Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Dahn (Kreis Südwestpfalz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
  
Bitte besuchen Sie auch die Website des "Arbeitskreises Judentum im Wasgau" www.judentum-im-wasgau.de

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)          
    
In Dahn bestand eine jüdische Gemeinde bis 1939. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18./19. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1590 ein Händler Daniel aus Dahn auf der Messe in Straßburg genannt, wobei es sich vermutlich um eine jüdische Person gehandelt hat. 1755 werden in den Dahner Steuerlisten die Juden Baruch, Susmann und Löw genannt, die je vier Gulden "Schutzgeld" zu zahlen hatten. 1769 werden die Juden Baruch Michel, Wolff Levy, Abraham Jacob, Leib Israel und Bel Levy genannt. 1784 werden 42 jüdische Einwohner gezählt. 
  
Aus dem 19./20. Jahrhundert liegen folgende Zahlen vor: 1802 72 jüdische Einwohner, 1836 103, 1875 85, 1900 83, 1910 75. Die bekanntesten jüdischen Familiennamen waren: Blum, Halfen, Josef, Katz, Kullmann, Levy, Oppenheimer, Rosenstiel, Samuel und Siegel. Die jüdischen Familien lebten vom Vieh-, Eisen-, Stoff- und Textilhandel. Dr. Willy Katz war als Arzt tätig. 

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische Schule (seit 1872 Elementarschule bzw. Israelitische Volksschule im Schulhaus neben der Synagoge) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Busenberg beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. unten Ausschreibung der Stelle 1872).  
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Arthur Feibelmann (geb. 17.10.1895 in Dahn, vor 1914 in Rülzheim wohnhaft, gef. 17.3.1915) und Unteroffizier Siegmund Kullmann (geb. 14.4.1887 in Dahn, vor 1914 in Landau wohnhaft, gef. 20.12.1914; siehe Bericht unten). Mehrere der jüdischen Kriegsteilnehmer kehrten mit teils hohen Auszeichnungen aus dem Krieg zurück. Jüdische Einwohner waren in den Vereinen der Stadt und im Gemeinderat vertreten. 
   
Um 1925, als 62 Einwohner der jüdischen Gemeinde angehörten (3,1 % von insgesamt ca. 2.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Katz (siehe Bericht unten), Julius Levy I und Leopold Halfen. Als Kantor und Lehrer war Ludwig Nußbaum angestellt; vor ihm war bis zum 1. Weltkrieg Nathan Haas als Lehrer tätig. Nussbaum erteilte im Schuljahr 1924/25 acht jüdischen Kindern an der Israelitischen Volksschule Religionsunterricht. Er wurde 1933 zwangspensioniert. An jüdischen Vereinen bestand der Männerverein (Chevroh Kadischa), den Lehrer Ludwig Nußbaum leitete (1925 15 Mitglieder, 1932 12; Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Bestattungswesen) sowie der Israelitische Frauenverein unter Leitung von Else Levy (1925 14 Mitglieder). Die jüdische Gemeinde war dem Rabbinatsbezirk Zweibrücken zugeteilt.  1932 wurden 70 jüdische Gemeindeglieder gezählt. Inzwischen waren die Gemeindevorsteher Julius Katz (1. Vorst.), Leopold Halfen (2. Vorst.) und Theodor Rosenstiel. Zur jüdischen Gemeinde Dahn gehörten inzwischen auch die in Vorderweidenthal lebenden jüdischen Einwohner. 
  
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 verließen die meisten Dahner Juden den Ort, emigrierten oder verzogen in andere Städte. 1936 waren noch 29 jüdische Personen in der Stadt, 1938 13. Als die "Rote Zone", das Sperrgebiet parallel zur französischen Grenze am 1. September 1939 eingerichtet wurde, mussten die sieben letzten Juden Dahn verlassen.   
  
Von den in Dahn geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; ergänzt durch Angaben von O. Weber):  Klara Becker geb. Katz (1878), Berta Feibelmann geb. Dreifuss (1870), Sophie Gabriel geb. Rosenstiel (1866), Josef Katz (1870), Lore Katz (1924), Marianne Katz geb. Simon (1886), Thekla Katz geb. Teutsch (1881), Josef Kullmann (1853), Barbara (Blüta) Levy (1880), Elsa Levy geb. Rosenstiel (1894), Friedrich (Fritz) Levy (1900), Heiner Levy (1880), Helmut Levy (1925), Johanna Levy geb. Fretter (1902), Julius Levy (1885), Ludwig Levy (1878), Gaston Meyer (1907), Mathilde Mohr geb. Katz (1877), Ludwig Nussbaum (1886), Ilse Nussbaum (1922), Selma Nussbaum geb. Blumenthal (1891), Elisabeth Florentine Rosenstiel (1890), Helene Rosenstiel (1889), Hermann Rosenstiel (1889), Max Rosenstiel (1864), Michael Rosenstiel (1871), Charlotte Salomon geb. Schwarz (1862), Bertha Schwarz geb. Levy (1892), Martha Schwarz geb. Levy (1890), Siegmund Siegel (1878), Gerda Wolff geb. Levy (1889). 
  
Nach 1945 lebten nochmals wenige jüdische Einwohner in der Stadt. Ende der 1940er-Jahre kam Familie Simon Levy II aus dem Exil (Algerien) nach Dahn zurück. Anfang der 1950er-Jahre kam noch Familie Lemberger hinzu. 1981 verzogen die Lembergers wieder aus Dahn.
     
     
     
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1872
anlässlich der "Errichtung einer Elementarlehrer-Stelle"  

Dahn Israelit 05061872.jpg (88554 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1872: "Israelitische Lehrerstelle zu Dahn. Bezirksamt Pirmasens, Rheinpfalz. 
In Gemäßheit des § 11 der allerhöchsten Verordnung vom 8. Oktober 1826 hat die israelitische Kultusgemeinde Dahn die Errichtung einer Elementarlehrer-Stelle beschlossen und wird dieselbe zur Bewerbung hiermit ausgeschrieben. 
Der Gehalt besteht in folgenden Bezügen: 
1. Bar aus der Kultuskasse inklusive des Beitrags der politischen Gemeinde ad 75 Gulden ... 400 Gulden.  
2. Ertrag der Kasualien ... 100 Gulden  
Summa  ... 500 nebst freier Wohnung.
Der anzustellende Lehrer hat den Vorbeter- und Schächterdienst mitzubesorgen und wird ihm der volle Betrag der hiefür angerechneten Kasualien ad 100 Gulden garantiert. 
Nur solche Bewerber können im Hinblicke auf die oben zitierte allerhöchste Verordnung berücksichtigt werden, welche die Anstellungsprüfung mit Erfolg bestanden, und haben dieselben ihre Gesuche, mit Zeugnissen belegt, binnen 4 Wochen hierorts persönlich einzureichen. Dahn, den 17. Mai 1872. Der Synagogenvorstand K. Siegel."

  
Lehrer Ludwig Nußbaum wird befördert (1927)    

Dahn Bayr GZ 19091927.jpg (8580 Byte)Meldung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 19. September 1927: "Volksschullehrer L. Nußbaum in Dahn wurde ab 1. Mai dieses Jahres zum Hauptlehrer befördert."  

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Über den im Ersten Weltkrieg gefallenen Siegmund Kullmann 
(Bericht von Otmar Weber. 2014) 

Dahn Rheinpfalz 20140917.jpg (247440 Byte) Artikel von Otmar Weber in der "Rheinpfalz" vom 17. September 2014: "'Ich war deutscher Soldat, uns machen die nichts'. 
Vierzehn/Achtzehn.
Am 17. September 1914, auf den Tag genau vor 100 Jahren, ist der jüdische Soldat Siegmund Kullmann, Rechtspraktikant und Unteroffizier der Reserve, als erster Dahner den 'Heldentod fürs Vaterland' gestorben. 12.000 Juden kostete der Erste Weltkrieg das Leben, viele wurden ausgezeichnet. Doch weder Patriotismus noch Tapferkeit bewahrten sie später vor Verfolgung und Ermordung..." 
Der Artikel ist auch eingestellt als pdf-Datei.    

  
Hochzeitsanzeige von Karl Kahn und Paula geb. Katz (1938)      

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. April 1938: "Aus Lambsheim. Am 17. März 1938 vermählte sich Herr Karl Kahn aus Lambsheim mit Fräulein Paula Katz aus Dahn (Pfalz)."      

 
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Julius Katz (1938)       

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. August 1938: "Dahn. Nach langem, schweren Leiden verschied hier am 13. Juli, wenige Tage nach seiner vorzeitigen Rückkehr aus dem Bade, in welchem er Erholung zu finden hoffte, Herr Julius Katz im Alter von 69 Jahren. Mit seinen Angehörigen und Verwandten trauert die ganze Gemeinde aufrichtig um den Verlust dieses Isch emunoh (religiösen Mannes), dieses in seiner Treue zu Gott und Judentum, zur Familie und Gemeinschaft vorbildlichen Mannes. Viele Jahre hindurch hat der Verstorbene als Parnes (Vorsteher) die Gemeinde geleitet und es sich unter anderem, durch seine Bemühungen um ein ständiges Minjan (gemeint: Zustandekommen des regelmäßigen Gottesdienstes durch die Anwesenheit von 10 Männern), um die Pflege der überlieferten Formen und Bräuche, um die religiöse Unterweisung der Jugend, lange Zeit auch durch die persönliche Übernahme der kantoralen Funktionen angelegen sein lassen, die gemeindlichen Einrichtungen und Verpflichtungen aufrechtzuerhalten. Mit seinem Heimgange trifft die kleine, in den letzten zwei Jahren durch Wegzug, Auswanderung und Tod vieler wertvoller Mitglieder geschwächte Gemeinde ein überaus schwerer Schlag. Auf dem jüdischen Friedhof in Busenberg, auf dem sich zahlreiche Verwandte und Freunde um die Bahre des Entschlafenen geschart hatten, würdigte Herr Bezirksrabbiner Dr. Nellhaus dessen Vorzüge und Verdienste und gab den Gefühlen des Schmerzes, der Verehrung und Dankbarkeit, in denen sich alle dem Verewigten gegenüber vereinen, gebührenden Ausdruck. Secher zaddik liwrochoh (das Gedanken an den Gerechten ist zum Segen)."       

 
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige von Julius Katz (1933)        

Dahn Israelit 19011933.jpg (35437 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1933: 
"Suche für meinen Sohn, welcher Ostern die Realschule absolviert, eine 
Lehrstelle
 
in der Manufaktur-, Eisen- oder Möbelbranche oder Haushaltungsartikel en gros oder detail, welche Schabbat und Feiertag geschlossen haben. Offerten an 
Julius Katz, Dahn (Pfalz)." 

    
Nach der Emigration: Hochzeitsanzeige für Edward Roller und Ilse L. geb. Katz (1942)
     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom  2. Januar 1942: 
"Statt Karten. 
Edward Roller   Ilse L. Roller
geb. Katz   Vermählte 
(früher Wien) (früher Dahn - Pfalz). 1. Januar 1942.  
3406 N. 19th Street. Philadelphia, Pa."       

    
Nach der Emigration: Todesanzeige für Theodor Rosenstiel (1944)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 10. März 1944: 
"Nach kurzer, schwerer Krankheit verschied am 22. Februar unser lieber, guter Vater 
Theodor Rosenstiel 
(früher Dahn, Rheinplatz) im 79. Lebensjahr. 
Fritz Rosenstiel   Otto Rosenstiel.
Chicago 15, Ill., 5482 South Greenwich Avenue".       

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge            
    
Ein Betsaal war - zumindest vorübergehend - bereits 1769 vorhanden. Damals wurde der Amtsschreiber H. Schantz in Dahn von den Behörden in Colmar darauf hingewiesen, dass die Juden der Stadt nicht mehr in Dahn ihre Gottesdienste abhalten sollten, sondern wie bisher dazu nach Busenberg gehen sollten. 1815 erfährt man wiederum von einem Betsaal in einem jüdischen Privathaus. Nach einer mündlichen Überlieferung war der Betsaal im Haus Kirchgasse 5 mit den Giebelfenstern zur katholischen Kirche hin.
 
Eine erste Synagoge wurde um 1820 erbaut. Neben der Synagoge wurde 1843 das israelitische Schulhaus mit Lehrerwohnung und einer Mikwe im Keller erbaut. Nachdem dieses Gebäude nach einem halben Jahrhundert baufällig geworden war, wurde 1872/73 am selben Standort eine neue Synagoge erbaut. Zur Finanzierung des Neubaus war 1871 eine Kollekte in jüdischen Gemeinden der Pfalz und anderen bayrischen Regionen durchgeführt worden. Sie erbrachte immerhin 732 Gulden. 1.800 Gulden trugen die jüdischen Familien Dahns selbst durch Spenden bei. Weitere 1.000 Gulden wurden auf die Familien umgelegt. Diese wurde am 4. Juli 1873 feierlich eingeweiht. 

Zur Einweihung erschien im "Anzeiger für die Kantone Landau, Annweiler und Bergzabern" im Juli 1873 folgender Bericht: "Eine neue Synagoge in Dahn. Dahn, 8. Juli (1873). Am 4. Juli hatte Dahn das Vergnügen, ein schönes herrliches Fest feiern zu können, dessen gelungene Ausführung und rege Teilnahme vom Geiste der Duldung und Nächstenliebe, welche hier herrscht, das trefflichste Zeugnis gab. Die Israeliten der hiesigen Gemeinde geierten nämlich die Einweihung ihrer neuerbauten prächtigen Synagoge. Glaubensgenossen aus Nah und Fern strömten herbei, diesen Tag in ihrer Weise festliche zu begehen. Alle Häuser waren beflaggt, Arm und Reich, Katholiken und Protestanten, Bürger und Beamte, alle feierten mit. Da schwanden die religiösen wie konfessionellen Unterschiede, das Band der Bruderliebe umschlang alle Festgenossen gleich einer großen Familie. Die Israeliten selbst hatten solche Feier nicht geahnt, und das stille Glück der Zufriedenheit und Dankbarkeit verlieh in Wort und Tat sich Ausdruck. 
Um 4 Uhr Nachmittags versammelten sich die Festgäste an der sinnig geschmückten Wohnung des Vorstandes der israelitischen Kultusgemeinde, Herrn Karl Siegel, um die hier aufbewahrten Torarollen in empfang zu nehmen und in die Synagoge zu verbringen.
Von den Bergen donnerten Böller, der gut geschulte hiesige Gesangverein sang den Chor: 'Der Herr ist mein Hirt' und dann bewegte sich der nicht endend wollende Zug unter den Klängen einer guten Blechmusik nach dem Tempel. Dort angekommen, erklang der Chor: 'Hoch tut euch auf!' Danach hielt Frl. Helene Siegel, die jugendliche Tochter des Vorstandes, eine wohl durchdachte, herzliche Ansprache, überreichte alsdann dem daselbst anwesenden Herrn Bezirksamtmann den Schüssel zur Synagoge, mit der freundlichen Aufforderung, den Tempel zum ersten feierlichen Gottesdienst zu öffnen. Dieser wandte sich hierauf in treffenden kernigen Worten an die Festgenossen, sprach zu ihnen von dem in dieser Hinsicht musterhaften Volke Israel, wie es in aller Welt zerstreut, doch im Glauben einig, sich immer wieder zusammenschare und kein Opfer scheue, Jehova einen Tempel zu bauen, und ersuchte dann den Herrn Bezirksrabbiner, mit ihm gemeinschaftlich den Tempel zu öffnen. Nun strömten die Festteilnehmer in die Halle ein, allein die Synagoge war in kurzer Zeit so angefüllt, dass über die Hälfte derselben vor der Türe zuhören musste. Nachdem der Herr Rabbiner das übliche Gebet gesprochen und die Torarolle in die heilige Lade gelegt hatte, sang der Gesangverein in gelungener Weise den Chor: 'Ich suche Dich, worauf der Herr Rabbiner die Festrede über Psalm 84,V.2.3 hielt.
Abends 9 Uhr brachte der Gesangverein dem Herrn Vorstande und seinen Gästen, worunter sich der Herr Bezirksamtmann und der Herr Rabbiner befanden, ein gut ausgeführtes Ständchen, wobei Musik und Feuerwerk die Pausen ausfüllen. Nun folgten zwei Tage lang Reunion, Schlosspartien und Bälle, welche Festlichkeiten sämtlich in schöner Harmonie verliefen und allen Festgenossen in gutem Andenken bleiben werden."  

Die Synagoge hatte Außenmaße von 9,10 m Länge und 8,00 m Breite. Es gab 60 Sitzplätze für Männer, 35 für Frauen auf der Empore. Das Gebäude wurde durch separate Eingänge (Männer / Frauen) von der Westseite her betreten.
 
Über 60 Jahre war die Dahner Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in der Stadt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ging die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder schnell zurück. 1936/37 konnte bereits kein regelmäßiger Gottesdienst stattfinden, da die nötige Zehnzahl der jüdischen Männer nicht mehr erreicht wurde. Am 18. August 1937 verkaufte der letzte Gemeindevorsteher Josef Katz die Synagoge mit Schule an den Schreinermeister Ludwig Flory, der darin eine Schreinerwerkstatt einbaute. Die Mikwe im Untergeschoss der israelitischen Schule wurde 1938/39 zugeschüttet. Bis zur Gegenwart befindet sich die Schreinerwerkstatt in dem Gebäude, in dem zahlreiche Originalteile erhalten sind. 1991 wurde am Gebäude eine Gedenktafel angebracht. Im März 2021 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.    
    
    
Adresse/Standort der SynagogeSchäfergasse 10 (bereits vor der NS-Zeit "Schäfergasse", im Volksmund: Judengasse).
  
  
Fotos
(Die Fotos entstanden beim Rundgang auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Dahn mit Otmar Weber am "Tag der Europäischen Jüdischen Kultur" am 3.9.2006, Fotos: Hahn)

Ehemalige "Judengasse" 
(Schäfergasse)
Dahn JuedGesch 105.jpg (43589 Byte) Dahn JuedGesch 106.jpg (67639 Byte)
   Straßenbezeichnung(en) Ehemalige jüdische Metzgerei gegenüber 
der ehemaligen Synagoge
  
     
Darstellungen der alten Synagoge     
Dahn Synagoge 1930.jpg (312668 Byte) Dahn Synagoge 011.jpg (67111 Byte) Dahn Synagoge 1930 innen.jpg (159734 Byte)
  Die Synagoge um 1930 - Zeichnungen / Reproduktionen von Helmut Repp  
       
Die ehemalige Synagoge 2006
(Fotos: Hahn, aufgenommen bei einer Führung durch Otmar Weber 
beim "Europäischen Tag der Jüdischen Kultur" am 3.9.2006)
 
Dahn Synagoge 202.jpg (46669 Byte) Dahn Synagoge 201.jpg (62675 Byte) Dahn Synagoge 200.jpg (85896 Byte)
Blick auf die Ostwand "Zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger. 
Sie hatten bei uns über 200 Jahre ihre Heimat, bis sie von den Nationalsozialisten vertrieben wurden, 
viele von ihnen wurden in Konzentrationslagern ermordet. 
An dieser Stelle erbauten Juden 1815 ihre erste Synagoge. Sie wurde 1872 durch dieses Gebäude ersetzt, 
das bis 1938 der jüdischen Kultusgemeinde als Gotteshaus gedient hat". 
 
 
   
Dahn Synagoge 203.jpg (56085 Byte) Dahn Synagoge 204.jpg (73634 Byte) Dahn Synagoge 205.jpg (72579 Byte)  Dahn Synagoge Eingaenge.jpg (111155 Byte)
Blick auf das 
Synagogengebäude von Osten.
Otmar Weber zeigt auf einer 
Darstellung, wie der 
Innenraum aussah
Die Eingangstüren von innen. Die rechte 
Türe führte direkt zum Aufgang 
der Frauenempore.
     
Dahn Synagoge 207.jpg (78228 Byte) Dahn Synagoge 208.jpg (58793 Byte) Dahn Synagoge 209.jpg (58857 Byte)
Eine der beiden original erhaltenen
 Eingangstüren  
Gusseiserne Säule 
der Frauenempore
Reste der Ausmalung im Bereich rechts 
des ehemaligen Toraschreines
     
Dahn Synagoge 206.jpg (67124 Byte) Dahn Synagoge 212.jpg (61712 Byte) Dahn Synagoge 213.jpg (62897 Byte) Dahn Synagoge Ausmalung 1873.jpg (71314 Byte)
Aufgang zur 
Frauenempore  
Auf Höhe der ehemaligen 
Frauenempore  
Ausmalung im Bereich der Frauenempore 
über dem ehemaligen Toraschrein  
     
Dahn Synagoge 211.jpg (71958 Byte) Dahn Synagoge 214.jpg (75293 Byte) Dahn Synagoge 210.jpg (63513 Byte)
Das einzige noch erhaltene
Rundbogenfenster von innen  
Aufgang zur Frauenempore 
von oben gesehen  
Der Sternenhimmel
     
     
   Dahn Schule 200.jpg (63172 Byte)    
    Die ehemalige israelitische Schule 
neben der Synagoge, heute Wohnhaus
   
     
Erinnerungen an die jüdische Geschichte in der Stadt    
Dahn JuedGesch 101.jpg (64725 Byte) Dahn JuedGesch 100.jpg (90568 Byte) Dahn JuedGesch 102.jpg (74319 Byte)
Links: Das ehemalige Haus Katz und die Stolpersteine für Josef Katz 
(geb. 1870, ermordet 1943 in Auschwitz) und Thekla Katz geb. Teutsch 
(geb. 1881, gest. in Gurs 14.12.1940)
Stolperstein für Josef Kullmann 
(geb. 1853, umgekommen im 
Ghetto Theresienstadt 1942)
   
Dahn JuedGesch 103.jpg (85334 Byte) Dahn JuedGesch 104.jpg (66531 Byte)  
Am ehemaligen Standort des 
abgebrochenen Hauses der Familie Levy
Stolpersteine für Angehörige 
der Familie Levy
     
     
Stolpersteinverlegung im November 2007
(Fotos erhalten von Otmar Weber, Dahn)
 
Dahn Stolpersteine 20071121b.jpg (62743 Byte) Dahn Stolpersteine 20071121c.jpg (40536 Byte) Dahn Stolpersteine 20071121d.jpg (66996 Byte)
Verlegung von Stolpersteinen am 21. November 2007 für Familie Ludwig Nußbaum - Schäfergasse/Judengasse 8 (4 Steine) 
und Familie Simon Levy I - Grabenstraße 11 (5 Steine)
 
Dahn Stolpersteine 20071121e.jpg (74157 Byte) Dahn Stolpersteine 20071121a.jpg (68772 Byte)   
      
      
Rechts: Einladung zum Gedenken an 
"70 Jahre Reichspogromnacht" 
am 10. November 2008 in Dahn 
Dahn Ged 091112008.jpg (58671 Byte)   
      
       
Fotos vom 10. November 2009: 
Rundgang zu Brennpunkten der
 Reichspogromnacht in Dahn

(Fotos erhalten von Otmar Weber)
Dahn Rundgang 10112008b.jpg (59624 Byte) Dahn Rundgang 10112008c.jpg (56042 Byte)
         
       
   Dahn Rundgang 10112008a.jpg (50778 Byte) Dahn Rundgang 10112008d.jpg (69786 Byte)
      
        
Fotos von der Ausstellungseröffnung 
am 10. November 2008 

(vgl. Bericht unten; 
Fotos erhalten von Otmar Weber)
Dahn Ausstellung 10112008c.jpg (50017 Byte)   
     
        
Dahn Ausstellung 10112008a.jpg (24921 Byte) Dahn Ausstellung 10112008b.jpg (20617 Byte) Dahn Ausstellung 10112008g.jpg (57289 Byte)
 Interessierte Besucher der Ausstellung   oben und unten: exemplarische 
Dokumente zu einzelnen Schicksalen
 
   
Dahn Ausstellung 10112008e.jpg (33285 Byte) Dahn Ausstellung 10112008d.jpg (35089 Byte) Dahn Ausstellung 10112008f.jpg (54821 Byte)
Ausstellungstafel  
   
 Weitere Fotos 
(erhalten von Otmar Weber)   
 
 Dahn Familie Julius Levy 010.jpg (55492 Byte)    
Familie Julius Levy aus Dahn (1934, wohnte Weißenburgerstraße 2
Der ältere Sohn und zwei Töchter (hintere Reihe) haben überlebt.
Mutter, Vater und das jüngste Kind (vordere Reihe sitzend) 
sind umgekommen. Außerdem sind drei weitere Familienmitglieder, 
auf dem Foto nicht abgebildet, umgekommen.)  
   
     
Hinweis auf die Fotoseiten mit hochauflösenden Fotos von Michael Ohmsen, derzeit zu den folgenden Themen: 
-  ehemalige Synagoge in Dahn  
-  ehemalige israelitische Schule in Dahn   
-  ehemalige jüdische Metzgerei in Dahn 
-  "Stolpersteine" in Dahn 
zugänglich über eine Übersichtsseite der Fotoseite von Michael Ohmsen.
   

    
    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Juli/August 1988: Schwieriger Beginn der Erinnerungsarbeit durch Otmar Weber
Artikel von Ulrike Minor in der "Pirmasenser Rundschau" (Rheinpfalz regional) vom 28. Juli 1988: "Fragen nach jüdischer Geschichte unbeliebt. Otmar Weber beklagt Schwierigkeiten bei seiner Erforschung der jüdischen Geschichte in Dahn. 
DAHN
. Die Erforschung der Lokalgeschichte ist seit einigen Jahren immer mehr in den Blickpunkt des Interesses gerückt. Nicht nur Heimatforscher, auch Historiker der Zeitgeschichte und wissenschaftliche Institute verlegen sich immer mehr auf den Ablauf geschichtlicher Vorgänge in kleinen, überschaubaren Gebieten. Gerade für die Zeit des Nationalsozialismus sind eine Fülle wissenschaftlicher Arbeiten entstanden, oft im Auftrag und mit Unterstützung der Kommunen selbst. Dass dies aber nicht überall und auf alle Gemeinden zutrifft, darüber klagt Otmar Weber, in Dahn ansässiger Lehrer am Pirmasenser Leibniz-Gymnasium. Der Oberstudienrat hat sich schon seit seiner Studienzeit - er studierte Theologie, Geschichte und Politik - mit der Geschichte der deutschen Juden befasst. Als er vor einigen Jahren nach Dahn zog, lag es für ihn auf der Hand, die Geschichte der Dahner Juden zu erforschen. Damit, so Otmar Weber, begannen seine Probleme. Zunächst stellte Weber fest, dass es trotz der früheren Existenz einer großen und aktiven jüdischen Gemeinde keine Veröffentlichungen zu diesem Thema gibt und wenig über die früheren jüdischen Mitbürger in Dahn bekannt ist. 'So ein Abschnitt der Geschichte darf doch nicht einfach verschwinden", begründet Otmar Weber seinen Entschluss, selbst ein Werk über die jüdische Geschichte in Dahn und die Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu schreiben. Nach einer längeren Erforschung der 'oral history", der Befragung von Zeitzeugen, und nach regen Briefwechseln mit von ihm ausfindig gemachten Überlebenden des Holocaust wollte Otmar Weber seine Erkenntnisse durch die Einarbeitung der Akten des Archives ergänzen. Anfang des Jahres wandte er sich an die Verbandsgemeindeverwaltung in Dahn. Bürgermeister Hermann Aeckerle fragte daraufhin zunächst beim Landesarchiv in Speyer an, um sich nach den Bedingungen für die Archivbenutzung zu erkundigen. Damit war Otmar Weber durchaus einverstanden, da er oft im Speyerer Archiv arbeitet und mit dessen Arbeitsbedingungen sehr zufrieden ist. Er wunderte sich nur, dass die Verwaltung erst jetzt diese Information anforderte 'und vorher jeder nach Lust und Laune ins Archiv konnte.' Von Speyer kam die Information zur Benutzungsordnung - personenbezogene Akten dürfen beispielsweise bei einer Sperrfrist von 120 Jahren nicht herausgegeben werden - und ein Mitarbeiter des Landesarchivs fuhr nach Dahn, um dort die Arbeitsbedingungen im Archiv ausführlich zu erläutern. Weber begann daraufhin mit der Vorarbeit, schrieb im März aus dem 1968 erstellten Findbuch des Archives für ihn interessante Akten heraus und vereinbarte einen Termin zur Einsicht dieser Dokumente. Gleichzeitig informierte er die Verwaltung über das genaue Thema seiner Arbeit, die Geschichte der Dahner Juden bis zu ihrer Verfolgung und Vertreibung durch die Nationalsozialisten. Seitdem - so Otmar Weber - bleibt ihm das Archiv völlig verschlossen. Das Archiv sei ungeordnet, war der offizielle Bescheid, den der Lehrer auf seine Anfrage hin erhielt. Es sei kein Archiv im eigentlichen Sinne, nur eine Ansammlung von Akten, die man jetzt so nicht herausgeben könne; es müsste alles erst sortiert werden und sei nicht zur öffentlichen Nutzung gedacht.
'Alles Humbug', meint Otmar Weber. 1967 habe ein Oberstudienrat Weber aus Speyer das Archiv in jahrelanger Arbeit geordnet, das einwandfreie Findbuch hergestellt und somit die angemessene Benutzung des Archives ermöglicht. Bis zum Anfang dieses Jahres habe es auch für jeden offen gestanden, Ahnenforscher und Heimatkundler hätten ganz regulär im Archiv arbeiten können. Als Otmar Weber Hermann Aeckerle daraufhin zur Rede stellte, habe dieser ihm für die Zukunft auch das Findbuch des Archives verweigert. Begründung: es sei zum einen wegen der 'Unordnung' des Archives nicht korrekt, zum anderen stünden auch im Findbuch schon personenbezogene Dinge, die gefährlich werden könnten, die Otmar Weber nicht erfahren dürfe. 'Und das, obwohl das Findbuch seit zwanzig Jahren zur offenen Benutzung daliegt', erbost sich Weber. Eine Woche vor dem Gespräch mit dem Verbandsbürgermeister jedenfalls sei das Findbuch für ihn noch offen zugänglich und 'in bester Ordnung' gewesen. Inzwischen herrscht für Otmar Weber also eine Art 'Hausverbot' im Dahner Archiv, das nach seinen Informationen inzwischen auch auf andere Personen erweitert wurde, die sich mit 'offenbar unliebsamen Themen' auseinandersetzen wollen. 'Ich bekomme jetzt noch nicht einmal mehr Akten aus der Frühzeit der jüdischen Gemeinde vor über 200 Jahren, die ich für meine Statistik brauche", beklagt sich der Lehrer bitter. Als traurige Ironie empfindet er es inzwischen, dass Leute. die sich für dieses Thema interessieren, von Verbandsbürgermeister Hermann Aeckerle an ihn verwiesen werden, 'wo er mir doch jede Information verweigert'. Von seinem Vorhaben lässt sich der Historiker trotzdem nicht abhalten. Er müsse sich nun eben auf seine anderen Quellen verlassen, die zu seinem Glück doch recht zahlreich seien. Im Herbst will er einige Vorträge zur Geschichte der Dahner Juden halten. Seine trotz der Schwierigkeiten recht umfangreichen Forschungsergebnisse wird Otmar Weber in einem Buch veröffentlichen. 'Ich werde nichts anderes schreiben als die Tatsachen, die ich herausfinde', meint Otmar Weber lakonisch, 'aber das scheint manchen Leuten schon zuviel zu sein'."  
Artikel in der "Pirmasenser Rundschau" (Rheinpfalz regional) vom 10. August 1988: "'Noch nie von meinem Wissen negativen Gebrauch gemacht'
Dahner Pädagoge nimmt Stellung zu seinen Motiven für die Forschung zur Geschichte der Juden – 'Personenschutz gewährleistet'
DAHN
(pt). Seinen eigenen privaten 'Holocaust' erlebt derzeit der Dahner Pädagoge und Geschichtsforscher Otmar Weber. Nach seiner öffentlichen Klage, dass ihm Verbandsbürgermeister Hermann Aeckerle verboten habe, aus dem gemeindlichen Archiv Erkenntnisse über die Geschichte der Juden in Dahn zu gewinnen, steht er jetzt im Kreuzfeuer. 'Es erreichen mich viel Zusprüche und unberechtigte Vorwürfe, verknüpft mit Telefonterror', berichtete er gestern der RHEINPFALZ. Ihm gehe es jedoch nicht um Personen, sondern um ein Stück Dahner Geschichte. 'Ich habe noch niemals von meinem Wissen einen negativen Gebrauch gemacht und finde es unfair, wenn mich gewisse Gruppen in eine Ecke stellen, wo ich nicht hingehöre.' Zu seinen Forschungs-Motiven führt Weber aus, dass er beabsichtige, die Geschichte der Dahner Juden von ihrem Zuzug Anfang des 18. Jahrhunderts bis zu Ihrer Vertreibung durch die Nationalsozialisten zu schreiben. Bei dieser Forschungsarbeit sollen unter anderem folgende Themenbereiche bearbeitet werden: Woher kamen die Juden? Wann sind sie nach Dahn gekommen? - Namen, Berufe - Wo betrieben sie Handel? – Judenhäuser, Synagoge, Judenschule, Mikwe, jüdische Sitten und Gebräuche, Sabbat, Anekdoten, Erfahrungen im Ill. Reich, ihre Schicksale - Wo leben sie heute? Was können wir tun? Es soll also eine Gesamtdarstellung jüdischer Geschichte versucht und nicht einzelne 'pikante' Ereignisse isoliert geboten werden. Jeden Bürger, der mitmachen will, lädt Weber zur Mitarbeit ein. Besonders sucht er Fotomaterial aus dieser Zeit (zum Beispiel Judenhäuser, Klassenbilder und ähnliches). Keinesfalls gehe es ihm um Personen. Weber betont dass er sich strikt an die Benutzungsordnung für Landesarchive in Rheinland-Pfalz hält. Dort heißt es unter §5 c, dass personenbezogene Einzelakten für einen Zeitraum von 120 Jahren nach der Geburt, mindestens 30 Jahre nach dem Tod des Betreffenden gesperrt sind. Im Klartext: Bis cirka 2020 sind alle 'kritischen Fälle' gesperrt. Webers Forschungsergebnisse musste bisher niemand fürchten und wird sie auch in Zukunft nicht fürchten müssen. Die Beachtung der personenschutzrechtlichen Bestimmungen schließe jeden Missbrauch aus. Wer jedoch von 'Abrechnung', 'Bloßstellung', 'an den Pranger stellen' und ähnlichem redet, wisse nicht wovon er rede oder aber, man habe sich bewusst auf den Weg der Diffamierung und Verleumdung begeben. Über das Thema Juden liege bis jetzt in Dahn nichts vor. 250 Jahre dürfen nach Meinung Webers nicht einfach übergangen werden, denn die folgenden Generationen hätten ein Recht auf genaue Information. Weber: 'Die Juden, die Toten und die Überlebenden, haben so etwas wie ein ‚geistiges Denkmal‘ verdient. Vielleicht geling es, den so notwendigen Dialog einzuleiten.' Weber beteuert, dass hinter ihm weder eine jüdische, noch eine deutsche Organisation stehe. Seine Forschungsarbeit geschehe auf eigenen Antrieb und in eigener Verantwortung. Desweiteren schildert Weber noch einmal den Weg, der zur Verweigerung der Archivakten führte. Im Januar 1988 sei ihm noch Unterstützung zugesagt worden und als er sein Thema formulierte, teilte man ihm mit, dass man sich in seinem Falle eine Archivbenutzungsordnung vom Landesarchiv aus Speyer verschaffen müsse. Weber akzeptierte dies zwar, wunderte sich aber gleichzeitig, dass bislang jeder das Archiv ohne Archivordnung über Jahrzehnte benutzen konnte.
Die Benutzungsordnung sei am 17. März bei der Verbandsgemeindeverwaltung eingetroffen und Aeckerle habe ihn an einen Sachbearbeiter verwiesen. Auf den aus Speyer eingegangenen Unterlagen formulierte Weber sein Thema (als Arbeitstitel) schriftlich, unterschrieb auch hier nochmals, die personenrechtlichen Bestimmungen zu achten. Jetzt bekam er das Findbuch ausgehändigt (Findbuch: Inhaltsangabe der im Archiv vorhandenen Akten) und bestellte mehrere Akten, indem er die entsprechenden Nummern auf einem formlosen DIN A4-Blatt vermerkte.
Vereinbart wurde, dass Weber am 28. März 1988, morgens 9 Uhr, die bestellten Akten 'bereinigt' vorgelegt bekäme; bereinigt heißt: aus den bestellten Akten werden zuvor all die Seiten herausgenommen, die auch nur im entferntesten 'die berechtigten Interessen Dritter' betreffen. Umso überraschter sei er gewesen, dass Herr Aeckerle ihm in barschem Ton das Archiv verbot, das gesamte Archiv sperrte, die ordnungsgemäß bestellten Akten nicht herausgab mit der gleichen Begründung, dass diese für mein Thema zu gefährlich seien, und mit der gleichen Begründung verbot er auch das Findbuch. Warum, fragt sich Weber, wurde die 'Gefährlichkeit' des Findbuches nicht schon in der Zeit von 1968 bis Januar 1988 amtlich festgestellt, sondern erst bei seinem Erscheinen Anfang dieses Jahres? Eine Akte aus dem Dahner Archiv habe er bis heute nicht zu Gesicht bekommen. Jetzt erst habe ihm Aeckerle schriftlich mitgeteilt, dass zurzeit die Archivakten der Ortsgemeinden zusammengetragen und geordnet werden müssen. Weber: Was ist bei einer Judenakte von 1883 neu zu ordnen? Auch der Einblick in die Akten des 18. und 19. Jahrhunderts sei ihm verboten worden. Aeckerle zu Weber: 'Das Archiv ist geschlossen, halten Sie sich an meine Anweisungen und damit basta'.
Auf sein Insistieren, wann das 'neugeordnete' Archiv fertiggestellt sei, wurde das Jahr 1989 genannt; doch dann könne er noch lange nicht beginnen - so die weitere Auskunft -, weil es bis dahin noch kein 'neues Findbuch' gäbe und das alte nicht mehr benutzt werden könne. Weber: 'Ich befürchte, dass die unter dem jetzigen und bewährten Findbuch registrierten und vorhandenen Akten die Transformation in die 'neue Archivordnung' nicht ohne Verlust überstehen werden.'"   
Artikel in der "Pirmasenser Rundschau" (Rheinpfalz regional) vom 20. August 1988: "Wegen der Dahner Juden Tumult im Bürgersaal. Zuhörer bei der jüngsten VG-Ratssitzung sorgte für Zündstoff
(pio) Dahn. - Die bisher noch unerforschte Geschichte der Dahner Juden im Dritten Reich macht selbst vor dem Dahner Verbandsgemeinderat nicht halt: Buchstäblich wie in einem Tollhaus ging es zu, als auch Verbandsbürgermeister Hermann Aeckerle (CDU) und der im Zuschauerraum befindliche Historiker Otmar Weber am vergangenen Donnerstagabend wegen der Juden in die Haare gerieten. Um die weitere Beratung reibungslos über die Bühne zu bringen, unterbrach Aeckerle die Sitzung für zehn Minuten und schaltete die Polizei ein, weil der sichtlich erregte Historiker den Sitzungssaal nicht verlassen wollte. Zu dem lautstarken Disput war es gekommen, als Verbandsbürgermeister Aeckerle einen von den Angestellten des Gemeindearchivs fertigten Aktenvermerk zitierte. Aus diesem Aktenvermerk vom März dieses Jahres geht hervor, dass der Historiker Weber gegenüber der Archivarin sinngemäß geäußert haben soll, 'er wolle nachweisen, dass die Dahner mit den Juden schlimmer verfahren sind, als sie es unbedingt gemusst hätten'. Dieses Aeckerle-Zitat hielt Oberstudienrat Weber nicht mehr auf seinem Stuhl. 'Das ist Diffamierung, eine Lüge und Gemeinheit', schrie der hochgradig erzürnte Historiker in Richtung Aeckerle. Da sich Webers Erregung trotz mehrmaliger Ermahnung nicht legte, ließ Aeckerle die Polizei rufen und unterbrach die Sitzung für etwa zehn Minuten. Mitglieder des Verbandsgemeinderates versuchten den aufgebrachten Historiker zu beruhigen, was offenbar auch gelang. Denn als um 19.50 Uhr die Polizei im Sitzungssaal eintraf, war der Heimatforscher bereits gegangen. Im Zusammenhang mit der Erforschung der Dahner Judengeschichte im Dritten Reich sagte Bürgermeister Aeckerle, er habe sich persönlich davon überzeugt, dass die von Otmar Weber 'zur Einsichtnahme gewünschten Archivakten personenbezogene Daten über noch lebende Bürger der Stadt Dahn enthalten, die im Zusammenhang mit den Vorgängen über die Juden im Dritten Reichstehen.' Einsichtnahme in solche Akten sei, so der Verbandsbürgermeister, laut Datenschutzgesetz und Verwaltungsverfahrensgesetz zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen Dritten untersagt. Aufgrund dieser Vorschrift werde ein Einblick in personenbezogene Einzelakten für einen Zeitraum von 120 Jahren nach der Geburt, mindestens jedoch von 30 Jahren nach dem Tod des Betroffenen, nicht gewährt. Nach den Worten Aeckerles haben die wissenschaftlichen Absichten des Historikers in der Dahner Bevölkerung 'Verunsicherung' und Beunruhigung ausgelöst'. Er kündigte an, dass nach Abschluss der Registrierung der Akten das Archiv 'zwar jedermann beim Nachweis eines berechtigten Interesses insbesondere auch für Wissenschaftliche Zwecke zur Benutzung zur Verfügung gestellt wird, dass aber ohne Ausnahme auch in der Zukunft Einblick in personenbezogene Akten Dritten vor Ablauf der genannten Frist nicht gewährt werden darf.' Der Sprecher der CDU-Fraktion, Hermann Eisel, sagte, die Geschichte der Dahner Juden sei 'ein sehr ernsthaftes Thema', das ohne Emotionen untersucht werden müsse. Durch die Berichterstattung während der letzten Wochen sei die emotionslose Erforschung allerdings nicht mehr gewährleistet. Josef Zwick von der Freien Wählergruppe, der zur Zeit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 14 Jahre alt war, meinte, in Dahn habe es keine antijüdische Bewegung gegeben. Die Kristallnacht sei von außen angeordnet worden, und während der Zeit des Nationalsozialismus sei kein Dahner in Dahn in wichtigen Positionen am Ruder gewesen.
Zur Vorgeschichte: Verbandsbürgermeister Hermann Aeckerle verwehrt seit Monaten dem Heimatforscher Otmar Weber den Zugang zum Gemeindearchiv aus den bekannten Grürıden. Weber spricht von einer 'selbstherrlichen Entscheidung” Aeckerles, die umso bedauerlicher sei, da andere Gemeinden in Rheinland-Pfalz inzwischen sogar offiziell Lehrer mit der Dokumentation über die Geschichte der Juden in ihren Orten beauftragt hätten. Weber, der Kontakte zu früher in Dahn lebenden Juden unterhält, will seine Forschungen vorerst mit Interviews fortsetzen.
Bereits vor der 'Judengeschichte' kam es in der Verbandsgemeinderatssitzung zu einem kleinen Eklat: Der wiederum aufflammende Streit um den geeignetsten Standort für das neue Freizeitbad ging dem als energisch bekannten Verbandsbürgermeister anscheinend derart auf die Nerven, dass er kurzerhand die Diskussion um 'das bereits gelegte Ei” unterband. Leidtragender dieser 'Grobzäsur' war der SPD-Abgeordnete Klaus Naab (Erfweiler), der aus Protest die Sitzung stillschweigend verließ.
Gegenüber der PZ wertete Naab Aeckerles Vorgehen als 'undemokratische Machenschaft”, um ihm unangenehme Meinungen zu unterdrücken. Aufgrund der Vorkommnisse am Donnerstagabend spielt Naab mit dem Gedanken, sein Mandat im Verbandsgemeinderat niederzulegen.
Der PZ-Artikel 'Ratsherren tagen zu oft ohne die Öffentlichkeit' vom 18. Mai 1988 wird von der Verbandsgemeinde Dahn noch immer ignoriert: Hinter verschlossenen Türen vergab der Verbandsgemeinderat Aufträge. Über die Sitzung wird die PZ noch berichten."  
 
 
November 2008: Berichte zum 70. Jahrestag des Novemberpogroms 1938 
(Berichte erhalten von Otmar Weber, Dahn)   
Artikel in der "Rheinpfalz" - Pirmasenser Rundschau von Samstag, 8. November 2008 
Beitrag von Otmar Weber: Und plötzlich wartet die Hölle. Willy Katz wurde nach der Reichspogromnacht als Jude und Dahn verhaftet und ins KZ gesteckt. Er schafft es dennoch - völlig ausgeraubt - in die USA.  
Dahn PA 08112008a.jpg (174182 Byte) Dahn PA 08112008b.jpg (151228 Byte) Der ganzseitige Zeitungsartikel wurde in vier Teilen eingescannt - bitte zum Lesen einzeln anklicken.  
Dahn PA 08112008c.jpg (177242 Byte) Dahn PA 08112008d.jpg (168204 Byte)    
  
Dahn PA 12112008a.jpg (209584 Byte)Artikel aus der "Pirmasenser Zeitung" vom 12. November 2008: "Erinnerung an Brennpunkten der Reichspogromnacht in Dahn - Führung und Ausstellung zum Gedenken an die Ereignisse vor 70 Jahren".
  
Dahn PA 12112008b.jpg (197414 Byte)Artikel in der "Rheinpfalz" - "Pirmasenser Rundschau" vom 12. November 2008: "Ziel ist ein aktives 'So nie wieder'. Dahn: Ausstellung im Bürgersaal beschäftigt sich mit der Reichspogromnacht vor 70 Jahren und der Emigration Dahner Bürger.   Seit vielen Jahren hat es sich der pensionierte Lehrer Otmar Weber zur Aufgabe gemacht, die Schrecken der Nazi-Herrschaft und die Verfolgung der Juden in unserer Heimat nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Mit den Vorkommnissen der Reichspogromnacht in Dahn befasst sich eine vom ihm konzipierte Ausstellung".  
 
September 2009: Bericht über Arbeit von Otmar Weber anlässlich des 
"Europäischen Tages der jüdischen Kultur" am 6. September 2009  
Dahn PA 06092009.jpg (350819 Byte)Artikel von Dieter Jooss in der "Rheinpfalz" vom 1. September 2009:
Am Sonntag, 6. September, dem europaweiten Tag der jüdischen Kultur, wird Otmar Weber wieder Besucher zu den steinernen Zeugen des Landjudentums im Wasgau führen. Er versteht sich darauf, meisterlich und dramatisch zu erzählen. Man sagt: Der 'Juden-Weber', was der ehemalige Oberstudienrat als Ehrentitel nimmt, bringe die Steine zum Sprechen. Otmar Weber kennt in Dahn und Umgegend die Geschichte jedes Steins, der irgendwie mit dem einst blühenden Landjudentum in der Pfalz zu tun hat. Stundenlang kann der 70-Jährige darüber leidenschaftlich referieren. Daten, Anekdoten, historische Zusammenhänge sprudeln aus ihm hervor und er redet sich dabei in Rage. Sobald er etwas Vertrauen gefasst hat, knufft und pufft der bärtige Mann mit dem schlohweißen Haar gerne seine Zuhörer, um sich zu vergewissern, ob ihm denn auch aufmerksam zugehört worden ist und niemandem die jeweilige Pointe entgangen ist. Wer nicht aufpasst, bekommt leicht blaue Flecken...   Der ehemalige Oberstudienrat am Pirmasenser Leibniz-Gymnasium ist so etwas wie das jüdische Gedächtnis des Wasgau. 'Juden-Weber" ist er genannt worden – natürlich war das verunglimpfend gemeint. Inzwischen aber trägt der Lehrer den 'Juden-Weber" als Ehrentitel, wie er bekundet. 
Der jüdische Friedhof bei Busenberg liegt auf einer kleinen Anhöhe hinter dem östlichen Ortsausgang unweit der B 427 Richtung Bad Bergzabern. Hainbuchenhecken umrahmen eine Wiese mit einigen Bäumen in einer malerischen Landschaft zwischen Buntsandsteinfelsen, bewaldeten Hügeln, Streuobstwiesen. Die Burgruine Drachenfels liegt in Sichtweite. 'Mögen die hier Bestatteten für alle Zeiten ungestört ruhen', heißt es in hebräischer Schrift am Friedhofseingang, einem eisernen Tor, das Menoras, siebenarmige Leuchter, darstellt. Ruhig ist es hier in der Tat. Zu hören sind nur Vogelgezwitscher, der Wind und Verkehrslärm von der nahen Straße, auf der sich Motorradfahrer Wettrennen liefern. 285 Grabmale stehen auf dem abschüssigen Gelände in Reih‘ und Glied. Früher gab es auch Grabeinfassungen, wie man sie von christlichen Friedhöfen kennt. Aber der Friedhof wurde vielfach umgestaltet und sieht heute strukturierter und romantischer aus, als er jemals war. Der Friedhof wurde 1824 angelegt. Er war über 150 Jahre die zentrale jüdische Begräbnisstätte für Busenberg, Dahn, Erlenbach und Vorderweidenthal. Speziell in Busenberg war ein Viertel der Einwohner jüdischen Glaubens. Die letzte Beisetzung geschah 1979. Der Friedhof gilt Otmar Weber als einer der schönst gelegenen jüdischen Friedhöfe der Pfalz. Es ist in etwa so groß wie ein halbes Fußballfeld. Akkurat geschnittenes Gras bedeckt die einstige Lehmgrube, hier und da recken sich Gänseblümchen in die Nachmittagssonne. Blumen sind keine zu sehen. Sie sind in den jüdischen Trauerriten nicht erwünscht. 
Otmar Weber beginnt mit seinem Bericht. Er reckt die Hände zum Himmel spreizt die Finger so, dass sich die Daumen berühren. Das mit seinen Händen geformte Symbol erscheint auch auf vielen Grabsteinen, ebenso Gefäße oder Matzen, Oliven, Rosen. Die Symbole, erläutert Weber, verdeutlichen den Namen die Sippe. Webers beispielhafte zehn Finger stehen für betende Hände. Bei diesem Symbol handelt es sich um die Hände von Männern aus dem Geschlecht Aaron, die das Volk Israel segnen sollen. 'Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden', heißt es in der Thora, die aus den fünf Büchern Mose besteht. Andere Symbole sind Kannen und Schüsseln. Je nach Zeit und Kunst des Bildhauers haben sie unterschiedliche Formen. Die Kanne und die Schüssel sind Symbole für die Nachkommen aus dem Stamm Levi. Die Leviten wuschen den Priestern vor dem Segen die Hände. Andere Symbole auf dem Friedhof sind dem geschichtsinteressierten deutschen Besucher hingegen eher vertraut. Es handelt sich um Kreuze, eingefasst in Eichenlaub. 'So deutsch waren manche Juden, deutscher geht es gar nicht", sagt Weber dazu. Insgesamt dienten während des Ersten Weltkriegs über 100.000 Juden in den deutschen Streitkräften, 12.000 von ihnen starben auf den Schlachtfeldern. 31.000 deutsche Soldaten jüdischen Glaubens wurden auf Grund ihrer Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, darunter sieben jüdische Soldaten aus dem Wasgau. Weber hat solche Zahlen sofort parat. Der prozentuale Anteil der Juden beim Kämpfen an der Front und beim Sterben lag höher als der Anteil an der Bevölkerung. Das hinderte die perfiden Nationalsozialisten aber nicht daran, die Frontkämpfer wie alle Juden in Elend und Tod zu schicken. 
Ansonsten spricht Weber auch zur Dahner Synagoge oder zur Busenberger Mikwe (Ritualbad). 'Die einzige Gemeinde in der Pfalz, in der noch das gesamte jüdische Ambiente vorhanden ist" – diesen Satz sagt Weber stolz über seine Wahlheimat Dahn, in die ihn 1979 einst seine Liebe zu seiner Frau und Mitstreiterin Elisabeth gebracht hat. Gleichwohl ist Weber auch fachkundig, was andere jüdische Friedhöfe in der Pfalz anbelangt (siehe Stichwort auf dieser Seite). 
Schon als jungem Messdiener im westpfälzischen Nanzdietschweiler ging es Weber 'instinktiv gegen den Strich", wenn – oft in der Karwoche – von Juden immer nur im Negativen die Rede gewesen sei. Antijudaistische Stellen im Neuen Testament und antijudaistische Äußerungen in der christlichen Religion hält er für eine Ursache des Antisemitismus. Im Studium in Mainz und Tübingen – unter anderem bei den Theologen Hans Küng und Josef Ratzinger, dem heutigen Papst, konnte Weber 'immer weniger damit anfangen", dass eine Kulturnation wie Deutschland 'die Judenvernichtung geplant und ausgeführt" hatte. Aber richtig konkret setzte sich der 2002 pensionierte Lehrer für Theologie ab der zweiten Hälfte der 80er Jahren mit der NS-Zeit auseinander. Irgendwann in dieser Zeit war Weber plötzlich der 'Juden-Weber". Bei Weber ist aber auch persönliche Betroffenheit im Spiel. Neben den christlichen Motiven und dem historischen Interesse will er aufklären. In der Hitlerjugend wäre er wohl auch mitmarschiert, wenn er nicht erst 1939 geboren worden wäre, glaubt er heute. Weber will nicht anklagen, sondern vermitteln. Einer seiner Brüder starb 1943 an der Ostfront als 18jähriger Waffen-SS-Mann. 'Verführt, verblendet, wie so viele", so Weber. Heute hängt ein Bild seines Bruders genauso in seinem Arbeitszimmer wie das seines Vaters. Er will aufklären, vermitteln, nicht anklagen.
In dem selben Zimmer reihen sich Ordner mit Dokumenten über das Pfälzer Judentum. In zwei Jahrzehnten Recherche hat er sie sich gegen manche Widerstände und auch persönliche Anfeindungen erarbeitet, hat Aufsätze, Artikel und Bücher geschrieben.
Otmar Weber sucht derweil händeringend einen Nachfolger, sagt er. Der rüstige Senior kränkelt etwas. Ein Nachfolger aber müsste wie er zwei Jahrzehnte Erfahrung, gepaart mit innerer Überzeugung und geballte Energie haben. Vielleicht fühlt sich ein ehemaliger Schüler berufen, hofft er. Aber noch ist Weber ausreichend fit – aufrecht sein Gang, sportlich die Figur, wach der Geist, lebendig die Erinnerung: Wenn Weber erzählt, dann wird begreifbar, wie Pfälzer Mitbürger einst vertrieben wurden – die Katz', Levys, Rosenstiels, Kullmanns und Schwarz‘. 50 Juden wurden in der NS-Zeit aus Dahn und Umgebung Opfer des Holocaust. Wie Josef Kullmann - den nicht einmal der 'Heldentod" seines Sohnes für Kaiser und Vaterland im Ersten Weltkrieg vor der Deportation nach Theresienstadt und der Vernichtung bewahrt hat. (prw).  
    
September 2014: Erinnerung an den vor 100 Jahren gefallenen jüdischen Soldaten aus Dahn Siegmund Kullmann     
Dahn PS 17092014.jpg (186090 Byte) Artikel in der "Pirmasenser Rundschau" (Die Rheinpfalz, Lokalausgabe) vom 17. September 2014: "'Ich war deutscher Soldat, uns machen die nichts'..." 
    
 
November 2014: Presseartikel über die Arbeit von Otmar Weber    
 Presseartikel vom 12. November 2014 
in der Pirmasenser Zeitung 
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   Pressebericht zu einem Film über 
die Arbeit von Otmar Weber 
Pressebericht über Otmar Weber als 
"Unermüdlicher Kämpfer gegen das Vergessen"   
 
  

 

November 2016: Gedenkveranstaltung der Realschule Dahn am 9. November 2016 zum Novemberpogrom 1938  
(Fotos/Scans der Artikel erhalten von Otmar Weber)   
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Die Gedenkfeier im Bürgersaal der VG Dahner Felsenland enthielt eine Präsentation der Religionsgruppe der Klasse 10 der Realschule plus über die Ergebnisse ihres Projektes über die Dahner Juden.  
       
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      Presseartikel aus der "Rheinpfalz" 
und der "Pirmasenser Zeitung"   
 
September 2017: Europäischer Tag der jüdischen Kultur am 3. September 2017   
Der Europäische Tag der jüdischen Kultur wird in 2017 am Sonntag, 3. September 2017 begangen. Dazu werden in Dahn und Busenberg zwei Veranstaltungen angeboten.
3. September vormittags in Dahn: Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) und der Arbeitskreis Judentum im Wasgau (AKJW) laden in Dahn zu einem geführten Rundgang durch das jüdische Dahn ein. Treffpunkt ist um 10.00 Uhr in Dahn am Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege, das sich in der Ortsmitte befindet. Auf dem Denkmal in Dahn befinden sich die Namen von drei im 1. Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten, die in der Nazizeit herausgeschlagen und in den 1960er Jahre wieder eingefügt wurden. Nach der Einführung am Denkmal führt uns der Weg entlang den 2006 und 2007 verlegten Stolpersteinen zur Synagoge in der Schäfergasse/Judengasse. An Hand von Texten und Fotos werden die Lebensläufe und Schicksale von Opfern erläutert, die in der NS-Zeit verfolgt, entrechtet, verjagt und ermordet wurden.
Insgesamt wurden im Wasgau für 38 Menschen Stolpersteine gesetzt. In Dahn 22, in Busenberg 10 und in Erlenbach 6 Steine.
3. September nachmittags in Busenberg: Treffpunkt ist um 14.00 Uhr an der kath. Kirche Busenberg, Dorfmitte. In Busenberg steht das einzige noch erhaltene Mikwehäuschen in der Pfalz. Nach der Besichtigung des Mikwehäuschens, der beiden israelitischen Schulgebäude und der Stolpersteine geht es zum jüdischen Friedhof Busenberg. Vor dem Friedhof wurde im Juni 2016 eine Informations- und Gedenkanlage errichtet.
Die Veranstaltung ist frei. Anfragen unter: Tel 06391 - 2331, E-Mail: Otmar_Weber@gmx.de.  
  
Juni 2018: Zum Tod von Gertrud Still geb. Levy  
Artikel von Otmar Weber in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe) vom 26. Juni 2018: "Sie kam immer wieder zurück. Dahn: Holocaust-Überlebende Gertrud Still in den USA gestorben. Letztes Mitglied der Familie Levy..."
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken (Scan erhalten vom Verfasser Otmar Weber; Artikel in englischer Sprache (pdf-Datei))
 
November 2018: Erinnerung an die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938   
Artikel von Otmar Weber in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe) vom 8. November 2018: "Nacht des Schreckens. Dahn: vor 80 Jahren fand die Reichspogromnacht statt - Jüdischer Wohnhäuser und Geschäfte wurden zerstört - Nur Gertrud Levy hat den Holocaust überlebt...."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken (Scan erhalten vom Verfasser Otmar Weber)    
Ähnlicher Artikel von Otmar Weber in der "Rheinpfalz" vom 31. Oktober 2018 (Ausgabe Pirmasens, Südwestpfalz-Kurier) 
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken (Scan erhalten vom Verfasser Otmar Weber)  
 
Januar 2019: Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag 
Artikel von Petra Würth in der "Rheinpfalz" vom 28. Januar 2019: "'Das war der Dank des Vaterlandes'.
Dahn:
Bei Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus schildert Historiker Weber eindringlich jüdisches Schicksal. Anlässlich des offiziellen internationalen Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus versammelten sich am Samstag rund 25 Bürger am Gefallenendenkmal in der Ortsmitte. Unter dem Titel 'Erinnern - Gedenken - Mahnen' gab der Dahner Historiker Otmar Weber entlang der Stolpersteine Einblicke in die Schicksale von Dahner Juden..."

Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.
 
September 2019: Europäischer Tag der jüdischen Kultur am 1. September 2019
Der Europäische Tage der jüdischen Kultur wird in 2019 am 1. September 2019 begangen. Dazu werden in Dahn und Busenberg zwei Veranstaltungen angeboten.
1. September vormittags in Dahn: Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) und der Arbeitskreis Judentum im Wasgau (AKJW) laden in Dahn zu einem geführten Rundgang durch das jüdische Dahn ein. Treffpunkt ist um 10.00 Uhr in Dahn am Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege, das sich in der Ortsmitte befindet. Nach der Einführung am Denkmal gibt es eine Führung durch das jüdische Dahn zur Synagoge in der Schäfergasse/Judengasse.
Zum Abschluss der Veranstaltung gibt Otmar Weber Interessierten Einblick in sein Archiv und zeigt seine gesammelten Judaica.
1. September nachmittags in Busenberg: Treffpunkt ist um 14.00 Uhr an der katholischen Kirche Busenberg, Dorfmitte. Nach der Einführung an der katholischen Kirche geht es zum Platz der abgerissenen Mikwe und von dort zum jüdischen Friedhof. Die Veranstaltung ist frei. Anfragen unter: Tel 06391 - 2331, E-Mail Otmar_Weber@gmx.de."
Dazu kurzer Pressebericht in der "Rheinpfalz" (lokal) vom 5. September 2019: "Zeigen, wer sie waren" (eingestellt als pdf-Datei) sowie der Bericht in der "Rheinpfalz" vom 4. September 2019 "Otmar Weber öffnet sein Archiv über Judentum in der Region".    
 
November 2019: Erinnerung an das Schicksal der Familie Jarochowski in Hauenstein 
Anmerkung: Der Schäftemacher Ludwig Jarochowski (geb. 1882 in Osorkow bei Lodz, seit 1911 in der Pfalz, katholisch konvertiert) war verheiratet mit Barbara geb. Haus aus Völkersweiler. Die Familie (sechs Kinder, dazu drei Kinder aus erster Ehe von Ludwig Jarochowski mit seiner verstorbenen ersten Frau Lina geb. Brandenburg) lebte zunächst in Völkersweiler, ab 1927 in Hauenstein, Burgstraße 61. Da auf Grund der jüdischen Abstammung nach 1933 die Familie schweren Schikanen ausgesetzt war, zog sie 1937 zunächst in den Herkunftsort von Ludwig Jarochowski in Polen, von dort nach Bromberg. Die Familie wurde nach Einmarsch der Deutschen verhaftet. Barbara Jarochowski überlebte, acht ihrer Kinder wurden ermordet.
Dazu Artikel von Otmar Weber in der "Rheinpfalz" (Südwestpfalz-Kurier) vom 6. November 2019: "Familie fast ganz ausgelöscht..." (zum Lesen bitte Abbildung des Artikels anklicken)  
Zusätzlich eingestellt: Otmar Weber (Arbeitskreis Judentum im Wasgau): Holocaustopfer der Familie Jarochowski, Hauenstein, Burgstraße 61 (als pdf-Datei eingestellt) 
 
November 2019: Gedenkveranstaltung an den Novemberpogrom 1938 
Die Gedenkfeier steht unter dem Thema "Nichts war vergeblich! Frauen im Widerstand zum Nationalsozialismus..."
Dazu Presseartikel von Britta Bender im "wochenblatt-reporter.de" vom 5. November 2019: "Anlässlich der Reichspogromnacht Gedenkfeier in Dahn.
Dahn.
Im Jahr 2019 steht die Gedenkfeier anlässlich der Reichspogromnacht am 9. November unter dem Thema 'Nichts war vergeblich - Frauen im Widerstand zum Nationalsozialismus'. Begrüßung durch Michael Zwick, Verbandsbürgermeister, und Holger Zwick, Stadtbürgermeister. Die Feier wird musikalisch begleitet und die begleitende Ausstellung eröffnet. Sie zeigt Biografien von 18 Frauen, die deutlich machen, dass Widerstand gegen den 'Nazi-Terror' möglich war. Das Risiko war groß, die Erfolge gering, aber die Zeichen von Zivilcourage geben Mut bis in die heutige Zeit.
In der Ausstellung sind – bis auf einige prominente Namen – die Lebensläufe von wenig bekannten Frauen versammelt. Sie handelten allein oder in politischem bzw. kirchlichem Zusammenhang, kamen also aus den verschiedensten Gruppen der Gesellschaft. Ein bis heute wenig bekannter Blick in die Geschichte. Die Feier beginnt um 17 Uhr, im Bürgersaal der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland." Link zum Artikel   
Weiterer Presseartikel in der "Rhein-Pfalz" (Südwestpfalz-Kurier) vom 7. November 2019: "Frauen mit Courage..."
Link zum Artikel (eingestellt als pdf-Datei)   
 
November 2019: Artikel zum Gefallenendenkmal in Dahn 
Artikel von Otmar Weber in der "Rheinpfalz" (Südwestpfalz-Kurier) vom 9. November 2019: "'Babbe, ich kum sofort häm.
Der 9. November ist ein Datum, an dem mehrere Ereignisse die deutsche Geschichte prägten. Dieses Jahr wird vor allem an den Fall der Mauer vor 30 Jahren erinnert. Immer im Blick bleibt der 9. November 1938, als Synagogen brannten. Doch auch der 9. November 1918 ist von großer Tragweite. Dies spiegelt sich zum Beispiel im Dahner Denkmal wider...".
Zum Lesen des Artikel bitte Abbildung anklicken
Im Artikel erfährt man u.a. von der Geschichte des am 11. November 1934 eingeweihten Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Auf ihm waren zunächst auch die Namen der drei Dahner Juden zu lesen: Siegmund Kullmann, Marktstraße 20/22, Albert Levy und sein Bruder Bernhard Levy, Grabenstraße 11. Diese Namen wurden jedoch bald nach 1934 aus dem Denkmal herausgeschlagen. Erst in den 1960er-Jahren wurden die Namen wieder eingefügt.
 
Januar 2020: Presseartikel zum Holocaustgedenktag
Artikel von Otmar Weber in der "Rheinpfalz" (Südwestpfalz-Kurier) vom 27. Januar 2020: "Deportiert, versklavt, vergast.
Dahn/Busenberg:
Heute jährt sich zum 75. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz - Auch 68 Juden aus dem Wasgau sterben..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. 
 
Juni 2020 In der ehemaligen Gaststätte "Zum Jungfernsprung" könnten die Bücherei und die Sammlung "Judentum im Wasgau" untergebracht werden   
Artikel von Harald Reisel in der "Rhein-Pfalz" (Südwestpfalz-Kurier) vom 23. Juni 2020: "Erst sollen Zuschüsse geklärt werden..."   
 
Juli 2020: Über die Website www.judentum-im-wasgau.de des Arbeitskreises "Judentum im Wasgau"  
Artikel von Harald Reisel in der "Rhein-Pfalz" (Südwestpfalz-Kurier) vom Juli 2020: "Arbeitskreis Judentum im Wasgau nun auch online aktiv. Forschungsergebnisse zur Geschichte der Juden sind auf der neuen Homepage veröffentlicht.
DAHN:
Seit Januar verfügt der Arbeitskreis Judentum im Wasgau über eine eigene Homepage. Stück für Stück wurden die Forschungsergebnisse von Otmar Weber zur jüdischen Geschichte in der Region auf der neuen Homepage präsentiert. Seit ein paar Tagen sind die wesentlichsten Inhalte online. Trotzdem wird der Internetauftritt ständig erweitert. Auf der übersichtlich gestalteten Homepage können die Besucher in verschiedenen Kategorien, wie zum Beispiel Memorial, Synagogen, Presseberichte und Judaica, wissenschaftlich fundierte Informationen - verknüpft mit historischen und aktuellen Bildern - zur Geschichte der Juden aufrufen. Neben über 600 Presseberichten sind zahlreiche geschichtliche Informationen zur ehemaligen Mikwe und dem Jüdischen Friedhof in Busenberg sowie über die Stolpersteine aufgeführt.
Kategorien: In der Kategorie Judaica sind zahlreiche Gegenstände aus der Sammlung des Arbeitskreises, die einen Bezug zum jüdischen Leben haben, aufgelistet und abgebildet, z. B. eine Tora-Rolle. Im Bereich von Memorial werden ausführlich jüdische Lebensgeschichten behandelt. Jedem Menüpunkt sind Bilder, Berichte sowie Archivunterlagen zugeordnet. In nächster Zeit werden auf der Homepage weitere Berichte über jüdische Familien und Häuser sowie über die Deportationen eingestellt. Auch Informationen über die Schicksale von Nicht-Juden in der NS-Zeit sind angedacht. Otmar Weber vom Arbeitskreis Judentum im Wasgau erläuterte im Zusammenhang mit dem Internetauftritt: 'Wir möchten die vorliegenden Forschungsergebnisse zur Geschichte der Juden im Wasgau einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen'. Außerdem berichtete er, dass die Homepage von einer Medienfirma erstellt und betreut wird. Dies finanziert sich aus Spenden. Bisher sind Spenden im dreistelligen Bereich von Institutionen und Privatleuten eingegangen, die inzwischen für das Einrichten der Website aufgebraucht sind. 'Ich bin sehr dankbar für die bisherigen Spenden und hoffe, dass weitere Spenden eingehen, so dass die Geschichte der Juden in der Region umfassend und öffentlich dokumentiert werden kann', sagte Otmar Weber. Parallel dazu hat er der Stadt Dahn Archiv und Judaica als Dauerleihgabe angeboten. Eine Unterbringung in den Räumlichkeiten des ehemaligen Gasthauses 'Zum Jungfernsprung' ist angedacht (wir berichteten).
Arbeitskreis Judentum im Wasgau: Dieser kleine Arbeitskreis besteht aus zwei Personen und wurde 1988 gegründet. Anlass zur Einführung eines Arbeitskreises war damals die 50. Wiederkehr der Reichspogromnacht von 1938. Die Initiatoren wollten herausfinden, was in dieser Nacht in Dahn geschah. Da zur jüdischen Geschichte vor Ort kaum Informationen vorhanden waren, musste aufwändig recherchiert werden. In diesem Zusammenhang ereignete sich ein Archivstreit mit der damaligen Verbandsgemeinde Dahn, bei dem man Otmar Weber zunächst den Zugang zum Archiv über die Juden im Wasgau verweigerte. Nachdem dieser gerichtlich gestattet wurde, fehlten 33 zuvor noch gelistete Akten zu den Juden. Das Verschwinden dieser Akten konnte nicht aufgeklärt werden. Der Arbeitskreis gab jedoch nicht auf und recherchierte durch Gespräche mit zahlreichen Zeitzeugen. In den folgenden Jahren setzte der Arbeitskreis verstärkt seine Informations- und Aufklärungsarbeit mit Vorträgen, Referaten, Führungen und Ausstellungen fort. Kontakte zu noch lebenden Juden in Deutschland, Frankreich, Israel, Argentinien, Brasilien, aber hauptsächlich in den USA wurden aufgenommen und intensiviert. Ein Höhepunkt war das Heimattreffen ehemaliger jüdischer Mitbürger im Sommer 1991. Seit dieser Zeit mehren sich die Besuche von Kindern und Enkelkindern, die sich auf Spurensuche ihrer Vorfahren in den Wasgau begeben. 2013 wurde Johanna Levy und 2016 ihr Mann Karl-Heinz Levy auf dem jüdischen Friedhof Busenberg beigesetzt. 2016 errichtete man am jüdischen Friedhof Busenberg eine Informations- und Gedenkanlage. Die Ziele des Arbeitskreises von damals wurden damit und mit dem Archiv, das über rund 90 Ordner und 100 Exponate der Judaica verfügt, deutlich übertroffen.
Spendenkonto: Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, DE40 5425 0010 0070 0003 44, Sparkasse Südwestpfalz, Verwendungszweck: Homepage Arbeitskreis Judentum im Wasgau."  
 
August 2020: Das Projekt ehemalige Gaststätte "Zum Jungfernsprung" mit der Bücherei und der Sammlung "Judentum im Wasgau" wird im Gemeinderat besprochen   
Artikel von Harald Reisel in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe Pirmasens) vom 1. August 2020: "Zugängliche Erinnerungen.
Seit Januar verfügt der Arbeitskreis Judentum im Wasgau über eine eigene Homepage. Stück für Stück wurden die Forschungsergebnisse von Otmar Weber zur jüdischen Geschichte in der Region dort präsentiert. Inzwischen sind die wesentlichen Inhalte online..."
Zum Lesen des Artikels bitte Abbildung anklicken.   
Artikel von Harald Reisel in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe Pirmasens) vom 27. August 2020: "Kostenrahmen für Gasthaus-Projekt ist Thema. 
Dahn: Stadtrat soll heute entscheiden..."  Zum Lesen des Artikels bitte Abbildung anklicken. 
Artikel von Harald Reisel in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe Pirmasens) vom 29. August 2020: "Eine Frage der Kosten.
Dahn: Sanierungsaufwand für Gasthaus wird ermittelt..." 
Zum Lesen des Artikels bitte Abbildung anklicken. 
 
April 2021: Otmar Weber wird mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet  
Die Arbeitsgemeinschaft "Alemannia Judaica" gratuliert Otmar Weber herzlich für diese hoch verdiente Auszeichnung!
Otmar Weber teilt zu dieser Auszeichnung in seinen Worten mit: "Die Auszeichnung - das habe ich in Mainz und Dahn gesagt - ehrt und gehört den Juden, für deren Andenken wir uns seit Jahrzehnten einsetzen. Sie haben über 250 Jahre im Wasgau gewohnt, haben das Dorfleben wirtschaftlich, kulturell und politisch mitbestimmt. Sie wurden verjagt, deportiert und viele ermordet. Über 70 Juden aus unseren Dörfern sind Opfer des Holocausts geworden. Nichts hat an sie erinnert! Sie dürfen nicht vergessen werden. Wir wollen sie der Vergessenheit entreißen; ihre Lebensschicksale haben wir erforscht und wollen unsere Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Keiner soll sagen, das weiß ich nicht, was damals passiert ist. Man kann ja bekanntlich aus der Geschichte lernen - hoffentlich! - Wir wollen den Davongejagten und Ermordeten ein ehrendes Gedenken bewahren. Die Auszeichnung gehört auch all denen, die unsere Arbeit unterstützt haben. Sie ehrt und gehört auch meiner Frau Elisabeth, die mir seit 34 Jahren den Rücken freihält. Für mich ist die Auszeichnung Anerkennung, Auftrag und Ansporn. - Noch gibt es viel zu tun vor Ort.
Artikel von Harald Reisel in der "Rhein-Pfalz" vom 28. April 2021: "Einsatz für die Erinnerung.
Wider das Vergessen: Diesem Ziel hat sich Otmar Weber verschrieben. Was den Juden im Wasgau durch Nationalsozialisten angetan wurde, soll in Erinnerung bleiben. Dafür hat der pensionierte Lehrer mit viel Aufwand, Beharrlichkeit und gegen manche Widerstände Lebenslinien nachgespürt, Opfern ein Gesicht gegeben. Jetzt erfährt er dafür höchste Anerkennung." 
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.   
Artikel in der Rhein-Pfalz vom 29. April 2021: "'Das jüdische Gedächtnis des Wasgaus'  
Die Leistungen des Dahners Otmar Weber wurden ende vergangener Woche mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Weber verdankt diese Ehrung seiner jahrzehntelangen und akribischen Forschung zu den Spuren jüdischer Kultur und Familien in der Region. Kulturminister Konrad Wolf nannte ihn einen 'unermüdlichen Kämpfer gegen das Vergessen'..."  
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken     
Artikel von Franz-Josef Majer in der "Pirmasenser Zeitung" vom 29. April 2021: "Der Hüter der Flamme. Otmar Weber.
Dem pensionierten Studienrat geht es bei seiner Arbeit um Erinnerung und nicht um Abrechnung - Widerstand gab es immer.
Seit über 30 Jahren erforscht der ehemalige Lehrer Otmar Weber die Geschichte der Juden im Wasgau. Für seinen Beitrag zur Gedenkarbeit wird ihm heute in Mainz das Bundesverdienstkreuz verliehen...
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.    
 
Dazu eingestellt: Rede von Minister Konrad Wolf am 29. April 2021 zur Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, das Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Otmar Weber am 11. Dezember 2020 verliehen hat (eingestellt als pdf-Datei).    
  Fotos von der Verleihung
(Quelle: privat) 
     
   Staatsminister Konrad Wolf
(links) überreicht Otmar Weber
die Auszeichnung
Ehrung im Bürgersaal Dahn mit der
 Landrätin Susanne Ganster und dem
 Bürgermeister der VG Dahn Michael Zwick 
 Familienmitglieder begleiten
Otmar Weber zur Verleihung
der Auszeichnung
       
 
Dezember 2021: Zusammenfassende Darstellung der Erinnerungsarbeit vor Ort zwischen 2006 und 2021 und Ausblick 
Otmar Weber teilt dazu am 20.12.2021 mit: "In den vergangenen Jahren und in diesem Jahr konnten wir erfolgreich für die "Bewahrung und Pflege des jüdischen Gedächtnisses im Wasgau" arbeiten.
Hier im Rückblick eine kurze Auflistung der Projekte:
1. 2006/2007 wurden 22 Stolpersteine in Dahn, 10 in Busenberg und 6 in Erlenbach verlegt.
2. 2016 wurde die Informations- und Gedenkstätte für die 70 Holocaustopfer aus dem Wasgau am jüdischen Friedhof Busenberg errichtet.
3. Seit 2019 wird die Homepage www.judentum-im-wasgau.de  erstellt und ständig ergänzt.
4. 2021 wurde die Homepage um das Kapitel "Jüdische Gemeinde Busenberg" erweitert: siehe unter www.judentum-im-wasgau.de  - Menü: Jüdische Gemeinden im Wasgau)
5. Seit 2020 werden beschädigte und unleserliche Inschriften auf dem jüdischen Friedhof Busenberg gepflegt und restauriert. 29 Grabsteine wurden gerichtet und befestigt.
6. 286 Grabsteine des jüdischen Friedhofs Busenberg wurden unter "Digitale Grabsteinkarte" in die Homepage eingestellt.
7. In 2022 wird das Kapitel "Jüdische Gemeinde Dahn" in die Homepage aufgenommen.
8. Derzeit bemüht sich die Arbeitsgruppe um die Finanzierung und Präsentation der vorhandenen Judaica, die einmal in der Dahner Synagoge ihren Platz finden sollen. Unter Judaica verstehen wir Gegenstände, die von Dahner Juden oder deren Nachkommen gestiftet wurden Siehe dazu: www.judentum-im-wasgau.de unter Judaica.
9. Die ehemalige Dahner Synagoge wurde im März 2021 unter Denkmalschutz gestellt. Die Eigentümer wollen Synagoge und ehemalige jüdische Schule als Ensemble verkaufen. Der Dahner Stadtbürgermeister steht einem Kauf positiv gegenüber. Die Arbeitsgruppe beabsichtigt, die Synagoge als Ort der Begegnung und Erinnerung an das Landjudentum im Wasgau auszubauen. Dazu wurde ein Plan ausgearbeitet über "Nutzung der Dahner Synagoge als Ort der Begegnung und Erinnerung an das untergegangene Landjudentum im Wasgau".
Kauf und Ausbau der Synagoge überschreiten die finanziellen Möglichkeiten der Stadt Dahn. Das 'Großprojekt' ist nur im Verbund zu finanzieren: Stadt Dahn - Verbandsgemeinde Dahner Felsenland - Landkreis Südwestpfalz - das Land Rheinland-Pfalz - Förderung durch die EU - private Spender.
Das Team beziehungsweise die Arbeitsgruppe besteht aus drei Personen - und ist ehrenamtlich tätig. Die oben genannten Projekte sind zeitaufwendig und kosten Geld. Ohne Spenden und Unterstützung von Sponsoren können die Projekte nicht realisiert werden. Jede finanzielle und ideelle Unterstützung ist willkommen.  Kontakt über www.judentum-im-wasgau.de." 

  
   

Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Stadt Dahn     
bulletWebsite des "Arbeitskreises Judentum im Wasgau" www.judentum-im-wasgau.de  
bulletInformationsseite von www.dahner-felsenland.net zur Geschichte der Dahner Juden  
bulletAusführliche Seite zum "Arbeitskreis Juden im Wasgau" bei der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit Rheinland-Pfalz

Literatur:  

bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 255-286.
bulletders.: Judentum im Wasgau. Erhaltenswerte jüdische Kulturdenkmäler im Wasgau. Synagoge in Dahn. Mikwe und Friedhof in Busenberg. Dahn 2006. Broschüre DIN A 4, 16 S.  
bulletders.: Zehn Tage mit ehemaligen jüdischen Mitbürgern unterwegs. Gedanken zum Heimattreffen ehemaliger jüdischer Mitbürger vom 05.07. bis 14.07.1991 in Dahn. In: Beiträge zur jüdischen Geschichte in Rheinland-Pfalz. 2. Jahrgang. Ausgabe 2/1992 Heft Nr. 3. S. 45-52. Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). 
bulletZusätzlich eingestellt (ohne Bezug zur jüdischen Geschichte): ders.: Ein aufrechter Pfarrer in der Hitlerzeit. Pfarrer Hermann Nohr in Obermohr bot den Nationalsozialisten die Stirn. Beitrag im "Pilger" Dezember 2010 Ausgaben 44 und 45. Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt).     
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 132-133 (mit weiteren Literaturangaben).
bulletOtmar Weber: "Es geschah vor 70 Jahren - Die Reichspogromnacht in Dahn". 80 Seiten. 2008.   
Informationen:    Zur Ausstellung, die im November 2008 im Bürgersaal der Verbandsgemeindeverwaltung Dahner Felsenland gezeigt wurde, erschien am 15. Dezember 2008 ein Katalog als Broschüre in DIN-A4-Format mit Farbumschlag, erstellt von Otmar Weber. Auf 80 Seiten werden an Hand von Texten, Dokumenten und Fotos die Ereignisse vom 10./11. November 1938 in Dahn dargestellt. Schwerpunkte bilden die Besonderheiten der Dahner Reichspogromnacht - ausführliche Zeitzeugenberichte - Mitmacher und Mutige - die Ausplünderung des Dr. Willy Katz – der Holocaust der Familie Julius Levy – STOLPERSTEINE für die Opfer – geblieben sind steinerne Zeugnisse. Die Broschüre kostet 12,50 Euro und kann in Dahn in den Buchhandlungen Ehrhart und Guttenbacher und bei dem Verfasser (E-Mail) erstanden werden. In Pirmasens ist sie in den Buchhandlungen Jung & Buchheit und Thalia zu erhalten. 
bulletMartin Ruch: Johanna Levy geb. Fetterer aus Gengenbach (1902-1942) - eine Spurensuche. In: Gengenbacher Blätter 2015 S. 28-29.  Online eingestellt: Seite 28 und Seite 29.  
Der Beitrag handelt von der Geschichte und dem Schicksal von Johanna Levy geb. Fetterer. Sie war verheiratet mit Fritz Levy (geb. 1900 in Dahn), der mit seiner Frau zunächst in Dahn, später in Pirmasens in der Schäfergasse 55 lebte. Die beiden hatten einen Sohn Jules (1930). Fritz und Johanna Levy wurden 1942 von Stuttgart aus nach Izbica deportiert und wurden ermordet. Auch der Bruder von Johanna - Ernst Vetterer (1906-1941) - sowie andere Angehörige wurden ermordet.   Am 9. November 2015 wurde am Wohnhaus von Johanna und Fritz Levy in Pirmasens (Schäferstraße 55) eine Gedenktafel angebracht.   

   
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Dahn Palatinate. A Jewish community existed in the 19th century, the Jewish population numbering 134 in 1848 and 85 in 1875. All were engaged in trade and light industry. The community maintained a synagogue (renovated 1871-72) and elementary school. In June 1933, about four months after the Nazi assumption of power, the Jewish population numbered 50. Emigration abroad and to other German cities in the Nazi period reduced the Jewish population to eight in 1939. These were evacuated on 1 September 1939 with the rest of the inhabitants owing to the town's proximity to the French border. Some were undoubtedly included in subsequent deportations.   
        
         

                   
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Stand: 30. Juni 2020