Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Geisig mit Gemmerich (Rhein-Lahn-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Geisig bestand eine jüdische Gemeinde von etwa 1890 bis 1939. Die jüdische Geschichte am Ort geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück: 1780 werden erstmals zwei "Schutzjuden" (vermutlich mit Familien) am Ort genannt. 1812 werden auch zwei jüdische Familien in Gemmerich erwähnt. Die in Geisig lebenden Juden gehörten zur jüdischen Gemeinde in Miehlen; nach 1842 waren sie zeitweise der Kultusgemeinde Singhofen, zeitweise der Gemeinde in Miehlen zugeteilt. In den 1860er-Jahren bestimmte Rabbiner Dr. Hochstädter (Bad Ems), dass die Familien der Gemeinde in Miehlen, aber dem Schulverband Singhofen angehörten.  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: In Geisig 1843 19 jüdische Einwohner (5,8 % von insgesamt 330 Einwohnern), 1867 5 jüdische Familien, 1871 24 (7,5 % von 318), 1885 22 (6,7 % von 330), 1895 22 (6,8 % von 326), 1905 18 (6,8 % von 285). In Gemmerich lebten 1843 18, 1905 13 jüdische Personen.   
      
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal, seit 1895 eine Synagoge (s.u.). Von weiteren Einrichtungen ist nichts bekannt. Der Unterricht der jüdischen Kinder wurde durch den jüdischen Lehrer aus Singhofen erteilt. Einen eigenen Lehrer (Vorbeter, Schochet) konnten sich die wenigen jüdischen Familien in Geisig und Gemmerich nicht leisten. Die Vorbeterdienste wurden ehrenamtlich durch Gemeindeglieder versehen. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Bad Ems. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Dachsenhausen beigesetzt (zumindest seit der Anlage dieses Friedhofes um 1915). 
    
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gemeinde Alfred Löwenberg (Geisig; geb. 20.5.1889 in Geisig, gef. 28.7.1918) und Hermann Heilbronn (Gemmerich; geb. 20.2.1872 in Gemmerich, gef. 21.2.1918).   
    
1924, als zur jüdischen Gemeinde Geisig 22 Personen in Geisig (7,0 % von 298 Einwohnern) und 15 in Gemmerich gehörten, waren die Vorsteher der Gemeinde Louis Heilbronn, R. Löwenberg und Abraham Löwenthal. 1924 waren auch die in Niederbachheim lebenden elf jüdischen Personen der Gemeinde Geisig zugeteilt. 1932 wird als Gemeindevorsteher nur Louis Heilbronn genannt. Damals lebten 18 Gemeindeglieder in Geisig, 12 in Gemmerich.    
        
Nach 1933 sind bis 1939 alle jüdischen Gemeindeglieder (insgesamt gehörten noch sechs bis acht Familien zur Gemeinde) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen (Frankfurt und Bad Nauheim) beziehungsweise ausgewandert (eine Abmeldung vom Januar 1939 lautet nach London). Beim Novemberpogrom 1938 kam - nach der örtlichen Schulchronik - ein Trupp auswärtiger SS-Leute nach Geisig, zündete die Synagoge an und plünderte die jüdischen Häuser im Dorf.   
      
Von den in Geisig geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hedwig Grünebaum geb. Löwenberg (1892), Emil Heilbronn (1874), Kathinka Heilbronn geb. Simon (1883), Lina Heilbronn geb. Heilbronn (1871), Louis Heilbronn (1869), Rosa Heilbronn geb. Frank (1873), Bella Löwenberg (1894), Cäcilie Löwenberg geb. Levita (1885), Edith B. Löwenberg (1924), Erich Löwenberg (1914), Karl Löwenberg (1880), Karoline Löwenberg (1883), Max Löwenberg (1920), Abraham Löwenthal (1895), Paula Löwenthal (1894), Emma Rosenthal geb. Heilbronn (1884), Elsbeth Tobias (1933), Helga Tobias (1938), Johanna Tobias geb. Heilbronn (1905). 
    
Von den in Gemmerich geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emmy Grüneberg geb. Jonas (1915), Martha Grüneberg geb. Jonas (1913), Gaston Heilbronn (1865), Jettchen Heilbronn geb. Sonnenberg (), Max Heilbronn (1903), Siegmund Heilbronn (1873), Adolf Jonas (1885), Frieda Jonas (1882), Klara Jonas geb. Adler (1878), Gustav Joseph (1866), Martha Moses geb. Heilbronn (1905), Clara Steinmüller geb. Sender (1869). 
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 

Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde wurden in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch nicht gefunden.

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge               
    
Ein Betsaal war nach Angaben bei Arnsberg (Bd. I S. 239) seit 1868 vorhanden. Vermutlich handelte es sich dabei um einen Betsaal in einem der jüdischen Häuser. In den 1890er-Jahren konnten die jüdischen Familien, vermutlich unter großen Opfern und mit Hilfe von Spenden / Kollekten eine kleine Synagoge erbauten, die am 2. August 1895 durch Bezirksrabbiner Dr. Weingarten eingeweiht wurde.     
    
Die Einweihung der Synagoge in Geisig am 2. August 1895  

Geisig AZJ 16081895.jpg (117279 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. August 1895: "Geisig, 9. August (1895). Hier fand am 2. dieses Monats die Einweihung der neu erbauten Synagoge statt. Die Weiherede hielt Bezirksrabbiner Dr. Weingarten in Gegenwart vieler jüdischer und christlicher Gäste und fesselte durch seine ergreifenden Worte alle Zuhörer. Die Dörfer der Umgegend hatten sämtlich Deputationen zum Feste geschickt, doch sie mussten vor der Synagoge Platz nehmen, weil der enge Raum sie nicht fassen konnte. Die Festversammlung, die am Abend stattfand, legte besonders Zeugnis ab von dem friedlichen harmonischen Verhältnis, in dem die gesamte andersgläubige Bürgerschaft mit den israelitischen Mitbürgern sich befindet. Die Reihe der Reden wurde von Herrn Bezirksrabbiner Dr. Weingarten durch den begeistert ausgebrachten und begeistert aufgenommenen Kaisertoast eröffnet. Lehrer Friedberg aus Koblenz toastete auf die Zivilgemeinde, und der Bürgermeister des Ortes auf die jüdische Gemeinde. Die Festlichkeit am nächsten Tage wurde eingeleitet durch eine treffliche Predigt des Herrn Dr. Weingarten. Das ganze Fest nahm einen sehr schönen Verlauf."

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge laut der örtlichen Schulchronik durch einen Trupp von auswärtigen SS-Leuten niedergebrannt. Die Brandruine wurde beseitigt.   
    
Das Synagogengrundstück wird bis heute im Auftrag der Ortsgemeinde von einem Nachbarn gepflegt.   
    
    

Adresse/Standort der Synagoge
Lärchenweg  
   
   
Fotos  
(Quelle der historischen Karte: Ortsgemeinde Geisig; übersandt von Berthold Krebs, Geisig) 

Die ehemalige Synagoge in Geisig Geisig Synagoge 100.jpg (59234 Byte)    
    Die Synagoge: durch Kreis markiert      
             
Geisig Synagoge 030.jpg (59200 Byte) Geisig Synagoge 031.jpg (42810 Byte) Geisig Synagoge 032.jpg (18370 Byte)
Die historische Karte zu Geisig mit der Synagoge (ohne Kreismarkierung) - Mitte und rechts Ausschnittvergrößerungen der Karte links  
      
Grabstätte der Geisiger Juden: 
Friedhof Dachsenhausen
Dachsenhausen Friedhof 106.jpg (113061 Byte)    
   Grabstein für Löb Löwenberg aus Geisig (1851-1920) 
im jüdischen Friedhof Dachsenhausen
  
         
        

             
               

Links und Literatur

Links:

Website der Gemeinde Geisig 
Website der Gemeinde Gemmerich  

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 239.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 406-407. 
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 163 (mit weiteren Literaturangaben).

    
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Geisig  Hesse-Nassau.  Numbering 24 (7 % of the total) in 1871, the Jews only established an independent community around 1890. By December 1939 it had ceased to exist.  
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 23. Dezember 2014