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Zurück zur Seite über die Jüdische Geschichte/Synagoge
in Eisenach      
   
Eisenach (Kreisstadt,
Thüringen) 
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes 
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Eisenach wurden in jüdischen Periodika
gefunden.  
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am
14.12.2014.     
       
       
Übersicht: 
 
    
    
Allgemeine
Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zur
jüdischen Geschichte in Eisenach (Bericht von 1877)   
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar
      1877: "Aus Thüringen. Aus Thüringen dringt von den
      israelitischen Gemeinde- und Kultuszuständen selten etwas in die
      Öffentlichkeit. Wenn man, gestützt auf den Ausspruch Schillers, dass der
      Staat und die Frauen die besten seien, welche am wenigsten von sich reden
      machen, jene Zustände dieserhalb für vollkommen und in jeder Beziehung
      mustergültig halten wollte, so dürfte das doch nicht ganz zutreffend
      sein. Der Hauptgrund liegt wohl darin, dass Thüringen bis jetzt nur wenig
      jüdische Gemeinden zählt. Das Wohnrecht der Juden war dort bis vor dem
      Eintritte der Freizügigkeit auf nur wenige Orte beschränkt. Das
      Freizügigkeitsgesetz hat diesen Wall durchbrochen. Seitdem haben sich
      Juden auch in solchen Ortschaften niedergelassen, welche früher keine
      hatten, aber nur vereinzelt, sodass neue Gemeindebildungen daraus noch
      nicht hervorgehen konnten. Dass solche Vereinzelung dem religiösen Leben
      nicht förderlich ist, dasselbe vielmehr erschwert und schädigt, ist
      begreiflich. Nur einige größere Städte, welche bereits bestehende
      Gemeinden hatten, haben diese durch Zuzug schnell anwachsen sehen. Zu
      diesen gehört auch Eisenach, mit welchem wir heute unsere
      Thüringer Umschau eröffnen wollen.    
      Vor ca. 25 Jahren wohnten in Eisenach nur zwei jüdische Familien, deren
      Wohnberechtigung daselbst noch viel weiter zurückdatiert. Vor 60 Jahren
      durfte außer diesen kein Jude in der Stadt übernachten. Im Jahre 1864
      war die Zahl der hier ansässigen Familien bereits auf 12-14 angewachsen,
      da von Seiten der Stadt dem Zuzuge keine großen Schwierigkeiten
      entgegengesetzt wurden. Diese konstituierten sich um diese Zeit als
      selbstständige Gemeinde. Der jetzt hier noch amtierende Lehrer und
      Vorbeter, Herr Heidungsfeld, ein Schüler des hiesigen
      Schullehrerseminars, war vor der Konstituierung der Gemeinde hier schon
      wohnhaft und hat daher bei derselben mit zu Gevatter gestanden. Für den Aufbau
      und die friedliche Weitergestaltung der jetzt bis zu 60 Familien
      angewachsenen Gemeinde war es sicher ein Glück, dass dieser in
      religiöser Beziehung der konservativen Richtung angehört. Er bildete
      dadurch für einen großen Teil der Zugezogenen, welche, im Gegensatze zu
      den ursprünglichen Mitgliedern, der orthodoxen Richtung angehören, einen
      konservativen Mittelpunkt und das Bindemittel, den friedlichen
      Zusammenhang der Gemeinde zu ermöglichen, da er durch friedliches Wesen
      und richtigen Takt jede Kollision zu vermeiden und den Ansprüchen aller,
      die unser den obwaltenden Umständen möglichste Befriedigung zu
      verschaffen weiß. Die Gemeinde hat seine Leistungen auch bereits durch
      mehrmalige, ihrer jeweiligen Mitgliederzahl entsprechende
      Gehaltssteigerung anerkannt.   
      Die Gemeinde hat kurz nach ihrer Konstituierung ein eigenes Haus erworben,
      in welchem sich die Lehrerwohnung, sowie auch das Betlokal, ein
      geräumiger Saal, befinden. Eine eigentliche Synagoge besitzt sie noch
      nicht. Das Bedürfnis zum Bau einer solchen ist in höchst dringender
      Weise vorhanden, da der jetzige Betsaal an den Festtagen die Besucher
      nicht mehr zu fassen vermag und an Jom Kippur und bei Neujahrsfest
      ein Teil der Gemeinde ausquartiert werden muss. Die Mehrzahl der Gemeinde
      dürfte auch wohl für den Synagogenbau gestimmt sein; aber man hat diese
      Frage bis jetzt noch nicht vor die Gemeindeversammlung gebracht. Man
      scheint diesen Punkt gern so lange als möglich unberührt lassen zu
      wollen, weil es eben ein - Geldpunkt ist. Wir halten diesen Punkt nicht
      für so unwesentlich, dass man ihn nciht sehr reiflich zu erwägen hätte;
      aber eine Gemeinde von 60 fast lauter wohlhabenden, ja sogar einigen sehr
      reichen Mitgliedern hat wahrlich nicht Ursache, vor demselben so sehr
      zurückzuschrecken, dass sie nicht einmal an die gemeinsame Erörterung
      desselben gehen dürfen. Wie beschämend ist diesem gegenüber das
      Beispiel so mancher kleinen Landgemeinde! Als David zur Ruhe gelangt war
      und sich ein prächtiges Haus gebaut hatte, führte er sich innerlich beruhigt
      durch den Gedanken: 'Siehe doch! Ich wohne in einem Hause von Zedern
      und die Lade Gottes wohnt unter dem Teppich' (2. Samuel 7,2). Möchten
      die reichen Mitglieder der Eisenacher Gemeinde, wenn sie in ihren
      Prunkzimmern sich bewegen und behaglich fühlen, auch zuweilen eine
      ähnliche Beunruhigung empfinden!  Der Gottesdienst findet noch
      ziemlich in althergebrachter Weise statt, sodass auch der orthodoxen
      Richtung Angehörige in demselben Befriedigung suchen und finden könnten.
      Die Pijutim (Melodien) und Jozrot (Zusatzgebete) für die
      Samstage sind indessen völlig, die           | 
   
  
     für
      die Festtage teilweise abgeschafft. Eine durchaus durch nichts zu
      rechtfertigende, mit der Schrift in geradem Widerspruche stehende Reform
      besteht darin, dass am Sukkotfeste nicht einmal der Vorbeter Esrog und
      Lulaw beim Gottesdienste in die Synagoge bringen darf. In dieser Hinsicht
      ist die Eisenacher Synagoge sicher ein Unicum. Und dabei betet man das
      Jozer, welches auf diese Handlung Bezug hat, und liest die betreffende
      Vorschrift aus der Tora vor! Sieht das nicht wie Spott aus? Der
      Landesrabbiner hat es bis jetzt noch nicht vermochte, eine Änderung
      herbeizuführen.   
      Als eine erfreuliche Tatsache ist zu berichten, dass sich hier schon vor
      etwa sechs Jahren zwei Chebro's (religiöse Vereine) gebildet haben, eine
      Männer-Chebro, deren Zweck sich auf allsabbatliches 'Lernen' beschränkt,
      und eine Frauenchebro, welche wohltätige Ziele verfolgt.   
      Der vor mehreren Jahren als Landrabbiner ins Großherzogtum Weimar
      berufene und in Stadtlengsfeld
      wohnhafte Herr Dr. Kroner, früher Seminardirektor in Münster, gehört
      der orthodoxen Richtung an. In Folge dessen hat er mit den auf der
      entgegengesetzten Seite Stehenden schon manchen Kampf zu bestehen gehabt.
      Dieselben verhalten sich zum Teile ihm gegenüber immer noch abwehrend;
      doch hat die in der Tat sehr bedeutende Rednergabe dieses noch jungen
      Mannes ihn schon viel Boden innerhalb seiner Gemeinden gewinnen lassen und
      ebnet ihm die Herzen der seiner Seelsorge Unterstellten mehr und mehr,
      sodass sich mit der Zeit auch von dieser Seite ein freundliches
      Entgegenkommen hoffen lässt. In Stadtlengsfeld
      selbst hat sich seit dem Dortsein des jetzigen Landrabbiners wieder ein
      echtes K'hillaleben (Gemeindeleben) zu entwickeln begonnen.   
      Über die äußeren Verhältnisse der Israeliten in Eisenach und im
      Großherzogtum überhaupt im nächsten
      Artikel."     | 
   
      
Zum
obigen Bericht über die jüdische Gemeinde (1877)    
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar
      1877:  "Vom Harz, 22. Januar (1877). Die Korrespondenz
      'aus Thüringen' in Nr. 3 dieses Blattes wird wohl nicht verfehlen, in
      jüdischen kreisen freudigen Widerhall zu finden. Konstatiert dieselbe
      doch religiösen Sinn und religiöses Streben aus einer Gemeinde, die
      früher der Sitz des reformsüchtigsten Reformers war. Zudem haben
      namentlich die religiösen Verhältnisse Eisenachs noch dadurch
      allgemeines Interesse, weil in Folge dessen Bedeutung für die
      Geschäftswelt, dessen zahlreichen Bahnverbindungen viele Glaubensgenossen
      zu längerem oder kürzerem Aufenthalt dahin fahren. Auch die Hoffnungen
      für die Zukunft, so namentlich der Bau einer würdigen, den
      Verhältnissen entsprechenden Synagoge, werden sicherlich sich nach und
      nach realisieren, und Eisenach immer mehr eine jüdische Gemeinde werden.
      - Eines jedoch miss in erwähnter Korrespondenz befremden, und hier
      öffentlich besprochen werden: Man nannte die dortige Synagoge ein Unikum,
      weil die von den vier Pflanzenarten (zu Sukkot) Handelnden Jozrot
      (Zusatzgebete) gebetet wurden, diese selbst aber nicht einmal vom Vorbeter
      mit in die Synagoge gebracht werden durften. Uns erscheint das aber nicht
      ein Unikum - denn es gibt leider mehr dergleichen - doch was soll man dazu
      sagen, wenn man von 'orthodoxer Richtung vieler Mitglieder', von einem 'konservativen
      Mittelpunkt' und dergleichen schönen Dingen mehr, spricht 'und sich
      dennoch in dieser Gemeinde nicht einmal eine Mikwe befindet!'
      Wahrlich der Mangel an dieser sollte mehr empfunden werden, als der einer
      Synagoge, und erst wenn diesem wahrhaft jüdischen Bedürfnisse Genüge
      geschehen, dann mag ein Hinweis auf den frommen König David und seine
      Begeisterung für den Bau eines Tempels am Platze sein. Aber auch dann
      erst, wenn diesem oder ähnlichen Religionsgesetzen geeignete Stelle
      erworben, wird es dem wirklich gesetzestreuen Israeliten möglich sein,
      sich in Eisenach niederzulassen, oder eine Tochter dahin zu verheiraten.
      B."           | 
   
 
  
Zur
jüdischen Geschichte in Eisenach (Bericht von 1884)   
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September
      1884: "Aus Thüringen. Die Neuzeit hat sich in den
      Wohnsitzverhältnissen der großen und kleinen israelitischen Gemeinden
      Deutschlands merkwürdige Veränderungen bewirkt. Große Gemeinden in
      volkreichen Städten haben in einem Vierteljahrhundert ihre Mitgliederzahl
      verdrei-, vervier-, ja zum Teil verzehnfacht, während die kleineren
      Gemeinden in kleinen Städten und Dörfern immer mehr zusammenschrumpfen
      oder ganz zu existieren aufhören. Synagogen, welche sich seit
      undenklicher Zeit tagtäglich mit andächtigen Betern füllten, stehen
      verlassen, weil die Gemeinde sich nach allen Richtungen hin zerstreut hat,
      und in Städten, welche seit dem Mittelalter den Juden den Einsitz
      wehrten, erheben sich prachtvolle Synagogen. Zu diesen Letztern gehört
      auch Eisenach. Die Synagoge, welche hier erbaut wird, ist in
      ihrem äußeren Aufbau bereits vollendet; an dem innern Ausbau wird
      fleißig gearbeitet; derselbe kann jedoch vor den bevorstehenden hohen Festtagen
      nicht mehr fertig gestellt werden. Es ist ein stattliches Gebäude, in
      Backsteinrohbau mit Verzierungen und Gesimsen aus rotem Sandsteine
      ausgeführt und mit einem Rundturme versehen, das einen imponierenden
      Eindruck macht. Es ist schade, dass sie sich nicht inmitten der Stadt
      befindet. Sie ist in der Wörthstraße, einer neuen, erst noch im
      Entstehen begriffenen Straße gelegen. Die Heizung der Synagoge wird durch
      Öfen stattfinden. Man hat zwar einen Raum zur Anschaffung einer Orgel
      reserviert; von der Anschaffung einer solchen ist aber vor der Hand
      abgesehen worden, wird vielleicht auch ganz unterbleiben, da nach der
      bestehenden Synagogenordnung in dieser Beziehung auch das Landrabbinat ein
      Wort mitzusprechen hat.      
      Bei Gelegenheit der Grundsteinlegung, welche ohne Sang und Klang
      stattgefunden hat, wurde auch Umschau in der Chronik Eisenachs gehalten,
      um das, was sich aus alter Zeit auf die Juden Eisenachs Bezügliches hier
      vorfindet, zugleich mit dem, was sich aus späterer und der neuesten Zeit
      über die jüdische Bevölkerung dieser Stadt berichten lässt, in einem
      eigenen Gedenkblatte zum Andenken für spätere Geschlechter in dem
      Grundsteine zur Aufbewahrung niederzulegen. Schreiber dieses hat, hierdurch
      angeregt, später Einsicht von der Eisenacher Chronik genommen und teilt
      hiermit das uns Interessierende aus derselben mit. Die Daten gehören
      größtenteils dem nachbenannten chronikalischen Werke an, dem sie
      entlehnt ist: 'Topographisch-historische Beschreibung der Stadt Eisenach
      von Johann Wilhelm Storch, Eisenach, bei Johann Friedrich Bärecke
      1837.'   Das alte Eisenach befand sich nicht auf derselben Stelle,
      wo die jetzige Stadt steht. Der Ursprung des alten Eisenach verliert sich
      in das graue Altertum; es muss schon früher ein ansehnlicher Ort gewesen
      sein, da im Jahre 451 sich der Hunnenkönig Attila daselbst aufgehalten
      und hier seine Vermählung mit Grimhilde, der Tochter des damaligen
      thüringischen Königs Günther vollzogen haben soll. Es wird vermutet,
      dass auch in dem alten Eisenach schon Juden gewohnt haben. Zwischen dem
      Wege und der Hauptstraße, die nach Gotha führt, diesseits des
      Siechenbaches, in der Gegend, wo jetzt die Wegegeldeinnahme steht, befand
      sich der jüdische Totenhof. Ob derselbe schon zur Zeit des alten
      Eisenach existiert oder seine Anlage der jetzigen Stadt zu verdanken hat,
      lässt sich nicht mehr bestimmen. Die Erbauung der jetzigen Stadt soll
      Graf Ludwig II. der Salier genannt, im Jahre 1070 begonnen und im Jahre
      1073 vollendet haben.   
      Entweder haben die Juden bei dieser Gelegenheit erst Aufnahme in Eisenach
      gefunden, oder, was das Wahrscheinlichste ist, sind sie aus der alten,
      zugleich mit den übrigen Einwohnern, in die neue Stadt übergesiedelt.
      Sicher ist, dass die die Karlstraße gebaut und bewohnt haben. Diese Straße
      führte deshalb auch früher den Namen 'Judenstraße', wie man sie hin und
      wieder von alten Leuten jetzt noch benennen hört. Hier hatten sie ach
      eine Synagoge gebaut, welche merkwürdiger Weise jetzt noch vorhanden ist.
      Sie befindet sich in der Karlsstraße im Hohe des Hauses Nr. 24 und
      gehört zu den Hintergebäuden dieses Hauses. Es ist ein äußerlich noch
      ziemlich gut erhaltenes, massiv aus Steinen erbautes Gebäude mit kleinen
      Fenstern. Den innern Raum, welcher zur Aufbewahrung von Waren           | 
   
  
     und
      sonstigen Utensilien des dermaligen Besitzers dient, konnte Schreiber
      dieses nicht beaugenscheinigen, derselbe soll jedoch, wie mir von
      glaubwürdiger Seite versichert wird, seine synagogale Bestimmung noch
      sehr gut erkennen lassen. Inschriften sind nicht mehr vorhanden. Es
      dürfte dieses wohl eine der ältesten Synagogen Deutschlands sein. Wenn
      diese Mauern reden könnten, von welchem Jammer wüssten sie zu erzählen,
      den sie unter denen oft wahrgenommen, die täglich die von ihnen
      umschlossenen Hallen mit Ehrfurcht betreten haben! Wie viel Tränen haben
      sie fließen sehen, wie viel Seufzer zu Gott emporsteigen gehört! Es
      waren wohl der niedergedrückten, kummergebeugten und angsterfüllten
      Gestalten gar viele, welche in diesen Hallen sich oft zusammenfanden; aber
      diese äußerlich niedergebeugten, so furchtsam aussenden Gestalten waren
      innerliche Helden! Sie wussten nicht bloß für das idealste und heiligste
      Gut des Menschen, für die angestammte, gottoffenbarte Religion, zu leben,
      sondern sie hatten auch den Mut, für dieselbe zu sterben! Wie klein
      erscheinen doch so viele der Unsrigen in der Jetztzeit, wenn sie bei jeder
      kleinen Entbehrung, bei jedem Opfer, welche die Religion ihnen auflegt,
      das Judentum als eine Last betrachten, die sie gern von sich werden
      möchten, wie klein erscheinen sie, trotz ihres aufrechten, selbstbewussten
      Daherschreitens, gegen diese gebückt und furchtsam einherwandelnden
      Glaubenshelden der Vorzeit, welche gern Alles aufgaben, Alles opferten,
      selbst das Leben, wenn es sein musste, nur - die Religion nicht! Solche
      altertümliche Stätten sollte man eigentlich zu erhalten suchen! Sie
      reden eine eigentümliche, tiefergreifende Sprache! Sie schaffen uns
      wehmütige Erinnerungen, auch auch heilsame Lehren!    
      Später mussten die Juden die Karlsstraße, damals 'Judenstraße',
      verlassen und mussten in die 'Löbersgasse' übersiedeln, einer Gasse,
      welche bis vor einigen Jahren durch die Ausdünstungen der hier
      befindlichen Lohgerbereien die am wenigsten einladende aller Gassen und
      Gässchen Eisenachs war. Auch hier soll eine Synagoge gestanden und im
      Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts noch vorhanden gewesen
      sein.    
      Was die Ursache dieser Ausweisung der Juden aus der Karlsstraße gewesen ist,
      berichtet die Chronik nicht. Man hat übrigens nicht nötig, seiner
      Phantasie viel Anstrengung zuzumuten, wenn man diese Ursache auffinden
      will. Man braucht nur die Geschichte des Mittelalters zu kennen, wie man
      damals mit den Juden umgesprungen ist, um darüber bald im Klaren zu sein.
      Die Straße mochte sich damals schon durch die Juden bald zu dem
      entwickelt haben, was sie jetzt auch nicht ist, nämlich zu der
      lebhaftesten und bedeutendsten Geschäftsstraße Eisenachs. Nachdem sie
      das geworden war, schien sie für die Juden viel zu gut zu sein. Der Mohr
      hatte seine Schuldigkeit getan und konnte gehen, oder vielmehr er musste
      gehen. Es ist stets und überall dasselbe Spiel, in der Vergangenheit, wie
      in der Jetztzeit. Die Vorteile, welche die Juden einem Orte bringen, das
      was sie zum Aufblühen desselben beitragen, lässt man sich gern gefallen;
      aber die Früchte alles dessen gönnte man ihnen nicht, die sucht man
      ihnen möglichst zu schmälern oder sie ganz zu entreißen. So auch hier!
      Die von üblen Gerüchen angefüllte enge Löbersgasse wurde ihnen als der
      Arbeit Lohn zugewiesen.  
      Die Chronik erzählt auch von dem 'schwarzen Tode', jener furchtbaren
      Pest, welche wie ein Würgengel Europa im Mittelalter durchzog und die
      Bevölkerung Deutschlands dezimierte. Sie berichtet in Betreff der Juden:
      'Mit diesem Schrecken der Natur vereinbarte sich noch ein Übel, von
      fanatischen Priestern angefacht. Den Juden wurde die Schuld der
      Sterblichkeit vorzüglich beigemessen, weil solche die Brunnen vergiftet
      haben sollten. Eine unzählige Menge wurde in Deutschland qualvoll
      getötet, ihre Wohnungen gingen in Flammen auf und sie stürzten sich
      selbst mit ihren Weibern und Kindern verzweiflungsvoll in die angefachte
      Glut. Der Kaiser und mehrere weltliche und geistliche Fürsten, denen die
      Juden ein schweres Schutzgeld jährlich zu entrichten hatten, vermochten
      sie nicht gegen die Wut zu schirmen. Durch die vielfältigen Morde waren
      deren Einkünfte beträchtlich geschmälert worden. Die Stadt Erfurt
      musste daher Einhundert Mark Silber als eine jährliche Entschädigung an
      den Erzbischof von Mainz erlegen'. In einigen jüdischen
      Geschichtsbüchern wird berichtet, dass auch die Juden Eisenachs damals
      von dem tollwütigen Volke dem Feuertode überliefert worden seien. Die
      Chronik erzählt dieses zwar von anderen thüringischen Städten,
      übergeht aber Eisenach mit Stillschweigen, vielleicht aus Lokalpatriotismus,
      vielleicht auch, weil dem Verfasser keine verbürgten Urkunden hierüber
      zu Gebote gestanden haben. Oder sollte Eisenbach wirklich eine Ausnahme
      gemacht haben?*  
      *Anmerkung der Redaktion: Im alten Mainzer Memorialbuch wird auch der
      Märtyrer von Eisenach gedacht. Daselbst werden die Märtyrer der
      nachstehenden Thüringischen Städte erwähnt: Erfurt, Mühlhausen,
      Nordhausen, Meißen, Arnstadt, Ilmenau, Eisenach und Gotha.  
        | 
   
  
     Dagegen
      berichtet die Chronik, dass die Juden im Jahre 1401 aus der Stadt
      vertrieben worden seien.    
      Von jener Zeit an bis zu den letzten Jahrzehnten des achtzehnten
      Jahrhunderts scheinen sich in Eisenach keine Juden wieder ansässig
      gemacht zu haben. Zwischen 1770 und 1780 ließ sich der Hoffaktor Herr
      Michael Rothschild aus Stadtlengsfeld
      hier nieder und gründete hier ein Geschäftshaus, das sich jetzt noch im
      Besitze seines Sohnes befindet. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts
      gesellten sich diesem noch drei Familien zu. Nachdem im Jahre 1848 die
      Gleichstellung der Juden mit den Bekennern anderer Konfessionen im
      Großherzogtum Sachsen-Weimar erfolgt war, vermehrte sich die jüdische
      Einwohnerschaft Eisenachs durch Zuzug aus benachbarten Ortschaften, sodass
      am 10. Dezember 1863 achtzehn stimmberechtigte Mitglieder hier wohnten. An
      dem genannten Tage konstituierten sich dieselben zu einer
      Religionsgemeinde und wählten Herrn Salomon Backhaus zu ihrem
      Vorsteher, nachdem sie kurze Zeit vorher Herrn Jakob Heidungsfeld
      zu ihrem Lehrer und Vorsänger bestellt hatten. Beide walten noch heute
      ihres Amtes.   
      Kurz nach der Konstituierung der Gemeinde, im Jahre 1864, kaufte
      dieselben ein Haus und richtete im demselben einen Betsaal und eine
      Wohnung für den Lehrer und Vorsänger ein. Der Betsaal musste, um
      dem Bedürfnisse der anwachsenden Gemeinde zu entsprechen, mehrere Male
      vergrößert werden. Nach der Proklamierung der Freizügigkeit in
      Deutschland erhielt die Gemeinde durch Zuzug von außen allmählich einen
      solchen Zuwachs, dass sie jetzt aus 350 Seelen besteht. Der vorhandene
      Betsaal konnte, trotz der stattgefundenen Vergrößerung, schon seit
      Jahren an den hohen Festtagen die Zahl der Beter nicht mehr fassen und
      musste deshalb jedes Mal noch ein Nebensaal in Miete genommen werden. Die hieraus
      entstehenden Missstände und Unannehmlichkeiten wurden in der Gemeinde
      schon lange unangenehm empfunden, und bildete darum der Plan eines Synagogenbaues
      schon seit sehr geraumer Zeit ein Gegenstand lebhaftester Erörterung,
      welche endlich im Jahre 1883 einen definitiven Entschluss
      herbeiführte, dem auch die rasche Tat auf dem Fuße folgte. Möge diese
      Tat eine Quelle des Segens für die Gemeinde werden und bleiben für alle
      Zeiten, und möge es dem schönen Gotteshause zu jeder gottesdienstlichen
      Stunde nie an andächtigen Betern fehlen!"        | 
   
 
         
"Thüringer
Brief" mit Informationen zur jüdischen Gemeinde in Eisenach (1895)    
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. September
      1895: "Thüringer Brief.  
      Eisenach, im September (1895). Der Sommer neigt sich allmählich
      seinem Ende zu, die Blätter beginnen bunt zu werden, und alle Anzeichen
      sind vorhanden, dass der Herbst vor der Tür steht. Ich glaube, da ist so
      ein Rückblick auf die Frühlings- und Sommerzeit, soweit es die Juden
      betrifft, nicht unangebracht. Dass ich speziell Thüringen im Auge
      habe, der ich doch da zu Hause bin, liegt wohl auch auf der
      Hand.     
      Thüringen ist von jeher das Land gewesen, das von der jüdischen Presse
      am stiefmütterlichsten behandelt worden ist. Nur selten verirrte sich
      einmal eine kurze thüringischen Notiz in die Blätter. Das hat aber auch
      seinen guten Grund. Die Judengemeinden sind hier fast alle nur sehr klein.
      Kaum vier oder fünf Städte besitzen größere Ansammlungen. Früher war
      das ganz anders; da zählte Thüringen zu den Ländern, die die meisten
      Juden besaßen, und erst seit den Zeiten des schwarzen Todes gehörten
      thüringische Juden zu den Seltenheiten. Seit dem vorigen Jahrhundert
      begannen die Städte, mit Ausnahme von Erfurt, das immer eine große
      Gemeinde besaß, sich wieder mit Juden zu bevölkern, und nur allmählich
      bildeten sich größere Gemeinden, wie zum Beispiel Eisenach.
      Eisenach zählt heute schon ungefähr 90 jüdische Familien, trotzdem die
      Gemeinde sehr jung ist. Erst in den sechziger Jahren hatte sie sich
      konstituiert. Das politische Getriebe hat auch hier in diesem Jahre
      nachhaltige Spuren zurückgelassen. Der Wahlkampf, der im Frühjahr getobt
      hatte, hatte auch den Antisemiten wieder ein reiches Feld eröffnet.
      Höher denn jemals brandeten die Wogen des Kampfes. Fünf Parteien hatten
      ihre Kandidaten aufgestellt, und alle fünf hofften auf Sieg. Uns
      interessieren hier nur die Antisemiten und der Bund der Landwirte. Der
      Bund der Landwirte, der in dem Reichstagskandidaten Dr. Rösicke vertreten
      war, hatte eine solch antisemitische Färbung angenommen, dass man
      zweifelhaft sein konnte, wer eigentlich von beiden Parteien am meisten
      gegen die Juden hetzte. Denn eine Hetze war es, die der Bund der Landwirte
      gegen die Juden veranstaltete. In Flugblättern und Zeitungen flog es nur
      so hinüber und herüber mit antisemitischen Floskeln und Kraftwörtern.
      Und dank seiner Agitation hatte der Bund der Landwirte einen Erfolg zu
      verzeichnen, der indes 'ohne Erfolg' blieb. Rösicke kam nämlich in die
      Stichwahl und - fiel durch. Die Reformparteiler und ihre sauberen
      Confratres lagen sich nun deshalb in den Haaren. Entgegen den Beschlüssen
      der Berliner      | 
   
  
     Parteileitung
      hatten sich nämlich die reinen (?) Antisemiten entweder der Wahl
      enthalten, oder sie hatten den Gegenkandidaten gewählt. Deshalb wühlten
      die beiden Parteien gegenseitig ihren Schmutz auf.   
      Überhaupt scheint das Wühlen der Lebenszweck der Antisemiten zu sein.
      Sogar in den Kurorten könnten sie ihre Hetzereien nciht lassen. So
      stößt man jetzt oft in den Badeplätzen Friedrichroda und Tabarz auf
      antisemitische Flugblätter. Die Wirkungen fehlen denn natürlich auch
      nicht. Anzeigen, wie 'Zimmer für christliche Herrschaften sind zu
      vermieten', gehören zwar noch zu den Seltenheiten, doch liegt Gefahr
      vorhanden, dass dies immer häufiger wird. Dass so etwas den Badeplätzen
      nur schaden kann, sehen oder wollen die Antisemiten nicht einsehen.
      Wozu auch? Mit einer leider zu bekannten Redensart können diese Herren
      sich ja so leicht über Unannehmlichkeiten hinwegsetzen. Wozu gäbe es den
      Ausspruch: 'Der Zweck heiligt die Mittel', wenn er nicht seine Anwendung
      finden sollte! Und was sind das erst für Zwecke? Aber woraus erklärt
      sich das Überhandnehmen der Intoleranz und Humanitätslosigkeit? Zum
      großen Teil aus der geradezu verblüffenden Gleichgültigkeit vieler
      unserer Glaubensgenossen. Allenthalben hört man von jüdischen
      Literaturvereinen, die gegründet worden sind, um den Indifferentismus der
      Juden zu brechen. Ja, in Thüringen hört man von derartigem nichts!
      Nur Eisenach besitzt einen Verein, der aber nur in bescheidenem
      Maße wirken kann. Derselbe besteht zwar schon über zwei Jahre, ist
      jedoch erst seit diesem Winter mehr in die Öffentlichkeit getreten. da
      ich nun doch einmal von den jüdischen Geschichts- und Literaturvereinen
      spreche, so möchte ich bei dieser Gelegenheit den Vorschlägen, über die
      sich Herr Prediger Ellguther in Nr. 278 dieses Blattes verbreitet hat,
      etwas näher treten. Dieselben finden meinen Beifall in vollem Maße, und
      ich glaube, wenn der 'Allgemeine Verband' die Sache in die Hand nimmer, so
      wird die Angelegenheit gewiss realen Boden gewinnen. Nur möchte ich
      vorschlagen, die Abhandlungen zum Jahresbericht nicht jedes Jahr, sondern
      alle zwei Jahre erscheinen zu lassen, da doch viele kleinere Vereine über
      ihre Barschaften in nicht so ausgedehntem Maße verfügen können wie
      größere.    | 
   
  
     Wegen
      der beizudruckenden Vorträge selbst wird man wohl nicht sehr in
      Verlegenheit geraten, da dabei doch wahrscheinlich Auswahl vorhanden ist.
      Denn die jüdisch-wissenschaftliche Literatur ist, wie man mit
      Freuden konstatieren kann, auf dem Büchermarkte ziemlich stark vertreten.
      Wie verhält es sich aber mit der jüdischen Belletristik? Da ist
      es nun freilich anders bestellt. Bedeutende Werke werden jetzt nur in sehr
      bescheidenem Maße verfasst. Umso eifriger liest man aber dafür die
      wenigen Werke, die herausgegeben werden. Da ist jüngst - und ich glaube,
      ich habe als Eisenacher doppeltes Interesse, darauf näher einzugehen -
      von dem bekannten Schriftsteller . Hause ein Band erschienen, betitelt 'Drei
      Erzählungen'. Diese Erzählungen heben sich von seiner vorjährigen Arbeit
      'Aus dem jüdischen Leben' sehr vorteilhaft ab. 'Aus dem jüdischen Leben'
      sind zwei Novellen, in denen Hause den Lehrer zu sehr durchblicken
      lässt und darüber fast ganz den Erzähler vergisst. Er geht
      meiner Meinung nach von einer ganz irrigen Voraussetzung aus. Er lässt in
      seinen Erzählungen eine ganz bestimmte Tendenz zutage treten, die er in
      mehr oder weniger ungeschickter Weise zum Ausdruck bringt. Ganz recht!
      Tendenz muss jeder tiefer angelegte Roman haben. Aber darf das in solcher
      Weise hervortreten, wie hier! Hause lässt nämlich einige Personen lange
      erbauliche Diskurse über die jüdische Erziehung pflegen, die, ohne viel
      zu sagen, mindestens den dritten Teil des Werkes ausmachen. Ja, heißt
      denn das den Leser in Spannung halten? Das jetzige übernervöse
      Lesepublikum hat eben keinen Sinn und keine Ausdauer für solche Exkurse.
      Da lässt man sich Hauses 'Drei Erzählungen' gefallen! Die sind in einem
      frischen, volkstümlichen Ton geschrieben und wirken packend bis an den Schluss.
      Den besten Eindruck hat auch mich 'Die silbernen T'fillah' gemacht. Etwas
      schwächer ist die zweite Erzählung 'Ein Waisenknabe'. Der Schluss, der
      zu unwahrscheinlich klingt, beeinträchtigt die Totalwirkung etwas,
      während wieder 'Eine wunderbare Errettung' bis ans Ende
      fesselt.    
      Ich hätte zwar noch mehreres auf dem Herzen, will aber den Leser nicht
      ermüden. Sollte ich ja zu oft und zu sehr vom Thema abgeschweift sein, so
      möge mir das zur Entschuldigung dienen, dass ja ein Brief nicht für
      trockene Berichte geeignet ist, sondern mehr dazu, ein wenig zu plaudern
      und seine Gedanken auf dem Papier spazieren zu führen.   P-s
      A.."     | 
   
 
 
    
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1895 / 1896   
 
  
     Anzeige
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. August 1895:  
      "In Folge zeitweiser Kränklichkeit unseres Religionslehrers,
      Kantors und Schächters  
      soll ein unverheirateter seminaristisch gebildeter Vertreter
      desselben engagiert werden. Auf musikalische Befähigung wird besondere
      Rücksicht genommen.  
      Bewerber wollen ihr Anerbieten unter Beifügung von Zeugnisabschriften bei
      dem Unterzeichneten einreichen.  
      Eisenach, den 5. August 1895.  
      Der Kultusvorstand der israelitischen Religionsgemeinde. S.
      Stiebel."       | 
   
  
    |     | 
   
  
     Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1896:  
      "Die Stelle eines Religionslehrers und Kantors der hiesigen
      israelitischen Gemeinde ist zu besetzen. Staatlich geprüfte und
      musikalisch gebildete Bewerber, welche zur Leitung des Synagogenchors
      befähigt und in der Lage sind, einen freien Vortrag zu halten, wollen
      ihre Meldungsgesuche unter Einreichung ihrer Zeugnisse sowie Angabe ihrer
      persönlichen und familiären Verhältnisse an den Unterzeichneten
      richten. Das feste Gehalt beträgt 2000 Mark, außer einigem
      Nebeneinkommen.  
      Der Kultusvorstand der israelitischen Religionsgemeinde zu Eisenach:  
      S. Stiebel."      | 
   
     
Lehrer
Jakob Heidungsfeld wirbt für seine Pensions-Anstalt (1862 / 1864)   
 
  
     Anzeige
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. März
      1862: "Pensions-Anstalt zu Eisenach.  
      Zu Ostern dieses Jahres können noch einige Knaben, welche eine der
      hiesigen anerkannt vorzüglichen Schulen besuchen sollen, in meiner
      Anstalt Aufnahme finden. Neben strenger und religiöser Erziehung wird
      eine liebvolle Behandlung zugesichert. Die vielen und tüchtigen Schulen
      Eisenachs, sowie das gesunde Klima Thüringens dürfte manche Eltern
      veranlassen, ihre Knaben einer hiesigen Anstalt anzuvertrauen. Auf ganz
      portofreie Anfragen ist Herr Landrabbiner Dr. Heß dahier gern bereit,
      nähere Auskunft zu erteilen, sowie auch beim Unterzeichneten das Nähere
      zu erfahren ist.  
      Eisenach, 24. Februar 1862. J. Heidungsfeld,
      Lehrer."          | 
   
  
    |   | 
   
  
     Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 15. November 1864: "Pensions-Anstalt zu Eisenach.  
      Zu Weihnachten oder Ostern können noch 2 Knaben, welche das Gymnasium
      oder das Realgymnasium dahier besuchen sollen, in meinem Hause Aufnahme
      finden. Das Nähere ist zu erfahren bei den Herren Bankier Callmann in
      Weimar, Kaufmann S. Grünbaum in Rotenburg, Landrabbiner Dr. Heß dahier
      sowie beim Unterzeichneten.  
      J. Heidungsfeld, Lehrer."      | 
   
    
Anzeige
von Lehrer Jakob Heidungsfeld (1873)     
 
  
     Anzeige
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. März 1873:
      "Ein Mädchen, welches mit den Hausarbeiten und in der Küche
      vertraut ist, wird gegen guten Lohn von einer ganz kleinen Familie
      gesucht. Nähere Auskunft erteilt Herr Lehrer Heidungsfeld in Eisenach".   | 
   
     
Die
Bildung einer Simultanschule wurde beschlossen (1875)      
Anmerkung: es wird nicht gesagt, in welcher Gemeinde im "Oberland"
die Bildung einer Simultanschule beschlossen wurde. 
 
  
     
      Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 10. August 1875: "Eisenach, 21. Juli (Frankfurter
      Journal). In unserem Oberlande hat kürzlich eine aus Protestanten und
      Juden bestehende Gemeinde die Errichtung einer Simultanschule
      beschlossen; die Regierung hat aber wohl die Vereinigung der
      Schulgemeinden, nciht aber die der Schulen genehmigt, es sollte vielmehr
      der jüdische Lehrer nur die jüdischen Kinder unterrichten dürfen. Dabei
      hat sich jedoch der Schulvorstand des Ortes nicht beruhigt und Berufung
      eingewendet, von der man sich umso eher einen Erfolg versprechen darf, als
      jene auffällige Entscheidung in die Zeit fällt, da der Kultusminister
      Stichling noch nicht wieder in die Leitung der Geschäfte eingetreten war.
      Das wird aber in der nächsten Zeit schon geschehen, und dann kann man
      darauf rechnen, dass die auf Grund des Schulgesetzes zulässige und
      berechtigte Vereinigung nicht weiteren Schwierigkeiten
      begegnet."       | 
   
   
25-jähriges
Dienstjubiläum von Lehrer Heidungsfeld (1889)    
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Dezember
      1889: "Aus Thüringen. Herr Heidungsfeld, israelitischer
      Lehrer und Kantor in Eisenach, feierte am 21. November sein
      25-jähriges Dienstjubiläum. Die 'Eisenacher Zeitung' berichtet hierüber
      Folgendes:  
      'Am 21. dieses Monats feierte Herr Lehrer Heidungsfeld hier sein
      25-jähriges Dienstjubiläum. Er hat an der Wiege der hiesigen
      Synagogengemeinde gestanden, als dieselbe, aus nur wenigen Mitgliedern
      bestehend, im Jahre 1863 ihre Gründung vollzog. Im Jahre 1864 als Lehrer
      und Kantor der jungen Gemeinde bestellt, ist er derselben unentwegt treu
      geblieben und waltet bereits ein Vierteljahrhundert seines Amtes mit
      lobenswertem Fleiße und Eifer. Der durch die rasch angewachsene
      Mitgliederzahl der Gemeinde vermehrten Arbeitslast gegenüber hat er sich
      stets mit voll ausreichender Tüchtigkeit bewährt, was die Gemeinde auch
      durch mehrmalige, den Zeitverhältnissen entsprechende ansehnliche
      Gehaltserhöhung dankbar anerkannt hat. Sein friedfertiges Wesen und eine
      gegen Jedermann stets bereite Dienstfertigkeit haben ihm allgemeine
      Beliebtheit über den Kreis seiner Gemeinde hinaus verschafft. Von Seiten
      der israelitischen Gemeinde wurden dem Jubilar durch den Gesamtvorstand
      Glückwünsche und ein Geschenk überbracht, was auch später von Seiten
      vieler Familien geschah. Der hiesige Synagogenchor brachte Mittwoch Abend
      und die Lauterbach'sche Kapelle Donnerstag Morgen dem geehrten Jubilar ein
      Ständchen. Möge der wackere Mann seines Amtes noch lange
      walten!'   
      Ich füge dem noch hinzu, dass an dem betreffenden Tage der Landrabbiner,
      Herr Dr. Salzer aus Stadtlengsfeld,
      sowie auch Herr Lehrer Fackenheim aus Mühlhausen,
      letzterer in seiner Eigenschaft als Vorsitzender und Vertreter des
      'Vereins jüdischer Kultusbeamten Mitteldeutschlands' hier eintrafen, um
      dem Jubilar ihre Glückwünsche zu
      überbringen."               | 
   
 
    
Chanukkafeier
mit den Schülern der Gemeinde und Lehrer Heidungsfeld (1893)    
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar
      1893: "Aus Eisenach. Unser wirkungsfreudiger Herr Lehrer
      Heidungsfeld hat in diesem Jahre am achten Chanukkaabend der hiesiegn
      israelitischen Schuljugend und damit auch der hiesigen israelitischen
      Gemeinde, ein so schönes Chanukkafest bereitet, dass dasselbe innerhalb
      der Gemeinde mehrere Tage die Unterhaltung beherrschte und überall nur
      Äußerungen freudiger Anerkennung und Dankbarkeit laut wurden. Auf
      erfolgte Einladung hatte sich abends 1/2 8 Uhr die gesamte Schuljugend und
      der größte Teil der Gemeindemitglieder - die Damenwelt war vollständig
      vertreten - in dem großen Saale der Tivolirestauration versammelt. Hier
      hielt der Herr Heidungsfeld erst eine passende Ansprache über die
      Bedeutung des Chanukkafestes. Dann trat ein Knabe vor und zündete die
      Chanukkalichter an, nachdem er vorher die üblichen Benedeiungen
      gesprochen hatte, worauf dann die sämtlichen Schüler da Maos zur
      jeschuati sangen. Es wurden dann noch einige deutsche Gesänge
      vorgetragen, an welchen sich auch erwachsene Damen und Herren beteiligten.
      Nach diesen trugen die Schüler Deklamationen vor. Die sämtlichen Klassen
      der Schule waren vollständig vertreten, und jeder Schüler kam zum
      Vortrage. Die durchgängig gut gewählten Deklamationsstücke wurden mit
      Verständnis und schöner Betonung zum Ausdrucke gebracht. Die hierauf
      folgende Verlosung der für die Schüler bestimmten Geschenke erregte
      unter der Jugend ein bunt bewegtes Durcheinander und heiteres Wesen. Ein
      kleines Schülerbankett beschloss das Fest, das, wie sich hoffen lässt,
      bei Jung und Alt auch für die häusliche Chanukkafeier für die
      künftigen Jahre Stimmung gemacht haben wird. Zu wünschen wäre darum,
      dass eine solche Feier sich alljährlich wiederhole, und zwar nicht am Schlusse,
      sondern beim Beginne, am ersten Abend des Chanukkafestes,
      damit der Eindruck derselben der häuslichen Chanukkafeier mehr zugute
      komme. Dem Herrn Lehrer Heidungsfeld sei hier noch für die viele auf die
      Veranstaltung dieser schönen Chanukkafeier verwendete Mühe unser Dank
      ausgesprochen."              | 
   
      
Chanukkafeier
mit den Schülern der Gemeinde und Lehrer Heidungsfeld (1895)     
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar
      1895: "Eisenach. Herr Lehrer Heidungsfeld hielt
      vorige Woche mit einen sämtlichen Schülern eine erhebende Chanukkafeier
      ab. Vorträge, lebende Bilder und sonstige entsprechende Aufführungen
      würzten dieselbe."            | 
   
  
    |     | 
   
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Januar
      1895: "Eisenach, 31. Dezember (1895). Wie schon in den beiden
      vorhergehenden Jahren, so hat auch in diesem Jahre wieder unser Lehrer
      Heidungsfeld seinen Schülern und seiner Gemeinde eine schöne Chanukkafeier
      veranstaltet. Sie fand in dem großen Tivolisaale, dem größten Saale
      hier, statt. Die sämtlichen Mitglieder der hiesigen Gemeinde waren
      geladen, sodass der Saal vollständig gefüllt war. Herr Heidungsfeld
      hielt darauf einen Vortrag über die Bedeutung des Chanukkafestes. Nach
      diesem zündeten die Knaben unter den vorgeschriebenen Lobgebetssprüchen
      die Chanukkalichter an, worauf von der Gesamtheit der Kinderschar das Maos
      Zur gesungen wurde. Darauf zog sich da Schülerkorps hinter die Kulissen
      zurück, von wo sie einzeln hervortraten, ein jeder, um die ihm zugewiesene
      Rolle abzuspielen. Diese bestand in dem Vortrag je eines kleineren oder
      größeren Gedichts, teils religiösen, teils humoristischen Inhalts. Sie
      kamen alle einzeln an die Reihe. Man musste wirklich das Exakte der ganzen
      Ausführung, die Unbefangenheit und Sicherheit des Auftretens der Kinder
      und das freudestrahlende Gesicht, mit welchem ein jedes derselben an die
      Rampe trat, um das ihm zugeteilte Pensum vorzutragen, bewundern, Den
      Schluss dieses ersten Teiles der Feier bildete, nachdem ein Knabe den
      Prolog hierzu vorgetragen hatte, ein lebendes Bild, welches den Traum
      unseres Erzvaters Jakob darstellte. Der zweite Teil der Feier, obgleich anderer
      Art, war doch ganz dazu angetan, die gute Stimmung aufrecht zu erhalten.
      Er brachte den Kindern eine Bewirtung mit Schokolade und Brezeln, welcher
      ein Kinderball folgte. Die ganze Gemeinde ist begeistert von dem schönen
      Verlauf dieser Chanukkafeier. Es wird diese Feier auch hoffentlich nicht
      wieder aus dem Chanukkafest-Programm der hiesigen Gemeinde schwinden,
      sondern eine bleibende Stätte in demselben behalten. Sie ist ganz allein
      aus der Initiative des Herrn Heidungsfeld hervorgegangen, und die ganze
      Arbeit lag in seiner Hand. Die hiesige Gemeinde hat in Herrn Heidungsfeld
      einen Kultusbeamten, der mit einer fast unverwüstlichen Arbeitskraft
      begabt ist, sobald es gilt, der Weckung des religiösen Sinnes innerhalb
      seiner Gemeinde neuen Sporn und Anlass zu verschaffen."  | 
   
         
Anzeige
des Hotels Waldhaus mit Referenz von Prediger und Lehrer E. Meyer (1901)    
 
  
     Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 11. Januar 1901:   
      "Hotel Waldhaus, Eisenach.  
      Zur Abhaltung von Hochzeiten, streng rituell unter Aufsicht des
      Predigers und Lehrers Herrn E. Meyer, empfiehlt sein gut renommiertes
      Etablissement I. Ranges, in hervorragend schöner Lage.  
      P. Menzel, Besitzer.  
      Referenz erteilt E. Meyer, Prediger der israelitischen
      Religionsgemeinde."       | 
   
     
      
Aus der Geschichte des
Landrabbinates (seit 1912 in Eisenach)      
  
Sitz des Landrabbinates war von 1824 bis 1912 in Stadtlengsfeld, danach in
Eisenach (Landrabbinat Sachsen-Weimar-Eisenach). Es umfasste zuletzt die
Gemeinden Apolda, Aschenhausen, Eisenach, Gehaus, Geisa, Jena, Ilmenau,
Stadtlengsfeld, Vacha und Weimar. Landrabbiner Dr. Wiesen verlegte 1912 den
Rabbinatssitz von Stadtlengsfeld nach Eisenach.   
   
Anzeigen
von Landrabbiner Dr. Mendel Heß (1847 / 1848)    
Anmerkung: Rabbiner Mendel Heß  war von 1829 bis 1871 Landrabbiner
des Landrabbinates Sachsen-Weimar-Eisenach (geb. 1807 in 
Stadtlengsfeld als Sohn von Rabbiner Isaac Kugelmann Heß, gest. 1871 in
Eisenach), studierte in Würzburg; 1827 Rückkehr nach Stadtlengsfeld; seit 1829
Landrabbiner für Sachsen-Weimar-Eisenach; verlegte seinen Wohnsitz und
Rabbinatssitz 1846 nach Eisenach; war seit März 1863 gelähmt und wurde von dem
Lehrer Löwenstein jun. vertreten.  
 
  
     Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 11. Oktober 1847: "Anzeige.  
      Unterzeichneter kann einen sehr gebildeten jungen Mann zu der Stelle eines
      Hauslehrers oder bei einer Gemeinde, insonders in einer großen Stadt, empfehlen.  
      Eisenach im September 1847.  
      Dr. M. Heß, großherzoglich weimarischer
      Landrabbiner".         | 
   
  
    |   | 
   
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 18. September 1848: "Anzeige.  
      Einer israelitischen Familie, die einen aufgeklärten, methodisch
      gebildeten Hauslehrer sucht, kann ich einen solchen empfehlen.  
      Eisenach, den 4. September 1848. Dr. M. Heß, großherzoglich
      weimarischer Landesrabbiner."       | 
   
 
   
 
Zum
Tod von Landrabbiner Dr. Mendel Heß (1871, zuletzt in Eisenach wohnhaft)   
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Oktober
      1871: "Eisenach, 1. Oktober (1871). Am 21. September verstarb
      der seit vielen Jahren hier wohnhafte großherzoglich weimarische
      Landrabbiner, Herr Dr. M. Heß, der sein Amt über 43 Jahre
      bekleidet. Er war 1807 geboren, erreichte also ein Alter von 64 Jahren.
      Bekanntlich gehörte er der äußersten Reformpartei an, in welchem Sinne
      er auch eine Zeit lang eine Zeitschrift herausgab. Außerdem sind von ihm
      Predigten veröffentlicht worden. Längere Zeit hindurch war er die
      Zuflucht für Brautpaare gemischter Konfession. Viele Jahre leidend, hielt
      er sich während des letzten Stadiums seines Lebens von der
      Öffentlichkeit zurückgezogen."      | 
   
 
            
Dr.
Josef Wiesen wird neuer Landrabbiner (1902, damals noch Rabbinatssitz in
Stadtlengsfeld)    
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September
      1902: "Eisenach, 28. August (1902). Zum Landrabbiner des
      Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach wurde an Stelle des verstorbenen
      Dr. Salzer -  Stadtlengsfeld Herr Dr. Wiesen - Böhmisch Leipa
      gewählt. Die ministerielle Bestätigung dieser Wahl ist bereits erfolgt.
      Der Landesrabbiner wird künftig seinen Wohnsitz in Eisenach nehmen. Herr
      Dr. Wiesen ist ein Sohn des verstorbenen Lehrers Wiesen in Osterode, der
      sich durch die Herausgabe des hebräischen Lesebuches mit
      gegenüberstehendem hebräischen Text sowie durch seinen Verlag von
      Bildern großer jüdischer Männer rühmlichst bekannt gemacht
      hat."              | 
   
 
  
Einführung
des neuen Landrabbiners in Stadtlengsfeld mit einer Feier in Eisenach (1902)   
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. November
      1902: "Eisenach, 1. November (1902). Die Einführung des neuen
      Landrabbiners unseres Großherzogtums fand am 14. vorigen Monats in
      feierlicher Weise in  Stadtlengsfeld statt. Die würdige Feier, zu der die
      verschiedenen Staats- und städtischen Beamten sowie die
      Gemeindevertretungen und Lehrer aus allen Kultusgemeinden eingeladen und
      erschienen waren, machte auf alle Anwesenden einen tiefen Eindruck. Unter
      Führung des großherzoglichen Bezirksdirektors Herrn Geheimen
      Regierungsrat Schmidt aus Dermbach und des Kultusvorstehers Herrn Jakob
      Huhn aus  Stadtlengsfeld bewegte sich der Zug von der Wohnung des Herrn
      Landrabbiners Dr. J. Wiesen in die festlich geschmückte Synagoge, wo der
      festliche Akt vollzogen wurde. - Nach vorausgegangenem Minchagebet hielt
      Herr Dr. Wiesen eine treffliche Antrittspredigt. Er entwickelte in zu
      Herzen gehender Rede sein Programm und legte zum Schlusse das Gelöbnis
      ab, sein Amt nciht nur als eine Würde, sondern auch als einen Dienst
      aufzufassen, dem er alle seine Kräfte widmen wolle. - Nun ergriff der
      Herr Bezirksdirektor das Wort, um unter Vorlesung der Bestellungsurkunde
      Herrn Dr. Wiesen in sein neues Amt einzuführen. Besonders anerkennende
      und ehrende Worte widmete der Herr Bezirksdirektor dem verewigten
      Landrabbiner Dr. Salzer, den er als einen Mann von seltener Herzensgüte,
      von reinem und makellosem Charakter in mehr denn 20-jähriger gemeinsamer
      Arbeit schätzen und lieben gelernt habe. Nachdem Herr Landrabbiner Dr.
      Wiesen den Segen für das Fürstenhaus, für Kaiser und Reich gesprochen
      hatte, schloss die Feier mit dem Gesange: Lobe den Herren. - Im Anschluss
      an obigen Bericht referiere ich gleichzeitig über die am Freitag, den 31.
      Oktober und Sonnabend, den 1. November stattgehabte Feier in der
      Gemeinde Eisenach. Am Freitag, nach vollzogenem Minchagebet, wurde der
      Herr Landrabbiner von dem Vorsteher der hiesigen Gemeinde, Herrn Leopold
      Kuh, und den Deputierten vom Sitzungszimmer aus nach seinem Platze in der
      Synagoge geleitet. Der Synagogenchor begrüßte den Herrn Landrabbiner mit
      dem 'Boruch habo'. Alsdann ergriff Herr Leopold Kuh das Wort, um als
      erster Vorsteher namens der Gemeinde Herrn Dr. Wiesen als neuen
      Landrabbiner herzlich zu begrüßen. Dr. Wiesen dankte in bewegten Worten
      für die ihm erwiesenen Aufmerksamkeiten und Ehrungen. In besonders
      herzlicher Weise betonte der Redner, dass er mit vollem Herzen den
      Gemeinden entgegenkomme; dass er Vertrauen und Liebe mitbringe und solches
      auch wieder zu finden hoffe. - Der Abendgottesdienst gestaltete sich unter
      Mitwirkung des Synagogenchores besonders feierlich. Am Sabbath hielt dann
      der Herr Landrabbiner seine Antrittspredigt, die nach Form und Inhalt
      vorzüglich war und tiefen Eindruck bei allen Zuhörern machte. Der
      neuernannte Landrabbiner hat sich im Fluge die Herzen der Israeliten im
      Großherzogtum erobert. Man sieht in ihm den wahren und berufenen
      Nachfolger des unvergesslichen Landrabbiners Dr. Salzer, einen echten Schüler
      Ahrons, der den Frieden liebt und ein treuer, friedlicher Seelenhirte
      allen Gemeinden des Großherzogtums sein
      wird."         | 
   
    
Auszeichnung
für Landrabbiner Dr. Wiesen (1912)        
 
  
     Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
      vom 1. November 1912: "Eisenach. Landrabbiner Dr.
      Wiesen hat das Ritterkreuz 2. Klasse des Großherzoglichen
      Sächsischen Hausordens erhalten."           | 
   
     
   
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben      
Über
die Wiedereinführung des deutschen Gottesdienstes bei den jüdischen Gemeinden
des Großherzogtums Weimar (Artikel von Landesrabbiner Dr. M. Heß, 1850)  
  
 
  
     
      
      Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 2. September 1850: "Eisenach, 21. August (1850).
      Durch Zufall kömmt mir erst jetzt Nr. 30 der Allgemeinen Zeitung des
      Judentums zu, in welche sich ein der Vossischen Zeitung entlehnter Artikel
      über die Wiedereinführung des deutschen Gottesdienstes bei den
      jüdischen Gemeinden des Großherzogtums Weimar befindet, der einer
      wesentlichen Berichtigung bedarf. - Das Sachverhältnis ist nämlich
      Folgendes:  
      Bereits im Jahre 1823, noch vor meiner Anstellung, erschien im
      Großherzogtum Weimar das Gesetz, wonach der Gottesdienst der Juden in
      deutscher Sprache abgehalten werden solle; später ward jedoch denjenigen
      Israeliten, welchen hebräische Andachtübungen noch Bedürfnis, diese in
      einem gewissen Umfange nachgelassen. Allein nach Promulgation der
      Grundrechte führten die Orthodoxen den ganz alten hebräischen
      Gottesdienst wieder ein, ohne auch nur der Regierung eine Notiz davon zu
      geben, oder sich mit dem Landrabbinate zu benehmen. Inzwischen war des
      Gesetz über die bürgerliche und politische Gleichstellung der Juden
      erschienen, welches jedoch hinsichtlich des Kirchen- und Schulwesens es
      bei der bisherigen Gesetzgebung belässt. Auf dem Grund dieser Bestimmung
      ward nun die Einschärfung jenes seit 1823 bestehenden Gesetzes kürzlich
      dem Landrabbinate vom Ministerium aufgegeben. - Indes haben sich nun beide
      Parteien in den Gemeinden dem von dem Landrabbiante bereits im Februar
      1848 hinsichtlich der Anwendung des hebräischen und deutschen Elements
      beim Gottesdienste der Regierung gemachten Vorschlage angeschlossen, und ist
      auch alle Hoffnung vorhanden, dass diese nunmehr denselben genehmigen
      werde.   
      
      Dr. M. Heß, großherzoglich weimarscher Landrabbiner."       | 
   
    
Kritik
an einer "Mischehe" durch Rabbiner Dr. Heß (1867)      
Anmerkung: in Nr. 20 des "Ben Chananja" von 1867 konnte - nach
Einsehen in www.compactmemory.de kein
Bericht gefunden werden, daher wird nur dieser zitiert.  
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 1. Dezember
      1867: "Die in unserm Berichte Nr. 20 dieses Blattes beregte
      Mischehe fand zu Eisenach am 20. vorigen Monats, d.i. Hoschana Rabba
      statt, und verdient sie schon des Festtages wegen dem Namen 'Mischehe'
      (hebräisch: 'man soll nicht eine Freude mit der anderen vermischen'*).
      Da wir von dem Trauungsakte einer solchen Ehe keinen Begriff hatten, haben
      wir uns Auskunft von dem christlichen Bräutigam erbeten, welche
      vielleicht auch unsere Leser interessiert.   
      Das Landesgesetz zu Weimar stellt es dem Brautpaar anheim, sich nach einer
      der beiden Kulten gültig trauen zu lassen, und die Gäste bestimmten sich
      für die jüdische. Das zu trauende Brautpaar wurde von der beiderseitigen
      Verwandtschaft in die Synagoge und unter den Trauhimmel geleitet, wo sie
      Rabbiner Dr. Heß mit zwei Zeugen erwartete. Der Bräutigam bedeckte sich
      das Haupt (!!). Nachdem Herr Rabbiner das Brautpaar zu gegenseitigem
      Vertrauen, zu den Pflichten, welche es sich gegenseitig durch den Mund
      auferlegte, in ergreifender Weise ermahnte, sprach er einen längeren
      hebräischen Spruch (wahrscheinlich die üblichen Eulogien) über den
      Becher, den er früher der Braut und dann dem Bräutigam zum Trunke
      reichte. Das Brautpaar wechselte Ringe, während Herr Rabbiner einen
      kurzen hebräischen Satz sprach, den er mit den Worten übersetzte: Sei
      mir getraut N.N. und welche er von dem Bräutigam zur Braut gekehrt,
      nachsprechen ließ. Herr Rabbiner sprach hierauf wieder die üblichen
      Eulogien und trank aus dem Becher.   
      Das Brautpaar legte Hand in Hand, welche der Herr Rabbiner ergriff und
      sprach: Kraft der mosaischen Religion und Kraft des großherzoglich
      weimarischen Staatsgesetzes ist die Ehe geschlossen! Hierauf folgte der
      Segen, die Zeremonie war zu Ende, welche Herr Rabbiner Dr. Heß als die
      33. von ihm vollzogene Mischehe zählt.   
      Löwy."           | 
   
  
    | *) Jacob Levy Wörterbuch über die Talmudim
      und Midraschim 1924 Bd. 3 S. 690.  | 
   
 
    
Ergänzung
zum Gemeindestatut und Mitteilung des Todes der Witwe von Landrabbiner Dr. Heß
(1878)    
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober
      1878: "In Eisenach hat das Gemeindestatut, das langjährige
      Streitobjekt zwischen Synagogenvorstand und Landrabbinat, endlich die
      landesherrliche Genehmigung erhalten, jedoch mit dem wohlweißlichen
      Zusatze: 'Bis auf Weiteres und unter dem allgemeinen Vorbehalt der dem
      Großherzoglichen Landrabbiner über die jüdischen Schulen, Synagogen,
      milden Stiftungen und Armenanstalten gesetzlich zustehenden Aufsicht, wie
      des Aufsichtsrechts der Großherzoglichen Aufsichtsbehörde und des
      Großherzoglichen Staatsministeriums.' Hoffentlich werden sich auf Grund
      dieses Zusatzes die dem Statute noch anhaftenden Mängel weniger fühlbar
      machen lassen.   
      Am zweiten Tage von Rosch Haschana (Neujahresfest) wurde hier Frau
      Dr. Heß, Witwe des verstorbenen Landrabbinern Dr. Heß begraben. Sie war
      in Halle an der Saale gestorben, ihre Leiche wurde aber, vermutlich vorher
      geäußerten Wunsche gemäß, per Bahn hierher gebracht."           | 
   
 
    
Antisemitischer
Prozess vor der Strafkammer in Eisenach (1884)   
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni
      1884: "Aus Thüringen. Am 12. dieses Monats (12. Juni
      1884) spielte, wie bereits kurz berichtet, vor der Strafkammer in Eisenach
      ein antisemitischer Pressprozess, dessen Ausgang es wohl verdient, Notiz
      von ihm zu nehmen. Der Redakteur der in Kaltennordheim erscheinenden 'Feldazeitung',
      eines wenig verbreiteten Blättchens, Herr Unglaube, hat schon seit
      einiger Zeit in demselben Stilübungen in antisemitischen Hetzartikeln zu
      Tage gefordert. So brachte er auch vor Kurzem eine Blumenlese aus dem
      Talmud, durch welche nachgewiesen werden sollte, dass es den Juden erlaubt
      sei, die Christen zu belügen und zu betrügen usw. Diesen Unglaublichkeiten
      fügte er die Bemerkung hinzu, dass der Talmud das Gesetzbuch der Juden
      sei, dessen Vorschriften, also auch die von ihm angeführten, alle Juden
      befolgen. Der Landrabbiner, Herr Dr. Salzer in Stadtlengsfeld,
      machte ihn brieflich darauf aufmerksam, dass seine Blumenlese lauter
      Unwahrheit enthalte und ersuchte ihn, dieselben zu widerrufen,
      widrigenfalls er genötigt sein würde, der Staatanwaltschaft Anzeige zu
      machen. Anstatt des Widerrufes ließ Herr Unglaube einen neuen, nciht
      minder gehässigen Artikel vom Stapel. Herr Dr. Salzer legte hierauf diese
      Angelegenheit in die Hände des Großherzoglichen Staatsanwaltes. Am 12.
      dieses Monats fand die strafgerichtliche Verhandlung und die Vernehmung
      des vom Gerichte erwählten Sachverständigen, des Redakteurs der
      'Eisenacher Zeitung', Herrn Löwenheim, statt. da derselbe zwar die
      Behauptungen des Herrn Unglaube verneinte, aber doch erklärte den Talmud
      nicht genau zu kennen, so trug der Anwalt des Herrn Unglaube auf Vorladung
      eines andern Sachverständigen an und schlug zu diesem Zwecke einen
      Professor in Münster, der in einem ähnlichen Prozesse vernommen wurde,
      vor. Der Staatsanwalt widersprach diesem Ansuchen überhaupt und
      namentlich noch in Bezug auf den genannten Herrn. Die Akten des
      Münster'schen Prozesses in ähnlicher Angelegenheit lagen dem Gerichte
      vor, in diesem aber fände sich die Erklärung des erwähnten
      Sachverständigen, dass ihm eine genauere Kenntnis des Talmuds, sowie des
      talmudischen Idioms abgehe.  Es sei die bei den Akten liegende
      Erklärung des Herrn Landrabbinen, dass die betreffenden Behauptungen sich
      im Talmud durchaus nicht vorfinden und vollständig aus der Luft gegriffen
      seien, als ein autoratives und genügendes Sachverständigenurteil
      anzusehen; sollte aber das Gericht dennoch einen Sachverständigen hören
      wollen, so schlage er Herrn Professor Dr. Delitzsch in Leipzig
      vor, der auf diesem Gebiete eine anerkannte Autorität sei. Der
      Gerichtshof erklärte die Vernehmung noch eines Sachverständigen für
      unnötig. Herr Staatsanwalt Siefert führte ferner aus: Da der sehr
      beschränkte Leserkreis des in Rede stehenden Blättchens die nachteilige
      Wirkung seines Inhaltes mindere, und da Herr Unglaube selbst erklärt
      habe, seine Anführungen aus einer antisemitischen Zeitung entnommen zu
      haben, und diese sich, wie der Herr Staatsanwalt sich mit Recht
      ausdrückte, sonderbarer Weise 'Die Wahrheit' nenne, so sei anzunehmen,
      dass er in gutem Glauben gehandelt habe und sei daher von einer Bestrafung
      anzusehen. Die Behauptung des Herrn Unglaube aber, dass alle Juden nach
      diesen Talmudgesetzen handeln, sei eine strafbare Beleidigung der Juden
      und er beantrage deshalb gegen den Redakteur, Herrn Unglaube, die
      Zuerkennung einer vierwöchentlichen Gefängnisstrafe. Der Gerichtshof
      entschied diesem Antrage gemäß. Herr Unglaube musste noch die Bemerkung
      des Herrn Staatsanwaltes hinnehmen, dass sein Antisemitismus wohl seinen
      Grund in dem Umstande habe, dass ein Jude in Kaltennordheim die für ihn
      beim Vorschussvereine eingegangene Bürgschaft zurückgezogen
      habe."            | 
   
 
     
Gründung
eines Männervereins "Chebra-Gemilut-Chassadim" (Wohltätigkeits- und
Bestattungsverein, 1885)   
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli
      1885: "Aus Thüringen. Die israelitische Gemeinde in Eisenach,
      die erst seit ungefähr 20 Jahren zu einer solchen herangewachsen ist,
      ermangelte bis jetzt noch mancher Institution, wie sie eben im Leben einer
      größeren jüdischen Gemeinschaft unentbehrlich sind, und die darum auch
      in keiner solchen älteren Datums fehlen. Seit der Erbauung der neuen
      Synagoge ist in dieser Beziehung hier bereits einige Besserung
      eingetreten. Es fängt ein gewisser Kehilasinn (Gemeindesinn) an, sich zu
      regen und geltend zu machen. Zeugnis hiervor gibt die jüngst
      stattgefundene Errichtung eines Männervereins 'Chebra-Gemilut-Chassadim',
      an welchem der weitaus größte Teil der Gemeindeglieder sich beteiligt
      haben. Zweck desselben ist gegenseitige Beihilfe in Krankheits- und
      Sterbefällen, sowohl durch geldliche Unterstützung der von solchen
      Fällen betroffenen bedürftigen Vereinsmitglieder, als auch durch
      selbsttätige Mitwirkung bei den bei Totenbestattungen üblichen
      Observanzen. Ich will nicht behaupten, dass alle Beigetretenen im Voraus
      schon entschossen seien, dieser letzteren Verpflichtung auch wirklich
      nachzukommen, glaube vielmehr, dass mancher, wenn die Reihenfolge ihn
      trifft, lieber den für den Fall festgesetzten Strafbetrag erlegen werde.
      Unter unserer jetzigen Generation sind es ja leider viele, welche sich der
      Übung solcher Liebespflichten entziehen, weil sie glauben, den Horror vor
      der Berührung einer Leiche nicht überwinden zu können, oder weil sie
      sich für so etwas für zu gut oder gar für 'zu gebildet' halten; aber es
      will doch jeder gern die beruhigende Gewissheit haben, wenn für ihn
      einmal die Stunde zur großen Reise ins Jenseits schlägt,
      vorschriftsmäßig behandelt zu werden. Dem sei indessen wie ihm wolle; es
      ist immer etwas Gemeinsames, was mit diesem Vereine geschaffen worden ist,
      und bei richtiger Leitung, wie solche zu erwarten steht, lässt sich auf
      dieser Grundlage weiter bauen. An willigem Entgegenkommen fehlt es
      keinerseits.     
      Ein jüdischer Frauenverein, dem fast die sämtlichen Frauen der
      hiesigen Gemeinde angehören, besteht übrigens hier schon seit einer
      ziemlichen Reihe von Jahren und entwickelt derselbe eine recht wohltätige
      Wirksamkeit."                | 
   
 
   
Ein
Antisemitenverein ("Reformverein") wird gegründet (1891)   
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai
      1891: "Eisenach, 1. Mai (1891). Am 17. vorigen Monats ist
      nach langen Geburtswehen auch hier in Eisenach ein Antisemitenverein unter
      der Firma 'Reformverein' ins Leben getreten. Er hielt am 17. April
      im 'Wartburghof' eine öffentliche Versammlung ab, zu welcher sich ca. 120
      Personen eingefunden hatten. Von diesen waren wohl die gute Hälfte aus
      Neugierde gekommen, während ein übriger beträchtlicher Teil aus nicht
      wahlberechtigten jungen Leutchen bestand. Den Vorsitz in der Versammlung
      führte der bisher als eifriger Nationalliberaler bekannte Herr
      Schäffer, in dessen Equipage noch bei der letzten Reichstagswahl der
      nationalliberale Kandidat, respektive dessen Begleiter, das Land
      bereisten".           | 
   
 
    
Die
Goldene Hochzeit des Großherzoglichen Ehepaares wird gefeiert (1892)   
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Januar
      1892: "Aus Eisenach. Die Bewohner des Großherzogtums
      Sachsen-Weimar haben am 5., 6., 7., 8. und 9. dieses Monats wahre
      Jubeltage erlebt. Eine hochfreudige Strömung war es, von welcher die
      sämtlichen Landesangehörigen erfüllt waren. Wurde ja dem erlauchten
      Großherzoglichen Ehepaare von Gott das seltene Glücke gewährt,
      Höchstihr goldenes Ehejubiläum feiern zu können. Und das ganze
      Völkchen feierte dieses Fest in der freudigsten Teilnahme mit und in den
      Gotteshäusern aller Konfessionen stiegen tiefempfundene Dankgebete zu
      Gott empor für die dem geliebten Herrscherhause erzeigte Wohltat. Warum
      sollte das auch nicht so sein! Die erhabenen Herrschertugenden Seiner
      Königlichen Hoheit des Großherzogs und seiner erlauchten Gemahlin haben
      während der langen Regierungsdauer Höchstderselben sich durch eine milde
      und gerechte Regierung und durch unzählige Wohltätigkeitshandlungen
      gegen Einzelne sowohl, als auch durch Stiftung und Beförderung von
      Wohltätigkeitsanstalten, sowie überhaupt durch ihre Teilnahme an allem,
      was das Wohl und Wehe der Landesangehörigen betrifft, so glänzend
      bewährt, dass sich dadurch wischen dem hohen Herrscherhause und seinen
      Untertanen ein Liebesband gebildet hat, das den Charakter eines zwischen
      Eltern und Kindern bestehenden Verhältnisses an sich
      trägt.     
      Dass in dieser Beziehung die israelitischen Bewohner des Landes keine
      Ausnahme machen und diese, so oft sich Gelegenheit darbietet, die Liebe
      zum Großherzoglichen Hause auf irgendeine Weise zu betätigen, nicht
      zurückstehen, versteht sich umso mehr von selbst, als der hohe Sinn
      Seiner Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin, ihnen auch stets eine
      gleichmäßige Behandlung mit den übrigen Bewohnern des Landes zuteil
      werden lässt.   
      Dieses war auch während der in Rede stehenden Feier der Fall. Der
      Großherzoglich Sächsische Landrabbiner, Herr Dr. Salzer in Stadtlengsfeld
      war gleich den Spitzen der Geistlichkeit der übrigen Konfessionen des
      Landes offiziell zur Feier geladen worden und hatte sich auch bei seiner
      Ankunft in Weimar sowohl, als auch während der ganzen Dauer der Festlichkeit
      einer vollständig paritätischen Behandlung mit den übrigen Geistlichen
      zu erfreuen.    
      Der Landrabbiner hatte die Ehre, am 6. dieses Monats vom Großherzoglichen
      Ehepaare zur Audienz empfangen zu werden und seine persönlichen
      Glückwünsche zum goldenen Ehejubiläum aussprechen, sowie auch seitens
      der israelitischen Gemeinde eine prachtvoll ausgestattete
      Glückwunschadresse überreichen zu dürfen. Seine Königliche Hoheit der
      Großherzog, sowie            | 
   
  
     auch
      dessen erlauchte Gemahlin geruhten beides huldvollst entgegenzunehmen und
      bei dieser Gelegenheit die Versicherung zu erteilen, dass Höchstdieselben
      bei ihren Untertanen in Betreff des Glaubens durchaus keinen Unterschied
      kennen, dass alle ihnen gleich nahe stehen und daher auch die
      israelitischen Bewohner des Landes sich des landesherrlichen Schutzes und
      der landesherrlichen Fürsorge stets in derselben Weise versichert halten
      können, wie die Bekenner der übrigen im Lande vertretenen Konfessionen.
      Das sind sicherlich hocherfreuliche Äußerungen aus hohem Fürstenmunde,
      namentlich in einer so von Glaubens- und Rassenhass durchwühlten Zeit,
      wie die unsrige leider ist.    
      Das edle Großherzogliche Ehepaar hat stets auf der Höhe der Bildung und
      der Humanität gestanden und ist noch erfüllt von dem Odem einer
      klassischen Zeit, deren Geburts- und Pflegestätte Weimar war. Als der Dichter
      Leopold Kompert (vgl. Wikipedia-Artikel)
      gestorben war, drückte der Großherzog in einem eigenhändigen Schreiben
      der Witwe desselben sein Beileid aus, und der Dichter Ludwig August
      Frankl (vgl. Wikipedia-Artikel)
      erhielt vor nicht langer Zeit einen hohen Orden von ihm. Auch hat er vor
      einiger Zeit persönlich Einkäufe in israelitischen Geschäften in Eisenach
      gemacht. Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin, deren
      Wohltätigkeit unbegrenzt ist, lässt dem Landrabbiner oft
      Unterstützungsgelder zur Übermitteilung an arme Israeliten zukommen und
      hat erst vor Kurzem einer kleinen israelitischen Gemeinde eine ansehnliche
      Unterstützung zur Reparatur ihrer Synagoge zugesagt. Als vor einigen
      Monaten die erlauchte Frau Erbgroßherzogin einen Teil des Landes bereist
      und auch nach Stadtlengsfeld
      kam, wurde neben anderen Beamten auch der Landrabbiner zur Tafel geladen.
      Der Landrabbiner erhält auch den größten Teil seiner Besoldung aus der
      Staatskasse und außerdem eine Pauschalsumme für seine Dienstreisen und
      seinen Bureau-Aufwand.  
      Möchte es doch in unserem deutschen Vaterlande überall so bestellt
      sein!   
      Gott segne unser erhabenes, großherzogliches Haus und erhalte das
      erlauchte Ehejubelpaar noch lange in frischer, froher Gesundheit!".    | 
   
 
     
Konferenzen
des Vereins israelitischer Lehrer Mitteldeutschlands in Eisenach (1892 / 1894)            
 
  
     
       Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 24. Juni 1892:   
      Der Text ist noch nicht abgeschrieben, zum Lesen bitte Textabbildung
      anklicken.         | 
   
  
    |   | 
   
  
     
       Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 15. Juni 1894:   
      Genannt werden bei der Konferenz die Herren:  
      Dr. Dessauer,  
      Dr. Salzberger (Erfurt),  
      Rothschild (Erfurt),  
      Oppenheimer (Barchfeld),  
      H. Katz (Aschenhausen),  
      Heilbrunn (Gehaus),  
      Popper (Mühlhausen),  
      Wertheim (Gera),  
      Baumgart (Stadtlengsfeld).  
      Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.    | 
   
 
  
 
   
Lehrerkonferenz des "Vereins israelitischer Lehrer Mitteldeutschlands"
in Eisenach (1894)    
 
 
Vortragsabend
des "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur" (1895)   
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Februar
      1895: "Eisenach, 27. Januar (1895). Am 23. dieses Monats fand
      im Sitzungszimmer der hiesigen Synagoge ein zahlreich besuchter
      Vortragsabend des neuen Vereins für jüdische Geschichte und Literatur
      statt. Zuerst hielt der Vorsitzende, Herr Heilbronn, einen Vortrag.
      Derselbe sprach über die Geschichte der Makkabäer und den Talmud in
      interessanter Weise. Der Vortrag war für die Anwesenden sehr belehrend,
      und wurde nach Schluss desselben dem Vortragenden allgemeiner Beifall
      gespendet. Nach einer kleinen Pause wurde sodann Herrn Ginzberg das
      Wort erteilt. Derselbe sprach über den 'Kaufmann von Venedig'. Auch
      dieser Vortrag war sehr belehrend und fand lebhaften Beifall. Herr
      Ginzberg las nach Beendigung seines Vortrags noch einige Briefe von
      Heinrich Heine über sein Verhältnis zum Judentum vor. Hierauf teilte der
      Vorsitzende noch mit, dass der nächste Vereinsabend am 2. Februar
      stattfindet, und damit schloss die Sitzung. der Verein, welcher ja noch im
      Entstehen begriffen ist, jedoch durch fleißiges Wirken schon ziemlich
      sich emporgeschwungen hat, wird sich nunmehr ebenfalls dem Verband
      anschließen, um hervorragende Redner zu gewinnen. Wir wollen demselben
      auch für die Zukunft das Beste wünschen."     | 
   
      
Generalversammlung
des "Armenvereins zur Bekämpfung der Wanderbettelei" (1900)       
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 9. September 1900: "Eisenach, 4. Februar (1900). Der
      hiesige 'Armenverein zur Bekämpfung der Wanderbettelei" hielt
      am 23. vorigen Monats seine Generalversammlung ab. Der Vorsitzende des
      Vereins, Prediger Meyer, erstattete den Jahresbericht und legte klar, wie
      segensreich der Verein auch im verflossenen Jahre gewirkt habe. Das
      Interesse für die Sache sei größer geworden und die Zahl der Mitglieder
      bedeutend gewachsen. - Als ganz besonders wichtig hob der Vorsitzende
      hervor, dass nach Beschluss der vorjährigen Generalversammlung, die
      Auszahlung der Unterstützungen von der Ortspolizei vornehmen zu lassen,
      seit dem 1. April 1899 gehandelt sei. Die Erfahrungen, die der Verein seit
      Übergabe der Kasse an die Polizei-Verwaltung gemacht, seien die
      allerbesten gewesen. Die Hausbettelei hat fast ganz aufgehört; die
      Unterstützungsbedürftigen konnten infolge Abnahme der
      Unterstützungsgesuche weit wirksamer unterstützt werden. Leuten, die
      arbeitswillig waren, ist von der Polizei in vielen Fällen Arbeit
      nachgewiesen und verschafft worden. Die Abnahme der
      Unterstützungsbedürftigen betrug 380 Personen. (Die Einrichtung der
      hiesigen Gemeinde, die Kasse durch die Polizei verwalten zu lassen, kann
      auch anderen 'Armenvereinen gegen Wanderbettelei' warm empfohlen werden).
      Die Revisoren, Herren M. Troplowitz und S. Katz haben die Kasse geprüft
      und für richtig befunden. Die Einnahme betrug an Mitgliederbeiträgen
      1.084,56 Mark; die Ausgaben an 598 Unterstützungsbedürftige 964,05 Mark,
      sodass ein Kassenbestand von 110,51 Mark verbleibt. Der Polizeiverwaltung
      wurde für die Verwaltung der Kasse eine Gratifikation von 50 Mark zur
      Verteilung an die beteiligten Beamten überwiesen und der Vorsitzende
      außerdem beauftragt, der Polizeiverwaltung den Dank des Vereins
      auszudrücken. Als Vorsitzender wurde Herr Meyer, der die Leitung des
      Vereins seit drei Jahren hat, einstimmig wiedergewählt; als Stellvertreter
      Herr H. Grünstein. - In der daran anschließenden Generalversammlung
      des Männervereins (Chebra Kadischa) wurde der seitherige Vorstand,
      Herr Prediger Meyer, Vorsitzender, Herr Blüth, Stellvertreter, Herr S.
      Goldschmidt, Rendant einstimmt wiedergewählt."          
       | 
   
 
   
Wechsel
im Vorsitz des Israelitischen Frauenvereins von Lydia Stiebel zu Marta Weinstein
(1914)   
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Juli
      1914: "Eisenach, 24. Juli (1914). Nach mehr als
      dreißigjähriger Wirksamkeit legte Frau Lydia Stiebel ihr Amt als
      'Vorsitzende des hiesigen israelitischen Frauenvereins' aus
      Gesundheitsrücksichten nieder. An ihre Stelle tritt die seitherige
      stellvertretende Vorsitzende, Frau Marta Weinstein, hier. Frau Lydia
      Stiebel, eine hochgebildete, geistreiche Dame, hat den Verein aus geringen
      Anfängen zu seiner heutigen Blüte gebracht, sodass er jetzt fast alle
      Frauen der hiesigen Gemeinde umfasst. Sie hat es verstanden, dem Vereine
      immer neue Anregungen zu geben und Interesse für alle gemeinnützigen
      Bestrebungen zu erwecken. Ihr Scheiden aus dem Amte wird lebhaft bedauert.
      Als Anerkennung für die langjährigen Dienste, die Frau Stiebel dem
      Vereine geleistet hat, wurde ihr ein wertvolles Buch von dem
      Gesamtvorstand des Frauenvereins überreicht und zugleich der Dank des
      Vereins ausgesprochen. Auch im hiesigen allgemeinen Frauenbildungsverein,
      der sich aus Mitgliedern aller Konfessionen zusammensetzt, hat Frau
      Stiebel viele Jahre den Vorsitz geführt. Aus dem oben genannten Grunde
      legte Frau Stiebel auch hier das Amt als Vorsitzende nieder, was
      allgemeines und lebhaftes Bedauern erweckt, da Frau Stiebel sich auch in
      diesem Vereine sehr betätigt hat."         | 
   
    
Der Stadtrat von Eisenach ist gegen die Judenhetze
(1930)       
 
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli
      1930: "Der Stadtrat von Eisenach gegen die Judenhetze.  
      Berlin, 30. Juni (1930). Aus Eisenach wird mitgeteilt: Der Eisenacher
      Stadtrat nahm eine von den Sozialdemokraten und den Demokraten
      eingebrachte Entschließung gegen die in Thüringen betriebene Judenhetze
      der Nationalsozialisten an. In der gleichen Sitzung wurde beschlossen,
      angesichts der Befreiung der Rheinlande zwei Straßen und einen Platz nach
      Ebert, Stresemann und Rathenau zu benennen. Der antirepublikanisch
      gesinnte Oberbürgermeister Janson beanstandete diesen Beschluss, obwohl
      nach dem thüringischen Wegegesetz die Straßenbenennung dem Stadtrat
      zusteht. Inzwischen hat Minister Frick eine Verordnung erlassen, nach der
      ab 1. Juli nur noch dem Stadtvorstand die Benennung von Straßen
      zusteht."       | 
   
  
       
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Advokat
Katzenstein kandidiert als Landtagsabgeordneter (1867)        
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 19. November 1867: "Aus Thüringen, im November (1867). (Privatmitteilung). Dieser Tage wurde im Großherzogtum Sachsen-Weimar der erste Jude in des Person des
       Kommerzienrates  Rosenblatt aus  Stadtlengsfeld als Landtagsabgeordneter gewählt; auch sein  Gegenkandidat
       Advokat Katzenstein  aus  Eisenach war Jude.  
        Wie weit die Hyperorthodoxie sich auch in unseren Tagen noch versteigt, das beweisen die Maßnahmen des gelehrten
       Rabbiner Dr. Enoch zu Fulda, früherer Redakteur des Zionswächter seligen Andenkens. Derselbe verirrt sich in seinem frommen Eifer sogar in die Tanzsalons seiner ihm anvertrauten Gemeinden, indem er mit aller Strenge das talmudische Verbot des Tanzens an den Feiertagen aufrecht zu erhalten sucht, was in vielen Orten seines Bezirkes zu sehr ärgerlichen Auftritten führte und nicht geeignet ist, dessen Ansehen zu erhöhen. Die Welt lässt sich einmal in der Jetztzeit nicht mehr mit solchem rabbinischen Spuk bannen. – Wenn übrigens der genannte fromme Herr seine Aufmerksamkeit anstatt dem harmlosen Tanzvergnügen dem synagogalen Leben seines Distrikts zuwenden würde, so könnte er sich wahrlich größere Verdienste um sein geistliches Amt erwerben. Auf diesem Felde sieht es noch traurig aus; von einer Andacht, einer Würde, einer Ordnung ist an vielen Orten wenig Spur. Hier öfters zeitgemäße Anordnungen zu treffen, wäre heilsamer als die Revisionen der Schächtmesser, der Mazzmaschinen, die Untersuchungen der Mikwahs, der Erubim (Sabbatweggrenzen), was der fromme Mann zu seiner Lebensaufgabe gemacht zu haben scheint".  | 
   
  
Salomon
Backhaus feiert das 25-jährige Amtsjubiläum als Vorsteher der Gemeinde
(1889)    
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar
      1889: "Eisenach, 11. Januar (1889). Am 23. Dezember feierte Herr
      Salomon Backhauß hier sein 25-jähriges Jubiläum als Vorsteher der
      hiesigen israelitischen Gemeinde. Der Herr Landrabbiner Dr. Salzer
      war hierher gekommen, um dem Herrn Jubilar persönlich zu beglückwünschen.
      Am Vorabend des Jubeltages überbrachte der Synagogenchor dem Herrn
      Backhauß ein Ständchen. Am Jubeltage erschienen Deputierte und Lehrer
      und überbrachten Namens der Gemeinde einen Pokal als Zeichen der
      Verehrung. Auch der Herr Bezirksdirektor, Freiherr von Beust, als
      Vertreter der Aufsichtsbehörde, beglückwünschte den Herrn Jubilar
      Namens der Regierung. Möge unserm geliebten Herrn Vorsteher, welcher
      augenblicklich krank ist, eine recht bald völlige Genesung und noch viele
      Jahre der Freude und des Glückes beschieden sein.  J.H."          | 
   
    
Zum Tod von
Aaron Neuhaus (1891)     
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November
      1891: "Aus Eisenach. Am 16. Oktober (1891), nachmittags 1
      1/2 Uhr bewegte sich ein feierlicher Leichenzug durch die Straßen der
      hiesigen Stadt. Der Teilhaber der hiesigen israelitischen Firma C.
      Neuhaus Söhne, Großherzoglich Sächsische Hoflieferanten, Herr
      Aaron Neuhaus, der im 46. Lebensjahre, nach langer Krankheit
      verstorben ist, wurde zu Grabe getragen. Die Firma hat sich um die hiesige
      Gegend dadurch verdient gemacht, dass sie hier und in der Umgegend
      altdeutsche Stickereien und Webereien anfertigen lässt, was ihr einige
      Beliebtheit verschafft hat. Der Verstorbene hat den französischen Krieg
      im Jahre 1870 als Unteroffizier mitgemacht und sich da wohl den Keim
      seiner langwierigen Krankheit geholt, da er auch schon während des
      Krieges vier Wochen am Typhus in Frankreich schwer krank darniedergelegen
      hatte. Während seines Hierwohnens verkehrte er viel mit seinen
      Kriegskameraden und in den betreffenden Vereinen. Das hatte ihn bei diesen
      besonders beliebt gemacht. Bei seinem Begräbnisse erschienen denn auch
      der hiesige Landwehrverein und der hiesige Kriegerverein vollzählig und
      begleiteten den Leichenzug mit ihren Fahnen unter voranschreitender
      Trauermusik. Bei der jetzt überall herrschenden antisemitischen Strömung,
      die auch hier ihre Vertreter hat und von denen auch mehrere im Zuge
      bemerklich waren, kann das immerhin als eine erfreuliche Erscheinung
      gelten, die an dieser Stelle vorgemerkt zu werden
      verdient."            | 
   
    
80.
Geburtstag von Lehrer und Schriftsteller B. Hause (1894)    
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März
      1894: "Eisenach. Am 20. März (1894) hat unser
      allverehrtes Gemeindemitglied, der frühere Lehrer und jetzige
      Schriftsteller, Herr B. Hause hier sein 80. Lebensjahr vollendet.
      Hatte der Herr Landrabbiner Dr. Salzer schon am jüngst verflossenen
      Sabbat in seiner Predigt dieses Tages gedacht, so hatten auch andererseits
      viele Vereine und Private es nicht versäumt, ihre Gratulationen
      rechtzeitig zum Ausdruck zu bringen. So waren u.a. Depeschen und Adressen
      eingelaufen vom Deutsch-Israelitischen Gemeindebunde, vom israelitischen
      Lehrer-Kollegium in München, vom Hessischen Lehrerverein, vom Vereine
      israelitischer Lehrer Mitteldeutschlands etc. etc. Um 11 Uhr vormittags
      begab sich eine Deputation unter Anführung unseres Herrn Vorstehers S.
      Stiebel in die Wohnung des Geburtstagskindes, überbrachte die
      Glückwünsche der hiesigen israelitischen Gemeinde und überreichte Herrn
      Hause eine Ehrengabe, welche von der hiesigen und von auswärtigen
      Gemeinden und Vereinen zu diesem, Zwecke bestimmt wurde. Herr Hause dankte
      tiefbewegt für die ihm erwiesene Aufmerksamkeit, die er nicht verdient zu
      haben glaubt. Die Zensur über das, was er in der Schule des Lebens
      geleistet hat, werde ihm wie jedem anderen Menschen doch erst im Jenseits
      erteilt werden. Möge der himmlische Vater unserem Herrn Hause in seiner
      fast jugendlichen Frische des Körpers und des Geistes noch recht lange am
      Leben erhalten.  Heidungsfeld."              | 
   
  
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       Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 30. März 1894:   
      Ein ähnlicher Bericht wie im "Israelit" erschien in der
      "Allgemeinen Zeitung des Judentums"       | 
   
        
Zum Tod
von Salomon Stiebel (1897)   
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 12. November 1897: "Eisenach, 5. November
      (1897), Einen schweren Verlust hat die hiesige Religionsgemeinde durch den
      Tod des Herrn Salomon Stiebel erlitten. Seit mehr als 20 Jahren
      gehörte der Verstorbene der Gemeindevertretung an. Den Vorsitz, den er
      seit den letzten 6 Jahren geführt hatte, legte er im verflossenen Jahre
      aus Gesundheitsrücksichten nieder. Aber auch dann blieb er noch Mitglied
      der Kultusdeputation. Sein plötzlich erfolgter Tod hat die ganze Gemeinde
      erschüttert. Herr Landrabbiner Dr. Salzer entwarf in sehr
      eindrucksvoller Rede ein Lebensbild des Entschlafenen. Die
      Trauerfeierlichkeiten, die im Hause des Verstorbenen stattfanden, wurden
      durch ergreifende Gesänge des hiesigen Synagogen-Chores eingeleitet und
      beschlossen. Fast die ganze Gemeinde beteiligte sich am Leichenzug, in dem
      man auch eine große Anzahl der besten christlichen Mitbürger erblickte.
      Der Herr Reichstagsabgeordnete Casselmann befand sich unter den
      Goldenden. Auf dem Friedhofe angelangt, hielt der Lehrer unserer
      Gemeinde, Herr Meyer, dem Entschlafenen einen warmen Nachruf, in dem
      er besonders die Friedensliebe, die Uneigennützigkeit und die wahre
      Menschenliebe des Verstorbenen hervorhob, dessen Andenken in der Gemeinde
      immer fortleben werde. Die Ersatzwahl in der Kultusdeputation für den
      Verstorbenen fand in der vergangenen Woche statt. Gewählt wurde mit großer
      Majorität Herr Kaufmann Joseph Löwenstein zum Deputierten. - Zum Schluss
      meines Berichtes möchte ich noch auf die Tätigkeit
      des hiesigen Armenvereins hinweisen. Die Einnahme inklusive
      Kassenbestand betrugen vom 1. Juli 1896 bis heute 1313,20 Mark, die
      Ausgaben 1146,35 Mark, sodass ein Kassenbestand von 166,85 verblieb. Diese
      Unterstützungen wurden an etwa 700-720 durchreisende Bettler verteilt. -
      Zum Vorsitzenden des Vereins wurde Herr Lehrer Meyer
      gewählt."           | 
   
     
Zum
Tod des Kultusdeputierten und stellvertretenden Gemeindevorsitzenden Gustav
Steinberger (1899)      
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 6. Januar 1899: "Eisenach, 2. Januar (1899). Einen
      schweren Verlust hat die hiesige Religionsgemeinde durch den Tod des hier
      allseits geachteten und beliebten Gustav Steinberger
      (großherzoglich sächsischer Hoflieferant) erlitten. Seit mehr denn 15
      Jahren gehörte er der Gemeindevertretung als Kultusdeputierter an; in den
      letzten Jahren war er stellvertretender Vorsitzender der hiesigen
      Gemeinde. Die ganze Gemeinde betrauert den frühzeitigen Tod dieses braven
      Mannes. Sein reicher Geist, sein edles, jederzeit zur Hilfe bereites Herz
      machten ihn zu einem Anwalt der Armen und Bedürftigen. Aber nicht allein
      die hiesige Religionsgemeinde, sondern auch unsere Vaterstadt hat durch
      seinen Tod einen herben Verlust erlitten. Herr Prediger Meyer
      entwarf in seiner rief empfundenen Gedächtnisrede ein Bild des
      Entschlafenen, dem er die Worte der Anerkennung und des Dankes der
      Gemeinde, seiner vielen Freunde und all derer, die ihn kannten nachrief.
      Nach einem Gesang des Synagogenchores sprach der erste Vorsitzende,
      Herr Kuh, namens der Gemeinde und dann Herr S. Weinstein als
      Freund Worte des Dankes und des Abschiedes. Viel verliert namentlich unser
      'Verein für jüdische Geschichte und Literatur', dessen 1.
      Vorsitzender der Entschlafene war. Seine Verdienste um den Verein hob der
      II. Vorsitzende, Prediger Meyer, in der nächsten Vereinssitzung
      rühmend hervor. Sein Andenken wird in unserer Gemeinde, vor allem aber im
      Literaturverein, ein gesegnetes bleiben".           | 
   
   
Zum
Tod des großherzoglich sächsischen Hofbierbrauers Salomon Backhaus,
langjähriger erster Vorsteher der jüdischen Gemeinde (1901)     
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 1. Februar 1901: "Eisenach, 24. Januar (1901). Nach
      kurzem Leiden verstarb hier am 11. dieses Monats der großherzoglich
      sächsische Hofbierbrauer S. Backhauß im vollendeten 83.
      Lebensjahre. Der Entschlafene war der Begründer der hiesigen
      israelitischen Gemeinde, in der der über 27 Jahre das Amt des ersten
      Vorstehers bekleidete. Auch in seinem Geburtsort Stadtlengsfeld
      bekleidete er bis zu seinem Fortzuge nach hier das Amt eines Vorstehers.
      Mit der hiesigen Gemeinde ist sein Name eng verwachsen, und sein Andenken
      wird hier fortleben. Mit Eifer und Hingebung hat es seines Amtes stets
      gewaltet, und auch nachdem sein Alter ihn zwang, sein Ehrenamt niederzulegen,
      regen Anteil an der Entwicklung unserer Gemeinde genommen. Aber auch an
      der Entwicklung unserer städtischen Gemeinde nahm der Verstorbene regen
      Anteil. Bis in sein hohes Alter gehörte er dem Gemeinderate der hiesigen
      Stadt an. Vor allem aber ist sein Name mit der hiesigen Aktienbierbrauerei
      eng verknüpft, die ihm die heutige hohe Blüte in erster Reihe verdankte.
      Bis zu seinem Tode war er Direktor der Aktienbrauerei. Zu seinem
      25-jährigen Jubiläum als Vorsteher der hiesigen israelitischen
      Religionsgemeinde wurde er seitens der großherzoglich sächsischen
      Aufsichtsbehörde und der hiesigen Religionsgemeinde hoch geehrt; ferner
      an seinem 80-jährigen Geburtstag von Nah und Fern. An der Bestattung nahm
      nicht nur die hiesige israelitische Gemeinde, sondern auch die christliche
      Bevölkerung regen Anteil. Nach einleitendem Gesang des Synagogenchores
      entwarf Herr Prediger und Lehrer Meyer in zu Herzen gehender Weise
      ein Lebensbild des Verblichenen, das auf alle Zuhörer einen tiefen
      Eindruck machte. Namens der Gemeinde rief der jetzige Vorsteher, Herr
      Leopold Kuh, dem Entschlafenen herzliche Worte der Anerkennung, des
      Dankes und Abschieds nach. Mit einem Gesange schloss die erhebende Feier,
      die von der Achtung und Liebe, die der Entschlafene in allen Schichten der
      Bevölkerung besaß, beredtes Zeugnis ablegte".     | 
   
    
Konsul
Adolf Weinstein erhält das Exequatur (1908)   
 
  
     Artikel
      im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Dezember
      1908: "Eisenach. Dem kubanischen Konsul Adolf Weinstein
      wurden namens des Reichs die Exequatur erteilt."            | 
   
    
Goldene
Hochzeit von Richard Rothschild und Henriette geb. Friedmann (1934)    
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August
      1934: "Eisenach, 27. August (1934). Herr Richard
      Rothschild und Frau Henriette geb. Friedmann, begehen am 10.
      September (erster Tag Roschhaschono) das seltene Fest der goldenen
      Hochzeit. Herr Rothschild ist eine in weiten jüdischen Kreisen
      bekannte und geachtete Persönlichkeiten. Die Familie stammt aus Völkershausen
      bei Vacha und ist seit dem Jahre 1897 hier in Eisenach ansässig. Seit
      dieser Zeit ist der Jubilar Beamter der Israelitischen Kultusgemeinde. Von
      seinen Funktionen als Schochet, Rechnungsführer und Hilfsvorbeter ist ihm
      heute nur noch das letztere Amt verblieben.   
      Trotz seines hohen Alters von 81 Jahren versäumt er fast keinen
      Gottesdienst, und die Ausübung des Hilfsvorbeteramtes ist ihm, der von
      tiefster Religiosität erfüllt ist, eine Herzenspflicht."            | 
   
       
     
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Anzeige
des Papier-Engros-Geschäftes Rud. Heinemann (1863)      
 
  
     Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 10. November 1863: "Einen Lehrling  
      suche ich für mein Papier-Engros-Geschäft, zum Komptoir- und
      Versandposten unter 150 Thaler Vergütung für 3-jährige Kost und
      Logis.  
      Rud. Heinemann in Eisenach."     
                   | 
   
   
Anzeige
der Viehhandlung A. Wolf (1900)    
 
  
     Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November
      1900:    
      "Suche für mein Geschäft, einen kräftigen, militärfreien Mann zum
      sofortigen Antritt. Offerten mit Zeugnissen und Lohnforderung
      an   
      A. Wolf, Viehhandlung,  
      Eisenach."        | 
   
     
Anzeige
der Ochsenschlachterei und Wurstfabrik Berthold Linz (1901)     
 
  
     
      Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober
      1901:  
      "Suche  
      für meine Ochsenschlachterei und Wurstfabrik, welche Samstag streng
      geschlossen, einen jüdischen Gesellen und einen Lehrling.  
      Berthold Linz, Eisenach."        | 
   
   
Anzeige
der Wollweberei L. Fey (1901)   
 
  
     Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August
      1901:   
      "Wollene Talisse (Gebetsschale)  
      alle Nummern. Beste Ware. Billigste Preise.  
      L. Fey, Wollweberei,  Eisenach in Thüringen."         | 
   
 
     
     
Sonstige Dokumente   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; weitere Angaben auf
Grund der Recherchen von P.K. Müller)  
 
      
      
 
      
 
       
      
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