Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Altengronau (Gemeinde Sinntal, Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Sonstige Dokumente   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In Altengronau bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in mittelalterliche Zeiten zurück. Schon um 1100 sollen hier Juden gelebt haben. Im 13. Jahrhundert sollen die Vorfahren der Familie Münz aus Frankreich zugewandert sein. Bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1349 flüchteten einige Überlebende der Juden aus Steinau nach Altengronau. 
  
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1835 32 jüdische Einwohner, 1861 36 (4,6 % von insgesamt 785 Einwohnern), 1885 44 (5,2 % von 833), 1895 40 (4,4 % von 891), 1905 51 (5,2 % von 982).
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), einen Raum für den jüdischen Religionsunterricht, ein rituelles Bad (lag im hinter der Synagoge liegenden Hof, war aber lange vor 1933 nicht mehr im Gebrauch) sowie einen auch von zahlreichen andere Gemeinden in der Umgebung genutzten Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter tätig war (siehe unten Ausschreibungstext von 1891). 1902 wurde die Lehrerstelle in Zeitlofs ausgeschrieben mit Hinweis, dass von Zeitlofs aus auch der Religionsunterricht in Altengronau als Filiale übernommen werden könne. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Hanau. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Berthold Münz (geb. 29.3.1897 in Altengronau, gef. 20.8.1918) und Unteroffizier Berthold Münz (geb. 4.5.1888 in Altengronau, gef. 3.5.1917).    
   
Um 1924, als 48 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (4,7 % von insgesamt 1.019 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Benjamin Münz und Samuel Münz II. Letzterer erteilte ehrenamtlich den Religionsunterricht der drei jüdischen Kinder. Als Schochet fungierte bereits seit vielen Jahren der Torarollenschreiber (Sofer) Raphael Levi, der 1926 starb (siehe Nachruf unten). Auch 1932 waren die Vorsteher Benjamin Münz und Samuel Münz II. Damals waren noch zwei jüdische Kinder an der Religionsschule zu unterrichten. 
   
1933 lebten noch 39 jüdische Personen in Altengronau (3,8 % von 1.014 Einwohnern). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Sieben Personen sind in die USA emigriert, zwei nach London. Sieben Personen aus Altengronau verstarben bis 1939, mehrere verzogen in Ort Deutschlands, meist nach Frankfurt. Im Mai und August 1942 wurden 15 jüdische Einwohner aus Altengronau deportiert. 
  
Von den in Altengronau geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Karl (Kallmann) Goldschmidt (1867), Klara Goldschmidt (1899), Rosa Goldschmidt (1896), Taubilla Goldschmidt geb. Levi (1863), Jacob Grünewald (1869), Sarah Lamm geb. Münz (1869), Therese Levi (1894), Ella Mayer geb. Tannenberg (1905), Karl Münz (1881), Markus Münz (1900), Paula Münz (1909), Samuel Münz (1869), Siegfried Münz (1904), Cilly Oppenheimer geb. Münz (1886), Klara Oppenheimer geb. Levi (1882), Rosa Oppenheimer geb. Münz (1871), Johanna Sämann geb. Levi (1891), Therese Sommer geb. Münz (1861), Mina Stern geb. Strauss (1875), Salomon (Sally) Stern (1916), Ida Strauss (1916), Regina Tannenbaum geb. Münz (1883).   
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und Vorbeters (1891 / 1902 als Filialunterricht von Zeitlofs)
Anmerkung: die die Stelle war in Altengronau 1891 nicht mit der Aufgabe des Schächtens verbunden. Dieses Amt wurde wahrgenommen von dem Toraschreiber und Friedhofsverwalter Raphael Levi (s.u.).

Altengronau Israelit 31081891.jpg (41511 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1891: "Die israelitische Gemeinde Altengronau im Kreise Schlüchtern sucht per 15. Oktober diesen Jahres einen unverheirateten Religionslehrer und Vorbeter. Gehalt 450 Mark nebst freier Wohnung und hübschen Nebeneinkünften. Bewerber wollen sich an den Unterzeichneten wenden.
Samuel Münz
, Synagogen-Ältester."       
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 28. Mai 1902: "Die Vorbeter-, Lehrer- und Schächterstelle in hiesiger Gemeinde ist vakant und kann sofort besetzt werden. Fixer Gehalt Mk. 600 und Mk. 200 für die eventuelle Verwesung der Filiale Altengronau. Die Beheizung des Schullokals wird extra honoriert. Der Schächterdienst trägt jährlich circa Mk. 150 sowie sonstige nicht unbedeutende Nebenverdienste. Außerdem ist hierbei eine prachtvolle Familienwohnung nebst schönem Garten.
Zeitlofs
(Bayern), 25. Mai. Die israelitische Kultusverwaltung."    

      
     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Ein jüdischer Mann aus Altengronau steht unter Verdacht der Brandstiftung (aus den 1830er-Jahren, berichtet 1877)       

Altengronau Israelit 03101877.jpg (133258 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Oktober 1877: "Ich verlebte einige Jahre meiner Jugend in der ehemaligen kurhessischen Provinz Hanau und zwar im Kreise Schlüchtern, wo das Rhöngebirge und der Spessart sich begegnen. Fast am Ende des genannten Kreises, nahe der bayerischen Grenze hin, liegt, von üppigen, mit Bäumen seltener Höhe bestanden Buchenwaldungen umrahmt, das Dorf Altengronau. Das ansehnliche Dorf hatte damals nur 4-5 jüdische Familien unter seinen Bewohnern; auf einer unweit des Dorfes befindlichen hohen Bergkuppe aber zählt die Zahl der dort in unübersehbaren Reihen in den Schoß der Erde gebetteten israelitischen Leichen nach Tausenden; denn von weit und breit  aus Hessen und Bayern werden seit undenklichen Zeiten die jüdischen Leichen hierher auf das gemeinschaftliche 'gut Ort' gebracht. In diesem Orte lebten damals, es war in den dreißiger Jahren (sc. 1830er-Jahre), zwei jüdische Jünglinge, Söhne einer Witwe, von denen der eine Schuhmacher, der andere Büttner war. Sie waren echte Söhne des Spessarts, groß und starb an Körper, wie die meisten männlichen Bewohnern dieses Gebirges, aber auch derb, roh und ungeschlachtet, wie diese. Sie unterschieden sich in ihrem äußeren Wesen und Gebaren durch nichts von der dortigen Bauernjugend; Sprache, Bildung und Lebensweise waren ganz dieselben, wie bei jener. Wir sie nicht kannte, hätte nimmer erraten, dass sie Juden seien. Ihr geschäftlicher Umgang beschränkte sich auch einzig und allein auf die Bauernjugend. Übrigens waren sie rechtschaffen, fleißig, ehrlich und genügsam. Sie trieben jeder sein Handwerk, und wenn diese sie zuweilen nicht hinlänglich beschäftigten, so tagelöhnerten sie auch; denn sie waren arm und lediglich auf ihrer Hände Arbeit angewiesen. Sie waren beide von ungewöhnlicher Körperkraft. So konnte z.B. der Eine die schwersten Fässer mit den bloßen Zähnen in die Höhe heben und eine
Altengronau Israelit 03101877a.jpg (193262 Byte)Strecke weit forttragen. Obgleich aber im höchsten Grade ungebildet und nur in christlichem Umgang lebend, verletzten sie doch ihre religiösen Pflichten und die Speisegesetze nicht. Auch zeichneten sie sich noch durch eine Eigenschaft aus, welche wohl nicht allen jungen Leuten ihres Umganges in gleicher Weise eigen sein mochte, nämlich durch die Liebe und Verehrung gegen ihre Mutter, die sie durch ihrer Hände Arbeit ernährten. Da entstand einst in einer kalten Winternacht in dem Dorfe eine Feuersbrunst, welche einige Gebäude in Asche legte. Man mutmaßte Brandstiftung. Diese Vermutung steigerte sich zur Gewissheit, als sich immer in Zwischenräumen von einigen Tagen die Feuersbrünste wiederholten und zwar jedes Mal des Nachts. Die Aufregung war allgemein. Man stellte jede Nacht Wachen aus und ließ mehrere Mann im Dorfe patrouillieren. Lange vergebens. Da brach in einer Nacht wieder eine Feuersbrunst aus und gerade, als sie zum Ausbruche kam, wurde Einer der beiden Brüder (wir wollen ihn Wolf nennen, da mir sein eigentlicher Name nicht mehr erinnerlich ist), der aus einer bäuerlichen 'Spinnstube' gekommen war, sich aber auf der Straße noch längere Zeit allein aufgehalten hatte, von der Nachtwache in der Nähe der Brandstätte betroffen. Er wurde festgenommen und konnte nur mit Mühe vor Misshandlungen geschützt werden, obgleich er seine Unschuld beteuerte. Des Morgens in aller Frühe wurde er nach dem 2 Stunden weit entfernten Amtssitze Schwarzenfels gebracht und alldort dem Amtsgefängnisse überwiesen. Im Laufe des Vormittags sagte Wolf zu dem Gefängniswärter, er solle ihm statt des Mittagessens nur Brot bringen, weil er die übrige Gefängniskost doch nicht essen werde, da sie nicht  'koscher' sei. Der Gefängniswärter machte hiervon dem Beamten Meldung. 'Den Jud will ich doch einmal auf die Probe stellen', erwiderte der nicht im Rufe der Judenfreundlichkeit stehende Beamter, ein alter gewiegter Jurist, pfiffig-schmunzelnd dem Gefängniswärter. 'Kommen Sie heute Mittag um 1 Uhr in meine Wohnung und holen Sie dort das Essen für den Gefangenen!' Um 1 Uhr begab sich der Gefängniswärter in die Wohnung des Beamten. Hier wurde ihm von dessen Tische eine Portion kräftiger Fleisch-Suppe, desgleichen Gemüse und ein Stück wohl duftenden Bratens für Wolf übergeben. 'So', sagte der Beamte, 'das bringen Sie dem Gefangenen und sagen ihm, dass er jeden Mittag auf diese Weise von mir besorgt werden solle. Wen er es nicht essen zu wollen erklärt, dann lassen Sie es doch in seiner Zelle stehen. Um 5 Uhr revidieren Sie und berichten mir dann!' So geschah es. Der Wohlgeruch der kräftigen warmen Suppe, so wie  
Altengronau Israelit 03101877b.jpg (249362 Byte)des schönen Bratens berührten zwar die Geruchsnerven des gerade sein trockenes Brot verzehrenden Gefangenen in sehr verführerischer Weise; aber er erklärte auf das Bestimmteste, dass er ihm religiös Verbotenes nicht essen würde. Als der Gefangenenwärter um 5 Uhr wieder in die Zell kam, fand er auch wirklich die Speise noch unberührt, was er dem Beamten sofort meldete. Des Abends besuchte der Amtmann die Bierstube, in welcher sich allabendlich die Honoratioren des Ortes zusammenfanden. Natürlich kam das Gespräch auf das Ereignis des Tages, auf die Einbringung des Altengronauer Brandstifters. 'Ja', sagte der Amtmann, sie haben den Jud Wolf eingebracht, aber den Brandstifter nicht; denn der Juden ist unschuldig.' 
'Was sie sagen!' rief Einer der Gäste. 'Ist er denn schon im Verhöre gewesen?' 
'Das nicht', antwortete der Amtmann. 'Das ging heute nicht und wird erst morgen geschehen; aber ich habe den Menschen auf die Probe gestellt und ihm zu Mittag gutes Essen von meinem Tische geschickt; er aber weigerte sich, es zu essen, weil es ihm religiös verboten sei. Ein Jud', der so gewissenhaft auf seine Religion hält, wird nie aus Mutwillen, Rache oder Diebeslust, Mordbrenner werden, dessen bin ich fest überzeugt.' 
'Das ist doch ein sehr zweifelhafter Beweis' antwortete Jener. 
'Mir nicht', sagte der Beamte. 'Da müsste mich meine Lebenserfahrung im Stiche lassen, wenn ich hier Unrecht behalten sollte.' 
'Da wird der Angeklagte leichtes Spiel haben, wenn Sie mit solcher vorgefassten Meinung an die Untersuchung gehen!' meine ein anderer der Biergäste. 
'Da irren Sie sich sehr' antwortete der Amtmann. 'Ich habe hier nur meine persönliche Ansicht ausgesprochen; nach dem Stande unserer Gesetzgebung kommt aber die innere Überzeugung des Richters nicht in Betracht, nur der Buchstabe des Gesetzes gilt. Wenn daher die Unschuld des Juden sich nicht auf sonstige Weise herausstellt, wird ihm an der Strenge der Untersuchung nichts erspart werden können.' 
Und so war es auch. Es wurde Wolf nichts erspart. Er musste die Leiden der Untersuchungshaft mit allen den Erschwerungen, welche die damalige Gesetzgebung noch möglich machte, durchkosten. Die Folter war zwar längst beseitigt; aber der Stock stand noch in Ehren, und den bekam er mehr als einmal zu fühlen. Ein Geständnis wurde aber dadurch nicht bewirkt. Seine stehende Antwort war und blieb: 'Herr Amtmann, ich sein's nit gewest und waß ach nichts davon!' 
Er war bereits drei Monate in Haft. Treife aß er nicht, sondern begnügte sich während der ganzen Zeit mit kalter Kost, da in Schwarzenfels keine Juden wohnen. Seine alten Mutter oder sein Bruder brachten ihm in jeder Woche einige Fleischspeisen. Da brach in einer Nacht in Altengronau wieder Feuer aus und zwar mit sichern Anzeichen der Brandstiftung. Neue Aufregung und Unruhe im Orte. Einige Nähte darauf wiederholte sich dieser Vorgang; dieses Mal aber wurde der Brandstifter auf frischer Tat ertappt. Es war ein liederlicher Bursche aus dem Orte. Nach Schwarzenfels gebracht, gestand er nicht nur die beiden letzten Brandstiftungen ein, sondern bekannte sich auch als alleinigen Urheber der früheren Brände. Wolf wurde alsbald seiner Haft entlassen und erhielt vom Staate 300 Gulden Entschädigung für unschuldig ausgestandene Haft und Qual. Der alte Amtmann hatte doch Recht behalten!"

  
Aufrufe zur Unterstützung von Notleidenden der Gemeinde (1886 / 1891)  

Altengronau Israelit 01041886.jpg (70004 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1886: "Dringende Bitte
Ein armer Familienvater von 4 Kindern, der durch die Strapazen des Krieges 1870/71 körperlich krank und zu schwerer Arbeit gar nicht mehr fähig ist, kann seine Familie, wovon der Sohn bereits 2 Jahre im Krankenhaus zu Hanau lag und die Frau ebenfalls leidend ist, nicht mehr ernähren und richtet die Bitte an seine Glaubensgenossen, ihm doch eine Unterstützung zuteil werden zu lassen, da die Not sehr groß und der Mann der Gefahr ausgesetzt ist, mit seiner Familie verhungern zu müssen.
Gaben nimmt entgegen der Synagogen-Älteste in Altengronau  Samuel Münz I.
Dass die in diesem Bittgesuche geschilderte Notlage auf Wahrheit beruht, bestätigt
Altengronau, 27. Februar 1886  Der Bürgermeister Ulling.
Auch wir sind bereit, Gaben entgegenzunehmen und weiterzubefördern. Die Expedition des 'Israelit'."
   
Altengronau Israelit 09071891.jpg (70324 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1891: "Edle Glaubensgenossen
Ein religiöser Familienvater im hiesigen Dorfe, welcher sich seither auf sparsame Weise rechtschaffen ernährte, führte ein Schnitt- und Spezereiwarengeschäft und ist durch Konkurs in größte Armut geraten. Obwohl die Glaubensgenossen gegenwärtig mit Spenden und dergleichen sehr in Anspruch genommen sind, wage doch die Bitte zu stellen, indem es den hiesigen Leuten selbst bei aller Aufopferung unmöglich wird, ihm wieder zur Gründung einer Existenz helfen zu können, diese ins unbedenkliche Elend gekommene arme Familie zu unterstützen. 
Für eingehende Spenden, welche ich in Empfang nehme, werde öffentlich quittieren. 
Altengronau
bei Jossa, 5. Juli 1891. Samuel Münz. 
Auch die Expedition dieses Blattes ist breit, Gaben in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern."

     
     
Berichte zu einzelnen Personen in der Gemeinde 
Zum Tod des Sofer (Torarollenschreibers), Schochet und Friedhofverwalters Raphael Levi (1926)  

Altengronau Israelit 10061926.jpg (115815 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1926: "Altengronau, 30. Mai (1936). Unter außergewöhnlich großer Beteiligung von nah und fern wurde am 13. Siwan der Sofer und Schochet Raphael Levi von hier im 72. Lebensjahre auf dem hiesigen uralten Bezirksfriedhof zum Begräbnis Israels gebracht. Hervorgegangen aus einer berühmten Gelehrtenfamilie – schon der Großvater des Gestorbenen hatte hier die göttliche Arbeit das Torarollenschreibens ausgeübt – war auch er ein seltener Gottesfürchtiger und in seinem Fache ein Künstler, wovon die von ihm geschriebenen Torarollen und hergestellten Tefillin ein beredtes Zeugnis ablegen. Drei Generationen hindurch war er Verwalter des Friedhofes. Die damit verbundene Wohltätigkeit im Sinne der Wahrheit hat er weit über seinen Beruf hinaus im wahrsten Sinne des Wortes ausgeübt. Ebenso war ihm das Gebot der Gastfreundschaft etwas Selbstverständliches. Sein bescheidenes, freundliches und entgegenkommendes Wesen sicherte ihm die Herzen aller, die je im Leben mit ihm zusammentrafen. Der durch sein Hinscheiden allgemein hervorgerufenen Trauer gaben in herrlich gehaltenen Trauerreden vor dem Trauerhause Lehrer Sulzbacher – Großbiberau, ein Schwager des Verstorbenen und auf dem Friedhof Lehrer Gundersheimer - Brückenau, aus hiesiger Gegend stammend, Herr Benjamin Münz für den Gemeindevorstand, und zuletzt B. Oppenheimer – Marktbreit, ein Schwiegersohn des Dahingeschiedenen Ausdruck. Sein unbestrittener guter Name möge den Hinterbliebenen für den schweren Verlust ein Trost werden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
Zum Tod von Mirjam Levi, Gattin des Sofer (Toraschreibers) Raphael Levi (1930)  

Altengronau Israelit 04121930.jpg (98635 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1930: "Altengronau, 3. Dezember (1930). Freitag Vormittag, 8. Kislev wurde auf dem hiesigen Friedhof Frau Mirjam Levi, die Gattin des vor einigen Jahren verstorbenen Sofer Raphael Levi von hier, wenige Tage vor Vollendung ihres 80. Lebensjahres zur Grabstätte gebracht. Ungeachtet der drängenden Zeit (sc. der Sabbat war nahe) hatte sich eine große Zahl ihrer Verwandten und Freunde eingefunden, um ihr das letzte Geleit zu geben. Lehrer a.D. Hirsch Sulzbacher - Groß-Bieberau, ein Bruder der Verstorbenen und Oppenheimer - Marktbreit, ein Schwiegersohn, gaben ihren Trauergefühlen beredten Ausdruck und entwarfen in geeigneten Traueransprachen ein getreues Lebensbild der Entschlafenen. Mit Frau Levi ist eine jener herrlichen jüdischen Frauengestalten von uns geschieden, wie sie leider in jetziger Zeit immer seltener werden. Als Tochter des R. David Sulzbacher – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – von Mergentheim, der in schöner Harmonie Tora und Landessitte als Geschäftsmann in sich vereinigte, war  sie zeitlebens aufs peinlichste bemüht, die im elterlichen Hause angeeigneten Grundsätze und Lehren in die Tat umzusetzen. Seelenadel, Herzensgüte und Menschenfreundlichkeit spiegelte ihr Gesichtsausdruck wieder. Gottesfurcht und Gottesvertrauen, gewissenhaftes Beobachten der Pflichten gegen Gott und Menschen bildeten den Inhalt ihres Lebens. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
Lehrer a.D. Samuel Strauß zieht von Windsheim zu seinen Kindern nach Altengronau (1934)
    

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai 1934: "Windsheim. Am 28. April (1934) verließ Herr Lehrer Samuel Strauß seinen bisherigen Wohnsitz Windsheim, um seinen Lebensabend bei seinen Kindern in Altengronau zu verbringen. 54 1/2 Jahre, davon zuletzt 4 Jahre im Ruhestand, wirkte er in der Gemeinde und war im wahrsten Sinne des Wortes ihr Seelsorger. Leid und Freud hat er mit seiner Gemeinde geteilt. In einem Schreiben des ersten Vorstandes wurde ihm in herzlichen Worten der Dank der Gemeinde ausgesprochen."     

   
Zum Tod von Lehrer Samuel Strauß in Altengronau 1935 (am Erev Rosch Haschono - Vorabend zum Neujahrstag 5696 = 27. September 1935)  

Windsheim BayrGZ 15101935.jpg (27365 Byte)Anzeige in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 15. Oktober 1935: "Mein guter Vater, unser Großvater und Schwiegervater Herr Samuel Strauss  Lehrer a.D. früher Windsheim, ist am Erev Rosch Haschono im 80. Lebensjahr von uns gegangen. Altengronau, den 30. September 1935. 
Getta Münz geb. Strauss
."

      
Suchanzeige für Klara Munz geb. Moses (früher Altengronau) und ihre Schwester Dina Simon geb. Moses von Selma Stern geb. Mayer (USA 1942)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 16. Januar 1942: 
"Gesucht wird: ... 
Klara Munz geb. Moses (früher Altengronau), oder Schwester Dina Simon geb. Moses (früher Eppertshausen), von Selma Stern geb. Mayer (früher Ober-Olm bei Mainz), 321 W. 105th St. NY City."           

        
        
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeigen des Gemischtwarengeschäftes von Samuel Münz (1922 / 1925 / 1933)    

Altengronau Israelit 27041922.jpg (36287 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922: "Für mein Gemischtwaren-Geschäft suche ich sofort einen Lehrling mit guter Schulbildung. Kost und Wohnung im Hause! Schabbos und Jontef (Feiertag) streng geschlossen!  Samuel Münz, Altengronau, Hessen-Nassau."
  
Altengronau Israelit 13081925.jpg (35563 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1925: "Ich suche für Verwandten, der seine 2-jährige Lehrzeit bei mir beendet hat, eine Stelle als Verkäufer 
in lebhaftem Manufakturwaren-Geschäft.
Samuel Münz, Altengronau, Hessen-Nassau" 
  
Altengronau Israelit 26011933.jpg (42126 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Januar 1933: "Wir suchen für sofort für unser gemischtes Warengeschäft 1 Lehrling mit guter Schulbildung bei freier Station. Samstag und Feiertag geschlossen. Selbst geschriebene Bewerbungsschreiben erbeten. 
Firma Samuel Münz Altengronau (Hessen-Nassau)." 

      
Neujahrswünsche von Benjamin und Salomon Münz (1928)     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 14. September 1928: 
"Allen Verwandten, Freuden und Bekannten die 
besten Wünsche zu Rausch-Haschono. 
Benjamin und Salomon Münz, Altengronau
."    

   
Verlobungsanzeige von Lilly Löwenstein und Norbert Stiebel (1934)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1934: 
"Lilly Löwenstein - Norbert Stiebel. Verlobte.  
Stuttgart Hohenstaufenstr. 19 - Altengronau Kreis Schlüchtern.   August 1934".    

   
   

Sonstige Dokumente    
(aus der Sammlung von Dirk Ebenhöch) 
Weiteres Dokument zum Gemischtwarengeschäft Samuel Münz (1930) 

Erlaubnisschein für die Firma Samuel Münz in Altengronau zum "Kleinhandel mit Spirituosen..." vom Oktober 1930 

 
Dokumente zur Feststellung noch vorhandener jüdischer Grundstücke in Altengronau (1941)    

  Aus der Korrespondenz zwischen
 dem Bürgermeisteramt Altengronau
und dem Landratsamt/Katasteramt in
 Schlüchtern (Juli 1941)

  
  

   
Zur Geschichte der Synagoge               
    
Ein Betsaal war in einem 1717 erbauten Haus eingerichtet. Dieses Haus war von Anfang an in jüdischem Privatbesitz. Möglicherweise haben bereits die Hausbesitzer im 18. Jahrhundert hier einen Betsaal eingerichtet (als Privat- oder Gemeindesynagoge, bleibt offen). Bei dem 1717 erbauten Gebäude handelt es sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus. Der Betsaal befand sich im Erdgeschoss in dem von der Straße abgewandten Gebäudeteil. Zur Straße hin gab es zwei Ladenräume des jüdischen Hausbesitzers. Im Synagogenraum gab es keine Empore, jedoch einen abgeteilten Bereich für die Frauen. 
     
In den 1930er-Jahren gehörte das Haus zuletzt Benjamin und Salomon Münz. Sie verkauften das Haus 1936-37. Es wurde danach zu einem bis heute bestehenden Wohnhaus umgebaut.    
     
     
Adresse/Standort der SynagogeFrankfurter Straße 3      
        
        
 
Fotos          

Das ehemalige Synagogengebäude 2007
 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 31.5.2007)
Altengronau Synagoge 120.jpg (67339 Byte) Altengronau Synagoge 121.jpg (72516 Byte)
   Der Betsaal befand sich im - von der Straße aus - rückwärtigen Bereich des Erdgeschosses

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
  

September / November 2010: Eine Erinnerungstafel wird auf dem Dorfplatz aufgestellt  
Artikel in den "Kinzigtal-Nachrichten" vom 19. September 2010 (Artikel): "'Kulturweg Sinntal': Diskussion über Tafel-Entwurf
ALTENGRONAU Im Zuge des bereits bestehenden 'Kulturweges Sinntal' des Archäologischen Spessartprojekts soll auf dem Altengronauer Dorfplatz am 9. November dieses Jahres eine weitere Informationstafel enthüllt werden

Nach Mitteilung des evangelischen Pfarrers von Altengronau, Wolfgang Bromme, wird die Tafel mit dem Titel 'Altengronauer Synagoge – Juden und Christen in friedlicher Nachbarschaft' derzeit in Zusammenarbeit mit Dr. Gerrit Himmelsbach (Aschaffenburg), dem Projektleiter des Kulturweges, entworfen..."      
 
 


   
Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Sinntal 
bulletZur Website des Projektes "Kulturwege - Sinntal"   
bulletZum jüdischen Friedhof in Altengronau (interner Link)    

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 35.
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 146.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 134.
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007² S. 324-325.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 225-226.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 367-368. 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Altengronau  Hesse. Jews from Steinau took refuge there during the Black Death persecutions of 1348-49. The later community, numbering 51 (5 % of the total) in 1905, owned one of the oldest (17th century) and largest Jewish cemeteries in Hesse, where 11 communities buried their dead. All the Jews left by 1939. 
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020