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Eisenach (Thüringen) 
Jüdische Geschichte / Synagogen 
Übersicht: 
      
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)   
     
In Eisenach bestand  eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter.
Ihre Entstehung geht vermutlich in die Zeit Ende des 12. Jahrhunderts zurück.
Bereits Landgraf Hermann I. (1190-1217) soll, um das wirtschaftliche Leben in
der Stadt zu fördern, Juden zum Bau von Häusern nahe am Markte aufgefordert
haben. In diese Zeit könnte die jüdische Ansiedlung in der
"Judengasse" (heutige Karlstraße) zurückgehen, in mittelalterlichen
Zeiten "die beste Gasse" in der Stadt. Der erste namentlich bekannte
Eisenacher Juden war vermutlich der Verfasser synagogaler Poesie Jechiel ben
Jakob (1235). 1283 werden im Eisenacher Stadtrecht Bestimmungen in Bezug auf jüdische
Einwohner festgelegt. 1343 brannte eine Seite der "Judengasse" ab. Die
Verfolgungen während der Pestzeit trafen auch die Eisenacher Juden. In der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts kam es für einige Jahrzehnte erneut zu
einer Ansiedlung, doch wurden die Juden 1411 oder später aus Eisenach wie auch
aus den anderen thüringischen Städten vertrieben. 1510 wurden den Juden für
einige Jahre der Handel, aber nicht die Niederlassung in Eisenach gestattet. 
      
    
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde des 19./20.
Jahrhunderts begann mit der Erlaubnis, dass der thüringische
Hoffaktor Michael Rothschild 1804 sich in Eisenach niederlassen konnte.
Seit den 1820er-Jahren folgten durch Zuzug aus den Landgemeinden weitere
Familien.  
     
Zu Beginn der 1860er-Jahre kam es zur Gründung einer kleinen jüdischen
Gemeinde. 1864 zählten zu ihr 72 Personen. Als erster Lehrer der jüdischen
Gemeinde wurde Jacob Heidungsfeld angestellt, der als Lehrer und Kantor
bis zu seinem Tod 1897 in Eisenach wirkte. 1865 wurde die Israelitische
Religionsschule gegründet, 1868 eine Mikwe eingerichtet (im Komplex der
Dobermann'schen Badeanstalt, Clemensstraße 5). Der Zuzug aus den umliegenden
"Judendörfern" (Lengsfeld, Gehaus, Herleshausen, Nesselröden, Geisa
und anderen Orten) vollzog sich schnell. 1877 lebten bereits 287 jüdische
Personen in Eisenach.  
    
Eisenach war bereits von 1846 bis 1876 und wieder seit 1912 Sitz des Landesrabbinates
"Sachsen-Weimar-Eisenach" (Sitz bis dahin in Stadtlengsfeld), das die
Gemeinden Apolda, Aschenhausen, Eisenach, Gehaus, Geisa, Jena, Ilmenau,
Stadtlengsfeld, Vacha und Weimar umfasste. Erstmals hat 1846 Rabbiner Dr. Mendel
Heß seinen Wohnsitz wie auch den Rabbinatssitz von Stadtlengsfeld nach Eisenach
verlegt. Sein Nachfolger Dr. Theodor Kroner verlegte den Amts- wie auch seinen
Wohnsitz 1876 wieder zurück nach Stadtlengsfeld.   
Als letzter Rabbiner war in Eisenach tätig:  
     
-  von 1898 bis zu seinem Ruhestand 1930 und danach Dr. Josef
Wiesen (geb. 1866 in Ungarisch-Ittebe, umgekommen November 1942 im Ghetto
Theresienstadt): studierte am Israelitischen Lehrerseminar in Kassel, ab 1887 an
den Universitäten Marburg, Berlin und Erlangen. Nach 1892 Landesrabbiner von Böhmen,
um 1897 Rabbiner in Bisenz, Mähren, seit 1898 Landesrabbiner in Stadtlengsfeld,
seit 1911/12 in Eisenach; 1930 Ruhestand, jedoch weiterhin für die Interessen
der Juden in Thüringen tätig; 1942 von Leipzig nach Theresienstadt deportiert. 
  
     
Die Berufsstruktur der jüdischen Familienoberhäupter gestaltete sich recht
breit. Diese betätigten sich zunächst vor allem noch im Handel (Viehhandel,
Tuch- und Modewarenhandel, Fell-, Leder- und Landwirtschaftsproduktenhandel,
Wollhandel, Holzhandel, Manufakturwaren) und richteten dazu Handlungen in der
Stadt ein,  aber bereits 1877 gab es zwei jüdische Rechtsanwälte, einen
Arzt, einen Redakteur, einen Versicherungsagenten, zwei Bankiers, fünf
Kaufleute u.a.m. In den folgenden Jahrzehnten hatten Gründergeist und
Innovationsfähigkeit der jüdischen Gewerbetreibenden großen Erfolg - mehrere
Eisenacher Traditionsunternehmen entstanden, die bis nach 1933 Bestand hatten
(unter den ersten renommierten Geschäften waren das Damenmodegeschäft Löwenstein,
das Herrenmodegeschäft Dreyfuß, aber auch Industrieunternehmen wie die
Trommelfabrik Weinstein).  
     
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde 1904 mit 430 Personen
erreicht, um danach zurückzugehen (1906 386).  
   
Im Ersten Weltkrieg starben 23 jüdische Soldaten aus der Stadt: Leo
Alexandrowitz (geb. 8.3.1884 in Stavisky, gef. 3.10.1918), Gefreiter Willy
Bernstein (geb. 6.2.1893 in Meiningen, gef. 2.12.1914), Ludwig Cohn (geb.
4.2.1895 in Eisenach, gef. 13.7.1916), Feldunterarzt Erich Fackenheim (geb.
10.12.1889 in Eisenach, gef. 25.9.1915), Martin Fink (geb. 20.3.1897 in
Eisenbach, gef. 24.2.1917), Otto Goldschmidt (geb. 21.4.1888 in Eisenach, gef.
4.10.1917), Kurt Großmann (geb. 9.1.1892 in Leipzig, gef. 5.5.1916), Egon Katz
(geb. 30.5.1896 in Eisenach, gef. 17.5.1918), Arthur Klebe (geb. 30.8.1895 in
Eisenach, gef. 12.7.1917), Unteroffizier Julius Lind (geb. 9.3.1887 in Arnstadt,
gef. 19.11.1914), Unteroffizier Kurt Löwenstein (geb. 2.9.1892 in Eisenach,
gef. 6.12.1914), Unteroffizier Walter Mosenthal (geb. 12.6.1889 in Eisenach,
gef. 7.6.1917), Oskar Neufeld (geb. 24.5.1887 in Pattensen, gef. 8.3.1916),
Selmar Neuhaus (geb. 13.5.1885 in Eisenach, gef. 12.9.1916), Martin Ochs (geb.
26.2.1890 in Eisenach, gef. 4.12.1914), Wilhelm Rothschild (geb. 19.9.1890 in Völkershausen,
gef. 13.7.1915), Leutnant Friedrich Sommer, geb. 10.5.1889 in Rothenburg, gest.
13.9.1918 in Gefangenschaft), Ernst Steinberg (geb. 26.4.1896 in Eisenach, gef.
23.8.1917), Alfons Troplowitz (geb. 1.7.1884 in Wien, gef. 13.7.1915), Offz.St.
Hans Weinstein (geb. 19.8.1890 in Eisenach, gef. 14.3.1915), Unteroffizier
Julius Wolf (geb. 12.2.1892 in Eisenach, gef. 11.10.1916). Außerdem sind
gefallen: Arno Goldschmidt (geb. 15.1.1878 in Eisenach, vor 1914 in Gera
wohnhaft, gef. 31.8.1916), Bernhard Epstein (geb. 12.4.1885 in Eisenach, vor
1914 in Hannover wohnhaft, gef. 9.10.1915). Viele der jüdischen
Kriegsteilnehmer kamen mit hohen und höchsten Auszeichnungen aus dem Krieg zurück.  
    
Bereits in der Zeit der Weimarer Republik zeigte der Antisemitismus seine hässliche
Seite in der Stadt. Schon 1920 und wiederum 1924 wurden
Schaufenster und Namensschilder verschiedener jüdischer Geschäfte von
Eisenacher Schülern mit roter Farbe beschmiert. 1923 und 1925 wurde die Fenster
der Synagoge eingeworfen. 
    
Mitte der 1920er-Jahre gehören dem Synagogenvorstand an: Rechtsanwalt Dr. Blüth,
Max Troplowitz, J. Cohn, Max Malsch, J.-R. Speyer, S. Fink, S. Klebe, M. Großmann,
B. Wolff. Landrabbiner war Dr. Wiesen, Lehrer J. Victor. Letzterer unterrichtete
im Schuljahr 1924/25 60 jüdische Kinder in Religionsunterricht. An jüdischen
Vereinen gab es insbesondere den Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa und den
Israelitischen Frauenverein.  
    
Nach 1933 wurden die Eisenacher Juden wie überall im deutschen Reich aus
dem öffentlichen und wirtschaftlichen Leben verdrängt und zunehmend
entrechtet. In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge
niedergebrannt. Alle jüdischen Geschäfte, viele Wohnhäuser und der Friedhof
wurden demoliert. Im September 1941 wurden die 145 noch in der Stadt
lebenden Juden im Haus Goethestraße 48 zusammengepfercht und 1942 von
dort nach Belzec und Theresienstadt deportiert. Nur wenige der Deportierten überlebten
bis 1945.  
    
Von den in Eisenach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Hedwig Abraham geb.
Auerbach (1876), Paula Abraham geb. Blumenthal (1878), Clementine (Tina) Appel
geb. Mannheimer (1886), Horst Joachim Appel (1918), Eduard August (1880), Ella
August geb. Lazar (1885), Hannchen Bachrach geb. Mann (1874), Louis Bachrach
(1876), Meta Bachrach geb. Mann (1880), Abraham Alfred Backhaus (1891), Albert
Baer (1886), Benni Baer geb. Mannheimer (1894), Ernst Baer (1883), Lieselotte
Sophia Baer (1929), Tana (Lane, Gertrud) Belgard geb. Weinstein (1887),
Elisabeth Bernstein (1899), Elsa Bibo (1888), Alfred Biermann (1891), Ernst
Blaut (1881), Ellen Esther Frieda Blueth (1929), Irma Blueth geb. Reichenberger
(1900), Leopold Blum (1926), Irma Elise Blumenthal geb. Michaelis (1898), Max
Blumenthal (1882), Jenny Bobrek geb. Grünstein (1881), Jetta Bornstein (1924),
Liba (Liebe, Lotte) Bornstein geb. Fingerhut (1888), Moses Bornstein (), Regina
Bornstein (1926), Srini Bornstein (1921), Sophie Braun geb. Goldschmidt (1879),
Heinz Büchner (1925), Henriette Cohen geb. Weinstein (1881), Eva Friedel Cohn
(1929), Fritz Cohn (1901), Fritz Dressel (1880), Johanna Marianne Dreifuß geb.
Eppstein (1854), Ilse Drucker geb. Hirschfeld (1903), Georg Dzialoszinsky
(1921), Alwin Eckmann (1873), Johanna Eckstein geb. Finsterwald (1877), Benjamin
Berthold Ehrlich (1874), Lilly Ehrlich (1872), Margarete Einhorn geb. Hofmann
(1905), Bella Elias geb. Weinstein, Berta Fingerhut geb. Reiter (), Jessie
Glaser geb. Rosenthal (1890), Gustav Falkenstein (1886), Bernhardine Goldschmidt
geb. Katz (1889), Max Goldschmidt (1876), (1881), Regina Eppstein (1856), Alfred
Fackenheim (1891), Blanka Frank geb. Wolfeiler (1894), Hermann Freimark (1875),
Meta Freimark geb. Löwenstein (1873), Hellmuth Galland (1900), Bernhard
Grossmann (1862), Berthold Grossmann (1897), Friederike Grossmann geb. Aris
(1863), Jenny Grossmann geb. Aris (1867), Edgar Grünbaum (1883), Elisabeth Grünbaum
geb. Kaufmann (1897), Elise Grünbaum geb. Friedmann (1895), Fanny Grünbaum
geb. Jasmin (1859), Hanna Grünbaum (1922), Herbert Grünbaum (1883), Philippine
Grünbaum geb. Stettauer (1857), Werner Ludolf Grünbaum (1923), Hildegard
(Hilde) Grünewald (1897), Karl Grünstein (1875), Isidor Hammerschlag (1881),
Johanna Hammerschlag geb. Löwenstein (1884), Ida Hecht (1887), Gertrude
Heidungsfeld geb. Hirsch (1876), Julius Heidungsfeld (1869), Emma Heilbrun geb.
Heilbrunn (1897), Gertrud (Gertrude) Heilbrun geb. Schloss (1887), Emil
Heilbrunn (1881), Mathilde Heilbrunn geb. Dörnberg (1869), Werner Heilbrunn
(1905), Frieda Hofmann geb. Ludwig (1879), Rosa Homberger geb. Backhaus (1877),
Helmut Horowitz (1921), Adolf Kahn (1870), Julius Kaiser (1904), Sery (Sophie)
Kaiser (1907), Jenny Kallmann (1875), Elisabeth Kaplan geb. Tuplowitz (1894),
Alfred Katz (1928), Alice Paula Katz geb. Hammerschlag (1918), Arthur Katz
(1897), Helmut Ernst Katz (1913), Käthe (Käte) Katz geb. Dreifuss (1912),
Magda Katz geb. Goldschmidt (1892), Marta Katz geb. Schloss (1884), Reni Katz
geb. Ochs (1903), Salo Katz (1938), Selma Katz geb. Grünstein (1869), Siegfried
Salomon Katz (1886), Siegfried Katz (1909), Gerda Kaufer (1925), Gerson Kaufer
(1888), Lola Kaufer geb. Wegener (1892), Selma Süssel Kaufer (1922), Frieda
Kirchheimer geb. Marx (1894), Siegfried Kirchheimer (1887), Frieda Kis geb.
Emanuel (1889), Salomon Kis (1882), Max Klebe (1873), Wilhelmine Kleemann geb.
Waldeck (1871), Bertha Kleimenhagen geb. Heidungsfeld (1864), Hertha Klein geb.
Wiesen (1894), Herrmann Knorringa (1883), Julie Knorringa geb. Falkenstein
(1886), Ruth Doris Knorringa (1923), Rosa Koopmann geb. Katz (1884), Ilse Kuh
geb. Heilbrunn (1897), Rudolf Kuh (1890), Ursula Kuh (1925), Bertha Landsberg
geb. Rothschild (1874), Isidor Lazar (1875), Mathilde Leopold geb. Zeller
(1882), Leopold Levi (1897), Joachim Levy (1923), Arthur Lewinsky (1867), Julius
Linz (1904), Frieda Löwenstein geb. Moses (1872), Luise Löwenstein geb. Blüth
(1872), Martha Löwenstein (1896), Meta Löwenstein geb. Meyer (1870), Salomon Löwenstein
(1867), Werner Löwenstein (1902), Jenny Löwenstern geb. Neuhaus (1879), Rosa Löwenstern
geb. Neuhaus (1877), Franziska Lorenz geb. Müller (1877), Elisabeth Lueneburger
geb. Hofmann (1909), Alfred Maerker (1864), Martha Maerker (1865), Michael
Margulies (1901), Ernst Meyer (1895), Rosel (Rosa) Meyer geb. Grünstein (1879),
Theodora Meyer geb. Mandelbaum (1863), Amanda Michaelis geb. Sabor (1865),
Ferdinand Müller (1869), Johanna Nussbaum geb. Pfifferling (1886), Karl Ochs
(1877), Margarete Ochs (1904), Mathilde Ochs geb. Kohnfelder (1875), Marie
Oppenheim (1912), Paul Oppenheim (1891), Martha Panitsch (1886), Edgar Josef
Pfifferling (1922), Heinz Erich Pfifferling (1926), Johanna Pfifferling geb.
Katz (1926), Edith Bertha Philipp geb. Lichtenstein (1899), Henny Philipp geb.
Großmann (1904), Martha Pollak geb. Grünstein (1884), Heinz Prager (1922),
Siegmund Markus Rehbock (1883), Regina (Regine) Richheimer (1871), Diethard
David Riesenfeld (1929), Sidonie Riesenfeld geb. Linz (1903), Else Rothfels geb.
Fackenheim (1895), Julius Rothfels (1885), Rosel Rothfels (1929), Friedel
Rothschild geb. Katz (1902), Herbert Rothschild (1930), Hermann Rothschild
(1867), Leopold Rothschild (1898), Liesel Rothschild (1931), Sally Rothschild
(1898), Beate Sachs geb. Müller (1900), Hermann Sachs (1890), Charlotte Schloss
geb. Elkan (1897), Paula Seliger geb. Frank (1887), Klara Seligmann geb.
Weinstein (1886), Amalie Silberberg geb. Löwenthal (1859), Joseph Silbermann
(1900), Muscha (Minza) Silbermann geb. Bras (1898), Albert Silberstein (1886),
Flora Simon geb. Müller (1873), Bertha Sinzheimer geb. Stiebel (1874), Berthold
Spangenthal (1889), Clara Marianne Spangenthal (1925), Elfriede Spangenthal geb.
Brylewski (1906), Erna Spangenthal geb. Kosterlitz (1901), Ernst Jochen
Spangenthal (1935), Hans Günther Spangenthal (1930), Max Spittel (1879),
Babette Stein (1871), Emma Stein geb. Stern (1875), Jakob Stein (1862), Alma
Steinberger (1881), Friedrich Steinberger (1888), Ella (Elli) Stern geb.
Grossmann (1899), Gerhard Stern (1929), Jenny Stern geb. Rothschild (1897),
Lisette Stern geb. Nussbaum (1865), Robert Stern (1883), Karoline (Lina) Stiebel
geb. Kaiser (1872), Hans Strauss (1882), Siegfried Tenenbaum (1902), Paul
Troplowitz (1901), Josephus Wahl (1867), Arno Weinstein (1884), Margarethe
(Martha, Mirjam) Weinstein geb. Herzfeld (1860), Irma Wiesen geb. Firnbacher
(1909), Josef Wiesen (1866), Luise Wolf geb. Mendel (1863), Martin Wolfermann
(1901), Minna (Nini) Wolfermann geb. Stern (1908), Max Wolff (1868), Siegfried
Wolff (1888), Hans Wollenberg (1907).  
       
       
       
Zur Geschichte der Synagogen   
       
Bereits im Mittelalter war eine Synagoge vorhanden. Sie lag
vermutlich in der "Judengasse" auf dem Grundstück Karlstraße 23 und
war hier noch im 19. Jahrhundert zu sehen. Möglicherweise gab es später (nach
der Mitte des 14. Jahrhunderts?) eine Synagoge in der Löbersgasse.  
       
Im  19. Jahrhundert konnte nach der Gründung der jüdischen Gemeinde bereits
am  30. September 1864 ein Betsaal eingeweiht werden. Bis dahin hatten die
Gottesdienste in Privathäusern jüdischer Familien stattgefunden, u.a. im Haus
des Löser Herz Kayser in der Georgenstraße. Der Betsaal befand sich im
Hintergebäude des Hauses Jacobsplan 19, das von der Gemeinde gekauft worden
war. 
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 22. November 1864: "In Eisenach (Weimar) wurde am
      Tage vor dem Neujahrsfest ein neuer Betsaal für die erst seit einigen
      Jahren dort gegründete Gemeinde unter Anwesenheit der Behörden durch den
      Landrabbiner Dr. Heß feierlich
      eingeweiht."             
       | 
   
 
Nach wenigen Jahren wurde der Betsaal zu klein. An Feiertagen verlegte man
den Gottesdienst in das Gasthaus "Zum Löwen" in der Marienstraße. 1882
bestimmte die Großherzogliche Bezirksdirektion, dass maximal 100 Personen den
Gottesdienst im Betsaal Jacobsplan besuchen dürften.  
     
 Die jüdische Gemeinde konnte 1883 ein geeignetes
Grundstück für eine neue Synagoge finden. Nach Überwindung von manchen
Schwierigkeiten (u.a. durch Einsprüche der Nachbarn) konnte am 10. April 1884 der Grundstein gelegt werden. Am
 8. Januar
1885 war die feierliche Einweihung der neuen Synagoge. Im Synagogengebäude
wurden auch Räume für Versammlungen sowie für den Religionsunterricht der
Kinder geschaffen. Eine Orgel und ein Synagogenchor bereicherten die
Gottesdienste.  
      
Die Einweihung der Synagoge (1885)    
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Januar 1885: 
      "Aus Thüringen. Am 8. Januar dieses Jahres wurde in Eisenach
      die neuerbaute Synagoge eingeweiht. Die Eisenacher Zeitung berichtet
      hierüber Folgendes:  
      Wie dieser Tage angekündigt, hat heute Vormittag 11 1/2 Uhr die
      feierliche Einweihung der neuen Synagoge stattgefunden. Nachdem die
      Mitglieder der Gemeinde und viele Eingeladenen aus hiesiger Stadt und
      anderen Orten in der schön ausgestatteten und zu Ehren des Tages mit
      Grün hübsch geschmückten Synagoge Platz genommen - im Schiff die
      Männer, auf den Emporen die Frauen -, begann die Feierlichkeit außen mit
      Überreichung des Schlüssels durch Herrn Fischer als Stellvertreter des
      leider erkrankten Bauleiters Herrn Architekt Hermann Hahn unter
      entsprechenden Worten
      an          | 
   
  
     Kultusvorsteher
      Backhauß, der mit Dank und der Bitte, dass dieses Gotteshaus dem Schutze
      der Stadt empfohlen sein möge, das Hauptportal erschloss. Unter dem
      Gesange des Psalms 'Gesegnet, die da kommen im Namen des Herrn' betrat der
      Festzug, dem Kinder mit geschmückten Stäben vorangingen, die Vorhalle
      und danach unter weiteren Gesängen das Innere des Tempels. Vier
      geschmückte Gesetzrollen (= Torarollen) wurden vorangetragen, worauf der Großherzogliche
      Landrabbiner Herr Dr. Salzer, die Herren Bezirksdirektor von Beust,
      Geheimer Regierungsrat Roese, Bürgermeister Peffer, die Herren vom
      Gemeinderat und Kirchengemeindevorstand und die israelitischen
      Kultusdeputierten folgten. Nachdem die Gesetzrollenträger am Altar
      Aufstellung genommen, wurde vom Vorbeter das Gebet 'Wie schön sind deine
      Zelte' vorgetragen, worauf unter Wechselgesängen feierlicher Umzug und
      Einstellung der Gesetzrollen in die heilige Lade erfolgte.  
      Der hiermit verbundene, vor der heiligen Lade vom Landrabbiner vollzogene
      Weiheakt machte auf alle Anwesende einen sehr erhebenden Eindruck. Worte
      des Dankes und der Fürbitte, wie sie treffender und geeigneter nicht
      gewählt werden konnten, kennzeichneten die Bedeutung der Erbauung dieses
      Gotteshauses in unserer Stadt. Nach dem rituellen gebet für das Großherzogliche
      Haus und das Vaterland, vom Landrabbiner vorgetragen, folgte der Gesang
      'Sammelt euch, o Brüder' und dann die Weihepredigt des Landrabbiners.
      Dieselbe knüpfte nach erhebender Einleitung an das Psalmwort 145,18 an.
      'Nahe ist der Herr Allen, die ihn anrufen in Wahrheit.' Und wir gestehen,
      dass es eine ausgezeichnete Weihepredigt war, die Herr Dr. Salzer hielt,
      ausgezeichnet durch ihre tief religiöse, wahrhaft humane und dabei doch
      dem Religionsbekenntnis voll gerecht werdende Haltung. Der Prediger
      schilderte die Bedeutung und den Wert des Gotteshauses in so fesselnder
      Weise, dass die andächtige Versammlung ihm mit gespannter Aufmerksamkeit
      folgte. Für nahe und ferne Kreise würde Herr Dr. Salzer sich Dank
      erwerben, wenn er diese Predigt veröffentlichen wollte. Auf den Gesang
      'Die Himmel erzählen Gottes Ehre' hielt der Landrabbiner ein sehr
      erhebendes Schlussgebet, in das er das Großherzogliche Haus, Kaiser und
      Reich, das Vaterland und dessen Regierung, unsere Stadt, deren Obrigkeit
      und Bewohner, die israelitische Gemeinde und deren Vorstand, den Bauleiter
      und dessen Mitarbeiter einschloss und besonders auch alle, ohne
      Unterschied des Bekenntnisses, die zu Gott bitten oder ihm danken, der
      göttlichen Gnade empfahl. Ein dreifaches Amen schloss das Gebet und auch
      die Feierlichkeit, die auf die Anwesenden einen sehr guten Eindruck
      hervorrief. Die Chorgesänge waren sehr gut vorgetragen worden, ebenso die
      Solz: dabei zeigte sich, dass die Synagoge auch akustisch gut gebaut
      ist."                 | 
   
  
    |   | 
   
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 27. Januar 1885: "Eisenach, 8. Januar (1885). Unter
      Teilnahme des Bezirksdirektors, des Stadt- und Kirchengemeindevorstandes,
      wie vieler hiesiger und auswärtiger Gäste fand heute Mittag hier die Einweihung
      der neuen Synagoge durch den Landrabbiner Dr. Salzer in sehr
      würdiger, entsprechender Weise statt. Es ist dies nicht die erste
      Synagoge in Eisenach; hier hat schon im Mittelalter eine solche gestanden
      und zwar in der Karlstraße, die noch bis vor etwa 40 Jahren die 'Jüdengasse'
      hieß. Im 14. Jahrhundert wurde bei einer thüringischen Judenverfolgung
      auch die Synagoge in Eisenach zerstört und seitdem durften hier
      überhaupt Juden nicht wohnen, bis die Gesetzgebung von 1870 andere
      Verhältnisse schuf. Es liegt sonach fast ein halbes Jahrtausend zwischen
      der ersten und zweiten Synagoge in Eisenach. Der neue Tempel steht in der
      Wörthstraße und ist ein Schmuck derselben, auch die innere Ausstattung
      ist freundlich und praktisch."      | 
   
 
    
Seit Anfang der 1920er-Jahren wurden mehrfach (1923 und 1925) die Fenster der Synagoge
eingeworfen. 1933 sollte ein weiterer Anschlag auf die Synagoge
ausgeführt
werden:             
    
Anschlag auf die Synagoge (1933)     
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1933: "Eisenach.
      Im Garten der Synagoge wurden in einer der letzten Nächte drei Männer
      beobachtet, die sich dort zu schaffen machten und beim Nahen der Polizei
      flüchteten. Man fand an der Stelle eine mit Sprengstoff und Zündschnur
      versehene Blechbüchse, die nach Ansicht der Polizei zu einem Anschlag auf
      die Synagoge verwendet werden sollte. Auf die Ergreifung der Attentäter
      hat der Oberstaatsanwalt 300 Mark Belohnung
      ausgesetzt."            | 
   
 
    
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge bereits am Abend des 9.
November gegen 22.30 Uhr angezündet. Vorher hatten Mitglieder der Hitlerjugend
und der SA die Inneneinrichtung demoliert und zerschlagen. Wenig später wurde
die Synagogenruine abgebrochen. Das Grundstück kam in den Besitz der Stadt.  
   
Nach 1945 kam der Platz zunächst an die vorübergehend wieder bestehende Synagogengemeinde
Eisenach, 1950/51 in den Besitz des Landesverbandes der
jüdischen Gemeinde. Am 21. September 1947 wurde ein Synagogendenkmal
errichtet. Hochrangige Persönlichkeiten waren zu der Veranstaltung gekommen.
Der Sockel des Mahnmals wurde aus Steinen der früheren Synagoge erbaut. In den
folgenden Jahrzehnten war das Synagogengrundstück meist in ungepflegtem
Zustand. Erst seit Ende der 1980er-Jahre wird es regelmäßig gepflegt. 1998
wurden die früheren Tafeln der Gedenkstätte ersetzt. Die alten Tafeln befinden
sich im Eingangsbereich des Stadtarchivs. 1998 wurde auch eine kleine Tafel zur
Erinnerung an die aus Eisenach 1942 deportieren Juden angebracht. Der Standort
der einstigen Synagoge wird durch die in den Boden eingelassenen weißen Platten
markiert.  
    
    
Adresse/Standort der Synagoge: frühere Wörthstraße 26 (heute
Karl-Marx-Straße)  
 
  
 
Fotos 
(neue Fotos Hahn, Aufnahmedatum 12.8.2005) 
 
  
    Das Gasthaus "Löwen" als  
      Feiertagssynagoge | 
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    Vor 1885 diente
      das bekannte Gasthaus "Löwen" an den Feiertagen der jüdischen 
       Gemeinde als Synagoge. 1869 hatte hier der "Eisenacher Kongress"
      stattgefunden.  | 
   
  
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    Historisches Foto der  
 Synagoge in Eisenach  | 
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       Die Synagoge
      um 1905  | 
    Modell der Synagoge von Bet
      Tfilla   
 siehe hier; die
      Eisenacher Synagoge  
 über den Link   | 
   
  
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    Zerstörung  der Synagoge am  
 9./.10.
      November 1938 und 
      nachfolgender Abbruch 
      (Quelle: Brunner)  | 
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    Der Brand der Synagoge  | 
    Die Ruine der Synagoge  | 
   
  
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    | Die Sprengung der
      Umfassungsmauern  | 
   
  
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    Nach Sprengung der
      Seitenmauern stehen nur noch die Giebel   | 
   
  
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    Der Synagogenplatz  
 im Sommer 2005   | 
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    Hinweisschild  | 
    Gedenkstätte im Bereich des  
      früheren Toraschreines   | 
   
  
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    | Gedenktafel   | 
    Das Grundstück der ehemaligen  
      Synagoge mit Davidstern   | 
    Gedicht von  
 Selma
      Meerbaum-Eisinger  | 
   
  
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    Die Villa Klebe - Ausgang der  
      Deportationen 1942  | 
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    Ehemalige Villa
      der jüdischen Kaufmannsfamilie Klebe in der Goethestraße 48. In diesem
      Haus wurden im September 1941 die 145 noch in der Stadt lebenden Juden zusammengepfercht
      und von dort nach Theresienstadt deportiert. Das Gebäude befindet sich in
      einem heruntergekommenen Zustand. Eine Hinweistafel ist nicht angebracht. | 
   
  
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      | 
   
  
    Jährliche Gedenkstunde am
      Synagogenplatz 
      (Fotos von 2002; Quelle: hier
      anklicken) | 
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    Jährliche
      Gedenkstunde am Synagogenplatz und am Bahnhof 2007 
      (Fotos erhalten von Sven Wartner, Eisenach; Foto der Gedenktafel von
      Elisabeth Böhrer)  | 
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    Am Bahnhof (rechts
      die Gedenktafel) zur Erinnerung an den Ort, wo die Deportation der  
      jüdischen Eisenacher "ihren Anfang nahm"   | 
    Am Synagogenplatz  
      vor der Gedenkstunde | 
   
  
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    | Mahnmal mit
      Gedenktafel  | 
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    | Während der
      Gedenkveranstaltung | 
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     Der 
	Synagogengedenkplatz im Oktober 2019  
	(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 20.10.2019)  | 
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      Blick über das 
	Grundstück der  
	ehemaligen Synagoge | 
       Gedenkstätte im 
	Bereich des  
	früheren Toraschreines | 
   
  
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    |  Gedenktafel  | 
     Davidstern über der 
	Gedenkstätte  | 
     Gedicht von Selma 
	Meerbaum-Eisinger  | 
   
  
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      | 
   
  
    |  "Stolpersteine" in 
	der Stadt (seit 2009)   | 
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       | 
   
  
    |   | 
    "Stolpersteine" 
	vor dem Haus Schmelzerstraße 14 für Dr. Julius Fackenheim (1863),  
	Alfred Fackenheim (1891) und  Hertha Fackenheim geb. Oppenheim (1896)
	 | 
   
  
    |   | 
    vgl. 
	Wikipedia-Artikel 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Eisenach  
	 | 
   
 
      
      
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte   
  
    | August 2009:
      Die ersten "Stolpersteine" werden in
      Eisenach verlegt   | 
   
  
    Artikel von Rita Specht vom 29. Juli 2009 in der
      "Thüringischen Landeszeitung" (www.tlz.de,
      Artikel)    
      "Erste Stolpersteine in der Karlstraße 53.   
      Eisenach. (ep) Eigentlich wollte der Eisenacher Oberbürgermeister dabei sein, wenn in der Wartburgstadt die ersten Stolpersteine verlegt werden. Doch der Kölner Künstler Gunter Demnig, der sie zur Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, Zigeuner, politisch Verfolgten, Homosexuellen, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfer in ganz Europa verlegt, hat unglaublich viel zu tun. Er kann nur am 10. August kommen - wenn der OB nach TLZ-Informationen nicht in der Stadt ist - oder erst im nächsten Jahr. Doch den Protagonisten des Projektes um den Eisenacher Roland Kabisch und das Bündnis gegen Rechtsextremismus war es wichtig, dass die Aktion noch im 20. Jahr nach der friedlichen Revolution stattfindet. Und so wird sie entweder ohne den OB stattfinden oder mit ihm - falls er die Prioritäten noch ändert.  
      Am 10. August verlegt Gunter Demnig Stolpersteine nicht nur in Eisenach, sondern auch in Heiligenstadt, Eschwege und Bad Langensalza. In Eisenach sollen zunächst die ersten von insgesamt 13 in die Straße eingelassen werden. Sie werden vor dem Haus Karlstraße 53 Zeugnis ablegen vom gewaltsamen Tod von Ilse, Rudolf und Ursula Kuh, die - 1942 ins Ghetto Belzyce deportiert - durch die Nazis ermordet wurden. Ein vierter Stein soll am gleiche Ort an Mathilde Heilbrunn erinnern, die am 8. April 1943 in Auschwitz ermordet wurde. Weitere Steine werden später verlegt in der Querstraße 32 für Bernie, Ernst und Lieselotte Baer, in der Goethestraße 23 für Elise und Dr. Edgar Grünbaum, inder Goethestraße 25a für Frieda und Siegfried Kirchheimer und in der Georgenstraße 35 für Beate und Hermann Sachs. Den geschichtlichen Hintergrund zu den Opfern des Nationalsozialismus recherchierte das Eisenacher Stadtarchiv. Jeder Stolperstein hat einen Paten, der sich mit 95 Euro am Verlegen beteiligt.   
      Die Aktion am 10. August ist nach Informationen von Christiane Leischner vom Bündnis
      gegen Rechtsextremismus nur ein Anfang. Es gebe bereits neue Anfragen für Patenschaften, sagt sie." | 
   
  
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      Artikel von Norman Meißner in der "Thüringischen Landeszeitung" vom
      10. August
      2009: "Spur der Stolpersteine 
      Eisenach. (ep) "Sechs Millionen ermordete Juden ist auch für mich eine abstrakte Größe", gab Günter Demnig gestern Nachmittag in einer Traube von rund 100 interessierten und engagierten Eisenachern unumwunden zu. Er verlegte in der Karlstraße vor der Hausnummer 53 die ersten vier Steine seines Projektes "Stolpersteine" in der Wartburgstadt. "Die Idee kam mir bereits 1993", erzählte Demnig. Kürzlich wurde in Hamburg der 20 000. dieser Steine ins Pflaster gelassen. "Eisenach ist der 453. oder 454. Ort in Deutschland in dem ich diese Steine verlege", erklärte Demnig im
      hochgekrempelten Arbeitshemd.
      Die Steine vor dem Haus Karlstraße 53 erinnern an ihre einstigen Bewohner. Bis zum Zwangsverkauf ihres Hauses im September 1939 lebten dort Vater Rudolf, Tochter Ursula und Mutter Ilse Kuh, geborene Heilbrunn, sowie deren Mutter Mathilde Heilbrunn, geborene Doernberg. Sie wurden am 9. Mai 1942 aus Eisenach deportiert und in den Ghettos von Belzyce und Theresienstadt ermordet.
      Die Verlegung der ersten 13 Steine in Eisenach, die gestern Nachmittag auch in das Pflaster vor den Haustüren der Querstraße 32, der Goethestraße 23 und 25a sowie in der Georgenstraße 35 gelassen wurden, ermöglichten zwölf Privatpersonen, der Eisenacher Geschichtsverein sowie die hiesige IG-Metall-Verwaltungsstelle. Zu ihnen gehört auch Karolin Schulz. "Im November vorigen Jahres kam ich an der Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge vorbei und entdeckte einen vertrockneten Kranz. Da war mir klar, dass das Thema stärker in das Bewusstsein gerückt werden muss." 95 Euro für einen Gedenkstein investierte auch Katja Wolf, die froh ist, dass es auch endlich in Eisenach mit der Verlegung geklappt hat. Sie kannte Demnigs Projekt aus Suhl, dem ersten Ort der "Stolperstein"-Verlegung in Thüringen.
      Ilona Beck vom Bündnis gegen Rechtsextremismus informierte vor dem Haus Karlstraße 53 die Anwesenden über das Schicksal der Familie Kuh. Marina Demagin trug auf ihrer Violine jüdische Werke, aber auch einen Klassiker von Johann Sebastian Bach vor - denn "die Familie Kuh war nicht nur eine jüdische Familie, sondern auch eine deutsche Familie", erklärte Thekla Bernecker.
      Schnell und unkompliziert wurde dem Projektinitiator Günter Demnig bei seiner Verlegung in Eisenach geholfen. Mitarbeiter des Stadtbauhofs haben die Pflastersteine vor den betreffenden Haustüren aus den Gehwegen genommen, damit die goldenen Gedenksteine Platz haben.
      "Jeder muss beim Lesen der Stolpersteine zwangsläufig eine Verbeugung machen", schloss Demnig, der gestern auch in Heiligenstadt und Eschwege seine "Stolpersteine" verlegte und am Abend einen Vortrag dazu in Meiningen hielt." | 
   
  
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    | Mai 2010: Weitere
      Verlegung von "Stolpersteinen" in der Stadt    | 
   
  
    Artikel von Peter Rossbach in der
      "Thüringischen Landeszeitung" vom 28. Mai 2010 (Artikel):  
      "Elf weitere "Stolpersteine" erinnern an das Schicksal der jüdischen Opfer.   
      Rosel Rothfels wurde nur wenig älter als 13 Jahre. 1942 wurde das junge Mädchen aus Eisenach deportiert ins Ghetto Belzyce und gilt seitdem als verschollen/ermordet. Seit gestern erinnert ein "Stolperstein" vor dem einstigen Wohnhaus der Rothfels am Jakobsplan 7 an das Schicksal von Rosel.  
      Eisenach. Insgesamt verlegte Künstler Gunter Demnig gestern elf neue "Stolpersteine" in Eisenach, der mit seiner Aktion, die es in vielen anderen Städten auch gibt, die jüdischen Opfer des Nazi-Regimes vor dem Vergessen bewahren will.  
      "Wenn man den Ort, in dem man lebt, richtig verstehen will, muss man seine Geschichte kennen", so Christiane Leischner vom Bündnis gegen Rechtsextremismus, das die Aktion in Eisenach begleitet. Ziel sei es, die "Opfer aus der Anonymität zu holen, ihnen die Namen zurück zu geben". Jeder Stein symbolisiere ein Menschenleben, so Leischner, und werde so zu einem "Zeichen gegen das Vergessen". Sie erinnerte daran, dass das Grauen für diese Opfer nicht erst in den Lagern begann, sondern "in ihrer Nachbarschaft, mitten in der Gesellschaft".  
      Auch Oberbürgermeister Matthias Doht findet es "gut, dass wir wieder an die Eisenacher Mitbürger erinnern, die in der Nazi-Zeit deportiert und umgebracht wurden". So erhielten die Opfer ihre Identität zurück. "Ihr Leben und Sterben steht für die zahllosen Opfer des NS-Regimes", so Doht. Für Regionalbischof Werneburg geht von den Stolpersteinen noch eine weitere Botschaft aus: "Nutzt aus den Steinen, die wir uns gegenseitig täglich in den Weg legen, lieber um Brücken zueinander zu bauen".  
      Patenschaften. Im vergangenen Jahr wurden in Eisenach zum Start der Aktion 13 Stolpersteine an den einstigen Wohn- oder Arbeitsstätten von damals ermordeten jüdischen Eisenacher Bürgern verlegt, gestern kamen elf weitere hinzu. Diese wurden von Paten finanziert. Die Paten der elf "Stolpersteine sind in diesem Jahr: Dr. Reinhold Brunner, Volkmar Kabisch, Sascha Schorr, Ralf Pollmeier, Heiko Röscher, Erika Hermanns, Christa Boy, Kunstverein Eisenach e.V., Richard
      Janus, Carsten Meyer und der Steinmetz Betrieb Schuchardt.  
      Die neuen "Stolpersteine" wurden an sechs Orten verlegt: Karlstraße 6 (in Erinnerung an Jenny, Friederike, Bernhard und Berthold Großmann), Goethestraße 27 (Lotte Schloß), Karlstraße 34 (Fritz Cohn), Goethestraße 29 (Clara Sittemann) und Jakobsplan 7 Rosel, Else und Werner Rothfels sowie Julius Rothfeld)."  | 
   
  
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    | Juni 2011:
      Jugendgruppe für Ihre Forschungen
      ausgezeichnet     | 
   
  
    
      Artikel in "dtoday.de" vom 20. Juni 2011 (Artikel):
      "'Zeitensprünge' von der Stiftung Demokratische Jugend  
      Geschichtsprojekt junger Eisenacher ausgezeichnet 
      Eisenach (sj) - Fünf sehr junge Leute aus Eisenach fahren an den Starnberger See, um ein Projekt zu präsentieren. 
       Sie lernten sich bei einem Ferienprojekt im Wartburg-Radio kennen, um sich am Geschichtsprojekt
      'Zeitensprünge" von der Stiftung Demokratische Jugend zu beteiligen mit dem Thema
      'Das Jüdische Leben in Eisenachs Straßen', speziell die Zeit vor und während des Zweiten Weltkrieges. Die jungen Leute recherierten im Stadtarchiv, haben Quellen studiert und Zeitzeugen befragt wie Eva Feist aus New York. Sie ist schon 90 Jahre alt und lebte als jüdisches Mädchen in Eisenach mit allen Schrecken dieser Zeit.
      'Was Leute unseres Alter damals erlebten, können wir uns heute nicht mehr
      vorstellen', so die Projektteilnehmer. Die Fünf wurden vom Förderprogramm
      'Demokratisch Handeln" ausgezeichnet. Eine Jury wählte aus 237 eingereichten Projekten 53 aus und lud die Gewinner zur
      '21. Lernstatt Demokratie' nach Tutzing an den Starnberger See ein vom 21. bis zum 24. Juni. Das Projekt sei ein herausragendes Beispiel für Engagement und Lernbereitschaft für Demokratie. Stolz ist auch Dr.  Brunner, der Stadtarchivar:
      'Allzu oft wird Geschichte nur in ihren Grundstrukturen und in großem Rahmen vermittelt. Wenn ein junger Forscher aber erfährt, dass etwa ein naher Verwandter oder Bekannter mit einer Geschichte verbunden ist, wagt er einen Blick auch hinter die
      Kulissen'. Dank der finanziellen Unterstützung durch den Geschichtsverein, dem Bündnis gegen Rechts, Musiker Alexander Blume und MdL Katja Wolff dürfen alle Projektteilnehmer mit nach Tutzing fahren."  | 
   
  
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    | Juni 2011:
      Eine dritte Verlegung von
      "Stolpersteinen" wurde durchgeführt  | 
   
  
    
      Artikel in "dtoday.de" vom 20. Juni 2011 (Artikel):
      "Paten für das Stolpersteinprojekt 
      Engagement des Bündnisses gegen Rechtsesxtremismus 
      Eisenach (sj) - Durch das Engagement des Bündnisses gegen Rechtsextremismus
      Eisenach ist es gelungen, auch im Jahre 2011 zahlreiche Paten für das Stolpersteinprojekt zu finden. 
 Es ist die dritte Verlegung nach den Jahren 2009 und 2010. So wurden am 20. Juni 24 weitere Stolpersteine in Eisenach verlegt. Einer von ihnen wurde dem Landrabbiner Dr. Josef Wiesen am Schlossberg 10
      gewidmet, wo der Rabbi mit seiner Familie lebte, ehe sie abtransportiert wurde. Seine Ururenkelin Marjan Meier war bei der Verlegung der Messingplatte vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie anwesend. Die Verlegung dieser kleinen Gedenkplatten ist eine europaweite Aktion, die an das Schicksal der Juden Deutschlands erinnern soll, die im Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Diese Geschehnisse dürfen nie vergessen werden."   | 
   
  
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    | Juli 2012:
      Weitere Verlegung von "Stolpersteinen"
      in Eisenach    | 
   
  
    Artikel von Heiko Kleinschmidt in der
      "Thüringer Allgemeinen" vom 31. Juli 2012: "Weitere Stolpersteine erinnern an Opfer der Nazizeit 
      Doron und Yuval Stern sowie Edna Spitzer aus Israel gedachten am ehemaligen Wohnhaus ihrer jüdischen Familie.  
      Eisenach.  Für Doron und Yuval Stern sowie Edna Spitzer aus Israel war es eine Heimkehr, obwohl sie nie in Eisenach lebten. Die drei legten am Montag in der Goethestraße Rosen nieder, nachdem dort ein weiterer Stolperstein zur Erinnerung an deportierte jüdische Mitbürger verlegt wurde. Darauf ist zu lesen, dass einst Philippine Grünbaum hier wohnte; die Urgroßmutter der drei Israelis..."  
      Link
      zum Artikel     
      Anmerkung: an den folgenden Häusern wurden "Stolpersteine"
      für ermordete jüdische Einwohner der Stadt verlegt:  Stolzestraße 5/7: Karl Ochs, Mathilde Ochs, Reni Ochs, Margarete Ochs, Marie Ochs, Fritz
      Ochs; Bahnhofstraße 27: Ludwig Spangenthal, Elfriede Spangenthal, Hans-Günther Spangenthal, Ernst Jochen
      Spangenthal;  Dr.-Siegfried-Wolff-Straße 2a: Berthold Spangenthal, Elfriede Spangenthal, Marianne
      Spangenthal; Löberstraße 2: Edgar-Josef Pfifferling, Heinz-Erich
      Pfifferling; Goethestraße 23: Philippine Grünbaum; Gaswerkstraße 30: Elisabeth Grünbaum, Dr. Herbert Grünbaum, Hanna Grünbaum, Werner-Ludolf Grünbaum;
      Bahnhofstraße 17: Hildegardt Grünewald.   | 
   
  
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    | November 2013:
      Ein Begleitbuch zur Stolperstein-Aktion ist in
      neuer Auflage erschienen      | 
   
  
    Artikel von Peter Rossbach in der
      "Thüringer Allgemeinen" vom 8. November 2013: "Begleitbuch zur Stolperstein-Aktion vorgestellt 
      Eisenach. In dem Buch ist aufgeschrieben, was Forscher herausfanden über die jüdischen Opfer der Nazis - darunter auch über wenig bekannte Eisenacher. 
      Reinhold Brunner, Chef des Stadtarchivs und des Geschichtsvereins, macht keinen Hehl daraus: "Als die Idee aufkam, in der Stadt Stolpersteine für die jüdischen Eisenacher Opfer des Nationalsozialismus zu verlegen, war ich dagegen. Ich hatte große Zweifel, ob dies die geeignete Form der Erinnerung ist. Heute danke ich allen, die diese Idee so hartnäckig weiter verfolgt haben."
      82 Steine sind inzwischen ins Eisenacher Straßenpflaster eingelassen. Sie sind ein Mahnmal und erinnern an das Schicksal der Juden, die deportiert, vertrieben, ermordet oder in den Freitod getrieben wurden.
      Heute ist Brunner der Herausgeber des Buches "Stolpersteine in Eisenach", das seit Freitag in der zweiten, erweiterten Auflage erhältlich ist. Die erste Auflage (500 Exemplare) war in nur drei Wochen vergriffen.
      In dem Buch sind die Biografien der Menschen enthalten, für die Stolpersteine verlegt wurden. Über 20 Lebensbeschreibungen kamen nun hinzu. 
      Außerdem wird im Buch ein Projekt vorgestellt. Schüler der Goetheschule hatten es im Jahr 2012 im Rahmen des Pogromgedenkens gezeigt. 
      Die Aktion "Stolpersteine" wird fortgesetzt. Im März 2014 sollen die nächsten Gedenksteine in Eisenach verlegt werden. Allein im Jahr 1942 wurden weit über 100 Menschen aus Eisenach deportiert.
      Im kommenden Jahr werden erstmals auch Naziopfer geehrt, die nicht wegen ihrer Herkunft als Juden, sondern wegen ihrer politischen Überzeugung zu Opfern wurden, ein Sozialdemokrat und ein Kommunist. 
      Die Herstellung und Verlegung der Steine wird ausschließlich über Spenden finanziert. Jeder kann für 120 Euro eine Patenschaft für einen Stolperstein in Eisenach übernehmen. Für 2014 sind bereits einige Spender vorhanden, weitere sind natürlich gern gesehen. Ansprechpartnerin ist Christian Leischner vom Bündnis gegen Rechts. 
      Das Stolperstein-Buch ist nicht käuflich zu erwerben, sondern wird kostenlos auf Anfrage im Stadtarchiv (Markt 24), in der Stadtbibliothek (Georgenstraße 54) und der Buchhandlung "Leselust" am Markt ausgegeben. Gedruckt wurden 500 Exemplare."     | 
   
  
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    | März 2014:
      In Eisenach liegen nach einer sechsten Verlegung
      nun über 90 "Stolpersteine"   | 
   
  
    Artikel von Norman Meißner in der
      "Thüringischen Landeszeitung" vom 20. März 2014: "In Eisenach gibt es mittlerweile 90 Stolpersteine 
      'Es ist in Eisenach eine schöne Kontinuität', freut sich Gunther Demnig zur inzwischen sechsten Verlegung von Stolpersteinen in der Wartburgstadt. Zu den 82 verlegten Steinen konnte der Kölner Künstler zwölf weitere in das Pflaster mehrerer Gehsteige der Stadt einlassen..."  
      Link
      zum Artikel      | 
   
  
    | Verlegt wurden Stolpersteine für Willy
      Enders (Sozialist, Stadtfelder Straße 19a), Ellen Blüth (Bahnhofstraße
      27), Werner Heilbrunn (Karlstraße 44), Henriette Katz (Rennbahn 28), Ruth
      Doris, Julie und Hermann Knorringa (Rennbahn 8) Meta Löwenstein
      (Karlstraße 8), Werner Alfred Löwenstein sowie Julius und Eugenie Moser
      (Georgenstraße 44/46) und Heinrich Zieger (Frankfurter Straße
      104). | 
   
  
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    | 
	August 2019: 
	Das Stadtarchiv hat eine große 
	Sammlung an Erinnerungen an jüdische Familien in der Stadt  
	 | 
   
  
    Artikel von Katja Schmidberger in der 
	"Thüringischen Allgemeinen" vom 30. August 2019: "Sammlung ermöglicht 
	berührende Einblicke in jüdisches Alltagsleben.   
	Eisenach Stadt verfügt seit kurzem über den Nachlass von Ben Chorin. Es gibt 
	auch ein großes Verzeichnis zu jüdischen Familien. 
	Eisenach hat einen großen Bestand an Judaica, darunter zählen jüdische 
	Schriften und Manuskripte, auch viele Lebensläufe. Seit kurzer Zeit 
	erweitert der Nachlass der inzwischen verstorbenen Eisenacher Ehrenbürgerin 
	Avital Ben Chorin die gesamte Sammlung. Begonnen hat die Beschäftigung mit 
	den einst hier lebenden jüdischen Bürgern nach der Wende, erinnert sich der 
	frühere Stadtarchivar und jetzige Bildungsamtsleiter Reinhold Brunner. 
	Eisenach hatte 1995 als eine der ersten Städte in Thüringen ein Treffen mit 
	ehemaligen jüdischen Eisenachern und deren Nachkommen organisiert. Damals 
	äußerte die Stadt an die Erben den Wunsch, dass diese Zeugnisse aus ihrem 
	Leben oder dem ihrer Vorfahren entweder im Original oder in Kopie zur 
	Verfügung stellen. 'Auf diese Weise ist eine große, relativ fundierte 
	Sammlung über die Mitglieder der jüdischen Gemeinde seit ihrer 
	Neukonstituierung Mitte des 18. Jahrhunderts über das 19. Jahrhundert bis 
	zur Verfolgungsgeschichte Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden', berichtet 
	Reinhold Brunner, der vor Jahren ein Buch mit Forschungsergebnissen über das 
	jüdische Leben hier veröffentlichte. Dieses Erforschen von Biografien hier 
	in Eisenach Anfang der 90er Jahre sei damals in Thüringen einmalig gewesen, 
	schildert er. 'Unser Ziel war es, die Personen, die früher hier lebten, 
	greifbarer zu machen, auch jüdisches Alltagsleben so nachvollziehbarer 
	werden zu lassen', berichtet Brunner. Es sei nicht ausschließlich nur darum 
	gegangen, die Verfolgung der Juden sichtbar zu machen, sondern man wollte 
	deren ganzes Leben nachvollziehbar machen. Und damit belegen, dass die 
	jüdische Bevölkerung einmal ein Teil der Eisenacher Bevölkerung war. 'Sie 
	haben sich stark als Eisenacher, auch als Deutsche gefühlt', erklärt der 
	Amtsleiter. 
	Verzeichnet sind in der Sammlung zwischen 800 und 1000 Einzelpersonen. 
	Alphabetisch geordnet sind die Familien gelistet, die einst in Eisenach 
	gelebt haben mit ihren familiären Kerndaten – welche Kinder sie hatten, 
	welche verwandtschaftlichen Beziehungen sie pflegten, ob sie ein Gewerbe in 
	der Stadt hatten und wo sie in Eisenach wohnten. Diese Zusammenstellung an 
	Biografien konnte immer wieder durch Materialien ergänzt werden, die Brunner 
	im Nachgang der Begegnungswochen in den 90ern erhalten hat. Neben der 
	Sammlung gibt es zudem jüdische Nachlässe. 'Es sind eher Teilnachlässe, oft 
	sind es nur Splitter aus dem Leben, Fotos, Briefwechsel, letzte bewegende 
	Briefe, auch Kleidungsstücke', sagt Brunner. Er erinnert an Briefe, die er 
	zum Beispiel von Samuel Kis erhielt. Er hatte die Briefe seiner Eltern aus 
	Eisenach aufgehoben. Die Briefe übergab er in Kopie an die Stadt. Spannend 
	sei auch der Nachlass der Familie Löwenstein. Eine Familie, die sehr weit 
	verzweigt in Eisenach war. Manches sei zudem auf verschlungenen Wegen 
	hierher gelangt. Darunter ein Hemd von Max Grünbaum, einem Arzt aus 
	Wutha-Farnroda. Das seien am Ende nicht immer Zeugnisse, meint Brunner, die 
	unbedingt archivischen Charakter haben. Aber sie offenbaren jüdisches 
	Alltagsleben. Das Verzeichnis über die früheren Mitglieder der jüdischen 
	Gemeinde sowie die Nachlässe bilden mit Sicherheit für den 
	kommunalarchivischen Bereich in Thüringen eine respektable Sammlung an 
	Judaica, ist sich Brunner gewiss. 
	Zu Avital Ben Chorin selbst, die früher einmal Erika Fackenheim hieß, gab es 
	bereits viel in Eisenach – durch den großen Nachlass, der vor wenigen 
	Monaten an die Stadt übergeben wurde, wird die Gesamtsammlung nun erheblich 
	bereichert. Das Material ermöglicht es, das Leben und Wirken Avitals 
	detailreich zu erforschen. Zum Nachlass gehören persönliche Dokumente, 
	Informationen zur jüdischen Geschichte Eisenachs und Bilder, die vielleicht 
	wie keine andere Quelle das Schicksal einer jüdisch-deutsch-israelischen 
	Familie widerspiegeln. 
	'Im Gesamtpaket ist eine lebende Sammlung', betont der Bildungsamtsleiter. 
	So fließen immer wieder neue Informationen, allein auch während der 
	Verlegung der Stolpersteine. Öfter kämen ältere Eisenacher dazu und 
	berichteten. Auch solche Erinnerungen werden aufgezeichnet und 
	eingearbeitet."  
	
	Link zum Artikel      | 
   
  
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	Januar 2020: 
	Erinnerung an die Familie Kis 
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    Artikel von Frank Rothe und Peter Rossbach 
	in der "Thüringer Allgemeinen" vom 14. Januar 2020: "Erinnerung an Frieda 
	und Samuel Kis.  
	Eisenach. Das jüdische Ehepaar wohnte in Eisenach mit zwei Söhnen in 
	der Wörthstraße, die heute den Namen Karl-Marx-Straße trägt. 
	100 Stolpersteine in Erinnerung an Eisenacher Bürger, die unter der 
	Naziherrschaft 1933 bis 1945 verfolgt, vertrieben und ermordet wurden, 
	wurden von 2009 bis 2019 im Eisenacher Stadtgebiet verlegt. Auf Initiative 
	des Bündnisses gegen Rechts gehört Eisenach damit zu vielen deutschen 
	Städten, in denen mit messingfarbenen Bodenfliesen des Künstlers Gunter 
	Demnig an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird. Unsere Zeitung 
	veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen, was zum Leben dieser Menschen 
	bekannt ist. Die Informationen und Fotografien zusammengetragen hat der 
	Eisenacher Frank Rothe. In der heutigen Folge geht es um das Schicksal des 
	Ehepaars Frieda und Samuel Kis, das Anfang der 1920er-Jahre mit zwei Söhnen 
	nach Eisenach gekommen war. Samuel wurde am 10. April 1882 in Darkony 
	Miskolz in Österreich-Ungarn geboren. Er wuchs dort auf. 
	Ende des Ersten Weltkriegs in Erfurt. Frieda wurde am 16. Juni 1889 
	im hessischen Nentershausen 
	geboren. Sie besuchte die Schule im Ort. Wie und wo sich die beiden kennen 
	lernten, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Das Paar muss Ende des Ersten 
	Weltkrieges für einige Zeit in Erfurt gewohnt haben, bevor Eisenach als 
	Heimat ausgewählt wurde. Am 5. März 1914 kam Sohn Jakob Heinz Kis in Erfurt 
	zur Welt. Alfred Kis folgte dann am 1. November 1921. Er wurde ebenfalls in 
	Erfurt geboren. 
	Ein Laden in der Georgenstraße. Kurz danach zog die Familie nach 
	Eisenach in die damalige Wörthstraße 45, die heutige Karl-Marx-Straße. Die 
	Söhne wuchsen hier auf und besuchten die Schule. Samuel betrieb in der 
	Georgenstraße 12 einen Manufakturwarenhandel und konnte damit die Familie 
	ernähren. Als das Nazi-Regime 1933 an die Macht kam, versuchte die Familie 
	komplett ins Ausland auszuwandern. Dieser Versuch schlug fehl. Nach dem Ende 
	des Schulbesuches von Alfred im Jahre 1936 konnten zumindest beide Brüder 
	nach Palästina auswandern. Jakob Heinz war damals 22 und sein jüngerer 
	Bruder Alfred noch 14. Es war für beide nicht leicht, die Eltern in 
	Nazi-Deutschland zurückzulassen. Mit ihrer Flucht retteten sich die Söhne 
	vor dem Holocaust. Am 9. Mai 1942 wurde das jüdische Ehepaar aus Eisenach 
	deportiert und kurze Zeit später im Ghetto im polnischen Belzyce ermordet. 
	Finanziert werden die Stolpersteine von verschiedenen Gruppen, Vereinen, 
	Interessengemeinschaften und zahlreichen weiteren privaten Paten. Nach wie 
	vor werden weitere Paten gesucht. Wer eine Patenschaft übernehmen möchte – 
	ein Stein kostet 120 Euro – meldet sich beim Bündnis gegen Rechtsextremismus 
	Eisenach unter Telefon: 0172/1458702."  
	
	Link zum Artikel    | 
   
  
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	Juli 2024: 
	Aufruf zum Reinigen der 
	Stolpersteine    | 
   
  
    Presseinfo des Bündnisses gegen 
	Rechtsextremismus Eisenach in eisenachonline.de vom 5. Juli 2024: "Aufruf 
	an die Menschen in Eisenach zum Reinigen der Stolpersteine.  
	Das Bündnis gegen Rechtsextremismus Eisenach ruft in diesem Jahr wieder zur 
	Putzaktion der Stolpersteine in Eisenach auf. An mittlerweile 52 Stellen 
	befinden sich im Eisenacher Stadtgebiet die Stolpersteine des Künstlers 
	Gunter Demnig und erinnern an das ehemalige jüdische Leben der Stadt. Sie 
	sind zugleich Mahnung an die heutige Generation. Seit dem Jahr 2009 werden 
	die Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus durch das Bündnis 
	gegen Rechtsextremismus Eisenach gemeinsam mit der Stadtverwaltung Eisenach 
	verlegt. Viele Menschen haben mit einer Patenschaft die Verlegung 
	ermöglicht. Im letzten Jahr konnten weitere Stolpersteine verlegt werden und 
	die gesamte Anzahl beträgt nun 136 Stolpersteine. Weitere Stolpersteine 
	werden im kommenden Jahr hinzukommen. Wer einen oder mehrere Steine putzen 
	möchte, meldet sich zur Koordination unter
	stolpersteine@bgr-eisenach.de 
	oder unter 0170-5952155. Wir danken von Herzen allen Putzhelfern."  
	
	Link zum Artikel      | 
   
 
    
    
Erinnerungen an die jüdische Geschichte Eisenachs im 
Lutherhaus Eisenach innerhalb einer Sonderausstellung ab 20. September 2019 
 
"Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche 'Entjudungsinstitut' 1939-1945  
 
Die Fotos unten geben Eindrücke vom Besuch der Ausstellung  - weitere 
Informationen 
www.lutherhaus-eisenach.de /  
https://www.lutherhaus-eisenach.com/de/das-lutherhaus/sonderausstellung.html  
 
Presseartikel: z.B.
https://www.evangelisch.de/inhalte/160391/17-09-2019/sonderausstellung-zum-entjudungsinstitut-im-eisenacher-lutherhaus
 
oder 
https://www.mdr.de/kultur/ausstellung-entjudungsinstitut-eisenach-100.html 
 
Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Institut_zur_Erforschung_und_Beseitigung_des_jüdischen_Einflusses_auf_das_deutsche_kirchliche_Leben
  
  
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     Flyer 
	zur Ausstellung   
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     Formen 
	des Judenhasses   
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     Adolf 
	Stoecker (1835-1909) - Vordenker 
 des christlichen Antisemitismus  | 
   
  
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     Houston 
	Steart Chamberlain: 
	Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts   | 
     "Antisemiten 
	- Katechismus" | 
     Antijüdische 
	Schrift des  
	Landesbischofs von Thüringen  
	Martin Sassa (1938)  | 
     Links: 
	Seidenbändchen  
	und Lutherrose zum Anstecken  
	zur Lutherfeier 1933 | 
     "Die 
	deutsche Bibel im  
	deutschen Volk 1543-1934" 
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    Stationen der 
	Diskriminierung, 
 Entrechtung und Ermordung 
 der Juden in der NS-Zeit  
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     NS-Staat, 
	Kirche und jüdische 
 Einrichtungen in Eisenach -  
	umfassende Informationen  
	zum Anklicken  | 
     Die 
	ausgebrannte Eisenacher  
	Synagoge nach dem  
	Novemberpogrom 1938  
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     Entwicklung 
	der jüdischen  
	Bevölkerung in Eisenach  
	im Zeitraum 1928-1943  
   | 
     Stigmatisierung 
	der jüdischen 
 Bevölkerung im Adressbuch 1938/39:  
	der Arzt Dr. Grünbaum ist mit einem 
 Kreuz gekennzeichnet ("verstorben") | 
   
  
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     Dichtungen 
	von Erika Fackenheim 
 aus Eisenach (später  
	Avital Ben Chorin) | 
     "Stolperstein" 
	für Dr. Julius 
 Fackenheim, Großvater von  
 Erika Fackenheim   | 
    Erster Gedenkstein 
	für die  
	zerstörte Synagoge mit Verharmlosung 
 im Blick auf die Täter ("Bubenhände")   | 
     Mahnmal 
	zum "Entjudungsinstitut" in Eisenach an  
	der Bornstraße mit Schulderklärung "Wir sind in die Irre gegangen..."  
	(Mai 2019)  | 
   
 
    
    
     
Links und Literatur 
 
Links:   
Literatur:   
	  | Germania Judaica I S. 94-95; II,1 S. 197-199; III,1 S. 293f. |  
	  |  Reinhold Brunner: Von der Judengasse zur Karlstraße. Jüdisches
    Leben in Eisenach. Hain-Verlag Weimar 2003. 292 Seiten, 80 Abbildungen.
    12,70 € (mit weiteren Literaturangaben).  |  
	  | Reinhold Brunner: Die Verfolgung, Vertreibung und
    Ermordung der jüdischen Menschen Eisenachs 1938.1942. Eisenach 1998. 42 S.
    Abb. Erhältlich im Stadtarchiv Eisenach. 2,50 €.   |  
	  | Stolpersteine in Eisenach. Hrsg. von Reinhold Brunner
    im Auftrag des Bündnisses gegen Rechtsextremismus und des Eisenacher
    Geschichtsvereines. Erschienen Eisenach 2012. Artikel
    von Heiko Kleinschmidt zur Buchvorstellung in der Thüringer Allgemeinen vom
    23. Februar 2012.  
    Neuauflage Eisenach 2013.    |  
 
    
     
  
   
 
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".  
 First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
 
Eisenach Thuringia. Earliest evidence of the
presence of Jews in Eisenach dates from 1241. There was a "Jew Street"
at the center of the city. In the course of the Black Death persecutions of
1348-49, all or most Jews were driven out of Eisenach. Allowed to return again a
few years later, they were permanently expelled in 1458. 
Until the beginning of the 19th century, Jews were not allowed to settle in
Eisenach. The Jewish community, which began to evolve round the middle of the
century, acquired a cemetery and set up a
prayer hall. By the time it was formally constituted as a community in 1867,
there were 72 members. The community numbered 287 in 1877 and dedicated a new
synagogue in 1885. The Jewish population was 440 in 1905. Twenty-three Jewish
soldiers died in Worldwar I. Strident antisemitic propaganda and occurrences
were common in Eisenach and the windows of the synagogue were repeatedly smashed
during the 1920s. In June 1930, an assembly of all Thuringian Jews was organized
by the Central Union (C.V.) as a protest against the growing Nazi influence in
Thuringia. After the Nazi takeover in 1933, Jewish businesses were boycotted;
Jews were ostracized socially and professionally and suffered public humiliation.
On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was set on fire and
destroyed; all Jewish stores, some homes and the cemetery were vandalized; and
Jews were rounded up, beaten, and deported to the Buchenwald concentration camp.
About a third of the Jewish population managed to make it to safe havens, mainly
to Palestine and the U.S. Many moved to other cities inside Germany or to
neighboring countries, only to be caught up again after the outbreak of war. Of
the 215 Jews listed as residing in Eisenach in the May 1939 census, only 145
were left by September 1941. The were forced by the local authorities to live in
a few "Jewish houses". On 9 May 1942, the first deportation train set
out for the Belzec death camp; none returned. Those over 65 and those who had
been decorated in Wordwar I were deported in September 1942 in the
Theresienstadt ghetto. Only three Jewish families remained in Eisenach. They too
were deported within the next months. Very few of the deportees survived.  
          
            
 
          
          
  
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