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Zur Übersicht über die Synagogen
Dornum (Kreis
Aurich/Niedersachsen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Zur ehemaligen Synagoge in Dornum siehe vor
allem die Seiten bei
www.synagoge-dornum.de
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Dornum bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die
Zeit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Die ersten Juden konnten
unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg zuziehen (1626); im Ort selbst durfte
jedoch zunächst (bis 1717) nur eine Familie wohnen. Während der Zeit der
Präsidentschaft des Barockfürsten Haro Joachim von Closter bei der
Ostfriesischen Landschaft (1700-1707) wurden weitere jüdische Handwerker und
Kaufleute in Dornum aufgenommen. 1712/13 werden genannt: Levy Isaak
(Geldverleiher), Isaak Levy und Aaron Levy, von denen zumindest Levy Isaak
bereits in einem eigenen Haus lebte. 1723 wird der jüdische
Friedhof erstmals genannt.
Im Laufe des 19. Jahrhundert stieg die Zahl jüdischer Einwohner an:
1802 31, 1804 37 (von insgesamt 727), 1861 12 jüdische Familien, 1867 65 jüdische
Einwohner (von insgesamt 926), 1885 61 (von insgesamt 794), 1905 83 (etwa 9 %
von insgesamt 841), 1925 58 (7,3 % von insgesamt 789). 1850 findet man unter den
jüdischen Familienvorständen die Berufe: Lehrer, Kerzenzieher, Uhrmacher,
Regenschirmhersteller, Gerber, Pferdehändler, Trödler und Bauredner
(letzterer, Levy Schönberg wanderte 1880 nach New York aus; er war der Großvater
der als Komiker bekannten Marx Brothers).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
israelitische Schule (zeitweise - von 1882 bis 1922 - öffentliche jüdische
Volksschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof (s.u.). Die Schule
wurde 1908 noch von 28 Kindern besucht. Zum Unterricht und zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich
als Vorbeter und Schächter tätig war. Die Stelle wurde immer wieder neu
ausgeschrieben (siehe Anzeigen unten). Die jüdische Gemeinde Dornum gehörte
zum Rabbinat Aurich, später zum Landrabbinatsbezirk Emden.
Die jüdischen Einwohner waren spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts im
gesellschaftlichen Leben des Ortes weitestgehend integriert. In der 1838 gegründeten
Bürgerwehr waren auch jüdische Mitglieder. In den Mitgliederlisten anderer
Vereine (Schützenverein!) finden sich gleichfalls jüdische Mitglieder. Zudem
gab es jüdische Vertreter im Gemeinderat (zuletzt bis 1933 Aaron Wolffs).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gustav Friedhelm
geb. 20.3.1881 in Dornum, gef. 17.8.1916), Ernst Friedhelm (geb. 29.9.1895 in
Dornum, vor 1914 in Braunschweig wohnhaft, gef. 28.7.1916), Ernst Rose (geb.
8.3.1895 in Dornum, gef. 2.9.1917), Josef Rose (geb. 28.12.1895 in Dornum, gef.
16.4.1917) und Wilhelm Wolf Weinthal (geb. 2.10.1892 in Dornum, gef. 30.7.1917).
Zu ihrem Gedenken wurde in der Synagoge eine Tafel angebracht, die erhalten ist.
Um 1930 bildeten den Synagogenvorstand Aron Wolffs (1. Vorsitzender) und
Dr. Cohn (Schriftführer). Die israelitische Schule gab es damals auf Grund der
zurückgegangenen Zahl der Gemeindeglieder nicht mehr. Ende der 1920er-Jahre
besuchten vier jüdische Kinder aus Dornum die israelitische Volksschule in
Esens. Zu Beginn der NS-Zeit gehörten jüdischen Familien noch eine Textil- und
Lederwarenhandlung (Daniel Cohen), eine Manufakturwarenhandlung (van Cleef),
eine Pferdehandlung (Jakob Rose), eine Viehhandlung (Weinthal) und eine
Schlachterei (Moses Rose).
1933 lebten noch 53 jüdische Personen in Dornum (von insgesamt 826
Einwohnern). Auf Grund der schnell einsetzenden Repressalien und der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts verließen bis Ende 1933 bereits über 20 von ihnen
den Ort. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge demoliert (siehe unten).
Die jüdischen Einwohner wurden auf Lastwagen nach Norden gebracht und dort im
städtischen Schlachthaus eingesperrt. Die Frauen und Kinder wurden nach einigen
Stunden entlassen, die Männer in das KZ Sachsenhausen überführt. 1939 wurden
noch 14 jüdische Einwohner gezählt (von insgesamt 833 Einwohnern). Die letzten
acht jüdischen Einwohner zogen im Rahmen der erzwungenen Evakuierung der
ostfriesischen Juden am 8. März 1940 nach Wunstorf.
Von den in Dornum geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des 'Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945'):: Bertha Abraham geb.
Abrahams (1913), Bernhard Abrahams (1876), Moritz Abrahams (1905), Ilse Brager
geb. Abrahams (1916), Sophie Dunkel geb. Gans (1876), Else Frankenberg geb.
Rose (1893), Moses Gans (1882), Walter Haase (1892), Wolf Hess (1882), Karoline
(Käthe) Hess (1901), Meta Kempinski geb. Abrahams (1906), Hanni Kohn geb.
Weinthal (1867), Alma Leiser geb. Wolffs (1904), Helga Leiser (1933), Albert Löwenbach
(1872), Ino (Theo, Ihno) Rose (1900), Margot Rose (1936), Ursula Rose (1934),
Henriette Schloss geb. Wolffs (1899), Käte (Käthe) Visser geb. Rose (1896),
Brunhilde Weinthal (1922), Elkan Weinthal (1888), Frieda Weinthal geb. Abrahams
(1901), Karla Weinthal (1930), Lieselotte Weinthal (1926), Rosa Weinthal geb.
Speier (1893), Siegfried Weinthal (1925), Walter Weinthal (1909), Willi Weinthal
(1921), Eva Wolffs geb. Wolffs (1872).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1850 /
1870 / 1871 / 1874 / 1885
Anzeige
in der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums' vom 16. April 1855: 'Anzeigen. Unter Angabe der damit verbundenen Diensteinnahme werden
die in der Provinz Ostfriesland erledigten jüdischen Schulstellen zur
behufigen Besetzung öffentlich bekannt gemacht: ...
Bei der Gemeinde Dornum die Stelle eines Religionslehrers,
Vorbeters und Schächters: neben völlig freier Station ein Fixum von 80
Talern und eine eventuelle Zulage von 20 Talern ...
Unverheiratete Bewerber belieben ihre desfallsigen portofreien Anmeldungen
baldigst an das Landrabbinat zu richten. Emden, im März 1855. Der
Landrabbiner Hamburger.' |
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Anzeige
in der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums' vom 14. Juni 1870: 'Die Synagogengemeinde Dornum (Ostfriesland) sucht zu sofortigem
Antritte einen Lehrer, der zugleich das Amt eines Vorbeters und
Schächters zu versehen hat, für ein Gehalt von 120 Talern bei freier
Kost, Wohnung, Feuerung und Licht. Meldungen unter Beilegung der Zeugnisse
an den Vorsteher H. Haase.' |
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Anzeige
in der Zeitschrift 'Der Israelit' vom 8. Februar 1871: Die
Synagogengemeinde Dornum (Ostfriesland) sucht zu baldigem Antritt einen
Lehrer, der zugleich Vorbeter und Schochet ist. Gehalt 120 Taler bei
freier Kost, Wohnung, Feuerung und Licht. Von Zeugnissen begleitete
Meldungen nimmt entgegen. Dr. Kroner. Aurich, im Februar 1871.' |
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Anzeige
in der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums' vom 6. Januar 1874: 'Vacanz. Die Lehrer- und Kultusstelle der israelitischen
Gemeinde zu Dornum in Ostfriesland ist vom 1. Februar
laufenden Jahres an vakant. Reflektanten beliebten sich unter Einsendung
von gehörig beglaubigten Zeugnis-Abschriften bei dem dasigen
Synagogengemeindevorstande zu melden.' |
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Anzeige in der
'Allgemeinen Zeitung des Judentums'
vom 12. Mai 1885: 'Ich suche für Dornum einen
unverheirateten Elementarlehrer und Vorbeter. Erwünscht,
aber nicht Bedingung ist: Befähigung zur Schechita. Fixum: 900 Mark und
freie Wohnung. Baldige Meldung erbittet Landrabbiner Dr. Buchholz,
Emden.' |
Bau eines Schulgebäude für die jüdische Volksschule
(1904)
Artikel
im 'Frankfurter Israelitischen Familienblatt' vom 27. Mai 1904: 'Dornum (Ostfriesland). Volksschulhaus. Dank den Subventionen der
Königlichen Regierung und des Deutsch-Israelitischen Gemeinde-Bundes war
es unserer nur aus 18 Familien bestehenden Gemeinde vergönnt, ein
Schulgebäude für die hiesige öffentliche jüdische Volksschule im
verflossenen Winterhalbjahre errichten zu können. Das im April vollendete
Haus, im schönsten Teile unseres Fleckens gelegen, enthält eine
Familienwohnung für den Lehrer, einen Garten, einen schönen Schulsaal,
der allen modernen Anforderungen entspricht usw. Für die gegenwärtig von
20 Schülern besuchte Schule ist unter anderem auch ein Spiel- und
Turnplatz vorgesehen. Besondere Aufmerksamkeit für das Zustandekommen des
Gebäudes zeigte Herr Landrat Bayer-Norden, der auch den Kauf des
Schulgrundstückes bewerkstelligte.' |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendenaufruf für eine verarmte Familie
(1900)
Anzeige
in der Zeitschrift 'Der Israelit' vom 10. Mai 1900: 'Wohltätigkeit.
In der hiesigen Gemeinde liegt ein armer und mittelloser Glaubensgenosse,
welcher Frau und vier kleine Kinder zu ernähren hat, krank darnieder.
derselbe ist derartig aller Mittel entblößt, dass es ihm in der Tat
nicht einmal möglich ist, den Mietzins für seine Wohnung zu zahlen und
den Hausiergewerbeschein einzulösen, wodurch es ihm nach hoffentlich
baldigst zu erwartender Genesung ermöglicht würde, seinem vollständig
darniederliegenden Geschäfte - Handel und Schlachterei mit Kleinvieh -
nachzugehen und so seiner Familie den allernötigsten Lebensunterhalt zu
verschaffen. Die hiesige Gemeinde, aus 15 Mitgliedern bestehend, ist zu
klein und schwach, um mit Erfolg helfen zu können. Mildtätige Brüder
und Schwester, es ist wahr, dass gar oft der Notruf unglücklicher Wesen
an Eure mitleidiges Ohr dringt. Aber das Wort unserer Weisen:
'Freundliches Wohl tun kennt kein Maß' gebietet auch hier schnelle Hilfe.
Der allgütige Vater hat noch nie menschenfreundliche Menschen den Segen
für wahres Wohl tun vorenthalten. Der Unterzeichnete und die
Geschäftsstelle dieses Blattes sind gerne bereit, auch die kleinsten Gaben
entgegenzunehmen.
Dornum Ostfriesland, im Mai 1900. S. Lotheim,
Lehrer.' |
Zu einzelnen Personen aus
der Gemeinde
Über Minna (Minie) geb. Schönberg (1864-1929), Mutter
der Marx Brothers
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe
und Einzelpersonen
Anzeigen der Schlächterei M. Rose (1888 / 1890 /
1894)
Anzeige
in der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums' vom 6. Dezember 1888: 'Koscher. Die Schlächterei M. Rose, Dornum,
Ostfriesland versendet franco gegen Nachnahme extra feines frisch
geschlachtetes Marsch-Hammelfleisch
9 Pf. Netto 4 Mark 40 Pfennig.
fettes Rindfleisch 9 Pfd. Netto 5 Mark 40 Pfennig.' |
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Anzeige
in der Zeitschrift 'Der Israelit' vom 15. Dezember 1890: 'Empfehle extrafeines, ostfriesisches Rind- & Hammelfleisch,
sowie alle Sorten Wurst und ff. Rauchfleisch zu soliden Preisen.
M. Rose, Metzgerei und Versandgeschäft, Dornum
(Ostfriesland).' |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August
1894: "Suche auf sofort einen kräftigen Lehrling für meine
Metzgerei. Gute Schulkenntnisse erforderlich.
M. Rose, Dornum (Ostfriesland)." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge (Betraum in einem der jüdischen Häuser) wird erstmals um 1730
genannt. Die 1841 erbaute Synagoge konnte nur unter großem finanziellem
Engagement der überwiegend in armseligen Verhältnissen lebenden jüdischen
Familien und mit Hilfe des Darlehens eines christlichen Geldverleihers gebaut
werden. Fast 100 Jahre war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen
Gemeindelebens. Sie wurde mehrfach erneuert, u.a. wurde 1920 elektrisches Licht
eingerichtet.
Nach 1933 wurde die Synagoge kaum noch benutzt, da die
erforderliche Zahl von zehn männlichen Gottesdienstbesuchern nicht mehr
zustande kam. Am 7. November 1938 wurde das Gebäude vom letzten
Gemeindevorsteher Wilhelm Rose an einen örtlichen Tischlermeister verkauft,
dessen Haus an das Synagogengebäude grenzte. Beim Novemberpogrom 1938 wurde im
Synagogengebäude von SA-Männern eingebrochen, um Gegenstände aus dem Inneren
herauszuholen, darunter die Ehrentafel mit den Namen der fünf jüdischen
Gefallenen des Ersten Weltkrieges und die Totenbahre. Die Gegenstände wurden
auf dem Marktplatz öffentlich verbrannt. Auch die im Haus des letzten
Gemeindevorstehers Wilhelm Rose gestohlenen Torarollen wurden verbrannt.
Das
Synagogengebäude blieb auch nach 1945 erhalten und wurde als Möbellager,
Brennstofflager und als Geschäft genutzt. 1981 wurde es renoviert, doch
zunächst weiterhin gewerblich genutzt. Seit einer weiteren umfassenden
Renovierung 1990/91 ist die ehemalige Synagoge zu einer Gedenkstätte mit
einer regelmäßigen Ausstellung u.a. zur Geschichte der Dornumer jüdischen
Gemeinde umgestaltet. Das Gebäude ist heute die einzige in Ostfriesland
erhaltene Synagoge und wird von dem Förderverein Synagoge Dornum
unterhalten.
Hinweis: Gedenkstätte Synagoge Dornum
- Synagoge, Bilder und Exponate aus dem jüdischen Leben. Kirchstraße 6, 26553
Dornum, Tel. 04933/342. Leiter der Gedenkstätte: Georg Murra-Regner (E-Mail).
Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag 15.00 Uhr - 18.00
Uhr und nach Vereinbarung.
Gliederung der Ausstellung:
| Einführung in die allgemeine jüdische Geschichte |
| Bücher und Exponate zur jüdischen Religion sowie die
Entwicklung des jüdischen Gemeindelebens |
| Darstellung der Geschichte der Dornumer Juden von 1755 bis
zur zwangsweisen Auflösung der jüdischen Gemeinde |
| Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bürger (Shoa) |
Fotos
(Fotos obere Zeile: Hahn, Aufnahmedatum: Juli 1987; mittlere Zeile: Quelle)
Einzelne Presseberichte
März 2009:
Gesandter der Botschaft des Staates Israel besucht die ehemalige Synagoge. |
Artikel aus dem 'Anzeiger für Harlingerland' vom 16.03.2009
"'/hä – Auf Einladung der stellvertretenden Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe, Gitta Connemann (MdB), war gestern der Gesandte der Botschaft des Staates Israel, Ilan Mor, zu Gast in Ostfriesland. Während einer Rundreise, begleitet vom Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Ostfriesland, Wolfgang Freitag, zu den historischen Stätten der Juden besuchte er auch die Synagoge Dornum. Begrüßt wurde er vom Vorsitzenden des Synagogenvereins, Georg Murra-Regner, der ihn durch die Ausstellung und über den jüdischen Friedhof führte.
'Ich fühle mich wie zuhause', sagte Ilan Mor mit Blick auf die Inschrift über der Eingangstür der Synagoge:
'Das ist das Tor zum Herrn. Die Gerechten werden hineingehen da' (Psalm 118, Vers 20 der Lutherbibel). Mit großem Interesse folgte der Gesandte den Ausführungen Murra-Regners über die Arbeit des Synagogenvereins. Die Existenz der Synagoge und die Arbeit des Vereins erinnere daran, dass Juden und Christen in Dornum einst eng zusammenlebten.
'Sie zeigt aber auch, wie groß der Verlust ist. Daran muss sich die deutsche Gesellschaft stets
erinnern.' Georg Murra-Regner wertete den Besuch als Anerkennung. Wichtiger sei, dass die Synagoge nun bis Israel bekannt werde." |
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August
2010: Anklage wegen Volksverhetzung
und Haftstrafe für Dornumer Einwohnerin |
Artikel
vom 7. August 2010 im 'Ostfriesischen Kurier' (Lokalteil
Norden):
"Verleumdung von Kriegsgräueln.
Gericht: Anklage wegen Volksverhetzung - Haftstrafe für 65-Jährige aus
Dornum.
Angeklagte zeigt sich unverbesserlich. Einschlägig gerichts- und
polizeibekannt hört sie nicht auf, zu provozieren.
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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Mai
2011: Die Gemeindebücher der
jüdischen Gemeinde Dornum wurden aufgearbeitet |
Artikel von Tatjana Gettkowski in der "Ostfriesen-Zeitung" vom
31. Mai 2011 (Artikel):
"Ein Stück Geschichte wird wieder sichtbar
Der Leiter der Synagoge Dornum Georg Murra-Regner hat die früheren Gemeindebücher der jüdischen Gemeinde aufgearbeitet. Sie waren am 10. November 1938 von den Nazis verbrannt worden.
Dornum - Georg Murra-Regner verbringt an manchen Wochentagen vier bis fünf Stunden in Archiven, Standesämtern und Einwohnermeldeämtern der Region. In mühevoller Kleinarbeit entziffert er zum Teil in Sütterlinschrift verfasste Urkunden und Dokumente. Mit seinen umfangreichen Recherchen hat der Leiter der Synagoge und der Gedenkstätte Dornum die Gemeinderegister der jüdischen Gemeinde von Dornum wieder aufgearbeitet und damit ein Stück verschwundener ostfriesischer Geschichte wieder sichtbar gemacht.
"Voller Hass waren die Gemeinderegister am Vormittag des 10. November 1938 in Dornum verbrannt
worden", berichtet der Leiter der Synagoge. Ziel der Nationalsozialisten sei es gewesen, die Erinnerung an das Volk so auszulöschen, als hätte es nie existiert.
"Aber all diese Menschen haben das Leben in Dornum mitgeprägt. Sie sind ein Teil unserer
Geschichte." Ihm sei es darum ein Anliegen gewesen, einen Beitrag zu leisten, dass die Namen dieser Menschen nicht vergessen werden.
"Wir bekommen von Jahr zu Jahr mehr Anfragen aus aller Welt", berichtet Murra-Regner. Kinder, Enkel und Urenkel vieler Emigrierter hätten den Wunsch, etwas über ihre Wurzeln zu erfahren.
"Sie wollen wissen, woher sie kommen. Dieses Bedürfnis hat jeder Mensch. Doch viele ihrer Vorfahren konnten nicht darüber sprechen, was sie erlebt haben und warum sie ausgewandert
sind", weiß er. Mit Hilfe der Gemeindebücher lassen sich die Anfragen nun leichter beantworten." |
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Februar
2013: Neue Ausstellung in der
ehemaligen Synagoge |
Artikel von Grit Mühring in der
"Ostfriesen-Zeitung" vom 6. Februar 2013 (Link
zum Artikel):
"Dornum. 'Die Dornumer Synagoge brannte nicht'
Die Gedenkstätte eröffnet am 3. März eine neue Ausstellung. Rund 100 Exponate werden gezeigt. Bilder, Dokumente und Gegenstände erzählen vom jüdischen Leben ab Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Auflösung der Gemeinde nach der Pogromnacht 1938.
Dornum - A.W. – geblieben sind zwei Buchstaben auf einem Kofferdeckel. Weil Alma Leiser, geborene Wolffs, ihren Schminkkoffer nicht mitnehmen konnte, schenkte sie ihn und andere Gegenstände vor ihrer Deportation einer Nachbarin.
'Man braucht die Geschichten nicht zu dramatisieren. Die Fakten sind grausam
genug', sagt Georg Murra-Regner, Leiter der Gedenkstätte 'Synagoge Dornum'. Alma Leiser wurde in der Nähe von Minsk von den Nationalsozialisten ermordet.
Ihre Familiengeschichte ist Teil der Ausstellung 'Die Dornumer Synagoge brannte
nicht' in der Gedenkstätte. 'Die Kirchstraße, in der die Synagoge steht, ist sehr eng
bebaut', erklärt Murra-Regner den Ausstellungstitel. Hätte man die Synagoge angezündet, wäre vermutlich die ganze Straße in Flammen aufgegangen. Die Ausstellung wird am Sonntag, 3. März, um 11.30 Uhr eröffnet.
'Die Ausstellung umfasst knapp 100 Stücke aus meiner Sammlung'. Anhand von Bildern, Originaldokumenten und -exponaten beschreibt Murra-Regner das ehemalige jüdische Leben in Dornum.
'Die Ausstellung umfasst knapp 100 Stücke aus meiner Sammlung.' Beinah jedes Exponat hat er ausführlich beschrieben und mit reichlich Hintergrundinformationen für den Besucher gespickt.
'Was nicht geklärt ist, wird nicht ausgestellt', ist sein Motto. Rund ein Jahr haben die Vorbereitungen gedauert.
Die Ausstellung umfasst einen Zeitraum von Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde durch die Nationalsozialisten nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Zu der Ausstellung gehört auch eine Führung über den jüdischen Friedhof. Neben den hebräischen Inschriften werde unter anderem erklärt, warum die Grabsteine von Frauen reicher verziert sind, als die der Männer.
'Es heißt, ein Jude sei nur der, der von einer Jüdin geboren wurde', beschreibt Murra-Regner die Bedeutung der Frau.
Zahlreiche Spuren erzählten noch heute vom jüdischen Leben in Ostfriesland.
Der Leiter der Gedenkstätte will mit der Ausstellung dokumentieren, wie reich jüdisches Leben in Ostfriesland war.
'Und es gibt zahlreiche Spuren, die noch heute davon erzählen', sagt er." |
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August
2013: 110.000.
Besucherin in der ehemaligen Synagoge |
Artikel im "Anzeiger für
Harlingerland" (Ostfriesisches Tagesblatt) vom 9. August 2013: "110 000. Besucherin in der Synagoge. Buch für Ellen Meixner
DORNUM. Sechsmal hat Ellen Meixner aus Nordhorn die Synagoge in Dornum im Lauf der vergangenen Jahre besucht. Immer wenn sie Urlaub in Ostfriesland macht, steht ein Abstecher zur Synagoge mit auf dem Programm.
Bei ihrem jüngsten Besuch hatte der Vorsitzende des Vereins Synagoge Dornum, Georg Murra-Regner, eine Überraschung für die treue Besucherin parat: Er überreichte ihr eine Urkunde und ein Buchpräsent zur jüdischen Geschichte in Deutschland.
'Du bist unsere 110 000. Besucherin in diesen Ausstellungsräumen', freute sich der Leiter, der die Nordhornerin schon mit Vornamen kennt.
In Dornum werden laut Murra-Regner 80 bis 90 Prozent Originalstücke gezeigt. Der Großteil stammt aus seiner privaten Sammlung. Der Leiter der Einrichtung verdeutlichte, dass sich die Mitglieder des Vereins zudem immer wieder aufs Neue bemühen, bislang unbekannte Ausstellungsstücke zu präsentieren:
'Dann kommen die Leute auch öfter und haben nicht nach einem Besuch alles
gesehen.' Und dieses Konzept scheint anzukommen: 'Hätte man mir im Jahr 1992 gesagt, dass irgendwann 110 000 Menschen die Ausstellung besuchen, hätte ich demjenigen nicht
geglaubt', so der engagierte Leiter.
Bürgermeister Michael Hook begrüßte Ellen Meixner ebenfalls und überreichte ihr als Dank für die vielen Besuche einen Blumenstrauß.
'Dass wir hier sind, macht deutlich, wie stark die Ausstellung frequentiert wird.' Der Gemeinde sei durchaus bewusst, welche Verantwortung sie zu tragen habe:
'Wir haben die einzige erhaltene Synagoge in Ostfriesland und das Engagement der Beteiligten ist
enorm', so der Verwaltungschef. " |
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Januar 2020:
Besuch des Beauftragten der
Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland in der ehemaligen
Synagoge |
Artikel von Theo Gerken in der
"Emder Zeitung" vom 28. Januar 2020: "Landkreis Aurich. Gedenkstätte
besucht. Dornums waches Auge gegen Antisemitismus
Der Beauftragte für jüdisches Leben in Deutschland war zu Besuch in
Dornum. 135.000 Besucher kamen seit 1992 in die ehemalige Synagoge.
Dornum. Auf Einladung der CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann (Hesel)
besuchte der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in
Deutschland und den Kampf gegen den Antisemitismus, Dr. Felix Klein, am
Donnerstag den Landkreis Aurich und war dabei auch in der Gedenkstätte
Synagoge Dornum zu Gast. Rund eine Stunde lang nahm sich Dr. Klein Zeit, und
wurde ausführlich von Georg Murra-Regner vom Verein 'Synagoge Dornum' über
das Leben der jüdischen Bevölkerung in Dornum informiert. Bei einem Rundgang
durch die Gedenkstätte, die in der ehemaligen Synagoge eingerichtet wurde,
erläuterte Murra-Regner anhand der vielen Exponate die Geschichte der
Dornumer Juden und dabei insbesondere die Geschehnisse zur Zeit der
Herrschaft der Nationalsozialisten. Zum Abschluss ihres Besuchs trugen sich
Dr. Felix Klein und Gitta Connemann in das 'Goldene Buch' der Gemeinde
Dornum ein. Dornums Bürgermeister Michael Hook (parteilos) hatte neben dem
Buch auch einen goldfarbenen Kugelschreiber mit in die Gedenkstätte
gebracht. Die Dornumer Synagoge wurde 1841 gebaut. Schon davor gab es
jüdisches Leben in Dornum und Umgebung. 'Nach dem Ende des 30-jährigen
Krieges siedelten sich 16 Familien hier an, damals war Ostfriesland ein
Armenhaus', erzählte Georg Murra-Regner den Gästen. In der Dornumer
Synagoge, das als einziges Gebäude von insgesamt zwölf Synagogen in
Ostfriesland die 'Reichspogromnacht' der Nazis überstanden hat, hat
Murra-Regner eine Gedenkstätte eingerichtet.
Die Synagoge wurde nur deshalb nicht angezündet, weil das Gebäude einige
Tage zuvor verkauft worden war. Lediglich die Unterlagen der damaligen
jüdischen Gemeinde und das von den Helfern der Nazis aus der Synagoge
entwendete Inventar sowie Kultgegenstände des Vorstehers wurden am 9.
November 1938 auf dem Dornumer Marktplatz verbrannt. 'Mein Leben ist die
Synagoge, mit der Gedenkstätte wollen wir erreichen, dass die Wachsamkeit
gegenüber den Antisemiten weiter anhalten wird, das ist eine
Herzensangelegenheit für mich', sagte Murra-Regnier und setzte hinzu: 'Ich
habe mir bis vor kurzem nicht vorstellen können, dass es in Deutschland
wieder vermehrt antisemitische Strömungen gibt.' Dagegen müsste unbedingt
etwas unternommen werden, da würden nur Gesetze und Abmachungen helfen, so
Murra-Regner. Unzählige Schriftstücke, Dokumente, Bilder und viele
Gegenstände aus dem jüdischen Leben Dornums beherbergt die Gedenkstätte. Zur
Recherche für die Gedenkstätte reiste Georg Murra-Regner unter anderem auch
nach Polen, Moldawien und in die Ukraine. 'Dort sind 98 Prozent der
damaligen jüdischen Bevölkerung von den Nationalsozialisten umgebracht
worden, im Deutschen Reich waren es rund 60 Prozent', berichtete
Murra-Regner. 'Das Interesse der Menschen am jüdischen Leben ist mir
wichtig, einige Personen kommen zunächst nur eine Viertelstunde 'zum
Schnuppern', danach kommen sie wieder und nehmen sich mehr Zeit', sagte
Murra-Regner. Seit 1992 besuchten 135 000 Gäste die Gedenkstätte Synagoge in
Dornum. Dornums Bürgermeister Hook bedankte sich bei den ehrenamtlichen
Mitgliedern des Vereins 'Synagoge Dornum' für die Einrichtung und Pflege der
Gedenkstätte: 'Ich bin sehr beeindruckt!' Dr. Felix Klein fand den Vortrag
von Georg Murra-Regner sehr erhellend."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Horst Reichwein: Die Juden in Dornum in nationalsozialistischer
Zeit. In: Frisia Judaica. Beiträge zur Geschichte der Juden in Ostfriesland
(Hg. von Herbert Reyer und Martin Tielke). Aurich 1988 (=
Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands. Bd. 67). |
| ders.: Die Juden in der ostfriesischen Herrlichkeit Dornum (1662-1940).
Dornum 1995. |
| ders.: Steinerne Zeugen jüdischen Lebens in Dornum. Dornum 1994. |
| Georg
Murra-Regner / Andrea Döhrer: Die Weinthals. Das Schicksal einer
jüdisch-ostfriesischen Familie. Hrsg. von der Gedenkstätte "Synagoge
Dornum" e.V. Juli 2010.
In dieser Dokumentation wird das Schicksal einer jüdischen ostfriesischen
Familie im Nationalsozialismus geschildert. Die Familie von Elkan und Rosa
Weinthal aus Dornum steht stellvertretend für all die Familien, die Opfer
der Nationalsozialisten wurden. |
| Reise
ins jüdische Ostfriesland. Hrsg. von der Ostfriesischen Landschaft -
Kulturagentur Georgswall 1-5 26603 Aurich. Tel.
04941-179957 E-Mail:
kultur[et]ostfriesischelandschaft.de. Erschienen im Juli 2013. 67 S.
Kostenlos beziehbar.
Internet: www.ostfriesischelandschaft.de
"Reise ins jüdische Ostfriesland" ist ein gemeinsames Projekt im Rahmen des dritten kulturtouristischen Themenjahres
"Land der Entdeckungen 2013". Am 9. November 2013 jährte sich zum 75. Mal die Pogromnacht von 1938 in Deutschland. Dies haben 17 Einrichtungen, davon neun Museen und fast alle ehemaligen Synagogengemeinden zum Anlass genommen, sich unter dem Titel
"Reise ins jüdische Ostfriesland" zusammenzuschließen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verschwand die jüdische Kultur im Vergleich zum übrigen Deutschland hier bemerkenswert schnell aus dem bis dahin gemeinsamen Alltagsleben von Juden und Nichtjuden.
"Reise ins jüdische Ostfriesland" will an das einst lebendige jüdische Leben in der Region erinnern.
Die Projekte zeigen in beeindruckender Weise, wie ein Thema aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Allen jedoch geht es insbesondere darum, dem vielfältigen jüdischen Leben in Ostfriesland bis zur Shoah und darüber hinaus wieder ein Gesicht zu geben. Denn Erinnerung ist ein Weg zur Heilung und damit zur Versöhnung. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Dornum. By 1723, the Jewish
community had an old burial ground and in 1841 a synagogue. The community
numbered 63 (7 % of the total) in 1861, and included members from neighboring
villages in East Friesland. Mostly poor tradesmen, the Jews could not hold
regular Sabbath services and the Emden rabbinate complained about their
unsupervised ritual slaughtering (shehitah) practices. Numbering 85 at
its height in 1905, the community ran a school attended by 28 children in 1908.
Their numbers dwindled after worldwar I. After the Nazi rise to power in 1933,
most of Dornum's 52 Jews left, about 24 emigrating abroad, primarly to
Scandinavia, the Americas, and Palestine. In June 1938, three Jewish citizens
were arrested and transported to the Buchenwald concentration camp, where one
died. Although in October 1938, the 15 remaining Jews disposed of the synagogue,
the building was nevertheless plundered on Kristallnacht (9-10 November
1938), and the Torah scrolls set on fire. Jewish men were arrested and
incarcerated in Sachsenhausen. By March 1940, there were no Jews left in Dornum;
24 perished in Nazi camps and ghettoes.
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