Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Mandel (VG Rüdesheim, Kreis Bad Kreuznach) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Kennkarten aus der NS-Zeit      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Mandel bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/43. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 25 jüdische Einwohner, 1858 75, 1895 48. 
  
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten auch die in Weinsheim lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Mandel. Auch die wenigen in Roxheim lebenden jüdischen Personen gehörten vermutlich zur Gemeinde in Mandel (vgl. den im jüdischen Friedhof Mandel beigesetzten Jakob Marx, der 1846 in Roxheim geboren ist, siehe Foto unten).  

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (das jüdische Schulhaus war in der alten Rathausstraße), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1884 wird als "streng religiöser Religionslehrer" der Gemeinde ein Herr Eppstein genannt (siehe Anzeige unten).    
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Leo Michel (geb. 17.10.1895 in Mandel, gef. 27.8.1916). Außerdem ist gefallen: Isaak Rauner (geb. 30.4.1884 in Mandel, vor 1914 in Kreuznach wohnhaft, gef. 9.4.1918).  
 
1925 gehörten noch 22 jüdische Personen zur Gemeinde. 1932 war Gemeindevorsteher Emil Marx. 
   
1933 lebten noch 23 jüdische Personen in Mandel. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge im Inneren durch einen SA-Trupp (der Hauptanführer soll aus Roxheim gekommen sein) zerstört; jüdische Häuser (der Familien Marx, Michel und Salomon) wurden überfallen und völlig verwüstet. Auch Ortsbewohner wirkten bei der Demolierung jüdischen Eigentums kräftig mit. Schlimm traf es die Familie des Gemeindevorstehers Marx (Metzgerei an der Hauptstraße). Dieser war durch eine Verwundung im Ersten Weltkrieg am rechten Arm gelähmt (ausgezeichnet mit dem EK I); das Ehepaar Marx hatte vier Kinder, von denen zwei (Karola und Ernst) taubstumm waren. Wohnung und Geschäft der Familie Marx wurden völlig verwüstet. Eltern und die taubstummen Kinder wurden nach der Deportation ermordet.   
Anmerkung: Hinweis auf das Verzeichnis der jüdischen Einwohner, die in den Gemeinden des Amtes Rüdesheim Kreis Kreuznach (Hargesheim, Hüffelsheim, Mandel, Norheim, Weinsheim) gewohnt haben und verschleppt (sc. deportiert) wurden (pdf-Datei der an den Internationalen Suchdienst Arolsen von der Amtsverwaltung Rüdesheim 1962 mitgeteilten Liste von 37 Personen aus diesen Orten).   
  

Von den in Mandel geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosalie Dreifuss geb. Rauner (1895), Moses Hirsch (1882), Otto Hirsch (1877), Simon Hirsch (1875), Jenny Kaufmann geb. Hirsch (1880), Bertha Löb geb. Hirsch (1862), Rosa Löb geb. Hirsch (1857), Emil Marx (1876), Ernst Marx (1913), Eugenie Marx geb. Marx (1881), Karola Marx (1910), Rosa Marx (1873), Bernhardina Sara Nathans geb. Schloss (1909), Berta (Bertha) Rauner (1886, war 1916-1929 verheiratet Schwab geb. Rauner), Edmund Eduard Rauner (1890), Emil Salomon 1885), Manfred Salomon (1936), Moritz Salomon (1876), Siegbert Walter Salomon (1923), Luise Schloss geb. Bärmann (1883), Salomon Schloss (1878), Artur (Arthur) Wolf (1896), Helga Renate Wolf (1935), Rita Reta Wolf geb. Meyer (1907).     
*Hinweis: Für Berta Rauner wurde im September 2005 in Stuttgart ein "Stolperstein" verlegt:  http://www.stolpersteine-stuttgart.de/?docid=139 (Lebensgeschichte von Berta Rauner).
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige von Isac Hirsch II. (1884)  

Mandel Israelit 17031884.jpg (48564 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1884: "Koscher al Pessach (Koscher auch zum Pessachfest). Dieses Jahr zum ersten Male meine selbstgezogene Trauben, unter Aufsicht unseres streng religiösen Religionslehrers Herrn Eppstein, als Koscher Wein, auch zu Pessach selbstgekeltert und offeriere denselben zu billigen Preisen.  
Mandel bei Kreuznach a.N., den 17. Februar 1884. Isac Hirsch II."  

     
     
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Über Julius Hirsch aus Mandel (1882-1961)   

Artikel aus der Website der Freien Universität Berlin (Artikel): "Julius Hirsch wurde am 30. Oktober 1882 in Mandel bei Bad Kreuznach geboren. Nach einer mehrjährigen kaufmännischen Tätigkeit und dem Studium der Nationalökonomie an der TH Aachen und der Univ. Bonn wurde Hirsch, Sohn eines Kaufmanns und Versicherungsgeneralagenten, 1909 zum Dr. phil. promoviert. 1911 habilitierte er sich an der Handelshochschule in Köln für Volkswirtschaft, wo er als Dozent wirkte und seit 1913 zudem einen Lehrauftrag für Privatwirtschaftslehre innehatte. Seit 1916 stellvertretender Abteilungsleiter für Preisregulierung im Kriegsernährungsamt, wurde er 1917 außerordentlicher, 1919 ordentlicher Professor der Privatwirtschaftslehre an der Universität Köln. 1919 kam er als Abteilungsleiter für Fragen der Übergangswirtschaft in das Reichsernährungsministerium nach Berlin und wurde im selben Jahr Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium. 1923 als solcher "zur Disposition" gestellt, lehrte er seit 1924 an der Handelshochschule Berlin und war seit 1926 auch Honorarprofessor und Leiter des Betriebswirtschaftlichen Instituts an der dortigen Universität, seit 1928 Honorarprofessor an der Handelshochschule und der Hochschule für Politik. 1933 zwangsemeritiert, emigrierte Julius Hirsch über die Niederlande nach Dänemark und arbeitete bis 1940 als Professor an der Handelshochschule Kopenhagen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen 1940 verhaftet, emigrierte er 1941 in die USA, wo er bis zu seinem Tod an der New School for Social Research in New York lehrte. Er war auch Berater der amerikanischen Regierung und privater Unternehmen in wirtschaftspolitischen Fragen. Hirsch wird zu den Hauptvertretern der modernen Handelswissenschaft gezählt und ist u. a. als wirtschaftspolitischer Kritiker des Potsdamer Abkommens hervorgetreten. Professor Dr. phil. Julius Hirsch, Staatssekretär a. D., New York, wurde aus Anlass seines 70. Geburtstages am 30. Oktober 1952 Grad und Würde des Doktors rer.pol. h.c. der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Berlin verliehen. Er verstarb im Alter von 78 Jahren am 14. August 1961 in New York.". 

     

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Mandel geboren sind
 
 Mandel KK MZ Hirsch Otto.jpg (85253 Byte)  Mandel KK MZ Hirsch Simon.jpg (89255 Byte)  
  Kennkarte (Mainz 1939) für Otto Hirsch (geb. 10. März 1877 in Mandel),
 Kaufmann, wohnhaft in Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab
 Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er am 9. April 1943
 umgekommen ist    
Kennkarte (Mainz 1939) für Simon Hirsch (geb. 9. Februar 1875 in Mandel), 
Metzger, wohnhaft in Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab 
Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er am 16. Januar 1943 
umgekommen ist   
 

    
    
   
 
Zur Geschichte der Synagoge                    
    
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine Synagoge erbaut. Sie wurde aus rotem Sandstein erstellt und hatte mehrere Rundbogenfenster sowie Ecklisenen.  
     
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge in Inneren durch einen SA-Trupp schwer beschädigt. Nur noch die äußere Bausubstanz blieb erhalten. 
1959/60 wurde das Gebäude abgebrochen. 
    
    
Adresse/Standort der Synagoge            1932: Hauptstraße 62      
    
    
Fotos
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 263)    

Das Gebäude der ehemaligen Synagoge 
in Mandel vor dem Abbruch
Mandel Synagoge 100.jpg (88661 Byte)  
      
     
     
Hinweis auf im benachbarten Roxheim (VG Rüdesheim)
 lebende jüdische Personen  
Mandel Friedhof 163.jpg (114326 Byte)  
   Im jüdischen Friedhof in Mandel: Grabstein (rechts) für 
und Jakob Marx (1846 Roxheim - 1904 Mandel)  
 
     

   
   
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Mandel    
bulletWebsite der VG Rüdesheim  

Literatur:            

bulletDokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S.  283-296.   
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 263 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletThea Levinsohn: Lebensstationen einer deutschen Jüdin - verwurzelt in Rheinland-Pfalz - Alexandrien. Tiberias - Essen - Jerusalem. In: Sachor. Beiträge zur jüdischen Geschichte in Rheinland-Pfalz. 3. Jahrgang. Ausgabe 1/1993, Heft Nr. 4. S. 5-20. Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt - Achtung längere Ladezeit bei 23,7 MB; betr. u.a. die jüdischen Familien Levy und Wolf aus Mandel).        

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Mandel  Rhineland. Ten to 30 Jews lived in Mandel during the first half of the 19th century. Their population reached a peak of 70-85 (11-12 % of the total) in the second half of the century. In 1933, the Jewish population was 23. The synagogue, erected in 1825, was vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938), and torn down in 1959-60. The Nazis descrated the Jewish cemetery opened in 1860. Most left for other places in Germany during the Nazi era and perished in the camps. The last four Jews were deported from Mandel in July 1943. A total of 14 were deported to the camps. 
    
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013