Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Neuchâtel (Canton Neuchâtel / Neuenburg, Kanton Neuenburg, CH) 
Jüdische Geschichte 
 
    

Übersicht:  

Zur jüdischen Geschichte in Neuenburg  
Aus der jüdischen Geschichte in Neuenburg   
Aus der Zeit der ersten Niederlassungen von jüdischen Personen in der Stadt in der Mitte des 19. Jahrhunderts       
Jüdische Einrichtungen am Ort  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Höchstzahl jüdischer Einwohner um 1915      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Neuenburg    
   
In Neuenburg lebten Juden bereits im Mittelalter. Zu ersten Ansiedlungen kam es angeblich 1288. In den Verfolgungen der Pestzeit sollen die Juden der Stadt verbrannt worden sein.   
Sicher nachzuweisen sind jüdische Einwohner während der Zeiträume 1406 bis 1423 und 1443 und 1476. 1414 waren mindestens drei jüdische Männer in der Stadt. Die Juden der Stadt lebten vom Geld- und Warenhandel (Lebensmittel, Getreide, Wein, Textilien). Namentlich genannt werden u.a. zwischen 1410 und 1424 der Geld- und Warenhändler Abraham von Soria (vermutlich Saône-et-Loire, Frankreich), der auch der Grafen von Neuenburg - Conrad von Freiburg - mit Geld und Naturalien versorgte; Simon, der um 1450 von Biel nach Neuenburg gezogen war und eine Art Hofjude des Grafen von Neuenburg - zu seiner Zeit Johann von Freiburg - war. 1476 lebte nur noch ein Jude in der Stadt. Von einer Vertreibung ist zwar nichts bekannt, noch lassen sich in den folgenden Jahrhunderten keine jüdischen Ansiedlungen in der Stadt belegen.  
  
Im 18. Jahrhundert war ein Niederlassungsversuch von einigen Juden aus dem Elsass 1767 nicht erfolgreich.   
  
Erst im 19./20. Jahrhundert bestand zeitweise wieder eine kleine jüdische Gemeinde in Neuenburg. Nachdem um 1850 einige jüdische Familien in der Stadt zugezogen und die Hindernisse im Blick auf eine offizielle Bewilligung zur Niederlassung durch die Behörden beseitigt waren, konnte die "Allgemeine Zeitung des Judentums" im Juni 1857 die Mitteilung machen: "Auch in Neuenburg, Stadt, hat sich erst seit Kurzem eine Miniaturgemeinde von Israeliten gebildet".  
  
Die jüdischen Familien eröffneten einige Läden und Gewerbebetriebe und der Stadt, u.a. auch in der Uhrenindustrie (vgl. die Anzeige unten von Uhrenfabrikant N. Gintzburger).  
  
Zeitweise hatte die kleine jüdische Gemeinde einen Lehrer am Ort, wie aus dem Bericht über den seit 1860 in Bonn tätigen Lehrer Max Meier deutlich wird (siehe unten). Die religiöse Betreuung der jüdischen Einwohner erfolgte ansonsten durch den zuständigen Rabbiner, zunächst durch den Rabbiner von Hegenheim, später durch den Rabbiner von La Chaux-de-Fonds. Da sich auf Dauer eine selbständige jüdische Gemeinde in Neuenburg nicht halten konnten, wurden die hier lebenden jüdischen Personen / Familien der Gemeinde in La Chaux-de-Fonds zugeteilt.   
  
Die Zahl der jüdischen Einwohner in der Stadt entwickelte sich wie folgt: 1888 94 jüdische Einwohner, 1900 80, 1910 Höchstzahl von 111, 1930 63, 1950 58, 1970 59, 1990 55, 2000 58 (Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz). Die jüdischen Einwohner Neuenburgs sind weiterhin der jüdischen Gemeinde in La Chaux-de-Fonds angegliedert
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Aus der jüdischen Geschichte in Neuenburg 
   
Aus der Zeit der ersten Niederlassungen von jüdischen Personen in der Stadt in der Mitte des 19. Jahrhunderts  

Ein Jude konnte erstmals Grundbesitz erwerben (1849)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. April 1849: "Neuchatel, im März (1849). In Israelit ist hier endlich autorisiert worden, einen Grundbesitz zu erwerben, und ein anderer in demselben Kanton in Chaux-de-Fonds. (Arch. israel. de Fr.)."     

 
Die Aufnahme von jüdischen Personen im bislang "intoleranten Neuenburg" wird möglich (1857)   

Neuenburg CH 19011857.jpg (68126 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1857: "Neuenburg (Eidgenössische Zeitung). Wie begreiflich, macht sich die gegenwärtige Lage auch im industriellen Verkehr sehr fühlbar. In Chaux-de-Fonds haben bereits mehrere große Comptoirs geschlossen. Absolut vor Unterbrechung sicher seien nur die jüdischen Firmen, die nun dies Mal aus ihrer bürgerlichen Zurücksetzung Vorteil ziehen. 
(Das intolerante Neuenburg lässt nämlich die Israeliten dort nur als französische Bürger zu. Was sonst zu bedauern, ist so wider Willen zum Nutzen! Redaktion der Allgemeinen Zeitung des Judentums".)     
   
Neuenburg CH AZJ 29061857.jpg (76096 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Juni 1857: "Canton Neuenburg, der bis anhin der Niederlassung der Juden bedeutende Hindernisse entgegensetzte, hat jetzt beschlossen, ferner einem derartigen Beginnen keinerlei Schwierigkeit zu machen. Dabei ist das reiche und industrielle Chaux des Fonds mit gutem Beispiele vorangegangen. Diese Stadt gewährte zwar schon lange den Juden Aufnahme und hat sich auch daselbst sowie in Locle schon längst ein jüdischer Gottesdienst organisiert, dennoch aber hielt es für dieselbe schwer, die Bewilligung zur Niederlassung zu erhalten. Herr Rabbiner Nordmann von Hegenheim hatte mit dem dasigen Municipalrat manch harten Strauß über diesen Punkt. Auch in Neuenburg, Stadt, hat sich erst seit Kurzem eine Miniaturgemeinde von Israeliten gebildet."       

     
      
Jüdische Einrichtungen am Ort
 
Zum Tod des vor 1860 in Neuchatel tätigen jüdischen Lehrers Max Meier (geb. 1833 in Baiertal, gest. 1880 in Tauberbischofsheim)

Tauberbischofsheim AZJ 21091880.jpg (92698 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. September 1880: "Bonn, 12. September (1880). Man schreibt uns aus Tauberbischofsheim: Am 27. August wurde unser hoch verdienter Lehrer Max Meier unter allgemeiner Trauer zu Grabe getragen. Im Jahre 1833 in Baiertal geboren, absolvierte er den Kursus im Lehrerseminar zu Karlsruhe, versah dann die Religionslehrerstelle in Wiesloch, Hegenheim und Neuchatel, bis er im April 1860 als Lehrer und Vorsänger hierher berufen wurde, wo er sowohl durch sein Lehrtalent, (er unterrichtete auch in modernen Sprachen usw. und wurde sein Unterricht auch von christlichen und auswärtigen Zöglingen gesucht,) als auch durch seinen tadellosen ehrenfesten Charakter die allgemeinste Achtung sich erwarb. Dies erwies sich nicht allein durch die Teilnahme an seinem Begräbnis aus allen Ständen und Konfessionen, sondern auch durch die Fürsorge, welche die Gemeinde für seine hinterlassene Familie – eine Mutter und eine Witwe mit 7 unmündigen Kindern, betätigte. Die Gemeinde erwies aber dadurch nicht allein dem Verstorbenen, sondern auch sich selbst wahrhafte Ehre."  

  
Anzeigen des Internationalen Israelitischen Töchterpensionates und Unterrichtsinstitutes beziehungsweise des Israelitischen Knabenpensionates und Handelsinstitutes in der Villa Monruz (1906 bis 1915)    

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. April 1906: "Internationales israelitisches Töchter-Pensionat und Unterrichts-Institut
Direktor Dr. M. Ascher   Neuchâtel (französische Schweiz)  'Petit Monruz'. 
Herrliche Lage - Moderne Sprachen - Religiöse, individuelle Erziehung - Referenzen aus fast allen Ländern Europas von Rabbinen, Gymnasial- und Universitätsprofessoren, hohen Staatsbeamten und aus den höchsten Gesellschafts- und Hofkreisen."     
 
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juni 1908: "Internationales israelitisches Töchter-Pensionat und Unterrichts-Institut. 
Direktor: Dr. M. Ascher, Neuchâtel (Schweiz). 
Herrliche Lage. - Moderne Sprachen. - Religiöse, individuelle Erziehung. - Beste Referenzen. - In Anschluss an die Lehrkurse des Pensionats finden auch Vierteljahres-Kurse statt, in welchen alle Küche und Haus betreffenden Dinge, wie Haushaltungskunde, Chemie der Nahrungsmittel, häusliche Buchführung, Kochkunst, Anleitung der Dienstboten, Tischdecken und Servieren, Behandlung der Wäsche, Hygiene etc. gelehrt werden."             
 
Neuchatel Israelit 15071915.jpg (52991 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1915: "Villa Monruz - Neuchâtel (französische Schweiz). Israelitisches Knabenpensionat und Handelsinstitut. Herrliche Lage, 2 Minuten vom See. Moderne Sprachen. Religiöse und individuelle Erziehung. Beste Referenz. Auf Wunsch Prospekt. Leitung: Dr. Ascher und Dr. Herz."   
  
Neuenburg JuedJbSchw 1916 231.jpg (61860 Byte)Anzeige im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrg. 1916 S. 231: "Pensionnat de Jeunes Gens et Institut de Commerce. Neuchatel (Villa Monruz). Dirigé par Dr. Ascher et Dr. Herz
Situation magnifique - Langues modernes. - Education religieuse et individuelle. - Meilleures références."
 
Neuenburg JuedJbSchw 1916 223.jpg (54457 Byte)Anzeige im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrg. 1918 S. 223: "Pensionnat de Demoiselles
Villa Bel Air - Neuchâtel - Villa Bel-Air.  Dirigé par Dr. M. Ascher. 
Situation magnifique - Langues modernes. - Education religieuse et individuelle. - Meilleures références."        

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Hinweis auf Dr. Hirsch, der in Neuchatel ein eidgenössisches Amt begleidet (1863)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Juli 1863: "Bern, im Juli (1863). Der Bundesrat hat zum 10. Telegraphisten in Genf den soeben aus dem Telegraphistenkurse ausgetretenen M. Dreifus, Sohn des Lehrers Dreifus, von Endingen ernannt, unseres Wissens, nächst Herrn Dr. Hirsch in Neuchatel, den ersten Israeliten, der ein eidgenössisches Amt bekleidet."        

   
    
Höchstzahl jüdischer Einwohner um 1915   

Neuenburg JuedJbSchw 1917 220.jpg (88262 Byte)Statistik im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrgang 1917 S. 220: 
"Die Juden in den Kantonen und größere jüdische Ansiedelungen.... 
Kanton Neuenburg: insgesamt 1.033 jüdische Einwohner, d.h. 0,77 % der Gesamteinwohnerschaft. 
In La Chaux-de-Fonds 900, in Neuenburg 111 jüdische Einwohner".   

     
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Anzeige von Uhrenfabrikant Gintzburger (1878)    

Neuchatel Israelit 28081878.jpg (42330 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1878: "Neuchâtel
In einer guten israelitischen Familie der französischen Schweiz können zwei junge Leute, die die französische Sprache gründlich erlernen wollen, unter mütterlicher Pflege und Aufsicht in Pension treten. Gute Referenzen stehen zur Seite. Nähere Auskunft erteilt 
N. Gintzburger, Uhrenfabrikant in Neuchâtel, Schweiz."    

   
   
   
Fotos    

Es sind noch keine Fotos / Abbildungen zur jüdischen Geschichte 
in Neuenburg vorhanden. 
 
       

    
    

Links und Literatur

Links:  

Website der politischen Gemeinde Neuchâtel / Neuenburg     

Literatur:  

Germania Judaica III,2 S. 941-944.  
Achille Nordmann: Les Juifs dans le pays de Neuchâtel (1923).   

   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 28. Februar 2014