Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bunde (Kreis Leer / Ostfriesland, Niedersachsen)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Sonstiges      
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
    
In Bunde bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. 1670 werden im Zusammenhang mit der Einrichtung eines jüdischen Friedhofes in Smarlingen bei Weener erstmals Juden in Bunde genannt. Es handelte sich damals vor allem um die Familie von Simon Isaacs, der als Schlachter in Bunde tätig war. Im 18. Jahrhundert blieb die Zahl der jüdischen Familien am Ort gering. 1719 und 1757 wurden jeweils zwei jüdische Familien am Ort gezählt. 1786/87 wird in einer Steuerliste Nathan Isaak als Schlachter genannt.        

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1824 21 jüdische Einwohner, 1861 33 (von insgesamt 1.890 Einwohner), 1871 35 (von 1.767), 1885 55 (von 1.780), 1895 65 (von 1.815), 1905 65 (von 1.709).  

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (zunächst im Synagogengebäude, seit 1883 in einem damals neben der Synagoge erbauten jüdischen Schulhaus mit Lehrerwohnung), ein rituelles Bad (seit 1883 auch im Schulgebäude) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). An jüdischen Lehrern werden genannt: 1845/46 Lazarus Lilienfeld aus Halberstadt, 1855-58 Joseph Lichtenfels aus Beckum, 1863-64 Julius M. Mooy aus Groningen, 1882 Lehrer Soberski aus Ostrowo (Provinz Posen), 1883 bis nach 1886 Jakob Lorch aus Eubigheim (vgl. Bericht von 1886 unten), 1894 Heymann Rabbinowitz aus Swilotsch, 1895-97 Moritz Lachmann aus Schwasanz (Provinz Posen), 1897 Lehrer Wolkowski aus Rogowo, 1897-99 David Löb, 1899-1901 S. Adler, 1902-03 Isidor Landsberg, 1903-04 Ignatz Israel (aus Ungarn), 1904-07 Arnold Seliger aus Pfungstadt, 1907 Leo Jankelowitz (bis nach 1924), zuletzt bis 1938 Manfred Schenkolewsky.  Die Gemeinde gehörte zum Landrabbinatsbezirk Emden.
 
Langjähriger Gemeindevorsteher war Moritz Ries. Seine Unterschrift findet sich auf allen Ausschreibungen der Lehrerstelle zwischen 1882 und 1909 (siehe unten). 1913 konnte er auf 40 Jahre Amtszeit als Gemeindevorsteher zurückblicken. Der Emder Landrabbiner Dr. Hoffmann hielt aus diesem Anlass eine Festpredigt in der Synagoge. 
  
Im Ersten Weltkrieg waren unter den jüdischen Kriegsteilnehmern keine Gefallenen zu beklagen. Georg und Adolf Gerson kamen mit Auszeichnungen aus dem Krieg zurück.     
  
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch etwa 70 Personen gehörten (3,5 % von insgesamt etwa 2.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Julius Watermann und G. Watermann. Als Religionslehrer, Kantor und Schochet war Leo Jankelowitz angestellt. Er erteilte sechs Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen bestanden der Wohltätigkeits- und Bestattungsverein Chewra Kadischa (1924 unter Leitung von M. Benima mit 19 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von David Heß), der Israelitische Frauenverein (1924/32 unter Leitung der Frau von M. Benima und der Frau von J. Gerson) sowie der Verein Chewra bachurim (1924 unter Leitung von J. Watermann mit 10 Mitgliedern). 1932 waren die Gemeindevorsteher Julius Watermann (1. Vors.), Moritz Heß (2. Vors.). Schatzmeister und Schriftführer war Julius Watermann. Als Religionslehrer, Kantor und Schochet war inzwischen Manfred Schenkolewsky angestellt. Er erteilte im Schuljahr 1931/32 acht Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht.                
  
1933 wurden noch 52 jüdische Einwohner in Bunde gezählt. Die meisten von ihnen verließen in den folgenden Jahren auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts sowie der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung den Ort oder wanderten aus. Bis Ende 1933 hatten bereits 18 jüdische Einwohner Bunde verlassen, davon waren 16 nach Holland emigriert. Nach weiteren Abwanderungen wurde die Gemeinde im Juli 1938 aufgelöst. Lehrer Manfred Schenkelowski floh am 30. Oktober 1938 nach Holland. Beim Novemberpogrom 1938 kam es zu Ausschreitungen gegen die noch verbliebenen jüdischen Einwohner. SA-Männer durchsuchten ihre Wohnungen. Abraham Ries und sein Sohn Ernst Moritz Ries wurden in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Im September 1939 lebte nur noch die Familie des Schlachters Jakob Hess und seiner Frau Frieda geb. Aronsohn in Bunde. Sie verließ am 21. März 1940 im Zusammenhang mit dem Evakuierungsbefehl für die ostfriesischen Juden den Ort. Die meisten Familienmitglieder (das Ehepaar hatte zusammen neun Kinder) kamen nach den Deportationen ums Leben (in der Liste unten neben der Mutter Flora die Kinder Bertha, Riekchen, Flora, Moses, Hannchen, Henni, Lina, teils verheiratet und unter anderem Familiennamen).     
   
Von den in Bunde geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha de Beer geb. Hess (1892), Henriette de Beer geb. Benima (1895), Hugo Benima (1898), Irma Janna Benima geb. Heumann (1887), Jeanette Benima (1891), Louis Benima (1886), Manfred Benima (1924), Lina Berkelo geb. Hess (1906), Hannchen Berliner geb. Leeuwarden (1857), Bertha Bollegraf geb. Kamp (1878), Simon Bollegraf (1886), Georg Gerson (1891), Gerd Gerson (1920), Gerda Gerson geb. Kahn (1875), Moritz Gerson (1882), Abraham Juda Hart (1890), David H. Hart (1893), Heinz Hartogsohn (1918), Herbert Hartogsohn (1920), Julius Hartogsohn (1883), Max Hartogsohn (1913), Veronika Hartogsohn geb. Berliner (1892), Flora Hess (1895), Frieda Hess geb. Aronsohn (1868), Hannchen Hess (1900), Hertha Johanna Hess (1924), Max Hess (1929), Moses Hess (1898), Riekchen Hess (1894), Frieda Issen geb. Hess (1885), Henriette Jacobs geb. Hart (1897), Martha Koppels geb. Watermann (1901), Caroline Maas geb. Polak (1889), Hana Manassen geb. Polak (1897), Abraham Norden (1882), Rahel Nussbaum geb. van Dyk (1873), Sophie Perl (1877), Abraham Ries (1885), Emanuel Schott (1875), Esther Stibbe geb. Schott (1869), Sara Swarts geb. Polak (1886), Henni Wallega geb. Hess (1902), Hans Watermann (1906), Isaak Watermann (1871).
   
Hinweis: die im Gedenkbuch genannte Sannchen Hess ist identisch mit Hannchen Hess (geb. 27.1.1900).               
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung von Schulstellen im Landrabbinat Emden (1855)    

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. April 1855: "Unter Angabe der damit verbundenen Diensteinnahme werden die in der Provinz Ostfriesland erledigten jüdischen Schulstellen zur behufigen Besetzung öffentlich bekannt gemacht:
Bei der Gemeinde Esens die Stelle eines Elementarlehrers, Vorbeters und Schächters; nebst freier Wohnung, Feuerung, Licht und sonstigen Sporteln 130 Thlr. an Gehalt und 40 Thlr. an Schächtgebühren. 
Bei der Gemeinde Bunde die Stelle eines Elementarlehrers und Vorbeters - des Schächtungsdienstes ist derselbe enthoben -: bei völlige freier Station ein Gehalt von 80 Thlr. und eine eventuelle Zulage von 20 Thlr.  
Bei der Gemeinde Dornum die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters: neben völlig freier Station ein Fixum von 80 Thlr. und eine eventuelle Zulage von 20 Thlr.  
Bei der Gemeinde Jemgum - 4 Familien - die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters: bei gänzlich freier Station 40 Thlr. an Gehalt und 30 Thlr. an eventueller Zulage.
Unverheiratete Bewerber belieben ihre desfallsigen portofreien Anmeldungen baldigst an das Landrabbinat zu richten. 
Emden, im März 1855. Der Landrabbiner Hamburger."  

    
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1882 / 1890 / 1893 / 1902 / 1904 / 1907 / 1909 / 1915   

Bunde Israelit 28061882.jpg (33860 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1882: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters in hiesiger Gemeinde ist sofort zu besetzen. Qualifizierte Bewerber (unverheiratet), wollen sich unter Angabe ihrer bisherigen Tätigkeit und Beifügung ihrer Zeugnisse baldigst beim Unterzeichneten melden. 
Bunde in Ostfriesland, 2. Juni 1882. 
Der Synagogenvorstand Moritz Ries."      
 
Bunde Israelit 11081890.jpg (40648 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1890: "Die Stelle eines unverheirateten Religionslehrers, Chasans und Schochet, verbunden mit einem Gehalt von 600 Mark, nebst freier Wohnung und Feuerung, sowie ca. 150 Mark Nebenverdienst ist per 1. Oktober zu besetzen. Reflektanten mit guten Zeugnissen wollen sich beim Unterzeichenten melden. 
Bunde in Ostfriesland, 8. August 1890. Der Vorstand: Moritz Ries."       
 
Bunde Israelit 02021893.jpg (49944 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1893: "Die hiesige Gemeinde sucht zum baldigen Antritt einen unverheirateten Religionslehrer, Schochet und Chasan zu engagieren. Gehalt 800 Mark nebst freier möblierter Wohnung und Heizung sowie ca. 100 Mark Schächtgebühren. 
Offerten nebst Zeugnisabschriften sind an den Unterzeichneten zu richten. 
Bunde in Ostfriesland, 1. Februar 1893. Der Vorstand Moritz Ries."       
 
Bunde Israelit 04051893.jpg (37799 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1893: "Die hiesige Gemeinde sucht zum baldigen Antritt einen Religionslehrer, Schochet und Chasan, unverheiratet, eventuell verheiratet ohne Kinder. Gehalt 800 Mark nebst freier Wohnung und Feuerung, sowie 100 - 150 Mark Schächtgebühren. 
Bunde in Ostfriesland, 5. Juni 1893. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde. Moritz Ries."       
 
Bunde Israelit 20021902.jpg (57588 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar 1902: "Die Stelle als 
Religionslehrer, Vorbeter und Schächter
 
ist in hiesiger Gemeinde baldigst zu besetzen. Fester Gehalt 900 Mark nebst schöner großer Wohnung sowie ca. 200 Mark für Erteilung des Religionsunterrichts (einmal wöchentlich) in einer Nachbargemeinde und ca. 100 - 150 Mark Nebeneinkommen. Anmeldungen nebst Zeugnisse erbittet 
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde. 
Moritz Ries
, Bunde in Ostfriesland."      
 
Bunde FrfIsrFambl 03061904.jpg (20907 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Juni 1904: "Vakanzen
Bunde (Ostfriesland). Religionslehrer, Vorbeter und Schächter per 1. Juli dieses Jahres. Gehalt 900 Mark, freier Wohnung, 350 Mark Nebenverdienst."       
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1904: "Religionslehrer, Vorbeter, Balkore und Schächterstelle per 1. Juli evtl. später in Bunde (Ostfriesland). Gehalt 900 Mark nebst freier Wohnung und ca. 350 Mk. Nebenverdienst. Offerten vom Vorsteher Herrn Moritz Ries erbeten."       
 
Bunde Israelit 08081907.jpg (69339 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1907: "In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines 
Religionslehrers, Schächters und Vorbeters 
sofort eventuell etwas später zu besetzen. Festes Gehalt Mark 900 sowie Mark 200 für 1 mal wöchtlich Unterrichterteilung in einer in hiesiger Nähe liegenden Gemeinde, ferner Mark 100 - Mark 150 Nebeneinkommen und schöner geräumiger Wohnung. 
Bewerber welche eigenen Hausstand haben oder gründen wollen (Ausländer ausgeschlossen) belieben sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten zu wenden. 
Bunde in Ostfriesland. 
Moritz Ries,
Vorsteher."          
 
Bunde Israelit 14011909.jpg (62727 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1909: "Die hiesige 
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
 
ist per 1. Mai dieses Jahres, eventuell früher zu besetzen. Fester Gehalt Mark 900.- nebst schöner geräumiger Wohnung und Feuerungsentschädigung. Ferner Mark 200.- für Erteilung des Unterrichts in einer Nachbargemeinde sowie ein nichtgarantiertes Nebeneinkommen von Mark 150.-. Qualifizierte Bewerber, verheiratet oder solche mit eigenem Hausstand wollen sich baldigst mit Beifügung von Zeugnissen melden. 
Der Synagogen-Vorsteher 
M. Ries, 
Bunde in Ostfriesland.
"         
 
Bunde Israelit 04021915.jpg (58377 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1915: "In hiesiger Gemeinde ist die Religionslehrer-, Schächter- und Vorbeterstelle per April dieses Jahres zu besetzen. Fester Gehalt Mark 900.- nebst freier Wohnung und Feuerung, sowie ca. Mark 150 nicht garantierte Nebeneinkünfte. Verheiratete Bewerber oder solche, die einen eigenen Haushalt gründen können, (Ausländer ausgeschlossen) wollen sich baldigst melden. 
Der Vorstand der Synagogengemeinde Bunde
in Ostfriesland."        

         
Lehrer Jakob Lorch verlängert seine Dienstauftrag in Bunde (1886)

Bunde Israelit 10051886.jpg (66473 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1886: "(Eingesandt). Bunde in Ostfriesland. 
Der hiesigen Gemeinde wurde durch ihren Lehrer, Herrn Jakob Lorch, eine große Freude bereitet. Derselbe hatte bereits diese Stelle per 1. Juli gekündigt, jedoch auf ausdrücklichen und dringenden Wunsch der ganzen Gemeinde hat derselbe trotz pekuniärer Vorteile, welche ihm eine andere in Aussicht genommene Stelle bieten würde, dem Drange seines Herzens folgend und alle pekuniären Vorteile hintansetzend, der Gemeinde wie der Schuljugend zu Liebe die Stelle, in der er bereits seit 3 Jahren mit überraschendem Erfolge gewirkt, auf's Neue wieder angenommen. Hoffen wir, dass Herr Lorch der hiesigen Gemeinde noch lange in der Weise, wie es bisher geschehen, erhalten bleiben möge. Amen."        

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Anzeige von Moritz Ries (1912)        

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. August 1912: 
"Für meinen rituellen Haushalt suche ein 
tüchtiges, junges Mädchen,
 
welches gut bürgerlich kochen kann und Hausarbeit mit übernimmt. Dienstmädchen vorhanden. Offerten mit Gehaltsansprüchen erbeten. 
Moritz Ries, Bunde (
Ostfriesland)."         

 
Anzeige der Metzgerei Gerson Söhne (1930)     

Bunde Israelit 09011930.jpg (46788 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1930: 
"Streng Koscher - Offeriere 1a ostfriesische
Zervelatwurst 1.80   
Leberwurst 1.20   
Kochwurst 1.60  
Rauchfleisch 2.20  
Erstklassiges Rindfleisch zu den billigsten Tagespreisen. Versand gegen Nachnahme. Verpackung frei.  
Gerson Söhne Bunde-Ostfriesland."      

    
Verlobungsanzeige für Martha Watermann und B.M. Koppels (1925)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1925: "Statt Karten   
Martha Watermann - B.M. Koppels.  Verlobte.  
Bunde in Ostfriesland - Rotterdam.   5. September 1925 / 16. Elul 5685."    

     
  
Sonstiges  
Milde Urteile gegen Antisemiten (1921)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. August 1921: "Milde Urteile
Der 'Ostfriesischen Volkszeitung' entnehmen wir folgende Gerichtsverhandlung: 
'Im Anschluss an eine landwirtschaftliche Versammlung in Bunde saßen der Kaufmann Jakob Janssen aus Bunderneuland und der Zuchtinspektor Berthold Janssen aus Jemgum in einem Restaurant. In dem Lokal befand sich auch der Viehhändler Max de Lewie aus Oldenburg und sein Kommissionär. Die beiden Janssen ergingen sich nun in Beschimpfungen gegen die Juden, sodass es selbst dem Wirte zuviel wurde und er die Landwirte aufforderte, sein Lokal zu verlassen. Berthold Janssen rief dem harmlos an seinem Tische sitzenden de Lewie zu: 'Du verfluchter Jude musst auch raus!' Während die ganze Gesellschaft nun am Tresen stand, um zu zahlen, ergriff Jacob Janssen eine auf dem Tisch stehende Zuckerdose und warf sie de Lewie an den Kopf mit den Worten: 'Bist Du noch nicht hin, Du verfluchter Jude!' de Lewie trug eine Verletzung am Kopfe davon und musste sich vom Arzt in Bunde verbinden lassen: Später war er noch einige Zeit in Behandlung beim Arzt in Oldenburg.   
Wegen dieses Vorfalles waren vom Schöffen-Gericht in Weener Jakob Janssen wegen Beleidigung und Körperverletzung zu 1600 Mark, B. Janssen wegen Beleidigung zu 600 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Ferner wurde dem verletzten de Lewie eine Buße von 6000 Mark zugesprochen.  
Gegen dieses Urteil hatten sowohl die Staatsanwaltschaft wie der Privatkläger Berufung eingelegt; die Staatsanwaltschaft, weil die Buße zu hoch sei, der Privatkläger, weil nicht auf Veröffentlichung des Urteils erkannt war.  
In der nunmehrigen Verhandlung vor der Strafkammer in Aurich wurde auf eine nochmalige Beweisaufnahme verzichtet: Der Staatsanwalt beantragte für die Beleidigung die Erhöhung der Geldstrafe auf 1000 Mark. Es sei ja Tatsache, dass gegen das Judentum ein Kampf geführt werde. (!!) Dieser Kampf müsse aber anständig geführt werden. Eine Freiheitsstrafe halte er aber nicht für angebracht. Als Buße halte er 500 Mark für ausreichend. (Der Auricher Staatsanwalt scheint ein milder Vertreter eines sonst nicht milden Standes zu sein. Die Redaktion). 
Der Vertreter des Privatklägers, Rechtsanwalt Ehlermann aus Oldenburg, bezeichnete die Tat der Angeklagten als eine recht rohe und feige. Was würden die Angeklagten wohl für ein Geschrei erhoben haben, wenn umgekehrt Juden oder gar Arbeiter die Angreifer gewesen wäre. Er müsse daher unter den heutigen Umständen beantragen, dass die Geldstrafe in eine Freiheitsstrafe umgewandelt werde. Nach kurzer Beratung verkündete das Gericht, dass die festgesetzten Strafen bestehen bleiben, die Buße wird von 6000 Mark auf 300 Mark herabgesetzt. Die Publikation des Urteils wird abgelehnt.'"
Ein zweiter Prozess sei hier angeführt. Vor der Strafkammer in Kassel wurde jüngst gegen Dr. Dinger, den Führer der Deutschvölkischen, wegen Gotteslästerung verhandelt. Er hatte u.a. in einem Vortrage gesagt, der Judengott sei ein Gott der Geschäftemachterm, ein über den Wolken thronender Geschäftsmann, das Alte Testament sei ein Tagebuch jüdischer Betrügereien und dergleichen. Das Gericht sprach ihn frei, da er 'nur subjektiv die jüdische Lehre habe angreifen wollen.'"      

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge     
    
Zunächst war vermutlich ein Betraum vorhanden. In den 1840er-Jahren bemühte sich die jüdische Gemeinde um den Bau einer Synagoge. Man beantragte bei den Behörden die Durchführung einer Kollekte zum Bau einer Schule und einer Synagoge. Die Behörden lehnten jedoch den Antrag zunächst ab (Schreiben der Landdrostei Aurich an die Gemeinde vom 30. April 1845). Einige Jahre später (vor 1854) konnte die Synagoge auf einem Grundstück in der Kreuzstraße (heute Kirchring) erbaut werden. 1854 gab es nach einem aus diesem Jahr erhaltenen Inventarverzeichnis der jüdischen Gemeinde in der Synagoge drei Torarollen.   
  
Im Synagogengebäude war zunächst auch die jüdische Schule untergebracht, bis 1883 ein jüdische Schulhaus auf einem Nachbargrundstück zur Synagoge erbaut werden konnte.
 
Bis um 1933 war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Bunde, wenngleich es bereits um 1930 Schwierigkeiten gab, regelmäßigen Gottesdienst abzuhalten. Nachdem bereits 1933 mehrere der jüdischen Familien weggezogen sind, musste die Synagoge geschlossen werden. Im Juli 1938 wurde das Synagogengebäude verkauft.         
      
Adresse/Standort der Synagoge   Kirchring (frühere Kreuzstraße)  
  
  
Fotos  
(Quelle: Beitrag von H. Wiemann s. Lit. S. 166-167)   

Die Synagoge und die 
jüdische Schule
 in Bunde
Bunde Synagoge 180.jpg (94508 Byte) 
   Am Bildrand links ein Teil der 1883 erbauten jüdischen Schulhauses 
(mit Lehrerwohnung), anschließend das 1854 erbaute Synagogengebäude 
      
   Bunde Ort 180.jpg (65850 Byte) 
     Blick in die Kreuzstraße (heute Kirchring) in Richtung auf das Hotel ten Have. Rechts die jüdische Schule mit Wohnung des Lehrers und das Textilgeschäft der Familie Benima.
      

   
    

Links und Literatur

Links:

Website der Gemeinde Bunde  
Wikipedia-Artikel "Jüdische Gemeinde Bunde" 
Zur Seite über den jüdischen Friedhof in Bunde (interner Link)      
Hinweis auf die "Familiendatenbank Juden in Nordwestdeutschland"       

Literatur:  

Harm Wiemann: Zur Geschichte der Juden in Bunde. In: Herbert Reyer / Martin Tielke (Hrsg.): Frisia Judaica. Beiträge zur Geschichte der Juden in Ostfriesland. Aurich 1988 (= Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands. Band 67). S. 163-170.    
Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen (Hrsg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel). Bd. II Göttingen 2005 S. 380-384.   
Hier finden sich S. 384 weitere Literaturangaben.  
Bernhard Groeneveld (geb. in Bunde): Meine Erinnerungen an Juden in meinem Leben. 2008 (nicht im Druck erschienen: eingestellt als pdf-Datei).     

       
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Bunde  Hanover. Jews of Portuguese Marrano origin first lived there (1671-1720), but a community was only established in the 19th century. It maintained a synagogue and a religious school, numbering 78 (4 % of the total) in 1922. The Jews disbanded the community and disposed of the synagogue in July 1938. Most left, 34 emigrating to Holland. At least 33 Jews from Bund perished in the Holocaust.    
                   

   

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 29. Oktober 2012