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Friedhöfe in Bayern"
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Ingolstadt (Kreisstadt,
Bayern)
Jüdischer Friedhof
(Erstellt
unter Mitarbeit von Lutz Tietmann)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Ingolstadt
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die mittelalterliche jüdische
Gemeinde in Ingolstadt hatte noch keinen Friedhof. Die Toten der Gemeinde wurden
damals vermutlich in Regensburg beigesetzt.
Erst von der jüdischen Gemeinde des 19./20. Jahrhunderts wurde ein Friedhof
1891 angelegt und mit der Beisetzung des Mädchens Elsa Schülein am 30.
Dezember 1891 eingeweiht. Vor 1891 wurden die Toten der Gemeinde u.a. in Hainsfahrt
beigesetzt. Zunächst lag der Friedhof noch etwa 100 m außerhalb des
städtischen (West-)Friedhofes, der im Zuge von mehreren Erweiterungen
schließlich den jüdischen Friedhof umgab. Ein Gedenkstein der jüdischen
Gemeinde (1922) erinnert an die im Ersten Weltkrieg gefallenen oder an seinen
Folgen verstorbenen Soldaten. Ein Gedenkstein der Stadt Ingolstadt aus
dem Jahr 1975 darüber hinaus an die in der NS-Zeit ermordeten jüdischen
Einwohner der Stadt.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Taharahaus von
einem SA-Trupp im Inneren völlig demoliert. Im Buch von Theodor Straub und Alisa
Douer (s.Lit. S. 71-72) ist nach dem Bericht über die Verwüstung der Synagoge zu lesen:
"Auch der zweite, den Juden in Ingolstadt heilige Ort wird durch einen Trupp SA-Leute heimgesucht und verwüstet: das 'Taharahaus', das rituelle Leichenhaus im Israelitischen Friedhof. Alles, die gesamte Einrichtung der drei kleinen Ritualräume, alle für die Aufbahrungen, die Waschungen, die Totenwache und die Beerdigungen selbst benötigten Gegenstände, Bücher, Tücher und Geräte, die Ottomane der Totenwächter, der gerahmte, fromme Wandspruch, selbst das Totengräberwerkzeug, wird zerstört und vor dem Leichenhaus verbrannt; nur der kleine Annex der unmittelbar angebauten Friedhofswärterwohnung verhindert das Niederbrennen des Taharahauses selbst. Unter den Zuschauern, die sich allmählich ansammeln, befindet sich ein bekannter
Stadtpolizist und ein ebenso stadtbekannter Fotograph, der hier wie an der Synagoge Aufnahmen macht, die er bezeichnenderweise nach 1945 alle vernichtet. Der von seiner Arbeitsstelle in der Stadt herbeigeholte katholische Judenfriedhofswärter Max Göbel und der Friedhofaufseher Kreuzer können gerade noch verhindern, dass herbeigelaufene junge
Burschen sich auch noch an den Grabsteinen vergreifen..."
Auch in der Zeit nach 1945 gab es Beisetzungen: 21 Verstorbene, vor allem
Kinder, des nahe gelegenen jüdischen DP-Lagers
Eichstätt wurden zwischen 1946 und
1949 beigesetzt, die meisten ohne Grabstein, sowie die Berliner
Schauspielerin Margarethe Keil (1946). Das Taharahaus ist unmittelbar beim Eingang erhalten.
Nach einer Zählung um 1995 sind 52 Grabsteine erhalten. Die
Friedhofsfläche beträgt 13,18 ar.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt innerhalb des städtischen
Friedhofes
an der Westlichen Ringstraße; der direkte Eingang zum Friedhof befindet sich am
Mühlweg.
Hinweis: Der Friedhof ist nur durch das Tor (Schlüssel bei der
Friedhofverwaltung des Westfriedhofes) zugänglich.
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Oben: Blick
über den Friedhof
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Oben:
Gedenkstein für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges: "(hebr.:) Zum
ewigen Gedenken. Die Stadt Ingolstadt gedenkt in Trauer der im Ersten
Weltkrieg 1914-1918 gefallenen jüdischen Mitbürger Ernst Halberstadt,
Adolf Kuhn und aller jener, die unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft 1933-1945 Opfer der Verfolgung geworden sind. (hebr.:)
Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens". |
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Links: Die Trauer-/Taharahalle |
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Der Friedhof im Sommer 2007
Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 21.8.2007) |
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Die Trauerhalle /
Taharahaus von außen gesehen |
- vom Friedhof aus
gesehen |
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Teilansichten des
Friedhofes - über die Mauer vom nichtjüdischen Teil aus fotografiert |