Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Horb (Kreis Freudenstadt) 
Jüdischer Friedhof 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
   
siehe Seite zur Synagoge in Horb (interner Link)   
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes              
   
Im 17./18. Jahrhundert wurden die Toten der jüdischen Gemeinde Horb in Mühringen beigesetzt (1629 genannt). 1904 wurde ein eigener Friedhof an der Mühlener Straße angelegt (ca. 1 km außerhalb Horbs; Parzellen 969 und 970; Fläche 13,11 a). Die hierin befindliche Friedhofshalle wurde vermutlich 1938 zerstört. Zur Geschichte in und nach der NS-Zeit s.u. Text        
    
Im Spätherbst 1999 wurde auf dem Gelände des Friedhofes ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Geschichte der Horber jüdischen Gemeinde aufgestellt.  
    
    
    
Die Lage des Friedhofes     

Nordstetten FriedhofPlan.jpg (132492 Byte)
Lage der jüdischen Friedhöfe in Horb und Nordstetten  
(der obere  Pfeil rechts  markiert den Horber Friedhof)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren)  
Lage des jüdischen Friedhofes in Horb auf dem dortigen Stadtplan: 
oben anklicken und unter "Behörden und öffentliche Einrichtungen" 
 weiterklicken zu "Friedhof, jüd., Horb"

    
Link zu den Google-Maps  
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)  
   

Größere Kartenansicht     
  
  
  
Fotos
Historisches Foto
 
(Quelle: Jüdische Friedhöfe und Gotteshäuser in Württemberg. Hg. vom Oberrat der Israeliten in Württemberg 1932)  

Horb Friedhof1932.jpg (182133 Byte)

Auf dem Foto ist das Dach der vermutlich 1938 
zerstörten Friedhofshalle erkennbar

Neuere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 11.8.2003)

Horb Friedhof 154.jpg (91036 Byte) Horb Friedhof 155.jpg (90067 Byte) Horb Friedhof 152.jpg (97639 Byte)
Gesamtansicht 
des Friedhofes  
Das Eingangstor, das inzwischen auf der 
anderen Seite des Friedhofes liegt 
Teilansicht 
   
     
Horb Friedhof 151.jpg (80160 Byte) Horb Friedhof 150.jpg (85702 Byte) Horb Friedhof 153.jpg (71312 Byte)
Teilansichten  Grabmal für Louis Schwarz 
und Rosa geb. Marx 
  
   
Horb Friedhof 156.jpg (78557 Byte)   
Denkmal von 1999 für die aus Horb umgekommenen jüdischen Personen 
an der Stelle des alten Eingangstores (s.u.)
  
    
    
Ältere Fotos 
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)   
     
Horb Friedhof01.jpg (149717 Byte)  Horb Friedhof02.jpg (105948 Byte)  Horb Friedhof03.jpg (94224 Byte) 
  Eingangstor zum Friedhof Horb  Teilansichten des Friedhofes  
   
Horb Friedhof05.jpg (112036 Byte) Horb Friedhof04.jpg (179081 Byte)  
Teilansicht   Gräber aus der NS-Zeit    

        
          

Text

Aus "Schattenrisse" - Die jüdische Gemeinde in Horb (s. Lit.) S. 23-24:
Zur Geschichte des Friedhofes in und nach der NS-Zeit

"Besucher des jüdischen Friedhofs von Horb fragen immer wieder, warum auf mehreren Gräbern nur schlichte Betonplatten an die Verstorbenen erinnern. Die eigentlichen Grabsteine wurden schlichtweg gestohlen. Im November 1941 waren 20 Baisinger Juden auf einem offenen Leiterwagen nach Horb gebracht worden, um von hier aus per Bahn unter Polizeibewachung in das Sammellager auf dem Stuttgarter Killesberg transportiert zu werden. Auf dem Rückweg nach Baisingen machte der Fuhrmann Bleicher "einen Umweg über den jüdischen Friedhof in Horb. Er wollte retour keine Leerfahrt machen: 'Und wir haben rauswärts noch grad vom israelitischen Friedhof Grabsteine mit raus, die umgeworfen sind. Konnt' man raussuchen, was man hat wollen, und wir haben die Steine noch mit raus nach Vollmaringen. Wie hat der geheißen, der Steinhauer? Dem haben wir vom Horber Friedhof Steine mit raus'".  
    
Noch vor der Deportation der letzten jüdischen Einwohner versuchte die Stadt, den kleinen Friedhof und das angrenzende Grundstück möglichst günstig in ihren Besitz zu bringen: "Nach einer Anordnung des Herrn Württembergischen Wirtschaftsministers müssen die in jüdischem Besitz befindlichen landwirtschaftlichen Grundstücke an Arier veräußert werden. Die jüdische Kultusvereinigung Württemberg e.V. ... besitzt hier Parz. Nr. 969 Friedhofacker, Anlage und Öde und Parz. Nr. 970 Acker und Öde in der Froschlachen. Beide Grundstücke sind 1904 erworben worden. Die Parz. Nr. 969 war städtischer Besitz und musste teilweise unentgeltlich abgetreten werden. Der Bürgermeister beabsichtigt, die Grundstücke für die Stadt zu erwerben und zwar mit dem Friedhof, der solange als nötig erhalten und unterhalten wird. Der Wert der Grundstücke wird auf 250 RM angenommen, die durch Übernahme der Verpflichtung zur Friedhofunterhaltung abgegolten werden. Die Ratsherrn wenden nichts ein" (Gemeinderatsprotokoll vom 19.6.1941).  Ein Kommentar zu diesem Gemeinderatsbeschluss erübrigt sich. Die staatliche "Aufsichtsbehörde", die der "jüdischen Kultusvereinigung" als Kontrollorgan übergeordnet war, wollte zumindest nach außen hin den Anschein einer rechtmäßigen Eigentumsübertragung wahren und verweigerte daher ihre Zustimmung zu diesem Geschäft: "Voraussetzung für eine Genehmigung sei, dass ein angemessener Kaufpreis bezahlt werde. Lediglich die Verpflichtung zum Unterhalt des Friedhofs genüge nach Auffassung der Aufsichtsbehörde als angemessene Entschädigung nicht." Der Horber Bürgermeister war da anderer Ansicht: die - 1939 aufgelöste - jüdische Gemeinde sei noch die Grundsteuer schuldig und habe schließlich bislang auch nur den Friedhof unterhalten. "Das Angebot der Stadt sei daher genügend". Nach einmütiger Zustimmung der Ratsherren "verfügte" der Bürgermeister, "kein anderes Angebot zu machen". Er kam damit aber nicht durch: die Aufsichtsbehörde legte im Dezember 1942 als Kaufpreis den lächerlich geringen Betrag von 350 RM fest, wovon 100 RM zu bezahlen waren und der "Rest" für die Pflege des Friedhofes in Anrechnung gebracht werden durfte, ohne dass dabei jedoch Art und Umfang der Pflegearbeiten schriftlich festgelegt wurden. Es bedarf keiner großen Phantasie, um sich ein Bild vom jüdischen Friedhof Horbs während dieser Zeit zu machen: unkrautüberwucherte Grabstellen, umgeworfene und zerbrochene Grabsteine, zerstörte Namensinschriften...            
    
Nach dem Zusammenbruch des "Dritten Reiches" fühlte sich die Stadt, de jure noch Eigentümerin des Friedhofes, zu einer gewissen Fürsorge verpflichtet: "Im jüdischen Friedhof sind vor längerer Zeit, anscheinend bereits in den Tagen des Zusammenbruchs, jüdische Grabsteine umgeworfen worden. Die Täten werden in den Kreis etlicher früherer Nationalsozialisten vermutet. Es wird beschlossen, dieselben festzustellen und zur Instandsetzung des Friedhofs heranzuziehen"  (Gemeinderatsprotokoll vom 27.4.1949). Ob diesem Beschluss ein Erfolg beschieden war, mag bezweifelt werden. Im April 1949 verlangte die Israelitische Kultusvereinigung als Rechtsnachfolgerin der Horber jüdischen Gemeinde von der Stadt die "Nichtigkeitserklärung" des Kaufvertrags vom 4.12.1942 und "die Herausgabe dieser Grundstücke". Der Gemeinderat zeigte sich einsichtig und verzichtete auf einen Prozess in der Hoffnung, "dass durch die Nichtigkeit der Verträge auch die Unterhaltslast des Friedhofs hinfällig geworden" sei. Im Oktober wurde durch "rechtskräftiges Urteil der Restitutionskammer beim Landgericht Rottweil... die Stadt zur Herausgabe der beiden Grundstücke verpflichtet". Die Stadt akzeptierte das Urteil. Darüber hinaus beschloss der Gemeinderat "nach Beratung... einstimmig, die Betreuung des Judenfriedhofs durch die Stadt zu übernehmen, falls der Eigentümer hiezu aus irgendwelchen Gründen nicht in der Lage ist" (Gemeinderatsprotokoll vom 24.8.1950). Dabei blieb es bis zur Gegenwart.        
    
Im Spätherbst 1999 wurde von der Stadt Horb auf dem Gelände des Friedhofs ein Gedenkstein aufgestellt. Mit ihm soll nicht nur an die jüdischen Opfer des Nazi-Terrors, sondern auch an die lange und wechselvolle Geschichte der Horber Juden erinnert werden.    
   
    

Links und Literatur

bulletWebsite der Stadt Horb   
bulletFarbfoto des Friedhofes in der Homepage der Stadt Horb   
bulletWebsite des Zentralarchivs Heidelberg mit Informationen zum jüdischen Friedhof Horb 
bulletZur Seite über die Synagoge Horb (interner Link)  

Literatur:

bulletMartin-Gerbert-Gymnasium Horn / Otto-Hahn-Gymnasium Nagold (Hg.), Schattenrisse. Eine Annäherung an die Geschichte der jüdische Gemeinde von Horb am Neckar 2000. In diesem Buch findet sich eine Gesamtdokumentation des jüdischen Friedhofes mit Inschriften und (bei hebräischen Texten) deren Übersetzungen.  
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Vom Leben in Horb am Neckar. Die jüdische Gemeinde und ihr Friedhof. Hrsg. vom Stadtarchiv Horb und vom Träber- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen. Dritter Band der Reihe "Jüdische Friedhof der Stadt Horb". Festeinband. Fadenheftung, 413 S., 2019. ISBN 978-3-95505-118-5. € 30,00.   
Der dritte Band in der Reihe „Jüdische Friedhöfe der Stadt Horb“ beschreibt, wie sich in einem Zeitraum von etwa 80 Jahren in Horb inmitten einer überwiegend katholischen Nachbarschaft eine vielfältige schwäbisch-jüdische Kultur entwickelte. Umfangreiche Recherchearbeiten im Stadtarchiv bilden die Grundlage, auf der 32 Autor*innen diese Geschichte erzählen. In enger Zusammenarbeit mit dem Rexinger Synagogenverein ist eine fundierte Dokumentation zur Entstehung, Blüte und Vernichtung der jüdischen Gemeinde in Horb entstanden.  

  
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013