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Wörrstadt (VG
Wörrstadt, Kreis Alzey-Worms)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Wörrstadt bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück.
Bereits im Zeitraum zwischen Spätmittelalter und der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts lebten Juden in der Stadt. 1381 wird erstmals eine
"Judenpforte" in der Stadt genannt. 1567 wurde den in der Stadt
ansässigen Juden befohlen, Wörrstadt zu verlassen. Nachdem der Pfalzgraf Kurfürst Friedrich
III. (1559-1576) die Juden der Kurpfalz vertrieben hatte, wurden in der Folge 1576
auch die jüdischen Einwohner aus Wörrstadt aus der Stadt gewiesen.
Mitte des 18. Jahrhunderts konnten wieder einige jüdische Familien in
Wörrstadt zuziehen. Sie wurden von den Fürsten von Salm-Kyrburg und dem Grafen von
Grumbach aufgenommen. Damaliges jüdisches Wohngebiet war die Obergasse in
Richtung Alzey.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1804 21 jüdische Einwohner, 1828 62, 1861 118 (5,8 % von insgesamt 2.047
Einwohnern), 1880 98 (4,7 % von 2.074), 1895 99 (4,5 % von 2.188), 1905 88 (3,7
% von 2.388). Die jüdischen Einwohner lebten zunächst überwiegend vom Vieh-,
später vor allem vom Weinhandel. 1817 werden unter den jüdischen
Gewerbesteuerpflichtigen genannt: sieben Viehhändler, zwei Fleischer, ein
Bierhefehändler, eine Gänglerin mit Ellenwaren. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten
einige jüdische Gewerbetreibende auch Läden und Handlungen in der Stadt
(Weinhandlungen, Viehhandlungen, Manufakturwarengeschäfte). Die jüdischen Familiennamen
waren nach Annahme fester Familiennamen insbesondere: Mayer, Morro (Moreau),
Herzog, Lion, Dewald, Rost, Weis, Strauß, Frank und Berney; die Familien Herf
und und Bronne sind aus Partenheim
beziehungsweise Rommersheim zugezogen.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule,
ein rituelles Bad (im Gebäude des Synagoge) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl.
Ausschreibungen der Stelle unten von 1873 und 1876). Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinat Alzey.
Die jüdischen Familien waren im Leben der Stadt weitestgehend integriert. Viele
jüdische Einwohner nahmen aktiv am gesellschaftlichen Leben teil: bei
Fastnachtsveranstaltungen waren von elf Büttenrednern teilweise drei Juden.
Einzelne jüdische Personen waren Mitglieder im Fußballverein und anderen
Vereinen.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Isidor Bronne (geb.
18.6.1872 in Eichloch/Rommersheim, gef.
8.4.1917). Außerdem soll Lehrer Asnes gefallen sein (Arnsberg s.Lit. S.
414).
Um 1924, als zur Gemeinde 65 Personen gehörten (2,9 % von insgesamt 2.264
Einwohnern)), waren die Gemeindevorsteher Karl Herf, Abraham Bronne und
Julius Bronne. Einen eigenen Lehrer hatte die Gemeinde damals nicht. Die damals
drei schulpflichtigen jüdischen Kinder der Gemeinde erhielten ihren
Religionsunterricht durch Rabbiner Dr. Lewit in Alzey. An jüdischen Vereinen
gab es den Wohltätigkeitsverein (1924 unter Leitung von Karl Herf mit 11
Mitgliedern) und den Israelitischen Frauenverein (1924 unter Leitung von
Frau Herf). 1932 waren die Gemeindevorsteher Leopold Mayer (1. Vors. und
Schriftführer), Abraham Bronne (2. Vors.) und Alfred Löwenstein (3. Vors). Als
jüdischer Lehrer wird nun ein Herr Rosenberg genannt. Er erteilte im Schuljahr
1931/32 sechs Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht. Als Schochet war
(ehrenamtlich) Max Bronne tätig.
1933 wurden noch 44 jüdische Personen am Ort gezählt (1,9 % von insgesamt
2.395 Einwohnern). In
den folgenden Jahren sind alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Antijüdische Aktionen gab
es mehrfach vor Ort: beim Karnevalsumzug 1938 wurde "Israels Auszug aus
Wörrstadt" dargestellt. Beim Novemberpogrom 1938 wurden mehrere jüdische
Geschäfts- und Wohnhäuser überfallen und demoliert; mehrere der jüdischen
Einwohner wurden misshandelt. 1939 lebten keine
jüdischen Personen mehr in Wörrstadt.
Von den in Wörrstadt geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Heinrich Berney (1888, vgl.
Erinnerungsblatt
des "Aktiven Museums Spiegelgasse" Wiesbaden),
Irmgard Barbara Berney (1921), Josef Berney (1886), Klara Berney (1882),
Siegfried Berney (1884), Siegfried Berney (1923), Max Bronne (1905), Theodor
Dewald (1882), Walter Kahn (1905), Priska Löwenberg geb. Bermann (1882), Paul
Mayer (1922), Bella Nachmann (1906), Christine Schaffner geb. Wolf (1857),
Amalie Schlösser (1879), Frieda Sedel geb. Kahn (1906), Edith Strauss (1920),
Karl Wolf (1877), Minna (Wilhelmine) Wolf (1882).
1998 wurde in der Pfarrgasse eine Gedenktafel zur Erinnerung an
die ehemaligen jüdischen Einwohner von Wörrstadt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1873 /
1876
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Februar 1873:
"Konkurrenz-Eröffnung.
Bis den 1. April laufenden Jahres wird die hiesige israelitische
Religions- und Vorbeterstelle mit einem fixen Jahresgehalt von 400 Gulden
nebst freier Wohnung vakant. - Konkurrenzfähige Bewerber belieben sich an
den Vorstand zu wenden. Wörrstadt, im Januar
1873." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. August 1873:
"Konkurrenz-Eröffnung.
Die hiesige israelitische Religionslehrer- und Vorbeterstelle mit einem
fixen Jahresgehalt von 400 Gulden nebst freier Wohnung ist vakant.
Konkurrenzfähige Bewerber belieben sich an den Vorstand zu wenden. Wörrstadt,
im August 1873." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1876:
"Lehrer-Gesuch.
In der israelitischen Gemeinde zu Wörrstadt bei Mainz findet ein
geprüfter Religionslehrer und Kantor Anstellung, am liebsten sofort;
gewünscht wird, dass der Betreffende auch die Schechita übernimmt. Fixer
Gehalt 800 Mark, Nebeneinkünfte ca. 400 Mark (inklusive
Schechitah-Gebühren). Bewerber wollen ihre Zeugnisse an den Vorstand
einsenden." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Antisemitische Umtriebe - der Antisemit Dr. Böckel hält eine Versammlung in
Wörrstadt ab (Oktober 1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1891: "Aus
Rheinhessen. So hat er jetzt die Gefilde des Odenwalds verlassen. Wer
denn? Nun kein anderer, als der edle Dr. Böckel, um sein Unweisen in
Rheinhessen zu treiben, und um auch hier die Saat des Unfriedens und der
Zwietracht zu säen. So hatte er auf Sonntag, den 11. Oktober eine
Versammlung nach Wörrstadt bei Alzey einberufen. Die Versammlung
war so zahlreich besucht, dass dieselbe im Freien abgehalten werden
musste. Dr. Böckel fand lebhafte Widerlegung von Seiten mehrerer
Anwesenden, auch von sozialistischer Seite und wenig Boden für seine
Lehren. Er beabsichtigt, auch noch andere Orte Rheinhessens zu besuchen;
doch auch hier wird er zur Überzeugung gelangen, dass eine so
intelligente Bevölkerung wie die Rheinhessens, wo die verschiedensten
Konfessionen schon seit sehr langer Zeit in Frieden zusammenleben, nicht gewillt
ist, sich die zu wandelnden Wege von einem Herr Dr. Böckel vorschreiben
zu lassen." |
Antisemitische Umtriebe - eine jüdische Veranstaltung
wird gestört (Oktober 1891)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1891:
"Alzey, 3. November (1891). Das amtliche Organ des Kreisamts
für den Kreis Alzey schreibt in seiner Nummer vom 1. November: Die antisemitischen
Hetzereien der letzten Wochen beginnen ihre Früchte zu tragen: In Wörrstadt
störte antisemitischer Pöbel ein harmloses Tanzvergnügen, das
anlässlich der jüdischen Feiertage stattfand. Die Gesellschaft musste
das Lokal verlassen, um Gewalttätigkeiten aus dem Weg zu gehen. Zwischen
nach Odernheim entsandten Alzeyer
Agenten der Antisemitenpartei und einigen israelitischen jungen Leuten kam
es zu einer nicht unerheblichen Schlägerei. Es ist keine Agitation zu
denken, welche einerseits tiefer verletzt, andererseits die rohesten
Instinkte der Menschennatur mehr aufstachelt, als diese
antisemitisch-anarchistische Hetze. Wenn auch schon die Anrüchigkeit der
meisten Führer der Partei - der 'nationalen' wie der lokalen - ein
Übergreifen der Bewegung auf weitere bürgerliche Kreise ausschließt, so
begreifen wir doch die Behörde nicht, die, sonst so tatkräftig, hier mit
verschränkten Armen zuschaut, wie Aufruhr und Gewalt gepredigt und
schließlich in die Tat umgesetzt wird. Wohin soll das
führen?" |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Manufakturgeschäft zu verkaufen (1907)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1907: "In Wörrstadt,
Rheinhessen, 3000 Einwohner, sehr kaufkräftiger Umgegend, ist das
Geschäftshaus, in welchem der Besitzer 30 Jahre ein Manufakturgeschäft
betrieben und sich alsdann ins Privatleben zurückgezogen hat, billig
unter günstigen Zahlungsbedingungen zu verkaufen.
Briefe bes. unter P.J. 1429." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Wörrstadt geboren sind |
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Kennkarte (Mainz 1939) für Irmgard
Barbara Berney
(geb. 8. Februar 1921 in Wörrstadt), Hausangestellte, wohnhaft
in Mainz, deportiert am 25. März 1942 ab Mainz -
Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen |
Kennkarte (Mainz 1939)
für Klara Berney (geb. 23. Januar 1882
in Wörrstadt), Dienstmädchen, wohnhaft in Mainz, deportiert
am 25. März 1942 ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski,
umgekommen |
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Kennkarte (Mainz 1939)
für Siegfried Berney (geb. 6. Dezember 1923
in Wörrstadt), Schüler, wohnhaft in Offenbach am Main, am
30. September 1942 deportiert ab Darmstadt nach Treblinka, später
Vernichtungslager Auschwitz, ermordet |
Kennkarte (Mainz 1939)
für Paul Mayer (geb. 4. April 1922
in Wörrstadt), Kaufmännischer Lehrling, wohnhaft in Mainz,
am
25. März 1942 deportiert ab Mainz -Darmstadt in das Ghetto Piaski,
ermordet |
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Zur Geschichte der Synagoge
Vermutlich kurz nach 1800
wurde ein Betraum im Haus des damaligen Gemeindevorstehers Moses Mayer
eingerichtet. Dieser stellte den Raum unentgeltlich zur Verfügung. Um 1830 kam
es zu Auseinandersetzungen zwischen Moses Mayer und der Gemeinde um den Betsaal,
nachdem die Gemeinde Anspruch auf den Raum erhoben hatte und Moses Mayer als
Reaktion den Raum kündigte.
Im Verlauf der Auseinandersetzungen, die vom Bürgermeister geschlichtet werden
mussten, schlug dieser vor, dass die jüdische Gemeinde 1833 für 965
Gulden ein Wohnhaus in der Pfarrgasse kaufen solle, das zu einer Synagoge
umgebaut werden könnte. Dieser Plan wurde umgesetzt. Finanziert wurde der Umbau
durch eine Umlage, nach der jedes Gemeindemitglied 30 Gulden beitragen musste.
Im Synagogengebäude war auch die Mikwe (rituelles Bad) untergebracht.
Über 100 Jahre war die Synagoge in der Pfarrgasse Mittelpunkt des jüdischen
Gemeindelebens vor Ort.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SA-Angehörigen überfallen
und in Brand gesetzt. Das Eingreifen der Grundstücksnachbarn und des
Feuerwehrkommandanten verhinderte ein Abbrennen des Gebäudes. Dieses kam 1940 für
600 RM in den Besitz der bürgerlichen Gemeinde und wurde zu einem Wohnhaus
umgebaut. Durch den Umbau wurde das Gebäude als ehemalige Synagoge unkenntlich
gemacht.
Adresse/Standort der Synagoge: Pfarrstraße
Fotos
Fotos zur
jüdischen Geschichte in Wörrstadt sind noch nicht vorhanden;
über
Hinweise oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia
Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
März 2024:
In Wörrstadt werden
Stolpersteine verlegt |
Artikel von Tjada Huchtkötter in swr.de vom
15. März 2024: "Erinnerung an getötete Jüdinnen und Juden - Jugendliche
organisieren Stolpersteine für Wörrstadt.
Sie erinnern an Menschen, die im NS-Regime verschleppt und ermordet wurden:
Stolpersteine. Am Freitag wurden die ersten Steine in Wörrstadt verlegt. Ein
Geschichts-Leistungskurs hatte die Biografien der Wörrstädter Jüdinnen und
Juden recherchiert.
14 Schülerinnen und Schüler der Georg-Forster-Gesamtschule (GFG) in
Wörrstadt haben anderthalb Jahre im Internet und in Archiven nach
Informationen gesucht - zum Beispiel im Bundesarchiv oder im Archiv der
Gedenkstätte Yad Vashem, der bedeutendsten Gedenkstätte in Jerusalem, die an
die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert.
Zusammengearbeitet haben die Geschichtsschüler unter anderem mit dem
Künstler Gunter Demnig. Er hat das Projekt rund um die Stolpersteine vor
etwa 30 Jahren ins Leben gerufen. Mit den zehn mal zehn Zentimeter großen
Gedenkplatten aus Messing soll an die Menschen erinnert werden, die durch
das NS-Regime verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Die Zusammenarbeit
mit den Schülern ist ihm wichtig: "Die jungen Leute haben ja auch die Frage,
wie das überhaupt passieren konnte."
Wörrstädter Schulklasse stellt Projekt selbst auf die Beine. Am
Freitag war es dann soweit: Zwölf Stolpersteine wurden in Wörrstadt in den
Boden eingelassen - vom Künstler Gunter Demnig persönlich. Er hat
mittlerweile schon über 105.000 solcher Stolpersteine in ganz Europa
verlegt, unter anderem auch in Mainz. Im Juni 2022 hatte der Wörrstädter
Geschichtslehrer Wolfgang Schader seinem Leistungskurs das Projekt
vorgestellt. Aus den Ergebnissen ihrer Recherche haben die Schülerinnen und
Schüler die Leben der deportierten Jüdinnen und Juden aus Wörrstadt
rekonstruiert und kurze Biografien entwickelt. Gemeinsam mit den Mitgliedern
der Arbeitsgruppe "Juden in Wörrstadt" hatte der Leistungskurs dann die
Personen und Orte für die zwölf Stolpersteine ausgewählt - die ersten in
Wörrstadt überhaupt.
Zwölf Stolpersteine – zwölf Schicksale von Juden in Wörrstadt. An
vier verschiedenen Stellen im Ort sind die Stolpersteine verlegt worden.
Eine davon ist an der Friedrich-Ebert-Straße 28. Hier lebte die Familie
Mayer, ein Ehepaar mit Sohn Paul. Sie betrieben ein Textilgeschäft in
Wörrstadt. Ende der 1930er Jahre konnten sie ihre Ware nur noch heimlich im
Dunkeln verkaufen - bis sie schließlich von den Nazis deportiert wurden. Die
Eltern sind in verschiedenen Vernichtungslagern umgekommen, der Sohn starb
in einem Ghetto.
Nachkommen von Zeitzeugen des Nationalsozialismus. Zu der
Stolpersteinverlegung am Freitag sind auch Menschen angereist, dessen
Geschichte eng mit der der Wörrstädter Juden verknüpft ist, wie zum Beispiel
Itamar Katz. Seine Urgroßmutter lebte zur Zeit der Nationalsozialisten in
Wörrstadt. Sie und ihr Mann schafften es, nach Brasilien zu fliehen - auch
Katz wurde in Brasilien geboren. Allerdings sind zwei Kinder sowie sieben
Geschwister seiner Urgroßmutter deportiert und ermordet worden. Sich mit
seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen, ist für Katz sehr wichtig.
Schülerinnen und Schüler setzen ein Zeichen gegen das Vergessen. Die
Schülerinnen und Schüler wollen die Steine aber nicht nur verlegen. Sie
wollen sich danach auch weiter um sie kümmern. Damit kommen die Jugendlichen
ihrer selbst auferlegten Pflicht nach, an die grausamen Taten des
Nationalsozialismus zu erinnern, die Opfer nicht zu vergessen und dafür zu
sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.
Sendung vom Fr., 15.3.2024 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4"
Link zum Artikel |
vgl. Bericht bei swr.de
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/stolpersteine-werden-in-woerrstadt-verlegt-100.html
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 414-415. |
| Ernst Klug: Wörrstadt. Die Geschichte einer Stadt.
Wörrstadt 1972. S. 49.133-134. |
| Ralf Zahn: Die Geschichte der jüdischen Gemeinden in
Wörrstadt und Nieder-Wiesen. In: Alzeyer Geschichtsblätter Nr. 14 1979 S.
142-151. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 210-212. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 395 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Woerrstadt Hesse. Banished
in 1576, the community was reestablished around 1750. Despite efforts by the
local authorities to prevent further Jewish settlement, the community opened a
new synagogue in 1835, promoted religious education, and numbered 118 (6 % of
the total) in 1861. During the Weimar Republic era, Jews were active in social
and commercial life. A vicious Nazi pogrom was organized on Kristallnacht
(9-10 November 1938), and by May 1939 all the Jews had left, 21 emigrating. Most
of the 23 who settled in other German towns were eventually deported.
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