Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
Zurück zur Übersicht: "Jüdische Friedhöfe in der Region"
Zurück zur Übersicht: "Jüdische Friedhöfe in Mittelfranken"  
      

Thalmässing (Marktgemeinde, Kreis Roth bei Nürnberg) 
Jüdischer Friedhof 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
     
Siehe Seite zur Synagoge in Thalmässing (interner Link)   
    
    
Zur Geschichte des Friedhofes           
    
Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Georgensgmünd beigesetzt, bis 1832 ein eigener jüdischer Friedhof in Thalmässing angelegt werden konnte. Die Anlage war durch Spenden der Familien Heidecker und Niedermair möglich. Die erste Beisetzung war am 10. Februar 1833 (Abraham Wallerstein). Die Friedhofsfläche umfasst 13,87 ar. 
   
In der NS-Zeit wurde der Friedhof geschändet. Die Grabsteine wurden umgeworfen, teilweise weggebracht. 1945 kam mit amerikanischen Soldaten auch der Sohn eines ehemaligen jüdischen Thalmässingers in den Ort. Er ließ den geschändeten Friedhof von ehemaligen NS-Parteigenossen herrichten. Sie mussten die verschleppten Grabsteine einsammeln und im Friedhof wieder aufstellen. Ein großer Teil der etwa 130 erhaltenen Grabsteine steht dadurch nicht mehr am ursprünglichen Ort. Das Taharahaus wurde 1968 wegen Baufälligkeit abgebrochen.   
 
Im September 2018 wurde beim jüdischen Friedhof ein Gedenkstein mit den Namen von 33 aus Thalmässing stammenden und in der NS-Zeit ermordeten jüdischen Personen aufgestellt (Bericht siehe Synagogenseite).  
   
  
Lage des Friedhofes:   
  
Der Friedhof ist erreichbar über die Merleinsgasse - Übergang zur Badstraße, zwischen dem Neubaugebiet "An der Leiten" und dem Sportplatz 
(pdf-Datei zum Neubaugebiet mit Eintragung des Friedhofes).       
  
Link zu den Google-Maps    
   
   
Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 4.12.2009)      

Thalmaessing Friedhof 194.jpg (110199 Byte) Thalmaessing Friedhof 193.jpg (98489 Byte) Thalmaessing Friedhof 170.jpg (76749 Byte)
Blick über den Friedhof  Das Eingangstor  Die Hinweistafel 
     
Thalmaessing Friedhof 192.jpg (84207 Byte) Thalmaessing Friedhof 171.jpg (111976 Byte) Thalmaessing Friedhof 172.jpg (107554 Byte)
Blick vom Friedhof auf die
 evangelische St.-Michaels-Kirche 
Teilansichten des Friedhofes 
 
     
Thalmaessing Friedhof 173.jpg (102584 Byte) Thalmaessing Friedhof 174.jpg (94532 Byte) Thalmaessing Friedhof 175.jpg (98498 Byte)
Teilansichten und Grabsteingruppen auf dem Friedhof 
     
Thalmaessing Friedhof 176.jpg (108315 Byte) Thalmaessing Friedhof 178.jpg (116854 Byte) Thalmaessing Friedhof 183.jpg (98003 Byte)
Symbol der Löwen auf dem Grabstein
 (hebräischer Vorname des Beigesetzten 
war Arieh = Löwe; zugleich Zusammenhang 
mit den Löwen Judas) 
Die Levitenkanne verweist auf einen
 Beigesetzten mit levitischer Herkunft 
Levitenkanne (links), rechts vermutlich
 Beschneidungsmesser 
      
      
Thalmaessing Friedhof 180.jpg (110580 Byte) Thalmaessing Friedhof 181.jpg (114814 Byte) Thalmaessing Friedhof 182.jpg (120763 Byte)
Teilansicht - im Hintergrund: Gebäude 
der Hauptschule in Thalmässing 
Auf dem linken Grabstein (rechts Ausschnittvergrößerung): "segnende Hände" der
Kohanim und "Krone" (gewöhnlich "Krone des guten Namens" des hier Beigesetzten
     
Thalmaessing Friedhof 179.jpg (113192 Byte) Thalmaessing Friedhof 184.jpg (112073 Byte) Thalmaessing Friedhof 185.jpg (121628 Byte)
Teilansichten und Grabsteingruppen auf dem Friedhof  
          
Thalmaessing Friedhof 190.jpg (106423 Byte) Thalmaessing Friedhof 188.jpg (99198 Byte) Thalmaessing Friedhof 186.jpg (93255 Byte)
Teilansicht (Blick auf die Rückseite der
 Grabstein; im Hintergrund das 
Neubaugebiet "An der Leiten")
Grabstein der Witwe Rösle Schülein, 
Frau von Simon Schülein, gest. 20. Schewat
 5687 (= 23. Januar 1927)
Grabstein für Mali und Adolf Rosenfeld 
(gest. 1931 bzw. 1933)
 

     
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Juli 2016: Schüler pflegen den Friedhof 
Artikel von Tanja Stephan im "Hilpoltsteiner Kurier" ("Donaukurier") vom 28. Juli 2016: "Mittelschüler als Friedhofspfleger. 15 Kinder und Jugendliche kümmern sich ehrenamtlich um jüdische Gräber in Thalmässing.
Thalmässing
(DK) Thalmässinger Mittelschüler pflegen seit dem Frühjahr den jüdischen Friedhof, der in der Nähe ihrer Schule liegt. Sie engagieren sich damit nicht nur ehrenamtlich, sondern lernen nebenbei so einiges über die fremde Kultur. 'Herr Misoph, Mütze aufsetzen!', fordert Kevin seinen Schulleiter auf, als sie das kleine weiße Türchen, in dessen Gitter ein Davidstern eingelassen ist, erreichen. Ottmar Misoph holt aus einem Eimer grüne Kappen heraus und verteilt sie an Kevin und Tim, die sich für den heutigen Arbeitseinsatz freiwillig gemeldet haben. 'Männer dürfen den Friedhof nur mit einer Kopfbedeckung betreten', erklärt der Leiter der Thalmässinger Mittelschule und sperrt das Tor für seine Schüler auf. 'Das mussten wir erst einmal lernen.' Die Schule hat die ehrenamtliche Pflege des Gräberfelds im Frühjahr übernommen, als der Vorgänger aus Altersgründen aufhören musste. 'Dass der Friedhof gleich in unserer Nachbarbarschaft ist, ist praktisch', stellt Misoph fest. Etwa 15 Kinder und Jugendliche unterstützen ihn, die Gräber hinter einer kleinen, unscheinbaren Mauer unweit der Sporthalle tadellos rein zu halten. Sie haben Misoph zufolge bereits das hohe Gras heruntergeschnitten, altes Laub weggeschafft, Hecken gestutzt und die Grabsteine von Moos gesäubert. Hier war allerdings Vorsicht geboten: 'An den Steinen darf nichts verändert werden, deshalb waren wir mit den Wurzelbürsten da ganz behutsam', sagt Misoph.
Der jüdische Friedhof in Thalmässing hat eine bewegte Geschichte. 'Die Steine stehen nicht auf ihrem Originalplatz, sie sind im Dritten Reich von den Nazis entfernt worden', weiß der Schulleiter. Nach 1945 hätten die Amerikaner sie wieder aufgestellt - in willkürlicher Reihenfolge, da sie natürlich nicht gewusst hätten, wo welcher Tote begraben liegt. 'Sie haben die alten Steine einbetoniert, deshalb können sie nicht umfallen, und so dürfen unsere Schüler auch hierher.' Diese brauchen gar keine große Anleitung. Während Kevin die heruntergefallenen Äste aufsammelt, schmeißt Tim schon einmal den Rasenmäher an und dreht Runde um Runde. 'Kevin ist vor Kurzem hier vorbeigeradelt und hat erzählt, dass das Gras schon wieder so hoch ist', sagt Misoph. Er freut sich, dass seine Schüler Eigeninitiative zeigen - und auch Interesse an der fremden Kultur. 'Das Judentum ist immer wieder Thema im Religionsunterricht', verdeutlicht der Schulleiter. Er könne sich deshalb vorstellen, einmal eine Schulstunde an der Gräberstätte abzuhalten. 'Der Friedhof hat etwas Meditatives, alle Steine sind relativ gleich, und keiner versucht, den anderen zu übertreffen', bemerkt Misoph mit Blick auf die schlichten Grabstellen mit den hebräischen Inschriften. Gerade in dieser unruhigen Zeit schade es nicht, die Schüler für die Geschichte der Juden zu sensibilisieren, 'ihnen aber auch zu zeigen, dass es das Judentum immer noch gibt und es zudem immer noch lebendig ist'. Um dies auch Spaziergängern, die ab und an auf dem Wanderweg entlang des Friedhofs vorbeikommen, zu verdeutlichen, plant Misoph, mit seinen Schülern eine Informationstafel zu gestalten. 'Um das religiöse Brauchtum und die jüdischen Beerdigungsrituale zu erklären', ergänzt der Schulleiter. Er behaupte von sich selbst, viel über das Judentum zu wissen, habe aber noch einiges dazugelernt. 'Am Sabbat und an jüdischen Feiertagen darf der Friedhof zum Beispiel nicht betreten werden, das ist bei uns eigentlich ganz anders', erläutert Misoph. In seinem Büro hänge deshalb nun ein Kalender mit den jüdischen Feiertagen, um keinen Fehler zu begehen. Die großen Bäume auf dem Friedhof werfen lange Schatten auf die etwa 80 Grabsteine. '47 Sekunden 38', ruft Tim seinem Mitschüler zu, der diese Zeit für eine Runde mit dem Rasenmäher unterbieten will. Sie wissen, dass sie sich hier benehmen müssen. 'Auf einem christlichen Friedhof würden sie auch nicht rumrennen und Fußball spielen', beteuert Misoph. 'Schimpfwörter darf man hier auch nicht sagen', wirft Tim ein. Er beteiligt sich gerne beim Rasenmähen. 'Das ist befreiend', sagt der Zwölfjährige geradezu philosophisch. Auch Kevin hat sich freiwillig gemeldet. 'Weil ich bei allem helfen will, was draußen ist', sagt der Zwölfjährige und wirft den Rasenmäher wieder an."
Link zum Artikel  
 
April 2019: Dokumentation des Friedhofes ist geplant     
Artikel im "Hilpoltsteiner Kurier" vom 11. April 2019: "Verbeugung vor der jüdischen Vergangenheit.
Thalmässing
(HK) An einem Leaderprojekt 'Jüdisches Leben' wird sich die Marktgemeinde Thalmässing zusammen mit Georgensgmünd und Pappenheim beteiligen. Dazu gehören zwei Einzelbestandteile wie das Reinigen und Erforschen der Inschriften auf den Gräbern auf dem jüdischen Friedhof und als Kooperationsobjekt eine gemeinsame
Die hebräischen Inschriften auf den Grabtafeln des jüdischen Friedhofs in Thalmässing sind alt und verwittert. Sie einerseits zu reinigen und zu konservieren und andererseits zu erforschen und zu dokumentieren würde netto rund 12000 Euro kosten. Die wissenschaftliche Aufarbeitung würde das jüdische Salomon-Ludwig Steinheim-Institut der Universität Essen übernehmen. Auf der Epidat-Datei des Instituts könnten Nachkommen der hier begrabenen jüdischen Mitbürger Thalmässings die Namen ihrer Vorfahren entdecken, Damit würde ein Besuch der Familien aus aller Welt am Grab ihrer Vorfahren am jüdischen Friedhof in Thalmässing ermöglicht. 'Mit diesen Maßnahmen wollen wir die Wertschätzung der jüdischen Geschichte Thalmässing und der Region zeigen', unterstrich Bürgermeister Georg Küttinger in der jüngsten Sitzung des Thalmässinger Marktrats.
Von dieser Verbeugung vor der jüdischen Kultur und Vergangenheit Thalmässing hat sich auch Joino Pollak vom Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern sehr angetan gezeigt. Er war im September vergangenen Jahres in Thalmässing zu Gast, als der Gedenkstein an die vertriebenen und ermordeten Thalmässinger Juden eingeweiht wurde. Die Initiative für das jetzige Projekt geht von der Gemeinde Pappenheim aus, die wegen der Leaderförderung nach Kooperationspartnern gesucht hat. Deren Heimat- und Geschichtsverein hat sich in das Projekt schon sehr vertieft und plant zusätzlich unter anderem einen Hörpfad, Vorträge, Ausstellungen, Konzerte und Gespräche zum Thema und Führungen auf dem Friedhof. So weit wie Pappenheim und in Georgensgmünd, das ebenfalls ins Boot geholt wird, ist man in Thalmässing aus personellen und zeitlichen Gründen noch nicht. Als Kooperationsprojekt, für das eine Leaderförderung von 70 Prozent möglich wäre, soll es eine Broschüre geben, in der die jüdische Geschichte und deren Zeugnisse an den einzelnen Standorten, eine Übersichtskarte und eine Aufzeichnung der Totenwege - bis 1832 wurden die Verstorbenen von Thalmässing zum Friedhof nach Georgensgmünd gebracht - dargestellt werden. Diese drei Projekte sollen nach einem einstimmigen Beschluss des Marktrats weiter verfolgt werden. Inwieweit sich über diese Projekte hinaus noch Aktivitäten entwickeln, ist jetzt noch nicht absehbar. Es gibt aber in Thalmässing seit einigen Monaten auch eine Arbeitsgruppe, die eine ganze Reihe von Aktionen plant. So möchte sie in einem leer stehenden jüdischen Gebäude ein Begegnungshaus verknüpft mit einem historischen Spaziergang durch Thalmässing einrichten. Diese Planungen stehen aber noch ganz am Anfang, werden aber vielleicht durch die Leaderprojekte beflügelt."  
Link zum Artikel 

    
      

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Thalmässing  (unter "Sehenswürdigkeiten" ist auch der Friedhof genannt)   
bullet Seite zur Synagoge in Thalmässing (interner Link)  

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 183-184; 1992² S. 194.   
bullet Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Thalmässing. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 11. Jahrgang Nr. 73 vom Juni 1997 S. 16-17.   

    
     

                   
vorheriger Friedhof     zum ersten Friedhof    nächster Friedhof    

           

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013