Vorteil ziehen.
(Das intolerante Neuenburg lässt nämlich die Israeliten dort nur
als französische Bürger zu. Was sonst zu bedauern, ist so wider Willen
zum Nutzen! Redaktion der Allgemeinen Zeitung des
Judentums".) |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Juni 1857:
"Canton Neuenburg, der bis anhin der Niederlassung der Juden
bedeutende Hindernisse entgegensetzte, hat jetzt beschlossen, ferner einem
derartigen Beginnen keinerlei Schwierigkeit zu machen. Dabei ist das
reiche und industrielle Chaux
des Fonds mit gutem Beispiele vorangegangen. Diese Stadt gewährte
zwar schon lange den Juden Aufnahme und hat sich auch daselbst sowie in
Locle schon längst ein jüdischer Gottesdienst organisiert, dennoch aber
hielt es für dieselbe schwer, die Bewilligung zur Niederlassung zu
erhalten. Herr Rabbiner Nordmann von Hegenheim hatte mit dem dasigen
Municipalrat manch harten Strauß über diesen Punkt. Auch in
Neuenburg, Stadt, hat sich erst seit Kurzem eine Miniaturgemeinde von
Israeliten gebildet." |
Jüdische Einrichtungen am Ort
Zum Tod des vor 1860 in Neuchatel tätigen jüdischen Lehrers Max Meier (geb. 1833 in Baiertal, gest.
1880 in Tauberbischofsheim)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. September 1880: "Bonn, 12. September (1880). Man schreibt uns aus
Tauberbischofsheim: Am
27. August wurde unser hoch verdienter Lehrer Max Meier unter allgemeiner
Trauer zu Grabe getragen. Im Jahre 1833 in Baiertal geboren, absolvierte
er den Kursus im Lehrerseminar zu Karlsruhe, versah dann die
Religionslehrerstelle in Wiesloch, Hegenheim und
Neuchatel, bis er im
April 1860 als Lehrer und Vorsänger hierher berufen wurde, wo er sowohl
durch sein Lehrtalent, (er unterrichtete auch in modernen Sprachen usw.
und wurde sein Unterricht auch von christlichen und auswärtigen Zöglingen
gesucht,) als auch durch seinen tadellosen ehrenfesten Charakter die
allgemeinste Achtung sich erwarb. Dies erwies sich nicht allein durch die
Teilnahme an seinem Begräbnis aus allen Ständen und Konfessionen,
sondern auch durch die Fürsorge, welche die Gemeinde für seine
hinterlassene Familie – eine Mutter und eine Witwe mit 7 unmündigen
Kindern, betätigte. Die Gemeinde erwies aber dadurch nicht allein dem
Verstorbenen, sondern auch sich selbst wahrhafte Ehre." |
Anzeigen des Internationalen Israelitischen
Töchterpensionates und Unterrichtsinstitutes beziehungsweise des Israelitischen Knabenpensionates und
Handelsinstitutes in der Villa Monruz (1906 bis 1915)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20.
April 1906: "Internationales israelitisches Töchter-Pensionat und
Unterrichts-Institut.
Direktor Dr. M. Ascher Neuchâtel (französische
Schweiz) 'Petit Monruz'.
Herrliche Lage - Moderne Sprachen - Religiöse, individuelle Erziehung -
Referenzen aus fast allen Ländern Europas von Rabbinen, Gymnasial- und
Universitätsprofessoren, hohen Staatsbeamten und aus den höchsten
Gesellschafts- und Hofkreisen." |
|
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 26. Juni 1908: "Internationales israelitisches
Töchter-Pensionat und Unterrichts-Institut.
Direktor: Dr. M. Ascher, Neuchâtel (Schweiz).
Herrliche Lage. - Moderne Sprachen. - Religiöse, individuelle Erziehung.
- Beste Referenzen. - In Anschluss an die Lehrkurse des Pensionats finden
auch Vierteljahres-Kurse statt, in welchen alle Küche und Haus
betreffenden Dinge, wie Haushaltungskunde, Chemie der Nahrungsmittel,
häusliche Buchführung, Kochkunst, Anleitung der Dienstboten, Tischdecken
und Servieren, Behandlung der Wäsche, Hygiene etc. gelehrt
werden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1915: "Villa
Monruz - Neuchâtel (französische Schweiz). Israelitisches
Knabenpensionat und Handelsinstitut. Herrliche Lage, 2 Minuten vom
See. Moderne Sprachen. Religiöse und individuelle Erziehung. Beste
Referenz. Auf Wunsch Prospekt. Leitung: Dr. Ascher und Dr. Herz." |
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Anzeige
im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrg. 1916 S. 231:
"Pensionnat de Jeunes Gens et Institut de Commerce. Neuchatel
(Villa Monruz). Dirigé par Dr. Ascher et Dr. Herz.
Situation magnifique - Langues modernes. - Education religieuse et
individuelle. - Meilleures références." |
|
Anzeige
im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrg. 1918 S. 223:
"Pensionnat de Demoiselles.
Villa Bel Air - Neuchâtel - Villa Bel-Air. Dirigé par Dr.
M. Ascher.
Situation magnifique - Langues modernes. - Education religieuse et
individuelle. - Meilleures références." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Hinweis
auf Dr. Hirsch, der in Neuchatel ein eidgenössisches Amt begleidet (1863)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Juli
1863: "Bern, im Juli (1863). Der Bundesrat hat zum 10.
Telegraphisten in Genf den soeben aus dem Telegraphistenkurse
ausgetretenen M. Dreifus, Sohn des Lehrers Dreifus, von Endingen
ernannt, unseres Wissens, nächst Herrn Dr. Hirsch in Neuchatel, den
ersten Israeliten, der ein eidgenössisches Amt
bekleidet." |
Höchstzahl jüdischer
Einwohner um 1915
Statistik
im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrgang 1917 S.
220:
"Die Juden in den Kantonen und größere jüdische
Ansiedelungen....
Kanton Neuenburg: insgesamt 1.033 jüdische Einwohner, d.h. 0,77 % der
Gesamteinwohnerschaft.
In La Chaux-de-Fonds 900, in Neuenburg 111 jüdische
Einwohner". |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Uhrenfabrikant Gintzburger (1878)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1878: "Neuchâtel.
In einer guten israelitischen Familie der französischen Schweiz können
zwei junge Leute, die die französische Sprache gründlich erlernen
wollen, unter mütterlicher Pflege und Aufsicht in Pension treten. Gute
Referenzen stehen zur Seite. Nähere Auskunft erteilt
N. Gintzburger, Uhrenfabrikant in Neuchâtel,
Schweiz." |
Fotos
Es sind noch keine
Fotos / Abbildungen zur jüdischen Geschichte
in Neuenburg vorhanden. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica III,2 S. 941-944.
|
| Achille Nordmann: Les Juifs dans le pays de Neuchâtel
(1923). |
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