Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Altenburg (Kreisstadt, Kreis Altenburger Land) 
mit Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Sonstiges    
bulletZur Geschichte des Betsaales in Altenburg   
bullet2020/2022: Neue Synagoge und koschere Küche wird in den Waldkliniken Eisenberg eingerichtet  
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Altenburg lebten Juden bereits im Mittelalter. Bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts lebten Juden in der Stadt. So wird ein "Jäckel von Altenburg" genannt, der in den vierziger Jahren des 14. Jahrhunderts ein Haus in Eger besaß. Er kam in Eger 1350 im Zusammenhang mit der Judenverfolgung in der Pestzeit ums Leben. Nach 1350 wird erstmals 1364 ein Altenburger Jude genannt. 1367 wurde der Jude Merkel von Altenburg als Bürger in Erfurt aufgenommen. Bis 1404 wurden in Erfurt weitere drei Juden mit dem Herkunftsnamen "von Altenburg" in Erfurt genannt (Kunna von Altenburg 1373-1383, Yseckin von Altenburg und sein Sohn Juda 1404). 1418 lebten in Altenburg 14 als Steuerzahler in Betracht gezogene Männer. Acht von ihnen ernährten sich - in kleinem Stil - vom Geldhandel. Auch ein nur an Juden verkaufender Fleischer (Fleischsnider der Juden) wird genannt. In dieser Zeit bildeten die jüdischen Familien eine kleine Gemeinde, die vermutlich in der Johannisgasse einen Betraum (Synagoge) hatte. Nach 1430 wurden die Altenburger Juden vermutlich ausgewiesen. Mitte des 15. Jahrhunderts lebten keine Juden mehr in der Stadt. 
Als Erinnerung an die mittelalterliche Ansiedlung in Altenburg besteht noch die "Jüdengasse" (Judengasse) in der Stadt (zwischem dem Markt und der Johannisstraße). Auch der "Jüdengrund" im Osten der Stadt könnte mit der jüdischen Geschichte in Zusammenhang stehen (abgegangener Friedhof?).  
  
In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1620/21) wurde vier Juden im Bereich des Deutschen Hofes die Niederlassung gestattet. Es ist unbekannt, ob sich tatsächlich jüdische Personen/Familien niedergelassen haben.           
   
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand wiederum eine jüdische Gemeinde ("Israelitische Vereinigung") in der Stadt, zu der großenteils jüdische Familien aus osteuropäischen Ländern gehörten. Zu den ersten Zuzügen jüdischer Familien kam es erst seit Ende der 1860er-Jahre, da noch in den 1850er-Jahren der Zuzug jüdischer Personen nach Sachsen-Altenburg kaum möglich war. 1868 meldete ein Wilhelm Wolff ein Textilgeschäft in Altenburg an. 1895 gab es erst 22 jüdische Einwohner in Altenburg. Im ganzen damaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg - gab es 1871 10 jüdische Einwohner, 1880 33, 1890 45 und 1900 99, 1905 131, 1910 194. Sie verteilten sich vor allem auf die Städte Altenburg, Schmölln und Kahla (1885 lebten von 40 jüdischen Einwohnern 22 in Altenburg,12 in Schmölln und 6 in Kahla).  
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (beziehungsweise ein Betsaal; s.u.) und eine Religionsschule. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Leipzig beigesetzt.  Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Anfang der 1930er-Jahre wird als solcher Seelig Wolf Gottesmann genannt. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Hans Bucky (geb. 13.11.1896 in Altenburg, gef. 21.12.1914) und Heinz Gerson-Prager (geb. 12.10.1900 in Berlin, gef. 30.9.1918). Außerdem ist gefallen: Walter Heinrich (geb. 19.6.1890 in Altenburg, vor 1914 in Chemnitz wohnhaft, gef. 19.8.1915).      
   
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 165 Personen gehörten (nach Angaben der jüdischen Gemeindeverwaltung: 20 Familien), war Gemeindevorsteher Bruno Strumpfner. Den Religionsunterricht der jüdischen Kinder erteilte Lehrer Max Graf aus Leipzig. 1932 war Gemeindevorsteher Markus Güttmann (Friedrich-Ebert-Straße 3). An jüdischen Vereinen befand eine Ortsgruppe des Bezirksverbandes Süd-Sachsen-Thüringen für jüdische Wohlfahrtspflege (gegründet 1929; 1932 Vorsitzender Markus Güttmann, Friedrich-Ebert-Straße 3; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger, 13 Mitglieder). Viele der vor allem ostjüdischen Familien lebten in Armut, weswegen der Jüdische Frauenbund Anfang der 1930er-Jahre eine besondere Spendenaktion für die verarmten jüdischen Kinder in Altenburg starteten (siehe Berichte unten).
  
Nach dem "Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung" von 1924/25 gehörten zur jüdischen Gemeinde in Altenburg auch die beiden damals in Eisenberg lebenden jüdischen Familien. Bei einer Familie handelte es sich um die Familie Ludwig und Alma Rothholz, die seit ca. 1910 in Eisenberg ein Bekleidungsgeschäft betrieben (zunächst am Steinweg 6). Nach dem Tod ihres Mannes zog Alma Rothholz mit ihrem Geschäft in das Eckhaus Marktgasse 2. Eine weitere Familie war in Eisenberg Familie Albert und Emma May (Haus Großer Bühl 1, siehe unten).    
  
An jüdischen Gewerbebetrieben gab es in Altenburg u.a.: Kaufhaus M. & S. Cohn (Inh. Albert Levy und Sally Bucky, Sporenstraße 2-6), Damen- und Kinderkonfektion M. Kaiser, Inh. Albert Levy (Markt 27), Schuhgeschäft Nathan Cannemann (Sporenstraße 11), Nordheimers Schuhwarenhaus, Inh. Hedwig Blank (Sporenstraße 17), Schuhgeschäft Curt Löwenstamm (Burgstraße 14), Geschäft von Isaak Rotenberg & Co., Inh. Isaak Rotenberg, Beretz Liebermann und Perla Liebermann (Kornmarkt 11), Textilgeschäft Wilhelm (Wolf) Goldberg (Kornmarkt 21 und Baderei 12), Textilgeschäft Wilhelm Goldberg (Topfmarkt 1).     
  
Ende 1929 kam es zu ersten Überfällen von Nationalsozialisten gegen jüdische Einwohner (siehe Berichte unten).  
  
1933 lebten 134 jüdische Personen in der Stadt. In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im Zusammenhang mit der Abschiebung der sogenannten "Ostjuden" wurden am 28. Oktober 1938 etwa 45 Personen in Altenburg verhaftet und an die polnische Grenze gebracht; von ihnen überlebten die NS-Zeit nur vier Personen. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die noch vorhandenen jüdischen Geschäfte und zahlreiche Wohnungen jüdischer Familien und Einwohner durch SA-Leute und anderen Nationalsozialisten überfallen. Die Wohnungs- und Ladeneinrichtungen wurden zertrümmert, viele der jüdischen Einwohner misshandelt. Die jüdischen Männer wurden verhaftet und später in das KZ Buchenwald verbracht. Hier verstarb Nathan Dannemann an den Misshandlungen. Im August 1939 mussten die noch verbliebenen jüdischen Einwohner in sogenannten "Judenhäuser" in großer Enge zusammenziehen (Kronengasse 2, Zeitzer Straße 21, Teichstraße 10, Pauritzer Straße 37, Johannisstraße 5/6, Wenzelstraße 5 und Roßplan 2). Zwischen 1942 und 1944 wurden die bis dahin verbliebenen jüdischen Einwohner deportiert: am 10. Mai 1942 17 Personen in das Getto Bezlyce (Polen), noch im selben Jahre 41 weitere Personen (alle 58 wurden ermordet), 1943 und 1944 elf Personen in das Konzentrationslager Auschwitz und fünf in das Ghetto Theresienstadt.   
    
Von den in Altenburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Isaak Aronowitz (), Josef Aronowitz (), Gusta (Gittel, Gusty) Beller (1912), Hedwig Beller (1920), Helene Chaja Beller geb. Brand (1884), Leo (Leib) Beller (1881), Abraham David Berger (1896), Anita Berlinski (1928). Hedwig Berlinski geb. Allerhand (1897), Jeschajahu Berlinski (1928), Josef Wolf Berlinski (1925), Rosa Berlinski (1930), Simon Mendel Berlinski (1896), Salomon Buchhalter (1899), Sima Buchhalter (1897), Marianne Bucky (1867), Lucie Chan (1886), Bienchen Cohn (), Philippine Cohn (1858), Selma Cohn (1860), Kurt Dannemann (1905), Nathan Dannemann (1878), Max Felsen (1908), Bernhard Freilich (1887), Sophie Freilich geb. Felsen (1891), Cilly Goldberg (1895), Ella Goldberg (1927), Eugenie (Gittel) Goldberg geb. Wiesel (1904), Hilde Anna Goldberg (1924), Kalman Goldberg (1892), Moritz Goldberg (1927), Wilhelm Goldberg (1894), Thea Haber (1926), Bertha (Blume, Bluma) Habermann geb. Neumann (1882), Edith (Ethel) Habermann (1924), Koppel Habermann (1913), Moses Habermann (1871), Agnes Häusler (), Frieda Häusler (), Karl Häusler (), Helene Hamberg (1879), Simon Itzbitczki (1890), Herbert Jakobsthal (1905), Kalman (Koloman) Kaiser (1871), Hermann Kloß (1884), Marie (Marion) Kloß (1927), Regina Kloß geb. Heidemann (1894), Arnold Kohn (1880), Bettchen (Betty) Kohn geb. Marx (1884), Ferdinand Kohn (), Gertrud Kohn (1921), Günther Kohn (1919), Paul Kohn (1888), Julius Kohn (Cohn) (1896), Golde (Margarete) Kornmehl geb. Gilkur (1880), Leopold Kornmeld (1910), Max Kornmehl (1908), Siegfried Kornmehl (1914), Albert Levy (1886), Franziska Levy geb. Bucky (1895), Lore Levy (1920), Renate Levy (1923), Martha Lewinsohn (1878), Benjamin Liebermann (1916), Edith Liebermann (), Hertha Liebermann geb. Schlabowsky (1902), Paula (Perla) Liebermann geb. Feiner (1883), Simona Liebermann (), Löwenstamm (verschiedene Personen), Kurt Löwenstamm (1893), Renate Loewy (1927), Martha Müller geb. Lewinsohn (1878), Julia Neumann geb. Krauser (1879), Michael (Mechel Leib) Neumann (1881), Michael Nathan Chaim Neumann (1910), Hans Naftali Oronowicz (1931), Leo Oronowicz (1925), Margarethe Oronowicz (1930), Regina Oronowicz geb. Handweiler (1896), Wanda Oronowicz (1923), Julius Parnes Rosenbach (1913), Adele Rosenberg geb. Szkolny (1871), Salomon Rosenmann (1899), Helene Rosenmann-Buchhalter (1926), Hermann Rosenmann-Buchhalter (1929), Betty Rotenberg geb. Kloss (1885), Edith Rotenberg (1931), Ella Rotenberg geb. Ruchewitzky (1891), Esther Rotenberg (1927), Hinda Rotenberg geb. Perla (1897), Isaak Isidor Rotenberg (1902), Josef Rotenberg (1900), Luzie Rotenberg (1926), Ruth Rotenberg (1925(, Samuel Rotenberg (1898), Sonja Rotenberg (1930), Emma (Emmy) Schlabowski geb. Rosenstein (1869), Karl Friedrich Schorr (1878), Abraham Arnold Soltes (1924), Bernhard Soltes (1918), Doris Hanni Soltes (1922), Israel Arnold Soltes (1895), Joachim Soltes (1909), Joachim Hersch Soltes (1928), Sara Mirjam Soltes (1926), Rachel Malka Sternberg geb. Grünberg (1888), Philipp Strassmann (1901), Hedwig Strumpfner geb. Stern (1880), Gitla Unter (1889), Israel Waldmann (1890), Berta Wandstein geb. Rosenmann (1894), Johanna Weinstein (1889), Ilse Woroczek (1907).
   
Zur Erinnerung an einen Teil der umgekommenen Personen wurden in den vergangenen Jahren "Stolpersteine" in Altenburg verlegt. Bis Ende 2013 sind 28 solcher Gedenksteine in Altenburg vorhanden (vgl. weitere Informationen auf der Website von Christian Repkewitz s.u. bei den Links)       
    
Aus Eisenberg sind umgekommen: Albert May (1875), Emma May geb. Blumenthal (1883), Margarete May (1909), Manfred May (1933), Alma Rothholz (1869). 
Die Verlegung von vier "Stolpersteinen" in Eisenberg für die Mitglieder der Familie May wurde am 5. August 2014 am Großen Brühl 1 in Eisenberg vorgenommen (siehe Berichte und Fotos unten).       
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde       
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben   
In der Mitte des 19. Jahrhunderts kommt die Emanzipation der Juden in Sachsen und in Sachsen-Altenburg nur äußerst langsam und gegen großen Widerstand voran (Artikel von 1847 - 1851)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. September 1847: "Und während die öffentliche Meinung Englands sich in der Presse, durch seine Staatsmänner, in seinen Wahlkollegien so unverhohlen kund gibt, und während Pius IX. mit höherem Beispiel voranleuchtend, die Verbrüderung der gesitteten Nationen nur von versöhnender Liebe, nicht aber vom Drucke und von der Verfolgung erwartet; während endlich auf dem preußischen Landtage die Koryphäen der öffentlichen Meinung das ganze Gewicht ihrer Überzeugung für die Emanzipation der bedrückten Juden in die Waagschale legten – sind in Sachsen und in Altenburg die Israeliten noch wie im Mittelalter den härtesten Beschränkungen unterworfen; denn während daselbst sogar Russen, Mohammedaner etc. ungehinderten Handel treiben, ist zum Beispiel in dem aufgeklärten Leipzig, dem modernen Athen, den aus Preußen kommenden Juden untersagt, ihre Waren anders feilzubieten, als in Gewölben, und die Krämer dieser Konfession sind sogar auf einen Platz außerhalb des Stadttores verwiesen. Auch dürfen sie nur während einer Messwoche ihre Waren verkaufen, wodurch die zwei anderen für sie völlig verloren gehen."   
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Dezember 1851: "Aus dem Osterlande, 21. November. Es gehen doch wunderliche Dinge vor! Während in fast allen anderen kleinen Staaten die Regierungen selbst dahin wirken, mit Hilfe des betreffenden Bundestagsbeschlusses die deutschen Grundrechte außer Kraft zu setzen, hat in Sachsen-Altenburg diese Sorge eine Anzahl handeltreibender Staatsbürger übernommen und Unterschriften zu einer Petition gefordert und gesammelt, welche zu Gunsten der Ausschnittwarenhändler die Juden von den Jahr Märkten verdrängen und sie in dieselben Rechts- und Verkehrsverhältnisse zurückgebracht wissen will, wie sie im fanatischen Mittelalter gang und gäbe waren. Als Motive werden hervorgehoben, dass die Juden von ihrem Schachergeiste nicht abzubringen wären, gewöhnlich die ungebildeten Klassen im Handel übervorteilten, was ein Christ nicht tun dürfe, und dass, wenn die Juden nicht baldigst verdrängt würden, in kurzer Zeit jede Ähre auf dem Halme, noch ehe sie gereift, deren Eigentum sein werde, der Jude auch in der Regel zu keinem nützlichen Geschäfte fähig sei. Besonders (meinen die Bittsteller) seien es die Grundrechte der Deutschen, worauf hin den Juden nicht jedes Bewegen im Leben verboten werden könne; man bitte daher um entsprechende Abänderung derselben. Diese Petition atmet überhaupt einen so unduldsamen Geist gegen die im Lande wohnenden Israeliten, dass man es nicht genug bewundern kann, wie so etwas heutzutage noch möglich ist. Man bietet alle Beredsamkeit auf, um unwissende Leute zur Unterschrift zu bewegen. Wahrscheinlich aber werden, nach den bisherigen Vorgängen zu urteilen, die deutschen Grundrechte schon außer Wirksamkeit gesetzt werden, ehe diese Petition noch die höchste Stelle erreicht. " 
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Januar 1853: "Altenburg, 17. Januar. Die D.A.Z. (vermutlich: Deutsche Allgemeine Zeitung) berichtet von hier Folgendes, was nicht glaublich, aber doch wahr ist: wenn auch die deutschen Grundrechte hier wieder aufgehoben worden sind, so bleiben doch diejenigen Vorschriften jenes Reichsgesetzes, welche in hiesige, mit landschaftlicher Zustimmung erlassene Landesgesetze übergegangen sind, oder bereits vorher in solchen Gesetzen enthalten waren, auch ferner und so lange in Kraft, als nicht im verfassungsmäßigen Wege Abänderungen beschlossen werden. Zu diesen in Wirksamkeit bleibenden Gesetzen sind ausdrücklich gezählt die seit dem Jahre 1848 erlassenen Gesetze und Verordnungen über die Presse, über das Jagdrecht, über die Militärpflicht, über die Ablösung von Grundverpflichtungen und Zwangsverhältnissen, über die Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit, über den Wegfall von Grundsteuerbefreiungen und beziehungsweise die Entschädigung dafür, über die Bildung neue Religionsgemeinschaften und über die Aufhebung des Lehnverbandes. Schon vor Wiederaufhebung der Grundrechte hatten 75 Innungen des Landes bei der Landschaft eine Petition eingereicht, worin sie baten, dass die einschlagenden Paragraphen derselben, welche den Genuss aller staatsbürgerlichen und bürgerlichen Rechte für völlig unabhängig von dem Religionsbekenntnis erklärten und somit den Juden auch für das hiesige Land Handelsbefugnisse einräumten, wieder außer Geltung geschafft werden möchten. Die Sache ward aber von Seiten der Landschaft und des Ministeriums als erledigt angesehen, da eben durch die Aufhebung der deutschen Grundrechte die desfallsige Bestimmung des Grundgesetzes für das Herzogtum Altenburg wieder in Kraft trat. Eine spezielle Folge davon war übrigens eine Bekanntmachung der Landesregierung, dass jüdische Handelsleute auf inländischen Jahrmärkte nicht zuzulassen seien. Ausgenommen von diesem Verbot sind nur Juden, welche mit optischen Waren handeln."

        
Aktivitäten von Antisemiten gegen jüdische Beschicker des Jahrmarktes (1906)       

Artikel in der Zeitschrift "Im deutschen Reich" vom Juni 1906 S. 393: "Leipzig. Die 'Altenburger Zeitung für Stadt und Land' veröffentlichte am 18. vorigen Monats ein 'Eingesandt', das die Unterschrift 'Mehrere hiesiger Bürger' aufwies und wie folgt lautet: 'Mehrere Interessenten, die auf hiesigem Jahrmarkt feilhalten, möchten den Wunsch aussprechen, dass die Behörde mehr darauf Rücksicht nimmt, dass die Juden nicht unter die hiesigen Geschäftsinhaber zu stehen kommen, sondern, wie es auch in anderen Städten üblich ist, eine Reihe für sich zugewiesen erhalten, damit man nicht die ganze Woche das Geschrei mit anhören muss'. Die Redaktion des Altenburger Blattes bemerkte hierzu: 'Das Erstere geht nach dem Gesetz, das gleiche Rechte jedem zuschreibt, wohl nicht. Was das Ausschreien der Ware angelangt, so dürfte eine neue Gassenordnung bald näheres darüber bringen'. - Es ist unschwer vorauszusehen, dass in dieser Ordnung auch den nichtjüdischen Ausrufern eine Beschränkung aufgelegt wird, die den mehreren Altenburger Bürgern erst recht unwillkommen sein durfte. Der Zwischenfall erinnert aber an eine Entscheidung des Dichterfürsten Goethe, bei dem vor etwa 100 Jahren eine von dem Dresdener Kaufmann Marcus Landau geführte Deputation jüdischer Marktlieferanten vorsprach, um sich über den Magistrat von Weimar zu beschweren, der ihnen infolge eines Ansuchens christlicher Konkurrenten die bisher innegehabten Plätze versagt hatte. Der menschenfreundliche Minister erklärte, die auch aufgrund einer älteren Verfügung getroffene Anordnung der Stadtverwaltung nicht ändern zu können, erfreute aber die jüdische Abordnung durch die Zusage, Ihnen dafür Plätze zu verschaffen, die weit günstiger seien, als die bisher innegehabten und ihnen über die, die ihnen diese missgönnt hätten, entschiedene Vorteile bieten würden. Für Marcus Landau bot bis ans Lebensende diese Audienz bei Goethe eine der beglückendsten Erinnerungen."   

   
Zwei Entscheidungen des Unterrichtsministeriums für die Schulen: Das Alte Testaments wird aus den Volksschulen verbannt - jüdische Schüler können am Schabbat frei bekommen (1907 / 1909)   

Artikel in "Der Gemeindebote" vom 17. Juli 1907: "Aus Altenburg wird berichtet: dass Altenburgische Unterrichtsministerium ordnete die Beseitigung des Alten Testaments als Lehrmittel in den Volksschulen an. "   
  
Artikel in "Der Sabbath" vom Dezember 1909 S. 66: "Altenburg, im November (1909). Aus Anlass eines Spezialfalles hat das Sachsen-Altenburgische Ministerium bestimmt, dass Schulkinder jüdischen Glaubens an jeden Sabbat vom Schulunterricht zu befreien sind, desgleichen an allen hohen jüdischen Fall Festtagen, sofern die Eltern der Kinder dies verlangen. "    

     
Jüdische Einwohner in Altenburg werden überfallen (1929)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 6. Dezember 1929: "Nationalsozialisten überfallen jüdische Einwohner in Altenburg. 
Berlin
(JTA). Das sozialdemokratische Hauptorgan 'Vorwärts' teilt unter der Überschrift 'Pogrom in Altenburg' mit: 'Im Anschluss an eine Werbeveranstaltung der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei kam es in Altenburg verschiedentlich zu Schlägereien. In der Wallstraße überfiel ein Trupp Nationalsozialisten eine Anzahl jüdischer Bewohner und misshandelte sie. An der Ecke Berg- und Frauengasse wurden von den Nationalsozialisten einige Reichsbannerleute geschlagen. Die Angegriffenen haben teilweise nicht unerheblich Verletzungen davongetragen. Die Täter haben sich bisher nicht ermitteln lassen. 
Die durch die Vorkommnisse erregten Bewohner und Straßenpassanten konnten nur durch energisches Eingreifen der Polizei davon abgehalten werden, auf die Nationalsozialisten einzudringen.'  
Zum Schluss bemerkt 'Vorwärts': 'Die Polizei von Altenburg hat also die Rowdys geschützt und derweil die Täter laufen lassen. Das ist eine seltsame Auffassung der Aufgabe der Ordnungspolizei.'"           
 
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom Dezember 1929 S. 82: "Nationalsozialisten überfallen harmlose jüdische Bürger in Altenburg. In Altenburg (Thüringen) hat kürzlich ein Trupp Hakenkreuzer eine jüdische Familie, die sich auf dem Wege zum Bahnhof befand, um Angehörigen das Geleit zu geben, in rohester Weise überfallen. Der einzige Grund zu dem Überfall auf diese harmlosen Spaziergänger ist in ihrem etwas jüdischen Aussehen zu erkennen. Als die Familie, eine Frau von 60 Jahren, drei Herren und zwei Kinder, in ihre Wohnung flüchten wollte, folgten die Hakenkreuzler ihr auch dorthin. Sie erhielten zum Teil ernste Quetschungen, Kopfverletzungen und dergleichen. Zwei Reichsbannerleute wurden gleichfalls von einem Trupp Hakenkreuzler überfallen, zu Boden geworfen und getreten.
Wie die 'Ostthüringer Volkszeitung' schreibt, handelt es sich bei diesen Hakenkreuzlern um Trupps, die von außerhalb nach Altenburg gekommen waren, um an einer Werbeveranstaltung der NSDAP teilzunehmen.
Große Kreise der Altenburger Bevölkerung sind mit Recht in größter Erregung über diese Vorgänge. Mögen sie allen denen zur Warnung dienen, die noch immer glauben. untätig den politischen Ereignissen zu sehen zu können."
 
Artikel in der "CV-Zeitung" vom 6. Dezember 1929: Text wie oben und dem ergänzenden Satz: "Jeder deutsche Jude und jeder Nichtjude, der derartige Untaten verabscheut, möge aber am 8. Dezember die Lehre daraus ziehen und bei den Wahlen in Thüringen und Bayern seine Stimme gegen die Nationalsozialisten abgeben." 
Hinweis: die Ergebnisse der Landtagswahl am 8. Dezember 1929 in Thüringen:  https://de.wikipedia.org/wiki/Thüringer_Landtag_(Weimarer_Republik) und
https://www.wahlen-in-deutschland.de/wlThueringen.htm  

          
Prozess gegen Nationalsozialisten (1931)     
Anmerkung: bei Dr. Klee handelte es sich um Rechtsanwalt Dr. Alfred Klee (geb. 1875 in Berlin, umgekommen 1943 im KZ Westerbork NL; siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Klee

Artikel in "Der Israelit" vom 2. Juli 1931: "Leipzig. Im nahen Altenburg ging fünf Tage lang ein Prozess gegen Reichsbannerleute, die angeklagt waren, Nationalsozialisten überfallen zu haben. Einer der Verteidiger war Dr. Klee aus Berlin. Die am Prozesse beteiligten Nationalsozialisten ergingen sich dauernd in schweren Beleidigungen des Anwalts, so dass sie mehrmals in Ordnungsstrafen genommen werden mussten."   

    
Die Bespitzelung jüdischer Geschäfte wird gerichtlich untersagt (1931)  
Anmerkung: die Zeitschrift "Die Braune Front" erschien 1931 bis 1933, http://www.archive-in-thueringen.de/de/bestand/view/id/21725/tektonik/2854      

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 6. November 1931: "Bespitzelung jüdischer Geschäfte unzulässig.
In Altenburg (Thüringen) maßte sich die dort erscheinende Zeitung 'Braune Front' (früher 'Altenburger Nachrichten') an, Aufpasser vor ein jüdisches Kaufhaus zu stellen, um die Namen der Besuche zu notieren. Es wurde in der Zeitung angekündigt, dass die Käufer und Besucher bekanntgegeben werden würden. Durch einstweilige Verfügung des Landgerichts Altenberg vom 1. August dieses Jahres - I Q 3S'31 und des Oberlandesgerichts in Jena vom 21. August dieses Jahres - 3W 1166.31 - wurde der Zeitung unter Strafandrohung verboten, das Kaufhaus zwecks Feststellung der Besucher und Käufer überwachen zu lassen oder die Namen der betreffenden Personen direkt oder andeutungsweise zu veröffentlichen."   

   
Bemühungen der Jüdischen Frauenbundes um die Not jüdischer Kinder in Altenburg (1931/1933)   
Anmerkungen: - zum Jüdischen Frauenbund https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Frauenbund  
- über Blondina Schüftan in Erfurt (geb. 1887, ermordet 1943 in Auschwitz: https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/heute/erfurter_gedenken/orte/index.html
- zu Bertha Pappenheim https://de.wikipedia.org/wiki/Bertha_Pappenheim
   

Artikel in "Blätter des Jüdischen Frauenbundes" vom September 1931 S. 4: "Altenburg. Als uns im Frühjahr dieses Jahres durch unsere Mitarbeiterin Frau Schüftan, Erfurt, von der besonderen jüdischen Not in Altenburg in Thüringen berichtet wurde, beschloss der engere Vorstand auf seiner März-Sitzung, durch den Jüdischen Frauenbund den am ärgsten betroffenen Kindern in Altenburg zu helfen. Frl. Pappenheim begleitete mit einer Mitarbeiterin der Isenburger Heimkommission Frau Schüftan auf einer ihrer Fahrten und konnte ihr und uns dadurch besonders wirksam raten, wo und wie wir eingreifen können. Durch Aufrufe in unseren Blättern und in der übrigen jüdischen Presse, sowie die durch einige persönlich gehaltene Briefe gelang es uns, für etwa 30 Kinder in jüdischen Heimen für 3-5 Monate Freiplätze oder stark ermäßigte Pflegesätze zu erhalten. Gegen 3000 Reichsmark (diese Summe setzt sich aus kleinsten Beträgen zusammen) wurden uns an Spenden zur Verfügung gestellt. Es ist uns so mit Hilfe dieser Spender und der jüdischen Heime Deutschlands und der Schweiz ohne viel Aufhebens gelungen, wirklich allen Kindern, die besonders elend waren, zu helfen. Alle haben sich gekräftigt; viele wurden in dem gepflegten frohen Milieu der Kinderheim erst wirklich zu Kindern."   
 
Artikel in "Blätter des Jüdischen Frauenbundes" vom November 1932 S. 5: "Schweizer Hilfe. Wie glücklich waren wir, dass wir die bescheidenen Spenden, die wir aus Bundeskreisen erhielten, durch eine spontane, großzügige Spende des Schweizer jüdischen Frauenbundes vermehren konnten, der aus eigenem Antrieb - angeregt durch die Lektüre unserer Blätter und durch einen Vortrag von Dr. Margarete Berent (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Margarete_Berent) auf seiner Jahresversammlung - eine Sammlung für Erholungsfürsorge jüdischer Kinder eingeleitet hat und dem jüdischen Frauenbund über 1000 frs. überwiesen hat. Wir haben einen beträchtlichen Teil dieser Summe Altenburg zur Verfügung gestellt, außerdem Wyk, Isenburg, unsere Elberfelder Zentrale (die beiden letzten Stellen für Erholungsfälle) und einige Ortsgruppen für ihre Erholungsfürsorge bedacht." 
 
Artikel in den "Blättern des Jüdischen Frauenbundes" vom Februar 1933 S. 11: "Jüdische Kindernot in Altenburg. Unter diesem Kennwort haben wir unseren Mitgliedern und Freunden schon oft die ganz besonders schwere Notlage der Altenburger jüdischen Bevölkerung mitgeteilt und sie über die Hilfsmaßnahmen, die wir unter Leitung von Frau Schüftan, Erfurt, vom jüdischen Frauenbund aus in die Wege geleitet hatten, immer informiert.
Frau Schüftan wird jetzt von Mitarbeiterinnen aus unserer Leipziger Ortsgruppe noch stärker unterstützt, da die räumliche Entfernung Leipzig-Altenburg wesentlich geringer ist als die von Erfurt nach Altenburg.
Als neueste Maßnahme ist zu berichten, dass jetzt eine sehr gut empfohlene Fürsorgerin in Altenburg stationiert ist, um versuchsweise im Rahmen der Familienfürsorge dort Hilfe zu leisten.
Geld und Naturalspenden, auch Kleidungsstücke, werden weiterhin erbeten und sind am besten direkt an Frau Schüftan, Erfurt, Goethestraße 4 zu senden. In einigen Monaten wird auch in unseren Blättern über die eingegangenen Spenden quittiert werden."  

     
Vom Städtischen Pfandamt dürfen keine Pfänder mehr von Juden angenommen werden (Juni 1933)     

Artikel in "Jüdische Rundschau" vom 20. Juni 1933: "Juden und Pfandleihe.
Aus Altenburg (Thüringen) wird uns berichtet: einer in Altenburg wohnenden Familie ist vom Stadtvorstand Altenburg nachstehende Mitteilung zugegangen:
'Laut Verfügung des Herrn Staatsbeauftragten für die Stadt Altenburg vom 1. Juni 1933 Uhr dürfen Pfänder von Juden vom städtischen Pfandamt grundsätzlich nicht mehr angenommen werden. Es kommen demnach auch Neuversetzung oder Verlängerung der bereits versetzten Pfänder nicht mehr in Frage. Sie wollen also dafür Sorge tragen, dass sie ihre Pfänder vor dem Verfalltag einlösen, andernfalls werden die Pfänder zur nächstfolgenden Auktion versteigert. Eine weitere Stundung kommt keinesfalls in Frage. Der Stadtvorstand. Städtisches Pfandamt Altenburg, Thüringen (Unterschrift).'
Zur Vermeidung von materiellem Schaden ist es also wichtig, dass Juden darauf aufmerksam gemacht werden, dass Ihnen in diesem Fall die städtischen Einrichtungen nicht mehr zur Verfügung stehen."  

  
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Zum Tod des Bankiers Moritz Liebeschütz (1894)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Juli 1894: "Altenburg, 1. Juli (1894). In heutiger Zeit gelangt jedes unsere Glaubensgenossen betreffende Ereignis mit Kommentaren in die Tagespresse, die oft böswillig und oberflächlich sind. Der hier ansässige Bankier Moritz Liebeschütz hat sich in Leipzig in der Pleiße ertränkt. Keine einzige unter den zahlreichen Betrachtungen über dieses Ereignis, selbst in den großen Blättern der Reichshauptstadt, bringt das richtige Informationsmaterial. Der Großvater des erst 38 Jahre alten Liebeschütz, der Holzmakler Meyer Liebeschütz aus Memel, hat sich im Jahre 1878 ebenfalls in der Pleiße ertränkt, welcher direkt von Memel nach Leipzig gekommen war, um seinen dort anwesenden Enkel noch einmal zu sehen. Wir verzichten darauf, den Schleier von den zum Teil auf hereditärer Psychose, wie sie in heutiger Zeit so häufig ist, beruhenden Ereignissen in der beklagenswerten Familie aufzuziehen. Zur Ehrenrettung des Verstorbenen, der bereits auf der Schule über ein Jahr seines Seelenzustandes wegen beurlaubt war und der dann im Hause Schwarzschild in Frankfurt am Main und später hier das Bankfach erlernte und mit eigenen nicht unbeträchtlichen Mitteln ein Bankgeschäft eröffnete, seien hierdurch die gehässigen an diesen Fall geknüpften Kommentare in das richtige Licht gerückt. Ein edel angelegtes Leben endete in frühzeitiger Umnachtung nach schweren Schicksalsschlägen."         
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. August 1894: " Sprechsaal. An die Redaktion der Allgemeinen Zeitung des Judentums!
In Nr. 27 ihres geschätzten Blattes vom 6. Juli finden wir in der Beilage 'Der Gemeindebote' unter 'Altenburg, 1. Juli' eine Notiz, unseren Bruder, den verstorbenen Bankier Moritz Liebeschütz betreffend. Wir ersuchen Sie ergebenst, unter Hinweis auf § 11 des Pressegesetzes, um folgende, wörtlich wiederzugebende Berichtigung.
1. Unser Bruder hat nicht in Leipzig, sondern in Altenburg seinen Tod gefunden.
2. Hat derselbe auf der Prima nach einem Typhus längere Zeit lediglich an Nervosität gelitten.
3. Hat derselbe das Bankgeschäft bei Schraidt & Hoffmann in Coburg erlernt.
4. Ist unser Großvater im Jahre 1878 nach Leipzig nicht gekommen, 'um seinen Enkel zu sehen', sondern hat sich daselbst aus heute noch nicht aufgeklärten Motiven scheinbar selbst den Tod gegeben.
5. Hat kein Mitglied unserer Familie je an irgendeiner Psychose gelitten. Wir müssen daher die Bemerkung in jener Notiz: 'wir verzichten darauf, den Schleier von den zum Teil auf hereditärer Psychose, wie sie in heutiger Zeit so häufig ist, beruhenden Ereignissen in der beklagenswerten Familie aufzuziehen', als eine geradezu frivole bezeichnen.
Es sind, abgesehen von der einfachen Tatsache des Todes unseres Großvaters, alle in jener Notiz wiedergegebenen Behauptungen und Folgerungen falsch und scheinen aus einer Quelle geflossen zu sein, der es nicht angenehm sein kann, dass 'der Schleier von dem so sehr tieftraurigen Ereignis aufgezogen wird'. Wir als die einzigen Geschwister (respektive Zwillingsbruder) des Verstorbenen, die wir ihn nicht nur in dieser Eigenschaft, sondern auch als Ärzte kompetent zu beurteilen in der Lage waren, protestieren mit aller Entschiedenheit dagegen, dass unser unglücklicher Bruder in 'frühzeitiger Umnachtung' den Tod gesucht zu zu haben hingestellt wird. Es ist hier nicht der Ort, auf die Verhältnisse, welche jenes schreckliche Ende herbeigeführt haben, einzugehen.
Dessau, 19. August. Hochachtungsvoll ergebenst
Dr. Julius Liebeschütz, praktischer Arzt - Dessau.
Dr. John Liebeschütz, praktischer Arzt - Hamburg."  

    
Berichte zur Altenburger Hofopernsängerin Franziska Großkopf (1902/1902)     
Zu Familie Großkopf: - zu Oberkantor Jacob Großkopf (geb. 1851) genealogische Informationen https://www.geni.com/people/Jacob-Grosskopf/6000000030366380840
- zu Franziska Großkopf (geb. 1879 in Paks, Ungarn) genealogische Informationen: https://www.geni.com/people/franziska-Gro%C3%9Fkopf/6000000092224019880 
- zu Marco Großkopf (geb. 1877 in Paks, Ungarn, gest. vor 1937 in Österreich): war 1901 Kapellmeister am Hoftheater Wiesbaden, 1904 ebd. Konzertdirektor und 1905/06 1. Opernkapellmeister in Mainz, vgl. http://echospore.de/Grosskopf_Marco.shtml   https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00006312. Marco Großkopf heiratete 1907 in zweiter Ehe Hedwig geb. Saarbach (geb. 1885 in Mainz, gest. 1957 in London).   

Artikel in "Die Wahrheit" vom 25. Oktober 1901: "Altenburg. Am 14. Oktober gingen am hiesigen herzoglichen Hoftheater 'Die Hugenotten' (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Les_Huguenots) in einer von der Kritik allgemein anerkannten Aufführung in Szene. Über die Leistung des Frl. Großkopf, der Tochter des Oberkantors J. Großkopf in Frankfurt am Main, schreibt die 'Altenburger Zeitung': Fräulein Großkopf hat den 'Pagen' recht hübsch gesungen. Sie war eine anmutige Figur und in der Darstellung lag ein graziöses Wesen, Frische und Gewandtheit. Der helle Sopran kam in der Cavatine zur Geltung, die Passagen darin wurden mit Accuratesse zur Ausführung gebracht und auch die Phrasierung kam angenehm zum Ausdruck. Die Rolle bot der jungen Sängerin - trotz ihres deutschen Namens eine Ungarin - Gelegenheit, sich von vorteilhaftester Seite zu präsentieren und sie hat im Gesang und Spiel recht gefallen. In allem war das Streben nach sorgsamer Ausführung der Partie erkennbar, und dem schönen Willen folgte die schöne Tat. So nahm Frl. Großkopf an dem Beifall des Abends ihren berechtigten Anteil."   
 
Artikel in "Die Wahrheit" vom 6. Juni 1902: "Frankfurt am Main. Sonntag den 25. Mai fand in der 'Loge zur aufgehenden Morgenröte' die Trauung des Musikdirektors Marco Großkopf, Sohn des Oberkantors der hiesigen Hauptgemeinde, mit Fräulein Emma Ullman, Tochter des Privatiers Herrn Jakob Ullman, statt. Mit einem Psalme, welchen ein von der königlichen Hofoper in Wiesbaden entsandtes Männerquartett vortrug, wurde die Feierlichkeit eingeleitet. Als das Hochzeitspaar den Altar erreicht hatte, ließ der Bruder des Bräutigams auf der Violine die feierlichen Klänge des 'Largo' von Händel unter Begleitung des Harmoniums ertönen. Herr Rabbiner Dr. Plaut hielt sodann eine erhebende Trauungsrede, in welcher er die Harmonie zwischen den Ehegatten als die zuverlässigste Grundlage für das Glück der Ehe bezeichnete. Es folgte ein Trauungsgesang, welcher für das junge Paar den Segen des Himmels herabflehte, gesungen von der Schwester des Bräutigams, der herzoglichen Hofopernsängerin Franziska Großkopf in Altenburg. Nachdem darauf das Gebet gesprochen war, sang das Quartett wiederum einen Chor, worauf die Segnung des Brautpaares erfolgte. Bei dem nachfolgenden Hochzeitsmahle brachte Herr Rabbiner Dr. Plaut den Toast auf das junge Paar aus, indem er ihm Glück für die Lebensfahrt wünschte, die es zunächst nach dem fernen Temesvar führen wird. Das Quartett von der Wiesbadener Oper, bei welcher der Bräutigam längere Zeit als Kapellmeister beschäftigt war, erfreute noch durch ein schön gesungenes Ständchen und nahm den Dank für seine künstlerischen Darbietungen entgegen. Toaste, musikalische und deklamatorische Vorträge wechselten in bunter Reihe, und in überaus animierter Stimmung blieb die aus Freunden und Angehörigen beider Familien bestehende Hochzeitsgesellschaft bis nach Mitternacht beisammen."  

    
Die Sopranistin am Altenburger Hoftheater Elsa Bland tritt in Wien auf (1905)    
Anmerkung: Über die Opernsängerin Elsa Bland (1880-1935) siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Elsa_Bland. In diesem Artikel wird auch ihre Zeit 1905/06 in Altenburg benannt. Ihr Vater war der Kantor Moritz Blatt (1846 Fünfhaus - 1906 Wien; Kantor am Leopoldstädter Tempel in Wien), ihre Mutter Therese Rebeka geb. Goldmann. Genealogische Informationen siehe https://www.geni.com/people/Moritz-Blatt/6000000037101177383     

Artikel in "Die Wahrheit" vom 5. Mai 1905: "Wien. Fräulein Elsa Bland vom Hoftheater in Altenburg absolvierte Ende voriger und anfangs dieser Woche an der hiesigen Hofoper ein dreitägiges Gastspiel mit seltenem Erfolge. Die gesamte Kritik anerkannte die phänomenalen Stimmmittel der jungen, hoffnungsvollen Künstlerin und prognostizierte ihr eine glänzende Zukunft. Fräulein Bland, die bereits für die Hofoper engagiert sein soll, ist eine Tochter des hiesigen I. Kantors M. Blatt. - Einige Tage vorher gastierte an der Wiener Hofoper eine zweite, überaus sympathische Künstlerin, die gleichfalls einer Kantorfamilie entstammt. Es ist dies Fräulein Wenger vom Grazer Stadttheater, die von Direktor Mahler telegraphisch hierher berufen wurde, um für die erkrankte Frau von Mildenburg in der 'Boheme' einzuspringen. Fräulein Wenger, die dem Wiener Konzertpublikum nicht unbekannt ist, fand durch Stimme und Spiel großen Beifall. " 

      
Der Flieger Rosenbaum verhindert einen terroristischen Angriff und wird zum Gefreiten ernannt (1917)     

Artikel in "Der Gemeindebote" vom 23. November 1917: "Altenburg, 16. November. Der Hauptmann und Kommandeur Steffen des Flugplatzes Altenburg erließ folgenden Abteilungsbefehl: in der Nacht vom 5. zum 6. dieses Monats ist der Versuch gemacht worden, die Halle 5 in die Luft zu sprengen. Dank der Aufmerksamkeit des dort stehenden Postens, Fliegers Rosenbaum, welcher mit anerkennenswerter Ruhe und sachgemäßem Handeln vorgegangen ist, konnte der Verbrecher an der Ausführung seiner Tat gehindert werden. Ich spreche dem Flieger Rosenbaum im Namen der Fea (Fliegerersatzabteilung), welcher er einen ausgezeichneten Dienst erwiesen hat, meine herzliche Anerkennung aus. Ich ernenne ihn hiermit zum Gefreiten. Gleichzeitig habe ich bei der Inspektion der Flieger Truppen beantragt, dass dem Gefreiten Rosenbaum das Verdienstkreuz für Kriegshilfe verliehen wird. - Der Flieger Rosenbaum ist ein Sohn des Herrn Isaak Rosenbaum in Frankfurt."    

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
    
Lehrlingsstellen-Gesuch von S. Frankenbach für seinen Sohn (1878)     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. April 1878: "Lehrlingsstelle gesucht. Ich suche für meinen 15 Jahre alten Sohn, welcher bisher die Schule besuchte, Stelle als Lehrling in lebhaftem Manufaktur- oder Ledergeschäft bei freier Kost und Logis. S. Frankenbach, Altenburg in Sachsen. "   

          
Geburtsanzeige von Renate Levy, Tochter von Albert und Fränze Levy (1923)     
Anmerkung: zu Geschichte und Schicksal der Familie siehe unten bei der Geschichte des Kaufhauses M. & S. Cohn.  

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 9. August 1923: "Renate.  
Die Geburt eines munteren Mädchens zeigen in dankbarer Freude an
Albert Levy und Frau Fränze geb. Bucky

Altenburg (Sachsen-Altenburg), 21. Juli 1923."    

    
Anzeigen des Kaufhauses M. & S. Cohn (1934-1938)   
Anmerkung: Das Kaufhaus M. & S. Cohn (Inh. Albert Levy und Sally Bucky) hat bis 1938 fast wöchentlich in verschiedenen jüdischen Periodika mit der unten wiedergegebenen Anzeige inseriert; das Kaufhaus befand sich in der Sporenstraße 2-6).   
Zur Geschichte des Kaufhauses. Die beiden Schwestern Marianne und Selma Cohn eröffneten 1890 am Markt 23 in Altenburg ein kleines Textilgeschäft. Durch die Heirat Marianne Cohns mit dem aus Leipzig stammenden Sally Bucky entwickelte sich das Geschäft zu einem angesehenen Kaufhaus. Tochter Franziska (Fränze) Bucky heiratete 1914 den Geschäftsmann Albert Levy, der das Geschäft weiter entwickelte. In den 1920er-Jahren hatte es mehr als 40 Abteilungen mit 160 Mitarbeitern (Gebäude Sporenstraße 2-6, Lager im Haus Hinter der Waage 4). 1930 wurde das 40-jährige Bestehen gefeiert. Die Unternehmerfamilie engagierte sich kulturell und sozial im Leben der Stadt Altenburg, finanzierte Aufführungen im Altenburger Landestheater und organisierte Wohltätigkeitsveranstaltungen. Nach 1933 verschärften sich jährlich die Maßnahmen der Nationalsozialisten gegen das Kaufhaus. Beim Novemberpogrom 1938 drangen SA-Männer in die Wohnung der Familie ein und misshandelten die Familienmitglieder. Sally Bucky (78 Jahre alt), sein Schwiegersohn Albert Levy und der Verlobte von Lore Levy, Fritz Leiser wurden verhaftet. Albert Levy und Fritz Leiser wurden im KZ Buchenwald interniert und zur Ausreise aus Deutschland erpresst. Sie konnten in die Niederlande emigrieren, wurden jedoch 1944 allesamt deportiert und in Auschwitz ermordet. Dies betraf Marianne Bucky (77 Jahre alt), Albert und Franziska Levy sowie die Töchter Lore und Renate. Nur Hans Levy konnte nach Südafrika emigrieren. Erst nach 1990 erfolgte eine Rückgabe des Kaufhauses an die Erben. Die Erbengemeinschaft Bucky-Levy verschenkte 1996 ihr Haus in der Rudolf-Breitscheid-Straße 2 (früher Bismarckstraße 2) dem Evangelisch-Lutherischen Magdalenenstift für wohltätige Zwecke. An die Familie erinnern vier "Stolpersteine" und eine nach Albert Levy benannte Straße in Altenburg. Grundlage: Geschichte des Kaufhaus-Unternehmens sowie Bildtafel zum Kaufhaus (eingestellt im schulportal-thueringen.de, pdf-Datei).
Überlebt hat auch Fritz Leiser (geb. 1912 in Coswig, gest. 2011 in Inverness FL/USA)  https://www.geni.com/people/Fritz-Leiser/6000000079585859313 
Dazu auch Website von Christian Repkewitz  https://www.christian-repkewitz.de/index.php/de/cohn-bucky-levy 
Literatur: Christian Repkewitz: Cohn - Bucky - Levy. Rastlos vorwärts. Selbstverlag 2017. https://www.christian-repkewitz.de/index.php/de/2014-12-06-18-31-04  

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 11. Oktober 1934: ""     Anzeige in "Jüdische Rundschau" vom 15. März 1938: "" Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 7. Juli 1938: ""

    
Verlobungsanzeige für Lore Levy und Fritz Leiser (1938)  
Anmerkung: Zur Geschichte von Lore Levy und Fritz Leiser siehe oben bei der Geschichte des Kaufhauses M. & S. Cohn. 

Anzeige in "Jüdisches Gemeindeblatt Leipzig" vom 12. August 1938.     

"Lore Levy - Fritz Leiser 
Verlobte.
Altenburg in Thüringen Bismarckstraße 2 -
Leipzig Gottschedstraße 17"

Dieselbe Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 11. August 1938.

    
    
Sonstiges  
Herzogin Agnes von Sachsen-Altenburg ist eine Anhängerin der "Juden-Mission" und veröffentlichte dazu ein (in christlichen Kreisen) viel gelesenes Buch (1898)   
Anmerkung: zu Agnes von Sachsen-Altenburg (1824-1897) siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Agnes_von_Anhalt-Dessau. Bei der Zeitschrift "Dibre Emeth" ("Worte der Wahrheit") handelt es sich nicht um eine jüdische Publikation, sondern um die von dem Prediger in Frankfurt an der Oder Julius C. Hartmann herausgegebene judenmissionarische Zeitschrift, die in jüdischen Kreisen sicher nicht gelesen wurde. Auch die Schrift der Herzogin Agnes "Ein Wort an Israel" wurde in jüdischen Kreisen durchweg abgelehnt.     

Artikel in "Dibre Emeth" vom Januar 1898 S. 6: "Herzogin Agnes von Sachsen-Altenburg ist eine der fürstlichen Personen, deren die Geschichte der Judenmission gedenkt. Sie wurde am 24. Juni 1824 zu Dessau geboren. Ihr Vater war der 1871 gestorbene Herzog Leopold von Anhalt. Ihr 1831 geborener Bruder Friedrich ist der jetzt regierende Herzog von Anhalt, ihre Schwester Maria Anna, geb. 1837, die Witwe des 1885 gestorbenen preußischen Prinzen Friedrich Karl. 1853 vermählte sie sich mit dem damaligen Prinzen und jetzigen Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg. Ihr einziges Kind, Prinzessin Marie, trat mit dem Prinzen Albrecht von Preußen, dem jetzigen Regenten von Braunschweig, in die Ehe. Im Jahre 1869 gab Herzogin Agnes ein Büchlein heraus, welches ihre Liebe zu den Kindern Israels bekundete. Der Titel lautete: 'Ein Wort an Israel'. Die Schrift enthält eine Zusammenstellung biblischer Zeugnisse zu Gunsten der christlichen Lehre von der Messianität Jesu. Dr. Friedrich Ahlfeld, der berühmte Prediger, führte sie mit einer Vorrede ein, in welcher er auf das freundliche Verhalten der anhaltischen Fürsten zu ihren jüdischen Untertanen, aber auch auf den Missionstag hinwies, welchen die jüdische Gemeinde zu Dessau infolge des kühnen Auftretens des Rabbiners Eschel (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Albrecht_Augusti) erlebte. Diese Ahlfeldsche Vorrede wurde vor zehn Jahren in den 'Dibre Emeth' abgedruckt (1888, Nr. 2). Damals bezeichneten nur die Anfangsbuchstaben 'H.A.' auf dem Titel die hohe Verfasserin, obwohl sich die Herzogin sonst offen zu ihrer Arbeit bekannte. Später durfte der volle Name auch in der Schrift selber genannt werden. Von dem Verein für innere Mission im Herzogtum Sachsen-Altenburg ging der Verlag an das Leipziger Institutum Judaicum über. Das letztere veröffentlichte 1893 die fünfte Auflage. In seiner Schriftenreihe bildet das Buch der Herzogin die Doppelnummer 37/38. Der Preis beträgt 1 Mark. Das 'Wort an Israel' wurde nicht nur ins Hebräische und Jüdisch-Deutsche (sc. Jiddische), sondern auch ins Dänische, Schwedische, Englische, Französische, Holländische, Italienische und Russische übersetzt. Der Dank der Freunde Israels und gewiss auch mancher Israeliten folgt der am 23. Oktober 1897 zu Hummelshain entschlafenden Fürstin in die Ewigkeit."  

        
Zum Tod des Forschungsreisenden Dr. Otto Kersten, der sich während seiner Zeit in Palästina für die unterdrückten Juden einsetzte (1900)   

Anmerkung: Zu Dr. Otto Kersten (geb. 1839 Altenburg, gest. 1900 Altenburg) siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Kersten; Dr. Kersten heiratete 1876 in Berlin Emma Caroline Goldschmidt, Tochter des jüdischen, 1834 zum Protestantismus konvertierten Chemikers Theodor Goldschmidt, siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Goldschmidt.   

Artikel in "Der Gemeindebote" vom 28. Dezember 1900: "Berlin, 26. Dezember. Man schreibt uns: es sei gestattet, von dem in seiner Vaterstadt Altenburg am 22. vorigen Monats plötzlich verstorbenen Forschungsreisenden Dr. Otto Kersten, dessen Verdienste in Nachrufen der Blätter verschiedenster Richtungen vielfach gewürdigt wurden, nur eines edlen Zuges aus seinem Leben dieser Stelle Erwähnung zu tun - nämlich seines warmen und tatkräftigen Eintretens für die unterdrückten Juden Palästinas in den Jahren 1870 bis 1874, als er Kanzler und Verweser des deutschen Konsulats in Jerusalem war. Bei seinem Scheiden ehrte die dortige jüdische Gemeinde durch eine auf weißer Seide in Goldstickerei ausgeführte hebräische Dankadresse den Mann, der mit tief wurzelnder christlicher Religiosität ein Herz für die Leiden Andersgläubiger verband wie Wenige."   

     
      
      
Zur Geschichte des Betsaales in Altenburg      
      
Im Mittelalter war ein Betraum beziehungsweise eine Synagoge vorhanden (siehe oben).  
  
Die jüdische Gemeinde des 19./20. Jahrhunderts richtete sich für Gottesdienste einen Betsaal ein. Seit den 1920er-Jahren, spätestens seit 1931 befand er sich im Gebäude Pauritzer Straße 54 (das Adressbuch der Stadt von 1931 nennt hier eine "Israelitische Synagoge"). In diesem Gebäude befand sich auch die jüdische Religionsschule.  
    
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude des Betsaales und der jüdischen Schule aufgebrochen, die Inneneinrichtung zertrümmert, die Gebetsbücher zerfetzt und die Tora-Rollen auf die Straße geworfen. 
  
Am 9. November 1998 wurde eine Gedenktafel am Synagogenstandort angebracht mit dem Text: "An diesem Ort befand sich der Jüdische Betsaal. Wir gedenken hier der jüdischen Bürger unserer Stadt. Die Armen sind nur scheinbar vergessen. Ihre Hoffnung ist nicht für immer dahin. Psalm 9,19." (das Psalmzitat auch in hebräischer Sprache). Das Gebäude mit dem ehemaligen Betsaal und der Schule ist mit allen Nachbarhäusern an der Pauritzer Straße inzwischen abgebrochen; das Gelände wird neu bebaut.      
      
Adresse/Standort der Synagoge            Pauritzer Straße 54 
     
      
   
  
2020: Neue Synagoge wird in den Waldkliniken in Eisenberg eingerichtet  -  בית הכנסת אייזנברג       

März 2020: Auf dem Gelände der Waldkliniken in Eisenberg soll eine neue Synagoge gebaut werden    
Artikel in "berlin.de" vom 12. März 2020: "Thüringen bekommt weitere Synagoge
In Thüringen ist der Bau einer neuen Synagoge geplant. Das jüdische Gotteshaus soll im Spätsommer 2020 auf dem Gelände der Waldkliniken in Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis) öffnen, teilte das Krankenhaus am Donnerstag mit. Der Bau werde als Pate vom Berliner Rabbiner Yitshak Ehrenberg begleitet. Details des Vorhabens sollen am 25. März vorgestellt werden. Das Krankenhaus beherbergt ein Zentrum für Orthopädie, sowie Kliniken für Innere Medizin, Chirurgie und Anästhesie. Mit dem Synagogen-Neubau solle ein sichtbares Zeichen für ein offenes und tolerantes Thüringen gesetzt werden, hieß es."  
Link zum Artikel        Website Waldkliniken Eisenberg        Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Waldkliniken_Eisenberg   
 
Juni 2020: Die neue Synagoge wird im Herbst eingeweiht
Artikel in der "Jüdischen Allgemeinen Zeitung" vom 3. Juni 2020: "Thüringen eröffnet eine weitere Synagoge. Die Eröffnung im Krankenhaus der Waldkliniken Eisenberg ist für den Herbst geplant..."  
Link zum Artikel  https://www.juedische-allgemeine.de/religion/thueringen-eroeffnet-eine-weitere-synagoge/ 
 
Juni 2020: In den Waldkliniken wird eine koschere Küche eingerichtet  
Artikel im "mdr.de" vom 4. Juni 2020: "Jüdisches Leben in Thüringen Koschere Küche in den Waldkliniken Eisenberg
Ein kommunales Krankenhaus, das sich Gedanken macht, wie es Menschen jüdischen Glaubens angemessen versorgen kann – das hat Seltenheitswert. Im thüringischen Eisenberg wird es, nach zehn Jahren Planung und Bau, ab Herbst genau dieses Angebot geben. Die Waldkliniken wenden sich explizit an jüdische Gäste, gerne auch aus dem Ausland. Und so entsteht in den Waldkliniken gerade die erste koschere Küche Thüringens. Auch ein kleiner Gebetsraum wird hergerichtet. Blanka Weber berichtet.
David-Ruben Thies - Geschäftsführer der Eisenberger Waldkliniken, führt durch einen Neubau des Klinikums. In der vierten Etage entsteht derzeit eine kleine Küche, keine gewöhnliche Krankenhausküche - sondern eine für koscheres Essen. Diese Küche muss den Ansprüchen der jüdischen Kaschrut-Regeln - den Reinheitsgeboten - entsprechen. Das heißt: Speisen aus Milch müssen von jenen aus Fleisch getrennt und auch so serviert werden. Besteck, Teller, die Küchenausstattung - gibt es also zweifach. Doch wie kam es zu dieser, etwas ungewöhnlichen Idee, mitten in einem kommunalen Krankenhaus eine koschere Küche zu errichten? David-Ruben Thies, selbst einmal Krankenpfleger vor seinem Betriebswirtschaftsstudium, erinnert sich. Man war auf der Suche nach einer Marktlücke, etwas, was andere eben nicht machen.
Wir haben viel nachgedacht und festgestellt: Was ist mit ethnischen und religiösen Gruppen und um wen kümmert sich hier in Europa niemand so richtig. Und da gibt es zwar jüdische Krankenhäuser - aber dann haben wir schnell gelernt, die können gar nicht mehr koscher kochen. David-Ruben Thies, Geschäftsführer der Eisenberger Waldkliniken
Wo heute noch die Handwerker aktiv sind, will er bald Gäste begrüßen - im kleinen koscheren Restaurant mit dem Blick ins Grüne. Knapp dreißig Plätze, willkommen ist jeder - ob Gast oder Patient des Hauses. Ob jüdisch oder nicht.
Zwei Küchen. Alexander Mayrhofer, der viel Erfahrung in der Gastronomie und im Tourismus hat, bereitet mit seinem Team alles für Eröffnung im Herbst vor. Neben der koscheren gibt es auch die "normale" Krankenhausküche - die sich auf knapp 270 Patienten einstellt.
Wir haben dann zwei Küchen - eine koschere und eine Restaurantküche. Das wird sicher ein spannender Moment, die Trennung gut hinzukriegen - aber das planen wir ganz sauber - auch mit unterschiedlichem Geschirr und Besteck und anderen Dingen. Alexander Mayrhofer
Mit seinem Team bringt Alexander Mayrhofer jetzt die erste koschere Küche für Thüringen auf den Weg.
Und ein Gebetsraum. David-Ruben Thies zeigt einen anderen Raum in der ersten Etage. Hier entsteht ein Gebetsraum, eine Synagoge. Der Berliner Rabbiner Yitshak Ehrenberg berät die Waldkliniken, wenn es darum geht, sich auf jüdische Gäste einzustellen. Er meint:
Also die Synagoge, die hier gebaut wird, ist zu 100 Prozent - kann man so sagen - koscher. Rabbi Yitshak Ehrenberg
Was meint: An alles wurde gedacht. Auf 30 Quadratmetern können - wann immer sie mögen - Menschen beten und den Schabbat feiern. Das Projekt steht unter seiner Schirmherrschaft, betreut werden die Räumlichkeiten von der Jüdischen Landesgemeinde Thüringens. Neben den einheimischen Patienten aus Thüringen können in der Klinik, die vor allem für Orthopädie bekannt ist, auch bald andere Patienten betreut werden. Jüdische Gäste aus Deutschland, aus Europa, den USA und - auch aus Israel."  
Link zum Artikel  
 
Mai 2022: Die Synagoge in den Waldkliniken Eisenberg wird eingeweiht  
Artikel in "Domradio.de" (epd-Pressemitteilung) vom 23. Mai 2022: "Synagoge in Eisenberg wurde feierlich geweiht - Weihe einer neuen Synagoge.
Im Gebäude der Waldkliniken Eisenberg in Thüringen ist am Sonntag eine neue Synagoge geweiht worden. Das jüdische Gotteshaus soll Patienten die Ausübung ihrer religiösen Pflichten während des Aufenthaltes in der orthopädischen Fachklinik erlauben, sagte der Geschäftsführer des Krankenhauses, David Ruben Thies, in Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis). Grundsätzlich stehe die Synagoge aber auch der jüdischen Gemeinde Thüringens offen.
Weihe durch Berliner Rabbiner Yitshak Ehrenberg
. Die Weihe nahm der Berliner Rabbiner Yitshak Ehrenberg im Beisein von Vertretern der jüdischen Landesgemeinde und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) vor. Ehrenberg brachte auch die Torarolle ein, die in Rumänien angekauft wurde. Die durch ein israelisches Unternehmen geplante und von Handwerksbetrieben der Ostthüringer Region gebaute Synagoge bietet Sitzplätze für zwölf Männer sowie vier Frauen.
Erstmals in koscherer Küche gekocht.
Parallel zur Einweihung der Synagoge wurde auch erstmals in der koscheren Küche des Klinikums gekocht. Im Anschluss an die Weihe brachte Küchenchef Tim Foller ein koscheres Menü auf die Tische des klinikeigenen Restaurants. Unter Aufsicht des Maschgiach Motti Weitzmann hatte sich die gesamte Klinik einem strengen Zertifizierungsprozess gestellt, der auch den Ansprüchen orthodoxer Juden genügen soll. Selbst die Fahrstühle sind vorbereitet, im Sabbat-Modus zu laufen.
Versorgung der Patienten. Als Fachklinikum für Orthopädie versorgen die Waldkliniken Eisenberg Patienten aus dem In- und Ausland, darunter künftig auch Patienten jüdischen Glaubens, hieß es. Die "Synagoge Eisenberg" ist das vierte aktive Gotteshaus in Thüringen - neben Erfurt, Jena und Nordhausen."   
Link zum Artikel    
 
Aktuelle Informationen - auch für jüdische Patienten - siehe  https://koscher.waldkliniken-eisenberg.de/ (hier auch Link zu einer Broschüre) und https://koscher.waldkliniken-eisenberg.de/gaeste-juedischen-glaubens  (mit Fotos der Synagoge usw.) 
englisch: https://koscher.waldkliniken-eisenberg.de/en/jewish-guests / hebräisch/Iwrit https://koscher.waldkliniken-eisenberg.de/he/jewish-guests      
 

     
      
      
Fotos  
(Fotos: Hahn, Juni 2011)   

Der Standort des Hauses mit dem Betsaal in Altenburg     
      
Am Standort des nicht mehr bestehenden Hauses mit dem Betraum und der Schule der jüdischen Gemeinde in der Pauritzer Straße 
befindet sich eine Gedenktafel mit dem oben zitierten Text.
     
     
"Stolpersteine" 
in Altenburg
   An zahlreiche der aus Altenburg deportierten und ermordeten jüdischen Personen erinnern 
inzwischen sog. "Stolpersteine"; oben fünf "Stolpersteine" am Haus Pauritzer Straße 27 für 
Hans Oronowicz (1931), Leo Oronowicz (1925), Margarethe Oronowicz (1930), 
Regina Oronowicz geb. Handweiler (1896), Wanda Oronowicz (1923).  
     
Die Verlegung von "Stolpersteinen" in 
Eisenberg im August 2014 
(Fotos: Anja Polten)   
 Eisenberg Stolpersteine 08201401.jpg (254358 Byte)  Eisenberg Stolpersteine 08201402.jpg (163861 Byte)
   Zu den Verlegungen durch Gunter Demnig siehe Berichte unten   
     
Eisenberg Stolpersteine 08201403.jpg (208587 Byte) Eisenberg Stolpersteine 08201404.jpg (214142 Byte) Eisenberg Stolpersteine 08201405.jpg (219790 Byte) Eisenberg Stolpersteine 08201405a.jpg (154706 Byte)
"Stolpersteine" wurden verlegt für Mitglieder der Familie May: für Albert May (1875), Emma May geb. Blumenthal (1883), Margarete May (1909) und Manfred May (1933).    
Weitere Fotos siehe über die Seite http://eisenberg.pytalhost.com/bildergalerie/main.php?g2_itemId=219267&g2_page=9  
 
  Die "Stolpersteine" für die Mitglieder
der Familie May im Juni 2020
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 11.6.2020)
   
    Das Gebäude Großer Bühl 1, vor dem die "Stolpersteine"
liegen; hier war die Schuhhandlung von Albert May
 Die "Stolpersteine" für die Familie May
  

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
    

2005: Das Christliche Spalatin-Gymnasium Altenburg erhielt im Rahmen der 1. "FilmTHUER" 2005 einen 1. Preis (u.a. Hauptpreis Jugend "Silberne FilmTHUER" ) für die "Spurensuche - Juden in Altenburg". Quelle.    
 
März 2008: Nachfahren von Marianne Bucky besuchen die Stadt: https://www.stadt-altenburg.de/sixcms/detail.php?id=29440&_nav_id1=78329&_lang=de  (auch eingestellt als pdf-Datei
               
November 2009: Gedenken an die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938  
Artikel vom 13. November 2010 (Artikel): "Der Opfer der Pogromnacht gedacht.   
Neben der Feierstimmung, die das zwanzigjährige Jubiläum des Falls der Mauer in ganz Deutschland verursacht hat, geriet ein wesentlicher Anlass ein wenig in den Hintergrund, der ebenfalls auf den 'Schicksalstag der Deutschen' fällt – die Reichspogromnacht von 1938.
Wie in jedem Jahr hatten die Arbeitsgruppe 'Jüdische Mitbürger' und die Stadt Altenburg eine Gedenkveranstaltung in der Pauritzer Straße organisiert, genau dort, wo früher der jüdische Betsaal Altenburgs stand. So war es wohl auch den vielfältigen Informations- und Veranstaltungsangeboten zum Mauerfall-Jubiläum geschuldet, dass mit rund 30 Teilnehmern die Beteiligung am Pogromnacht-Gedenken in der Skatstadt gegenüber den Vorjahren eher verhalten war..."     
 
Juni 2010: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Altenburg 
Artikel von "Die Organisatoren, Verein KORA" in "ABG info.de" vom 7. Juni 2010 (Artikel): 
"22. und 23. Stolperstein in Altenburg verlegt.
Am Sonntag, dem 6. Juni 2010, verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig den mittlerweile 23. seiner weltbekannten 'Stolpersteine' in Altenburg. Der Kommunalpolitische Ring Altenburger Land (KORA) sowie das Bündnis gegen Rechtsextremismus hatten die Aktion vorbereitet..."  
  
Januar 2014: In Eisenberg sollen im Mai 2014 "Stolpersteine" verlegt werden  
Artikel von Oliver Will in der "Ostthüringer Zeitung" vom 3. Januar 2014: "Die Frau aus dem Schlossgarten in Eisenberg..." 
Link zum Artikel     
    
Artikel in der "Ostthüringer Zeitung" vom 27. Juli 2014: "Stolpersteine bald auch in Eisenberg..."  
Link zum Artikel    
 
August 2014: In Eisenberg wurden "Stolpersteine" verlegt  
Anmerkung: es wurden am 5. August 2014 "Stolpersteine" verlegt vor dem Grundstück Großer Bühl 1 für Albert May geb. 1875 in Trier), Emma May geb. Blumenthal (geb. 1883 in Topolinken - Topolinek/Polen), Margarete May (geb. 1909 in Arnstadt) und Manfred May (geb. 1933 in Eisenberg). 
Artikel in den Nachrichten des MDR Thüringen: Video-Beitrag: Eisenberger Stolpersteine gedenken Nazi-Opfernhttps://www.youtube.com/watch?v=hwB3_eFlHvY
 
Artikel von Ute Flamich in der "Ostthüringer Zeitung" vom 6. August 2014: "In Eisenberg vier Stolpersteine für jüdische Familie May verlegt..." 
http://eisenberg.otz.de/web/eisenberg/startseite/detail/-/specific/In-Eisenberg-vier-Stolpersteine-fuer-juedische-Familie-May-verlegt-779082910 (kostenpflichtig)
mit Kommentar: http://eisenberg.otz.de/web/eisenberg/startseite/detail/-/specific/Z0R0003314200  . 
Artikel zur Verlegung der Stolpersteine in der "Thüringischen Landeszeitung".  
 
Dezember 2014/Juni 2015: In Eisenberg wird ein weiterer "Stolperstein" für Alma Rotholz verlegt  
Der "Stolperstein" für Alma Rotholz wurde in der Burgstraße 13 verlegt. Alma Rotholz (geb. 1869) hatte im September 1942 den Freitod gewählt.
Zum Lesen der Pressemitteilung in der "Ostthüringer Zeitung"  vom 22. Oktober 2014 bitte die Textabbildung links anklicken.   
Link zur Pressemitteilung in der "Ostthüringer Zeitung"  
  
Artikel von Julia Schäfer in der "Ostthüringer Zeitung" vom 20. Juni 2015: "Stolperstein in der Eisenberger Burgstraße erinnert an die Jüdin Alma Rothholz
Eisenberg Ein glänzender Stein im Pflaster erinnert seit Freitag vor der Burgstraße 13 in Eisenberg an die Alma Rothholz. Der Stolperstein liegt vor dem letzten freigewählten Wohnhaus der 1942 verstorbenen Jüdin.
Für die einen war das Jahr 1937 ein großer Spaß: Ein Jahr nach den Olympischen Spielen in Berlin amüsierten sie sich im Kino bei Komödien mit Heinz Rühmann, die Arbeitslosigkeit ging gegen Null. 'Der Staat war nicht für alle gut', sagte Anja Polten in ihrer Rede zur Stolpersteinverlegung für Alma Rothholz vor deren letztem selbstgewählten Wohnsitz in der Eisenberger Burgstraße 13. Die damals 68-jährige Witwe war eine der 'Anderen'. Die Jüdin musste ihre Wohnung räumen und brachte sich später um..."    
Link zum Artikel  vgl. Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Eisenberg_(Thüringen)
 
Mai 2015: Schüler reinigen "Stolpersteine" in Eisenberg  
Artikel in der "Ostthüringer Zeitung" vom 30. April 2015: "Eisenberger Gymnasiasten wollen Stolperstein-Pflege übernehmen..." 
Link zum Artikel     
Weiterer Artikel in der "Ostthüringer Zeitung" vom 13. Mai 2015: "Eisenberger Schüler übernehmen Verantwortung für Stolpersteine..."   
Link zum Artikel    
 
April / Juni 2015: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Altenburg  
Anmerkung: zu den "Stolpersteinen" in Altenburg siehe Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Altenburg    
Artikel von KORA in abg-net.de vom 23. April 2015: "Anzahl der Altenburger 'Stolpersteine' verdoppelt sich im Juni nahezu. Stolperstein-Paten gesucht / Theateraufführung am Vorabend der Stolperstein-Verlegung
In den Jahren 2007 bis 2010 wurden im Altenburger Stadtgebiet 28 der inzwischen weltbekannten 'Stolpersteine' des Kölner Künstlers Gunter Demnig verlegt. Schon in den letzten Jahren gab es immer wieder Anfragen, wann das Projekt in Altenburg seine Fortsetzung finden würde. Dem Kommunalpolitischen Ring Altenburger Land e.V. (KORA) ist es gelungen, einen der begehrten Verlegetermine für das Jahr 2015 zu erhalten und so ist geplant, am 20. Juni dieses Jahres gleich mehrere der Messingplatten an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet zu verlegen. Der Verein hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Gleich 27 Steine sollen in diesem Jahr vom Künstler und der Stadtverwaltung verlegt werden, wodurch sich die Anzahl der Stolpersteine in Altenburg fast verdoppelt. Für einige der Steine gibt es bereits feste Finanzierungszusagen bzw. entsprechende Zuwendungen liegen vor, für die verbleibenden Steine werden noch Paten gesucht. Interessenten können sich durch ein eigens produziertes Faltblatt über die Aktion informieren, welches an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet ausliegt. Mit einem 'Stolperstein' bedacht werden sollen elf Mitglieder der Großfamilie Cohn-Bucky-Levy, der Kaufmann Kurt Löwenstamm, das Ehepaar Wandstein und seine zwei Kinder, vier Mitglieder der Familie Beller sowie die Familie von Philipp Strassmann. Aktuellen Planungen zufolge könnten an vier der fünf Verlegestellen Angehörige der Geehrten zugegen sein. So erwartet der Verein u.a. Besuch aus Brasilien, Kanada, England und Israel. Das Projekt wird durch den Lokalen Aktionsplan Altenburger Land im Rahmen des Bundesprogramms 'Demokratie leben!' des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Mit einem beachtlichen Engagement stehen KORA in diesem Jahr u.a. die Horizonte gGmbH als Trägerin des 'Marianne-Bucky-Hauses' und die Städtische Wohnungsgesellschaft Altenburg mbH (SWG) zur Seite. Die Horizonte gGmbH übernimmt die Patenschaft für die elf Steine vor dem 'Marianne-Bucky-Haus', die SWG für die vier der Familie Beller gewidmeten Steine, die vor dem Haus Schmöllnsche Straße 6 verlegt werden, welches die SWG in diesem Jahr aufwändig saniert. Nähere Informationen zu den einzelnen Familien werden am Verlegetag an den jeweiligen Orten gegeben.
Das Landestheater Altenburg schlägt mit einem künstlerischen Angebot einen Bogen zur 'Stolperstein'-Verlegung. Am Vorabend der Verlegung bietet das Theater nach dem großen Erfolg der Aufführung vom 27. Januar dieses Jahres Interessenten um 19.30 Uhr mit einer zweiten Aufführung von 'Die Ermittlung' (Peter Weiss) die Möglichkeit, das 1965 uraufgeführte Stück erneut im Amtsgericht Altenburg zu erleben. Karten sind an der Theaterkasse erhältlich. Kommunalpolitischer Ring Altenburger Land e.V. Vorstand."  
Link zum Artikel  
 
April 2016: Weitere Putzaktion der "Stolpersteine"   
Artikel in der "Ostthüringer Zeitung" vom 26. April 2016: "Gymnasiasten putzen Stolpersteine am Großen Bühl in Eisenberg..." 
Link zum Artikel   

 
 
Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Altenburg  
bulletWebsite von Christian Repkewitz über "Das 'Jüdische Altenburg' von 1868 bis 1945" mit interaktivem Stadtplan. 
bulletWikipedia-Artikel   https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Eisenberg_(Thüringen).
bulletWikipedia-Artikel   https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Altenburg.     

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 10-11; II,1 S. 10.  
bulletIsrael Schwierz:  Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ( www.lzt.thueringen.de) 2007. Zum Download der Dokumentation (interner Link).     
direkter Link zu den Seiten Altenburg ff
bulletAltenburg Lit 012.jpg (113818 Byte)Ingolf Strassmann: Die Juden in Altenburg - Stadt und Land. Woher kamen sie und wo sind sie geblieben. Hrsg. von: Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes / Landratsamt Altenburger Land / Arbeitsgruppe Jüdische Mitbürger Altenburg. Beier & Beran 2004. ISBN 978-3-937517-11-7.   
Informationen zu den Publikationen von Ingolf Strassmann (pdf-Datei)   
bulletAltenburg Lit 011.jpg (95799 Byte)ders.: Altenburg in Thüringen. Stadt und Land unterm Hakenkreuz. S. Sell Heimat-Verlag Altenburg 2003. ISBN 3-9809211-1-5.  
Informationen zu den Publikationen von Ingolf Strassmann (pdf-Datei)   

      
        


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Altenburg, Thuringia. Jews first settled in Altenburg in 1364, but were expelled in the 15th century. It is unclear when they were allowed to settle again, but in the 19th century there is evidence of a thriving Jewish community which was well integrated into the non-Jewish environment. Jews were active as bankers and industrialists and were members of local sports clubs. Certain individuals reached prominence in the cultural life of the town as singers of theater performers. In religious matters, the Altenburg Jews were dependent on Leipzig, where they prayed and buried their dead. Between 1890 and 1910 and again in 1918-20, there were influxes of Jews from Galicia, the overall Jewish population reaching its peak in 1925 with 170 Jews. The newcomers founded an independent community in 1927 with its own prayer hall and religious instruction. According to the Nazi census of June 1933, there were 134 Jews living in Altenburg (less than 0.3 % of the total). Some 41 % emigrated in time, making it to safe havens in the United States, Palestine, Great Britain, and other countries. Others, who had left for other destinations in Germany or in Europe, were, in many instances, subsequently rounded up and deported as the Nazis spread out over the continent. On 28 October 1938, 44 Jews of Polish origin were arrested and deported overnight to no man's land near the Polish border. On Kristallnacht (9-10 November 1938), Jewish shops and the synagogue was vandalized. Two Jews were injured; others were arrested and later deported. Fifty-eight were deported to death camps in the east in 1942. At least 43 % of the Jews living in Altenburg in 1933 did not survive the Holocaust. There were 79 Jews from various concentration camps who were forced to work in a local metal plant and a nearby SS labor camp were they perished. They were buried in the municipal cemetery in Altenburg. 
   
    

        
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Stand: 30. Juni 2020