Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bindsachsen (Gemeinde Kefenrod, Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
    
Bis 1816 gehörten die benachbarten Orte Bindsachsen und Wenings zur Herrschaft Ysenburg-Büdingen beziehungsweise Büdingen-Birstein. In Bindsachsen bestand eine kleine, zunächst selbständige jüdische Gemeinde bis um 1860. Danach gehörten die in Bindsachsen lebenden jüdischen Familien zur Gemeinde in Wenings beziehungsweise bildeten mit den Juden in Wenings eine gemeinsame Gemeinde. 
    
In Bindsachsen wurden 1830 16 jüdische Personen gezählt. 1857 werden sechs Familien genannt, 1905 waren es vier Familien mit zusammen 16 Personen. Die Familiennamen der Bindsachsener Juden waren insbesondere Felsenthal (Bäckerei Isidor Felsenthal), Freimark, Grünebaum (Fruchthandlung Isaac Grünebaum, siehe Anzeige unten) und Stern.
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal / Synagoge. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden nach 1852 im jüdischen Friedhof in Büdingen beigesetzt.  
    
Um 1924, als nur noch sieben Gemeindeglieder in den beiden Familien Felsenthal und Freimark gezählt wurden, waren die Vorsteher der Gemeinde Isidor Felsenthal und Isak Freimark. 
   
1932/33 waren weiterhin nur die beiden Familien Felsenthal und Freimark am Ort. Dennoch kam es bereits am 24. März 1933 zu einem Übergriff durch maskierte Nationalsozialisten auf die Wohnungen dieser Familien. Kurz darauf verließen beide Familien Bindsachsen und zogen nach Frankfurt. Ihre weitere Geschichte ist nicht bekannt. 
    
Von den in Bindsachsen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Paula Alexander geb. Stern (1886), Rosa Baum geb. Grünebaum (1873), Leopold Freimark (1875), Rosalie Freimark (1873), Simon Grünebaum (1867), Berta Heymann geb. Stern (1884), Rosa Mayer geb. Grünebaum (1865), Marianne Stern (1860).
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde          
       
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige des Fruchthändlers Isaac Grünebaum I (1868)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1868: "Ein israelitischer Metzgergeselle aus guter Familie, stark und kräftig, welcher drei Jahre zünftig gelernt hat, sucht eine Stelle bei einem israelitischen Metzger, bei welchem an Sabbat- und Feiertagen das Geschäft geschlossen ist. Franco-Offerten wolle man richten an Herrn Isaac Grünebaum I., Fruchthändler in Bindsachsen, Kreis Büdingen."   

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge   
            
     
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts trafen sich die in armseligen Verhältnissen lebenden jüdischen Familien zu Gebet und Gottesdienst in einer Betstube, einem "dunklen Dachkämmerlein" (siehe Bericht unten), für dessen Miete sie aufzukommen hatten. Vermutlich 1856 wurde ihnen diese Dachkammer gekündigt. Die Familien planten hierauf den Bau einer Synagoge. Dazu gelang es, ein Haus zu kaufen. Man wollte dieses zu einer Synagoge umbauen. Da freilich die hierzu nötigen 2.200 Gulden nicht aus eigenen Mitteln aufgebracht werden konnten, bemühte sich die Gemeinde, über eine Kollekte zumindest einen Teil dieser Summe zu erhalten. In der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" erschien am 27. April 1857 folgender Aufruf:  
   
Spendenaufruf zur Unterstützung des Synagogenbaus (1857)   

Bindsachsen AZJ 27041857.jpg (179391 Byte)"Öffentliche Bitte um Beisteuer zu einem Synagogenbau in der israelitischen Gemeinde Bindsachsen, Großherzoglich hessischen Kreises Büdingen. Von Großherzoglichem Kreisamte Büdingen ermächtigt, richte ich an alle Israeliten von Nah und Gern die ergebenste wie dringende Bitte um Beisteuer zur Errichtung einer Synagoge in der israelitischen Gemeinde Bindsachsen, Großherzoglich hessischen Kreises Büdingen. Diese genannte Gemeinde besteht nur aus 6 Mitgliedern, wovon die Hälfte beitragsunfähig. Sie hatte sich bisher mit einem dunklen Dachkämmerlein als Betlokal begnügt, was gemietet war. Daraus nun vertrieben und in Ermangelung eines andern hatte diese winzige Gemeinde ein Gebäude angekauft, um es zur Synagoge einrichten zu lassen, und ist dieses mit einem Kostenaufwand von circa 2.200 Gulden verbunden. Dazu ist die pekuniäre Kraft dieser einigen Bemittelten zu schwach. Großherzogliches Kreisamt diesen Übelstand wahrnehmend, hat mich zum Erlass dieser öffentlichen Bitte ermächtigt. 
Darum Ihr Glücklichen in Euern Tempeln und Prachtsynagogen, worin Ihr labt die Seele an dem lebendigen Gottesworte aus dem Munde des Predigers, und erhöht das Hochgefühl für Gott und Religion durch den Sang der Chöre - fühlt Mitleid mit dieser verlassenen, ohne Gotteshaus existierenden armen Gemeinde, traget bei ein Scherflein, dass auch diese sich ein Gotteshaus bauen, darein sich sammeln und in Versammlung den Herrn anbeten möge.
Die verehrliche Redaktion dieses Blattes wird sich gewiss bereit erklären zur Entgegennahme von Gaben und deren endliche Beförderung an den israelitischen Vorstand zu Bindsachsen.
Büdingen (Groß Hessen), 17. April 1857. I Ottensoser  Lehrer und Trauungsbevollmächtiger 
Dass Großherzogliches Kreisamt zu vorstehendem Aufruf die Ermächtigung erteilt hat, wird dadurch beglaubigt. 
Büdingen, 17. April 1857.  Großherzogliche Bürgermeisterei Büdingen. Eckel." 

Der Aufruf hatte Erfolg. In den folgenden Monaten konnte in jüdischen Periodika immer wieder die eine oder andere Spende für den Synagogenbau in Bindsachsen quittiert werden:

Bindsachsen Jeschurun Mai1857.jpg (13974 Byte)Zeitschrift "Jeschurun" - Ausgabe Mai 1857: "Für den Synagogenbau in Bindsachsen sind bei uns eingegangen: von Herrn O. in G. ... 5 Taler P.Ct. Die Redaktion."
Bindsachsen Jeschurun Mai1858.jpg (18571 Byte)Zeitschrift "Jeschurun" - Ausgabe Juni 1857: "Erhalten von Herrn Salomon Boehmann, Lehrer in Messelhausen. 2 Gulden zum Synagogenbau in Bindsachsen. Die Redaktion". 

Tatsächlich konnte eine Synagoge erstellt und eingeweiht werden. Ob es sich um die Einrichtung eines Betsaales oder ein selbständiges Gebäude gehandelt hat, ist nicht bekannt. Die Einweihung am 18. Oktober 1861 nahm Provinzial-Rabbiner Dr. Levi aus Gießen vor:

Bindsachsen AZJ 14011862.jpg (58262 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Januar 1862: "Büdingen, Großherzogtum Hessen, im Dezember. Im Laufe des Herbstes fanden in zwei israelitischen Gemeinden des hiesigen Kreises Einweihungen zweier neu erbauter Synagoge statt. Die Eine am 16. August zu Düdelsheim, die andere zu Bindsachsen, am Gedenktag der Leipziger Völkerschlacht, 18. Oktober. Beide Weiheakte vollzog der Großherzogliche Provinzial-Rabbiner Herr Dr. Levi zu Gießen unter glänzendem Beifall aller Anwesenden ohne Konfessionsunterschied."

Obwohl wenig Jahre später die jüdischen Familien aus Bindsachsen der Gemeinde in Wenings zugeteilt wurden, konnten sie als kleine Filialgemeinde wohl ihre Gottesdienste - soweit Minjan zustande kam (notwendige Zahl von zehn jüdischen Männern zum Gottesdienst - in der Folgezeit in Bindsachsen abhalten. Ansonsten werden sie die Gottesdienste in Wenings besucht haben. Über die weitere Geschichte der Synagoge in Bindsachsen ist nichts bekannt.   
   
   
Adresse/Standort der Synagoge nicht bekannt (für weitere Hinweise ist der Webmaster dankbar, Adresse siehe Eingangsseite).    
   
    
Fotos     

Fotos zur jüdischen Geschichte in Bindsachsen sind noch nicht vorhanden; über Hinweise oder Zusendungen freut sich 
der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.  
 
     
     
Beisetzungen der in Bindsachsen verstorbenen
 jüdischen Personen im jüdischen Friedhof in Büdingen 
Buedingen Friedhof 158.jpg (100819 Byte) Buedingen Friedhof 156.jpg (100956 Byte)
   Grabstein links für Simson aus Babenhausen
Schwiegervater des Is. Grünebaum zu Bindsachsen 
(gest. 1851); rechts für Henoch Herrmann (1787-1851)  
 Grabstein für Elise Grünebaum, Tochter 
von Isaak Grünebaum von Bindsachsen 
(1843-1868)  

              

   
Links und Literatur

Links:   

Private Website zur Gemeinde Kefenrod   

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 358-359 (innerhalb des Abschnittes zu Wenings)   
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 322.327.  
Susanne Gerschlauer: Synagogen. In: Kirchen und Synagogen in den Dörfern der Wetterau. Reihe Wetterauer Geschichtsblätter. Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Band 53. Im Auftrag des Friedberger Geschichtsvereins hrsg. von Michael Keller. Friedberg 2004 S. 289-326.  
dies.: Katalog der Synagogen. In: ebd. S. 555-580.  

    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 03. Mai 2016