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Übersicht "Jüdische Friedhöfe im Kreis Offenbach"
Sprendlingen (Stadt
Dreieich, Kreis Offenbach)
Jüdischer Friedhof
Bitte besuchen Sie auch die Seiten
zur jüdischen Geschichte Sprendlingens in der Website des Vereins
"Freunde Sprendlingen"
https://www.freunde-sprendlingens.de/sprendlinger-juden/
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Sprendlingen (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde Sprendlingen wurden zunächst in Offenbach
beigesetzt. 1830/31 konnte ein eigener Friedhof in Sprendlingen eröffnet
werden, der von 1872 bis 1875 auch von den Gemeinden beziehungsweise in Dreieichenhain,
Götzenhain und Offenthal lebenden jüdischen Familien mitbenutzt wurde. Die
Friedhofsfläche umfasst 10,38 ar.
Insgesamt sind auf dem Friedhof etwa 180 bis 200 Personen beigesetzt. Es sind
100 Grabsteine, überwiegend aus rotem Sandstein vorhanden. Der älteste
erhaltene Grabstein ist für Mindlar (Mina) Goldschmidt aus Sprendlingen (gest.
2. Nissan 5591 = 17. März 1831). Der jüngste erhaltene Grabstein ist für Sara
Finkelstein geb. Kesselmann (gest. 26. März 1938). Danach wurden mindestens
noch beigesetzt: Eva Hess (geb. 1894; gestorben im November 1938 [vor dem 15. November],
Julius Bendheim (geb. 1892, gest. [erschlagen] 26. November 1938 im KZ Buchenwald,
Urnengrab) und Emanuel Pappenheimer (geb. 1859, gest. 28. November 1938). Diesen
drei genannten Personen wurden erst 2015 Grabplatten gelegt (siehe unten).
Nach 1945 fand noch vereinzelte Beisetzungen auf dem Friedhof statt: 1986
die Beisetzung von Dr. Maria Weissberg geb.
Lichtenpacht. 2010 die Beisetzung von Dr. János Paál
(24.7.1916-25.3.2010); er war Psychiater und Psychologie und lebte in
Dreieich-Buchschlag.
Am 18. September 1988 wurde auf dem Friedhof ein Mahnmal für 16 in der
NS-Zeit ermordeten Sprendlinger Juden errichtet; dabei handelte es sich um die
Personen, die 1942/43 "nach Osten" in den Tod deportiert wurden. Um
1988 wurde auch das Totenwaschhaus (Tahara-Haus) am Friedhofseingang renoviert.
Grabplatten für die letzten drei auf dem Friedhof
beigesetzten Personen (2015)
Von
den "Freunden Sprendlingens, Verein für Heimatkunde e.V" wurde
anlässlich einer Gedenkfeier im November 2014 angeregt, für die drei letzten auf dem Friedhof beigesetzten Personen, denen in
der NS-Zeit kein Grabstein gesetzt werden konnte, noch Grabsteine anzufertigen (Presseartikel).
Unter diesen drei Personen war Emanuel Pappenheimer: als er im November 1938 im Alter von 79 Jahren verstarb, verweigerte man seinen Angehörigen die Nutzung des gemeindeeigenen Leichenwagens. Schmiedemeister Dreieicher, der sich auch anderweitig für seine jüdischen Mitbürger einsetzte, stellte seinen zweirädrigen Karren zur Verfügung, um den Sarg zum jüdischen Friedhof transportieren zu können. Den Angehörigen war es nicht möglich, einen Grabstein aufstellen zu lassen. Ähnlich erging es
Eva Hess. Sie starb im Alter von 79 Jahren ebenfalls im November 1938, auch ihr Grab blieb ohne Grabstein.
Julius Bendheim wurde nach der Pogromnacht am 12.11.1938 verhaftet und in das KZ Buchenwald gebracht, wo er unter nicht bekannten Umständen zwei Wochen später zu Tode kam. Er war 44 Jahre alt. Die Urne mit seiner Asche wurde nach Sprendlingen geschickt und dort beerdigt.
2015 konnten diese drei Gräber mit Grabplatten versehen werden. Die Sandsteine sind mit den Namen, dem Geburts- und Sterbejahr beschriftet. Auf Hebräisch steht darunter nach jüdischem Brauch
"Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens". Insbesondere Arno Baumbusch, ein Ehrenmitglied der Freunde Sprendlingens, hatte sich dafür eingesetzt, dass die Gräber der drei Verstorbenen mit ihren Namen versehen werden. Finanziert wurde das Projekt über Spenden aus der Bevölkerung. Die neugesetzten Grabplatten wurden im Rahmen der Gedenkfeier zur Pogromnacht am
9. November 2015 der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht.
Quelle: Website der "Freunde Sprendlingens".
Foto oben mit Arno Baumbusch auf dem Friedhof: Wilhelm Ott. |
Mit einer Gedenkfeier am 9. November 2016 zum Novemberpogrom 1938 wurde von den
"Freunden Sprendlingens" eine Informationstafel am jüdischen
Friedhof eingeweiht. Sie erinnert mit Namen und Adressen an die jüdischen
Einwohner, die 1935 noch in Sprendlingen lebten. Auf der Tafel sind die Wohnungen
und Häuser der jüdischen Einwohner markiert. Dazu kommen historische Fotos wie
eine Luftaufnahme von Sprendlingen aus den 1930er-Jahren.
Informationstafel zur jüdischen Geschichte in
Sprendlingen (2016)
Lage des Friedhofes
Der Friedhof ist unmittelbar verbunden mit dem allgemeinen Friedhof
Rathausstraße/Lacheweg 1.
Hinweis zum Schlüssel: Ein Schlüssel für den Friedhof kann bei der
Feuerwehr (Am Tauben 23) oder bei der Polizeistation (Otto-Hahn-Straße 31-33)
gegen Vorlage eines Ausweises abgeholt werden.
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 3.8.2008; vgl. Fotos von 2023
in den Fotoseiten von Stefan Haas
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-hessen-ii)
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Blick zum Friedhof mit
dem
Eingangstor |
Hinweistafel
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Hinweistafel:
"Jüdischer Friedhof - 1830
mit Totenwaschhaus von der jüdischen
Gemeinde angelegt. Mahnmal für die
jüdischen Opfer des
Nationalsozialismus
1988 eingeweiht." |
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Totenwaschhaus (Taharahaus)
beim Eingang |
Brunnen |
Wasserkännchen
am Brunnen |
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In die Mauer eingefügte
Grabsteinplatte
für die Frau von Isaak Löw Oppenheimer
(datiert auf
1841) |
Doppelgrabsteine -
Ehepaar
Goldschmidt
(Datierungen 1831/32) |
Teilansicht des
Friedhofes
im älteren Teil |
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Grabstein vorne für Berta
Cahn
(1859-1931), rechts davon für
Karoline Goldschmidt (1870-1932)
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Grabsteine vordere Reihe (von
links)
für Markus Marx (1864-1914),
Michael Morgenstern (1859-1919)
und
Adolf Bendheim (1869-1920) |
Grabsteine für (links)
Manasses Goldschmidt (1824-1910)
und Josef Morgenstern (1872-1912)
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Grabsteine vordere Reihe (von
links) für:
Babette Bendheim geb. Oppenheimer
(1860-1934), Kathinka
Morgenstern
(1870-1935) und Rudolf Strauß (1881-1936) |
Grabstein für Hermann Strauss
(1874-1928; Chaim Bar Ascher Strauss) |
Grabstein für Salomon Wolf
("geb.
zu Neuwied am Rhein, geb. 9. März 1860.
gest. 12. August
1921";
Schlomo Bar Jaakow Wolf) |
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Grabstein für Rudolf
Strauß
(1881-1936, Ruben Ben Jehuda) |
Grabstein für Jettchen
Goldschmidt
geb. Adler (1840-1921) |
Grabstein für Bernhard
Bendheim (1863-1933;
Pinchas Ben Abraham HeLevi Bendheim) |
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Das 1988
eingeweihte Denkmal für die in der NS-Zeit umgekommenen jüdischen
Personen aus Sprendlingen |
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Grabstein für Dr. Maria
Weissberg geb.
Lichtenpacht (1912-1986) und Gedenkinschrift
für Dr.
Roland Weissberg (1917-1966 Israel) |
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Presseartikel zum jüdischen Friedhof in Sprendlingen
Mai 2010:
Schüler der Ricarda-Huch-Schule übernehmen die
Patenschaft für den jüdischen Friedhof |
Artikel von Holger Klemm in der "Offenbach-Post" vom 22. Mai
2010 (Artikel):
"Denkmal erhalten.
Dreieich ‐ Er zählt zu den besonderen kulturellen Denkmälern in Sprendlingen und ist doch nicht so im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Doch das könnte sich bald ändern. Die Rede ist vom jüdischen Friedhof, der mit dem allgemeinen Friedhof in der Rathausstraße verbunden ist.
Schüler der Ricarda-Huch-Schule werden für ihn eine Patenschaft übernehmen. Auftakt ist am Montag, 31. Mai, um 14.30 Uhr. Dazu wird auch Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, erwartet.
'Diese Patenschaft soll die Geschichte Sprendlingens und der Jüdischen Gemeinde den Schülerinnen und Schülern nahe
bringen', berichtet Myriam Andres, Leiterin der Arbeitsgemeinschaft 'Mitmach-Geschichte' an dem Sprendlinger Gymnasium.
Vor der offiziellen Übernahme der Patenschaft haben sich die Mitglieder der AG einen ersten Überblick über die Geschichte Dreieichs verschafft. Außerdem bekamen sie von Dagmar Kroemer einen Einblick in die Arbeit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises. Außerdem wollen sie sich mit der hebräischen Schrift beschäftigen.
Und noch etwas anderem soll die Patenschaft dienen: Ziel ist die Erhaltung des Jüdischen Friedhofs, speziell die Unterstützung des Friedhofszweckverbandes bei der Reinigung der Anlage und der Grabsteine. Bei oben genannten Termin wollen die Schülerinnen und Schüler damit beginnen, unter fachkundiger Anleitung einzelne Grabsteine von Moosflechten zu befreien. Das soll in den folgenden Schuljahren durch die AG
'Mitmach-Geschichte' fortgeführt werden. Myriam Andres möchte auch die Recherche und Aufarbeitung der Geschichte Dreieichs und der Jüdischen Gemeinde vertiefen.
Der Jüdische Friedhof entstand 1830/31 und ist damit der ältere der beiden vorhandenen in Dreieich. Auf ihm sind bis zu 200 Personen beigesetzt. Der älteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1831 und wurde für Mindlar (Mina) Goldschmidt aus Sprendlingen gesetzt, die am 2. Nissan 5591 (17. März 1831) gestorben war. Die letzten Beisetzungen fanden 1938 statt. Am 19. September
1988 wurde auf dem Friedhof ein Mahnmal für die ermordeten Juden gesetzt." |
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Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 2. Juni 2010 (Artikel):
"Geschichte erleben: Schüler pflegen jüdische Grabsteine.
Dreieich. Vorsichtig und behutsam bearbeiten Franziska und Leonore den Grabstein der Familie Bendheim. Mit einem Schwamm, einer weichen Bürste und einer Wasser-Spiritus-Lösung waschen die Mädchen gemeinsam den von Moos befallenen Naturstein ab und möchten so die deutsche und hebräische Inschrift des Steines besser lesbar machen.
Auf dem jüdischen Friedhof in Sprendlingen war am Montagnachmittag reichlich viel Leben eingekehrt: 14 Schüler der Ricarda-Huch-Schule waren mit ihrer Geschichts-AG unter der Leitung von Lehrerin Myriam Andres auf den Friedhof zur Pflege der Steine gekommen.
'Dies ist hessenweit das erste Projekt dieser Art', erklärte Dagmar Kroemer von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach. Sie hatte die Schule angeschrieben und gefragt, ob Interesse bei der Hilfe der Pflege des jüdischen Friedhofs bestehe.
'Wir haben sofort ja gesagt', sagt Myriam Andres, 'denn hier können wir Geschichte wirklich erleben. Das ist eine besondere Erfahrung für die Schüler und auch für mich.' In der Vorbereitung haben die freiwilligen Schüler der Klassenstufen fünf bis sieben die Geschichte der Juden in Deutschland und besonders in Sprendlingen bearbeitet. Dabei habe auch das Buch
'Sprendlinger Juden' geholfen, das die Freunde Sprendlingens herausgegeben haben.
Zu den Herausgebern gehörte Arno Baumbusch, der auch bei der Putzaktion mit dabei war. Er wusste den Schülern so einiges zu erzählen:
'1900 haben noch 120 Juden in Sprendlingen gelebt, die meisten sind dann geflohen, nach Frankfurt, in die vermeintliche Anonymität. Die letzten hier verbliebenen Menschen jüdischen Glaubens, es waren noch 17, sind dann 1942 deportiert worden.'
Der jüdische Friedhof in Sprendlingen hat seit der Gründung im Jahr 1831 bis 1938 insgesamt 200 Bestattungen erlebt, 100 Grabsteine stehen dort. Meist in gutem Zustand, wie sich Daniel Neumann, Vorsitzender des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen, freut. Ihm bedeutet es viel, dass die Dreieicher Gymnasiasten künftig eine Patenschaft für die Steine übernehmen."
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Februar 2011:
Schüler übernehmen Patenschaft für den
jüdischen Friedhof |
Artikel von Stephen Wolf aus
rhein-main.bussiness-on.de vom 25. Februar 2011 (Artikel):
"Schüler-Patenschaft. Schüler übernehmen Patenschaft für jüdischen Friedhof
Dreieich. (dapd). Nur der kühle Wind streift an diesem grauen Nachmittag über die Gräber des jüdischen Friedhofs in Dreieich südlich von Frankfurt; ab und zu huscht ein Spaziergänger mit seinem Hund am Tor vorbei. Auf etliche Grabsteinen haben Besucher Steine hinterlegt, ein jüdischer Brauch. In einigen Wochen wird es auf dem Friedhof jedoch wieder umtriebiger zugehen. Dann nämlich werden Schüler des Ricarda-Huch-Gymnasiums die Grabsteine vom Moos befreien und Unkraut jäten.
Die Schüler des Ricarda-Huch-Gymnasiums engagieren sich auch außerhalb des Unterrichts Es ist die erste Schule Hessens, die eine Patenschaft für einen jüdischen Friedhof übernommen hat. Da überall die teils jahrhundertealten Gräber zu verwittern drohen, hoffen die jüdischen Gemeinden, dass andere Schulklassen dem Beispiel folgen.
Parallel zur Arbeit auf dem Friedhof lernen die Mädchen und Jungen aus den Klassen 5 bis 7 historische Fakten über das Leben und die spätere Vernichtung der jüdischen Gemeinde durch die Nazis in Dreieich. "Auch die Religionsgeschichte, die religiöse Rituale sowie einzelne Biografien werden in den Religions- und Ethikunterricht einfließen", sagt die Historikerin Myriam Andres. Bei dem Projekt im vergangenen Jahr habe sich schnell gezeigt, dass die Schüler ein starkes Interesse an der Heimatgeschichte Dreieichs, den Denkmälern und alten Gebäuden der Stadt, entwickelten.
Keine Ruhefristen für jüdische Gräber. Die Idee, Schüler in die Pflege der jüdischen Friedhöfe einzubinden, kam von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach - die mit der Aufsicht über die Friedhöfe betraut ist. Bei einer routinemäßigen Begehung des Friedhofes hatten die Mitarbeiter festgestellt, dass viele Grabsteine verwittert und mit Pflanzen zugewachsen waren. Das gleiche Bild bietet sich bei vielen der insgesamt etwa 350 jüdischen Friedhöfen in Hessen. Da es keine Ruhefristen für die Gräber gibt, muss der jüdische Friedhof selbst dann erhalten bleiben, wenn dort niemand mehr bestattet wird.
Die Projektleiterin bezeichnet es als wichtigen Nebeneffekt des Unterrichts, dass die etwa 150 Gräber in Dreiech-Sprendlingen auf diese Weise besondere Pflege zukommt. Die Toten, die auf dem 180 Jahre alten Friedhof beerdigt sind, hätten schließlich im Ort keine Angehörigen mehr. Die meisten Verwandten der hier Begrabenen sind während der Nazi-Tyrannei umgekommen oder ins Ausland geflohen. Es gibt daher keine Angehörigen mehr, die sich ab und zu um die Blumen kümmern oder das Moos von den Grabsteinen entfernen.
51 Cent pro Quadratmeter. "Deswegen ist es sehr erfreulich, dass sich die Schüler so rührend um die Gräber kümmern", sagt Klaus Werner, der so etwas ist wie der Hüter der Jüdischen Friedhöfe in Hessen. Der 52 Jahre alte Historiker, der unter anderem Judaistik studiert hat, ist Beauftragter für die jüdischen Friedhöfe beim Verband Jüdischer Gemeinden in Hessen. Wie er sagt, sind die Beerdigungsstätten heute weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Dies rühre einerseits aus ihrer Lage häufig etwas außerhalb der Ortschaften, aber auch aus der Tatsache, dass in Folge des Naziregimes die jüdische Gemeinden stark dezimiert wurden und daher auf den meisten jüdischen Friedhöfen auch keine Toten mehr bestattet werden.
Zwar gibt es, sagt der Historiker, seit den 1950er Jahren eine Übereinkunft zwischen Bund, Ländern und Kommunen, wonach der Staat die Kosten für die Friedhofspflege übernimmt und Städte sowie Gemeinden sich um die Pflege kümmern. Doch die 51 Cent pro Quadratmeter, die sich Bund und Länder teilen, reichten kaum für mehr, als zerfallene Friedhofsmauern wieder aufzurichten und den Rasen zu mähen. Leistungen, die darüber hinausgingen, seien in Zeiten leerer Kassen eher eine Ausnahme, sagt Werner.
Von historischem Interesse. Insofern sei zu hoffen, dass das Beispiel des Ricarda-Huch-Gymnasiums auch anderen Schulen als Inspiration diene. Zumal die Beerdigungsstätten auch für Nichtjuden von hohem historischen Interesse seien. So sind in den Jahrhunderten unterschiedliche Grabsteinformen mit verschiedenartiger Ornamentik und Symbolik entstanden. "Der Einfluss der christlichen Umwelt auf die jüdische Friedhofsgestaltung nahm beispielsweise ab dem 19. Jahrhundert im Rahmen der jüdischen Assimilationsbewegung deutlich zu", sagt Werner.
Die Begräbnisanlagen glichen sich besonders bei den sogenannten Reformgemeinden vielfach den bürgerlich-christlichen Gegebenheiten in Form, Gestaltung und Material nach dem jeweilig vorherrschenden Zeitgeschmack an und waren häufig von diesen in ihrem äußeren Erscheinungsbild kaum noch zu unterscheiden. Zumal die hebräische Grabsteinbeschriftung zunehmend durch deutsche ergänzt oder aber vollständig ersetzt wurde. "All dies zu erhalten, ist eine große Aufgabe", sagt Klaus Werner." |
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November 2016:
Gedenkfeier zur Pogromnacht und neue
Informationstafel am jüdischen Friedhof |
Artikel von Holger Klemm in der
"Offenbacher Post" vom 10. November 2016: "Gedenkfeier
zur Reichspogromnacht. Erinnerung an Opfer wachhalten. .
Sprendlingen - Ein weiteres Zeichen gegen das Vergessen setzt eine Informationstafel der Freunde Sprendlingens am Jüdischen Friedhof. Erinnert wird an die Juden, die 1935 in Sprendlingen lebten, und an ihr Schicksal.
Vorgestellt wurde die Tafel während der gestrigen Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 9. November 1938. Eindringliche Worte findet Stadtverordnetenvorsteherin Bettina Schmitt bei ihrer Rede vor zahlreichen Besuchern, unter ihnen Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung. Es gelte die Erinnerung an die damals Verfolgten und Ermordeten wachzuhalten und ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen...".
Link
zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 265-267. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 271-273. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 314-315. |
| Arno
Baumbusch u.a. (Bearb.): Die Sprendlinger Juden. Sprendlingen 1983.
Online zugänglich über
https://www.freunde-sprendlingens.de/sprendlinger-juden/
|
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