Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Oppau und Edigheim (Stadt Ludwigshafen am Rhein)
 Jüdische Geschichte 
 
(Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Paul Theobald, Frankenthal) 

Übersicht:  

Zur jüdischen Geschichte in Oppau und Edigheim 
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Oppau und Edigheim   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Oppau und Edigheim          
     
In den bis zur Französischen Revolution zur Kurpfalz gehörenden Orten Oppau und Edigheim lebten seit dem 17./18. Jahrhundert einige jüdische Familien/Personen, ohne dass es zur Bildung einer jüdischen Gemeinde vor Ort kam. Die jüdischen Einwohner der beiden Orte gehörten zur Israelitischen Kultusgemeinde in Frankenthal
    
Hinweis: bis 1919 waren Oppau und Edigheim eigenständige Gemeinden des Bezirkes (Landkreises) Frankenthal. 1919 schlossen sich die beiden Gemeinden zusammen. 1928 wurde Edigheim nach Oppau eingemeindet, 1929 wurde Oppau zur Stadt Oppau ernannt, die dem Bezirk (Landkreis) Frankenthal angehörte. 1938 wurde die Stadt Oppau zur Stadt Ludwigshafen am Rhein zwangseingemeindet. Der Landkreis Frankenthal wurde 1969 durch die Verwaltungsreform aufgelöst.     
   

Die Zahl der jüdischen Einwohner in den beiden Orten entwickelte sich wie folgt: in Edigheim 1679 eine jüdische Familie (der Viehhändler Jacob der Judt), 1748 0, 1801 sieben jüdische Einwohner, 1815 elf, 1848 13 in drei Familien, 1864 15 jüdische Einwohner (Höchstzahl; von etwa 800 Einwohnern), 1871 zehn, 1880 vier, 1890 drei, 1895 ein jüdischer Einwohner, keine mehr in 1900, 1905, 1925; in Oppau 1784 ein jüdischer Einwohner (Schutzjude Bär), 1801 sechs jüdische Einwohner, 1825 15, 1835 12, 1847 19 in fünf Familien, 1864 21 jüdische Einwohner, 1875 23, 1880 29, 1885 31 (Höchstzahl; 1,3 % von insgesamt 2442 Einwohnern), 1890 20, 1900 sieben, 1905 0, 1925 fünf, 1932 zwei, 1935 zwei Familien. 
  
Die Juden, die sich in Oppau und Edigheim im 18./19. Jahrhundert ansiedelten, stammten aus umliegenden Dörfern (als Geburtsorte werden angegeben bzw. vermutet: Heuchelheim bei Frankenthal, Friedelsheim, Lambsheim, Erpolzheim, Heßheim, Flomersheim und Ruchheim). Im 19. Jahrhundert sind mehrere der zugezogenen Personen/Familien wieder vom Ort verzogen bzw. nach Amerika ausgewandert. Die jüdischen Familien lebten vom Handel mit Waren verschiedener Art (1809/10 wird als Kaufmann Marx Bär genannt, 1808 als "fripier"/Trödler Isaac Lurch/Lorch): bereits im 18. Jahrhundert -  nach 1793 - werden jüdische Metzger genannt. Die jüdischen Familien lebten in sehr einfachen wirtschaftlichen Verhältnissen. In den 1840er-Jahren wird Salomon Lurch in Oppau als Spezereikrämer sowie Frucht-, Mehl- und Holzhändler genannt. Joseph Weil II. war Fruchthändler und Makler. Er benötigte - vor allem nach dem Tod seiner Frau und drei Kinder - Unterstützung durch die Armenfürsorge. 1848 waren von den fünf Familienvorständen in Oppau einer im Gewerbe und vier im Handel tätig. In Edigheim betätigte sich ein Familienoberhaupt im Gewerbe und zwei in Handel und Ackerbau. 1884 wurde Abraham Weil (geb. 1834 in Ellerstadt, gest. 1900 in Oppau) als Königlicher Steuer- und Gemeinde-Einnehmer von Leimersheim nach Oppau versetzt. Hier wirkte er beim Aufbau der Gemeinde-Sparkasse mit.  
 
Die Einrichtungen der Israelitischen Kultusgemeinde in Frankenthal wurden mitbenutzt. Die in Oppau und Edigheim verstorbenen Juden wurden auf auswärtigen jüdischen Friedhöfen beigesetzt: bis Anfang der 1820er-Jahre in Wachenheim, seit 1823 in Lambsheim und dann vor allem auch in Frankenthal, u.a. im alten Friedhof in Frankenthal 1885 Bernhard Lurch aus Edigheim, 1894 Fanny Hirschler geb. Bär aus Edigheim (1821-1894), 1900 Abraham Weil (vgl. oben, 1834-1900) bzw. im neuen Friedhof in Frankenthal 1917 Joseph Weil aus Oppau. Zeitweise (1823-1847) gab es wohl einen jüdischen Lehrer für Oppau und Ederheim, ansonsten erhielten die jüdischen Kinder der Orte ihren Religionsunterricht durch den Lehrer aus Frankenthal. 
    
1933 lebten zwei "jüdische" Familien in Oppau, die des Adolf Seelig in der Edigheimer Straße 105 und die des (zum Protestantismus konvertierten) Ernst Löb in der Bismarckstraße 1 (heute August Bebel-Straße 1/Edigheimer Straße 30; Ernst Löb war Inhaber einer Tabakwarenhandlung, verheiratet mit Frau Maria; drei Kinder: Doris, Heinz und Horst). Familie Löb hatte - auf Grund der jüdischen Abstammung von Ernst Löb - i
n den folgenden Jahren unter den Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien schwer zu leiden. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Ernst Löb festgenommen und in das KZ Dachau eingewiesen. Nach einigen Wochen wurde er entlassen. Seine "privilegierte Mischehe" bewahrte ihn bis 1944 vor der Deportation, 1944/45 ist er mit seiner Familie im nordpfälzischen Gehrweiler untergetaucht. Der Sohn Horst Löb war im September 1943 bei einem Luftangriff auf Oppau ums Leben gekommen.  
  
Von den in Oppau und Edigheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): aus Oppau Klara Ermann geb. Lurch (geb. 8. Januar 1867 in Oppau, später wohnhaft in Rheine, Rhaunen und Bollendorf; am 29. Juli 1942 ab Dortmund in das Ghetto Theresienstadt deportiert, von dort am 26. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka, wo sie ermordet wurde) und Ludwig Marx (geb. 25. August 1878 in Oppau, später wohnhaft in Heidelberg; am 22. Oktober 1940 in das KZ Gurs deportiert, von dort in das Sammellager Drancy und schließlich in das Vernichtungslager Auschwitz, wo er ermordet wurde); aus Edigheim Heinrich Lurch (geb. 18. Oktober 1855 in Edigheim; wurde am 22. Oktober 1940 von Frankenthal zusammen mit seiner Ehefrau Flora geb. Dosenheimer in das KZ Gurs deportiert, wo er am 22. November 1940 umgekommen ist; "Stolperstein" in Frankenthal in der Heinrich-Heine-Straße 3. Siehe ausführlich zu Familie Lurch die Seite http://juden-in-frankenthal.de/jüdische-familien/lurch/  
   
Nach 1946 baute Ernst Löb den Tabakwarengroßhandel in Oppau wieder auf und führte ihn weiter. Er starb am 11. März 1954 und wurde auf dem allgemeinen Friedhof in Oppau beigesetzt. Das Tabakgeschäft, das sein Schwiegersohn übernommen hatte, wurde am 20. April 1989 (100. Geburtstag Adolf Hitlers) schwer beschäftigt: die Scheiben wurden eingeworfen, der Tatort mit "Juden raus" beschmiert. 
    
    
    
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Oppau und Edigheim               

Einzelne Berichte siehe im Beitrag von Bernhard Kukatzki  
 
Über Ernst Löb (1886-1954)  
Ernst Löb ist am 24. Mai 1886 in Monsheim (Rheinhessen) geboren. Er kam schwerkriegsbeschädigt aus dem Ersten Weltkrieg zurück und hatte in erster Ehe am 5. Juni 1916 in Frankenthal Rosalia geb. Wolf geheiratet, die 1942 unbekannt nach dem Osten deportiert wurde. Nach Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg hatte Ernst Löb das Zigarrengeschäft seines Schwiegervaters Theodor Wolf in Frankenthal übernommen. Die Ehe zwischen Ernst und Rosalie Wolf wurde geschieden. Daraufhin zog Ernst Löb 1925 von Frankenthal nach Oppau und eröffnete hier ein Tabakwarengeschäft. Das Zigarrengeschäft in Frankenthal übernahm wieder der Schwiegervater. Am 22. September 1927 heiratete Ernst Löb in zweiter Ehe in Oppau Anna Maria geb. Haag (evangelisch, geboren am 10.06.1905 in Leistadt, verstorben am 13.09.1995 in Oppau). Weitere Geschichte vgl. oben beziehungsweise den Beitrag von Bernhard Kukatzki (mit Fotos).   

   
   
Fotos  
 

Fotos, u.a. aus der Familie Löb siehe im Beitrag von Bernhard Kukatzki  

 
     

   

     
Links und Literatur   

Links:  

Website der Stadt Ludwigshafen am Rhein      

Literatur:  

Bernhard Kukatzki: Zur Geschichte der Juden in Oppau und Edigheim. In: Die Geschichte der Ludwigshafener Stadtteile Oppau-Edigheim-Pfingstweide. Hrsg. vom Verein zur Förderung des Karl-Otto-Braun-Museums e.V. Ludwigshafen 2008 576 S.  ISBN 978-3-938031-27-8. Beitrag von Bernhard Kukatzki S. 340-357. Informationen zum Buch

   
    

                   
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Stand: 20. Juli 2016