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Friedhöfe in der Region"  
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg 
     
 
Überlingen  (Bodensee-Kreis)  
 
Grabsteinfragmente des mittelalterlichen jüdischen Friedhofes 
im Städtischen Museum Überlingen     
 
Übersicht:   
    
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Überlingen im
Mittelalter  
sowie zur Geschichte jüdischer Bewohner im 19./20. Jahrhundert      
     
In Überlingen bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter, die erstmals
 1226 genannt
wird (1332 Judenverfolgung wegen angeblichem Ritualmord: 300-400 Juden in der
Synagoge verbrannt;  1349 wieder Judenverfolgung; 1378 neue Ansiedlung,  1430
Ausweisung der Juden).  
    
 
Erinnerung an den Pogrom 1332
(1892)        
 
  
     Aus einem längeren Artikel zur "Blutlüge" in der
      "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Juli 1892: 
      "Am 1. März 1332 ist in Überlingen am Bodensee ein
      christlicher Knabe verloren gegangen, und als er nach einigen Tagen in
      einem Brunnen tot gefunden wurde, so waren es die Juden (?), die ihn
      umgebracht hatten. Ungefähr 300 Juden erlitten bei dieser Gelegenheit
      den Märtyrertod, ohne dass vorher eine gerichtliche Untersuchung
      eingeleitet worden wäre."        | 
   
  
    |   | 
   
  
    Hinweis: an den Pogrom 1332 erinnert
      in Überlingen sowohl die Sankt-Ulrich-Straße sowie die Alten- und
      Pflegeheim St. Ulrich (St.-Ulrich-Straße 20). Bei Ulrich handelt es sich
      um den Knaben, der 1332 tot aufgefunden wurde und dessen Ermordung den
      Juden zugeschrieben wurde. Der Verein "Goldbacher Stollen und KZ
      Aufkirch in Überlingen" schlug 2018 vor, unter den sechs
      Straßenschilder der St.-Ulrich-Straße Ergänzungstafeln anzubringen mit
      dem Text: "Den Knaben Ulrich fand man 1332 tot in dieser Straße.
      Überlinger Christen beschuldigten die Juden als Täter und ermordeten
      über 300 Juden aus der Stadt. Die Überlinger verehrten Ulrich als
      Heiligen und errichteten ihm eine Kapelle. Dieses Schild erinnert an die
      jüdischen Opfer von 1332". Die Tafeln sollen im September 2018
      angebracht werden.  
      Vgl. Artikel von Sylvia Floetemeyer im "Südkurier" vom 8. März
      2018: "Sankt Ulrich aus Überlingen ist kein
      Heiliger..."   
      Link zum Artikel     | 
   
 
Keine Chance hatten  in den nachfolgenden Jahrhunderten jüdische Personen, die
sich um Aufnahme in der Stadt bewarben, auch nicht der jüdische Soldat, der
während des Dreißigjährigen Krieges um Aufnahme in der Stadt bat. Davon
berichtet Berthold Rosenthal in einem Beitrag "Während des
Dreißigjährigen Krieges. Ein Beitrag zur Heimatgeschichte der badischen Juden,
in: CV-Monatszeitung vom Februar 1926 S. 16):    
 
  
     "Zum
      Schluss muss noch erwähnt werden, dass auch jüdische Soldaten am
      Dreißigjährigen Kriege teilnahmen. In  Überlingen bewarb sich während
      des Krieges ein Jude, der vorher Soldat gewesen war, um Aufnahme. Er wurde
      jedoch unter Berufung auf ein altes kaiserliches Privileg
      abgewiesen."   | 
   
 
1891 erschien eine der ersten Forschungsarbeiten zur
jüdischen Geschichte Überlingens:   
 
  
     Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1891: "In
      meinem Verlage erschien soeben:   
      Stern M. Die israelitische Bevölkerung
      der deutschen Städte.   
 Ein Beitrag zur deutschen Städtegeschichte.
      Mit Benutzung archivalischer Quellen.   
      1. Überlingen am Bodensee.
      Preis: Mk. 1,50. Frankfurt a.M.  J. Kauffmann". 
      siehe auch unten Literaturliste.   | 
   
 
    
Im 19./20. Jahrhundert lebten nur wenige jüdische
Personen in der Stadt. Bei den Volkszählungen wurden an jüdischen
Einwohnern in der Stadt registriert: 1864 1 jüdischer Einwohner, 1875 6, 1880
3, 1885 2, 1890 6, 1895 9 1900 10, 1905 6, 1925 7, 1933 3 jüdische Einwohner. Es
konnte auf Grund dieser geringen Zahl zu keiner Neubegründung einer jüdischen
Gemeinde kommen. Die in Überlingen lebenden jüdischen Personen gehörten zur
Gemeinde und zum Bezirksrabbinat in Konstanz.  
   
Ende der 1840er-Jahre wird Josef Guggenheim von Überlingen genannt, der
offenbar einige Zeit in der Stadt gewohnt hat. Das "Großherzogliche
Badische Anzeige-Blatt für den See-Kreis" berichtet von der Klagesache,
die Josef Guggenheim gegen Salomon Bloch in Gailingen
betreiben musste.    
       
Klagesache des Josef Guggenheim von Überlingen gegen
Salomon Bloch von Gailingen - Forderungen betreffend (1847 / 1848)     
 
      
 1909 wurde der bereits seit 18 Jahren lebende, damals offenbar einzige
jüdische Einwohner der Stadt in den Bürgerausschuss als Mitglied gewählt
(nachstehend Meldung aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums vom
17.9.1909):  
 
  
     "In
      Überlingen am Bodensee, einer streng katholischen Stadt, wurde bei der
      letzte Woche stattgefundenen Bürgerausschusswahl der einzige seit 18
      Jahren dort wohnende Jude, Herr Wilhelm Levi, als Mitglied gewählt." | 
   
 
        
Erinnert werden sollte im Zusammenhang mit der Überlinger jüdischen Geschichte
auch an die Geschichte von Hermann Levinger (geb.
1865 in Karlsruhe als Sohn einer jüdischen Familie, gest. an Suizid 1944 -
gemeinsam mit seiner Tochter Barbara Levinger - in Wiesbaden): Levinger war von
1898 bis 1902 Amtmann und von 1908 bis 1930 Oberamtmann (bzw. seit 1924 Landrat)
des badischen Bezirksamtes Überlingen (große Verdienste um das
Pfahlbaumuseum). Levinger war bereits während seines Jurastudiums vor 1900 zum
protestantischen Christentum übergetreten. 1902 heiratete er die verwitwete
Maria Karolina von Bünau geb. Staib, mit der er die Tochter Barbara hatte (geb.
1904). Nach seiner Pensionierung 1930 zog die Familie nach Levinger, wo Frau
Maria Levinger 1933 starb. Mit den Nürnberger Gesetzen 1935 galt Levinger als
Jude, seine Tochter Barbara als "Halbjüdin". Nach üblen Repressalien
in Wiesbaden (auch Zwangsarbeit, Tragen des "Judensterns" ab 1941)
drohte 1944 die Deportation, worauf Vater und Sohn sich in der Wiesbadener
Wohnung das Leben nahmen. Beide wurden auf ihren Wunsch in Überlingen
beigesetzt. Ein Gedenkstein an der Friedhofskapelle erinnert an die Familie; die
Gräber der Familie werden als Ehrengrab von der Stadt gepflegt. 2005 wurden
"Stolpersteine" von Hermann und Barbara Levinger verlegt. 
Weiteres (auch Literatur- und Quellenangaben) im Wikipedia-Artikel
zu Hermann Levinger.      
    
Im Mai 2014 wurden "Stolpersteine" verlegt für die Familie
Levi (Münsterstraße 12), die 1938 zum Zwangsverkauf ihres Geschäftes
genötigt und zur Emigration gezwungen worden war.        
      
      
      
Zur Geschichte des mittelalterlichen Friedhofes
 
 Im Nordosten der Stadt lag an der St.-Leonhard-Straße (statt dieser
früheren Straßenbezeichnung gibt es heute die "Untere St.-Leonhardstraße" und die "Obere
St.-Leonhardstraße")  der Friedhof
der mittelalterlichen Gemeinde (1226 erstmals erwähnt; Gelände noch bis zum
19. Jahrhundert "Judengottesacker" genannt). Er wurde unter anderem auch
von der Konstanzer Gemeinde belegt. Nach der Judenverfolgung 1349 wurde er
weitgehend abgeräumt, die Steine wurden als Baumaterial verwendet (Kirchen-,
Stadtmauer- und Häuserbau). Bei Restaurierungsarbeiten des Münsters (1910) und
durch andere Zufälle wurden mehrere Grabsteine
aus dem 13./14.Jh. wiederentdeckt, die heute im Städtischen Heimatmuseum (Krummebergstraße
30) zu sehen sind. Zwischen 1378 und 1428/30 ist der jüdische Friedhof
nochmals belegt worden (auch von der Konstanzer Gemeinde). Die in dieser Zeit
aufgestellten Steine wurden später beim Bau von Spitalhäusern verwendet. 
    
Von den heutigen Straßenbezeichnungen her lag der Friedhof an der
Rauensteinstraße im Bereich zwischen der Obertorstraße und der
Frohsinnstraße. Hier wurden 2006 beim Einbau einer Heizung in ein Gebäude
Skelette von Verstorbenen des jüdischen Friedhofes gefunden, die in einem
Sammelgrab im städtischen Friedhof neu beigesetzt wurden (siehe unten).   
   
    
Lage nach der heutigen Beschreibung: Im Gewann St. Katharinen/Judenkirchhof,
an der Rauensteinstraße zwischen der Obertorstraße und der Frohsinnstraße.          
    
   
   
Karten 
(Quelle der Karte links: Veitshans s.
Lit.)  
  
     
          
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    Lage des nicht mehr bestehenden mittelalterlichen  
 jüdischen Friedhofes Überlingen  
          (am rechten Kartenrand markiert) 
          (Karte kann durch Anklicken
          vergrößert werden)   | 
    Ungefähre Lage des nicht mehr
      bestehenden jüdischen Friedhofes  
      in Überlingen auf dem dortigen Stadtplan:  
 	der Link zeigt die Lage der "Rauensteinstraße" an (vgl. Beschreibung oben) -
	 
	der Friedhof lag im Bereich zwischen Obertorstraße und der
      Frohsinnstraße  | 
   
 
     
     
Fotos  
(Fotos: SW-Fotos von Hahn, Fotos entstanden Mitte der 1980er-Jahre;
Farbfotos nach Restaurierung Ende der 1990er-Jahre: Hahn; alle anderen Farbfotos von Dieter Peters, Aachen, Aufnahmedatum 19. Juni 2003):      
    
1. Gesamtansicht der Ausstellung
 
  
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      Aufstellung der Grabsteinfragmente 
       im Garten des Museums bis in die  
 1990er
      Jahre  | 
    Die Grabsteine
      nach der Restaurierung Ende der 1990er-Jahre | 
   
  
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      Neuaufstellung der Steine im  
 Heimatmuseum Überlingen | 
    
      Hinweistafel  
 mit Erklärungen
       | 
   
  
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2. Die einzelnen Steine 
  
    
	
	  
         | 
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      Inschrift 1 | 
    
      Inschrift 2 | 
    
      Inschrift 3 | 
   
  
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      | 
   
  
      
        | 
      | 
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    | 
      Inschrift 4 | 
    
      Inschrift 5 | 
    
      Inschrift 6 | 
   
  
    |   | 
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      | 
   
  
      | 
      
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        | 
   
  
    | 
      Inschrift 7 | 
    
      Inschrift 8 | 
    
      Inschrift 9 | 
   
  
    |    | 
       | 
       | 
   
  
      | 
      
        | 
      
        | 
   
  
    | 
      Inschrift 10 | 
    
      Inschrift 11 | 
    
      Inschrift 12 | 
   
  
    |   | 
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          | 
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    | 
      Inschrift 13 | 
    
      Inschrift 14 | 
    
      Inschrift 15  | 
   
  
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3. Übersetzung der Inschriften (von G. Wilhelm Nebe, s. Lit.) 
  
    Inschrift 1:  
      Sterbedatum 9. Adar/Iyyar/Ab (50)35 
      = 7.2.1275/7.5.1275/3.8.1275 
      Dieses  
      Steinmal 
      ist aufgestellt worden zu Häupten 
      des Azarya, des Sohnes des R(abbi) 
      Paregoros (im Jahr) 35 
      der (kleinen) Zählung (am) 9. im A[dar]/I[yyar]/A[b] 
      [?] 
      [?] | 
    Inschrift 2: 
      Sterbedatum: 25. Kislew [50]36 = 15.12.1275 
      Dieses 
      Steinmal 
      ist aufgestellt worden zu Häupten 
      des R(abbi) Yosef, des Sohnes 
      des Yishaqs. Es möge seine Seele sein im Bündel des Lebens. 
      (Im Jahr) 36 gemäß der (kleinen) Zählung (am) 25. im Kislew 
       
       | 
   
  
    |   | 
      | 
   
  
    Inschrift 3: 
      Sterbedatum: 4. Ab (?) (50)36 = 16.7.1276 
      [...] 
      [...] 
      [es möge ruhen /sein seine/ihre Seele] 
      [im] Bündel des Le[bens] 
      im Garten Ede[n.] 
      (Am) Tag 4 im A[b (?)] 
      (im Jahr) 36 
      gemäß der (kleinen) Zählung. 
       
       
       
       | 
    Inschrift 4: 
      Sterbedatum: ?? (50)36 = 23.9.1275 - 9.9.1276 
      [...]...[...] 
      [...]. Tag (?) im M(onat) H(eschwan) 
      [...] sechsunddreißig 
      [gemäß der (kleinen Zählung.] Möge es sein der Wille (Gottes9, 
      [und möge sein seine/ihre Seele], Adonay, gebündelt 
      [im Nündel des] Lebens zusammen mit den Gerechten 
      [der Welt/Ewigkeit (?).] Amen Amen Amen Sela 
       | 
   
  
    Inschrift 5: 
      Sterbedatum: ?? (50) 33/36/37 = 27.8.1272 - 13.9.1273/ 23.9.1275 -
      9.9.1276 / 10.9.1276 - 29.8.1277  
       | 
    Inschrift 6: 
      Sterbedatum: 10. Nisan (59) 52/54/55/58 = 29.3.1292/ 8.4.1294/ 28.3.1295
      /24.3.1298 
      [Dieses]  
      Steinmal ist aufgestellt worden  
      zu Häupten des [...] 
      des Sohnes des R(abbi) David, [der verschieden ist] 
      (am) 10. im Nisa[n...] 
      (im Jahr) 52/54/55/58 [entsprechend der (kleinen) Zählung] 
       
       | 
   
  
    Inschrift 7: 
      Sterbedatum: 13. Tischri / Tammus / Heschwan (50) ??, paläographisch wohl
      ins 13. Jh. 
      (am) 13. im T[ischri] / T[ammuz] / H[eschwan...] 
      Es möge ruhen/sein seine/ihre Seele im Garten [Eden...] 
       | 
    Inschrift 8: 
      Sterbedatum: ???, paläographisch wohl ins 13. Jh. 
      [... Es mö-] 
      ge sein [seine/ihre] Se[ele] 
      gebünde[lt im Bündel] 
      des Lebens.  [...] 
      Amen Amen [amen] 
      Sela | 
   
  
    |   | 
      | 
   
  
    Inschrift 9: 
      Sterbedatum: ? Heschwan / Kislew / Nisan / Siwan /Tammuz (50)85 =
      20.10.-17.11.1324 / 18.11.-17.12.1324 / 16.3.-14.4.1325 / 14.5. -
      12.6.1325 / 13.6.-11.7.1325 
      [Dieses Stein]mal ist aufge- 
      [stellt worden zu Häupten] des Herrn Mardochay, 
      [des Sohnes des...], der verschieden ist 
      [(am), ...ten im Heschwan[n/[Kisle]w/ [Nisa]n/[Siwa]n/[Tammu]z [im Jahr)
      85 
      gemäß der (kleinen) Zählung 
      [...] Amen Amen Amen Sela | 
    Inschrift 10: 
      Sterbedatum: 6./7. Tammuz (50) ??, paläographisch vielleicht wie Nr. 9
      1325 (18./19.6.1325?) 
      [Dieses St]einmal ist aufgestellt 
      [worden zu Häupten] der Frau Hanna, 
      [der Tochter des Herrn A]braham, des Priester 
      [s, die verschieden ist] (am) 6./. im Tammuz 
      [(im Jahr)... gemäß der (kleinen) Zählung.] Es möge ruhen/sein ihre
      Seele im Garten Eden. 
      [Amen Amen Amen] Sela 
       | 
   
  
    |   | 
      | 
   
  
    Inschrift 11: 
      Sterbedatum: ? Schebat 5057/5097 = 27.12.1296 - 25.1.1297 / 4.1.1337 -
      2.2.1337, paläographisch eher das letztere Datum  
      Dieser [St]ein 
      [ist aufgestellt worden] zu Häupten des Knaben 
      [... (?), des Sohnes] des R(abbi) Abraham, 
      [der ver]schieden ist im Sch(ebat) 
      [(am)...ten (im Jahr)] 57/97 des Jahrtausends, 
      [des sechsten. Es mög s]ein seine Seele 
      [im Bündel des Lebens m]it dem Rest 
      [der Gerechten der Welt/Ewigkeit.] Amen Amen [Amen Se]la | 
    Inschrift 12: 
      Sterbedatum: 12. Iyyar (5)102 = 19.4.1342 
      Dieses Steinmal (ist aufgestellt worden) zu
      Häupten des Mädchens, der Frau Simha, 
      der Tochter des R(abbi) Elyaqim, des Priesters, 
      die verschieden ist (am) 12. im Iyyar, 
      (im Jahr) 102 der (kleinen) Zählung. Es möge ruhen ihre 
      Seele im Garten Eden. 
      Amen Amen Amen Sela 
       | 
   
  
    |   | 
      | 
   
  
    Inschrift 13: 
      Sterbedatum: 6. Schebat (5) ???, paläographisch wohl vor 1349 
      Dieser Stein (am) Kopf 
      ist aufgestellt worden (als) Grabmal zu 
      Häupten [der Frau] Hanna. [der To]chter des David. 
      Und ihr Antlitz hatte das Bild von Tau von Blütenglanz. (Sie), 
      die Tochter 
      [von...] ...(sie), die/weil sie wandelte 
      [vollommen. Und] sie verschied (am) 6. im Schebat 
      [...gemäß der (kleinen Zählung. Es möge sein ihr An]teil ihr [zusammen
      mit dem Rest der gerechten (Frauen) (?)]  
      [Amen Amen Amen Sela] | 
    Inschrift 14: 
      Sterbedatum: ????, paläographisch ab ca. 1378 
      Zeuge (sei dies Steinmal) zu Häupten des Genossen, 
      des Ge[meindevorstehers ...] 
      Geöffnet war [sein] Haus [zu seiner Weite (?) ...] 
      der Sohn des Herrn Yoe[l ...] 
      [gute] Werke [...] 
       
       
       
       
       
       
       | 
   
  
    |   | 
      | 
   
  
    Inschrift 15: 
      Sterbedatum: ????, paläographisch ab ca. 1378 
      [gute] Werk[e...] 
      innerhalb der (Stadt-)Tore [...] 
      die Tochter des R(abbi) A[braham (?) ...] 
      die verschied[en ist (am) ...] 
      gem [der (kleinen) Zählung...]  | 
      | 
   
       
Bei Grabungen im Bereich des jüdischen Friedhofes
wurden vor einigen Jahren Skelette gefunden, die in einem Sammelgrab auf dem
kommunalen Friedhof mit einem deutsch und hebräisch beschrifteten Grabstein
beigesetzt wurden:    
  
    Grabstein im kommunalen
      Friedhof 
      (Foto: Oswald Burger, Überlingen) | 
      | 
      | 
   
  
    |       | 
    Grabstein mit
      Inschrift: "Hier liegen die Gebeine von unbekannten jüdischen
      Menschen.  
 Sie waren vor 1349 auf dem Judenfriedhof bestattet
      worden."   | 
   
  
    |   | 
      | 
   
  
    | 
       Dezember 2010:
      Presseartikel über Grabstein und das Sammelgrab
      im Überlinger Friedhof   | 
   
  
    Artikel von Eva-Maria Bast im "Südkurier" vom 13. Dezember 2010 (Artikel):
      "13. Türchen: Der jüdischen Grabstein.  
      Adventskalender der Überlinger Geheimnisse: Wie kamen die Gebeine der jüdischen Toten auf einen christlichen Friedhof?  
      Auf dem Überlinger Friedhof, gegenüber der Friedhofskapelle, in zweiter Reihe, steht ein jüdischer Grabstein. Unter der hebräischen Inschrift ist die deutsche Übersetzung zu lesen:
      'Hier liegen die Gebeine von unbekannten jüdischen Menschen. Sie waren 1349 auf dem Judenkirchhof bestattet
      worden.' Das wirft viele Fragen auf: Wie kamen die Gebeine der jüdischen Toten auf einen christlichen Friedhof? Und warum sieht der Grabstein so neu aus, wenn er doch Menschen gewidmet ist, die vor 650 Jahren verstarben? Wer sich mit der Geschichte der Juden in Überlingen auskennt, weiß, dass es einst tatsächlich einen jüdischen Friedhof in Überlingen gab. Des Rätsels Lösung ist das aber nicht, denn dieser lag ganz woanders als der Städtische Friedhof: Im Gewann St. Katharinen/Judenkirchhof, zwischen der Obertorstraße und der Frohsinnstraße. 
      Und so kam der Grabstein auf den Überlinger Friedhof: Im Zusammenhang mit den Judenprogromen im 14. Jahrhundert wurde der jüdische Friedhof aufgelöst.
      'Die Grabsteine der Juden wurden beim Bau von öffentlichen Gebäuden verwendet, die Gebeine der Verstorbenen blieben in der
      Erde', erklärt der Überlinger Historiker Oswald Burger. Auch beim Bau des Münsters, mit dem zu dieser Zeit begonnen wurde, wurden die jüdischen Grabsteine als Baustoffe verwendet.
      'Theologisch durchaus sinnvoll: Die christliche Kirche steht auf jüdischem
      Fundament', meint Burger schmunzelnd. Um 1900, bei Restaurierung des Münsters, seien Fragmente von einigen jüdischen Grabsteinen gefunden, herausgelöst und in einem Schopf im Museum gelagert worden, bis sie, seit etwa 1990, im Museumsgarten ausgestellt wurden.  
      'Lange Zeit wusste man nur ungefähr, wo sich der einstige jüdische Friedhof
      befand', berichtet Oswald Burger. 'Bei jeder Baumaßnahme im Gewann St. Katharinen/Judenkirchhof musste man damit rechnen, dass man auf den Friedhof stößt.' Das geschah im Jahr 2006 tatsächlich – und zwar im Zusammenhang mit einem Heizungseinbau an einem Gebäude in der Rauensteinstraße. Die Bauarbeiter fanden menschliche Knochen, die Polizei ermittelte wegen Mordes, stellte aber schnell fest, dass es sich um Gebeine aus dem 14. Jahrhundert handelt. Der jüdische Friedhof war gefunden.
      'Man entdeckte die Gebeine von vier jüdischen Menschen. Wenn man in diesem Areal graben würde, würde man hunderte
      finden', ist sich Burger sicher. 
      Die Gebeine wurden mehrere Jahre auf dem Überlinger Friedhof eingelagert, bis der Überlinger Stollenverein 2008 bei Bildhauer Ricardo Itta einen Grabstein in Auftrag gab.
      'Der Grabstein ist exakt den jüdischen Grabsteinen im Museumsgarten
      nachempfunden', sagt Oswald Burger. Sogar die hebräische Inschrift ist nicht spitz, wie auf christlichen Grabsteinen üblich, sondern – typisch jüdisch – flach in den Stein gemeißelt. Die Gebeine wurden also auf dem Überlinger Friedhof bestattet. Und auf dem Grabstein liegen zahlreiche kleine Steine.
      'Das ist typisch für jüdische Gräber', erzählt Oswald Burger. 'Das stammt noch aus der Zeit der Wüstenbestattungen, als die Juden ihre Toten zum Schutz vor wilden Tieren mit Steinen bedeckten.
      ' Einmal habe er den Grabstein auf dem Überlinger Friedhof jüdischen Besuchern gezeigt und dabei habe sich die Frage aufgetan, ob man die Gebeine überhaupt hier hätte bestatten dürfen.
      'Denn jüdische Gebeine dürfen nicht exhumiert werden', berichtet Burger. Das habe man beim Fund aber nicht gewusst und der jüdische Oberrat, den die Stadt damals informierte, habe sich nicht zurückgemeldet. Nun ist die Exhumierung längst geschehen und die jüdischen Überlinger Bürger ruhen in Frieden – inmitten ihrer christlichen Mitbürger. Ein schönes Symbol des nun währenden Friedens zwischen beiden Völkern."      | 
   
  
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte        
  
    | September
      2008: Bericht über die
      "Jüdischen Kulturtage" in Überlingen   | 
   
  
    Rechts: Bericht aus dem 
	"Südkurier" 
 vom
      6.9.2008  | 
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    | Dezember 2010: 
      Die "Jüdischen Kulturtage" in
      Überlingen sollen wieder im September 2011 stattfinden - eine
      Videoproduktion wird mit Jugendlichen erarbeitet     | 
   
  
    Artikel im "Südkurier" vom 21.
      Dezember 2010 (Artikel):
      "Suche nach Spuren jüdischer Geschichte.      
      Überlingen – Auf Initiative von Karin Walz hatte es im Jahr 2008 die ersten Jüdischen Kulturtage in Überlingen gegeben, die sofort auf große Resonanz stießen. Sie wurden 2009 wiederholt und sollen künftig in zweijährigem Turnus stattfinden.  
      Walz fiel auf, 'dass Jugendliche nur in geringem Maße involviert waren'. Das war für sie Anstoß zum Schülerprojekt
      'Jüdische Geschichte in Überlingen – eine Spurensuche', das mit einer Videoproduktion auf die nächsten Kulturtage hinarbeitet, die von 1. bis 4. September 2011 stattfinden werden. Bei der Auftaktveranstaltung im Kursaal soll der 15-minütige Film erstmals öffentlich gezeigt werden. 
      Offizieller Träger des Projekts ist der Verein 'Kommunikation und Medien' mit Sitz in Tübingen, dessen Vorstandsmitglied Uwe Kaiser noch nach weiteren Förderern sucht. Rund 7500 Euro sind als Budget für das Vorhaben angesetzt, erst ein Teil ist gesichert. Neben der technischen Ausrüstung bedarf es auch der Medienkompetenz, die den Schülern in mehreren Workshops vermittelt wird. Beim Auftakt am Freitag waren rund 20 Schüler des Gymnasiums, der Realschule und der Waldorfschule dabei. Dazu kommen nächstes Jahr noch einige Jugendliche des Kinder- und Jugendheims Linzgau aus Deisendorf. Begleitet wird das Projekt von mehreren Geschichtslehrern. 
      Zur Vorbereitung der Schüler gehören unter anderem Kenntnisse in Interviewtechnik und im Formulieren von Texten für TV- und Filmproduktionen. Anschließend geht es an die Recherche und an die wirkliche Spurensuche in Überlingen. Viel Neues zu entdecken gab es schon mal bei einem Spaziergang mit Oswald Burger und Lothar Fritz, die den Teilnehmern Orte, Personen und Relikte jüdischen Lebens und Glaubens nahe brachten: von den erst 2006 entdeckten Gebeinen, die im Jahr 1349 auf dem damaligen Friedhof bestattet worden waren, bis zu der Stiftung Werner Haberlands zugunsten der als deutsch-israelische Begegnungsstätte gedachten Martin-Buber-Jugendherberge. Hier war es in diesem Jahr mit Unterstützung des Jugendherbergswerks erstmals zu einem Jugendaustausch und einer echten Begegnung gekommen. Auch im kommenden Jahr sollen junge Menschen aus Israel im Rahmen der Kulturtage zu Gast sein und damit zugleich Zeuge der Video-Produktion zu werden können. 
      'Die Schülerinnen und Schüler sind ganz begeistert, dass sie die Inhalte des Films mitbestimmen und selbst erarbeiten können', freut sich Initiatorin Karin Walz nach dem ersten Workshop:
      'Es ist ihnen ganz wichtig, dass es zwar ein lehrreicher Film, aber kein Lehrfilm im herkömmlichen Sinn werden
      soll.' Die Produktion solle spannend und unterhaltsam werden, aber auch nachdenklich machen. Was Anfang September präsentiert werden soll, wird es für die Schule dann auch auf DVD für den Einsatz im Unterricht geben. 
      Denn mit der Initiative will Walz kein Strohfeuer entfachen, sondern auch eine nachhaltige Wirkung erzielen. Die tut aus ihrer Sicht dringend Not. Selbst bei Erwachsenen seien viele Spuren jüdischer Geschichte kaum bekannt.
      'Für die Schüler war es eine überraschende Erkenntnis, dass es in Überlingen auch heute Deutsche jüdischen Glaubens
      gibt', sagt sie, 'nur weil sie nicht auf dem Präsentierteller sind.'"       | 
   
  
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    | Juli 2011:
      Zu den "Jüdischen Kulturtagen" in
      Überlingen im September 2011       | 
   
  
    
      Artikel in der "Schwäbischen Zeitung" vom 2. Juli 2011 (Artikel):
      "Überlingen war jüdisches Zentrum 
      Überlingen / isa Ein kürzlich entdeckter Grabstein ist Zeugnis jüdischen Lebens in Überlingen und Aufhänger der diesjährigen jüdischen Kulturtage, die vom 1. bis 4. September einen vielseitigen Einblick in die jüdische Kultur bieten werden, von einer langen Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. 
      'Alles wirkliche Leben ist Begegnung' sagte der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber vor mehr als 100 Jahren, damit begründet er einen der Ansätze der diesjährigen Kulturtage. Es gehe um Offenheit und die Möglichkeit miteinander zu reden und mit Freude, mit Leichtigkeit dabei zu sein, sagte Mitinitiatorin Karin Walz. Was kaum jemand weiß: Überlingens Vergangenheit ist eng mit jüdischer Kultur verknüpft, denn Überlingen war einst geistiges Zentrum jüdischen Lebens und Kultur am Bodensee. 
      Überlingen wird den Europäischen Tag der jüdischen Kultur am 4. September nutzen, um eine Begegnung mit der jüdischen Kultur zu ermöglichen. Das Initiatorenteam, bestehend aus Karin Walz, Thomas Hirthe und Oswald Burger, hat sich zum dritten Mal Einiges einfallen lassen und um das
      'bewährte Gesamtkonzept', so Thomas Hirthe, einige Highlights gesammelt. So wurden mit einem Videoprojekt und einer Fotoausstellung Jugendliche mit ins Boot geholt, wie Karin Walz es zur Presseveranstaltung vergangenen Donnerstag ausdrückte. Die Photographien von einigen Realschülerinnen mit dem Titel
      'Spuren jüdischer Geschichte in Überlingen' werden bereits ab dem 24. August bei der Sparkasse in der Münsterstraße ausgestellt. Für den Film
      'Juden in Überlingen: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft' hat sich eine Gruppe von 13 Schülern in Überlingens Stadtgeschichte eingearbeitet (die SZ berichtete) und diese auf wenige Minuten komprimiert. 
      Die Uraufführung des außergewöhnlichen Jugendprojekts werden am 1. September, zur Eröffnung der jüdischen Kulturtage in den Räumen der Sparkasse Bodensee, nur geladene Gäste erleben. Hier wird auch Michel Bollag als Vertreter des Judentums am Zürcher Lehrhaus über Fremdheit referieren. Doch schon am Samstag wird der Film als Vorfilm zu
      'Du sollst nicht lieben' gezeigt. Die Cinegreth zeigt dieses Jahr außerdem zwei weitere jüdisch geprägte Filme:
      'Im Himmel unter der Erde' am 2. September und 'Die Kinder von Paris' am 4. September. 
      Mit einem Workshop für Israelische Tänze gestaltet die Volkshochschule am Freitag, 2. September von 15 bis 18 Uhr, den Auftakt des Programms. Den kulinarischen Höhepunkt der Kulturtage wird Hubert Hohler in der Buchinger-Klinik zaubern, sein jüdisch-israelisches Vier-Gänge-Menü wird am Abend des 2. Septembers von einer Kippa-Modenschau begleitet wird. 
      Am Samstag, den 3. September, lockt eine deutsch-israelische Begegnung im Rahmen eines Jugendaustausches in Überlingens Jugendherberge. Am Abend spielt die Musik in der Kapuzinerkirche, die Gitarristin Heike Matthiesen wird mit dem Circolo Quartett ein Konzert für Gitarre und Streichquartett samt einer deutschen Erstaufführung präsentieren. 
      Der Sonntag ist von Vorträgen geprägt: um 11 Uhr wird der Landesrabbiner a.D. Joel Berger mit Wolfgang Benz vom Zentrum für Antisemitismusforschung Berlin über
      'Antisemitismus heute' sprechen. Um 14 Uhr folgt im Stadtmuseum der Vortrag Oswald Burgers über
      'Jüdisches und Hebräisches in der Leopold-Sophien-Bibliothek', zwei Stunden später spricht Christoph Bauer, Leiter des Kunstmuseums Singen, über Künstler in nationalsozialistischer Zeit am Bodensee. Der Abschluss der Kulturtage wird am Sonntag um 20 Uhr in der Kapuzinerkirche musikalisch: mit einem Chansonkonzert gegen das Vergessen und zu Ehren Edith Piafs."       | 
   
  
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    | Mai 2014:
      In Überlingen werden "Stolpersteine" verlegt   | 
   
  
    Artikel von Hanspeter Walter im
      "Südkurier" vom 23. Mai 2014: "Überlingen Stolpersteine erinnern an Naziopfer 
      Überlingen -  Der Spetzgarter Abiturient Paul Hinrichsen wurde später in Auschwitz ermordet. Sein Mitschüler Erik Blumenfeld überlebte das Lager und wurde Politiker. Die Überlinger Familie Levi wurde zum Zwangsverkauf und zur Auswanderung genötigt. Für die Naziopfer hat Gunter Demnig sieben Stolpersteine in Überlingen verlegt..."  
      Link
      zum Artikel    | 
   
 Oktober 2017:
 "Jüdische
Kulturtage" in Überlingen vom 19.-22. Oktober 2017       
 
  
      Anlässlich der bereits 6. Jüdischen Kulturtage Überlingen, welche dieses Jahr vom 19. bis 22. Oktober
      stattfanden, brachte sich die KulturKiste Überlingen e. V. wieder mit einem vielfältigen Programm ein:  
      Am  Donnerstag, 19. Oktober  wurde der Film "Rabbi Wolff" gezeigt. (19.00 Uhr + 21.00 Uhr).  
 Am  Freitag, 20. Oktober  stand Jüdisches Leben in Berlin auf dem Programm,
      als der Film "Im Himmel unter der Erde" über den Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee gezeigt
      wurde. (16.00 Uhr + 18.00 Uhr). Daran schloss sich um 20.00 Uhr ein Konzert an zu 'Jüdischen Lebenswelten' mit der in Israel geborenen Musikerin Revital Herzog.  
 Der  Samstag, 21. Oktober, stand im Zeichen der Begegnung zwischen Juden und Palästinensern, einmal anhand des preisgekrönten Dokumentarfilmes
      "Knowledge is the Beginning", der das "East-Western Divan Orchester unter der Leitung des Dirigenten Daniel Barenboim vorstellte (18.00 Uhr + 20.00 Uhr), bzw. mit dem Vortrag von Dieter Leder / Überlingen unter dem Titel "Wenn es doch Tag gewesen wäre..." zur Fahrt des Luftschiffes 'Graf Zeppelin' von Friedrichshafen nach Palästina im Jahr 1929.
      (Samstag 17.00 + Sonntag, 11.00 Uhr)  
 Der Sonntag, 22. Oktober beleuchtete mit verschiedenen Beiträgen das Jüdische Leben in Konstanz, sowie die Deportation der badischen Juden in das französische Lager Gurs ("Reden über Gurs" 15.00 Uhr). Der Konstanzer Filmemacher Jürgen Weber
      referierte unter dem Titel "Flüchtlinge, Fluchtgrenzen, Fluchthelfer ..." um 17.00 Uhr anhand von ausgewählten Beispielen über die Bedeutung der Grenze zur Schweiz im 20. Jahrhundert. Neben weiteren Filmen
      wurden an diesem Tag auch die beiden Dokumentarfilme "Unter Deutschlands Erde" (BRD 1983) und "Wie Dachau an den See kam..." (D 1995) gezeigt, die den
      'Goldbacher Stollen', das KZ-Außenlager in Überlingen zum Thema hatten.  
      Alle Veranstaltungen fanden statt im Kulturbahnhof Nussdorf / Die Rampe
      (Nussdorfer Str. 100). Der Eintritt war frei, um Spende wurde gebeten.  
 Das  ausführliche Programm
      ist nachzulesen bzw. eingestellt
      als pdf-Datei.      | 
   
  
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	Mai 2021: 
	Vortrag von Oswald Burger über 
	Werner Haberland   | 
   
  
    Am 6. Mai hielt Oswald Burger online einen 
	Vortrag zum Thema "Warum gibt es in Überlingen eine 
	Martin-Buber-Jugendherberge?   
	Dies war eine gemeinsame Veranstaltung im Rahmen des Festjahres 2021 
	"1700 Jahre Jüdisches Leben In Deutschland" der Volkshochschule Landkreis 
	Konstanz e.V., der Jüdischen Gemeinde Konstanz e.V., der 
	Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bodensee-Region und der Gesellschaft für 
	Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Konstanz e.V. 
	Zum Inhalt des Vortrages: Werner Haberland wurde 1899 in einer 
	jüdischen Unternehmerfamilie in Berlin geboren. Sein Großvater war 
	Textilfabrikant, sein Vater Grundstücksspekulant und Bauunternehmer. Während 
	sein Bruder Kurt strebsam Jura studierte, promovierte, in das väterliche 
	Unternehmen eintrat und dieses nach dem Tod des Vaters 1933 übernahm, 
	schloss Werner Haberland sein Studium nie ab, sondern war lieber als 
	Wandervogel unterwegs und träumte von einem selbstbestimmten Leben auf der 
	Basis landwirtschaftlicher Betätigung. Diesen Traum versuchte er in 
	Überlingen zu verwirklichen. Als sein Bruder verhaftet und schließlich im KZ 
	Mauthausen ermordet wurde, flüchtete Werner Haberland in die Schweiz und 
	wurde Lehrer. Nach dem Krieg kehrte er nach Überlingen zurück und konnte 
	sein Eigentum zurückerhalten, lebte aber weiterhin bescheiden als Lehrer an 
	Landerziehungsheimen. Sein Eigentum schenkte er dem Badischen 
	Jugendherbergswerk und legte fest, dass für den Erlös eine 
	christlich-jüdische bzw. Deutsch-Israelische Begegnungsstätte finanziert 
	werden sollte, die den Namen Martin-Bubers tragen sollte. 
	Über den Referenten: Oswald Burger (geb. 1949 in Meersburg) war als 
	Berufsschullehrer und Kommunalpolitiker in Überlingen tätig. Als Historiker 
	hat er unter anderem die Zeitgeschichte und insbesondere die Geschichte des 
	Goldbacher Stollens in Überlingen erforscht, wofür er mit dem 
	Bundesverdienstkreuz geehrt wurde. Er war an der Durchführung der Jüdischen 
	Kulturtage Überlingen beteiligt und arbeitet als Organisator und Vermittler 
	von Literaturveranstaltungen.  | 
   
 
    
     
  Links und Literatur 
Links    
Literatur: 
	  | Moritz Stern: Beiträge zur
    Geschichte der Juden am Bodensee und in seiner Umgebung. I. Die Juden in
    Überlingen. In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland.
    1887 S. 216-229.297-308. Eingestellt als pdf-Dateien: Teil
    I (S. 216-229), Teil
    II (S. 297-308).    |  
	  | Christian Roder: Zur Geschichte der Juden in
    Überlingen a.S., in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 67 (N.F.
    28). 1913. S. 352-369. |  
	  | Germania Judaica  I S. 389; II,2 S. 838-842; III,2 S.
    1494-1496. |  
	  | Helmut Veitshans: Die Judensiedlungen der schwäbischen
    Reichsstädte und der württembergischen Landstädte im Mittelalter. Heft 5 S. 31f;
    Heft 6 S. 3,17. |  
	  |  G.
    Wilhelm Nebe: Die Überlinger Jüdischen
    Grabinschriften. Reihe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien
    Heidelberg Bd. 3). Universitätsverlag
    C. Winter Heidelberg 2002. ISBN 3-8253-1362-X. 84 Seiten, Abbildungen.
    Bibliographie des Autors:
	
	https://www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/philosophie/ori/semitistik/nebe_s.html  
    Die mittelalterlichen jüdischen Grabdokumente im
    Städtischen Museum Überlingen dokumentieren einen Ausschnitt der
    Geschichte und Kultur der Juden im Bodenseeraum. Die Grabsteine sind die ältesten
    Grabdokumente in Baden-Württemberg: 15 Steine vornehmlich aus den Jahren
    1275 bis 1332 bzw. 1349, das heißt bis zur Zeit der großen
    Judenverfolgungen in Süddeutschland. Die Grabsteine haben überlebt, weil
    sie vollständig oder zerschlagen als Bausteine Verwendung fanden. Die
    vorliegende Arbeit transkribiert, übersetzt und kommentiert die
    Grabinschriften. |  
	  |  Helmut Fidler: 
	Jüdisches Leben am Bodensee. Verlag Huber Frauenfeld - Stuttgart - Wien 
	2011. 320 S. zahlreiche Abbildungen. Verlag Huber. Website des Autos mit
	Infoseite
    zum Buch  ISBN 978-3-7193-1392-0.  29,90 €   39,90
    CHF   
    Wenn aus Fremden Nachbarn werden. Zwei Generationen nach dem Zweiten
    Weltkrieg und dem Ende des Holocaust geht Helmut Fidler einen
    ungewöhnlichen Weg, um achthundert Jahre jüdische Geschichte in der
    Bodenseeregion zu beschreiben. Er sucht die Orte auf, an denen jüdisches
    Leben heute noch sichtbar, nach-erlebbar und begreifbar ist, erzählt von
    Personen, die hier gelebt haben, und von Ereignissen, die in Erinnerung
    geblieben sind.   
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