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Diespeck (Landkreis Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim)
Jüdischer Friedhof
Hinweis auf eine
umfassende Dokumentation des jüdischen Friedhofes
(aktualisiert Dezember 2013): |
Über die Website http://histogerm.de/judensaecker/index.html
sind alle Grabsteine des jüdischen Friedhofes mit Inschriftentexten und
der Übersetzung recherchierbar. Die Dokumentation wurde von Ilse Vogel
und Ralf Arndt erstellt. |
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite
zur Synagoge in Diespeck (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Ullstadt
beigesetzt. Der jüdische Friedhof in Diespeck wurde 1786 gemeinsam mit der jüdischen Nachbargemeinde
Pahres angelegt. Auch die in
Neustadt an der Aisch nach 1865 entstehende jüdische Gemeinde setzte ihre Toten in
Diespeck bei. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1786.
Links des Weges durch den Friedhof steht ein Denkmal für elf jüdische Männer, die im
Ersten Weltkrieg gefallen sind (Aufschrift: "Die Israelitische Gemeinde in
treuem Gedenken an ihre fürs Vaterland gefallenen Söhne").
Der Friedhof wurde erstmals im Juli 1930 und auch 1933
geschändet:
Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1930:
"Neustadt an der Aisch. Auf dem jüdischen Friedhof bei Diespeck sind
in einer der letzten Nächte Grabsteine umgeworfen und geschädigt
worden." |
Einige
Jahre später wurde in der NS-Zeit die Friedhofsmauer abgetragen; nach dem Krieg
musste sie auf Befehl der amerikanischen Militärregierung von Einheimischen
wieder aufgebaut werden.
Auch nach 1945 gab es Friedhofsschändungen. Besonders schlimm war die Verwüstung
des Friedhofes Anfang März 2007 (siehe Berichte unten).
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt unmittelbar an der Kreisstraße nach
Dettendorf, etwa 1,5 km außerhalb des Ortes vor dem Waldrand auf einer
Anhöhe. Der Friedhof hat eine Gesamtfläche von 21,00 a.
Auf dem über die Website der Gemeinde Diespeck zugänglichen Ortsplan ist der
Friedhof eingetragen: www.diespeck.de.
Zugang zum Friedhof: Das Tor ist immer verschlossen. Einen Schlüssel erhält
man im Rathaus Diespeck (Tel. 09161/88850) oder beim Friedhofsbetreuer Bernhard
Hofmann (09161-4788).
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
(Fotos vom Sommer 2004 wurden von Klaus
Kurre, Mainberg angefertigt und dürfen nicht ohne Genehmigung weiter
verwendet werden. Hochauflösende Aufnahmen und weitere, hier nicht
hinterlegte Bilder können per Mail
bei
Klaus Kurre angefordert werden).
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Der Eingang zum Friedhof (an
der
Kreisstraße von Diespeck nach Dettendorf) |
Das 1786 erstellte und 1862
renovierte Taharahaus |
Steinerner Waschtisch
im Taharahaus |
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Blicke über den
Friedhof |
Alte Grabsteine am Tahara-Haus |
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Alte Grabsteine
(Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert); auf dem mittleren Foto rechts ist der
älteste Grabstein von 1786 zu sehen. |
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Grabstein für Bernhard Herold
(gest. 1928) |
Teilansicht im
neuen Teil |
Grabstein für Leopold Kühn
aus Neustadt an der Aisch |
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Das Denkmal für die im Ersten
Weltkrieg
gefallenen Juden |
Neuere Grabsteine
(Anfang 20. Jahrhundert) |
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Grabstein für Sprintz, Witwe
des
Nathan Sternau (gest. mit 85 Jahren
im Monat Nissan 5660 = April 1900) |
Grabstein für Fanny
Steigerwald
aus Neustadt an der Aisch
(1844-1905) |
Grabstein für Lina Freimann
aus Neustadt an der Aisch
(1879-1909) |
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Grabstein mit kleiner
Levitenkanne von
"Jaakow Jehuda, Sohn des Mordechai HaLevi"
(hebr.
Name von Carl Kohlmann) |
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Nach
weitgehender (soweit möglich) Behebung der durch die Schändung im
Frühjahr 2007 angerichteten Schäden: der Friedhof im September 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.9.2007) |
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Eingangstor |
Beim Eingangstor
das Taharahaus, das von 1862 |
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Die Reihen mit
den ältesten Grabsteinen im Bereich des Taharahauses |
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Grabstein für Henriette
Rosenau
geb. Reis (1857-1893) |
Hauptweg durch den Friedhof;
im schmalen
Streifen rechts u.a. Kindergräber |
Grabstein für Carl Kohlmann
aus Neustadt (vgl. oben) |
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Grabstein Mitte für Helene
Dietenhöfer
geb. Goldfrank, rechts für Lorchen Hecht |
Grabsteine für Pauline
Sternau, Getta
Stahl geb. Erlanger und Gustav Kohlmann |
Grabstein für Simon Sämann
(geb. 1870
in Sugenheim, gest. 1928 in Neustadt) |
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Blick auf die neuesten
Grabstätten
der 1930er-Jahre |
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Das Denkmal für
die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, 1923 errichtet. |
Hinweistafel zur Geschichte
des Friedhofes,
im September 2007 aufgestellt. |
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Text der
Informationstafel: "Der jüdische Friedhof in Diespeck,
bekannt als 'Judensäcker'.
Der Name
dieser Begräbnisstätte ist als 'Judensäcker' überliefert. 'Äcker'
bezieht sich auf die beiden Flur-Nummern 572 und 573 - die Juden aber
meinten mit dem hebräischen Wort secker einen Ort der Erinnerung.
'Judensecker' wäre die richtige Schreibweise.
Das 'Äckerlein von dem
schlechtest sandigen Boden' was 'über zehn Jahre öd gelegen, folglich
dem Zehentherrn ganz ohne Nutzen gewesen'. Nach der Genehmigung am 7.
März 1786 wurde sofort die Mauer sowie das für die Reinigung der Leichen
notwendige 'Tahara-Haus' errichtet.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg
bildete das entstehende Landjudentum um 1700 einzelne Gemeinden in
Diespeck und in Pahres, die diesen Friedhof errichteten.
Ein Friedhof wird
nach der Halacha, dem Religionsgesetz, belegt. Jeder Stein schaut
nach Osten, nach Jerusalem, wo der Messias einst erscheinen wird.
Da im
Buch des Lebens alle Namen verzeichnet sind, beginnt man, wie beim
Schreiben im Hebräischen, mit der ersten Zeile rechts oben und dann
füllt Zeile für Zeile die Seite. Im Judensäcker endet sie im Hauptfeld
mit der angefangenen 27. Reihe.
Im schmalen Feld links vom Eingang tragen
die Grabsteine ausschließlich weibliche Namen, die Verstorbenen waren
kultisch 'unrein'. Auch Totgeburten und namenlose Säuglinge wurden
begraben. Danach folgen die Steine auf Kindergräbern.
1923 setzte die
israelitische Kultusgemeinde ihren im Weltkrieg 1914-1918 gefallenen oder
vermissten Soldaten ein Denkmal, das auch in der NS-Zeit unangetastet
blieb. Es war zwei geistig beschränkten Jugendlichen aus dem Landkreis
Neustadt vorbehalten, es in einer Februarnacht 2007 zu schänden.
1862
wurde das Tahara-Haus renoviert, die Zahl steht groß in der Mauer
über der Tür. Es besteht aus einem Vorraum und dem Waschraum. 'Mit den
Füßen voran' verließ der Sarg nach der Tahara den Raum. Die
Trauergemeinde folgte bis ans Grab. Ihr Rav oder Ravi,
Vorsänger und Lehrer, sprach die Gebete.
Das erste Grab wurde neben dem Tahara-Haus ausgehoben für den
'sehr alten Mann Eitzik Bär Schloss von Pahres gestorben und begraben am
Freitag, 4. Cheschwan 547 nach der kleinen Zählung' das war der 17.
Oktober 1786 - 'und das ist der erste Grabstein' steht noch unten zu
lesen. 150 Jahre lang wurden nun in zeitlicher Abfolge Männer und Frauen
aus Diespeck und Pahres bestattet. Heute fehlen ab der 4. Reihe bis zur
10. Reihe sehr viele Steine. Sie fielen höchstwahrscheinlich einem Gesetz
von 1942 zum Opfer, das den Kommunen großzügigen Umgang mit jüdischem
Eigentum erlaubte.
Das Bemerkenswerte an diesem Friedhof ist der Formenreichtum der Steine ab
der 11. Reihe, der viel über den Zustand der Gemeinden verrät. Es gab
nur hebräische Inschriften auf den Grabsteinen. 1836 ist zum ersten Mal
der Name auch auf Deutsch zu lesen für Hirsch Birgstein, dem Barnos in
Pahres. Ganz ohne hebräische Buchstaben ist 1855 der Stein für Amalie
Schulherr aus Pahres.
Erst ab 1865 durften jüdische Familien in Neustadt
zuziehen. Ihre Anzahl wuchs, während sie in den Dörfern abnahm, nur der
Friedhof blieb gemeinsam. Die Formen der Grabsteine wichen
städtisch-christlichen Vorbildern, das Material wurde edler. In
hebräischer Schrift würdigte man die Verstorbenen mit dem
Synagogennamen, deutsch waren amtliche Namen und Daten.
1878 war die
Gemeinde in Pahres aufgelöst, viele junge Leute waren seit 1848
ausgewandert, die meisten Familien wohnten längst in Neustadt. Selbst die
Synagoge war abgebaut und in Neustadt wieder neu abgebaut worden.
In
Diespeck endete das Gemeindeleben nach dem Ersten Weltkrieg, der Sitz der
israelitischen Kultusgemeinde war jetzt Neustadt. Durch Abwanderung der
jungen Generation in die größeren Städte war die Gemeinde rasch
überaltert, 1934 war ihr Ende gekommen. Noch drei Beerdigungen fanden im
Judensäcker statt, 1938 die letzte. Seitdem ist der Friedhof geschlossen
und dem Schutz der Allgemeinheit empfohlen.
Text: Ilse Vogel.
Weitere Ausführungen im Rathaus in Diespeck." |
Die
Friedhofschändung im März 2007
Anfang März 2007: Historischer jüdischer Friedhof verwüstet
- Pressemeldung
des Polizeipräsidiums Mittelfranken: |
Neustadt/Aisch - Bisher unbekannte Täter
richteten auf dem jüdischen Friedhof bei Diespeck (Landkreis Neustadt/Aisch -
Bad Windsheim) eine Spur der Verwüstung an. Etwa sechzig - teilweise
Jahrhunderte alte - Grabsteine wurden mutwillig umgeworfen. Mehr als die Hälfte
der betroffenen Steine wurde hierbei irreparabel zerstört. Die Kriminalpolizei
Ansbach hat umfangreiche Ermittlungen aufgenommen. Die Zerstörungen auf dem
etwas außerhalb auf einer Anhöhe im 18. Jahrhundert angelegten Friedhof wurden
von einem ehrenamtlichen Betreuer bei einem Kontrollgang festgestellt. Die Begräbnis-
und Erinnerungsstätte wird seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht
mehr für Beisetzungen genutzt.
Die Täter waren in der Zeit seit Ende Januar 2007 offenbar über die
Friedhofsmauer geklettert und ließen ihrer Zerstörungswut auf dem gesamten
Areal freien Lauf. Auch elf Gedenksteine eines dort befindlichen Kriegerdenkmals
für im I. Weltkrieg gefallene Soldaten jüdischen Glaubens wurden umgestoßen.
Lediglich das "Taharahaus", ein Gebäude für rituelle Waschungen,
wurde nicht beschädigt. Die Ermittlungen der Kripo Ansbach laufen in alle
Richtungen. Da auf dem Friedhof keinerlei Schmierereien oder Kennzeichen mit
politischem Hintergrund vorgefunden wurden, kann auch purer Vandalismus Motiv für
die Beschädigungen gewesen sein. Der Sachschaden beträgt nach ersten Schätzungen
mehrere Zehntausend Euro - weit schwerer wiegt allerdings der Verlust
historischen Kulturgutes.
Die Polizei ist bei der Aufklärung der Tat auch auf die Mithilfe der Bevölkerung
angewiesen: Wem sind seit Ende Januar Personen oder Fahrzeuge am Friedhof oder
der von Diespeck nach Dettendorf führenden Kreisstraße aufgefallen. Möglicherweise
können Zeugen den Tatzeitraum eingrenzen.
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Pressemitteilung vom 8.
März 2007: Nach der Schändung des jüdischen Friedhofs in Diespeck
wurden zwei Neonazis verhaftet. Die beiden Jugendlichen sollen mehr als 60
Grabsteine beschädigt haben. |
Eine
Schneise der Zerstörung zogen Friedhofsschänder über den alten jüdischen
Friedhof im mittelfränkischen Diespeck (Kreis Neustadt/Aisch-Bad
Windsheim). Mehr als 60 Grabsteine hatten die Täter umgeworfen, der größte
Teil ist völlig zerstört. Heute wurden zwei jugendliche Neonazis
gefasst; der ältere der beiden hat die Tat gestanden.
Die Schändung des Friedhofs war am vergangenen Wochenende entdeckt
worden. Der Friedhof wird seit 1937 nicht mehr für Begräbnisse benutzt,
die Zerstörung fiel erst bei einem Kontrollgang eines ehrenamtlichen
Betreuers auf. Daher konnte zunächst auch kein genauer Tatzeitpunkt
genannt werden; fest stand nur, dass die Tat nach Ende Januar begangen
worden sein musste.
Der Friedhof liegt etwa 1,5 Kilometer außerhalb des Ortes auf einer
kleinen Anhöhe; so konnten die Täter offenbar unbemerkt über die
Umfassungsmauer klettern und ungestört ihr Vernichtungswerk begehen. Von
den insgesamt etwa 300 Grabsteinen warfen sie 63 um, 40 der teilweise
Jahrhunderte alten Grabsteine sind endgültig zerstört. Geschändet
wurden auch elf Gedenksteine für Soldaten, die im 1. Weltkrieg gefallen
waren; das Denkmal trägt die Aufschrift: "Die Israelitische Gemeinde
in treuem Gedenken an ihre fürs Vaterland gefallenen Söhne".
Heute nahm die Polizei zwei mutmaßliche Täter in jugendlichem Alter (17
und 18 Jahre) fest. Der Ältere hat die Tat gestanden. Beide sind seit
Jahren befreundet und gehören der rechten Szene an. Erst vor wenigen
Wochen waren sie bei einer Polizeikontrolle aufgefallen; bei näheren Überprüfungen
ergab sich nun ein Tatverdacht. Schließlich gab der 18-Jährige aus Bad
Windsheim zu, mit seinem Komplizen aus Neustadt/Aisch in den Abendstunden
des 24.02. die Grabsteine umgeworfen zu haben. Nach der Entdeckung der
Friedhofsschändung war der Jüngere bei Verwandten in Hessen
untergetaucht, wo er heute Nachmittag im Raum Kassel festgenommen wurde.
Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat Haftbefehle für beide mutmaßlichen
Täter beantragt.
Nach Recherchen der Nürnberger Nachrichten (NN) können die beiden
Neonazis nicht als Einzeltäter gelten. Mehrfach seien sie wegen
neonazistischer Aktivitäten in Erscheinung getreten und verfügten über
bundesweite Kontakte zu extrem radikalen Kreisen. In den vergangenen Tagen
war eine Gruppe der sogenannten "Hammerskins" in Frankfurt/Main
ein Anlaufpunkt für den 17-Jährigen, berichtet das Blatt. Diese Gruppe
versucht nach dem Verbot der Nazi-Skinhead-Organisation "Blood &
Honour" den Markt für rechtsextreme Musikproduktionen und
Konzertveranstaltungen zu besetzen. Die Hammerskin-Division Deutschland
unterhält gute Kontakte zur rechtsextremen Szene, so etwa auch NPD-nahen
Gruppen, berichten die NN. Erst vor knapp einem Monat war der regionale
NPD-Funktionär Matthias Fischer, der seine Neonazi-Karriere bei einer
Skinhead-Gruppe begonnen hatte, in Budapest bei einem Aufmarsch des "Blood
& Honour"-Netzwerks aufgetreten.
Wie die NN erfahren haben, existiert auch im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad
Windsheim ein rechtsextremes Netzwerk. Nach Angaben von Insidern wurden
dort "nationale Stützpunkte" errichtet. Seit Monaten werden
Jugendtreffs und deren Verantwortliche sowie Kommunalpolitiker von der
rechtsextremen Szene bedroht; in einigen Fällen wurden sogar Autos beschädigt,
schreibt das Blatt.
Link: Pressemitteilung
des Polizeipräsidiums Mittelfranken
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vgl. auch den Presseartikel aus der
"Süddeutschen Zeitung": "Rechtsextremismus - Die
braunen Bauern von Illesheim" vom 16. Juni 2007: pdf-Datei
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Pressemitteilung
(dpa) vom 20. November 2007:
Wegen eines Brandanschlags auf Ausländer und der Schändung eines jüdischen Friedhofs hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg Anklage gegen fünf junge Männer und Frauen erhoben.
Drei Männer und eine Frau müssen sich wegen versuchten Mordes in 42 Fällen verantworten.
Sie sollen am 2. Oktober 2006 versucht haben, ein vornehmlich von Ausländern bewohntes Haus in Bad Windsheim in Brand zu setzen. Zwei der Männer und eine weitere Frau sollen zudem für die
Schändung des Friedhofs im nahe gelegenen Diespeck am 24. Februar 2007 verantwortlich sein.
Die Staatsanwaltschaft geht nach gestrigen Angaben davon aus, dass die zum Tatzeitpunkt 16 und 17 Jahre alten Jugendlichen die Bewohner in dem Bad Windsheimer Haus töten wollten. Dazu hätten sie am frühen Morgen mehrere Brandsätze auf das vierstöckige Gebäude geworfen, in dem sich 42 Menschen aufhielten. Die Feuer konnten allerdings rasch gelöscht werden und richteten kaum Schaden an.
Die Anklagebehörde ist davon überzeugt, dass die Jugendlichen aus ausländerfeindlichen Motiven heraus gehandelt haben, und wirft ihnen einen aus niedrigen Beweggründen und heimtückisch begangenen versuchten Mord vor. Die Beschuldigten sitzen seit März in Untersuchungshaft.
Ähnlich großes Aufsehen wie diese Tat hatte die Schändung des alten jüdischen Friedhofs in Diespeck im Februar 2007 erregt. 63 Grabsteine wurden umgeworfen und 11 Gedenksteine des jüdischen Kriegerdenkmals beschädigt. Dafür sollen ebenfalls zwei der jungen Männer verantwortlich sein. Beteiligt war nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft außerdem eine 18-jährige Frau. Die drei Angeklagten hätten sich der Störung der Totenruhe und der gemeinschädlichen Sachbeschädigung schuldig gemacht.
Die Jugendkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth muss nun zunächst entscheiden, ob sie die Anklage zulässt und das Hauptverfahren eröffnet. Im Fall einer Verurteilung könne eine Jugendstrafe bis zu zehn Jahren verhängt werden, hieß es. |
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne
Berichte
Februar
2011:
Vorstellungen der Neubearbeitung der Publikation
von Ilse Vogel im Februar 2011 |
Ilse Vogel: Der
Judensäcker. Begräbnisstätte der Juden in der Diespecker Flur. 1785 – 1938.
Neuauflage PH. C. W. Schmidt 2011. ISBN 978-3-87707-787-0
.
Das Buch ist eine Dokumentation jüdischen Lebens im mittleren Aischgrund
und umfasst 240 Seiten. Es enthält viele Abbildungen und Erklärungen, Übertragung der hebräischen Inschriften und ausführliche Register. Es kostet € 32 und kann nach der Vorstellung erworben werden.
Nach langjährigen Vorarbeiten, u. a. über die jüdischen Gemeinden in Diespeck (2003), in Pahres und Neustadt (2008) bietet die Autorin nun eine
ausführliche Darstellung über 150 Jahre Belegung im Friedhof, über jüdische Bestattungskultur und zeitbedingte
Akkulturation. Ein schematisches Auflisten von Grabsteinen wurde vermieden, da diese den Familien zugeordnet sind.
Die im Abschnitt 'Eingeschrieben ins Buch des Lebens – hebräisch, wie
sonst?' abgebildeten Steine entsprechen heute kaum noch der Wirklichkeit vor Ort, denn der
'Zahn der Zeit' nagt unaufhaltsam am Material.
Die Buchvorstellung fand jeweils um 19 Uhr unter angepassten Themen und ausgewählten Fotos statt.
In Diespeck am Freitag, 4. Februar 2011 in der Schule:
Geboren in Diespeck – gestorben in Neustadt – ein stolzer Rest aber blieb.
150 Jahre diente das 'Haus des Lebens' der Bestattung ihrer Gemeindeglieder.
In Neustadt am Dienstag, 8. Februar 2011 im Gewölbe im Alten Schloss
Sie haben die Stadt aus dem Mittelalter geholt und den Judensäcker, das 'Haus des Lebens', in Diespeck, gleich dazu.
In Pahres am Mittwoch, 9. Februar 2011 in der Gaststätte Hofmann
Tote Steine zum Leben erweckt – 100 Jahre Belegung der Gemeinde in Pahres von 1786 – 1874. |
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Presseartikel
und Fotos von der Buchverstellung
(Fotos unten: Hahn) |
Artikel
in der "Fränkischen Landeszeitung" (Neustadt/Aisch Stadt und
Land) vom 8. Februar 2011: "Ilse Vogel stellte ihr neues Buch 'Judensäcker'
beim Geschichts- und Heimatverein in Diespeck vor. Erinnerung für
Nachwelt wach halten. Grabsteine verraten viel über den Verstorbenen -
Weitere Lesungen in Neustadt und Pahres.
Diespeck (cf). Spätestens nach der Schändung des Judenfriedhofes
in Diespeck vor ein paar Jahren kam der Zeitpunkt, an dem Ilse Vogel
beschloss, mit ihrer Dokumentation zu beginnen. Jetzt ist ihr Werk 'Der
Judensäcker', eine Begräbnisstätte der Juden in der Diespecker Flur,
von 1785 bis 1938 fertig. Sie konnte ihr Buch nun, wie berichtet, beim
Geschichts- und Heimatverein Diespeck erstmals der Öffentlichkeit
vorstellen..."
Zum weiteren Lesen des Artikel bitte Textabbildung anklicken. |
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Im Gewölbe des alten
Schlosses |
Während der
Präsentation des Buches |
Ilse Vogel bei der
Autogrammstunde |
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März
2012: Friedhofsführung mit Ilse Vogel |
Artikel in "Nordbayern.de"
vom 20. März 2012: "Juden Grabstein 'schaut nach Jerusalem'.
Ilse Vogel führte durch den jüdischen Friedhof bei
Diespeck..."
Link
zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Adolf Eckstein: Geschichte der Juden im Markgrafentum Bayreuth.
Bayreuth 1907. |
| Michael Trüger: Artikel zum jüdischen Friedhof Diespeck /
Mittelfranken. In:
Der Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Jg. 11 Nr. 71
vom Dezember 1996 S. 13. |
| Israel Schwierz: Steinere Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern.
1988. S. 149-150. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 167-168. |
| Ilse Vogel: "Der Judensäcker"
- Begräbnisstätte der Gemeinden in Diespeck und Pahres, später
Friedhof für die israelitische Kultusgemeinde Diespeck-Neustadt.
2003. Neuauflage PH. C. W. Schmidt 2011. ISBN
978-3-87707-787-0. |
vorheriger Friedhof zum ersten
Friedhof nächster Friedhof
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