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Kestrich mit
Groß-Felda (Gemeinde Feldatal, Vogelsbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis 1806 den Freiherren von Schenck zu Schweinsberg gehörenden Kestrich
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1936. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück. Bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
(1650) werden Juden am Ort genannt. Zwischen 1788 und 1808 gab es 14 jüdische
Familien am Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1808 38 jüdische Einwohner, 1828 73 (15,4 % von insgesamt 385
Einwohnern), 1861 100 (25,2 % von 397), 1880 52 (14,1 % von 361), 1900 34 (16,7 % von 224), 1910 32 (10,7 %
von 298). Die jüdischen Familienvorsteher waren als Vieh- und Warenhändler
tätig. Der 1770 geborene und 1838 verstorbene Salomon Adler hatte eine
Spezereihandlung.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische
Konfessionsschule vor kurz vor 1900; im selben Gebäude wie die Synagoge), ein rituelles Bad
(angebaut an das Schul- und Synagogengebäude) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Als Lehrer werden
genannt: von 1834 bis 1848 Isaak Adler (aus Lengsfeld); von 1848 bis 1850
Marckus Hauser (aus Grünberg); 1850 bis 1863 Lehrer Metzger; 1863 bis 1865
David Collin; von 1865 bis 1884
(siehe Ausschreibung der Stelle von 1884 unten) Ruben Jacob Leermester
(gestorben 1888); sein Nachfolger war M. Heller (1890/91 genannt, siehe unten);
danach bis 1925 Lehrer Steinhauer; 1925 bis 1931 Lehrer Stern; 1935/36 Lehrer
Jakob Bick. Die Gemeinde gehörte
zum orthodoxen Provinzialrabbinat Oberhessen mit Sitz in Gießen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier Hugo
Bacharach (geb. 28.2.1896 in Kestrich, gef. 26.11.1918) und Moses Katz (geb.
26.4.1877 in Kestrich, gef. 26.2.1916).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 27 Personen gehörten (9,8 % von insgesamt
275 Einwohnern, in fünf Familien), waren die Gemeindevorsteher Siegmund
Bacharach, Leopold Kapenberg und Nathan Goldenberg. 1932 waren die
Gemeindevorsteher weiterhin die genannten Herren Siegmund Bacharach (1. Vors.),
Nathan Goldenberg (2. Vors.) und Leopold Kapenberg (3. Vors.). Im Schuljahr
1931/32 erhielten noch vier schulpflichtige Kinder der Gemeinde
Religionsunterricht.
Anfang 1933 lebten noch 24 (8,9 % von insgesamt 271 Einwohnern), zum 1.
September 1933 noch 19 jüdische Personen in Kestrich (in fünf Familien).
In
den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (der Gemeindevorsitzende
Siegmund Bacharach nach Südafrika, Familie Goldenberg in die USA). Im September
1938 waren noch 16, 1939 nur noch drei jüdische Einwohner am Ort. Auch
Anfang Februar 1942 waren es noch drei, die im September dieses Jahres in das
Ghetto Theresienstadt deportiert wurden.
Von den in Kestrich geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sally
Bacharach (1903), Chaje Blum geb. Bleichfeld (1879), Dr. David Robert Blum (1879), Hermann Blum
(1865), Robert Blum (1879), Salomon Blum (1864), Selma Görtz geb. Blum (1874),
Norbert Goldenberg (1885), Irma
Kapenberg geb. Mayer (1884), Leopold Kapenberg (1880), Leopold Katz (1875),
Jeanette Löb geb. Katz (1881), Rosa Maas geb. Goldenberg (1883), Sara Roth geb.
Kapenberg (1870).
Aus Groß-Felda sind umgekommen: Cips Sidda Hill geb. Katz (1910) und
ihre Tochter Irene Hill (1928).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1884:
"Die hiesige Religionslehrer-Stelle nebst Vorsängerdienst soll bis
zum 1. Mai dieses Jahres besetzt werden. Gehalt beträgt pro Jahr 700 Mark
sowie freie Wohnung.
Bewerber wollen sich unter Beilage der Zeugnisse an Unterzeichneten
wenden.
Kestrich, den 12. März 1884. Löb Katz, I.
Vorstand." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1884: "Die hiesige
Religionslehrerstelle mit einem Gehalt von 600 Mark und freier Wohnung ist
alsbald zu besetzen.
Unverheiratete Bewerber werden bevorzugt. Polen und
Russen bleiben unberücksichtigt.
Kestrich (Oberhessen), 5. Dezember 1884.
Der Vorstand: Löb Katz." |
Anzeige von Lehrer Leermeester (1886)
Ruben Jacob Leermeester ist 1822 in Amsterdam geboren. Er war
verheiratet mit der gleichaltrigen Regina geb. Danzig aus Linz am
Rhein. Warum
er von Amsterdam nach Kestrich kam, ist nicht bekannt. Gemeinsam mit seiner Frau
und einer Tochter wohnte er im Haus "Am Erlenbach 7" in Kestrich, wo
er von 1865 bis 1884 als Lehrer tätig war. Er starb 1888 in Kestrich; sein von
seinen Schülern gestiftetes Grab ist im Friedhof erhalten.
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1886: "Wimpel,
Mappot und Mazzewot – (Grabstein)-Inschriften werden schön und billig
verfertigt durch Ruben Jacob Leermeester,
Lehrer in Kestrich,
Oberhessen." |
Spendenaufruf für die Lehrerwitwe Regina
Leermester (L.R., 1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1890:
"Die Witwe R.L. in Kestrich, Oberhessen, hat ihren Mann vor
ca. zwei Jahren durch den Tod verloren. Dieselbe ist mir zwei Kindern
zurückgeblieben. Jeder, der deren Mann gekannt hat, muss sagen, dass es
ein tätiger und diensteifriger Lehrer und ein frommer und rechtschaffener
Jehudi war. Trotzdem, dass ihn Gott mit mehreren Schlaganfällen
heimgesucht hatte, hat er doch sein Amt zur größten Zufriedenheit seiner
Vorgesetzten bis an sein Lebensende verwaltet. Diese zurückgebliebene Lehrerwitwe
ist nicht nur heimatlos und der Willkür fremder Menschen preisgegeben,
sondern ist auch vor kurzer Zeit durch schwere Schicksalsschläge ganz
brotlos geworden. Dabei ist sie eine sehr kränkelnde und schwache Person,
die nicht mehr im Stande ist, ihr Brot zu verdienen.
An die Herren Kollegen möchte ich hauptsächlich die ergebenste Bitte
richten, für die genannte Frau, die lieber darbt, als öffentlich ihre
Not zu klagen, und die nicht durch eigene Schuld in diese drückende Lage
geraten ist, mir schleunigst Spenden zusenden zu wollen. Dringende Hilfe
tut not. Ich hoffe nicht umsonst an die Herzen unserer edlen
Glaubensgenossen appelliert zu haben. Jede kleine Gabe ist willkommen.
Unter Bestätigung der obigen Angaben erklären sich gerne bereit, für
die bezeichnete Lehrerwitwe Spenden in Empfang zu nehmen.
Kestrich, 27. Oktober. M. Heller, Lehrer und Kantor. Döbel,
Goldenberg, Vorsteher". |
Anzeige von Lehrer M. Heller (1891)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1891: "Bitte nicht zu
übersehen! Ein sehr achtbarer, braver und rechtschaffener Mann in Aschbach, Bayern, ist durch betroffenes, unverschuldetes Unglück in große
Not geraten. Derselbe ist nun in Gefahr, sein einziges Gut, ein Häuschen,
zu verlieren und des Obdachs beraubt zu werden. Dieser lässt durch mich
edel gesinnte Menschen bitten, damit er sein Geschäft fortführen und
seine zahlreiche Familie ernähren kann, ihn gütigst möglich reichlich
zu unterstützen. Indem ich den betreffenden wirklich gütigen würdigen
Mann allen Gönnern, Freunden und Kollegen angelegentlichst empfehlen
kann, bin bereit, eingehende Gaben zu empfangen und darüber zu
quittieren.
M. Heller, Lehrer und Kantor, Kestrich, Oberhessen." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendensammlung
für ein "Sorgenkind" der Gemeinde Seligmann Moses
(1875 / 1877)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1875: "Für
Seligmann Moses in Kestrich gingen bis jetzt ein: von Zadok Rapp in
Reibach bei Umstand 1 fl., Peretz Katz in Jesberg 1 fl. 45 kr., H.St.
(Poststempel Frankfurt am Main) 2 fl. 55 kr., unbenannter (Postst. Hanau)
1 fl. 45 kr., L. Herz in Friedberg 2 fl. 55 kr. Zusammen 10 fl. 20 kr. Im
Namen des Notleidenden sagen wir den edlen Gebern unseren herzlichsten
Dank und sehen weiteren milden Gaben entgegen. Kestrich 17. Februar 1875.
In Abwesenheit des ersten Vorstehers:
Joseph Kapenberg, 2. Vorsteher." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1875: "Bitte an
wohltätige Glaubensgenossen!
Der Sohn des hiesigen Gemeindemitgliedes
Seligmann Moses erkrankte in seinem etwa 30. Lebensjahr vor ca. 2 Jahren
durch einen Fehltritt am Fuße. Alle ärztliche angewandte Hilfe blieb
erfolglos. Er wurde daher in das Krankenhaus (Klinik) zu Gießen gebracht.
Und da auch diese Ärzte die Heilung für unmöglich hielten, so wurde der
Fuß amputiert. Hierdurch ist dem sonst so redlichen und fleißigen jungen
Manne die Möglichkeit genommen, seinem Berufe als Hausierer mit Ware
nachzugehen. Sein oben erwähnter Vater ist schon über 60 Jahre alt und
war dieser vom Unglück Heimgesuchte die Stütze und auch der Ernährer
seines alten schwächlichen Vaters. Wir bitten daher alle wohltätigen
Glaubensgenossen um recht zahlreiche und baldige Spenden und erklären und
recht gern zur Entgegennahme bereit. Die Namen der edlen Geber sollen dann
in diesem Blatte veröffentlicht werden.
Kestrich, Großherzoglich
Hessisches Landgericht Ulrichstein, Ende Januar 1873.
Der Vorstand: M.J.
Blum, Joseph Kapenberg, Göbel Goldmann." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1877: "Bitte an
wohltätige Glaubensgenossen.
Unsere Glaubensgenossen werden sich
erinnern, dass Ende Januar 1875 ein Unterstützungsaufruf von uns in
diesem Blatte erschien wegen eines jungen Mannes namens Seligmann Moses
von hier, welcher seinen rechten Fuß durch Amputation verlor. Sein alter
Vater, der auch in diesem Aufruf erwähnt wurde, ist vor etwa 4 Wochen
gestorben. Da die Wunde unaufhörlich eitert, so muss derselbe umso mehr
kräftiger leben und seine Schwester, welche ihn verpflegen muss, ist
dadurch gehindert, ihrem Berufe (Hausieren mit Ware) nachzugehen. Die
Spenden, die ja von nah und Fern an uns gingen, gehen bald zu Ende,
weshalb wir uns vertrauensvoll an Alle, die ein mitleidiges Herz für Arme
und Kranke haben, mit der Bitte wenden, nach ihren Kräften eine Unterstützung
für den arbeitsunfähig gewordenen Seligmann Moses hier zu geben und erklären
wir uns zur Entgegennahme recht gerne bereit, auch wollen wir die Namen
der edlen Geber in diesem Blatt veröffentlichen.
Kestrich Kreis Alfeld im
Februar 1877.
Der Vorstand Löb Katz. Döbel Goldenberg. Anschel
Goldenberg II.
Nachbemerkung.
Die Redaktion erklärt sich bereit, Spenden in Empfang zu nehmen und
weiterzubefördern." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Stiftung des aus Kestrich stammenden Moses Goldenberg
(1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 25. Februar 1927: "Kestrich
(Oberhessen). Stiftung für die Gemeinde. Am 2. Juli 1926 verstarb
in Baltimore, hochbetagt, Herr Moses Goldenberg, der aus Kestrich
stammt. In hochherziger Weise hat der Heimgegangene seinen Geburtsort in
seinem Testament bedacht, indem er der Israelitischen Kultusgemeinde wie
der Kommune je 2000 Dollar vermachte. Die jüdische Gemeinde wird
durch eine Gedenktafel in der Synagoge das Andenken des Spenders
ehren." |
Über Dr. Norbert Goldenberg (1909-1974)
Dr. Norbert Goldenberg ist am 7. März 1909 in Groß-Felda geboren als
Sohn des Viehhändlers Julius Goldenberg (geb. 1881 in Kestrich, gest. 1968 in
New York) und seiner Frau Rosa geb. Goldenberg (geb. 1884 in Kestrich, gest.
1964 in New York), Er studierte 1927 bis 1932 Medizin an verschiedenen
Universitäten und war von 1932 bis 1934 Assistenzarzt am Israelitischen
Krankenhaus Hannover. 1934 ist er in die USA emigriert, wo er in der Folgezeit
verschiedene Stellungen innehatte, zuletzt ab 1965 Chefarzt der
Washington-Heights-Lungenklinik des Gesundheitsamtes der Stadt New York. Dr.
Goldenberg war 1934 Mitbegründer, später Herausgeber der
amerikanisch-jüdischen Zeitschrift "Aufbau". Er ist am 25. September
1974 in New York gestorben.
Dr. Norbert Goldenberg war verheiratet mit Lilo Thekla geb. Lamm, die als
Tochter von Leopold Lamm (geb. 1887 in Homberg/Ohm)
und Margret geb. Falk 1920 in Berlin geboren ist. Ihre Großeltern
väterlicherseits waren Josef Lamm (aus Ober-Gleen) und Hilda geb. Frank (aus
Nieder-Ohmen). Die beiden waren im späten 19. Jahrhundert mit ihren Kindern
nach Homberg/Ohm gezogen, wo auch zwei Geschwister von Josef wohnten.
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden.
1839 wurde ein Fachwerkgebäude des 18. Jahrhunderts zu einem jüdischen
Gemeindezentrum umgebaut. Das Wohnhaus wurde in der Folgezeit als Schule mit
Lehrerwohnung verwendet, das rechte Drittel zum Betsaal mit Frauenempore
ausgebaut. Ein Vergrößerungsbau für die dadurch mögliche Erweiterung des
Betsaales wurde angebaut. 1870 wurde das Gebäude renoviert. Der
Betraum hatte 41 Plätze für Männer und 17 für Frauen.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge völlig
zerstört.
1940 wurde das Gebäude der Synagoge vom Bürgermeister an eine nichtjüdische
Familie verkauft, die es in der Folgezeit als Wohnhaus nutzte. Beim Umbau zum
Wohnhaus wurde eine Zwischendecke eingezogen. In den 1980er-Jahren war
das Gebäude dringend sanierungsbedürftig. Ein neuer Besitzer ließ die linke Hälfte
(Schule und Lehrerwohnung mit Teil des Betsaales und der Frauenempore) des Gebäudes
unter Nachahmung des ursprünglichen Fachwerks nach dem Abbruch 1994 wieder
aufbauen. Nach 2001 wurde der Erweiterungsbau des Betraumes restauriert.
Im Juli 2005 konnte die ehemalige Synagoge als Gedenk- und Kulturstätte
eingeweiht werden (Kulturhaus Alte Synagoge). Die Inneneinrichtung des Betraumes und die Frauenempore (mit
teils alter Brüstung) wurden teilweise wieder hergestellt. Seitdem finden in
der ehemaligen Synagoge Kulturveranstaltungen und Musikabende statt.
Adresse/Standort der Synagoge: Erlenbacher
Str. 1
Fotos
(Quelle der Fotos: www.juedisches-museum-vogelsberg.de)
Plan des ehemaligen
jüdischen Gemeindezentrums
(Altaras 1988 S. 10; 2007² S. 258) |
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Im Gebäudeteil
links war die Schulstube die Lehrerwohnung und ein Teil des Betsaales,
im
Obergeschoss die Frauenempore. Der Anbau ergab eine erhebliche
Vergrößerung
des Betsaales. |
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Blick auf das ehemalige
jüdische Gemeindezentrum |
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Im linken
Gebäudeteil befand sich die Schule
und Lehrerwohnung, aber auch ein Teil
des
Betsaales sowie Frauenempore
(vor der Restaurierung im März 2001);
rechts der Anbau von 1839 |
Der Anbau rechts ergab 1839
eine
Vergrößerung des Betsaales
(Foto nach Restaurierung von 2003) |
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Hinweistafel |
Gedenktafel
mit Inschrift: "Die eigene Freiheit bewahrt, wer die Freiheit des
anderen achtet und schützt.
Zum Gedenken an die Leiden und den Tod unserer ehemaligen jüdischen
Mitbürger während der Zeit des Nationalsozialismus. Gemeinde
Feldatal.
Ehemalige Synagoge. 1839 von Abraham Bacharach und Ehefrau Delz (Delsa)
geb. Lewi erbaut und der jüdischen Gemeinde vermacht. 1870 renoviert. Der
Betraum hatte 41 Männer- und 17 Frauenplätze.
Im Jahr 2005 teilweise rekonstruiert und zur Gedenkstätte
umgebaut". |
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Plakat zur Einrichtung der
"Dauerausstellung Fundstücke" -
Eröffnung Sonntag, 5. April 2009 |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2009:
Gedenkstunde zur Erinnerung an die Ereignisse
beim Novemberpogrom 1938 |
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 9. November 2009 (Artikel):
"Eine schweigende Mehrheit hat alles mitangesehen
Feldatal (rs). 'Das Schweigen der Mehrheit ermöglichte damals und ermöglicht auch heute das Böse' - Mit diesen mahnenden Worten wandte sich am Montag Abend Bürgermeister Ernst Uwe Offhaus auch als Vorsitzender des Vereines Historisches Feldatal an die knapp ein Dutzend Besucher einer Gedenkveranstaltung in der alten Synagoge von Kestrich zur Reichspogromnacht von 1938..."
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Mai 2010:
Bericht über einen der musikalischen Abende in
der ehemaligen Synagoge |
Artikel im "Lauterbacher Anzeiger" vom 4. Mai 2010 (Artikel):
"Feldatal. Wohltuend natürliches Konzert
KESTRICH. "The Bowmans" gastierten in alter Synagoge - "Lasse mich vom Herzen führen".
(mp). Da stehen sie. Zwillinge, 34 Jahre alt, die eine mitten aus New York, die andere aus Woodstock. Sarah und Claire Bowman, in ihrem breiten amerikanischen Slang wie aus dem tiefsten Tenessee begrüßen sie die Gäste und machen auch so ihre Ansage. Es ist eben alles authentisch, kein Übersetzer, kein Verstärker. Das hat was. Wohltuend natürlich und so gar nicht synthetisch und gestylt.. "The Bowmans" nennen sich die beiden Sängerinnen, die ihr Orchester selbst spielen und es in einem Koffer mit dabei haben: eine Westerngitarre, toll gespielt von Sarah, ein himmelblaues Glockenspiel, zwei Schellenringe, ein paar
Rhythm-Eggs..." |
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November 2010:
Gedenkstunde zur Erinnerung an die Ereignisse
beim Novemberpogrom 1938 |
Artikel im "Lauterbacher Anzeiger" vom 11. November 2010 (Artikel):
"Feldatal. Diskriminierung schon in den Anfängen bekämpfen
KESTRICH. Gedenkfeier zum 9. November in der Alten Synagoge Kestrich
(gsi). Mit der Niederlegung eines Trauergestecks an der Gedenktafel neben der Alten Synagoge gedachte man am Dienstagabend in Kestrich der 21 jüdischen Mitbürger, die dem Holocaust zum Opfer fielen.
Ehrenbürgermeister Ernst-Uwe Offhaus erinnerte daran, dass aufgebrachte Männer des Dorfes die Synagoge in Kestrich am Abend des 9. November 1938 in Brand stecken wollten. Einem Anwohner war es zwar gelungen, sie von diesem Vorhaben abzubringen, wohl aus Angst, dass die Flammen auf sein Haus übergreifen könnten, dennoch verschafften sie sich Zutritt zu dem Gotteshaus, plünderten und zerstörten das Inventar, dessen Reste sie auf dem Bolzplatz verbrannten..." |
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September 2011:
Glasmalereien für die ehemalige Synagoge |
Artikel im "Lauterbacher Anzeiger"
vom 20. September 2011: "Motive des Holocaust auf Glasfenstern in
der Synagoge. Die Berliner Professorin Helma Sauerbrey übergab zwei
ihrer Werke nach Kestrich - Museumsverein stellt Esther-Rolle als Leihgabe
zur Verfügung..."
Link zum Artikel: Motive des Holocaust auf Glasfenstern in der Synagoge (Lauterbacher Anzeiger, 20.09.2011) - auch eingestellt
als pdf-Datei |
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November 2011:
Die Glasmalereien wurden eingeweiht |
Artikel im "Gießener Anzeiger"
vom 21. November 2011: "Motive zur Mahnung und des Gedenkens in
der Synagoge.
Kestrich. Dauerleihgabe der Berliner Professorin Helma Sauerbrey
wurden feierlich eingeweiht - ihre Glasmalereien leben vom Spiel des
Lichts..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei |
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Mai 2012:
Die erste Etappe des
"Judenpfades Vogelsberg" konnte eingeweiht
werden |
Artikel im "Kreis-Anzeiger" vom 4.
Mai 2012: "'Die jüdische Geschichte wird lebendig gemacht'.
Vogelsbergkreis (gsi). Zunächst war es nur eine Idee des Alsfelder
Journalisten und Politologen Joachim Legatis, Mitglied im Förderverein
zur Geschichte des Judentums im Vogelsberg, jetzt nach elf Jahren der
Vorbereitung konnte nun bei strahlendem Sonnenschein die erste Etappe des
'Judenpfades Vogelsberg' - Wege von insgesamt 52 Kilometer Länge -
eingeweiht werden..."
Link zum Artikel:
'Die jüdische Geschichte wird lebendig gemacht' (Kreis-Anzeiger, 04.05.2012) |
Hinweis: der "Judenpfad" soll
die alten Handelswege der Vogelsberger Landjuden über Stumpertenrod bis
Ulrichstein, nach Storndorf oder Romrod oder von Ober-Gleen nach Kirtorf
wiederbeleben. Auf 52 Kilometer Länge informieren künftig 54 Tafeln mit
49 Testen über die Geschichte der jüdischen Landbevölkerung im 19.
Jahrhundert der Region. |
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März 2019:
Jahrestreffen des Vereins
Historisches Feldatal im Kulturhaus Alte Synagoge mit Erinnerungen an die
jüdische Geschichte |
Artikel von Joachim Legatis in der
"Alsfelder Allgemeinen" vom 21. März 2019: "Notverkauf für die Flucht.
Führungen in der ehemaligen Synagoge, Arbeiten am Mundart-Buch und das
Erinnern an jüdische Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg – ein breites
Spektrum deckte das Jahrestreffen des Vereins Historisches Feldatal ab. Man
traf sich im Kulturhaus Alte Synagoge, wobei Vorsitzender Ernst Uwe Offhaus
betonte, dass der Bau wegen aufsteigender Feuchte saniert werden müsse. Er
sei bereits im Gespräch mit Bürgermeister Bach.
In der Jahresbilanz berichtete Offhaus, dass sechs Führungen in der
ehemaligen Synagoge erfolgten und der Zustand des jüdischen Friedhofs
überwacht wird. Die historische Sammlung des Vereins wird im Altarchiv
verwahrt, nachdem das 'Haus Schuh' verkauft wurde. Im vergangenen Jahr gab
es mehrere Kontakte mit Mitarbeitern des Senckenbergmuseums Frankfurt im
Hinblick auf die früheren Arbeiten von Hans Hupke. Der Verein arbeitet eng
mit Vereinigungen zusammen, die sich mit Heimatgeschichte befassen.
Weiterhin im Werden ist das Mundart-Wörterbuch, wie Erich Seim sagte. Er
will die Zusammenstellung möglichst in diesem Jahr abschließen. Den
Kassenbericht stellte Horst Bernhardt vor, es gab keine Beanstandungen.
Einstimmig wiedergewählt wurde der Vorstand: Vorsitzender Ernst Uwe Offhaus,
Schriftführerin Gudrun Großkopf, Rechner Walter Stein, Beisitzer sind
Michaela Eckstein und Heinz Frank.
Brauerei wurde 1935 arisiert. Einen großen Bogen von jüdischen
Frontsoldaten zur Geschichte der Alsfelder Brauerei schlug Ralf Weidert. In
Fortsetzung seines Vortrags zur Gedenkveranstaltung an die Pogromnacht 1938
im November 2018 erinnerte er daran, dass die deutschen Juden in den Jahren
vor dem Ersten Weltkrieg zu nationalbewussten Bürgern wurden. Im Krieg
kämpften rund 100 000 Männer aus jüdischen Familien mit, viele zeichneten
sich aus, wie Weidert am Beispiel von Fliegerkameraden Hermann Görings
deutlich machte. Moses Katz aus Kestrich starb 1916 an der Front,
Hugo Bacharach im November 1918 an Kriegsverletzungen. Dennoch gab es
eine antisemitische Propaganda, wonach sich gerade Juden vor dem
Militärdienst drücken würden. Das griffen die Nationalsozialisten auf.
Bereits im Jahr nach Beginn der NS-Ära emigrierte Theo Goldenberg aus
Kestrich, 1936 konnte der Rest der Familie ebenfalls flüchten. Die
Alsfelder Brauerei wurde 1935 arisiert, dabei bedrohten Nationalsozialisten
Angehörige der Familie Wallach mit einer Pistole. Die Familie konnte 1937
nach Argentinien flüchten. Spätere Versuche, die Brauerei weiterzuführen,
misslangen. In Kestrich musste das Ehepaar Katz ihr Textilgeschäft
verkaufen, um 1937 der Tochter die Flucht zu ermöglichen. Die Eltern
Mathilde und Leopold Katz wurden später deportiert und ermordet, wie Weidert
aufzählte. Als letzte jüdische Kestricher verschleppte die Polizei im
September 1942 Sally Bacharach sowie Leopold und Irma Kapenberg in den Tod.
Weidert bedauerte, dass nach dem Zweiten Weltkrieg nur Einzelne für
Verbrechen gegen Juden belangt wurden. Es habe bis in die 1960er Jahre
gedauert, bis in den Auschwitz-Prozessen in Frankfurt wenigstens einige
direkte Täter verurteilt wurden."
Link zum Artikel |
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Juni 2019:
Nachkommen früherer jüdischer
Familien zu Besuch in Romrod und Kestrich |
Artikel von Joachim Legatis in der
"Alsfelder Allgemeinen" vom 3. Juni 2019: "Jüdische Vogelsberger.
Plakette für ermordeten Großonkel in Kestrich
Nachkommen von jüdischen Vogelsbergern in der Heimat ihrer Vorfahren: In
Kestrich war eine Gruppe aus Südafrika zu Gast, Großnichten von Sally
Bacharach, der 1942 ermordet wurde.
Besuch aus Johannesburg in Südafrika bekam dieser Tage Ernst-Uwe Offhaus.
Der Vorsitzende des Vereins Historisches Feldatal führte einmal mehr
Nachfahren von jüdischen Vogelsbergern durch die Alte Synagoge Kestrich. Er
zeigte das frühere Wohnhaus der Familie Bacharach und fuhr mit zum Grab der
Ur-Großvaters. Zuvor waren die Nachfahren Siegmund Bacharachs in Polen und
in Romrod unterwegs gewesen. Lindsey Clare Krawitz und Carol Elaine Rabin
kamen nicht mit leeren Händen nach Kestrich. Sie hatten eine Gedenkplakette
für die Alte Synagoge dabei, die an ihren Großonkel Sally Bacharach
erinnert. Er war im September 1942 mit dem Ehepaar Kapenberg von der Polizei
verschleppt worden und in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht.
Er wurde im KZ Auschwitz oder Vernichtungslager Treblinka ermordet. Lindsay
und Carol waren mit Ehemann, Kindern und einem Enkel gekommen und zeigten
sich beeindruckt von der restaurierten alten Synagoge. Genau studierten sie
die kleine Ausstellung mit Fundstücken des 2005 restaurierten
Fachwerkgebäudes.
In den nach dem Zweiten Weltkrieg eingezogenen Zwischenböden des ehemaligen
Gotteshauses fanden die Bauarbeiter Reste des Kristallleuchters und
Fragmente von Gebetbüchern. Die Gäste aus Südafrika freuten sich, dass der
Verein die alte Synagoge als einen Ort der Erinnerung und der Kultur
bewahrt. Gerhard Zinßer vom Verein Gedenkstätte Speier Angenrod erläuterte
die Erinnerungsarbeit zu jüdischen Vogelsbergern durch die Vereine. Lindsey
und Carol sind geborene Bacharachs, ihr Großvater war Siegmund Bacharach,
der mit seiner Familie 1936 nach Südafrika flüchten konnte. Sein Bruder
Sally blieb damals in Kestrich zurück, um den schwerkranken Vater zu
pflegen. Dieser starb einige Wochen später. Sein Grab ist das letzte, das
auf dem jüdischen Friedhof belegt wurde, wie Offhaus erläuterte. Carol E.
Rabin erzählte, der Großvater Siegmund war ein stolzer Deutscher gewesen. Er
hatte im Ersten Weltkrieg als Soldat in einer berittenen Einheit gedient.
Der Viehhändler und seine Familie starteten in Johannesburg bei Null. "Sie
hatten nichts und er arbeitete als Metzger, um den Lebensunterhalt zu
verdienen", sagt Carol Rabin. Sein Sohn Helmut wurde Elektriker.
Besuch auch in Romrod. Seine Frau Marianne Margot war ebenfalls eine
Überlebende des Holocaust, sie war mit einem Kindertransport nach England
geflüchtet, die Eltern wurden getötet. Ihre Mutter wurde Krankenschwester,
wie Carol Rabin weiter erzählt. Die Reise nach Europa unternahmen Elaine
Rabin, Ehemann Harvey, Tochter Sarah Blumberg mit Ehemann Raphael und Enkel
Jona sowie Lindsay Krawitz mit Tochter Jacqui. Die Schwestern freuen sich
über den Nachwuchs, was ihnen nach dem Leid in der Familie sehr wichtig ist.
Eine Visite der Gedenkstätte im ehemaligen KZ Auschwitz habe sie sehr
traurig über die Grausamkeit von Menschen gemacht, sagt Lindsey Krawitz. Sie
sieht aber auch das Gute: "Wir und unsere Kinder leben, Hitler hat uns als
Juden nicht vernichten können". Erste Station beim Besuch von Lindsay
Krawitz und Carol Rabin mit ihren Angehörigen im Vogelsberg war Romrod. Dort
trafen sie Horst Blaschko vom Heimatverein und Bürgermeisterin Dr. Birgit
Richtberg und besichtigten die Alte Synagoge. Blaschko erläuterte, dass in
Romrod nach 1933 noch die Familien Fischer, Lorsch und Stern gelebt haben.
Ihre Existenz war geprägt durch Überfälle und Einschüchterungen. So starb
Berta Fischer im Jahre 1936 nach einem Überfall örtlicher Nazis auf das Haus
der Familie in der Alsfelder Straße. Schon vorher wurden Mitglieder der
jüdischen Gemeinde gezwungen, wichtige Gegenstände aus der Synagoge
öffentlich zu verbrennen. Es war diese Drangsal, vor der die Familien
flüchteten. So auch die Eltern der Mutter von Elaine Rabin und Lindsey
Krawitz, Klara und Adolf Stern, die mit Tochter Margot nach Karlsruhe zogen.
Margot Stern konnte nach dem Novemberpogrom 1938 mit einem Kindertransport
nach England entkommen. Ihre Eltern deportierten die Nationalsozialisten im
Jahre 1940 mit etwa 6500 Juden nach Südfrankreich. Sie wurden 1942 im
Vernichtungslager Auschwitz ermordet."
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Vgl. Artikel in der "Oberhessischen Zeitung" vom 1. Juni 2019: "Jüdische
Familien aus Südafrika besuchen Romrod und Kestrich"
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sowie Artikel in "nh24.de" vom 30. Mai 2019: "Auf den Spuren einer
verlorenen Welt. Enkelinnen der früheren jüdischen Familien Stern und
Bacharach besuchen Romrod und Kestrich"
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November 2019:
Gedenken am Jahrestag der
Pogromnacht 1938 |
Artikel in der "Oberhessischen Zeitung" vom
12. November 2019: " Gedenken an der Synagoge.
FELDATAL - Im Namen der Gemeinde Feldatal, der Kirchengemeinde und
des Vereins 'Historisches Feldatal' begrüßte Vorsitzender Ernst Uwe Offhaus
die Besucher in der Kestricher Synagoge, um gemeinsam der Opfer der
Reichspogromnacht und des Nationalsozialismus zu gedenken.
Offhaus betontete, dass er – wie viele anderen Menschen auch – beunruhigt
sei, wenn er an die neuerlichen Vorkommnisse in Bezug auf das rechte
Gedankengut denke, besonders, was auch so mancher AFD-Politiker äußere. In
Deutschland, Europa und auch weltweit veränderten sich die politischen
Verhältnisse und man müsse hier besonders darauf achten, den Frieden und die
Freiheit zu bewahren. Offhaus berichtete auch noch kurz von einem Besuch der
Enkel der Familie Bacherach aus den USA in Kestrich. Fragen über das Warum
die Großeltern aus Kestrich weg mussten, prägten diese Zusammenkunft. In
seiner Ansprache, betonte Bürgermeister Leopold Bach (parteiunabhängig, aber
FDP-Mitglied), dass die Pogromnacht ein geplanter Auftakt und ein
gleichzeitiger Übergang von Diskriminierung und Ausgrenzung bis hin zur
systematischen Verfolgung der Juden in ganz Deutschland war. 'Das war kein
Volksaufstand. Das war staatlich verordneter Terror, der letztlich zur Shoa
und zur Ermordung von mehr als sechs Millionen Juden führte', hob Bach
hervor. Die Welt habe damals geschwiegen, weil es für solche
Abscheulichkeiten keine Worte gab, aber auch aus Gleichgültigkeit und Scham.
Heute sei die Erinnerung an diesen Jahrestag wichtiger denn je, betonte
Bach. Das politische Klima sei wieder deutlich rauer geworden. Wenn
beispielsweise ein Landesvorsitzender der AFD öffentlich sage, dass die
Judenverfolgung 'dämliche Bewältigungspolitik' sei, dann sei die geistige
Brandstiftung von damals auch heute immer noch präsent. Mit den Worten:
'Möge eine breite Mehrheit in dieser Gemeinde immer für Toleranz und
Mitmenschlichkeit einstehen und wachsam sein, dass sich die Tiefen des
Schreckens nicht wiederholen', beendete Bach seine Ansprache. Gemeinsam mit
Offhaus legte er am Gedenkstein vor der Synagoge ein Blumengesteck nieder.
Hollywood. Mit einem Vortrag, unterstützt mit Bildern von Ralf
Weidert aus Kestrich mit dem Titel 'Hollywoods Traumfabrik und die
Cohenhände' oder wie kam der Vogelsberg nach Hollywood, wurde diese
Gedenkstunde fortgesetzt. Am Anfang stand dabei passend zur aktuellen
Situation das Zitat von Albert Einstein, dem deutsch-jüdischen Physiker und
Nobelpreisträger: 'Die Welt ist viel zu gefährlich, um darin zu leben –
nicht wegen der Menschen, die Böses tun, sondern wegen der Menschen, die
daneben stehen und sie gewähren lassen.' Inhaltlich ging Weidert dabei auf
den Ruhm Hollywoods und auf den Weg dahin ein. Hollywood stehe für
Entertainment und seit die amerikanische Filmindustrie existiere, wurde und
wird sie maßgeblich von Juden geprägt. Hollywood-Filmstudios wie zum
Beispiel 'Universal', 'Warner Bros Pictures', 'Columbia', '20th Century FOX”
und 'Metro Goldwyn Mayer” wurden von deutschstämmigen und osteuropäischen
Juden gegründet. Informationen über Regisseure, Stars und Sternchen und die
verschieden Filmepochen rundeten den Vortrag ab."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 441-442. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 110 mit Abb. S. 10 und 204) |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 97-99. |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007² S.
256-258. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirk Gießen und Kassel. 1995 S.
193. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 295. |
| Ernst-Uwe Offhaus: Geschichte der Juden in Kestrich.
2005 220 S. Weitere
Informationen zu dieser Publikation. |
| Katharina Jacob (Verein Landjudentum Vogelsberg): Kestrich: Brave
Händler. Eingestellt in 2011: pdf-Datei
- online zugänglich. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Kestrich Hesse. The community,
numbering 100 (25 % of the total) in 1861, disbanded in 1936 and within a year
most of the Jews had left. Three were deported in 1942.
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