Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

    
Zurück zur Übersicht: "Jüdische Friedhöfe in der Region"  
zur Übersicht über die jüdischen Friedhöfe in Unterfranken  
   

Euerbach (Kreis Schweinfurt) 
Der jüdische Friedhof
(die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer) 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletZur Geschichte des Friedhofs  
bulletTexte der Hinweistafeln auf dem Friedhof  
bulletFotos  
Historische Fotos  
Neuere Fotos  
bulletBerichte zum Friedhof  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
Siehe Seite zur Geschichte der Synagoge in Euerbach (interner Link)      
    
    
Zur Geschichte des Friedhofs                
    
Nach einer im Adelsarchiv der Herren von Münster erhaltenen Urkunde erwarb die jüdische Gemeinde in Euerbach am 31. Juli 1672 vom Dorfherrn Adam Ulrich von Steinau einen Acker an der Hasenklinge unterhalb des "Euerbacher Wäldchens", also ein Grundstück im Bereich des heutigen Friedhofes zur Errichtung eines Begräbnisplatzes. Der Friedhof musste mindestens 50 bayerische Ellen von der nächsten Bebauung entfernt sein. Von Steinau legte auch fest, dass bei einer Seuche die Bestattung auch an Sonn- und Feiertagen durchzuführen war. Die Gebühr betrug damals zwölf 'Batzen' für einen Erwachsenen und 6 'Batzen' für ein Kind. Der Friedhof war nach dem Vertrag von 1672 Begräbnisstätte vor allem für die in Euerbach, Niederwerrn, Obbach und Westheim bei Hammelburg lebenden Juden ("Ich Adam Ulrich von Steinau ... dass ich einer gesambten Judenschaft allhier in Euerbach wie auch deren gesambten zu Niederwerrn, Oppach u. Westheim an der Sahl ... verkauft und erblich zu kauffen gegeben habe ... Geschehen Euerbach, den 31. Juli des 1672. Jahres").  
   
Erste Aufzeichnungen einer Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) stammen aus dem Jahr 1703. Der Friedhof wurde bereits 1734 erweitert, als die Gemeinde einen halben Morgen Land von einem Hanß Georg Böhm für 25 Gulden kaufte. Weitere Vergrößerungen erfolgten 1835 (ein Viertel Morgen Land) und bis 1936. Bis ins 20. Jahrhundert wurden auf dem Friedhof vor allem Juden aus den ehemaligen Ritterdörfern Euerbach, Obbach, Niederwerrn sowie Geldersheim und Kützberg beigesetzt. 
  
Nach den Forschungen von Elisabeth Böhrer wurden auf dem Friedhof in Euerbach auch nach der Anlegung eines eigenen jüdischen Friedhofes 1874 in Schweinfurt weiterhin einzelne jüdische Verstorbene aus Schweinfurt beigesetzt.  
   
Der Friedhof hat eine Größe von 83,60 ar und weist 1.171 Grabstätten auf. 1897 wurden Knochen, die man auf dem Grundstück des historischen jüdischen Friedhofes in Schweinfurt fand, in Euerbach beigesetzt. Auf dem Friedhof wurden bis 1940 Beisetzungen vorgenommen. 
    
Im November 1938 wurde der Friedhof von Angehörigen der Hitlerjugend teilweise zerstört. Irreparable Schäden sind dadurch entstanden. Der Leichenwagen der Chewra Kaddischa von Obbach und Niederwerrn wurde am 12. Juli 1939 von Unbekannten in Euerbach verbrannt. Die Behörden vermuteten, dass diese Tat aus Protest dagegen verübt wurde, dass die Bruderschaft einen christlichen Kutscher beschäftigte.

Um 1807 wurde ein Taharahaus erbaut (mit einem zusätzlichen kleinen Nebenhaus). Es stand - vom heutigen Eingang aus - auf der rechten Seite. Der Zeitpunkt des Abrisses (wegen Baufälligkeit oder mutwilliger Zerstörung) ist nicht bekannt. 
Anmerkung: Ein Taharahaus wird auf Grund des Alters dieses Friedhofes bereits im 17./18. Jahrhunderts vorhanden gewesen sein.      
    
    
Aus der Geschichte des Friedhofes 
Ausschreibung der Stelle eines Begräbnisverwalters (1901)
  

Euerbach Israelit 25041901.jpg (74419 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1901: "Die Stelle eines Begräbnisverwalters in Euerbach, bei Schweinfurt, Unterfranken, mit einem Gehalt von Mark 200 nebst ca. Mark 200 Nebenverdienst und freier Wohnung ist zu besetzen. Auch könnte die Stelle als Schochet mit einem Ertrag von beiläufig Mark 200 übernommen werden. Bewerber, welche deutsche Reichsangehörige sein müssen, wollen sich an Unterzeichneten wenden. 
Niederwerrn bei Schweinfurt, 21. April. 
S. Grünebaum, Kultusvorstand."   

     
     
     
Lage des Friedhofes  
    
Der Friedhof liegt außerhalb (ca. 1 km westlich) des Ortes in Richtung Obbach auf einer Wiesenanhöhe am Waldrand rechts der Straße. Der Weg zum Eingangstor führt über eine Wiese.   
  
Link zu den Google-Maps   
 
Führungen auf dem Friedhof sind nach Vereinbarung möglich: Anfragen über Harri Winter (Tel. 09726/8690) und über das Rathaus (Tel. 09726/9155-0).
    
    
    
Texte der Hinweistafeln auf dem Friedhof 
(die kursiven Anmerkungen in Klammer wurden vom Webmaster ergänzt - Dank an Elisabeth Böhrer für die Hinweise) 

Euerbach Friedhof 203.jpg (97710 Byte)Geschichte. Im Jahr 1672 erwarb die jüdische Gemeinde in Euerbach vom Dorfherrn Adam Ulrich von Steinau ein Grundstück im Bereich des heutigen Friedhofs zur Errichtung eines Begräbnisplatzes. Der Friedhof wurde bereits im Jahre 1734 erweitert, weitere Vergrößerungen erfolgten 1835 und 1936*.  
Der Friedhof musste zum Zeitpunkt seiner Gründung 'mindestens 50 bayerische Ellen' von der nächsten Bebauung entfernt sein. Von Steinau legte auch fest, dass bei einer Seuche die Bestattung auch an Sonn- und Feiertagen durchzuführen war. Die Gebühr betrug damals 12 'Bazen' für einen Erwachsenen und 6 'Bazen' für ein Kind.
Auf dem Friedhof wurden bis 1940 Bestattungen vorgenommen. Hier fanden jüdische Mitbürger überwiegend aus den ehemaligen Ritterdörfern Euerbach, Obbach und Niederwerrn ihre letzte Ruhestätte. Der Friedhof hat eine Größe von 8.400 qm und weist 1.171 Grabsteine auf.
Die jüdische Gemeinde in Euerbach rekrutierte sich hauptsächlich aus den im 16. Jahrhundert aus Schweinfurt vertriebenen Juden, die sich hier neu ansiedelten. Die jüdische Gemeinde zählte im Jahr 1800 55 Mitglieder, 1835 waren 93 der insgesamt 450 Einwohner jüdischen Glaubens. In den folgenden Jahren hat die Zahl der jüdischen Einwohner - wahrscheinlich wegen Abwanderung - stark abgenommen, so konnten im Jahr 1900 nur noch 8 Personen gezählt werden.
Zum Eigentum der Gemeinde gehörten neben dem Friedhof mit dem Taharahaus (= Waschhaus) eine Synagoge, eine Schule und ein Gebäude zur Unterstellung des Leichenwagens. Die Synagoge und die Schule wurden verkauft und für den Neubau von Wohnhäusern abgerissen.** Die Abstellhalle des Leichenwagens ging ebenfalls in Privatbesitz über.
Da sich die jüdische Gemeinde 1912 mangels Mitglieder auflöste***, sind kaum Einzelheiten aus dieser Zeit bekannt. Das Taharahaus wurde wahrscheinlich während des 3. Reiches zerstört. Im November 1938 wurde der Friedhof durch die Hitlerjugend geschändet; hierbei sind irreparable Schäden entstandet. Der Leichenwagen wurde im Juni 1939 verbrannt. Bei den älteren Einwohnern von Euerbach heißt der Friedhof heute noch 'Bsoulom', abgeleitet vom hebräischen bet olam = Haus des Ewigkeit.
Nehmen Sie bitte Rücksicht auf die Würde des Friedhofes!  
Gräber.
Gräber auf jüdischen Friedhöfe setzen sich aus zwei Teilen zusammen: ein kleines Stück Land für den Verstorbenen und darauf stehend ein Grabstein. Da im Judentum die ewige Totenruhe gilt, darf ein angelegtes Grab nicht mehr aufgelöst oder verändert werden. Das Grab ist für die Ewigkeit bestimmt. 
Dieser Grundsatz gilt auch, wenn z.B. ein Baum einen Grabstein zu verrücken droht. Das Grab und alles, was auf dem dazugehörigen Stück Land wächst und gedeiht, gehört nach dem jüdischen Verständnis dem Toten. Aus drei Gründen darf die Totenruhe gestört werden: Zum ersten, wenn ein Toter von einem Privatgrundstück auf einen Friedhof überführt werden soll, zum zweiten, wenn Verstorbene von privatem Grund oder drittens - von Friedhöfen nach Israel überführt werden sollen."
Vor der Bestattung findet die Waschung und eine Feier statt, bei der die vorgeschriebenen Gebete gesprochen werden. Anschließend wird der Verstorbene ins Grab gelegt. In Euerbach wurden die Verstorbenen wahrscheinlich, auf dem Rücken liegend und mit den Füßen nach Osten gerichtet, bestattet. Der Stein befindet sich somit am Kopfende, die Inschrift zeigt ebenfalls Richtung Osten. Es ist anzunehmen, dass der Tote nach Osten, nach Jerusalem blickt.
Die Grabsteine (Mazzeva) wurden im Regelfall am ersten Todestag (sc. ein Jahr nach dem Tod) aufgestellt. Üblicherweise wurden christliche Steinmetze mit dieser Arbeit beauftragt, da den Juden die Ausübung des Handwerks verboten war. Die hebräischen Vorlagen wurden von einem Gelehrten (z.B. Rabbi) erstellt, da der Steinmetz meist der hebräischen Schrift und Sprache nicht mächtig war. 
Auch vor Ort findet man auf den Grabsteinen kleine Steine. Dieser Brauch deutet auf einen Besucher des Grabes hin. Eine Interpretation von vielen besagt, dass der Stein als Erinnerung an die Wüstenzeit Israels dient, als man die Gräber zum Schutz vor Tieren mit Steinen bedeckte."
Euerbach Friedhof 201.jpg (90424 Byte)Grabsteine. Die lange Geschichte des Friedhofes zeigt sich neben der Natur insbesondere an der Zahl und der Vielfalt der Grabsteine. Auffallend ist, dass die Steine aus der Zeit des Mittelalters (sc. besser: bis zur 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts) von der Bearbeitung und Gestaltung her ziemlich einheitlich sind. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts sind Elemente der christlichen Kultur sichtbar. Die einheitliche Gestaltung aus einheimischen Steinarbeiten wurde abgelöst durch Steine wie Syenit, Granit, Marmor oder Zementguss. Ebenso kamen schwarze oder weiße Inschriftenplatten hinzu, die das Bild der Einheitlichkeit zerstörten.
Die Euerbacher Juden gehörten zu den aschkenasischen Juden, die ausschließlich stehende Steine aufstellten. Form und Gestaltung der Steine und der Frontseite sind unterschiedlich; sie waren vom Geschmack der Gemeinde und dem örtlichen Steinmetz abhängig. Die verschiedenen Epochen haben ihre Spuren hinterlassen. Während des Mittelalters wurden weitgehendst Grabstelen verwendet, wobei auf Schmuckelemente verzichtet wurde. Im Laufe der Zeit wurde diese Strenge aufgelöst, für die jeweilige Epoche typische Stilelemente kamen hinzu. Zum Ende der Belegung hin sind kaum noch Unterschiede bei der Grabsteingestaltung zwischen jüdischen und christlichen Friedhöfen feststellbar. 
Während im Mittelalter die Inschrift des Steines ausschließlich in der hebräischen Sprache abgefasst war, kamen im Laufe des 19. Jahrhunderts Inschriften in deutscher Sprache dazu. Teilweise wurde die hebräische Sprache auf dem Stein verdrängt. Auch Schriftbild und sprachlicher Ausdruck haben sich wie die Gestaltung im laufe der Jahrhunderte verändert. 
Auffallend ist auch die Vielfalt der verwendeten Grabsymbole. Die Vielfalt dieser Darstellungen sprengt den Rahmen dieser Infotafeln.
  
Die auf der Info-Tafel gemachten Angaben sind nach den Recherchen von Elisabeth Böhrer teilweise nicht korrekt - ihre Anmerkungen dazu: 
* Außer 1734 und 1835 erfolgten im Zeitraum bis 1936 noch weitere Vergrößerungen der Friedhofsfläche. 
** Das ehemalige Synagogengebäude und das ehemalige Schulgebäude wurden nicht abgebrochen. Die Gebäude sind als Wohnhaus erhalten, siehe Seite zur Synagoge
*** Die Gemeinde wurde bereits im Juli 1901 aufgelöst. 

   
   
Fotos 
Historische Fotos 

(Quelle: die Fotos entstammen der Fotosammlung Theodor Harburger und wurden am 19. Juli 1929 angefertigt. Die Originale der Dias sind in den Central Archives Jerusalem; die Fotos sind veröffentlicht in: Theodor Harburger: Die Inventarisierung s.Lit., eines auch in: Pinkas Hakehillot Bavaria hg. von Yad Vashem Jerusalem)

Euerbach Friedhof 010.jpg (83906 Byte) Euerbach Friedhof 011.jpg (97385 Byte)
Grabstein des Schtadlan Naphtali Abraham 
von Niederwerrn, gestorben 13. Nissan 5495
 (5. April 1735) 
Grabstein der Frau Rechla, Tochter des Ascher,
 gestorben 28. Cheschwan 5518 
(11. November 1757) 

   
   
Neuere Fotos
(Die Fotos in der oberen Fotozeile von Jürgen Hanke, Kronach; die übrigen Fotos wurden von Klaus Kurre, Mainberg angefertigt und dürfen nicht ohne Genehmigung weiter verwendet werden. Hochauflösende Aufnahmen und weitere, hier nicht hinterlegte Bilder können per Mail bei Klaus Kurre angefordert werden)
.     

Euerbach Friedhof 120.jpg (73365 Byte) Euerbach Friedhof 121.jpg (63147 Byte)   
Das Eingangstor  Blick über den Friedhof    
       
Euerbach Friedhof 107.jpg (84221 Byte)Euerbach Friedhof 106.jpg (74072 Byte) Euerbach Friedhof 105.jpg (76101 Byte)Euerbach Friedhof 104.jpg (56432 Byte)   
Informationstafeln zum Friedhof Euerbach, die im Rahmen eines Sommercamps des
 Internationalen Jugendgemeinschaftsdienstes im Sommer 2000 von Jugendlichen aus
 verschiedenen Ländern errichtet wurden.
  
   
Euerbach Friedhof 108.jpg (75891 Byte) Euerbach Friedhof 102.jpg (96416 Byte) Euerbach Friedhof 101.jpg (98054 Byte)
Ansichten des Friedhofes
 
Euerbach Friedhof 103.jpg (99283 Byte) Euerbach Friedhof 100.jpg (102701 Byte)  
  Spuren der Zerstörung auf 
diesem Grabstein 
 
     
Obbach Friedhof 242.jpg (39262 Byte) Obbach Friedhof 241.jpg (36304 Byte) Obbach Friedhof 240.jpg (37809 Byte)
Reihe oben: Fotos von einer Seite der evangelischen Kirchengemeinde Obbach über eine Führung zum jüdischen Friedhof 
in Euerbach am 18. Juni 2005 unter Begleitung von Harri Winter (Euerbach) 
      
       
Der Friedhof im Frühjahr 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.4.2007)
    
Euerbach Friedhof 200.jpg (53247 Byte) Euerbach Friedhof 218.jpg (68057 Byte) Euerbach Friedhof 202.jpg (51429 Byte)
Hinweistafel    Plan zur Geschichte der Belegung des
 Friedhofes auf einer der Info-Tafeln 
   
     
Euerbach Friedhof 215.jpg (109097 Byte) Euerbach Friedhof 209.jpg (115657 Byte) Euerbach Friedhof 213.jpg (137923 Byte)
Teilansichten des Friedhofes
 
Euerbach Friedhof 204.jpg (99287 Byte) Euerbach Friedhof 217.jpg (113557 Byte) Euerbach Friedhof 205.jpg (122888 Byte)
  Rechts: Harri Winter, seit Jahrzehnten
 Betreuer und Kenner der Friedhofes
Grabsteine des 20. Jahrhunderts, rechts
 für Mendel Fränkel von Obbach
 (1868-1932) sowie Gedenkinschriften
 für die in der NS-Zeit ermordeten Fanny
 Fränkel und Bertha Fleischhauer
 
 
     
Euerbach Friedhof 207.jpg (127605 Byte) Euerbach Friedhof 216.jpg (113590 Byte) Gebet Friedhof 100.jpg (113085 Byte)
Rein hebräisch beschriftete Grabsteine;
 alle Verstorbenen aus Schweinfurt:
 links und Mitte Ehepaar Leopold (?), 
rechts Isaak Schreiber
Oben links kein Grabstein, sondern Stein mit dem Text des 
Gebetes beim Eintreten in den Friedhof
(rechts Textblatt mit dem auf 
dem Grabstein stehenden Text aus: M.J. Beihoff: Kaddisch. 
Ausgabe Düsseldorf 1990 S. 40-41) 
     
Euerbach Friedhof 210.jpg (125518 Byte) Euerbach Friedhof 211.jpg (101921 Byte) Euerbach Friedhof 206.jpg (103982 Byte)
Grabsteine mit den "segnenden Händen" der Kohanim; der linke Grabstein wie oben
 (historische Aufnahme) ist der Grabstein des Schtadlan Naphtali Abraham von 
Niederwerrn, gest. 13. Nissan 5495 (5. April 1735); der rechte Stein (von 1834) 
ist auch mit dem Symbol des "Hirsches" verziert.  
Grabinschrift für Moses Hammelburger 
aus Niederwerrn (1850-1906) 
 
   
Euerbach Friedhof 212.jpg (56220 Byte) Euerbach Friedhof 214.jpg (113912 Byte) Euerbach Friedhof 214a.jpg (100209 Byte)
Grabstein mit Schofar,
 Beschneidungsmesser und Klammer 
Grabstein mit Schmetterling 
   
   
Euerbach Friedhof 208.jpg (105865 Byte)  Euerbach Friedhof 219.jpg (110404 Byte)   
 Abgeknickte Rose für eine
 jung verstorbene Frau
     
     

   
   
Berichte zum Friedhof  

November 2009: Bericht zu einem besonderen Gedenkstein auf dem Friedhof  
Euerbach Friedhof 2101.jpg (81371 Byte)Foto links: Als ganz besonderer Gedenkstein, den ein Sohn 1866 zur Erinnerung an seine Eltern setzen ließ, entpuppte sich ein auffällig großer Sandstein auf dem jüdischen Friedhof Euerbach. Die Sondheimerin Elisabeth Böhrer beschäftigte sich mit der Geschichte des Steines.
Artikel von Silvia Eidel vom 19. November 2009 in der "Mainpost" (Artikel):  
"Euerbach. Erinnern und nicht vergessen. 
Der Gang zum Friedhof gehört im Monat November dazu: Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und der kommende Ewigkeits- oder Totensonntag erinnern die katholischen und evangelischen Christen an ihre Verstorbenen. Ein besonderes Gedenken an verstorbene Angehörige birgt auch der jüdische Friedhof in Euerbach: Einen auffällig großen Stein, den einst ein Sohn für seine Eltern dort setzen ließ.
  
Schon beim Hinaufgehen zum jüdischen Friedhof unterhalb des Waldes fällt der helle Stein auf: Er überragt alle anderen Grabsteine, die hier, meist schon in die Erde eingesunken, im ältesten Teil der Begräbnisstätte aus dem Jahr 1672 stehen. Dreimal so groß und breit ist er, nicht abgerundet wie die kleinen Nachbarn, sondern zugespitzt. Auf seinem Scheitel trug der Sandstein wohl noch eine Verzierung, wie ein herausragender Metallstift vermuten lässt. Eine Rosette schmückte den Stein, eingemeißelte und erhabene Säulen begrenzen das hebräische Schriftbild. 
Mehrmals erweitert. Dass dies kein Grabstein ist wie die andern, erfuhr der Betreuer des jüdischen Friedhofes, Harri Winter, bereits vor vielen Jahren von einem Besucher aus Israel. 'Auf der Seite Richtung Osten sind Gebete eingemeißelt, die die Juden beim Betreten eines Friedhofes gesprochen haben', hat Winter sich die hebräische Schrift erklären lassen. 'Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott, König der Welt...'. Ob deshalb an dieser Stelle einst der Eingang zum alten Friedhof war, ist ungewiss. Fest steht nur, dass die Begräbnisstätte aus dem 17. Jahrhundert mehrmals erweitert wurde. Schließlich fanden hier Juden aus Euerbach, Obbach, Geldersheim, Kützberg und Niederwerrn, zeitweise auch aus Schweinfurt, ihre letzte Ruhe.  
Aus der Nachbargemeinde Niederwerrn stammte auch das Ehepaar Hohna und Erele Theilhaber, dem der auffällige Gedenkstein 1866 von seinem Sohn Nathan gewidmet wurde. Das hat Elisabeth Böhrer herausgefunden, die als Gästeführerin in Schweinfurt seit Jahren Interessierten das jüdische Leben in der Stadt und den dortigen jüdischen Friedhof näher bringt. Und die aus vielen Forschungstätigkeiten immer wieder Berührungspunkte zum jüdischen Leben in Euerbach und Obbach findet. 
Elisabeth Böhrer nahm die Hilfe des Ehepaares Raaya und Ithzak Nadel beim Übersetzen der ebenfalls hebräisch geschriebenen Steinseite Richtung Westen in Anspruch. Nadel, der aus Israel stammt und im jüdischen Kurheim Eden-Park in Bad Kissingen zuständig für die Einhaltung religiöser Rituale ist, kannte Böhrer bereits von Forschungsarbeiten um den in der Rhön gebürtigen Joseph Sachs, Vater des amerikanischen Bankhausmitbesitzers Goldmann Sachs. 
Dreimal war das Ehepaar Nadel mit der geschichtsinteressierten Fachfrau zum Euerbacher Judenfriedhof gekommen, hatte den von Flechten und Moosen überzogenen Sandstein gesäubert und die Inschrift nachgezogen. Aufgefallen war dabei, dass manche Worte nicht ganz korrekt geschrieben waren. Was allerdings nicht verwundert, zumal 'der Text zum Beispiel von einem Rabbi dem christlichen Steinmetz gegeben wurde. Und der konnte in der Regel ja kein hebräisch', erklärt Böhrer. 
Anhand des jüdischen Standesregisters, das von den Ortsgeistlichen bis 1875 geführt werden musste und Geburts-, Ehe- und Sterbefälle beinhaltet, machte die Sondheimerin im Staatsarchiv Würzburg die Personen um diesen Gedenkstein ausfindig: Hohna Theilhaber war am 7. Dezember 1865 gestorben, '19. Kislev 5626', wie es auf dem Gedenkstein heißt. Seine 'tugendhafte Frau Erele', war bereits am 'heiligen Schabbat, der heilige Schabbat von Abschnitt Zav, 8. Nissan 5623', umgerechnet am 28. März 1863 gestorben. 
Ihr Sohn Nathan Theilhaber, als 'Bewohner der Hauptstadt Paris' betitelt, hatte etwa drei Monate nach dem Tod des Vaters den Stein zur Erinnerung auf dem jüdischen Friedhof setzen lassen. Dort fand Elisabeth Böhrer unter Thuja-Bäumen auch das Doppelgrab des Niederwerrner Ehepaares, das aus einer alteingesessenen, gelehrten und wohltätigen Familie kam, wie die Grabinschrift verrät. 
Nachkommen dieser Theilhabers waren von der Juden-Deportation während des Hitler-Reiches betroffen, weiß die Forscherin, 'aber viele von ihnen haben es auch geschafft'. Einer kam beispielsweise nach dem Krieg nach Deutschland zurück, er starb mittlerweile in Frankfurt. Und ausgerechnet mit dessen Familie hatte die Gedenkstein-Übersetzerin Raaya Nadel als Kind Kontakt, als sie selbst mit ihren Eltern von Israel nach Frankfurt übersiedelt war. Der jüdische Gedenkstein hält nicht nur für die Betroffenen Erinnerungen wach."     

  
   

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Euerbach   
bulletDenkmalliste des Landkreises Schweinfurt  
bulletInformationsseite zum jüdischen Friedhof Euerbach in der Website zum "Schweinfurter Land"  
bulletDokumente zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Euerbach in den Central Archives in Jerusalem (pdf-Datei)     Link zu den Central Archives Jerusalem  
bulletZur Seite über die Synagoge in Euerbach (interner Link)  

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988. S. 50-51; 1992² S. 55-56.  
bulletMichael Trüger: Der jüdische Friedhof Euerbach. In: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. 11. Jahrgang 1997, Nr. 74 vom Oktober 1997 S. 22-23.   Online zugänglich über Seite des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern   
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 290. 
bulletTheodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst und Kulturdenkmäler in Bayern. Hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem und dem Jüdischen Museum Franken-Fürth & Schnaittach. Fürth 1998 Bd. 2 S. 180-181 (zu Euerbach).   

  
   

                   
vorheriger Friedhof     zum ersten Friedhof    nächster Friedhof   

              

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013