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Delmenhorst (Stadt
Delmenhorst, Niedersachsen)
mit Ganderkesee (Kreis Oldenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Delmenhorst bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/40 und wiederum seit 1997.
Im Mittelalter lassen sich noch keine jüdischen Einwohner nachweisen,
obwohl sich die Grafen von Oldenburg-Delmenhorst 1371 das Recht vorbehielten,
Juden in der Stadt aufzunehmen.
Die Entstehung der jüdischen Gemeinde geht in die Zeit der dänischen
Landesherrschaft Ende des 17.
Jahrhunderts zurück: 1695 erwarb Levin Lazarus aus Bückeburg einen
dänischen Schutzbrief. Erst langsam vermehrte sich (nach 1711) die Zahl der
jüdischen Haushalte auf schließlich drei im Jahr 1730. 1775 waren es - gegen
den ständigen Widerstand des Magistrats - vier jüdische Haushaltungen in der
Stadt, 1788 wieder drei.
Ende des 18. Jahrhunderts (1793) wurden 20 jüdische Einwohner gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1811 34 (von insgesamt 1.569 Einwohnern), 1827 34 (in vier
Haushalten), 1846 32 (von 1.810), 1861 31 (von 2.916), 1867 67 (1,9 % von 3.507),
1875 118 (2,5 % von 4.800), 1910 124 (von 22.516). 1830 wird die Gemeinde von
Landrabbiner Hirsch als "größtenteils nicht unbegütert"
beschrieben. Ende des 19. Jahrhunderts vergrößerte sich die Zahl der
jüdischen Einwohner durch Zuzug von "Ostjuden", die in der
Delmenhorster Industrie Arbeit fanden.
Zur jüdischen Gemeinde Delmenhorst gehörten auch die in Ganderkesee
wohnenden jüdischen Personen. Hier wurden gezählt: 1815 3 jüdische Einwohner
(Familie Alexander), 1837 11, 1855 6, 1885 10, 1905 12, 1925 11, 1933 2.
Gemeindevorsteher waren u.a. der Schlachter Isaak Jacob Schwabe (1891 bis
1906) sowie der Schlachter und Viehhändler Emil Alexander (1906 bis
1921).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische
Volksschule (seit 1894 staatlich anerkannte Elementarschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter, teilweise wohl auch als Schochet tätig war (nicht nach
der Ausschreibung 1848/49). Die Gemeinde gehörte zum
Landesrabbinat Oldenburg. Unter den Lehrern werden u.a. genannt: Lehrer Jakob
Heyersberg (bis 1894), Lehrer L. Weinberg (1894 bis 1909), Lehrer Alexander
Freund (1909 bis 1937).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Feldwebel Semmy
Engländer (geb. 1883 in Delmenhorst, gef. 1918), Hugo Meyer (geb. 1896 in
Delmenhorst, geb. 1918), Unteroffizier Lothar Müller (geb. 1892 in Delmenhorst,
gest. 1916). Außerdem ist gefallen: Ernst Meyer (geb. 1888 in Demenhorst, vor
1914 in Bremen wohnhaft, gef. 1917). An Hugo Meyer und Lothar Müller erinnern
Gedenkinschriften auf dem jüdischen Friedhof
in Delmenhorst.
Um 1924 gehörten 182 Personen zur jüdischen Gemeinde (von insgesamt 24.669
Einwohnern). Damals war D.
Eichholz aus Delmenhorst Mitglied im Jüdischen Landesgemeinderat des
Freistaates Oldenburg. 1932 wurden 197 Gemeindeglieder gezählt.
Gemeindevorsteher war Siegfried Auerhahn (Lange Straße 72). Als Lehrer und
Kantor war Alexander Freund in der Gemeinde tätig (wohnte im Synagogengebäude
Cramerstraße 20). Er war Leiter der privaten Israelitischen Volksschule
der Gemeinde, an der im Schuljahr 1932/33 zehn Kinder unterrichtet wurden.
Weitere 18 Kinder erhielten hier ihren Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen
gab es: die Chewra Gemilus Chassodim (gegründet 1922; 1932 unter Vorsitz
von Moritz Goldschmidt [Bahnhofstraße] mit 30 Mitgliedern; Zwecke und
Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Krankenpflege und
Bestattungswesen; die Chewra (1932 unter Vorsitz von M.
Driels [Mühlenstraße]; Zweck und Arbeitsgebiet: Wohltätigkeit; der Jüdische
Frauenverein (gegründet 1904; 1932 unter Vorsitz von Frau Kuflik [Schulstraße 7]; Zweck und
Arbeitsgebiet: Wohltätigkeit. Als Mitglied des Jüdischen Landesgemeinderates
im Freistaat Oldenburg wird 1932 M. Lippmann aus Delmenhorst
genannt.
1933 lebten 163 jüdische Personen in Delmenhorst (von insgesamt 31.978
Einwohnern). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Von den Personen, denen
eine Auswanderung gelang, konnten sich 34 in die USA retten, 24 nach Süd. und
Mittelamerika, acht nach Südafrika, je sieben nach Großbritannien und
Palästina. Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Synagoge niedergebrannt (s.u.). Die Fenster des letzten jüdischen
Geschäftes wurden eingeschlagen. Fast alle jüdischen Männer aus Delmenhorst
und Ganderkesee wurden verhaftet und in das Gerichtsgefängnis verbracht; von
hier aus wurden sie in das KZ Sachsenhausen nördlich von Berlin verschleppt.
Josef König ist im November 1939 im KZ Buchenwald umgekommen. Mitte 1939 wurden nur noch 36 jüdische
Einwohner gezählt, Ende des Jahres noch 21. Die letzten jüdischen Einwohner mussten die Stadt im
Zusammenhang mit der "Evakuierung" der Juden des Oldenburger Landes
und Ostfrieslands im April 1940 verlassen.
Von den in Delmenhorst geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adolf Alexander (1901),
Philipp Fritz Alexander (1864), Bertram (Benjamin) Bandel (1908), Berta Bandel
(), Perle (Perel) Bandel
geb. Langsam (1876), Rosa Baum geb. Alexander (1899), Hedwig ter Berg (1933),
Herta ter Berg geb. Wolff (1909), Isaak ter Berg (1894), Sigmund ter Berg
(1930), Ella Berndt geb. Schwabe (1883), Betty (Betti) Birk geb. Rosenbaum
(1876), Ida Blank (1863), Ludwig Iwan Bloch (1876), Adolf Cohen (1923), Clara
Cohen (), Ernst
(Ernest) Cohen (1885), Helmut Cohen (1913), Ida Cohen geb. de Haas (1917), Else
(Elsa) Eichholz geb. Haas (1901), Fritz Eichholz (1900), Mathilde Eichholz geb.
Alexander (1876), Rahel Eichholz van der Wyk (1881), Siegmund (Sigmund) Funk
(1896), Arthur (Artur) Frank (1874), Georg Frank (1897), Leonhard Frank (1873),
Regine (Regina) Frank geb. Meyer (1866), Johanne Goldschmidt (), Moritz Goldschmidt (1885), Siegmund
Simon Richard Goldschmidt (1887), Wilhelmine (Minna) Goldschmidt geb. Sternberg
(1891), Selma Gottschalk geb. Frank (1872, "Stolperstein" in Dessau,
Franzstraße,
Link), Lina Grün geb. Grün (1906), Arthur
de Haas (1910), Bernhard de Haas (1919), Bernhardine de Haas geb. Heyersberg
(1881), Hans Siegfried Haas (1926), Iwan de Haas (1877), Jenny de Haas (1923),
Klara de Haas (), Leo Haas (1898), Moritz de Haas (1920), Sigmund de Haas (1914),
Sophie de Haas (), Mathilde Heger
geb. Leeuwarden (1881), Nathan Heinrich Heger (1876), Cäcilie Ina Hes (1881), Wilhelm
(Willi) Hilkowitz (1912), Marianne Hirschtick geb. Driels (1889), Moses Leonhard
Hirschtik (1885), Lily Ingberg geb. Brand (1910), Frieda Jonassohn geb.
Alexander (1866), Bernard (Bernhard) König (1937), Frieda König geb. Brettler
(1897), Josef König (1895), Melanie König (1934), Hirsch Hermann Naftali
Kuflik (1877), Sofie (Sophie) Kugmann geb. Enghaider (1875), Elsje de Lewie
(1863), Ella (Elsa) Lewin (1906), Ida Lewin geb. Hamlet (1878), Hanny Hena Cywia
Cyrli Manesbaum geb. Bandel (1895), Rebecca Marcus (1874), Helene Meyer geb.
Bloch (1881), Meta Meyer (1890), Paula Meyer geb. Mayer (1881), Henriette Noach
geb. Rosenberg (1872), Else Ollendorff geb. Frank (1878), Emilie Palm geb.
Anspacher (1885), Iwan Reyersbach (1868), Georg Rosenberg (1893), Leopold
Rosenberg (1924), Amalie Rosenfeld geb. Fink (1883), Samuel Rosenfeld (1883),
Mathilde Rothschild geb. Rosenbaum (1885), Gertrude Samuel geb. Gellhorn (1878),
Julius Samuel (1878), Klara Seligmann geb. de Haas (1922), Siegbert Seligmann
(1897), Bertha Silber (1908), Bertha (Berta) Simons geb. Bandel (1911), Fischel
Steinbruch (1887), Frieda Steinbruch geb. Neuer (1890), Otto Wallach (1890),
Selma Wallach geb. Kaufmann (1890).
Ein großer Teil der genannten Namen (68 der in den 1930er-Jahren in Delmenhorst
wohnhaften Personen) wird auf der Gedenktafel am jüdischen Friedhof genannt.
Nach 1945: Erst infolge des Zuzuges
jüdischer Familien / Personen aus der ehemaligen Sowjetunion (GUS-Staaten) in
den 1990er-Staaten nahm die Zahl der jüdischen Einwohner so zu, dass am 24.
August 1997 wiederum eine jüdische Gemeinde gegründet werden konnte ("Jüdische
Gemeinde Delmenhorst e.V."). Die Gemeinde gehört dem Landesverband der
Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R. an und hatte 2000 160, 2007
194, 2011 175 Mitglieder. Die Vorsitzenden der Gemeinde sind derzeit (2014)
Pedro Becerra (1. Vors.) und Gennadiy Fish (2. Vors.); als Rabbiner ist Rabbiner
Alter für die Gemeinde zuständig. Ein jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge
befindet sich in der Louisenstraße 34. Die Gemeinde hat eine Bibliothek; an
besonderen Gruppen in der Gemeinde gibt es das Theater-Ensemble "Schalom"
und einen Seniorentreff.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / (Schochet) 1848/49
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. August 1848:
"(Oldenburg). Die Stelle eines Lehrers und Kantors bei der
israelitischen Gemeinde in Delmenhorst, Großherzogtum Oldenburg,
ist erledigt, und kann zum Herbste oder spätestens im Frühjahr
wiederbesetzt werden. Ertrag 60 Thlr. jährlich bei völlig freier
Station. Es sind nur einige Kinder zu unterrichten und braucht der Lehrer
die Schächterfunktion nicht zu versehen. Portofreie Anmeldungen mit
Hinzufügung genügender Qualifikationszeugnisse entweder an den Vorstand
der Gemeinde oder an den Unterzeichneten.
B. Wechsler, Landrabbiner." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Januar 1849:
"Die Stelle eines Lehrers und Kantors bei der israelitischen Gemeinde
in Delmenhorst - Herzogtum Oldenburg - ist noch immer erledigt. Es
sind nur wenige Kinder zu unterrichten. Anmeldungen bei dem Vorstand der
dortigen Gemeinde oder an den Unterzeichneten sind portofrei
einzusenden.
Wechsler, Landrabbiner." |
Goldene Hochzeit des pensionierten Lehrers Jakob
Heyersberg (1903)
Anmerkung: auf dem jüdischen Friedhof in
Delmenhorst findet sich das Grab von Rahel Heyersberg geb. Schwabe
(1815-1903) und Jakob Heyersberg (1823-1915). Somit ist Rahel Heyersberg wenige
Monate nach der Feier der Goldenen Hochzeit gestorben.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni
1903: "Delmenhorst (Oldenburg). Der seit neun Jahren
pensionierte jüdische Lehrer J. Heyersberg dahier feierte unter
allgemeiner Beteiligung aller Kreise das Fest seiner Goldenen Hochzeit.
Herr Landrabbiner Dr. Mannheimer aus Oldenburg war persönlich anwesend
und überreichte dem Jubelpaare im Auftrage Seiner königlichen Hoheit des
Großherzogs die Ehejubiläumsmedaille. Alsdann hielt Herr Vorsteher J.
Schwabe eine Ansprache und übergab ebenfalls ein Geschenk der Gemeinde.
Hierauf richtete der jetzige Lehrer L. Weinberg, als Nachfolger des
Jubilars, einige herzliche Worte an seinen Kollegen, welcher sehr gerührt
dankte.
Die ganze Straße war zu Ehren des alten Paares beflaggt und die Feier
machte auf alle Anwesenden einen tiefen ergreifenden
Eindruck." |
Hinweis: von 1905 bis 1909 war in Delmenhorst als Lehrer an der jüdischen
Volksschule tätig: Joseph Goldschmidt (1884
Treysa - 1940 KZ Sachsenhausen). Seit 1909 war er Lehrer, Kultusbeamter,
zeitweise auch ehrenamtlich als Rechnungsführer in der Jüdischen Gemeinde Verden,
dazu
http://www.regionalgeschichte-verden.de/Dateien/Stolpersteine/Buch_Stolpersteine_A4_75dpi.pdf
S. 39-41.
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Frau von Wolf Meyer (1901)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. Januar 1901: "Gesuch. Für meinen bürgerlichen
Haushalt bestehend aus 5 Personen, suche ich per 1. Mai ein tüchtiges
Mädchen, die kochen und alle Hausarbeit versteht. Frau Wolf Meyer,
Delmenhorst bei Bremen." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst fanden die Gottesdienste in den jüdischen Wohnhäusern
statt, bis 1838 im Haus der Familie Heydemann in der Langen Straße. Diese
Familie war seit 1768 in Delmenhorst ansässig geworden.
1838 richtete die jüdische Gemeinde in der Gartenstraße 2 eine Synagoge
mit Betsaal, Schulraum und Lehrerwohnung ein. Im Jahr zuvor (1837) war hierzu das
Hausgrundstück Gartenstraße 2 gekauft. Das hier stehende Haus wurde für die
Zwecke der jüdischen Gemeinde umgebaut und vergrößert. Die Gemeinde erhielt zu den Baukosten
von 885 Rtlr. einen Zuschuss vom Großherzog über 150 Rtlr. Die Einweihung im September
1838 nahm
Landrabbiner Samson Raphael Hirsch aus Oldenburg vor.
Die Einweihung der Synagoge (1838)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1838:
"Delmenhorst, 23. September (1838) (Privat-Mitteilung,
verspätet). Unsere kleine Gemeinde unternahm es mit Unterstützung Seiner
königlichen Hoheit des Großherzogs eine neue Synagoge mit Schullokal und
Lehrerwohnung zu erbauen. In der Woche Ki tawo (die auf den
Schabbat mit der Toralesung Ki tabo = 5. Mose 26,1-29,8 folgende
Toralesung, das was die Woche nach dem 8. September 1838) war der Bau
vollendet, und wir luden unseren verehrten Land-Rabbinen, den durch seine
Schriften rühmlichst bekannten Ben Usiel (Hirsch) zur Einweihung
ein. Auch ein zahlreiches christliches Publikum, worunter die beiden
Ortsgeistlichen und der Magistrat, welcher Letzterer zu allen edlen
Unternehmungen hilfreiche Hand bietet, fand sich in der Synagoge ein. Der
Herr Land-Rabbine gewährte uns durch zwei Predigten einen geistigen
Genuss, welcher uns lange in Erinnerung bleiben wird. Die erste, die
Einweihungspredigt, welche die Auseinandersetzungen der
Synagogen-Benennungen: Beit HaKnesset (Haus der Versammlung), Beit
Tefila (Haus des Gebetes), Beit H' (Haus Gottes) zum Inhalt
hatte, regte alle Zuhörer tief an. Fast noch tieferen Eindruck macht die
zweite Predigt - 'die Synagoge eine Schule für das Leben' - am
Morgengottesdienste des Sabbats. Wahrhaften Enthusiasmus weckte sie in
uns, und man muss wohl bemerken, dass der Redner nicht allein Worte des
Herzens zum Herzen spricht, sondern er predigt erbauend und
richtet alle erbauend auf. Alles Gute und Edle betätigt er mit den
größten Opfern im eigenen Leben. -
Was unsere Stellung gegen die Gesellschaft betrifft, so ist sie sehr
vorteilhaft. Von oben herab werden wir gleich den übrigen Konfessionen
behandelt, und es gereicht unserm erlauchten Fürsten zum größten Ruhme,
dass ihm die Angelegenheit aller seiner Untertanen ohne Unterschied am
Herzen liegen, Neulich erst wurde ein jüdischer Feldwebel zum
Landgerichtskopisten ernannt. In unserer Stadt ist vollends der
Religionshass, woran manches Land noch laboriert, geschwunden, und es
dürfte nicht leicht etwas Erhebliches vorfallen, woran Juden und Christen
nicht gleich Anteil nähmen. J.J. Schwabe,
Gemeinde-Vorsteher". |
Bis in die 1920er-Jahre wurde die Synagoge als Zentrum des religiösen Lebens in
der Stadt genutzt, bis die Gemeinde 1924 beschloss, eine neue Synagoge zu
bauen. Der Wunsch, eine neue Synagoge zu erstellen, war freilich schon um die
Jahrhundertwende aufgekommen. Man sammelte hierzu Gelder an, die jedoch durch
den Krieg (Kriegsanleihen) und die Inflation wertlos wurden. Als sich nach der
Inflationszeit die wirtschaftlichen Verhältnisse langsam besserten, erneuerte
die Gemeinde ihren Beschluss, eine neue Synagoge zu erstellen.
Die Gemeinde beschließt den Neubau einer Synagoge
(1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1924: "Delmenhorst,
6. November (1924). Hier wurde der Bau einer neuen Synagoge beschlossen.
Die jetzige Synagoge ist im Jahre 1838 errichtet worden. Seitdem hat sich
die Anzahl der Gemeindemitglieder verzehnfacht, wodurch der Neubau eine
dringende Notwendigkeit wurde. Durch günstigeren Verkauf eines
Grundstückes ist die Gemeinde in den Besitz eines erheblichen Teiles der
Bausumme gelangt." |
1927 konnte die jüdische Gemeinde ein 10,92 ar großes
Grundstück an der Cramerstraße erwerben. Das Grundstück der alten Synagoge
samt dem Gebäude wurde an die Stadt verkauft. Die neue Synagoge wurde nach
einem Entwurf des Architekten Hemmelskamp erstellt. Der letzte Gottesdienst in
der alten Synagoge war am 1. September 1928, die Einweihung der neuen Synagoge
durch Landesrabbiner de Haas am 2. September 1928.
Die Einweihung der neuen Synagoge (1928)
Artikel
in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 14. September 1928:
"Delmenhorst (Synagogenweihe). Die israelitische
Gemeinde hat bekanntlich das alte baufällig Gotteshaus an der
Gartenstraße verkauft und die Bürgerhoffsche Besitzung an der
Kramerstraße erworben. Im Garten hat sie eine neue Synagoge errichten
lassen. Sonnabend abend wurde in feierlichem Gottesdienste von der alten
Synagoge Abschied genommen, die alten Torarollen ausgegraben und ins neue
Gotteshaus gebracht. Am Sonntag war dann die Einweihung der neuen
Synagoge. Die Gemeinde war stark vertreten, ferner nahmen teil die
Vertreter der städtischen Körperschaften, die Geistlichkeit, die
Lehrerschaft usw. Oberbürgermeister Königer überbrachte die Wünsche
der Stadt." |
Hinweis: ein ausführlicherer Bericht zur
Einweihung aus dem "Delmenhorster Kreisblatt" vom 4. September
1928 wird in dem Beitrag von Enno Meyer S. 33-34 zitiert. |
Zur Einweihung
der Delmenhorster Synagoge (1928)
Artikel
in "Aus alter und neuer Zeit" vom 1. November 1928: "Aus aller Welt...
Die neue Synagoge in Delmenhorst, die an Stelle des vor 90 Jahren erbauten,
zu klein gewordenen Gotteshauses errichtet und kürzlich eingeweiht worden
ist, bildet ein Schmuckkästchen für die Stadt und eine stimmungsvolle
Andachtsstätte für die Gemeinde. Die Opferwilligkeit der kaum vierzig
Zensiten zählenden Judenheit Delmenhorsts, die ohne Hilfe von außen den Bau
allein finanziert haben, verdient hohes Lob. Der Oberbürgermeister von
Delmenhorst brachte dies in seinem Glückwunsch bei der
Einweihungsfeierlichkeit auch in herzlichen Worten der Anerkennung und der
Freude zum Ausdruck." |
Nach Einweihung der neuen Synagoge richtete die Stadt
Delmenhorst im Gebäude der alten Synagoge eine Krankenstube ein. Später wurde
das Gebäude noch als Geschäfts- und Lagerhaus verwendet, bis es 1972
abgebrochen worden ist.
Das Aufkommen der Weltwirtschaftskrise von 1929 traf auch die jüdischen
Gewerbetreibenden in Delmenhorst schwer. Dadurch konnte die jüdische Gemeinde
alsbald die Bauschulden nicht mehr zurückzahlen. Im Juli 1933 drohte die Zwangsversteigerung
des Synagogengrundstücks, die jedoch - unter anderem durch Unterstützung der
jüdischen Gemeinde Bremen - nochmals abgewendet werden konnte.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA-Leute und
andere Nationalsozialisten angezündet
und ist ausgebrannt. Die Brandruine wurde zunächst der Landessparkasse in
Oldenburg (als dem Gläubiger des Gebäudes) zugesprochen, die sie 1940 an eine
Privatperson verkaufte. Von dieser wurde unter Verwendung der erhaltenen Mauern
der Synagoge ein Wohnhaus auf dem Grundstück erstellt.
Im März 1949 wurde der Synagogenbrand von 1938 vor dem Oldenburger
Schwurgericht verhandelt. Die beiden Angeklagten wurden auf Grund der
auffallenden Gedächtnislücken der Zeugen freigesprochen. Es hieß, dass die
eigentlich Schuldigen am Synagogengrand inzwischen gefallen, vermisst oder nicht
in Gefangenschaft waren.
Das ehemalige Synagogengebäude und das daneben liegende ehemalige jüdische
Schulhaus sind bis zur Gegenwart als Wohnhaus erhalten. Eine Hinweistafel
wurde 1993 auf Initiative des Freundes- und Förderkreises der jüdischen
Gemeinde aufgestellt. Am 25. Juni 2014 wurde eine neue Gedenktafel
am Standort der Synagoge eingeweiht. Die Gedenktafel wurde durch den Architekten
Johannes Lukowitz entworfen.
Adressen/Standorte der Synagogen:
bis 1838 im Haus der Familie Heydemann, das am 1906 erfolgten Durchbruch für
die Bahnhofstraße von der Langen Straße stand
1838 bis 1928 Gartenstraße 2
ab 1928 Cramerstraße 20a
Fotos
(Quelle: Abbildungen teilweise übernommen aus www.synagogen.info)
Historische Fotos der
1928
eingeweihten Synagoge |
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Quelle: Die Synagogen
des
Oldenburger Landes 1988 S. 35. |
Quelle: United States
Holocaust
Memorial Museum - www.ushmm.org |
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"Blick in die neue
Delmenhorster Synagoge" in:
"Aus alter und neuer Zeit" vom 1.11.1928 (siehe Artikel unten) |
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Virtuelle
Rekonstruktion
der Synagoge |
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Virtuelle
Rekonstruktion der Synagoge (Außenansicht und Innenraum) durch das
Center of Jewish Art / Vladimir Levin - Jerusalem |
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Das ehemalige
Synagogengebäude heute |
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Das ehemalige
Synagogengebäude heute - Fotos aus www.synagogen.info
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Hinweistafel
zur Erinnerung
an die Synagoge |
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Einzelne Presseberichte
April 2007:
In Delmenhorst werden "Stolpersteine"
verlegt
Anmerkung: Von 2006 bis 2008 wurden insgesamt 37 Stolpersteine in
Delmenhorst verlegt. |
Artikel in der Nordwestzeitung online vom
19. April 2007: "GEDENKEN. 'Es gibt kein zugeschlagenes
Geschichtsbuch'
Elf neue Stolpersteine erinnern an Delmenhorster Opfer des Holocaust
DELMENHORST/BT - 'Das Grauen des Holocaust geschah auch in
Delmenhorst.' Mit diesen Worten leitete Norbert Boese, Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises der Jüdischen Gemeinde Delmenhorst, gestern die feierliche Verlegung der elf neuen Stolpersteine ein.
Die Gedenktafeln aus Messing erinnern an Mitglieder von drei jüdischen Familien, die Opfer der NS-Diktatur wurden. Zum Gedenken an die Familie Ter Berg (Dwoberger Straße 104), an die Familie Cohen (Mühlenstraße 86) und an die Familie Wallach (Düsternortstraße 121) ließ der Kölner Bildhauer und Initiator des bundesweiten Kunstprojektes, Gunter Demnig, die Stolpersteine vor den ehemaligen Wohnhäusern der Familien in den Fußweg ein. Anwesend waren Verwandte der Opfer, Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, Vertreter der Stadt sowie Schüler der Berufsbildenden Schule.
'Es gibt kein zugeschlagenes Geschichtsbuch', mahnte Boese, 'wir wollen, dass unser Land sich
erinnert.' Außerdem seien die Steine ein 'Versprechen der Stadt', dass sich die damaligen Zustände nicht wiederholen.
Nach dem vergangenen Sommer ist dies die zweite Stolperstein-Aktion in Delmenhorst. Über 11 000 Stolpersteine sind bisher in Deutschland und Österreich verlegt worden.
'Das Projekt geht weiter, das Interesse ist so groß', sagt Demnig." |
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Juli 2012:
Synagogen-Führung für Kinder und Jugendliche |
Artikel von Tordis Stefan im
"Weser-Kurier" vom 18. Juli 2012: "Bei einer
Synagogen-Führung lernen Kinder und Jugendliche Brauchtümer und Symbolik
kennen - Ein Ausflug in den jüdischen Glauben...."
Link
zum Artikel |
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Juni 2014:
Neue Gedenktafel am Synagogenplatz in der
Cramerstraße |
Pressemitteilung Nr. 288/14 der Stadt
Delmenhorst vom 16. Juni 2014: "Enthüllung neuer Gedenktafel an der Cramerstraße
Am Mittwoch, 25. Juni, um 14 Uhr lädt Oberbürgermeister Patrick de La Lanne zu einer Feierstunde ins Rathaus, großer Sitzungssaal, anlässlich der Enthüllung und Einweihung einer neuen Gedenktafel am Standort der ehemaligen jüdischen Synagoge an der Cramerstraße.
Seit 1993 erinnert eine seinerzeit auf Initiative des Freundes- und Förderkreises der Jüdischen Gemeinde aufgestellte Gedenktafel an die 1938 in der Pogromnacht zerstörte Synagoge. Diese mittlerweile nicht mehr zeitgemäße Tafel wird nun nach zweijähriger Planungs- und Bauzeit durch ein künstlerisch gestaltetes Gedenkobjekt ersetzt.
Die Planung übernahm honorarfrei der Diplom-Architekt und Kunstschaffende Johannes Lukowitz. Für die Umsetzung fanden sich, wie bereits beim Bau eines Chanukka-Leuchters einige Jahre zuvor, Lehrer und Schüler des Fachbereiches Metallbau der Berufsbildenden Schulen II.
Im Anschluss wird die neue Gedenktafel nach einem gemeinsamen Gang zur Cramerstraße am Standort der ehemaligen Synagoge feierlich enthüllt." |
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Artikel von Maximilian Müller in NWZ-online
vom 26. Juni 2014: "NS-Verbrechen. Gedenktafel wider das Vergessen
Einweihung nach zweijähriger Arbeit – Werk soll an Pogromnacht erinnern
Der Architekt Johannes Lukowitz hat die Gedenktafel entworfen. Am Mittwochnachmittag wurde sie eingeweiht..."
Link
zum Artikel
Weiterer Artikel von Stephen Kraut im "Weser-Kurier" vom 25.
Juni 2014: "Helfer arbeiteten an Objekt, das an frühere Synagoge erinnert
- Eine neue Tafel gegen das Vergessen
Delmenhorst. Um die alte, in den Augen vieler Beteiligten zu schlichte Gedenktafel an der Cramerstraße abzulösen, wurde in zweijähriger Arbeit ein neues Objekt entwickelt, das an die ehemalige Synagoge erinnert, die in der Reichspogromnacht zerstört wurde. Am Mittwoch erfolgte die feierliche Einweihung..."
Link
zum Artikel |
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April 2016:
Ein Modell der Delmenhorster Synagoge kommt in
das Nordwestdeutsche Museum für IndustrieKultur |
Artikel von Lennart Bonk in der
"Osnabrücker Zeitung" vom 22. April 2016: "Erinnerung an zerstörtes Gebetshaus.
Neues Modell der Delmenhorster Synagoge präsentiert
Delmenhorst. Ein Modell der beim Novemberpogrom im Jahr 1938 zerstörten Delmenhorster Synagoge erhält einen Platz im Stadtmuseum. Darüber freut sich nicht nur die Jüdische Gemeinde.
Zusammen mit der Jüdischen Gemeinde in Delmenhorst sowie dem Freundes- und Förderkreis der Jüdischen Gemeinde hat das Delmenhorster Stadtmuseum am Freitagmorgen ein Modell der ehemaligen Synagoge in der Cramerstraße offiziell vorgestellt. Die Nachbildung des damaligen jüdischen Gebetshauses ist im Maßstab 1:50 im Themenbereich Nationalsozialismus des Stadtmuseums untergebracht.
Freude über das Modell. Bereits vor vier Jahren hat der Förderkreis der Jüdischen Gemeinde mit der Entwicklung der Nachbildung der Synagoge begonnen. Auf der Grundlage von Fotos und originalen Bauzeichnungen aus dem Stadtarchiv rekonstruierte der Architekt Dieter Evers das Gebäude, das während der Novemberpogrome 1938 zerstört wurde.
'Wir sind froh über das Synagogen-Modell. Es hat einen wichtigen Platz im
Stadtmuseum', meinte Dr. Norbert Boese, Vorsitzender des Förderkreises. Mithilfe des Fördervereins der Jüdischen Gemeinde wurde das Modell-Projekt finanziert. Auch Pedro Becerra, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Delmenhorst, ist von dem Synagogen-Nachbau begeistert und hofft auf weitere Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum.
Ausstellungsbereich soll neu gestaltet werden. Denn mit der Installation des Synagogen-Modells leitet das Stadtmuseum Delmenhorst den ersten Schritt für weitere Veränderungen im Ausstellungsbereich ein. Insbesondere den Bereich über den Nationalsozialismus in Delmenhorst möchte
Museumspädagogin Gerda Hartmann weiterentwickeln. Denn mit der pädagogischen Vermittlung der Ausstellungsinhalte war die
Museumspädagogin zuletzt unzufrieden. 'Es wurden NS-Uniformen und Abzeichen dekorativ eingebracht, blieben aber unkommentiert. So etwas muss didaktisch erklärt
werden', sagte Hartmann. In den kommenden Monaten soll der NS-Ausstellungsbereich inhaltlich neugestaltet werden.
75 jüdische Delmenhorster in Konzentrationslager ermordet. Dabei soll verstärkt auf die Lebensgeschichten der 75 Delmenhorster Juden eingegangen werden, die unter dem Nazi-Regime in den Konzentrationslagern ermordet wurden."
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zum Artikel Website
des Nordwestdeutschen Museums für IndustrieKultur |
Artikel von Annika Lütje im
"Delmenhorster Kurier" vom 23. April 2016: "Delmenhorst.
Synagogenmodell bekommt Platz im Stadtmuseum..."
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zum Artikel
Artikel in NWZ-online vom 23. April 2016: "Synagogenmodell soll an
Jüdisches Gemeindeleben erinnern..."
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zum Artikel |
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November 2016:
Schüler reinigen die
"Stolpersteine" |
Artikel von Wolfgang Bednarz in der
"Nordwest-Zeitung" vom 7. November 2016: "Pogromnacht. Die Stolpersteine
glänzen wieder
Schülerinnen und Schüler haben die in der Stadt verlegten Stolpersteine
gereinigt. Am Dienstag werden sie auf den Erinnerungstafeln weiße Rosen
niederlegen.
Delmenhorst Jetzt sind sie wieder besser sichtbar: Die sogenannten
Stolpersteine, die an ehemalige jüdische Bürger der Stadt vor deren
einstigen Wohnhäusern erinnern, sind gründlich geputzt worden. Rund 35
Schülerinnen und Schüler der Realschule Delmenhorst, Standort Lilienstraße,
der Integrierten Gesamtschule und der Klasse 10b des Gymnasiums an der
Willmsstraße beteiligten sich am Freitag an der Putzaktion, zu der der
Freundes- und Förderkreis der Jüdischen Gemeinde Delmenhorst eingeladen
hatte, mit Putzlappen und Politur. Anlass für die Aktion sei der
bevorstehende Gedenktag zur Reichspogromnacht 1938 am Mittwoch, 9. November,
gewesen, so der Freundeskreis-Vorsitzende Dr. Norbert Boese. 'Ich habe bei
den Schulen per E-Mail angefragt 'Wollt Ihr mithelfen?'. Alle haben sofort
'Ja' gesagt', berichtete Boese. Die ins Pflaster eingelassenen kleinen
Gedenktafeln aus Messing, hergestellt von dem Kölner Künstler Gunter Demnig,
waren vom Freundeskreis in den Jahren 2006 bis 2008 mithilfe privater
Geldspenden zur Erinnerung an deportierte, ermordete oder jüdische
Delmenhorster Bürgerinnen und Bürger angeschafft und mit Zustimmung der
Stadt verlegt worden. Weil sie im Lauf der Jahre schon arg ergraut waren,
wurden sie nun mithilfe der Schülerinnen und Schüler wieder blank geputzt.
Ursprünglich waren es 37 Steine, jetzt sind es 35. 'Angehörige haben die
zwei Steine mit nach London beziehungsweise nach New York genommen',
berichtete Boese."
Link zum Artikel |
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November 2016:
"Protest gegen die AfD - Gedenkfeier zur
Reichspogromnacht in Delmenhorst abgebrochen" |
Artikel von Frederik Grabbe in der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" vom 9. November 2016: "Protest gegen die AfD.
Gedenkfeier zur Reichspogromnacht in Delmenhorst abgebrochen
Delmenhorst. Die Gedenkfeier zur Erinnerung an die Reichspogromnacht im Delmenhorster Rathaus ist am Mittwochnachmittag abgebrochen und nach draußen verlegt worden. Grund war die Anwesenheit einiger
AfD-Mitglieder.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Erinnerung an die Novemberpogrome im Dritten Reich ist die Gedenkfeier nicht im Rathaus verlaufen, sondern vor das Rathaus verlegt worden.
'Dieses Jahr wollen wir nicht im Ratssaal gedenken, dieses Jahr sind Rechtspopulisten unter uns', sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Pedro Benjamin Becerra, zu Beginn der Feierstunde, und meinte damit Vertreter der AfD. Becerra lud das Publikum stattdessen zur Feierstunde vor dem Rathaus ein...
"
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zum Artikel |
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November 2017:
Schüler reinigen die
"Stolpersteine" |
Artikel von Thomas Breuer in der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" vom 6. November 2017: "Delmenhorster Stolpersteine
auf Hochglanz gebracht
Delmenhorst. Mit Bürsten und Spülmittel gegen das Vergessen: Mädchen
und Jungen von der Realschule Delmenhorst, Standort Lilienstraße, haben am
Dienstag Stolpersteine im Delmenhorster Stadtgebiet aufpoliert. 37
Stolpersteine sind es in Delmenhorst, die die Erinnerung an Opfer des
nationalsozialistischen Terrors und seiner Folgen aufrechterhalten. Jede der
vor Jahren vom Kölner Künstler Gunter Demnig ins Pflaster gesetzten
Gedenktafeln aus Messing tragen den Namen eines Menschen, für den die Ära
des Nationalsozialismus einschneidende Veränderungen mit sich brachte, oft
sogar den gewaltsamen Tod.
Initiative des Freundeskreises der Jüdischen Gemeinde. Wenn sich am
Donnerstag das Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938 jährt,
sollen die Steine besonders hervorstechen. Auf Anregung des Freundeskreises
der Jüdischen Gemeinde haben sich deshalb am Dienstagvormittag
Realschülerinnen und -schüler daran gemacht, sie mit Bürsten und Spülmittel
zu reinigen. Und nicht nur das: Je Stolperstein wurde eine Blume
niedergelegt.
Berührung mit tragischen Schicksalen. Jugendliche vom Gymnasium an
der Willmsstraße werden laut Norbert Boese, Vorsitzender des Fördervereins,
am Donnerstag auch die übrigen Stolpersteine reinigen. Über die Arbeit
kommen alle Beteiligten so mit oft tragischen individuellen Schicksalen in
Berührung. Einige der Stolpersteine, die die Realschüler am Dienstag
polierten, erinnern vor dem Haus an der Langen Straße 78 (heute Gameground)
an die Familie des jüdischen Arztes Dr. Harry Rothschild. Seine Praxis wurde
nach der Machtübernahme 1933 zunehmend boykottiert, der Arzt kam in Haft und
in ein Konzentrationslager, konnte aber im Mai 1939 noch nach Kuba
auswandern. Seine Frau Mathilde starb Ende 1941 im Vernichtungslager Minsk."
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November 2017:
Gedenken an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel in der "Nordwestzeitung" vom 6.
November 2017: "Jüdische Gemeinde. Gedenken an Reichspogromnacht
Delmenhorst Mit einer Gedenkveranstaltung wird die Jüdische Gemeinde
Delmenhorst am Freitag, 9. November, an die Reichspogromnacht vor 79 Jahren
erinnern. Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr und findet in den
Räumlichkeiten der Jüdischen Gemeinde in der Louisenstraße 34 statt.
Als Redner haben sich angekündigt: Pedro Benjamin Becerra, Erster
Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Delmenhorst, Oberbürgermeister Axel
Jahnz, Pfarrer Dr. Enno Konukiewitz, Dr. Norbert Boese, Vorsitzender des
Freundes- und Förderkreises der Jüdischen Gemeinde, und Rabbiner Alina
Treiger. Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet. Im Anschluss folgt
ein Gedenkgang zum Jüdischen Friedhof. Um 18.30 Uhr findet in der
Louisenstraße 34 eine Lesung zu dem Thema statt."
Link zum Artikel |
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Juli 2019:
Schüler erstellen Website zu den
"Stolpersteinen" in Delmenhorst |
Artikel von Niklas Golitschek in der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" vom 1. Juli 2019: "Schüler bauen Webseite für
Stolpersteine in Delmenhorst
Delmenhorst. Die Stolpersteine in Delmenhorst kommen ins Internet. Eine
Gruppe Zehntklässler der Realschule an der Lilienstraße hat eine Homepage
erstellt, um auch digital an die Schicksale der jüdischen Mitbürger in
Delmenhorst zu erinnern.
Ein Name. Ein Stein. Ein Mensch. Eine Geschichte. Mit diesen Schlagworten
haben Schüler der Realschule Delmenhorst in der Lilienstraße ihr
Informatik-Projekt versehen, um Stolpersteine in der Stadt online zu
dokumentieren. Am Montag haben zwei Zehntklässler des Kurses von Lehrer
Michael Ginsky die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. 37
Stolpersteine sind an elf Standorten in Delmenhorst in den Fußweg
eingelassen. Sie erinnern an die jüdischen Mitbürger, die einst in den
anliegenden Häusern gewohnt haben und in der Zeit des Nazi-Regimes in
Deutschland deportiert worden sind. Neben den Namen stehen auf den
Messingplatten in der Regel auch das Geburts-, Deportationsjahr sowie der
Todesort. Seit 1992 treiben der Künstler Gunter Demnig und Unterstützer das
Projekt voran.
Karte mit Standorten und Details. Für die 37 Stolpersteine haben
sieben Zehntklässler im Informatik-Unterricht nun einen eigenen
Internetauftritt erstellt. Auf einer Karte sind alle Standorte mit Fotos und
Informationen zu den Menschen eingetragen, die auf den Stolpersteinen
vermerkt sind; ergänzt um Details entnommen von der Online-Enzyklopädie
Wikipedia. Angereichert ist die Homepage auch mit Informationen rund um das
Stolperstein-Projekt.
'Es ist interessant gewesen', sagte Schüler Jean-Pierre Tas über das das
Online-Projekt. Erst kürzlich sei er in Groningen gewesen und habe auch dort
ebenfalls Stolpersteine entdeckt. Damit wurde auch der schulische Aspekt
erfüllt, wie Michael Ahrens, stellvertretender Schulleiter sagte: 'Für die
Schüler ist das Kapitel Urzeiten her.' Für die Lehrkräfte gehe es auch
darum, den Jugendlichen das Thema näherzubringen. Das ist damit offenbar
gelungen. 'Wir haben darüber auch oft im Unterricht gesprochen', ergänzte
Schülerin Anastasia Gretchyn. Zum Tag des Grundgesetzes sei etwa ein
Zeitzeuge an der Schule gewesen und habe aus seinen Erinnerungen berichtet.
'Das bewegt echt.'"
Link zum Artikel
Link zur Website:
https://stolpersteinedel.wixsite.com/stolpersteinedel
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November 2019:
Foto von der 1938 brennenden
Synagoge entdeckt |
Das
gefundene Foto zeigt die 1938 von Hitler-Faschisten angezündete
Delmenhorster Synagoge (Willms-Gymnasium)
Artikel von Ilias Subjanto im "Weser-Kurier" vom 12. November 2019: "Fundstück
für Stadtarchiv. Foto zeigt Synagoge in Brand.
Lehrer des Willms-Gymnasiums sind bei ihrer Recherche auf eine Fotografie
gestoßen, die die in der Reichspogromnacht von Nazis angezündete Synagoge
Delmenhorsts zeigt. Das Fundstück ist nun im Stadtarchiv.
Das Gymnasium an der Willmsstraße recherchiert derzeit intensiv seine
Schulgeschichte. Dabei findet das Lehrkräfteteam auch immer wieder
Archivalien und andere Fundstücke, die nicht nur die Schul-, sondern auch
die Lokalgeschichte bereichern. So stießen die Lehrkräfte in den vergangenen
Monaten auf ein Online-Antiquariat, das ein Buch nebst der
Originalfotografie der Delmenhorster Synagoge anbot. Den historischen
Nachweis übergab das Willms-Gymnasium nun an das Delmenhorster Stadtarchiv.
'Das Willms ist nicht nur die Schule mit der längsten Geschichte in
Delmenhorst, sondern auch die Schule, die am meisten in die Erforschung der
eigenen und städtischen Geschichte investiert', hebt Schulleiter Stefan
Nolting vor. Alle Indizien sprechen dafür, dass es sich um ein Foto der
Delmenhorster Synagoge handelt, die sich in der Reichspogromnacht 1938 – von
den Nationalsozialisten angezündet – in Brand befindet. 'In Zeiten von
wieder ansteigendem Antisemitismus ist es eine besonders wichtige Aufgabe,
den Blick auf die deutsche Geschichte zu wenden', heißt es seitens der
Schule. Auch zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde offener Antisemitismus
geduldet, wenn nicht sogar unterstützt. So wurde dem düstersten Kapitel der
deutschen Geschichte ein Fundament gegeben: dem Holocaust. Das Interesse von
Jugendlichen für dieses Kapitel der Vergangenheit erreiche man durch
Anschaulichkeit und lokalen Bezug. Die Kombination aus beidem werde erstmals
durch diese Fotografie der brennenden Synagoge für Delmenhorster Schulen
möglich. Ein Download der Bilddatei ist ab diesem Donnerstag auf der
Homepage des Willms-Gymnasiums möglich."
Link zum Artikel |
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November 2019:
Auf den Spuren der jüdischen
Geschichte in Delmenhorst |
Artikel von Helmut Riewe im "Weser-Kurier"
("Delmenhorster Kurier" vom 26. November 2019: "Jüdische Gemeinde
Delmenhorst. Auf den Spuren jüdischen Lebens
Auf den Spuren jüdischen Lebens in Delmenhorst wandelten die beiden
Landtagsabgeordneten Hanna Naber und Deniz Kurku (beide SPD). Vom Friedhof
ging es unter anderem zur ehemaligen Synagoge.
Delmenhorst. Auf den Spuren lebendiger jüdischer Gedenk- und
Erinnerungskultur in Delmenhorst bewegten sich am Mittwoch die beiden
SPD-Landtagsabgeordneten Hanna Naber aus Oldenburg und ihr Delmenhorster
Kollege Deniz Kurku. Die Sprecher für Kulturpolitik und gegen
Rechtsextremismus ihrer Fraktion wollten damit ein Zeichen gegen
Antisemitismus und für gesellschaftliche Offenheit und Toleranz setzen.
Begleitet wurden sie bei ihrem Gang durch Delmenhorst vom Vorsitzenden der
Jüdischen Gemeinde, Pedro Benjamin Becerra, sowie dem Vorsitzenden des
Freundes- und Förderkreises der Gemeinde, Norbert Boese. Bei einem kurzen
Rückblick auf jüdische Bestattungskultur verwiesen Becerra und Boese auf dem
Friedhof an der Syker Straße
zunächst auf das Jahr 1848. Damals sei, als Nachfolger für den jüdischen
Friedhof in Wildeshausen, der Delmenhorster Friedhof angelegt worden. Eine
erste Bestattung habe es 1851 gegeben, das jedenfalls ergibt sich aus der
Inschrift auf dem ältesten noch erhaltenen Grabstein. Bis zum Ende jüdischen
Lebens in der Stadt durch den Terror des Naziregimes habe es an der Syker
Straße 128 Bestattungen gegeben. Das wisse man genau, da es jüdische
Tradition sei, ein einmal eingerichtetes Grab nicht wieder aufzulösen,
erläuterte Becerra. Erst im Jahre 1979 habe es seitens der Stadt wieder
Bemühungen gegeben, den jüdischen Friedhof neu zu gestalten. Nach der
Wiedergründung der Gemeinde durch Juden aus der ehemaligen Sowjetunion gibt
es seit 1997 an der Syker Straße auch wieder Bestattungen. '60 Gräber wurden
seitdem angelegt', erzählt Becerra. Hintergrund der relativ hohen Zahl sei,
dass viele der Ende der 1990er-Jahre nach Delmenhorst gekommenen Neubürger
im höheren Alter gewesen seien. So sei die Zahl der Gemeindemitglieder auch
von damals 250 auf mittlerweile 170 gesunken. Becerra berichtete den
Landtagsabgeordneten aber auch von einem 'Tiefschlag'. 2013 sei der Friedhof
durch zwei junge Männer geschändet worden; Grabsteine wurden zerstört,
Hakenkreuze gesprüht. Danach sahen sich die Verantwortlichen veranlasst, in
die Sicherheit des Friedhofs zu investieren. Inzwischen ist eine
Überwachungskamera installiert. 'Eigentlich ist das furchtbar, aber was soll
man sonst machen?', meinte Becerra.
Bei der zweiten Station, am Standort der ehemaligen Synagoge samt
angegliedertem Schulhaus an der Cramerstraße, informierte Boese die
Abgeordneten über den Bau und die damit einhergehende Verschuldung der
jüdischen Gemeinde. 1927 wurde das Gelände für 55 000 Goldmark gekauft, die
Synagoge am 2. September 1928 eingeweiht. 'Es war deutschlandweit vermutlich
die letzte erbaute Synagoge vor der Machtergreifung der Nazis', sagte Boese.
Aus zivilrechtlichen Gründen sei es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht möglich
gewesen, das inzwischen als Wohnhaus genutzte Gebäude wieder in jüdisches
Eigentum zu überführen. Erst seit 1994 erinnert ein kleines Schild vor dem
Gebäude an den einstigen sakralen Charakter. 2014 schließlich wurde eine
besser sichtbare Hinweistafel aufgestellt.
Wenige Schritte entfernt, ebenfalls an der Cramerstraße, verwies Boese auf
die zwischen 2006 und 2008 erfolgte Gedenkaktion, bei der insgesamt 37
Stolpersteine zur Erinnerung an einst in der Stadt lebende Bürger jüdischen
Glaubens in das Straßenpflaster eingelassen wurden. 'Die Steine sollen uns
Deutsche an unsere Schandtaten erinnern', machte Boese deutlich.
In der neuen Synagoge an der Louisenstraße erläuterte Becerra seinen Gästen
schließlich die umfangreichen Aktivitäten der kleinen Gemeinde. Naber und
Kurku konnten kurz an einem Deutschkurs teilnehmen, in dem ältere Damen
fleißig übten, Ärzten erfolgreich ihre Beschwerden schildern zu können.
Kurku nutzte die Gelegenheit, um die Versammelten zu einem Besuch im Landtag
von Hannover einzuladen. Er versprach, dann auch für koschere Speisen sorgen
zu wollen."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Enno Meyer: Geschichte der Delmenhorster Juden
1695-1945. Oldenburg 1985. |
| ders.: Die Synagoge in Delmenhorst. In: ders. (Hrsg.): Die Synagogen des Oldenburger Landes. Oldenburg
1988. S. 30-40. |
| Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in
Niedersachsen und Bremen (Hrsg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit
mit David Bankier und Daniel Fraenkel). Bd. I Göttingen 2005 S. 455-464 (Abschnitt zu
Delmenhorst von Werner Meiners).
Hier finden sich S. 463-464 weitere Literaturangaben.
Textauszug
zu Delmenhorst über eine pdf-Datei |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Delmenhorst, Oldenburg. Jews
first settled there in 1695, during the period of Danish rule. In 1827, they
numbered 34 (2 % of the total). The community also had a few members in
Ganderkesee and built a synagogue in 1838. As a new industrial center,
Delmenhorst grew rapidly and the Jewish population increased to 118 (1875). By
1910, however, the 124 Jews living there mostly eked out a livelihood and
constituted only 0,5 % of the inhabitants. Iwan Bloch (1872-1922), an eminent
dermatologist, medical historian, and one of the first to engage in the
scientific study of sex, was born in Delmenhorst. After Worldwar I, the
community had a Central Union (C.V.) branch and numbered 182 at its height in
1924. A large synagogue was built in 1928 only to be burnt down by the Nazis on
Kristallnacht (9-10 November 1938). About 105 Jews succeeded in emigrating,
primarily to the United States (41), Latin America (24), and Palestine (11). At
least 75 died in the Holocaust. A Jewish community established by emigrants from
the former Soviet Union numbered around 160 in 2000.
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