Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

   
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Thüringen"
  

Erfurt (Landeshauptstadt von Thüringen)
Jüdische Geschichte / Synagogen   

Zur jüdischen Geschichte in Erfurt siehe die Website   
www.alte-synagoge.erfurt.de =
www.juedisches-leben.erfurt.de  

  
Vorbemerkung: diese Seite bei "Alemannia Judaica" zu Erfurt enthält nur einige unvollständige Informationen zur reichen Geschichte der Erfurter Juden und ihrer Synagogen. Bitte besuchen Sie für weitere Informationen die oben angegebene Website.  
    
   
Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Mittelalter  
Neuzeitliche Gemeinde bis 1942/45     
Nach 1945 
bulletZur Geschichte der Synagogen   
Die mittelalterlichen Synagogen 
Die mittelalterliche Mikwe  
2009/19: Pressemitteilungen zur Alten Synagoge und zur mittelalterlichen Mikwe sowie zu den Funden von Steinen der zweiten Synagoge 
Die Synagogen des 19./20. Jahrhunderts  
  
Der erste Betsaal im 19. Jahrhundert und die "Kleine Synagoge"  
   -  Die Einweihung der "Großen Synagoge" sowie Einrichtung eines orthodoxen Betsaales (1884)   
   -  Die Synagoge nach 1945  
   -  Weitere Berichte zur Geschichte der Synagogengebäude des 19./20. Jahrhunderts 
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

Hinweis: Es besteht eine weitere Seite mit einigen Texten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde aus jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts 
   
   
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
        
Mittelalter

In Erfurt bestand eine bedeutende jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. Schon im 8./9. Jahrhundert hielten sich jüdische Kaufleute in Erfurt auf. Das erste schriftliche Zeugnis der Existenz von Juden in der Stadt ist der "Erfurter Judeneid", den Erzbischof Konrad I. von Mainz nach 1183 ausstellte. Ende des 12. Jahrhunderts war auch eine erste Synagoge vorhanden. Kaiser Otto IV. verlieh das "Judenschutzgeld" aus Erfurt 1212 dem Erzbischof von Mainz. Am 26. Juni 1221 fand erstmals ein Pogrom gegen Juden in Erfurt statt, wobei 26 Juden von friesischen Kaufleuten erschlagen wurden. 1266 wurden jüdische Häuser und die Synagoge geplündert. Ende des 13. Jahrhunderts gehörten der jüdischen Gemeinde etwa 150 Mitglieder an. Jüdischen Familien gehörten 15 Häuser, davon zwei massive Steinhäuser. Die schlimmste Verfolgung über die Juden kam mit der Pestzeit. Auch in Erfurt verbreitete sich die Lüge, Juden hätten die Brunnen vergiftet. Am 21. März 1349 wurde das Judenviertel von Teilen der Bevölkerung gestürmt. Etwa 100 Juden wurden ermordet; die Überlebenden starben an Suizid oder flüchteten aus der Stadt. 
 
Seit 1354 lassen sich wieder Juden in Erfurt nachweisen. In den folgenden Jahren blühte das jüdische Gemeindelieben wieder auf. 1375 musste der Friedhof bei St. Andreas in der Nähe des Moritztores erweitert werden. 1391 tagte eine Rabbinersynode in Erfurt. In dieser Zeit entwickelte sich die Erfurter jüdischen Gemeinde auf Grund ihrer Größe und der Autorität ihrer Gelehrten und Rabbiner zu einer der angesehensten und bedeutendsten jüdischen Gemeinden im Deutschen Reich.  1398 hatte die Gemeinde etwa 350 Mitglieder. Insgesamt wurden die Lebensbedingungen der Juden jedoch immer schwieriger. 1443-1453 war Jacob Weil (aus Weil der Stadt) Rabbiner in Erfurt. 1457/58 wurden die Erfurter Juden vertrieben. Ein Großteil flüchtete nach Osteuropa. Ein kleinerer Teil zog in Städte und Dörfer der weiteren Umgebung, nach Meiningen, Berkach, Gleicherwiesen usw. Der Besitz der Juden wurde von der Stadt Erfurt übernommen. Der jüdische Friedhof wurde entweiht und geschändet. Auf ihm wurde der Kornhof gebaut, wofür man die Grabsteine verwendete.  
   
   
Neuzeitliche Gemeinde bis 1942/45
 

Nach der Vertreibung der Juden war Erfurt 350 Jahre ohne jüdische Einwohner. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts gab es erste Erleichterungen: zwischen 1768 und 1789 konnten sich vier Juden längere Zeit in der Stadt niederlassen. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts konnten jüdische Kaufleute wieder in die Stadt kommen. 1810 erhielt der erste Jude das städtische Bürgerrecht. Wenig später konnte sich eine Gemeinde bilden, die einen Betsaal einrichten und 1812 einen Friedhof in der heutigen Cyriakstraße anlegen konnte. 1854 lebten 150 jüdische Personen in der Stadt. Danach begann durch Zuwanderung aus den "Judendörfern" der weiteren Umgebung ein schneller Aufstieg der Gemeinde. Jüdische Unternehmer beteiligten sich an der Industrialisierung der Stadt. Viele bauten Geschäfte und Handelsbetriebe auf oder waren als Rechtsanwälte, Ärzte, Lehrer, Bankiers, Verleger oder Handwerker tätig. 1871 wurde ein neuer Friedhof angelegt, da der alte an der Cyriakstraße nicht mehr erweitert werden konnte. 
  
Mehrere jüdische Vereine wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet und prägten das jüdische Gemeindeleben (Wohltätigkeits- und Begräbnisverein Chewra Kadischa e.V. 1856, Israelitischer Frauenverein e.V. 1857, Verein für jüdische Geschichte und Literatur 1898, Erfurt-Loge des Unabhängigen Orden B'nei B'rith, U.O.B.B. 1901, Verein Bikur Cholim - Krankenfürsorgeverein). Die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder stieg von 191 (1853) über 479 (1860) auf 782 (1900). Eine jüdische Religionsschule bestand seit 1860. 
  
Unter den Rabbinern der jüdischen Gemeinde waren Dr. Isaak Heilbronn (1859-61), Dr. Adolf Jaraczewsky (1862-1878), Dr. J. Caro (1879-1882), Dr. Theodor Kroner (1883-1886), Dr. Moritz Salzberger (1887-1924), Dr. Max Schüftan (1924-1926) und Dr. Peter Freund (1938ff). Eine Übersicht zu den Rabbinern in Erfurt siehe auf der Textseite.   
    
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg verschärften sich in Erfurt die Angriffe durch die Antisemiten. 1924 wurde die Synagoge erstmals mit NS-Parolen beschmiert. 
    
1932 lebten 819 jüdische Personen in der Stadt. Erster Vorsitzender der jüdischen Gemeinde war Siegfried Pinthus, Zweiter Vorsitzender Rechtsanwalt F. Meyer; Schatzmeister war Rechtsanwalt Dr. H. Stern. Die Vorsitzenden der Repräsentanz waren Eduard Sabor und Max Arenstein. Als Lehrer und Kantor wirkte Hermann Schacher.
   
1933 begann der von den Nationalsozialisten organisierte Boykott von jüdischen Unternehmen, Geschäften, Arzt- und Anwaltspraxen. Bis 1936 ging die Zahl der jüdischen Einwohner auf 660 Personen (1939 263 Personen) zurück. Die in der Stadt noch lebenden jüdischen Einwohner wurden von 1942 bis Anfang 1945 in die Konzentrationslager Theresienstadt und Ravensbrück sowie in die Vernichtungslager Auschwitz, Majdanek und Belzec verschleppt. Nur wenige überlebten die Zeiten in den Lagern. 
             
Nach 1945 

Nach 1945
zogen zunächst nur wenige jüdische Personen wieder in der Stadt zu (Überlebende aus Konzentrationslagern, nur wenige davon aus dem Vorkriegs-Erfurt.). Ein erstes Gemeindezentrum entstand in gemieteten Räumen Am Anger 30/32, bis am 31. August 1952 (10. Ellul 5712) eine neue Synagoge mit Gemeindezentrum eingeweiht werden konnte. 
Auf Grund der Auswanderung der zunächst wieder zugezogenen jüdischen Personen nach Israel und auf Grund der politischen Situation in der DDR kam 1953 fast schon das endgültige Aus für die Gemeinde. Der Antijudaismus in Ländern des Ostblocks sowie die Verunglimpfung des Staates Israel hatte dazu geführt, dass ca. zwei Drittel der in der damaligen DDR lebenden Juden flüchteten. Die damalige Erfurter jüdische Gemeinde war - nach Auflösung einiger anderer nach 1945 in Thüringen neu begründeter Gemeinden - nun die einzige in Thüringen noch bestehende jüdische Gemeinde.   
  
Erst durch die Zuwanderung von jüdischen Aussiedlern aus den ehemaligen GUS-Staaten seit den 1990er-Jahren stieg wieder die Zahl der jüdischen Einwohner in der Stadt. 1990 wurden nur noch 26 Gemeindemitglieder gezählt. 2005 zählte die Gemeinde etwa 600 Mitglieder, davon zwei Drittel in Erfurt. 2012 gab es 840 Gemeindeglieder in ganz Thüringen, davon etwa 500 in Erfurt.    
         
        
   
     
Zur Geschichte der Synagogen       
   
Mittelalterliche Synagogen   
   
Das mittelalterliche jüdische Wohngebiet befand sich bis zur Verfolgung und Zerstörung der Gemeinde in der Pestzeit im Bereich vom Ackerhof bis zum Benediktsplatz. Hier befand sich die Synagoge der jüdischen Gemeinde. Bei dem bis heute erhaltenen Gebäude handelt es sich um die älteste bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa. Bei intensiven Untersuchungen der vergangenen Jahre konnten vier Bauphasen von insgesamt drei Synagogen festgestellt werden. Die sichtbare Westfassade mit der Maßwerkrosette und den spitzbogigen Fenstern ist auf das Jahr 1270 zu datieren. Der älteste festgestellte Mauerzug in der Flucht der Westfassade (erste Bauphase) stammt jedoch bereits aus der Zeit um 1100. Dieser romanische Synagogenbau hatte wahrscheinlich quadratischen Grundriss. Die romanische Synagoge einer zweiten Bauphase ist gleichfalls nur durch ein Mauerfragment und ein Zwillingsfenster nachweisbar. Diese zweite Synagoge ist während eines Pogroms 1221 oder 1266 oder beim Stadtbrand 1222 niedergebrannt. Um 1270 wurde ein Neubau erstellt (dritte Bauphase); diese dritte Synagoge hatte einen querrechtwinkligen Grundriss (Grundriss in der Größe von etwa 16 m x 9 m; Höhe etwa 10 m). Ein Anbau auf der Nordseite wurde am Anfang des 14. Jahrhundert erstellt (vierte Bauphase). Beim Pestpogrom 1349 wurde die Synagoge profanisiert und als Warenlager zweckentfremdet. Das Gebäude blieb jedoch über die Jahrhunderte erhalten.   
  
2. Hälfte 14. Jahrhundert / 15. Jahrhundert:  Die wenige Jahre nach dem Pestpogrom wieder entstandene jüdische Gemeinde konnte im Bereich des Parkplatzes hinter dem Rathaus eine neue Synagoge erbauen (zweite Synagoge). Reste dieser Synagoge befinden sich vermutlich unter diesem Parkplatz. Im September 2012 wurde der Schlussstein wiedergefunden.          
   
Im 19. Jahrhundert war im ehemaligen Synagogengebäude (gemeint das Synagogengebäude der Gemeinde vor dem Pestpogrom) das Kaffeehaus bzw. ein Restaurant mit Kegelbahn und Tanzsaal (1886 eingebaut). Über die "Wiederentdeckung" und Restaurierung siehe die unten wiedergegebenen Presseberichte.     
   
Die ehemalige mittelalterliche Synagoge ist seit der Eröffnung am 27. Oktober 2009 Museum und Begegnungsstätte und der Öffentlichkeit zugänglich. In den Kellergewölben wird der vor einigen Jahren in Erfurt gefundene Goldschatz präsentiert.    
    
Auch die mittelalterliche Mikwe ist seit dem 4. September 2011 für die Öffentlichkeit zugänglich.      

Erfurt Synagoge ma 370.jpg (99939 Byte) Erfurt Synagoge ma 371.jpg (94939 Byte) Erfurt Synagoge ma 372.jpg (124169 Byte) Erfurt Synagoge ma 373.jpg (115282 Byte)
Oben: Westfassade mit 
der Maßwerkrosette (um 1270; 
Foto: Uwe Gaasch) 
Innenbereich - im 19. Jahrhundert
 Tanzsaal (Foto: Uwe Gaasch)
 Altes Gebälk und 
Schablonenmalerei
 Vollendete Goldschmiedekunst:
 Der jüdische Hochzeitsring 
aus der Gotik 
       
       
Die mittelalterliche Synagoge im August 2010
(Fotos: Hahn, Aufnahmen vom 23. und 24.8.2010)
     
Erfurt ASynagoge 930.jpg (118021 Byte) Erfurt ASynagoge 931.jpg (98147 Byte) Erfurt ASynagoge 932.jpg (95363 Byte) Erfurt ASynagoge 933.jpg (99333 Byte)
Blick von Nordwesten  Die Westfassade mit der Maßwerkrosette (um 1270)  Unter Glas geschützt: Reste des
 Zwillingsfensters aus der 
zweiten Bauphase
Das Foto in hoher Auflösung  Das Foto in hoher Auflösung    
      
       
Erfurt ASynagoge 934.jpg (76738 Byte) Erfurt ASynagoge 935.jpg (98276 Byte) Erfurt ASynagoge 936.jpg (90557 Byte) Erfurt Synagoge ma100.jpg (53882 Byte) 
Tür zum Eingangsbereich 
vor der Synagoge
Blick von Norden; der 
ursprüngliche Eingang 
(unten links) ist zugemauert
Einige mittelalterliche 
Grabsteine im Eingangsbereich 
zur Synagoge
Weitere Fotos und Darstellungen
 der mittelalterlichen Synagoge 
siehe bei
www.alte-synagoge.erfurt.de
  
    
   Das Foto in hoher Auflösung   
        
Die mittelalterliche Mikwe - Stand der Ausgrabungen 
im August 2010 
   
Erfurt Mikwe 820.jpg (100604 Byte) Erfurt Mikwe 822.jpg (122175 Byte) Erfurt Mikwe 824.jpg (114985 Byte)  
Blick auf die unmittelbar bei der Krämerbrücke (Häuser im Hintergrund beziehungsweise rechts) 
gelegenen Ausgrabungsstätte der mittelalterlichen Mikwe
 
       
Erfurt Mikwe 825.jpg (133956 Byte) Erfurt Mikwe 823.jpg (134224 Byte) Erfurt Mikwe 821.jpg (95796 Byte)  
Ausgrabungsstätte mit Hinweistafel mit Text: "Archäologische Grabung mittelalterliche Mikwe. 
Bei den Vorarbeiten zur Umgestaltung des Kreuzsandes wurde neben mehreren Kellern des 16. Jahrhunderts auch ein älterer Gewölbekeller entdeckt. Er weist ein Untergeschoss aus großen Steinquadern auf. Zweigeschossigkeit und die außerordentliche Qualität zeigen, dass es sich dabei um das seit 1250 urkundlich belegte rituelle Bad der jüdischen Gemeinde, die so genannte Mikwe handelt Die archäologischen Grabungen des Thüringer Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie sollen Funktionsweise und Geschichte des Bades klären. Nach Abschluss und Auswertung der archäologischen Grabungen beabsichtigt die Landeshauptstadt Erfurt, die Mikwe in die Freiflächengestaltung einzubeziehen." 
Hinweis: seit dem 4. September 2011 kann die Mikwe besichtigt werden   
Siehe die Seite zur Mikwe auf der Website "jüdisches Leben.erfurt.de"   
        
018_Erfurter Mikwe Grabungen_TLDA.jpg (113385 Byte) 019_Erfurter Mikwe Peter Seidel 2011.jpg (274769 Byte) Erfurt Mikwe 270.jpg (265651 Byte)  Die Fotos links wurden uns von 
der  Pressestelle der 
"Alten Synagoge Erfurt" 
zur Verfügung gestellt 
 Grabungsarbeiten in der
 mittelalterlichen Mikwe 
(Foto: Thüringisches Landesamt
 für Denkmalpflege und
 Archäologie (TLDA) 
Die mittelalterliche Mikwe nach
Abschluss der Arbeiten 2011 
(Foto: Peter Seidel)  
Außenansicht der mittelalterlichen
 Mikwe mit Schutzbau 
(Foto: Stadtverwaltung Erfurt)  
 
   
       
     
   
2009/19:  Presseinformationen zur "Alten Synagoge Erfurt" und zur mittelalterlichen Mikwe sowie zu den Funden von Steinen der zweiten Synagoge    
bulletÄlteste bis zum Dach erhaltene Synagoge eröffnet am 27. Oktober 2009 in Erfurt als Museum - Das Baudenkmal wird zugleich Exponat Nummer Eins 
bulletZeugnis einer mittelalterlichen Kultusgemeinde - Forscher weist romanische Vorgängerbauten nach   
bulletAlte Synagoge Erfurt - Exponate:  Ein seltener jüdischer Hochzeitsring aus der Gotik   
bulletAlte Synagoge Erfurt - Exponate:  Erfurter Judeneid zeugt von bedeutender Judengemeinde  
bulletJüdisches Ritualbad wird für Besucher zugänglich werden  
bulletEröffnungsveranstaltung am 26. Oktober 2009  
bulletFebruar 2010: Zuschuss des Landes Thüringen zur Überbauung und Sicherung der mittelalterlichen Mikwe  
bulletOktober 2010: Im ersten Jahr besuchten 70.000 Menschen die Alte Synagoge und den "Erfurter Schatz"  
bulletMärz 2011: Neues Buch zum Erfurter Schatz  
bulletJuni 2011: Teile einer mittelalterlichen hebräischen Bibel kehren in die Alte Synagoge zurück     
bulletSeptember 2011: Das jüdische Ritualbad (mittelalterliche Mikwe) kann besichtigt werden  
bulletJanuar 2012: Historischer Wasserstand in der Mikwe   
bulletSeptember 2012: Der Schlussstein der zweiten Synagoge wurde entdeckt  
bulletJanuar 2018: Können die Reste der zweiten Synagoge wieder ausgegraben werden?     
   
Oktober 2009: Älteste bis zum Dach erhaltene Synagoge eröffnet in Erfurt als Museum - Das Baudenkmal wird zugleich Exponat Nummer Eins 
Das zugleich "älteste und jüngste Museum der Stadt", wie es Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein formulierte, wird am 27. Oktober 2009 eröffnet. Die Stadt, die in den letzten Jahren ihre Altstadt aus dem grauen Schmuddellook vergangener Jahrzehnte befreite und seitdem mit dem Flächendenkmal lockt, hat damit nicht nur ein neues Museum vorzuweisen, sondern stieß auf eine sensationelle Historie. Mit der Alten Synagoge kann Erfurt die älteste bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa vorweisen. Und es rücken immer mehr Zeugnisse aus der Geschichte einer der wichtigsten jüdischen Gemeinden des Mittelalters in den Blickpunkt. 
Die von Bauhistorikern und Denkmalpflegern in den letzten Jahren intensiv untersuchte und sanierte Alte Synagoge birgt nach der Museumsöffnung einen in der Nachbarschaft gefundenen Gold- und Silberschatz sowie hebräische Handschriften Erfurter Herkunft als wichtigste Exponate in sich. Aber vor allem verbirgt und enthüllt es viele Schichten der Nutzung und die beispiellose Renaissance eines fast vergessenen Ortes. Von der Alten Synagoge waren bis Ende der 90er Jahre nur die Spitze zweier Giebel sichtbar, welche aus einem Gewirr von Anbauten herausragten. Nur wenige Fachleute waren sich der Bedeutung bewusst, man erhoffte den Rest einer mittelalterlichen Synagoge zu finden. Nach dem Abriss einiger Bauten ringsum konnte ein Bauforscher klar vier Bauphasen voneinander unterscheiden, dessen älteste um 1100 zu datieren ist. Die heute sichtbare Westfassade mit der Maßwerkrosette von 1270 wurde nach Norden erweitert. Spolien verweisen auf einen Vorgängerbau, der bei einem Pogrom gebrannt hat. 
Die Synagoge diente bis 1349 als Gotteshaus, in diesem Jahr löschte ein barbarisches Pestpogrom die erste jüdische Gemeinde Erfurts aus. Die Stadt verkaufte das Gebäude an einen Händler, der es als Speicher umbauen ließ. Dabei wurde der hohe Raum mit Balkendecken unterteilt, ein breiterer Eingang an Stelle des Thoraschreins geschaffen und die Synagoge unterkellert. Im Erdgeschoss zeugen noch einige Spuren von der Erstnutzung, so lässt sich ein Lichtergesims nachempfinden. 
Das Erdgeschoss mit der wuchtigen gotischen Balkendecke und der Keller werden ebenso wie das Obergeschoss, welches von der Festkultur des 19. Jahrhunderts zeugt, museal genutzt. Oberhalb des Speichers entstand ein mit einer umlaufenden Empore umgebener Tanzsaal. Wer heute den Saal betritt, der fühlt sich in die vergangene Welt von Tango und Foxtrott unter Gouvernantenaufsicht zurückversetzt. Die freigelegte und mit einer Sichtachse konstruierte Schablonenmalerei sowie einige Tapetenreste schmücken die Wände. Hier werden ab Oktober Zeugnisse jüdischer Gelehrsamkeit in einer faszinierenden Umgebung gezeigt. Während das Erdgeschoss der Bauhistorie vorbehalten ist und der Keller den Erfurter Schatz aus Münzen, Gefäßen, gotischem Schmuck und dem jüdischen Hochzeitsring in sich birgt, wird im Saal eine Sammlung von hebräischen Handschriften gezeigt. Diese Hebraica sind im Umfeld der Synagoge entstanden, sie gehören heute der Staatsbibliothek Berlin. Abwechselnd können sie in Erfurt als Faksimile oder im Original bestaunt werden. 
Mit der Alten Synagoge und einer 2007 an der Krämerbrücke gefundenen Mikwe aus der Gotik, deren Ausgrabung und wissenschaftliche Erforschung noch anhält, kann Erfurt einmalige und faszinierende Zeugnisse einer noch wenig bekannten Geschichte einer mittelalterlichen Gemeinde vorweisen. 
   
Zeugnis einer mittelalterlichen Kultusgemeinde - Forscher weist romanische Vorgängerbauten nach  
"Fachleute wussten von der Existenz dieser Synagoge, aber…" Wenn dieser Satz fällt, und er wird häufig so oder ähnlich formuliert, folgt auf jeden Fall ein Ausspruch des Staunens. 
Nach den ersten bauhistorischen Forschungen, welche Anfang der 90er Jahre durch den erfahrenen Bauhistoriker Elmar Altwasser erstellt wurden, wurde vorsichtig von zwei Bauphasen ausgegangen. Die bis vor wenigen Jahren kaum sichtbare Westfassade mit der Maßwerkrosette und den spitzbogigen Fenstern ist auf das Jahr 1270 zu datieren, Anfang des 14. Jahrhunderts erfolgte ein nördlicher Anbau an den Synagogenraum. Wurden die ersten Erkenntnisse für den Bauhistoriker nur mit artistischem Geschick erreichbar, da der Bau außen umbaut und innen verschalt war, besserte sich die Situation nach Abriss der umgebenden Häuser. Inzwischen konnte der Bauhistoriker das einst nebulöse Bild über die Synagoge in den Bereich der Vergangenheit verweisen und hat dem Bau eine nachvollziehbare Geschichte mit vier Bauphasen der Synagoge und einer turbulenten Nutzung danach zuschreiben können. 
Der älteste Mauerzug wurde in der Flucht der Westfassade von jüngeren Befunden überdeckt, er ist inzwischen auf einer Länge von fast sieben Metern 90 Zentimeter hoch sichtbar. Die Quader sind an dieser Stelle verputzt und mit Ritzfugentechnik versehen. Diese Technik kam in Thüringen frühestens im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts auf. 
Aus dem Achsabstand zweier Fenster rekonstruierte der Bauforscher einen wahrscheinlich quadratischen Grundriss dieses romanischen Vorgängerbaus. Ein besonderes architektonisches Detail wirft Fragen auf, lässt aber auch historisches Erleben ahnen. Im Mauerwerk des nachfolgenden Baus befindet sich ein aus einem Monolithen gemeißeltes Rundbogenfenster, welches liegend eingemauert wurde, und mit großer Sicherheit eine Spolie aus einer vielleicht zerstörten Synagoge ist. Die Art der Einmauerung würde dafür sprechen. 
Die romanische Synagoge einer zweiten Bauphase ist ähnlich der ersten Synagoge nur durch ein Mauerfragment und in diesem Fall ein Zwillingsfenster als Befunde nachweisbar. Die ehemals sehr sorgfältig bearbeiteten Quader sind zersprungen und auch der Sandstein des Zwillingsfensters weist Spuren der Hitze auf. Ob die Synagoge während eines Pogroms 1221 oder 1266 oder bei dem Stadtbrand 1222 gebrannt hat, kann nicht mehr rekonstruiert werden. 
Ein Teil der romanischen Westmauer wird beibehalten, während um 1270 ein Neubau entsteht. Das Gebäude hat den für eine Synagoge ungewöhnlichen querrechtwinkligen Grundriss und die Bauforschung hat weitere Abweichungen vom Kanon der anderen ashkenasischen mittelalterlichen Synagogen ergeben. Die noch heute sichtbare Westfassade mit den sechs unterschiedlichen Fenstern ist aufwändiger gestaltet, als bei anderen Synagogen dieser Zeit. Konsolsteine verweisen auf einen Anbau, der eventuell ein Frauenbetraum gewesen sein kann. 
Das Rundfenster ist mit einem Maßwerk in Form von sechs Dreipässen versehen, welches aus einem Werkstein gearbeitet wurde. Die oberen Fenster liegen im Geibeldreieck, so dass man daraus auf die Höhe des einstigen Betsaales schließen kann. 
Wenn heute die Synagoge von Norden betreten wird, betritt man zunächst den Anbau des 14. Jahrhunderts. Die Synagoge wurde nach einem Pestpogrom 1349 profanisiert, diente erst als Warenlager. Später entstanden hier Einbauten einer Gaststätte, welche nicht ahnen ließen, in welch einem Raum man sich befand. Thoraschrein und Lesepult, Bima, sind durch den Einzug von Decken 1350 verloren gegangen. Einige Werksteine im Keller, der nach der Umnutzung als Lager eingebaut wurde, lassen auf die wahrscheinliche Form der Bima schließen, es könnte eine achteckige Bima mit Arkatur sein. Das Lichtergesims, auf welchem die Kultusgemeinde mit Kerzen den Gottesdienst beleuchtete, lässt sich rekonstruieren. 
Der 1886 eingebaute Tanzsaal war in den letzten Jahren verbaut, nun ist auch er wieder erlebbar. Die Denkmalpflege hat bewusst die Nutzungsschichten belassen, das Haus lebt von den liebenswerten Kontrasten. 
   
Alte Synagoge Erfurt – Exponate: Ein seltener jüdischer Hochzeitsring aus der Gotik
Eigentlich erscheint es schwer, unter den vielen hochkarätigen Stücken des Erfurter Schatzes einen Favoriten zu finden. Die hochgewölbten Löwen einer Spange faszinieren ebenso wie die Häufelbecher oder der Doppelkopf, welcher am Boden die emaillierte Darstellung Äsopscher Fabeln zeigt. Eines der Schmuckstücke, welches im ehemaligen jüdischen Viertel der Stadt gefunden wurde, kann zu Recht als das bemerkenswerteste Stück des Fundes bezeichnet werden. Der gotische Hochzeitsring zeugt nicht nur von vollendeter Goldschmiedekunst, sondern auch von jüdischer Kultur und traditionellen Zeremonien. 
Der fast fünf Zentimeter hohe Ring besteht aus reinem Gold, nach der mittelalterlichen jüdischen Tradition durfte dieses zeremonielle Schmuckstück nicht mit Steinen verziert sein. Er wurde nur zur Zeremonie der Eheschließung getragen. Die ineinander greifenden Hände an der Unterseite des Ringes sind ein Symbol für Verbundenheit und Treue der Eheleute. Zwei geflügelte Drachen tragen die sehr fein gearbeitete gotische Architektur des Ringes, ein Miniaturgebäude, welches wahrscheinlich den im Jahre 70 n. Chr. zerstörten Herodianischen Tempel in Jerusalem symbolisiert. Die spitzbogigen Arkaden und der Dreipass der Giebel tragen das hohe goldene Dach mit der Inschrift in hebräischen Buchstaben masel tow. Noch heute rufen Verwandte und Freunde bei einer traditionellen jüdischen Trauung den Wunsch masel tow – viel Glück aus, wenn das Brautpaar unter der Chuppa das Glas zertritt. Innerhalb des kleinen Tempels findet sich eine kleine goldene Kugel, welche bei Bewegungen einen leisen Klang erzeugt. 
Bisher sind nur zwei weitere Hochzeitsringe aus dem 13. und 14. Jahrhundert bekannt. Einer von ihnen wurde auch in Mitteldeutschland, in Weißenfels, gefunden. Die aufwändige Tempelarchitektur des Erfurter Ringes ist von der Qualität aber unerreicht. Der Kaufmann, welcher ihn mit seinen Schätzen im Vorfeld des Pestpogroms versteckt hatte, lebte an einer wichtigen Fernhandelsstraße.
     
Alte Synagoge Erfurt – Exponate:  Erfurter Judeneid zeugt von bedeutender Kultusgemeinde
Fast quadratisch liegt das Stück Pergament in einer Schatulle, die exakt geformten gotischen Buchstaben verleihen dem mittelhochdeutschen Dokument ebenso seine faszinierende Ausstrahlung wie das angehängte Wachssiegel. Die Rede ist vom Erfurter Judeneid, geschrieben vor 1200. Es ist damit eines der ältesten Dokumente, welches von der Existenz einer jüdischen Gemeinde zeugt. 
Der Erfurter Judeneid wird ab Oktober ständig als Faksimile und zeitweilig auch im Original im Obergeschoss der Alten Synagoge Erfurt gezeigt. Das mit farbigen Seidenfäden angehängte Siegel mit dem Stadtheiligen Martin im Bischofsornat ist das älteste erhaltene Stadtsiegel Erfurts. Zu dieser Zeit fiel der Judenschutz noch nicht in die Befugnisse des städtischen Rates bzw. dessen Vorgänger, aber es gab derartige Bestrebungen. So wird das auf dem Kopf stehende Siegel erklärbar. 
Das Dokument, in der zweiten Amtszeit von Erzbischof Konrad I. (gestorben 1200) von Wittelsbach entstanden, ist heute nicht nur Zeugnis dafür, dass die Erfurter Judengemeinde bedeutend gewesen sein muss, sondern auch von deren Gleichberechtigung. Anstelle des christlichen Schwures vor Gericht schuf man für Juden eine dreizehnzeilige Formel, welche mit Anspielungen auf das Alte Testament vor Meineid warnte. Geschworen wurde auf die fünf Bücher Moses. 
Auch wenn das Dokument nicht dem Aufbau einer Urkunde jener Zeit entspricht, hat es doch verbindlichen rechtlichen Charakter. Es ist im Corpus der altdeutschen Originalurkunden vor 1300 auf Platz Eins verzeichnet. In diesem Blatt zeigt sich eine Mischung deutscher Rechtsauffassung und hebräischer Religiosität. Die Eidesformel ist so abgefasst, dass sie jeden angeklagten Juden vor einem christlichen Gericht in die Lage versetzt, der Anklage durch einen Widerspruch entgegen treten zu können. Schon im 19. Jahrhundert war man sich durchaus des Wertes des Dokuments bewusst. Nachdem Erfurt zu Preußen kam, wurden die Archivalien des Regierungsarchivs nach Magdeburg verbracht. Fast einhundert Jahre später konnte man den Judeneid in das Stadtarchiv zurückholen. Eide dieser Art waren in Teilen Europas vom frühen Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verbreitet. In Frankreich und Österreich wurde der Judeneid 1846, in Preußen am 15. März 1869 abgeschafft. Dieses Erfurter Dokument enthält noch keine entehrenden Zusätze, wie es bei späteren ähnlichen Dokumenten lesbar wird. 
    
Jüdisches Ritualbad wird für Besucher sichtbar werden 
Für Laien sind es auf den ersten Blick nur alte Mauern, welche ursprünglich von Erdmassen verdeckt, jetzt akribisch freigelegt und analysiert wurden. Eigentlich war es ein "bewusster Zufallsfund", wird im Thüringischen Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege über den Fund der Mikwe in der Nähe der Erfurter Krämerbrücke 2007 gespöttelt. Man vermutete aufgrund geänderter Grundstücksbezeichnungen das rituelle Bad der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde in Erfurt etwas weiter nördlich. Bei den Grabungen dort stieß man aber auf Keller aus dem 16. Jahrhundert. Die einstürzende Ufermauer bot den Anlass für die Grabungen, das qualitätvolle gotische Mauerwerk und die Kragsteine auf Fußbodenhöhe erweckten die Aufmerksamkeit. Dabei wurde dann das Ritualbad gefunden.
Die Arbeiten innerhalb der Mikwe konnten im Herbst 2008 abgeschlossen werden, inzwischen ist die Rekonstruktion der Anlage möglich. Eine erste Anlage des Bades, dessen Besuch für Frauen nach Menstruation und Entbindung sowie bei Männern nach Berührung mit Toten unerlässlich war, stammt aus romanischer Zeit. Reste dieses Baus wie eine wieder verwendete Wand sowie die Mörtelanalysen des Kalksteinmauerwerks lassen diese Folgerung zu. 
Der Nachfolgebau wurde auf der Südseite genau vor die alte Südwand geblendet, mit wenigen Zentimetern Zwischenraum. Er nutzte auch die Westwand weiter, an dieser Stelle beginnt der Beckenbereich des Neubaus mit seiner Stufenanlage. Nach dem Entfernen des Bauschuttes konnte die unterste Stufe freigelegt werden. Weitere Stufen sind durch Abdrücke rekonstruierbar. So lässt sich der Zugang rekonstruieren, über acht Stufen wird das Becken erreicht. Bei gleich bleibenden Stufenhöhen könnte noch ein Absatz dazwischen sein, von dem aus die Erfüllung der rituellen Pflichten beobachtet werden konnte. 
Das Becken nahm die Raumbreite ein und war mit Kalkplatten ausgelegt. Durch diese konnte das Wasser emporsteigen und somit wurde die Mikwe getreu der religiösen Forderungen mit "lebendigen Wasser" gespeist. Auch heute verfüllt sich das Becken noch mit Grundwasser. 
Die Mikwe der mittelalterlichen jüdischen Kultusgemeinde wird zusammen mit dem Museum Alte Synagoge wichtige Einblicke in das Gemeindeleben ermöglichen können. Für 2009 sind noch archäologische Untersuchungen des Umfeldes geplant. Dann wird eine architektonische Form gefunden, um das Kultbad den Besuchern angemessen sichtbar zu machen.     
  
26./27. Oktober 2009 Alte Synagoge Erfurt wurde feierlich eröffnet (Pressebericht der Stadt Erfurt)  
Mit einem Festakt eröffnete die Stadt Erfurt heute die Alte Synagoge als Museum für mittelalterliche jüdische Kultur. Die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Charlotte Knobloch, zeigte sich während der Feierstunde im Rathausfestsaal und beim anschließenden Museumsbesuch sichtlich beeindruckt. Bei einer Veranstaltung zur Eröffnung im Rathausfestsaal waren neben der Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Charlotte Knobloch u.a. anwesend: der Botschafter des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland, Yoram Ben-Ze'ev, der Thüringer Kultusminister, Bernward Müller, die Bürgermeisterin der Erfurter Partnerstadt Haifa, Brigadegeneralin a. D. Hedva Almog, der Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Wolfgang Nossen, die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, Barbara Schneider-Kämpf sowie der Präsident des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, Dr. Sven Ostritz. 
Fotos (Stadt Erfurt)    
Erfurt 102209010.jpg (35973 Byte) Erfurt 102209011.jpg (33096 Byte) Erfurt 102209012.jpg (40642 Byte)
Die Ehrengäste informieren sich über die Baugeschichte der Alten Synagoge. Zur Veranschaulichung der Baugeschichte des Gebäudes werden anhand von vier Modellen die Bauphasen der Synagoge dargestellt.  Die Torarolle ist eine Leihgabe der Staatsbibliothek zu Berlin. In der Staatsbibliothek wird ein Konvolut hebräischer Handschriften bewahrt, die aus Erfurt stammen und zwischen 1100 und 1349 entstanden sind.  Im Obergeschoss werden mittelalterliche Handschriften gezeigt, die das überaus entwickelte Geistesleben der Erfurter Gemeinde belegen. Darunter die Bibel Erfurt 1, sie besteht aus zwei jeweils 50 Kilogramm schweren Bänden und ist damit die größte hebräische Bibelhandschrift und ist eine Leihgabe der Staatsbibliothek zu Berlin. 
       
Die Alte Synagoge ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. 
     
Februar 2010: Zuschuss des Landes Thüringen zur Überbauung und Sicherung der mittelalterlichen Mikwe  
Artikel von Martin Moll in der "Thüringischen Landeszeitung" vom 19. Februar 2010 (Artikel): 
"Privater Ort mitten im Leben. Erfurt - Altstadt. (tlz) Einen neuen Platz zum Verweilen soll es noch in diesem Jahr nordwestlich der Krämerbrücke geben: Einen Platz mit kultur-historischem Flair. Die mittelalterliche Mikwe wird gesichert und zugänglich gemacht; gestern übergab Thüringens Kultusminister Christoph Matschie in der Alten Synagoge einen Bewilligungsbescheid über 430.000 Euro an Bürgermeisterin Tamara Thierbach. Fünf Architekturbüros hatten Vorschläge eingereicht, wie die 2007 freigelegten Überreste der Mikwe vor der Witterung geschützt und zugleich ins Stadtbild integriert werden könnten. Am besten gemeistert hat nach Ansicht der Stadt diesen Spagat zwischen Zeigen und Verbergen das Weimarer Architekturbüro Gildehaus.reich - die Mikwe soll einerseits in einem musealen Kontext gezeigt werden, andererseits aber ihrer ursprünglichen Funktion als ritueller Raum Rechnung tragen. 'Die Idee ist, die Atmosphäre des Ortes in gewisser Weise wiederherzustellen', sagt Architekt Felix Flechtner. 'Enge, Dunkelheit und vor allem Intimität waren uns wichtig.'
Wärmegedämmt und auf einer Unterkonstruktion ruhend, wird eine Hülle die archäologischen Funde schützen und konservieren. Darüber wird eine Aussichtsplattform installiert, an zwei Stellen wird ein Blick auf die alte Mikwe ermöglicht.
Ein barrierefreier Zugang von der Uferseite des Breitstroms gibt den Weg in einen schmalen Gang zur Mikwe frei. Informationstafeln im Eingangsbereich informieren über das rituelle Tauchbad der jüdischen Gemeinde im mittelalterlichen Erfurt. Im Inneren blicken die Besucher auf das ehemalige Tauchbecken, das nach wie vor Wasser führen wird. 
'Nach der Sanierung der Alten Synagoge wird auch die nun beginnende Sicherung und Präsentation des jüdischen Bades hinter der Krämerbrücke ein weiteres Stück jüdischen Lebens in Thüringen sichtbar machen', sagte Matschie gestern bei der Präsentation der Baupläne. Das Land unterstütze das Anliegen, Erfurt auf die Liste des UNESCO-Welterbes zu setzen, so der Kultusminister.
Die Präsentation der mittelalterlichen Mikwe sei zudem ein Zeichen dafür, 'dass das jüdische Leben einen festen, unauslöschlichen Platz in unserer Gesellschaft hat. Wir wollen ein weltoffenes Land sein, in dem alle Menschen gern leben, egal woher sie kommen oder welchen Glauben sie haben.'
Die Mikwe steht in direktem Zusammenhang zur Alten Synagoge: Beide geben Aufschluss über das Leben der jüdischen Gemeinden der Stadt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben inzwischen gezeigt, dass die vorhandenen Überreste aus dem 13. Jahrhundert auf einem Vorgängerbau aus romanischer Zeit fußen. 'Die Mikwe war wahrscheinlich immer in Gebäude eingebaut', sagt Architekt Flechtner. Schließlich sei es ein privater, nicht öffentlicher Ort gewesen; der zum Leben aber fest dazugehörte. Daran soll der gestalterische Umgang mit der Überresten erinnern.'" 
   
Oktober 2010: Im ersten Jahr besuchten 70.000 Menschen die Alte Synagoge und den "Erfurter Schatz"
Erfurt PA 102010s.jpg (22097 Byte)Foto links: Aus Gold geschmiedete Gürtelelteile gehören zum Erfurter Schatz.  
Artikel in der "Thüringer Allgemeinen" vom Oktober 2010 (Artikel): 
"70.000 Besucher bestaunten Erfurter Schatz in Alter Synagoge.
Die Alte Synagoge ist seit ihrer Eröffnung als Museum vor einem Jahr von mehr als 70 000 Besuchern besichtigt worden. Grund für den stetig wachsenden Besucherstrom ist wohl auch der ausgestellte Erfurter Schatz, der in Umfang und Zusammensetzung einmalig ist. 
Erfurt.
Zum Jubiläum wird der abschließende Band einer Museumstrilogie über das Leben der Erfurter jüdischen Gemeinde im Mittelalter vorgelegt. Wie das Museum am Dienstag mitteilte, sind Beiträge zum Erfurter Judeneid, zu einer zweibändigen Bibel und zur größten erhaltenen Thora Mitteleuropas Schwerpunkte des Bandes über hebräische Handschriften. 
Die Neuerscheinung ergänzt die schon erschienenen Publikationen zur Alten Synagoge, zur Mikwe und zum Erfurter Schatz. Letzterer ist mit etwa 300 Einzelteilen aus dem späten 13. und frühen 14. Jahrhundert seit Eröffnung der Alten Synagoge vor einem Jahr Mittelpunkt der ständigen Ausstellung. Die Kostbarkeiten waren im Jahr 1998 bei Bauarbeiten in der Altstadt entdeckt worden. "
   
März 2011: Neues Buch zum Erfurter Schatz 
Artikel von Holger Wetzel in der "Thüringischen Landeszeitung" vom 29. März 2011 (Artikel): 
"Neues Buch untersucht Materialien des jüdischen Goldschatzes.  
Die Könnerschaft mittelalterlicher Goldschmiedemeister demonstriert ein neues Buch des archäologischen Landesamtes. Es beschäftigt sich mit den Materialien und Techniken des 1998 in Erfurt entdeckten jüdischen Goldschatzes und wurde am Montag in der Alten Synagoge vorgestellt. 
Erfurt.
Sie arbeiteten ohne Strom und künstliches Licht, besaßen keine Mikroskope und stützten sich nicht auf moderne Analyse-Methoden. Und doch sind die Ringe, Broschen und Gürtel des Erfurter Goldschatzes von einer Qualität, welche heutige Experten staunen lässt. "Ich bin voller Bewunderung für die Meister meiner Zunft aus jener fernen Zeit", sagt Ekkehart Schenk, der Landesinnungsmeister der Goldschmiede. 
Neben Silbermünzen und -barren besteht der in der Alten Synagoge ausgestellte Schatz, der von seinen jüdischen Eigentümern im 14. Jahrhundert aus Angst vor den Pestpogromen jener Zeit vergraben wurde, aus 708 Einzelstücken. Sie sind aus nahezu reinem Silber und tragen eine Goldlegierung unterschiedlicher Güte. Weltruhm erlangte ein jüdischer Hochzeitsring aus massivem Gold, der vergleichbare Funde etwa aus Colmar oder Weißenfels weit in den Schatten stellt. 
Der Hochzeitsring sei das einzige jüdische Element des ansonsten gotischen, weltlichen Schatzes, sagt die Restauratorin und Mitautorin des Bandes, Astrid Pasch. Gerade das macht den Schatz so besonders: Im Alter vergleichbare Stücke sind sonst nur als Kirchenschmuck überliefert. Weltlicher Schmuck diente oft als Materialressource für die wechselnden Moden der Zeit und wurde immer wieder eingeschmolzen. 
Den Juden des Mittelalters selbst blieb der Eintritt in die Goldschmiedezunft versagt. Bei wem genau sie die Stücke in Auftrag gaben, ist ungewiss. Während einige der verwendeten Edelsteine durch ihre Zusammensetzung verraten, dass sie aus Indien erhandelt wurden, besteht diese Möglichkeit bei den Edelmetallen nicht, sagte Dr. Oliver Mecking, Chemiker am archäologischen Landesamt und ebenfalls Mitautor des Bandes. Seine 7000 Messungen an 230 Schmuckstücken gelten als weltweit einmalige Materialanalyse. 
Die Schmuckstücke sehen oft aus wie aus einem Stück gegossen, sind aber, wie im Fall einer Tierbrosche, aus bis zu 130 filigranen Einzelteilen zusammengelötet. Zu den überraschenden Erkenntnissen der Wissenschaftler zählt zudem, dass zur Herstellung im 13. und 14. Jahrhundert Löttechniken verwendet wurden, deren Entstehung man bisher um das Jahr 1900 datiert hatte. Auch die an den jeweiligen Verwendungszweck bewusst angepassten Legierungen, die sich kaum von heutigen Mischungen unterscheiden, beweisen, dass die Meister ihr Handwerk und die Materialeigenschaften damals schon weit besser beherrschten als vermutet. Viele Stücke waren im Vergleich zu späteren Anfertigungen extrem alltagstauglich, so die Experten. 
Die Erkenntnisse seien eine wichtige Grundlage für Untersuchungen und Vergleiche zur Goldschmiedetechnik im 14. Jahrhundert, meinte Dr. Sven Ostritz, als Präsident des archäologischen Landesamtes Herausgeber des Bandes. Mit 500 Seiten bildet "Der Schatzfund: Analysen, Herstellungstechniken, Rekonstruktionen" den zweiten laufenden und dritten bisher erschienenen Band der fünfteiligen Reihe "Die mittelalterliche jüdische Kultur in Erfurt"."   
 
Juni 2011: Teile einer mittelalterlichen hebräische Bibel kehren in die Alte Synagoge zurück  
Erfurt PA 062011bi.jpg (9126 Byte)Foto links (Staatsbibliothek Berlin):  Der Einband wurde 1560 gestaltet und jetzt aufwendig restauriert.     
Artikel von Marco Kneise in der "Thüringer Allgemeinen" vom 21. Juni 2011 (Artikel): 
"Weltberühmte Bibel kehrt in Alte Synagoge nach Erfurt zurück
Eine weltberühmte Bibel kehrt in Thüringens Landeshauptstadt zurück. Die Prächtige Handschrift aus dem 14. Jahrhundert wiegt 100 Kilogramm. Die Staatsbibliothek Berlin gibt den Einband als Dauerleihgabe an die Alte Synagoge. 
Erfurt. Sie ist die weltweit größte bekannte Handschrift einer hebräischen Bibel, für ihr Pergament wurden 1100 Tierhäute verarbeitet, sie wiegt rund 100 Kilogramm - und sie trägt den Namen der Thüringer Landeshauptstadt. Als "Erfurt 1" ging die Bibel bereits vor drei Jahrhunderten in die Kunstgeschichte ein. 
Jetzt kehren Teile der rund 700 Jahre alten Handschrift nach Erfurt zurück. Das Museum "Alte Synagoge" erhält im Juli den originalen Einband als Dauerleihgabe von der Staatsbibliothek Berlin. Bereits zuvor hatte die Alte Synagoge einzelne Blätter der Handschrift ausstellen können - aus konservatorischen Gründen aber fast immer nur als Faksimile. 
Ines Beese, die Leiterin der Synagoge, freut sich schon jetzt darauf, dauerhaft ein Original zeigen zu können. "Letztlich erfüllen nur Originale den hohen Anspruch unserer Ausstellung." In Erfurt wird die Bibel ein Höhepunkt in der ohnehin an Superlativen reichen Synagoge sein. Das jüdische Leben im Mittelalter wird unter anderem am Beispiel des Erfurter Goldschatzes illustriert. Zudem gibt es den ältesten erhaltene Judeneid in deutscher Sprache zu sehen und die größte Thorarolle. 
 Die Bibel gehörte der ersten jüdischen Gemeinde Erfurts. Sie wurde 1349 ausgelöscht, berichtet Ines Beese. Es habe vermutlich 900 Tote gegeben. Im Zuge des Progroms eignete sich die Stadt jüdische Besitztümer an, die Bibel gehörte dazu. Zumindest der Goldschatz entging ihr. Er wurde erst vor 13 Jahren in einem Keller entdeckt. Für die Erfurter ist die Heimkehr des Bibel-Einbandes gewissermaßen ein gutes Geschäft. Für die Dauerleihgabe muss die Stadt nicht an die Berliner zahlen. Andererseits hatte man "Erfurt 1" anno 1880 noch gegen klingende Münze an die Königliche Bibliothek in Berlin verkauft. Damals brachte die Bibel 5.000 Mark ein. 
Im Weltkrieg wurde die in einen Berliner Keller ausgelagerte Schrift bei einem Bombentreffer und dem sich anschließenden Feuer und Löscheinsatz schwer beschädigt. "Fast alle Seiten waren miteinander verklebt", sagt Jeannette Lamble, Sprecherin der Staatsbibliothek. "Die Bibel ließ sich seither nicht mehr aufschlagen." Erst zwischen 1997 und 2007 konnte die Handschrift im Rahmen eines internationalen Projektes restauriert werden. Erfurt strebt seit zwei Jahren an, dass die vielen Sachzeugnisse jüdischen Lebens der Stadt zum Welterbe erklärt werden."   
  
September 2011: Das jüdische Ritualbad (mittelalterliche Mikwe) kann ab dem 4. September 2011 besichtigt werden    
Lokalinfo des "Freien Rundfunks Erfurt International" (Mitteilung online mit audio; von Ragna Amling) vom 8. August 2011: 
"Eröffnung der Mikwe am 4. September. 
Im Mittelalter nahm die jüdische Gemeinde in Erfurt eine herausragende Stellung in Europa ein. Das sieht man unter anderem daran, dass die Alte Synagoge und die Kleine Synagoge im Kern der Altstadt sehr nahe beieinander liegen. Ganz in der Nähe, am Ufer der Gera nahe der Krämerbrücke, wurde 2007 ein außergewöhnlicher Fund gemacht. Bei Ausgrabungen ist dort eine Mikwe, ein jüdisches Kultbad aus dem Mittelalter, entdeckt worden. 
Neben Synagoge und Friedhof ist die Mikwe einer der wichtigsten Orte einer jüdischen Gemeinde. Die religiöse Reinigung durch das Untertauchen im rituellen Bad wird nur richtig vollzogen, wenn das Bad mit 'lebendigem Wasser', möglichst Grundwasser, gespeist ist. Durch die Nähe zur Gera war die Wasserversorgung des Bades in Erfurt immer gewährleistet.
Auf den außergewöhnlichen Fund folgten rege Diskussionen, wie man die Mikwe Besuchern zugänglich machen könne und wie gleichzeitig die historische Unversehrtheit gewährleistet bliebe. Nicht zuletzt ging es auch um das äußere Bild des historischen Ortes. Schließlich kann man damit rechnen, dass Besucher aus aller Welt nach Erfurt kommen, um das einzigartige Kultbad zu sehen und etwas über die jüdische Geschichte und Kultur zu lernen.
Am 4. September wird die Mikwe um 10:30 Uhr nach vier Jahren intensiver archäologischer und restauratorischer Arbeit für die Öffentlichkeit zum Besuch freigegeben. Julia Roos, die für Museumspädagogik und Öffentlichkeitsarbeit für das jüdische Leben in Erfurt zuständig ist, erklärt, wie der Zugang für die Besucher gestaltet wird.
'Die Mikwe selbst ist von einem Schutzbau überbaut worden, der sich öffnen lässt, so dass man das Baudenkmal selbst besichtigen kann, also die archäologischen Zeugnisse sehen kann, und der Zugang, der barrierefreie, wird von Seiten des Flusses her sein. Also wenn man am Kreuzsand steht, in der Kreuzgasse, kann man an der Gera entlang eine Rampe nach unten fahren, also zwischen Fluss und Mikwe im Grunde, und so von vorne das Gebäude betreten.'
Der Audioguide der Alten Synagoge wird um einen Abschnitt zur Mikwe erweitert. Bei der Mikwe werden am Schutzbau selbst Infotafeln und Ausstellungstafeln aufgestellt, die sowohl den Ritus des Ritualbades, als auch die Bau- und Nutzungsgeschichte der Mikwe und die Umgebung, Nachnutzung und archäologischen Funde erklären.
'Die Mikwe gehört dann mit zum Verantwortungsbereich der Alten Synagoge, weil die beiden Bauten ja auch zusammen gehören und Orte der jüdischen Gemeinde im mittelalterlichen Erfurt gewesen sind. Und dementsprechend ist der Besuch der Mikwe unabhängig von der Alten Synagoge möglich aber eben auch in Kombination zur Alten Synagoge.'
Außerdem wird es möglich sein, dank einer entsprechenden Beleuchtung Tag und Nacht von außen durch ein Fenster im begehbaren Dach des Schutzbaus in das Gebäude hineinzusehen. Der Besuch der Mikwe ist ab 4. September dienstags bis sonntags von 10:00 - 18:00 Uhr kostenfrei möglich. Am Benediktsplatz an der Krämerbrücke durch die Kreuzgasse am Kreuzsand findet man die Mikwe am Ufer der Gera. Weitere Informationen können auf www.alte-synagoge.erfurt.de  nachgelesen werden."    
  
Erfurt PA Mik082011.jpg (73662 Byte)Zur künftigen Präsentation der Mikwe siehe eine Seite auf der Website der Architekten gildehaus.reich 
(von hier die Abbildung links)   
Projektbeschreibung auf einer pdf-Datei (Projektblatt) der Architekten gildehaus.reich  

Dazu ein Artikel von Andreas Göbel in der "Thüringer Allgemeinen" vom 25. August 2011: "Neue Hülle für Erfurter Mikwe" (Linkpdf-Datei)  
 
September 2011: Eröffnung der für die Besichtigung freigegebenen mittelalterlichen Mikwe  
Artikel in der "Thüringer Allgemeinen" vom 5. September 2011: "Mikwe der Öffentlichkeit übergeben" (Link zum Artikel; auch als pdf-Datei eingestellt)    
Ausstellung in der Alten Synagoge bis Januar 2012 über Ritualbäder 
Artikel in "Deutschland today" vom 5. September 2011: "Sonderausstellung in der Alten Synagoge: Jüdische Ritualbäder - fotografiert von Peter Seidel" (Link zum Artikel)  
 
Januar 2012: Historischer Wasserstand in der Mikwe 
Artikel in "Deutschland today" vom 24. Januar 2012: "Historischer Wasserstand in der Mikwe. Sensationellen Einblick in das mittelalterliche Tauchbad. Erfurt (dp) - Die mittelalterliche Mikwe kann zurzeit mit ihrem historischen Wasserstand besichtigt werden...."   
Link zum Artikel    
 
September 2012: Der Schlussstein der zweiten Synagoge wurde entdeckt 
Beitrag auf einem in YouTube eingestellten Video.     
 
 
Januar 2018: Können die Reste der zweiten Synagoge wieder ausgegraben werden?    
Artikel von Esther Goldberg in der "Thüringer Allgemeinen vom 9. Januar 2018: "Zweite Synagoge liegt in der Erde hinter dem Erfurter Rathaus. Spannend erzählte Geschichte am Sonntagabend in der Alten Synagoge
Erfurt. 'Wir werden die zweite Synagoge ausgraben'. – Darauf hofft Unesco-Weltkulturerbe-Beauftragte Dr. Maria Stürzebecher seit Jahren. Und sie verwies erneut während des Rundgangs Sonntag Abend in der Alten Synagoge darauf.
Die Sonderausstellung 'Gekommen, um zu bleiben? – die zweite jüdische Gemeinde in Erfurt 1354-1454' findet offensichtlich große Beachtung. Denn beinahe hätte die Alte Synagoge wegen Überfüllung geschlossen werden müssen – trotz des widrigen Wetters. Maria Stürzebecher erklärte die einhundertjährige Geschichte der zweiten jüdischen Gemeinde mit all ihren Höhen und Tiefen. Sie kennt sich bestens aus – denn sie hat gemeinsam mit der Historikerin Dr. Meike Lämmerhirt aus Mannheim diese Ausstellung kuratiert. Und zeigt sich durchaus erstaunt, dass nur fünf Jahre nach dem Pogrom von 1349 wieder erste jüdische Familien siedelten. Notiert ist das in dem sogenannten Judenbuch, das normalerweise unter Verschluss ist und derzeit in der Alten Synagoge ausgestellt wird. Maria Stürzebecher gelingt in 80 Minuten eine Geschichtsstunde voller Spannung. Geschichte, die natürlich heute noch Spuren zeigt. Beispielsweise in der Moritzstraße, am Großen Speicher. Der Speicher entstand auf den Trümmern des jüdischen Friedhofes. Deshalb wurden dort einige Grabsteine gefunden, andere Grabsteine wurden für den Bau des Speichers mit genutzt. Auch die Debatte um die zweite Synagoge, sie befindet sich hinter dem Rathaus unter dem Parkplatz, bleibt so lebendig. 'Ich bin mir sicher, dass wir sie irgendwann aus den Trümmern holen', ist Maria Stürzebecher überzeugt. Der Schlussstein dieser Synagoge wurde ja 2012 entdeckt und ist Teil dieser Ausstellung. Der Mainzer Erzbischof ist bis 1354 Schutzherr der Juden. Doch irgendwann kündigt der Stadtrat den Judenschutz auf und begründet es gegenüber dem Erzbischof mit wirtschaftlichen Gründen. Erst einige Zeit später wird der Antisemitismus erkennbar, auf dem diese Entscheidung basierte. Die sogenannte Schuldentilgung sorgt dafür, dass die ersten Juden wieder aus Erfurt abwandern. Denn die Kredite, die Juden anderen Erfurtern gaben, wurden ihnen von König Wenzel entrissen. Auf diese Weise geraten jüdische Kaufleute in wirtschaftliche Not und entscheiden sich zu gehen. Damit wird das Ende der zweiten jüdischen Gemeinde eingeläutet. 1458 (korrigiert für falsch: 1354) leben keine Juden mehr in der Stadt – und das wird 300 Jahre lang so bleiben. 'Juden waren damals in der sehr christlich orientierten Stadt die einzige Minderheit – und waren der Willkür der Mächtigen ausgeliefert', so Maria Stürzebecher.
In diesem Monat und im Februar gibt es vier weitere Führungen durch die Sonderausstellung, die noch bis zum 8. April in der Alten Synagoge zu sehen ist. Am 8. Februar geht es beispielsweise um den verlorenen Erfurter Schatz, der 1876 während der Vorarbeiten für den Rathausbau gefunden wurde. Von den zwei Kilo Gold ist nahezu nichts mehr auffindbar."  
Link zum Artikel     
 
September 2018: Neue Hinweisschilder - auch vor dem "Steinernen Haus"   
Artikel in der "Thüringer Allgemeinen" vom 19. September 2018: "Hinweisschilderverweisen auf Jüdische Geschichte.
Carmen Hildebrandt, Tobias J. Knoblich und Kathrin Hoyer vor der neuen Tafel am 'Steinernen Haus'. Seit gestern sind das jüdische Erbe der Stadt und die Welterbe-Bewerbung im unmittelbaren Stadtzentrum noch sichtbarer: Zwei Fenster der Tourist-Information, die auf die Rathausgasse blicken, wurden neu gestaltet. In unmittelbarer Nachbarschaft erhielt mit dem 'Steinernen Haus' im Komplex Benediktsplatz 1 ein weiterer Baustein des jüdisch-mittelalterlichen Erbes eine Hinweistafel. Neben der Alten Synagoge und der Mikwe ist das Steinhaus der dritte Bestandteil der Bewerbung um den Titel 'Unesco-Welterbe' und darf 2021 eingereicht werden..."  
Link zum Artikel (kostenpflichtig)    
 
Oktober 2019: 10 Jahre "Alte Synagoge Erfurt" - Foto-Bildband zur Alten Synagoge erschienen - Sonderausstellung zu sehen
Anmerkung: Vom 27. Oktober 2019 bis 3. Mai 2020 zeigt die Alte Synagoge die Sonderausstellung "Alte Synagoge Erfurt. Perspektiven' Eine fotografische Spurensuche von Ulrich Kneise und Marcel Krummrich. Zum 10-jährigen Jubiläum des Museums Alte Synagoge werden die zahlreichen 'ikonischen' Motive wie Hochzeitsring oder Westfassade künstlerisch neu interpretiert. Ulrich Kneise aus Eisenach und Marcel Krummrich aus Erfurt treten in einen Dialog, ergänzt durch Essays von Elena Rauch und Henryk Goldberg. Ungewöhnliche Einblicke, spektakuläre Perspektiven und scheinbar Alltägliches verblüffen in einer großen Ausstellung in allen Etagen der Synagoge. Zur Ausstellung ist ein Bildband erschienen. 
Artikel von Frank Karmeyer in der "Thüringer Allgemeinen" vom 21. Oktober 2019: "Neuer Blick auf Erfurts Alte Synagoge.
Erfurt Bildband zum zehnjährigen Bestehen des Erfurter Museums. Fotos von Marcel Krummrich und Ulrich Kneise

Einen neuen und künstlerischen Blick auf die Alte Synagoge und den dort ausgestellten Schatz eröffnen die Fotografien von Marcel Krummrich und Ulrich Kneise: Fast auf den Tag genau zehn Jahre besteht das Museum nun, das sich mit einem Bildband und einer dazugehörigen Ausstellung selbst und die Besucher beschenkt..." 
Link zum Artikel  
Biographischer Hinweis: Alte Synagoge Erfurt - Old Synagogue Erfurt: Eine fotografische Spurensuche - A Photographic Search for Traces of the Past. Von Hardy Eidam (Hrsg.), Annegret Schüle (Hrsg.) Maria Stürzebecher (Autor), Ulrich Kneise (Fotograf), Marcel Krummrich (Fotograf), Krister G. E. Johnson (Übersetzer). Verlag Bussert Dr. + Stadeler 2019. ISBN 978-3942115841.  € 19,90.  
 
Oktober 2019: Feier zum 10-jährigen Bestehen des Museums "Alte Synagoge Erfurt" 
Artikel von Elenau Rauch in der "Thüringer Allgemeinen" vom 25. Oktober 2019: "Alte Synagoge in Erfurt: Die Zukunft am Ort der Vergangenheit.
Erfurt
Vor zehn Jahren wurde die restaurierte Alte Synagoge in Erfurt als Museum eröffnet. Zum Jubiläum gibt es am Samstag eine Nacht voller Veranstaltungen.
Kuratorin Maria Stürzebecher vor Modellen des einstigen Gotteshauses in der Ausstellung der Alten Synagoge von Erfurt. Der historische Bau ist die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa.
925 Jahre. Auf dieses Alter datieren Wissenschaftler die Holzbalken in den ältesten Mauerresten. Sie wurde umgebaut, erweitert, aufgestockt. Um 1250 entstand die Fassade mit dem markanten Rosettenfenster. Die Synagoge war das Herz einer blühenden jüdischen Gemeinde im mittelalterlichen Erfurt. Bis zu jenem Märztag 1349, als der Mob die jüdischen Nachbarn erschlug, sie in den Feuertod trieb, die wenigen Überlebenden aus der Stadt trieb. Die neuen Besitzer nutzten die Synagoge als Lagerhaus, zogen Holzdecken ein, brachen Wände für Toreinfahrten auf. Dann wurde sie Wirtshaus. Hier floss Bier, im Obergeschoss, unter prunkvoller Empore, tanzten sie Polonaise, im Keller rollten Bowlingkugeln. Dass dies einst ein geweihter Ort war, wusste da schon niemand mehr. Dieses Vergessen war auch ihr Schutz, sie überdauerte die Zeitläufe im Verborgenen.
Jahresringe der Stadt. Bis vor mehr als 30 Jahren die Denkmalschützerin Rosita Petersheim unter den steinernen Häuten die einstige Synagoge erkannte. Es war eine behutsame Sanierung. Sie gab dem Ort seine Würde zurück, ohne die Brüche und Narben der Zeit verschwinden zu lassen. Auch das macht seine Aura heute aus. Jahresringe der Stadt. In das Kellergeschoss zog der Schatz ein, den ein jüdischer Kaufmann, sehr wahrscheinlich hieß er Kalman von Wiehe, ganz in der Nähe unter einer Kellertür vergrub, das drohende Pogrom ahnend. Die Alte Synagoge wurde zu einem Ort, der erinnert, dass es vor mehr als 900 Jahren ein reiches jüdisches Leben in dieser Stadt gab. Und was sie sich selbst genommen hat, als sie für Jahrhunderte die letzten Juden vertrieb.
Teile des Schatzes waren schon in New York zu sehen, in Paris, in London. Er hat auch den Ort bekannt gemacht, an dem er heute aufbewahrt wird. Und es geht immer weiter, bemerkt Maria Stürzebecher, Kuratorin und Beauftragte für das Unesco-Welterbe der Stadt. Die Forschungen am jüdischen Erbe bringen immer mehr Erkenntnisse zutage. Manchmal sind es winzige Details. Der kunstvolle Silberschlüssel aus dem vergrabenen Schatz zum Beispiel. Wofür wurde er verwendet? Als Schmuckstück getragen, um Hab und Gut auch am Shabbat zu schützen, wenn jegliche Arbeit ruhen musste? Eine israelische Kollegin vermutet das. Puzzlestücke eines längst verwehten Alltags. Wer fertigte überhaupt all den Schmuck an? Wer die Inschriften auf den Grabsteinen? Was, fragt Maria Stürzebecher, kann man herausfinden über jüdische Handwerker im mittelalterlichen Erfurt? Viele Schriftquellen aus dem Stadtarchiv sind noch nicht erschlossen, immer wieder spülen Bauarbeiten alte jüdische Grabsteine an die Oberfläche. Und wer weiß, bemerkt die Kuratorin, worauf wir noch stoßen. Sie jedenfalls, traue dieser Stadt noch einiges zu.
Stadt bemüht sich um den Welterbetitel. Die Alte Synagoge, die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa, ist das Herzstück, mit dem sich die Stadt mit ihrem mittelalterlichen jüdischen Erbe um den Welterbetitel bemüht. Im Februar 2021, so Maria Stürzebecher, wird der Antrag in Paris eingereicht. Eine aufwendige detaillierte Dokumentation, an der die Fachleute derzeit arbeiten. Anderthalb Jahre hat dann die Unesco-Beraterorganisation Icomos Zeit, um den Antrag zu prüfen. Im Sommer 2022 tagt die Kommission, dann wird die Entscheidung fallen. Dieser Ort der Vergangenheit ist ein Ort der Zukunft.
Besucher treffen am Eingang Vera Barabaner. Sie arbeitet in der Alten Synagoge, empfängt Gäste, beantwortet Fragen. Sie gehört zur Jüdischen Gemeinde der Stadt, kam vor 13 Jahren aus Weißrussland. Manchmal, bevor die ersten Besucher kommen, betritt sie den Raum im Erdgeschoss, gibt sich seiner Stille hin. Versucht sich vorzustellen, wie sie hier ihre Gebete sprachen, wie der Kantor sang, wie das Licht in den Öllampen flackerte. Dieser Ort, spürt sie dann, hat auch mit ihr zu tun. Ein Band durch die Jahrhunderte. Es gibt Menschen in dieser Stadt, für die ist die Alte Synagoge auch ein Ort der Vergewisserung.
Eine ganze Nacht lang Geburtstagsfeier. Am morgigen Samstag feiert die Alte Synagoge Erfurt ihr zehnjähriges museales Bestehen mit einer Nacht voller Veranstaltungen. Geöffnet ist sie ab 17 Uhr, Kinder erwartet ein spezielles Programm. Nach einem Festakt gibt es Konzerte unter anderem mit sephardischen Liedern, eine Podiumsdiskussion über jüdische Gegenwart und Zukunft, Führungen, ein Theaterstück. Dani Levys Film 'Alles auf Zucker' wird gezeigt. Gegen 21.30 Uhr wird eine Ausstellung mit Fotografien von Marcel Krummrich und Ulrich Kneise, die das mittelalterliche Erbe aus neuen Perspektiven zeigen, eröffnet. Am Morgen wird zu einer Andacht mit Rabbiner Alexander Nachama geladen."
Link zum Artikel   

     
   
  
Die Synagogen des 19./20. Jahrhunderts         
     
Erster Betsaal im 19. Jahrhundert und die "Kleine Synagoge"  

Für die Gemeinde des 19. Jahrhunderts war bereits seit 1806 einen Betsaal im Haus des David Salomon Unger eingerichtet. 1823 beschloss die Gemeinde, eine Synagoge zu bauen und gründet einen Bauverein. Man erwarb das Haus "Zur Weinkrause" (Grundstück Nr. 2433 hinter dem Rathaus) für 475 Taler. In ihm konnte ein größerer Betsaal eingerichtet werden. Seitdem wurde das Gebäude "Juden-Bethaus" genannt. Auch eine Mikwe dürfte damals im Untergeschoss eingerichtet worden sein. Ende der 1830er-Jahre musste das Gebäude wegen seines schlechten Bauzustandes abgebrochen werden. An derselben Stelle wurde eine Synagoge erbaut, die am 10. Juli 1840 durch Rabbiner Dr. Ludwig Philippson eingeweiht werden konnte (heutige "Kleine Synagoge", Standort An der Stadtmünze 5). Es handelte sich um einen zweigeschossigen Bau mit klassizistisch geprägter Fassade und Innenausstattung. Im Keller befand sich eine Mikwe. 
   
Die Einweihung der Synagoge am 10. Juli 1840 

Erfurt AZJ 25071840.JPG (226265 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Juli 1840: "Erfurt, 14. Juli (1840). Am 10. dieses Monats fand für die hiesige Gemeinde eine sehr erhebende und bedeutungsvolle Feier statt, die Einweihung ihrer neuen Synagoge. Indem ich mir vorbehalte, über die Geschichte und den Zustand dieser Gemeinde mit Nächstem ausführlich zu berichten, bemerke ich nur, dass mit dieser Feier, da die Gemeinde die Erlangung der Korporationsrechte erst binnen Kurzem erwartet, dieselbe wenigstens von kirchlicher Seite als Gemeinde Israels konstituiert werden. Auf klassischem Boden, nämlich auf dem, wo vor der großen Mordverfolgung im Jahre 1347, die Hauptsynagoge der 6.000 Seelen fassenden Gemeinde stand, sich erhebend, in einfachem, aber sehr geschmack- und würdevollen Stile, ward diese Synagoge der Gemeinde ein großes Opfer, welches allein den Bemühungen des Vorstehers, Herrn Engel, zu verdanken steht. Es war die Absicht, der Gemeinde durch eine recht würdevolle Feier die Einweihung zugleich zu einem Wendepunkte der Entwicklung der Gemeinde zu machen. Daher berief sie zu dem Akte den Dr. Philippson aus Magdeburg, und die Kantoren Königsberger aus Dessau. Letztere hatten die israelitische Jugend zu einem Chore gebildet, welcher das Möglichste leistete. Der Feier in dem sinnig geschmückten Tempel wohnte die Generalität der Besatzung, der ganze löbliche Magistrat, eine Deputation der Herren Stadtverordneten, die höchsten Mitglieder der Gerichte usw. bei. Mehrere der Honoratioren einzuladen gestattete der Raum nicht. Von der hohen königlichen Regierung konnte kein Mitglied zugegen sein, da zufällig die feierliche Vereidigung der Herren Landräte um dieselbe Stunde stattfand. Von der Geistlichkeit der Stadt war niemand erschienen, da der Superintendent sich veranlasst gefühlt, tags zuvor die Herren durch ein Zirkular (Rundschreiben) darauf aufmerksam zu machen, dass kein christlicher Geistlicher nach einer königlichen Kabinettsorder vom Jahre 1821 eine Synagoge besuchen darf. Dagegen fanden sich die Herren Professoren des Gymnasiums ein. Von der Umgegend waren viele Israeliten zusammengeströmt. Nach einer einleitenden Musik begann ein Duett und Chor Mah towu ('wie lieblich...'), worauf die Gemeinde in Responsorien Psalm 105,1-8 sang. Alsdann trat der oben genannte Geistliche vor das Pult, und hielt das Weihegebet nach 1. Könige 8,23 etc. Die Gemeinde fuhr in Responsorien mit Psalm 33,13-22 fort. Hierauf wurden die Torarollen in feierlichem Zuge abgeholt, und bei ihrem Eintritt vom Vorbeter und Chor mit Posaunenbegleitet Seu Schearim (öffnet die Tore...) angestimmt. Der Geistliche   
Erfurt AZJ 25071840b2.jpg (92055 Byte)sprach Schähächeinu (gemeint Segensspruch: der du uns Leben gegeben hast), und die sieben Umzuge begannen, welche in feierlicher Haltung ein Terzett ohne Musik und Hosianna's begleitete. Dem erhebenden vom Geistlichen gesprochenen Sch'ma antwortete der Chor mit Patechu li (öffnet mir...). Alsdann betrat der Geistliche die Kanzel, und sprach über 1. Mose 28,17, vom Zwecke, von der Bestimmung und von der rechten Heiligung dieser Stätte. Ihr folgten ein schöner, deutscher Choral, das Gebet für König und Vaterland, eine Weiharie, der Segen, und Psalm 150, vom Chore mit Posaunen trefflichst exekutiert. Vor Letzterem sprach noch Herr Dr. Unger über die Geschichte der Gemeinde und Synagoge kurz, aber in gediegener und besonders freimütiger Haltung. Diese ganze Feier wurde mit wahrhafter Erhebung und im stimmendsten Takte vollzogen, und die Gemeinde dadurch auch zu wesentlichen Schritten auf den Wegen der Fortbildung bestimmt. Auf die Aufforderung eines Buchhändlers allhier überließ der Dr. Philippson seine Predigt demselben zum Drucke."       

Hinweis auf die Predigt zur Einweihung der Synagoge (1840)  

Erfurt AZJ 24101840.jpg (71422 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Oktober 1840: "Magdeburg, 11. Oktober (1840). Angekommen: Predigt zur Einweihung der neuen Synagoge in Erfurt, den 10. Juli 1840 gehalten von Dr. Ludwig Phillipson, Geistlicher der Israelitischen Gemeinde zu Magdeburg. (Der Ertrag ist für einen milden Zweck bestimmt!) Erfurt, Otto. 1840. In der Einleitung werden die Gefühle geschildert, die bei Einweihung eines Gotteshauses vorwalten, in I. der Zweck als Gotteshaus überhaupt und israelitisches Gotteshaus insbesondere, in II. die Bestimmung und in III. die rechte Heiligung durch würdevollen Gottesdienst und religiöse Vervollkommnung des Besuches - besprochen -."  

   
In den 1870er-Jahren war die Synagoge von 1840 für die Gemeinde viel zu klein geworden (ca. 450 Gemeindeglieder). Zunächst dachte man an einen Umbau und eine Vergrößerung der bisherigen Synagoge, entschied sich dann jedoch für einen Neubau. 
Zur "Wiederentdeckung" der "Kleinen Synagoge" 1992/93 siehe Presseberichte unten.

    
 
Die Einweihung der "Großen Synagoge" sowie Einrichtung eines orthodoxen Betsaales (1884)  
   
Eine neue Synagoge konnte nach anderthalbjähriger Bauzeit am 4. September 1884 durch Rabbiner Dr. Theodor Kroner eingeweiht werden (Standort: Kartäuserring 14). Die Entwürfe stammten von dem Frankfurter Architekten S. Kusnitzky; die Bauleitung hatte der Erfurter Architekt E. Reling. Es handelte sich um einen Kuppelbau mit etwa 500 Plätzen. 
   
Einweihung der Großen Synagoge (1884) 

Erfurt Jeschurun AF 091884 604.jpg (58802 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" vom September 1884 S. 604-605: "Erfurt, 7. September (1884). Die neu erbaute Orgel-Synagoge wurde am Freitag durch die Rabbiner Dr. Kroner und Dr. Karo eingeweiht. Das ist also derselbe Dr. Kroner, welcher sich im vorigen Jahre so sehr gegen eine Orgel sträubt und sogar mit Amtsniederlegung drohte. Damals erklärte er die Einführung einer Orgel in die Synagoge als gegen das Religionsgesetz verstoßend, und jetzt? Was hat denn den Herrn Rabbiner dazu bewogen, seine Ansicht so zu ändern? Oder sagen wir lieber, die Ansicht wird wohl dieselbe sein, nur die Tat entspricht ihr nicht. Und ich denke, das sei schon genug. Ist es eines Rabbiner würdig, sich so von der Gemeinde führen zu lassen, da er doch die Gemeinde führen sollte? - Sapienti sat!" 

  
Einrichtung eines orthodoxen Betsaales (1884)  

Erfurt Israelit 11091884.jpg (46785 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1884: "Erfurt, 6. September (1884). Verflossenen Freitag wurde die hiesige, neu erbaute Orgel-Synagoge eingeweiht. Die Rabbinen Dr. Kroner und Dr. Karo vollzogen den Weiheakt. - Zehn Familien haben sich zu einer Separat-Gemeinde vereinigt und einen besonderen Gottesdienst eingerichtet, weil sie die Reformsynagoge nicht besuchen werden. Möge diese junge, gesetzestreue Gemeinschaft erstarken und zu höher Blüte gelangen!"  
   
Zuerich Israelit 10111884.jpg (131777 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1884: "Zürich, November (1884). Bezugnehmend auf eine Korrespondenz Ihres geschätzten Blattes in Betreff der projektierten Aufstellung eines Harmoniums in der hiesigen neuerbauten Synagoge muss ich Ihnen leider heute mitteilen, dass nicht nur bis heute dasselbe nicht aus der Synagoge entfernt wurde, sondern der Gottesdienst findet sogar mit Damengesang statt. Unter solchen Verhältnissen dürfen doch die hiesigen religiösen Mitglieder der Gemeinde nicht schweigen und sind vor Gott und ihrem Gewissen verpflichtet, gegen diese gesetzwidrige Neuerung Protest einzulegen, sowie dieselben laute Entscheid der größten rabbinischen Autoriten, - solange diese Neuerung in der Synagoge stattfindet, - weder an dem öffentlichen Gottesdienst teilnehmen, noch überhaupt die Synagoge betreten dürfen. Aus diesem Grund geht der wiederholte Ruf an die religiös gesinnten Mitglieder hiesiger Gemeinde! Vereinigt Euch zu gemeinsamem Vorgehen gegen die ohne Genehmigung der Gemeinde, vom Vorstande allein eingeführte Neuerung, da Euch vom Religionsgesetz aus nichts anderes übrig bleibt, als aus der Gemeinde auszutreten oder die Entfernung dieses spezifisch kirchlichen Instruments aus der Synagoge herbeizuführen. (In Erfurt hat sich neuerdings in Folge der Einführung eines ähnlichen Instrumentes in der Synagoge eine Separatgemeinde gebildet, deren gemietetes, anspruchsloses Lokal während der hohen Feiertage zahlreicheren Besuchs zu erfreuen hatte, als die neuerbaute, prachtvolle Synagoge. - Red.). 

  
Judenhetze mit Angriffen auf die Synagoge (1923) 

Erfurt Israelit 08111923.jpg (284063 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1923: "Von der Judenhetze
Erfurt, 21. Oktober (1923). Am Schluss der letzten öffentlichen Stadtverordnetensitzung brachte Stadtverordneter Heß (Dem.) die folgende Anfrage ein: 'Ist der Magistrat in der Lage, die Ruhe und persönliche Sicherheit der Erfurter Bürger jüdischen Glaubens zu verbürgen?'   Zur Begründung seiner Anfrage, deren Dringlichkeit von der Versammlung bejaht wurde, führte Heß u.a. aus: In den letzten Tagen allein seien ihm einige 50 dringende Hilferufe wegen der systematischen Hetze gegen jüdische Mitbürger zugegangen, die Tag und Nacht den stärksten Belästigungen ausgesetzt seien. Starke Gruppen junger Leute, deren Zahl auf über 200 festgestellt wurden, die untereinander durch Radfahrerpatrouillen Fühlung behalten, stellen am hellen Tage jüdische Mitbürger auf der Straße und belästigen sie mit Hepp-Hepp-Rufen; selbst von Rädern werden sie herabgezogen und aus Cafes herausgeholt. Kürzlich wurden sogar während des Gottesdienstes die Fenster der Synagoge eingeworfen, die Tür aufgerissen und der Gottesdienst durch 'Hepp-Hepp'-Rufe gestört; in diesem Falle wurde der Täter ertappt und verprügelt, aber leider wurde unterlassen, seinen Namen festzustellen, um zu ermitteln, welcher Organisation er angehört. Des Nachts werden systematisch Fenster in jüdischen Wohnungen eingeschlagen, in letzter Nacht erst wieder an fünf verschiedenen Stellen. Zäune werden niedergerissen, ja man benutzt sogar den Fernsprecher, um jüdische Frauen durch falsche Nachrichten über ihre Ehegatten in Angst und Schrecken zu versetzen. Eine große Anzahl jüdischer Mitbürger, auch er (Redner), steht auf der Femeliste, allerdings auch der Regierungspräsident Tiedemann und Oberbürgermeister Dr. Mann, obwohl beide keine Juden seien. Er habe bei dem Polizeipräsidenten wegen dieser schweren Belästigungen nachdrücklich Klage geführt und von diesem auch die Zusicherung erhalten, mit allen Mitteln hiergegen einschreiten zu wollen. Aber er halte es auch für seine Pflicht, öffentlich auf diese den jüdischen Mitbürgern drohenden Gefahren hinzuweisen und alle anständig gesinnten Menschen zum Schutze gegen diese Ausschreitungen aufzurufen.   
Oberbürgermeister Dr. Mann wendet sich mit scharfen Worten gegen das geschilderte Treiben. Die Anfrage richte sich an den Magistrat. aber für die öffentliche Sicherheit zu sorgen, sei die Aufgabe der Polizei, die bekanntlich der Stadt mit der Verstaatlichung aus der Hand genommen sei. Er müsse gleichwohl aufs tiefste bedauern, dass solche Niederträchtigkeiten aus dem dunklen Hinterhalt geschehen, und er erwarte, dass die Verüber endlich einmal gestellt und der verdienten Strafe übergeben würden. Er werde mit dem Herrn Polizeipräsidenten Rücksprache nehmen, damit diesem Treiben gesteuert werde. 
Stadtverordneter Bottke (Dem.) ergänzt die Schilderungen des Stadtverordneten Heß durch eine Reihe weiterer Einzelheiten. Stadtverordneter Görbing (V.S.P.D.) stellt fest, dass diese jungen Leute alle das Hakenkreuzabzeichen tragen; kürzlich wurde ein Student aus der Goethestraße als ein solcher Hakenkreuzler festgestellt, der auf der Straße andere Leute belästigte. Er machte ferner darauf aufmerksam, dass auch noch in vielen Dienststellen das Hakenkreuz von Beamten getragen werde, ohne dass die Behörden dagegen einschreiben. Mit der Pflichten gegen die Republik stehe das nicht in Einklang.       
Vorsteher Benda findet es unverständlich, dass in einem Stadtgebiet, das schon seit langer Zeit als gefährdet gemeldet ist, solcher grober Unfug, wie er erst letzte Nacht verübt wurde, unbemerkt geschehen konnte. Er hoffe, dass die Aussprache mit dem Polizeipräsidenten endlich Abhilfe schaffe."   

Schändung der Synagoge (März 1926)   

Erfurt CV 26031926.jpg (101529 Byte)Artikel in der Zeitschrift des "Central-Vereins" (CV-Zeitung) vom 26. März 1926: "Neue Schandtaten in Erfurt. 
Die grauenvolle Nachricht von der Friedhofsschändung in Erfurt ist noch nicht völlig verklungen und schon kommt aus diesem Mittelpunkt wüstester völkischer Agitation eine neue empörende Kunde. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag gegen 1/2 3 Uhr nachts sind vier Fenster der Erfurter Synagoge von Bubenhand zertrümmert worden. Die Polizei hat in diesem Fall die Täter leider noch nicht ergreifen können. Es ist nur zu hoffen, dass Ermittlungen nach dieser Richtung zu Ergebnissen führen und dass die gerichtliche Ahndung auch dieser Schandtat die jungen Burschen dieser Art nicht nur in Erfurt belehrt, dass derartige Bubenstücke in einem geordneten Staatswesen und unter zivilisierten Menschen nicht vollführt werden dürfen.  
Wie wir hören, betreibt die Erfurter Justizbehörde die Verfolgung der Friedhofsschänder mit größter Energie. Bereits am 30. dieses Monat findet die Hauptverhandlung gegen die drei Täter statt. Der Oberstaatsanwalt wird persönlich die Anklage vertreten. Auch die städtischen Behörden haben ihre Entrüstung über die den Namen Erfurts beschmutzende Schandtat zum Ausdruck gebracht. Vor Beginn der Stadtverordnetensitzung am 19. März drückte der Stadtverordnetenvorsteher im Namen der Stadtverordneten sein Bedauern über die letzten Erlebnisse aus."   

      
Einbruchsversuche in der Synagoge (1928)        

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 2. März 1928: "Erfurt. (Einbruchsversuch in der Synagoge). Vor einigen Tagen wurde in der Nacht wieder ein Einbruch in der hiesigen Synagoge versucht. Beim Eindrücken einer Fensterscheibe wachte der im oberen Stockwerk der Synagoge wohnende Kastellan auf und sah von seinem Fenster aus den Einbrecher bei der Arbeit. Als dieser sich beobachtet fühlte, suchte er nach Überklettern des Zaunes schleunigst das Weite. Es ist dies bereits das vierte Mal, dass Einbrecher nachts die Synagoge heimsuchten."           

   
In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt. Das verwendete Benzin und den anschließenden Abbruch der Synagogenruine musste die jüdische Gemeinde bezahlen.     
    
    
    
Die Synagoge nach 1945   
    
Nach 1945 entstand ein erstes jüdisches Gemeindezentrum in gemieteten Räumen Am Anger 30/32, später traf sich die Gemeinde in der Lachsgasse 8. Seit April 1946 bemühte sich die jüdische Gemeinde um die Rückübertragung des Synagogengrundstückes. Im März 1947 waren ihre Bemühungen erfolgreich. 1951 konnte mit dem Bau einer neuen Synagoge begonnen werden (Grundsteinlegung am 9. August 1951). Am 31. August 1952 (10. Ellul 5712) wurde die neue Synagoge mit Gemeindezentrum durch Landesrabbiner Dr. Martin Riesengruber feierlich eingeweiht. 1985 wurde sie renoviert. Im Sommer 2012 konnten das 60-jährige Bestehen der Neuen Synagoge gefeiert werden.     
    
Die "Kleine Synagoge" an der Stadtkirche wurde Ende der 1980er-Jahre als ehemalige Synagoge "wiederentdeckt". 1992 wurde das Gebäude als Kulturdenkmal in die Denkmalliste des Landes Thüringen eingetragen. Der Gemeinderat der Stadt beschloss im Dezember 1992 die Einrichtung einer "Begegnungsstätte zur Erforschung und Vermittlung jüdischer und deutsch-jüdischer Regionalgeschichte". 1993 begannen die Bauuntersuchungen. 1994/95 erfolgte die Rohbausanierung des Gebäudes. Am 9. November 1988 konnte das Gebäude neu eingeweiht werden. 
   
   
   
Weitere Berichte zur Geschichte der Synagogengebäude des 19./20. Jahrhunderts        
Artikel über die Geschichte und die "Wiederentdeckung" der "Kleinen Synagoge" 

Erfurt Synagoge a170.jpg (239932 Byte)Artikel von Christian Schneider, dpa in der Ostthüringer Zeitung vom 13. Januar 1997 (Artikel wurde zur Verfügung gestellt von Jürgen Wachsmuth): "Auf Spuren-Suche in der Thüringer Denkmal-Landschaft - Erfurter Synagoge wiederentdeckt.  Erfurt. Heute würde Baurat Schultze die Prüfung über städtebauliche Gestaltungsrichtlinien wohl nicht bestehen. Zum Antrag, den Giebel der Erfurter Synagoge über einen Arm der Gera ragen zu lassen, notierte er: 'Hinderlich ist dieser Überbau nicht, und es wird derselbe nicht schlecht aussehen, deshalb möchte dieser Überbau wohl zu genehmigen sein.'  
Das war 1839. Heute müsste sich der Baurat mit der Frage herumschlagen, wie man einen zehn Meter langen Stahlträger in das inzwischen verzogene Fundament der Synagoge einbringt. Mit Lasermessung und Spezialbohrern nehmen sich seit 1993 Architekten und Denkmalschützer der Synagoge an, die zu den versteckten Bauten Erfurts gehört. Bei 'Synagoge' denken die Erfurter zuerst an den einzigen Synagogen-Neubau in der damaligen DDR. Seinen von Schultze genehmigten Vorgänger kennen nicht einmal mehr alteingesessene Erfurter Juden. Auf halben Weg zwischen der Krämerbrücke und dem Rathaus liegt das ehemalige Wohnhaus 'Zur großen und kleinen Weinkrause', das Ephraim Salomon Unger 1823 einem Müllermeister abkaufte. Etwa 100 jüdische Einwohner hatte Erfurt damals.  
Ungers Erwerbung missfiel zunächst der Baupolizei von Baurat Schultze. Sie sperrte das Fachwerkhaus und ließ es bis auf einige noch heute erhaltene Kellerteile abreißen. 1839 überreichte Unger einen Bauriss zu einem neuen Wohnhaus mit Betsaal'. Genau ein Jahr dauerte der Neubau der Synagoge im klassizistischen Stil mit acht markanten Rundbogenfenstern über zwei Stockwerke für den Betsaal. Dazu kam ein kleiner Wohnbereich für Rabbiner und Synagogendiener. Heute bringen die Restauratoren Reste der blauen Papiertapete und des Toraschreins wieder zum Vorschein. Bereits 1884 war die Synagoge von der Gemeinde verkauft worden. Ein Essigfabrikant baute sie zum Fasslager um. Die Wände bekamen Bretterverkleidungen, die Fenster wurden zugemauert, den Betsaal zerschneidet eine Zwischendecke. 1916 kaufte die Stadt das Haus und richtete Wohnungen ein. Als 1938 der mittelalterliche Straßenname 'An der Judenschule' in 'An der Stadtmünze' geändert wurde, geriet die Synagoge gänzlich in Vergessenheit.   
Erst 1988 entdeckte Denkmalpflegerin Rosita Peterseim eine Touristenbroschüre aus den 60er-Jahren, die auf ihre Existenz hinwies. Zu diesem Zeitpunkt waren die Holzwürmer ins Dachgebälk gezogen, und aus einer angebauten Garage kroch die Nässe ins Fachwerk unter den Außenputz. Dennoch wurde das Haus 1992 unter Denkmalschutz gestellt. Seitdem flossen 455.000 Mark vor allem für die Sanierung des morschen Gebälks und die Stahlversteifung der Fundamente. Mit einer weiteren Million rechnet Peterseim für die endgültige Sanierung.  
Die Denkmalschützer könnten sich eine Nutzung durch die Erfurter Universität vorstellen. Uni-Verwaltungschef Gregor Herrmann sucht noch ein Gebäude. Vorlesungen und Seminare im ehemaligen Betsaal sind vorstellbar, doch entschieden ist noch nichts."   
 
Vgl. zur Entdeckung der "Kleinen Synagoge" 1992 den Artikel von Ute Hinkeldein in meinanzeiger.de vom 3. Dezember 2018: "Erinnerungen an meine Zeit beim Denkmalschutz
Im Jahr 1992 habe ich für die Untere Denkmalschutzbehörde Gebäude fotografiert, die den Denkmalschutzstatus erhielten. Darunter war auch das leergezogene Haus hinter der Stadtmünze 4/5. Dieses Gebäude suchte ich gemeinsam mit Kunsthistorikerin Rosita Peterseim auf. Jedoch bevor wir anfangen konnten, mussten wir das Tierheim anrufen, damit die große Katzenfamilie ein neues Domizil bekam. Wie bereits erwähnt, waren die Wohnungen völlig vollgestellt mit Möbeln und Gerümpel. Trotzdem kletterte Rosita nach oben, um den Zustand über der Zwischendecke festzustellen. Nach kurzer Zeit rief sie mich: 'Schau dir das hier mal an! Die Fenster endeten in geschwungenen Rundbögen, wie es bei Sakralbauten üblich ist. Aber erst nach dem Fund von Teilen eines Toraschreins war klar, dass es sich hier um eine Synagoge handelte. Nach dieser Entdeckung waren wir sehr euphorisch. Die Kellerräume, in denen später die Mikwe gefunden wurde, waren im II. Weltkrieg vermutlich Luftschutzräume. Eine Seitenwand war vollgeschrieben mit Mitteilungen aller Art und der Suche nach Angehörigen. Auch wenn diese Texte nicht zur jüdischen Geschichte gehörten, hätte ich mir gewünscht, dass einige dieser Texte erhalten geblieben wären. Es waren originale Zeugnisse aus dem II. Weltkrieg. Im Zusammenhang mit der Renovierung der Gaststätte 'Feuerkugel' wurde dann noch die Alte Synagoge gefunden. Damit war die jüdische Geschichte der Stadt komplett. Im Anschluss an meine Zeit als Fotografin leitete ich mehrere Projekte, darunter das Projekt 'Esthers Chance.' Hier ging es um die Integration russisch-jüdischer Kontingentflüchtlinge. In dieser Zeit lernte ich drei jüdische Frauen kennen, Inna K., Regina G. und Ludmilla P. Es entstand eine Freundschaft. Ich kann mich auch gut an Herrn Kerstel erinnern, weil ich damals sehr häufig mit 'meinen' jüdischen Mitbürgern in der Begegnungsstätte weilte. Außerdem waren Herr Kerstel und unser Vereinspfarrer Karl Metzner gut miteinander bekannt. Ich würde mir sehr wünschen, dass dieses jüdische Erbe Thüringens Weltkulturerbe wird. Es braucht Geduld. Der Naumburger Dom wurde auch erst im dritten Anlauf aufgenommen."
Link zum Artikel   
 
August 2012: 60 Jahre neue Erfurter Synagoge    
Artikel von Birgit Kummer in der "Thüringer Allgemeinen" vom 2. August 2012: "Synagoge am Erfurter Juri-Gagarin-Ring vor 60 Jahren geweiht. Evangelischer Kirchenkreis, katholisches Bistum und Jüdische Landesgemeinde richten gemeinsam eine Feier in der Thomaskirche aus. Als Geschenk zum Jubiläum sorgen Bistum, evangelische Kirche und andere Spender für die Restaurierung der beiden Menora-Leuchter. 
Erfurt. Bis 1938 stand am heutigen Juri-Gagarin-Ring ein imposanter Kuppelbau. Die große Synagoge fiel den Zerstörungen der Pogromnacht zum Opfer. Die Pläne, nach Kriegsende auf dem Gelände der Jüdischen Gemeinde wieder eine Synagoge zu errichten, seien schwierig umzusetzen gewesen, erinnerte Wolfgang Nossen, langjähriger Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde. Eine Genehmigung sei von DDR-Behörden lange verweigert worden. Das grüne Licht für den Bau hätten sie mit der Auflage verbunden, das Haus in die umgebenden Baufluchten einzupassen. Deshalb sei die Synagoge für viele nicht als solche erkennbar. 
1952 wurde das Gebäude geweiht. 'Es war der einzige Neubau einer Synagoge zu DDR-Zeiten', so Nossen. Es habe auch zu DDR-Zeiten viele antisemitische Ressentiments gegeben. 'Viele haben das Land verlassen. Vor der Wende gab es in Erfurt noch 26 eingetragene Mitglieder.' 
Heute zählt die Jüdische Landesgemeinde 840 Mitglieder, sagte Rabbiner Konstantin Pal. In Erfurt seien es etwa 500, die meisten Einwanderer aus der einstigen Sowjetunion. 
Die Landesgemeinde begeht das Jubiläum am 31. August. Doch schon vorher, am 12. August, wird es um 16 Uhr in der Thomaskirche eine christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier geben. Am Ewigkeitssonntag setze sich die Kirche traditionell mit dem christlich-jüdischen Verhältnis auseinander, erläuterte Pfarrer Ricklef Münnich, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum. 
Zur Feier sprechen der katholische Weihbischof Reinhard Hauke, der evangelische Regionalbischof Reinhard Werneburg und die Rabbiner Andrew Steinman und Konstantin Pal. "Ich freue mich, dass wir in Thüringen ein so gutes Verhältnis haben", so Pal. Die Feier werde mit dem Wort Schalom enden, ergänzte Ricklef Münnich. "So selbstverständlich das in Thüringen erscheinen mag, bundesweit ist eine solche Feier eher selten." 
Als Geschenk zum Jubiläum sollen die beiden siebenarmigen Leuchter aus der Synagoge, die Menorot, wieder Glanz bekommen. Dazu muss die Beschichtung entfernt und neues Silber auf das Metall aufgetragen werden. 6000 Euro sind veranschlagt. Das Geld wollen Bistum, Evangelische Kirche und weitere Spender aufbringen. 
"Der Blick auf eine solche Feier gibt mir Auftrieb", sagte Wolfgang Nossen. Gleichzeitig sei ihm mit Blick auf die Politik 'zum Weglaufen', kritisierte er scharf das Urteil des Kölner Landgerichts, das die Beschneidung von Jungen aus rein religiösen Gründen als Körperverletzung wertete. Das Urteil sei nicht hinnehmbar, fand auch Konstantin Pal. 'Ich erwarte, dass die deutsche Politik die Religion schützt.' "   
Weiterer Bericht von Susann Fromm in der "Thüringer Allgemeinen" vom 31. August 2012: "Jüdische Gemeinde in Erfurt feierte 60 Jahre Neue Synagoge...
Link zum Artikel    
 
November 2014: Der Platz vor der Synagoge wird nach dem ersten Vorsitzenden der jüdischen Nachkriegsgemeinde Max Cars benannt  
Artikel von Birgit Kummer in der "Thüringer Allgemeinen" vom 6. November 2014: "Neue Synagoge in Erfurt jetzt offiziell am Max-Cars-Platz.
Erfurt
. Die Landeshauptstadt hat seit Mittwoch einen Max-Cars-Platz. Er liegt direkt vor der Neuen Synagoge am Juri-Gagarin-Ring, die Fläche war bisher dem Ring zugeordnet.
Max Cars (1894 bis 1961) war der erste Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringens nach dem Krieg. 'Das ist kein gewöhnlicher Vorgang', sagte Professor Reinhard Schramm, der heutige Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde. 'Es passiert wohl nur alle hundert Jahre, dass solch ein Name vergeben wird.' Man ehre einen tapferen und selbstbewussten Juden. 'Einen Mann, der geholfen hat, wo er nur konnte.'"  
Link zum Artikel   
Vgl. Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Cars
 
Dezember 2018: Kurzportrait der jüdischen Gemeinde Erfurt
Artikel in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 18. Dezember 2018: "Porträt. Erfurt – Die Gemeinde mit langer Tradition.  
Die Landesgemeinde in Erfurt bietet ihren Mitgliedern ein umfassendes Programm: Gottesdienste, Feiern zu den Festen, alles von Jugendzentrum bis Seniorenklub und eine regelmäßig erscheinende Gemeindezeitung.

Die jüdische Geschichte Thüringens geht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Die Alte Synagoge ist mit ihren ältesten Bauteilen aus dem 11. Jahrhundert die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa. Hier ist 2009 ein außergewöhnliches Museum entstanden und ein Ort geschaffen worden, an dem mittelalterliche Sachzeugnisse der jüdischen Gemeinde Erfurts der Öffentlichkeit zugänglich sind. Während der Zeit des Nationalsozialismus erlitten die Thüringer Juden das gleiche schreckliche Schicksal wie ihre Glaubensgenossen im ganzen Land. In der Pogromnacht 1938 wurden in Thüringen Synagogen angezündet und zerstört. Viele Juden wurden verhaftet und ins nahe gelegene Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Vielfach wurden sie nur unter der Auflage, möglichst bald auszuwandern, wieder entlassen. Bis in die letzten Kriegstage wurde das Vernichtungsprogramm der Nazis auch an den Thüringer Juden gnadenlos vollstreckt.
Nach dem Kriegsende 1945 kehrten 127 Überlebende aus dem Lager Theresienstadt nach Thüringen zurück, davon 15 nach Erfurt. Dazu kamen etwa 400 Überlebende aus der Breslauer Gegend. In der Erfurter Gemeinde begann man auf Initiative des damaligen Rabbiners Max Cars schon bald mit Planungen für den Bau einer neuen Synagoge, die dann tatsächlich als einziger Synagogen-Neubau der DDR am 31. Oktober 1952 eingeweiht werden konnte. Erfurt wurde zum Sitz der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen. 1989 gehörten ihr nur noch 26 Mitglieder an. Dank des Zuzugs von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion wuchs die Gemeinde ab den 90er-Jahren wieder an und zählt heute circa 700 Mitglieder. Die Gemeinde verfügt über ein Kultur- und Bildungszentrum. Es gibt ein vielfältiges Angebot für die Gemeindemitglieder: Jugendzentrum, Theatergruppe, Tanzgruppe, Chor, Seniorenklub, Musikunterricht für Kinder, Bibliothek, Schachklub und Sprachunterricht in Deutsch, Englisch und Jiddisch."
Link zum Artikel    
 
Oktober 2019: Eine neue Torarolle wird für die Synagoge geschrieben
Artikel von Elena Rauch in der "Thüringer Allgemeinen" vom Oktober 2019: "Mehr als ein Pergament: Niederschrift einer neuen Torarolle in der Erfurter Synagoge.
Am heutigen Mittwochabend beginnt die zeremonielle Niederschrift einer neuen Torarolle: Ein Geschenk der christlichen Kirchen an die Jüdische Landesgemeinde in schwierigen Zeiten.
Gut Jontef! Landesrabbiner Alexander Nachama begrüßt seine Gemeinde. Gutes Fest. Es ist Montagabend und der Gottesdienst ein besonderer, sie feiern die Tora. Ein Gemeindediener öffnet den Toraschrein, die Männer, die eine Torarolle tragen werden, legen den Tallit, den Gebetsschal um. Dann zieht die Prozession durch die Synagoge. Ihre Lieder klingen nach Freude, 'Hava Nagila' oder 'Hevenu schalom alejchem'. Die Gemeinde singt mit, viele Menschen klatschen, berühren die Rollen durch ein Tuch, weil es mit der bloßen Hand respektlos wäre. Für die Kinder gibt es Süßigkeiten und einen Segen zum neuen jüdischen Jahr. Es ist ein fröhliches, ein hoffnungsvolles Fest. Thora ist Leben."
Link zum Artikel   
Artikel von Elena Rauch in der "Thüringer Allgemeinen" vom 25. Oktober 2019:  "In der Erfurter Synagoge: Der erste Buchstabe auf Pergament..."
Link zum Artikel   

  
  
Fotos / Abbildungen
(die neueren Farbfotos: Hahn - Aufnahmedatum 13.8.2005 beziehungsweise 23./24.8.2010) 

Die Synagoge von 1840
(heute: "Kleine Synagoge") 
Erfurt Synagoge 112.jpg (42941 Byte) Erfurt Synagoge 300.jpg (97445 Byte)
Erfurt Synagoge a010.jpg (5360 Byte) Die "Kleine Synagoge" auf einem
 historischen Foto 
(Quelle: Ausstellung in der 
"Kleinen Synagoge")
Die "Kleine Synagoge" in den 
1980er-Jahren - als Wohnhaus 
genutzt (Quelle: Zeugnisse 
jüdischer Kultur S. 268)
     
Die "Kleine Synagoge" im Sommer 2005     
Erfurt Synagoge 109.jpg (32357 Byte) Erfurt Synagoge 101.jpg (60190 Byte) Erfurt Synagoge 108.jpg (43739 Byte)
Der Weg zur Kleinen Synagoge ist in der
 Altstadt mehrfach ausgeschildert  
Außen- und Innenansicht der "Kleinen Synagoge"
 
   
Erfurt Synagoge 107.jpg (38951 Byte) Erfurt Synagoge 103.jpg (31212 Byte) Erfurt Synagoge 102.jpg (34401 Byte)
Hinweistafel am Gebäude   Blick zum Toraschrein   Blick zur  Frauenempore  
     
Die "Kleine Synagoge im Sommer 2010)      
Erfurt KlSynagoge 820.jpg (63945 Byte) Erfurt KlSynagoge 833.jpg (80865 Byte) Erfurt KlSynagoge 830.jpg (69582 Byte)
Hinweistafel 
am Gebäude  
Außenansicht 
von Westen  
Blick auf den Vorbau im Bereich 
des Toraschreines 
     
Erfurt KlSynagoge 821.jpg (76783 Byte)   Erfurt KlSynagoge 831.jpg (90711 Byte)  Erfurt KlSynagoge 832.jpg (60694 Byte)
Blick in den Betsaal, rechtes Foto von der ehemaligen Frauenempore  Blick über die ehemalige Frauenempore 
Das Foto in hoher Auflösung Das Foto in hoher Auflösung  
     
Erfurt KlSynagoge 822.jpg (71354 Byte) Erfurt KlSynagoge 823.jpg (56640 Byte) Erfurt KlSynagoge 824.jpg (74091 Byte)
Der Toraschrein   Die Frauenempore vom Betsaal  
Das Foto in hoher Auflösung Das Foto in hoher Auflösung  Das Foto in höherer Auflösung  
     
Erfurt KlSynagoge 825.jpg (68096 Byte) Erfurt KlSynagoge 828.jpg (73538 Byte) Erfurt KlSynagoge 829.jpg (58969 Byte)
Die Mesusa am Eingang 
zum Betsaal  
Ausstellung im unteren Bereich des Gebäudes mit Schabbattisch 
(auf rechtem Foto Wein und Kidduschbecher)  
     
Erfurt KlSynagoge 826.jpg (76109 Byte) Erfurt KlSynagoge 827.jpg (76475 Byte)  
Die ehemalige Mikwe 
(rituelles Bad)  
Informationstafeln zur 
jüdischen Geschichte Erfurts  
 
     
      
Die 1884 eingeweihte 
"Große Synagoge" 
Erfurt Synagoge 111.jpg (46497 Byte) Erfurt Synagoge 030.jpg (14227 Byte)
   Historische Aufnahme der Synagoge  Die zerstörte Synagoge 1938 
        
Das 1952 eingeweihte jüdische Gemeindezentrum
(Fotos um 1960)  
Erfurt Synagoge n289.jpg (40542 Byte) Erfurt Synagoge n288.jpg (59897 Byte)
   Blick zur Synagoge   Gedenktafel für die zerstörte Synagoge 
     
Erfurt Synagoge n286.jpg (47001 Byte) Erfurt Synagoge n287.jpg (47071 Byte) Erfurt Synagoge n284.jpg (34722 Byte)
Blick in den Betsaal    Die Gebotstafeln über dem Toraschrein 
   
Erfurt Synagoge n280.jpg (37200 Byte) Erfurt Synagoge n282.jpg (40661 Byte) Erfurt Synagoge n285.jpg (33464 Byte)
Blick zum Toraschrein     Wochentagssynagoge   
     
     
Die Synagoge 1987/88 
(Foto: Jürgen Wachsmuth)  
Erfurt Synagoge n170.jpg (59617 Byte)    
    
   
Neuere Ansichten (2005)   Erfurt Synagoge 114.jpg (54511 Byte) Erfurt Synagoge 113.jpg (49757 Byte)
Verschiedene Ansichten des Gemeindezentrums  
   
Erfurt Synagoge 115.jpg (56274 Byte) Erfurt Synagoge 116.jpg (32984 Byte) Erfurt Synagoge 400.jpg (60775 Byte)
Hinweistafel am Eingang   Das Eingangsportal   Innenansicht des Betsaales  

        
         

Links und Literatur   

Links: 

Seit Dezember 2011: Onlineplattform zum jüdischen Leben in Thüringen   
Der Förderverein Alte und Kleine Synagoge Erfurt e.V. wird mit Hilfe des Leo-Baeck-Programms der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" sowie des Thüringer Kultusministeriums ein Onlineportal zum jüdischen Leben in Thüringen schaffen. Ziel sei es, künftig einen gemeinsamen Veranstaltungskalender, wissenschaftliche Publikationen sowie Bild- und Tonarchive einzubinden. Ein besonderer Fokus soll auf ehrenamtlich agierenden Initiativen vor Ort liegen. Mit den Jüdisch-Israelischen Kulturtagen in Thüringen hat der Förderverein in den vergangenen Jahren seine Netzwerkfähigkeit unter Beweis stellen können. Weitere Informationen zum geplanten Netzwerk gibt es im Internet unter www.synagogenverein-erfurt.de.  

    

bulletWebsite der Stadt Erfurt  mit Informationsseiten zur Kleinen Synagoge, Seite 2Seite zur jüdischen Geschichte in Erfurt
bullet

Website des Synagogenvereins Erfurt
bulletSeite zu den jüdischen Friedhöfen in Erfurt (interner Link): hier anklicken 
bulletSeite einer Schülergruppe (Lehrer Jürgen Junker: http://denkmal-aktiv-evrg.npage.de/ 
bulletSeite zur mittelalterlichen jüdischen Geschichte Erfurts von Reinhold Ruf mit Foto der mittelalterlichen Synagoge): hier anklicken  
bulletSeite zur "Judenverfolgung in Erfurt" mit Zeitzeugenbericht zum Pogrom 1938: hier anklicken 
bulletPresseartikel über den sensationellen Fund des "Steinernern Hauses" des Salemon de Ascaphenborc von 1250: 
Artikel aus "Deutschland today" vom 19. April 2011   - (auch als pdf-Datei)    

Literatur (kleine Auswahl) :     

bulletGermania Judaica I S. 97-102; II,1  S. 215-224; III,1 S. 308-329 (jeweils mit weiteren Literaturangaben).
bulletInformationsblätter aus der "Kleinen Synagoge", u.a. "Dauerausstellung - Begegnungsstätte Kleine Synagoge 'Juden in Erfurt'".  
bulletErfurt Lit 140.jpg (76117 Byte)Landeshauptstadt Erfurt - Stadtverwaltung (Hrsg.): 
Alte Synagoge und Mikwe zu Erfurt. Erfurt. Verlag Dr. Bussert & Stadeler. 2009. 14,90 €
  
Weitere Publikationen in der von der Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Erfurt herausgegebenen Reihe:  
Erfurter Schatz. 2009. ISBN 978-3-932906-96-1 14,90 €   
Erfurter hebräische Handschriften. 2009. ISBN 978-3-932906-98-5. 14,90 €.  
bulletReihe: Die mittelalterliche jüdische Kultur in Erfurt: Zusammen 5 Bände. Erscheint bei Beier & Beran. Langenweißbach.
Band 1: Der Schatzfund: Archäologie - Kunstgeschichte - Siedlungsgeschichte. Autoren: Sven Ostritz, Karin Szech, Maria Stürzenbecher, Thomas Nitz, Maike Lämmerhirt. Erschienen 2010.    
Band 2: Der Schatzfund: Analysen, Herstellungstechniken, Rekonstruktionen. Autoren: Oliver Mecking, Astrid Pasch, Grit Zimmermann et. al. Erschienen 2010.   
Band 4: Die Alte Synagoge. Autoren: Sven Ostritz (Hrsg.), Elmar Altwasser, Heike Kirsten, Dieter Klaua, Gerhard Schade. Erschienen 2009. 
  
bulletErfurt Lit 102012.jpg (17400 Byte)Alice Frontzek: Amor vincit omnia - Die Liebe überwindet alles. 
Zum Inhalt des Romans der Erfurter Stadtführerin Alice Frontzek: 
Erfurt im frühen Mittelalter. In dieser Handelsstadt scheint das Zusammenleben der Christen und Juden unter dem Schutz des Bischofs zu funktionieren. Die junge Jüdin Jutta hat die Wahl zwischen Johann, dem Sohn einer christlichen Goldschmiedefamilie und Kalman, dem Sohn einer jüdischen Fernhändlerfamilie. Der Jude Kalman schmiedet schon Hochzeitspläne und gibt einen reich verzierten Ring in Auftrag.
Als Jutta sich gerade für Kalman kurz vor seiner nächsten größeren Handelsreise entschieden hat, kommt es, nach seiner Abreise, am 21. März 1349 zu einem grausamen Pogrom. Die gesamte jüdische Gemeinde wird ausgelöscht, Jutta und ihr Vater überleben mithilfe von Johann. Doch sie müssen sich einer Taufe unterziehen. Aber dann stellt Jutta fest, dass sie von Kalman schwanger ist...

ISBN: 978-3-98129727-6-3. 152 Seiten, Broschur. 11,00 Euro (incl. Versandkosten und Mwst.  
Buchrezension in der "Thüringer Allgemeinen" vom 25.10.2012 (pdf-Datei; bzw. Link zum Artikel). Link zum Verlag mit Bestellmöglichkeit. 
bulletSynagogen Schwaben Lit 201605.jpg (66457 Byte)Benigna Schönhagen (Hrsg.) im Auftrag der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben: Wiederhergestellte Synagogen. Raum - Geschichte - Wandel durch Erinnerung. 136 S. 40 Abb. ISBN: 978-3-95565-141-1. 14,90 €  Verlag Hentrich & Hentrich Verlag Berlin www.hentrichhentrich.de; Informationen und Bestellmöglichkeit auf Verlagsseite.  
In diesem Sammelband präsentieren erstmals elf Expertinnen und Experten aus dem Bereich der jüdischen Museen und Gedenkstätten Sanierungs- und Nutzungskonzepte, die im deutschsprachigen Raum seit den 1980er Jahren für Synagogengebäude entwickelt wurden, die die Zeit des Nationalsozialismus überdauert haben, aber ihrer Gemeinde beraubt wurden. Die Beispiele zeichnen den Bewusstseinswandel für den Umgang mit dem gebauten jüdischen Erbe in den letzten 30 Jahren nach und geben einen Überblick über die Entwicklung der nationalen Erinnerungs- und Gedenkkultur. Ein besonderes Augenmerk gilt der angemessenen Sicherung von Spuren der Geschichte in den Gebäuden wie den Möglichkeiten und Herausforderungen der musealen Arbeit und historischen Vermittlung an einem authentischen Ort.
Mit Beiträgen von Fritz Backhaus (Jüdisches Museum Frankfurt/Main), Ines Beese (Alte Synagoge Erfurt: S. 52-61: "Die Alte und die Kleine Synagoge. Erfurt. Sanierung, Nutzung, Verortung im Netzwerk"), Martina Edelmann (Jüdisches Kulturmuseum Veitshöchheim), Daniela Eisenstein (Jüdisches Museum Franken), Karlheinz Geppert (Gedenkstätte Synagoge Baisingen), Felicitas Heimann-Jelinek (xhibit.at, Wien), Martha Keil (Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten), Hanno Loewy (Jüdisches Museum Hohenems), Hansfried Nickel (Synagoge Memmelsdorf), Benigna Schönhagen und Souzana Hazan (Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben) 
bulletMaria Stürzebecher: Disappearance on Display: Vanished Torah Arks in Medieval Synagogues and Their Presentation. Erschien online 2020.  https://www.mdpi.com/2076-0752/9/2/61.
Abstract. In planning the museum in the medieval Synagogue in Erfurt more than 10 years ago, there was one big problem: the building had gone through many changes over the centuries, which wiped out almost all traces of the synagogue’s use. The Bimah was destroyed, presumably during the pogrom on 21 March 1349. By converting the former synagogue into a warehouse (following the pogrom), a big gateway was inserted into the eastern wall, at the place of the former Torah Ark. Only the light cornice is still recognizable on the synagogue’s walls. To find an adequate solution for displaying the vanished Torah Ark in the Old Synagogue in Erfurt, we compared examples in other locations in Europe, suggesting the presentation eventually chosen for the Old Synagogue of Erfurt.    
bulletWolfgang Schmitt-Kölzer: Sie bekamen keine Karten für die Schiffspassage. Das Leben von Ernst Meyer (1895-1942), Hedwig Kahn (1906) und Lilly Kahn (1917-1995). Artikel in "Die Warte Perspectives" der Tageszeitung "Luxemburger Wort" vom 27. April 2023. Der Beitrag (eingestellt als pdf-Datei) findet sich auch im digitalen Holocaust-Memorial Luxemburg www.memorialshoah.lu unter https://www.memorialshoah.lu/de/story/0121-meyer-kahn.
Hinweis: Ernst Meyer ist am 7. November 1895 in Erfurt geboren als Sohn des gleichfalls in Erfurt geborenen Adolf Meyer. Seine Mutter Betty geb. Hirschfeld stammt aus Walcz (heute Polen).

   
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.  

Erfurt  Thuringia. There was Jewish settlement in Erfurt from the second half of the 12th century. The flourishing community maintained two synagogues, a mikve, a cemetery, a yeshiva, and several famous rabbis. From the mid-14th century the synods of the rabbis of thuringia and Saxony took place i Erfurt and members of the community were shofar makers for all Germany. During the Black Death persecutions of 1348-49, rioters mudered 100 out of 976 Jews. Many others committed suicide, by setting fire to their own houses. In 1453-54, the Jews were forced to leave the town, and it was not until 1768 that they were again allowed to trade and live temporarily in Erfurt.
The modern Jewish settlement was established at the beginning of the 19th century. A synagogue and cemetery were established and the community grew to 191 members in 1853; to 479 in 1860; and to 782 in 1900. The community maintained a religious school from about 1860 and a cemetery from 1873. A synagogue was established in 1884. There were also several welfare associations, a local branch of the Central Union (C.V.), and a Jewish History and Literature Society (1928). Jews played an important role in the city's economic development, by setting up clothing, wool, shoe, and malt factories. There were also numerous Jewish lawyers and physicians. Three Jews were members of the city council. Willy Muenzenberg (1889-1941), a Communist member of the Reichstag (1924-33), was born in Erfurt. In the 1920s, systematic antisemitic propaganda inspired attacks on Jews and their property. In 1933, the Jewish population of Erfurt was 831 (0,6 % of the total) and included a large number of immigrants from Eastern Europe. 
In April 1933, Jewish stores were boycotted and in July, two Jewish Communists were murdered. Emigration began and by 1936 the Jewish population droped to 660. From 1937, the 100 stores and businesses still remaining in Jewish hands were subject to an extensive boycott. Some 100 Jews with non-German citizenship were deported to Poland in October 1938. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was set on fire and the chapel at the cemetery destroyed. The Nazis arrested and maltreated 197 Jews with ten men requiring hospitalization. Others were interned in the Buchenwald concentration camp. In September 1941, 188 Jews still lived in Erfurt. In four transports to the east, between May 1942 and January 1944, 152 were deported, with four individuals committing suicide beforehand. Of those left in Erfurt - probably owing to marriage to non-Jews - 19 were deported to the Theresienstadt ghetto in January 1945.
In January 1946, a new Jewish community, was established with 120 members. In the early 1950s, this was the largest community after Berlin in East Germany (GDER). A new synagogue was consecrated, but in 1988, the community had just 30 members.   
     
      

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

             

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020