Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
   
Zur Übersicht "Synagogen im Hochtaunuskreis"   
 
    

Usingen mit Eschbach (Stadt Usingen) 
und Grävenwiesbach (Hochtaunuskreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

       

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Usingen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Bereits um 1600 lebten einzelne Juden / jüdische Familien in der Stadt: 1602 wird Isak Nehem aus Usingen genannt. Aus der Zeit zwischen 1651 und 1742 gibt es Archivakten über Judenordnungen in Usingen. 1732 wurde eine besondere Nassau-Usingische Judenordnung erlassen.    

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1801 31 jüdische Einwohner (in sechs Familien, fünf Alleinstehende), 1842 32, 1867/68 acht jüdische Familien, 1871 27 jüdische Einwohner (1,5 % von insgesamt 1.798 Einwohnern), 1885 43 (2,3 % von 1.844), 1895 87 (4,6 % von 1.900), 1905 89 (4,7 % von 1.896). Zur jüdischen Gemeinde gehörten auch die in Eschbach, Grävenwiesbach, später (nach 1920) auch die in Anspach mit Rod am Berg und Schmitten lebenden jüdischen Personen. In Eschbach wurden gezählt: 1843 14 jüdische Einwohner (vgl. unten die Berichte von 1843 über die engagierten Herren Moses Rosenberg und Salomon Hirschberg), 1867/68 vier Familien, 1905 zehn jüdische Einwohner; in Grävenwiesbach: 1843 25 jüdische Einwohner.   
  
Als Vorsteher der Judenschaft in Usingen wird 1834 Elkan Hirsch genannt; er war Inhaber eines Seifensiedergeschäftes. 
  
Die Namen der jüdischen Familien in Usingen waren u.a. Baum, Gutenstein, Hirsch, Hirschberg, Lilienstein, Oppenheimer, Rosenberg, Rosenthal, Stern. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden von jüdischen Personen mehrere Handlungen und Geschäfte am Ort eröffnet. Es gehörten jüdischen Gewerbetreibenden in der Folgezeit: zwei Kaufhäuser (Baum, Lilienstein), ein Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäft (Familie Hirsch in der Obergasse, siehe Anzeige von 1884 unten), eine Apfelweinkelterei, Likörfabrik und Weingroßhandlung (Familie Rosenberg, de Apfelweinvorräte wurden im Keller des "Goldschmidthauses" am Schlossplatz gelagert, siehe Anzeige von 1890 unten), eine Landesproduktenhandlung (Lilienstein), zwei Viehhandlungen (Rosenthal, Stern), ein Metzger (Gutenstein).    
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden zunächst auf dem jüdischen Friedhof in Grävenwiesbach, nach 1884 auf dem damals neu angelegten jüdischen Friedhof in Usingen beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Allerdings war erst ab etwa 1890 Usingen Sitz eines Lehrers, davor wohnte der Lehrer für die Gemeinden der Umgebung in Wehrheim (von 1842 bis 1852 Lehrer Samuel Emden; vgl. auch unten das Engagement von Lehrer M. Goldschmidt für die verarmte Familie in Eschbach 1883/84). Als Lehrer war in Usingen von 1892 bis 1938 tätig: Gustav Blum (1908 auf einer Lehrerkonferenz im Limburg genannt). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Weilburg beziehungsweise später Bad Ems - Weilburg. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: aus Usingen Paul Gutenstein (geb. 30.7.1898 in Usingen, gef. 1.9.1918) und Unteroffizier Emil Hirsch (geb. 26.7.1879 in Usingen, gef. 18.4.1917), aus Eschbach Adolf Simon (geb. 3.12.1896 in Eschbach, vor 1914 in Landau, Pfalz wohnhaft, gef. 9.4.1917). Der spätere erste Gemeindevorsitzende Moritz Rosenberg war im Ersten Weltkrieg als Offizier eingesetzt und wurde mit dem EK I ausgezeichnet. Die Namen der jüdischen Gefallenen wurden nach 1933 vom Ehrenmal entfernt; nach 1945 wurden die Namen wieder in den Stein gemeißelt.           
     
Um 1924, als in der Stadt 77 jüdische Personen lebten (4,0 % von insgesamt 1.956), waren die Gemeindevorsteher die Herren Baum und Hirsch. Als Lehrer und Kantor war der bereits genannte Gustav Blum tätig. An jüdischen Vereinen gab es u.a. einen Unterstützungsverein (Chewroth, 1924 unter Leitung von Jos. Lilienstein mit 15 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Otto Lilienstein; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger), eine Ortsgruppe des "Central-Vereins" (1932 unter Leitung von Julius Hirsch) und einen "Verein zur Abwehr des Antisemitismus" (1932 unter Leitung von Julius Hirsch). Zur jüdischen Gemeinde gehörten neben den bereits genannten Orten Eschbach und Grävenwiesbach inzwischen auch die in Schmitten lebenden jüdischen Personen. 1932 waren die Gemeindevorsteher Moritz Rosenberg (1. Vors.), Julius Hirsch (2. Vors.), Leopold Stern (3. Vors.). Im Schuljahr 1931/32 unterrichtete Lehrer Gustav Blum 13 Kinder in Religion.      
 
1933 lebten 71 jüdische Personen in Usingen; insgesamt gehörten zur jüdischen Gemeinde (mit den in Eschbach, Grävenwiesbach, Schmitten, Anspach und Rod am Berg lebenden Gemeindegliedern) 120 Personen. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Einwohner auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bis 1938 sind 31 jüdische Einwohner aus Usingen verzogen, 28 sind ausgewandert (20 in die USA, sieben nach Frankreich, eine Person nach Palästina), sieben Personen sind noch am Ort verstorben. Beim Novemberpogrom 1938 brachen SA-Leute und aufgestachelte Jugendliche gewaltsam in die Häuser jüdischer Familien ein und verwüsteten die Wohnungen; die noch vorhandenen jüdischen Geschäfte (u.a. von Julius Hirsch) wurden geplündert. Die jüdischen Einwohner wurden buchstäblich aus dem Ort geprügelt.    
     
Von den in Usingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Rosa Baum geb. Gutenstein (1875), Helma Blumenfeld geb. Lilienstein (1887), Walter Briefwechsler (1930), Ida Adele Frühauf geb. Blum (1894), Aaron Adolf Gutenstein (1864), Alfred Gutenstein (1888), Emil Gutenstein (1890), Gustav Gutenstein (1891), Sofie Gutenstein (1894), Lina Herz geb. Gutenstein (1888), Julius Lilienstein (1884), Otto Lilienstein (1891), Robert Lilienstein (1922), Cäcilie May geb. Rosenberg (1892), Hermann Oppenheimer (1878), Karl Rosenberg (1882), Willy Rosenberg (1884), Betti Simon geb. Fuld (1901), Hans Simon (1926), Herbert Simon (1923), Berthold Stern (1900), Kurt Eli Stern (1933).  
   
Seit 1992 befindet sich vor der ehemaligen reformierten Kirche (Alter Marktplatz 23) ein Gedenkstein mit der Inschrift: "Zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger, die unter der Diktatur in Deutschland von 1933-1945 umkamen."      
   
Aus Eschbach sind umgekommen: Johanna Simon geb. Mayer (1887), Lieselotte Simon (1921), Moritz Simon (1877), Walter Simon (1915; im Alter von 24 Jahren im KZ Buchenwald am 13.1.1939 ermordet). 
Aus Grävenwiesbach sind umgekommen: Isidor Lilienstein (1876), Siegmund Strauß (1886).         
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1871 und 1892   

Usingen Israelit 20121871.jpg (38684 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1871: "Lehrer-Gesuch
In den Gemeinden Wehrheim und Usingen (Nassau) ist die Stelle eines israelitischen Religionslehrers vakant. Fixer Gehalt 300 Gulden nebst circa 100 Gulden Nebenakzidenzien inklusive Vorbeterlohn.  
Die Stelle kann sofort besetzt werden und wollen sich Bewerber innerhalb 4 Wochen an den Unterzeichneten wenden. 
Wehrheim, den 1. Dezember 1871. Alex Hirsch, Kultusvorsteher".    
  
Usingen Israelit 08061892.jpg (34709 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1892: "Die Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schochets der Kultusgemeinde Usingen (Hessen-Nassau) mit drei Filialorten soll per 1. Juli neu besetzt werden. Gehalt einschließlich Nebeneinkommen ca. 1.100 Mark. Offerten erbeten an den 
Vorsteher Z. Rosenberg, Usingen".      
  
Usingen Israelit 21071892.jpg (49577 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1892: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schochets in der israelitischen Gemeinde Usingen (Nassau) mit drei Filialorten ist neu zu besetzen. Gehalt inklusive Nebeneinkommen 1.100 Mark.   
Für jüngere Lehrer, die sich weiter ausbilden wollen, bietet das hiesige Lehrer-Seminar beste Gelegenheit. 
Reflektanten beliebten ihre Offerten mit Zeugnissen einzusenden an den Kultusvorsteher Z. Rosenberg, Usingen."       

    
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben   

Engagement der Eschbacher Juden Moses Rosenberg und Salomon Hirschberg aus Eschbach im Blick auf die rechtliche Gleichstellung (1843)  

Eschbach AZJ 07081843a.jpg (196664 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1843: "Aus dem Herzogtum Nassau, 17. Juli (Frankfurter Journal). Während vieler Orten sich Stimmen zu Gunsten Israels erheben, verdienst in diesem Blatte nicht unerwähnt gelassen zu werden, dass auch in Nassau's Landen unter den Israeliten der Wunsch nach bürgerlicher Gleichstellung der Juden rege geworden ist. Folgender Vorgang hat die nähere Veranlassung zu dieser Aufregung gegeben. Schon früher, durch das höchste Edikt vom 18. Juni 1841, teilweise aus ihren bisherigen Steuerverhältnissen herausgehoben und unter Aufhebung des herkömmlichen Schutzgeldes in den Staatsabgaben den christlichen Landesuntertanen völlig gleichgestellt, waren die Israeliten des Herzogtums durch eine neuere hohe Regiminalverfügung vom 18. Januar dieses Jahres, unter Aufhebung des zu den Gemeindekassen zu bezahlenden sogenannten Beisassengeldes, auch zu den Gemeindesteuerergebungen beitragspflichtig erkannt und ihnen die weitere Verbindlichkeit der Teilnahme bei allen Gemeindefronden neu auferlegt worden, unter der Bewilligung, dass sie nun auch alle Gemeindenutzungen mitgenießen sollten außer Losholz, wo sie es nicht schon früher gehabt, und Geldverteilungen aus den Gemeindekassen und unentgeltlicher Benutzung von Gemeindeallmenden, welche zur Verteilung kommen. Da die Gemeindefronden insbesondere beim Wegbau und zu Waldkulturen sehr bedeutend sind, so sind die Israeliten des Herzogtums durch jene nur in Hinsicht der Staats- und Gemeindelasten sie den christlichen Untertanen gleichstellende Regiminalverfügung offenbar im Nachteil und wahrhaft bedrückt, wenn sie nicht auch an allen Gemeindenutzungen und namentlich am Losholz teilnehmen sollen. Die Israeliten Moses Rosenberg und Salomon Hirschberg zu Eschbach, Amts Usingen, sich der Sache ihres Volks annehmend, haben darum in einer unterm 26. März dieses Jahres höchsten Orts eingegebenen Vorstellung Seine Herzogliche Durchlaucht untertänigst gebeten: 'Durch einen Akt höchster Gnade und hochherziger Gesinnung die Verhältnisse der Juden in Höchstdero Landen allergnädigst dahin verbessern zu wollen, dass ihnen völlige bürgerliche Gleichstellung mit den christlichen Landesuntertanen und mit ihrer Verbindlichkeit des Beitrags zu allen Gemeindelasten auch der      
Eschbach AZJ 07081843b.jpg (197065 Byte) unbeschränkte Bezug aller Gemeindenutzungen und namentlich des Losholzes verliehen werde.' Und hierauf auf die bürgerliche Gleichstellung der Israeliten im Allgemeinen übergehend, haben beide Supplikanten nachstehende, auch anderwärts beherzigenswerte Worte zur höchsten Kenntnis Seiner Durchlaucht gebracht: 'Nicht wir untertänigste Supplikanten allein lassen unsere Wünsche um Verbesserung der Zustände Israels vor den erhabenen Fürstenstuhl Eurer Herzoglichen Durchlaucht gelangen; auch die Israeliten anderer Gemeinden des Herzogtums, hoffen wir, werden gleiche Wünsche und gleiche untertänigste Bitte vor Eurer Durchlaucht oder Höchstdero Behörden gelangen lassen. Ja, aller Orten der Erde, wo Israel seine Hütten aufgeschlagen, ja über den ganzen Erdenrund ist unter Israels Nachkommen das Streben zur Wiederaufrichtung Israels rege geworden und, begünstigt von der Teilnahme edler Herzen unter allen Nationen, die einstige und endliche Wiederaufrichtung unseres tiefgefallenen Volks so umso zuversichtlicher zu hoffen. Wohl ihrer noch viele vom Samen Israels bringen durch ihre Gesinnung, durch ihren Wandel keine Ehre ein in Israel. Sie gehören zu denen ihres Volks, die, wenn auch strenge an den Satzungen ihrer Väter haltend, durch den Wucher, dem sie sich ergeben, oder durch andere Bevorteilung ihrer Nebenmenschen, eine Schande ihres Geschlechts, eine Plage des Landes sind, worin sie geduldet werden. Aber nicht ihnen, die in Verstocktheit wandeln, nicht ihnen bürde man deshalbige Schuld auf. Denn ihre jetzige Verderbtheit ist einzig nur die Folge aller der Ungerechtigkeiten und Verfolgungen, aller der Schmacht, mit denen unser Volk Jahrhundert hindurch von seinen christlichen Mitmenschen überhäuft worden war. Stelle man nur Israels Geschlecht seinen christlichen Mitbürgern in Allem völlig gleich, verleihe man ihm eben die Rechte und Freiheiten, wie diese sie unverkümmert genießen: und ebenso treu wie die christlichen Untertanen werden auch Israels Nachkommen treu in ihren Pflichten gegen den Staat und seinen Fürsten erfunden werden. Und gewiss wird dann Israels Geschlecht auch seine alten Vorurteile stets mehr aufgeben und in Ausübung edlen Gemeinsinnes und jeglicher bürgerlichen Tugend, wie sie nur von christlichen Staatsbürgern bezeiget werden, sich auszuzeichnen streben. Denn ist     
Eschbach AZJ 07081843c.jpg (123382 Byte)nicht jetzt schon in Eurer Durchlaucht Landen die Mehrzahl der Juden durch bürgerliche Tugenden ausgezeichnet, wie sie in eben dem Maße nicht bei den christlichen Untertanen so allgemein erfunden werden? Sind die Juden nicht fast durchgängig tätig, erwerbsam, sparsam, nüchtern, ihre Eltern ehrend und selbst sogar in vielem Bezug sittlicher, wie nicht so durchgängig die Christen der verschiedenen Konfessionen? Und welches Volk ist unser allen es betroffenen Verfolgungen dem Gesetze seines Gottes mit größerer Treue anhänglich geblieben, als das der Juden? Da aber, wo ein Volk noch solche Vorzüge besitz, da sollte es der Verbesserung seines bürgerlichen Zustandes jedenfalls nicht länger für unreif oder gar für unwürdig erachtet, und, anstatt es von seinem Falle aufzurichten, durch hohe Verfügungen, wie die erwähnte Regiminalverfügung, in seinem abgesonderten Verhältnis noch länger erhalten werden. Und zutrauensvoll hoffen wir daher von Eurer Herzoglichen Durchlaucht gnädige Willfahrung unserer untertänigsten Bitte und verharren in tiefster Ehrfurcht.' - Eine höchste Entschließung auf diese Eingabe ist zur Zeit noch nicht erfolgt, sie soll aber, gleichwie diese öffentliche Mitteilung, umso mehr zur allgemeinen Kenntnis durch Veröffentlichung in diesem Blatte gebracht werden, als von der anerkannten hochherzigen Gesinnung unseres hochgeehrten Herzogs nur gnädige Willfahrung der Wünsche Höchstdero israelitischen Landesuntertanen zu erwarten ist."    

   
Spendenaufrufe für eine in Not befindliche jüdische Familie in Eschbach (1883/84)  

Eschbach Israelit 03011884.jpg (131706 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom  3. Januar 1884: "Aufruf! (hebräisch und deutsch:) 'Heil dem Manne, der sich des Armen annimmt; am Tage des Unglücks rettet auch ihn der Herr!' 
In dem eine Stunde von hier gelegenen Eschbach wohnt eine jüdische Familie, deren seitheriger Ernährer durch eine Krankheit geistesschwach, und dessen einziger, verheirateter Sohn, der im Vereine mit dem Vater die ganze Familie stets ehrenhaft ernährte, durch eine nötig gewordene Operation schwer krank danieder liegt und noch lange, lange Zeit arbeitsunfähig sein wird. Das unbedeutende Vermögen ist durch die Schicksalsschläge nach und nach aus freien Stücken verkauft worden, da die Schwerheimgesuchten im Vertrauen auf Gott immer besseren Zeiten entgegensahen, und darum ohne fremde Hilfe auszukommen wünschten. Leider hat sich diese Hoffnung nicht bestätigt und die Lage der unglücklichen Familie wird immer trostloser und trüber. Sollte ausreichende Hilfe nicht bald, ganz bald erscheinen, so steht die arme Schar am Rande des unabweisbaren Verderbens. Darum liebe Glaubensgenossen, helfet den Bedrängten, so es noch Zeit ist! 
Ich bin bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und solche an die unglückliche Familie zu besorgen!
Wehrheim bei Bad Homburg, 30. Dezember 1883. M. Goldschmidt, Lehrer.  
Obige Schilderung beruht auf der reinsten Wahrheit. 
Eschbach bei Usingen, 31. Dezember 1883. Der Bürgermeister: Schmidt.
Auch wir sind bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern. Die Expedition des 'Israelit'."        
 
Wehrheim Israelit 14071884.jpg (134248 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1884: "Wiederholter Hilferuf!  
Im Januar laufenden Jahres erlaubte ich mir, in Anbetracht einer unglücklichen jüdischen Familie, an das Zartgefühl Israels in diesem weitverbreiteten Blatte einen Ruf um Abhilfe des vorhandenen Notstandes zu erlassen, ohne dass jedoch mein Zweck noch Wunsch erreicht worden wäre, da die Gaben in gar zu kärglichem Maße flossen. Möge solches wohl seinen Grund darin haben, dass die Zeiten nicht sehr brillant, die Wohltätigkeit Israels jedoch ununterbrochen in Anspruch genommen wird. Dennoch aber kann ich nicht umhin, ohne für die Unglücklichen in Eschbach bei Usingen, wo der dereinstige Versorger des Hauses geistesschwach und zur Arbeit unfähig, und der einzige Sohn des Hauses an den Folgen einer Operation gestorben, wiederholt um Beistand und Hilfe zu rufen. Bitte, teure Glaubensgenossen, helfet auf einige Zeit ausreichend, und der liebe Gott Hilfe auch Euch in allen Lagen des Lebens. Gedenket der Gedrückten und sorget durch Einsendung milder Gaben, die ich ehestens an ihren Ort gelangen lassen werde, dafür, dass den armen Glaubensgenossen ein erträglicheres Los werde, als sie seither hatten. Den früheren Gebern wiederholten Dank, und an die bei der Sache Zurückgebliebenen den Wunsch um recht freudige Beteiligung.  
Wehrheim bei Bad Homburg, am 29. Juni 1884. M. Goldschmidt, Lehrer.  
Obige Angabe bescheinige als auf Wahrheit beruhend  
Eschbach bei Usingen, 29. Juni 1884.  Der Bürgermeister Schmidt
Wir sind bereit, weitere Gaben in Empfang zu nehmen und weiterzubefördern. Die Expedition des 'Israelit'."    

   
Erste Ergebnisse der Spendensammlung für die in Not geratene jüdische Familie (1884)     

Eschbach Israelit 24031884.jpg (100921 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1884: "Für die bedrängte israelitische Familie zu Eschbach bei Usingen, sind auf Aufruf in Nr. 1 des 'Israelit' beim Unterzeichneten wie folgt eingegangen: A. Friedmann, Malchow 1, H. Weiß, Nordenstadt 3, W. Oppenheimer, Usenborn 4, Gebr. Adler, Rüsselsheim 2, Anonym von Hanau 2, Kantor Cahn von Müllheim 3, Israelitischer Unterstützungsverein, Worms 4, ein alter Nassauer in Frankfurt am Main 10, Herz Kaufmann, Ladenburg 5, ungenannt von Helchingen (Hechingen?) 0,50, David Oppenheimer, Hattersheim 6, Künstler Burghaßloch 10 Mark. Indem ich den freundlichen Gebern für gesandte Gaben innigst dankte, bitte ich zugleich Alle, die an dem Schicksal der Schwerheimgesuchten teilnehmen, um Zusendung weiterer Gaben, da das herannahende hl. Pessachfest solches besonders wünschenswert erscheinen lässt. Wehrheim, am 2. Februar 1884. M. Goldschmidt, Lehrer."          

  
Gemeindebeschreibung von Usingen (1937!)   

Usingen GblIsrGF Juni1937 20.jpg (129352 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom Juni 1937 S. 20. "Usingen. 2000 Einwohner, 50 jüdische Seelen. - Usingen erhielt 1466 Stadtrechte und ist damit die jüngste Stadt des deutschen Mittelalters. Lebendige Entwicklung ist erst merkbar, seit Walrad von Nassau-Usingen es zur Residenz machte, 1660 das Schloss erbaute, den Hofgarten und die Neustadt als Hugenottenkolonie anlegte. Neuer Rückgang, als Fürst Karl die Regierung nach Wiesbaden und die Residenz nach Biebrich verlegte. Auch das paritätische Lehrerseminar, an dem auch eine Reihe jüdischer Lehrer seine Ausbildung empfing, ist verlegt. - Die Juden im Gebiete Nassau-Usingen unterliegen im allgemeinen den Gesetzen wie die anderer nassauischer Gebiete. Kleine Nuancen: 1844 wird den Rabbinern des Gebietes das Prädikat 'Ehrwürden' amtlich zugebilligt. Seit demselben Jahr allgemeine Wehrpflicht auch für Juden. 1852 erscheint die neue 'Synagogen- und Kultusordnung', aber erst 1861 wird der mittelalterliche Judeneid vor Gericht abgeschafft! Die jüdische Gemeinde der Stadt ist erst seit etwa 1890 Lehrersitz (vorher saß der Lehrer des Bezirks in Wehrheim). Fast diese ganze Zeit hindurch lehrt und wirkt hier und in der ganzen Umgebung in Treue Lehrer Gustav Blum. Seine Gemeinde hat um 1900 ca. 70, 1909 96, 1913 88, 1937 50 Seelen, darunter zwei schulpflichtige und zwei jüngere Kinder. Die Synagoge in der Glaubergasse ist 1885/86 erbaut, hat etwa 60 Plätze, einige alte Torarollen, deren Herkunft und Alter aber nicht festzustellen sind, und eine Gedenktafel für die drei Gefallenen der Gemeinde. Der Friedhof links der Straße nach Oberlauken, 20 Minuten von Usingen. - In der Nähe Reste zum Teil alter Judensiedlungen, alle auf schönen Wegen zu erreichen. Kransberg, früher Cranichsberg, wo schon 1346 Jakob von Cranichsberg als Geldverleihen erscheint, und wo jetzt noch vier Familien mit neun Seelen, darunter zwei Kinder wohnen. Eschbach, zwei Familien mit sechs Seelen. Grävenwiesbach mit sieben Seelen, zwei Stunden nordwestlich von Usingen. Noch weitere 1 1/2 Stunden südwestlich von Grävenwiesbach der nach Wolfenhausen führende sehr alte und einsame Judenpfad. - Wie wandern von Usingen südwestlich in zwei Stunden nach Anspach: 2030 Einwohner. Die hiesigen Juden bildeten einst..."     

   
   
Berichte zu einzelnen Personen/Familien aus der jüdischen Gemeinde  
92. Geburtstag von Wolf Lilienstein (1911) 
   

Usingen FrfIsrFambl 17111911.jpg (13095 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. November 1911: "Usingen. Der hiesige Einwohner Wolf Lilienstein feierte den 92. Geburtstag."    

        
Über den in Usingen geborenen Rechtswissenschafter Gerald Gunther (geb. Günther Gutenstein, 1927-2002) 

Gerald Gunther 010.jpg (57086 Byte)Günther Gutenstein - später Gerald Gunther - ist am 26. Mai 1927 in Usingen geboren. Seine Vater konnte mit der Familie Anfang November 1939 in die USA emigrieren, wo Gerald Rechtswissenschaft studierte (Brooklyn College, Columbia University sowie Harvard Law School). Nach Beendigung des Studiums war er zwei Jahre beim höchsten amerikanischen Gerichtshof tätig (US Supreme court). Er war von 1956 bis 1962 als Professor (für Verfassungsrecht) an der Columbia University New York und danach Professor an der Stanfort University California.  Gunter war langjähriger Schriftleiter der "Harvard Law Review". Er starb am 30. Juli 2002.   Nachruf auf ihn in "Proceedings of the American Philosophical Society Vol. 148 No. 4 December 2004" (pdf-Datei, von hier auch das Foto).    
Hinweis: Biographie in den Stanford News Services:  "Gerald Gunther, who was born in Germany, came to the United States in 1938 at age 11. He earned academic degrees from Brooklyn College (A.B. 1949), Columbia University (M.A. 1950) and Harvard Law School (LL.B. 1953), where he was note editor of the Harvard Law Review. Gunther's 1953-54 clerkship with Judge Hand was followed by a 1954-55 clerkship at the U.S. Supreme Court with Chief Justice Earl Warren. Gunther served on the law faculty of Columbia University from 1956 to 1962, when he joined the Stanford faculty. He has been the William Nelson Cromwell Professor of Law since 1972." 
 
Gunther_180.jpg (67031 Byte)Nachrufe auf Gerald Gunther u.a. auch in "Stanford Report" vom 1. August 2002 und in der "New York Times" vom 1. August 2002.    
Im Artikel des "Stanford Report" werden auch genannt: Gunthers Frau Barbara sowie die Söhne Daniel Gunther (San Francisco) und Andrew Gunther (Santa Cruz) sowie der Bruder Herbert Gutenstein (Riverdale, N.Y.). 

     
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes Emanuel Hirsch (1884)   

Usingen Israelit 10031884.jpg (23164 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1884: "Für mein Sabbat und Feiertage geschlossenes Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suche einen Lehrling mit guter Handschrift. 
Emanuel Hirsch, Usingen."      

  
Lehrlingsgesuche der Weinhandlung und Likörfabrik Z. Rosenberg & Söhne (1890)   

Usingen Israelit 12051890.jpg (38679 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Mai 1890: "Lehrlings-Gesuch
Wir suchen zum sofortigen Eintritt für unsere Weinhandlung und Liqueurfabrik einen mit den nötigen Schulkenntnissen versehenen Lehrling, dem [wir] unter günstigen Bedingungen Kost und Logis im Hause gewähren. 
Z. Rosenberg & Söhne, Usingen."       
    
Usingen Israelit 25121890.jpg (32578 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Dezember 1890: "Wir suchen per 1. Januar für unsere Weinhandlung und Liqueur-Fabrik einen Lehrling unter günstigen Bedingungen. Kost und Logis im Hause. 
Z. Rosenberg & Söhne
, Usingen."    

    
Anzeige des Manufakturwaren-, Konfektions-, Möbel- und Bettengeschäftes Raphael Baum (1903)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1903: 
"Suche zum sofortigen Eintritt einen Lehrling mit guten Schulzeugnissen bei freier Station. 
Raphael Baum, Usingen
Manufakturwaren, Konfektion, Möbel und Betten."       

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge   
      
Eine Synagoge war in Usingen bereits Anfang des 19. Jahrhunderts vorhanden, wobei es sich vermutlich um einen Betraum in einem der jüdischen Wohnhäuser gehandelt hat. 1852 wurde eine neue Synagogen- und Kultusordnung erlassen. 1877 war die Synagoge in einem so baufälligen Zustand, dass sie nicht mehr renoviert werden konnte. 
  
1885/86 wurde ein neues Synagogengebäude erricht. Dazu hatte die Gemeinde eine ehemalige Scheune erworben, die zu einem Synagoge umgebaut werden konnte. Im Gebäude gab es 40 Plätze für Männer und 18 für Frauen. Die Gemeindeglieder in Anspach und Rod am Berg hatten einen eigenen Betraum.
     
Einige Jahre später gab es Pläne für einen Neubau einer Synagoge, die jedoch nicht verwirklicht wurden:   
     
Plan für einen Synagogenneubau (1900)   

Usingen Israelit 22021900.jpg (16988 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1900: "Usingen. Die hiesige israelitische Gemeinde will in der Nähe des 'Hoheberg' eine neue Synagoge bauen lassen, da die Raumverhältnisse der alten sich als unzulänglich erweisen." 

Etwa 50 Jahre war die Usinger Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort.  
    
Nachdem im September 1938 die Fenster der Synagoge eingeschlagen und die Inneneinrichtung verwüstet worden waren, wurde die Synagoge von den noch in der Stadt lebenden jüdischen Personen aufgegeben. Am 5. November 1938 wurde das Gebäude durch den letzten Gemeindevorsteher Julius Hirsch verkauft. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude nicht angezündet, da man die Gefahr eines Ausweitens eines Brandes innerhalb des engen Gässchens befürchtete. Die neuen Besitzer bauten das Synagogengebäude zu einem Wohnhaus um. 
   
Auch nach 1945 blieb das Gebäude erhalten, wurde aber durch verschiedene Umbauten als ehemalige Synagoge unkenntlich gemacht. 1965 wurden zwei Inschriften - Teile des Toraschreines - in einem Schutthaufen gefunden (Angabe bei Arnsberg).  
   
Am Grundstückseingang des im Hinterhof liegenden Synagogengebäudes befindet sich seit September 1991 eine Gedenktafel mit der Inschrift: "In diesem Gebäude befand sich vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1938 die Synagoge der Usinger Juden".    
   
   
Adresse/Standort der Synagoge            Klaubergasse 8     
    
    
Fotos
(Quelle: Innenaufnahmen aus Arnsberg, Bilder S. 192; Fotos 1982/85 aus Altaras s.Lit.; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 8.4.2010)  

Historische Innenaufnahmen 
der Synagoge 
Usingen Synagoge 120.jpg (36125 Byte) Usingen Synagoge 121.jpg (34058 Byte)
    Blick zum Toraschrein 
über den Tora-Lesepult  
Blick zur Frauenempore; erkennbar ist der 
schöne Kronleuchter des Betsaales 
        
Nach 1945   Usingen Synagoge 140.jpg (56878 Byte) Usingen Synagoge 141.jpg (60061 Byte)
   Das Gebäude im März 1982: erkennbar 
am Ostgiebel das Rundfenster (früher 
über dem Toraschrein siehe Foto oben)
 
Nach einem Umbau ist auch das Rundfenster
 am Ostgiebel verschwunden - die baulichen
 Erinnerungen sind vollkommen beseitigt 
(Foto vom September 1985) 
           
 Das ehemalige Synagogengebäude und die Gedenktafel im Frühjahr 2010    
Usingen Synagoge 472.jpg (84090 Byte) Usingen Synagoge 471.jpg (87605 Byte) Usingen Synagoge 471a.jpg (107719 Byte)
Rechts das 
ehemalige Synagogengebäude  
Gedenktafel mit Inschrift: "In diesem Gebäude befand sich von Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1938 die Synagoge der Usinger Juden.
 In Erinnerung an unsere jüdischen Mitbürger - der Magistrat der Stadt Usingen" 
(Hinweis: beim Foto rechts ist durch Bildbearbeitung die Inschrift besser lesbar gemacht)  
 
     
     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

September 2012: Auf den Spuren der jüdischen Geschichte   
Artikel im "Usinger Anzeiger" vom 17. September 2012: "Kein Jude kam nach dem Krieg wieder zurück nach Usingen 
USINGEN. Stephan Kolb zeigt auf Einladung der Usinger SPD Spuren jüdischen Lebens in der Stadt

(cju). Spuren jüdischen Lebens in der ehemaligen Kreisstadt finden - das Anliegen des SPD-Ortsvereins stieß auf lebhaftes Interesse. Rund 30 Gäste waren gekommen, um sich von Stephan Kolb, ehemaliger Lehrer an der Christian-Wirth-Schule und Autor des Buches 'Die Juden von Usingen', sachkundig durch den Kern der Innenstadt führen zu lassen..."  
Link zum Artikel:  Kein Jude kam nach dem Krieg wieder zurück nach Usingen (Usinger Anzeiger, 17.09.2012)  
Weiterer Artikel von Matthias Pieren in der "Taunus-Zeitung" vom 16. September 2012: "Auf den Spuren der Usinger Juden"  
Link zum Artikel     
 
März 2016: Erste Verlegung von "Stolpersteinen" in Usingen 
Anmerkung: es wurden 13 "Stolpersteine" in der Stadt verlegt. Angestoßen worden war die Aktion von Projekt- und Unterrichtsgruppen der Christian-Wirth-Schule und der Konrad-Lorenz-Schule, die sich auch mit der Lebensgeschichte der jüdischen Einwohner Usingens gefassten, die in der NS-Zeit vertrieben wurden. Dazu wurde auch eine Broschüre erstellt.  
 
März / Mai 2017: Zur zweiten Verlegung von "Stolpersteinen" in Usingen 
Artikel von Constanze Urbano im "Usinger Anzeiger" vom 28. März 2017: "Ein wichtiges Zeichen gegen Rechtspopulismus.
USINGEN
. Erwartungsgemäß hat das Stadtparlament in seiner Sitzung am Montagabend das vom Arbeitskreis Stolpersteine beantragte Verlegen weiterer Gedenksteine für die einst in Usingen lebenden jüdischen Bürger einstimmig befürwortet. Die Finanzierung wird über Sponsoring und Patenschaften erfolgen..."
Link zum Artikel        
Artikel von Matthias Pieren in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 12. Mai 2017: "Verlegung neuer Stolpersteine. Schicksale Usinger Juden: "Das lässt einen nicht kalt"
Anfang vergangenen Jahres wurden erstmals Stolpersteine in Usingen verlegt. In der nächsten Woche wird mit weiteren Pflastersteinen dem Lebensweg und Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürger gedacht, die während der NS-Zeit aus Usingen vertrieben oder ermordet wurden. Eleonore und Oliver Marshall werden in einer Woche aus ihrer Heimat in den USA in den Geburtsort ihrer Mutter reisen. Liselotte Rosenberg lebte in den 1930er Jahren mit ihren Eltern im heutigen Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde am Fuße der Laurentiuskirche. 'Liselotte wurde eines Tages von anderen Jugendlichen mit Steinen beworfen und beschimpft, weil sie Jüdin war. Sie wurde dabei schwer verletzt', berichtet die 16-jährige Maxine. 'Danach wurde sie von ihren Eltern in die Schweiz in eine Klinik geschickt, in der sie wegen einer chronischen Erkrankung schon einmal behandelt wurde. Sie blieb bis nach dem Krieg in der Schweiz.' Ein Ereignis, das den ganz normalen Alltag jüdischer Familien in Usingen noch vor der Reichspogromnacht beschreibt. 'Wenn man heute liest, was Usinger Jugendliche seinerzeit getan haben und was jüdische Jugendliche in Usingen erdulden mussten, dann wird man sehr nachdenklich', beschreibt Lena ihre Empfindungen. Die beiden Schülerinnen aus der 10N1 der Christian-Wirth-Schule haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten im Rahmen der AG Stolpersteine an ihrer Schule intensiv mit dem Lebensweg und Schicksal der in den 1930er Jahren in Usingen lebenden Juden beschäftigt. Insgesamt sechs Schüler aus der 10N1 und eine Schülerin aus der Oberstufe wollten unbedingt mehr über die Ereignisse während der NS-Zeit wissen als im offiziellen Lehrplan steht. Sie haben sich seit Februar regelmäßig mit CWS-Lehrerin Dr. Mirjam Andres getroffen und sich mit geschichtlichen Dokumenten und Quellen aus Usingen in Zeiten des Nazi-Regimes auseinandergesetzt. Neben der Geschichtslehrerin sind der ehemalige KLS-Lehrer Hannes Schiller sowie Birgit Hahn und Pfarrerin Gundula Guist beim Projekt federführend. Neben der persönlichen Auseinandersetzung der Jugendlichen mit der deutschen Geschichte vor nunmehr 80 Jahren ermöglichten sie die Verlegung weiterer zwölf Pflastersteine in Usingen. 'Im normalen Geschichtsunterricht lernt man immer nur Fakten oder man hört etwas von Anne Frank', sagt Jasmin. 'Das, was wir aus den Büchern sowie Schrift- und Bilddokumenten aus Usingen erfahren haben, ist hingegen so unglaublich lebendig. Das lässt einen nicht kalt. Da kann man sich nicht wie bei einem Film zurücklehnen und abschalten.' Für Raoul ist es auch etwas Besonderes, dass die Schüler die vom ehemaligen CWS-Geschichtslehrer Stephan Kolb in einem Buch ('Die Juden aus Usingen') zusammengefassten Forschungsergebnisse als Grundlage nehmen können. 'Die Eltern von Liselotte Rosenberg sind 1937 in die USA geflohen, wo sie nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Tochter wieder getroffen haben', berichtet Maxine. 'Das ist wirklich etwas Besonderes, dass ihre in den USA geborenen Nachfahren nun zur Verlegung der Stolpersteine vor dem Wohnhaus ihrer Mutter in deren Heimatstadt zurückkehren.'"
Link zum Artikel 
 
Oktober 2018: Dritte Verlegung von "Stolpersteinen" in Usingen 
Artikel von Dorit Lohrmann in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 22. Oktober 2018: "Erinnerung. 16 Stolpersteile in Usingen verlegt
Wer durch die Stadt läuft, stolpert mitunter über kleine goldene Plaketten im grauen Pflaster des Bürgersteigs. Seit Samstag gibt’s von ihnen noch mehr. Es sind Steine, die an Menschen erinnern sollen – Stolpersteine...  Es war das dritte Mal, dass sich die Arbeitsgruppe Stolpersteine aufmachte, um in der Stadt jene goldenen und mit Namen versehenen Pflastersteine vor solche Häuser zu setzen, in denen früher Juden gewohnt hatten. Hoffentlich an den richtigen Adressen, denn bei manchen Hausnummern habe es durchaus Schwierigkeiten gegeben, die betreffenden Häuser ausfindig zu machen, räumte Mirjam Andres ein. Die geschichtskundige Gymnasiallehrerin an der Christian-Wirth-Schule hatte maßgeblich die Namen derer recherchiert, um die es am Samstag ging. Über 16 Namen war Andres im Verlauf ihrer Nachforschungen gestolpert, die nun als Stolpersteine in die Gehwege vor den jeweiligen Häusern eingelassen wurden. 'Wir möchten mit diesem Projekt an die jüdischen Mitbürger erinnern, die aufgrund der Menschen verachtenden Ideologie der Nationalsozialisten und ohne eigenes Verschulden rechtlos wurden', begründete Mirjam Andres in ihrer Ansprache die Aktion. 'Wir wollen damit unseren Respekt ausdrücken, um ihnen wenigstens einen Teil ihrer Würde zurückzugeben.' Das Projekt war vor vier Jahren ins Leben gerufen und von der Stadt Usingen, den Schulen und vielen einzelnen Bürgern durch Spenden und Teilnahme unterstützt worden. Andres sprach besonders jenen Eltern ihren Dank aus, die ihre Kinder an dem Bildungsprojekt 'Kultur macht stark' hatten teilnehmen lassen. Im Rahmen dieses Projekts des Bundesministeriums für Bildung hatte die Schriftstellerin Ursula Flacke unter dem Motto 'Jeder ist anders, und das ist gut so' den Kindern eine Schreibwerkstatt angeboten. Darin griff sie die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft auf und beleuchtete mit den Kindern die Geschehnisse in Usingen aus verschiedenen Blickwinkeln. 'Dabei sind ganz tolle Texte entstanden', sagte Flacke am Samstag anlässlich der Stolperstein-Verlegung. Einige Auszüge, die sie schon an Ort und Stelle verlas, deuteten bereits an, in welche Tiefen die Schüler in der Schreibwerkstatt vorgedrungen waren. Josefines Beitrag setzte dem die Krone auf. Das komplette Ergebnis erscheint als Buch, das am 3. November in der Hugenottenkirche vorgestellt wird. Während der Erfinder der goldenen Pflastersteine, der Kölner Künstler Gunter Demnig, die Stolpersteine kunst- und fachgerecht verlegte, begleiteten Ursula Flacke und Manfred Kling die Aktion mit einem jüdischen Lied. Jetzt erinnern die goldenen Inschriften vor dem Haus Bahnhofstraße 20 an den in Auschwitz ermordeten Otto Lilienstein und seine nach Frankreich geflohene Ehefrau Hilde. Vor der Bahnhofstraße 18 wird der Familie Alfred, Dina, Ernst Günther, Helga und Eva Lilienstein gedacht, denen die Flucht das Leben gerettet hatte. Julius und Lilli Hirsch betrieben ein Modegeschäft in der Obergasse 5 (heute Schlosspassage), von wo aus sie nach Plünderungen und Überfällen mit ihren Kindern Kurt und Paul die Flucht angetreten hatten. Hedwig Weil, eine Verwandte, wurde nach Polen verschleppt und ermordet. Ebenfalls unfreiwillig zur Flucht gezwungen sahen sich Karl und Alice Rosenthal und ihre Kinder Richard und Cäcilie. Der Kaufmann hatte in der Obergasse 11 das Möbelgeschäft seines Schwiegervaters betrieben, zu dessen Verkauf er gewaltsam gezwungen wurde. Später zog dort das Textilhaus Schäfer ein."   
Link zum Artikel 
 
November 2019: Jährliche Reinigung der "Stolpersteine" durch Mitglieder der SPD   
Pressemitteilung vom 27. November 2019: " Reinigung der Stolpersteine.
USINGEN - Wie jedes Jahr wird die Usinger SPD die Stolpersteine in einer gemeinsamen Aktion mit interessierten Bürgern reinigen. Treffpunkt ist vor dem Goldschmidt-Haus in Usingen am Freitag, 29. November, um 15 Uhr. Weitere Mithelfer sind herzlich willkommen. Anschließend lädt die Usinger SPD die Mitwirkenden noch zu einem Glühwein auf dem Usinger Weihnachtsmarkt ein."
Link zur Pressemitteilung  
 
Januar 2020: Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag 
Artikel von C. Jung im "Usinger Anzeiger" vom 25. Januar 2020:  "Usingen gedenkt der Holocaust-Opfer
Die Stadt Usingen hat am Freitag in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit (GCJZ) und den Kirchen eine Gedenkfeier für die Opfer des NS-Regimes abgehalten.

USINGEN - 75 Jahre ist es her, dass das Vernichtungslager Auschwitz befreit wurde. Die Zahl der Zeitzeugen, die über die dort und anderswo verübten Gräueltaten der Nationalsozialisten berichten können, sinkt stetig. Die Erinnerung an den Holocaust aber muss bleiben - die Deutschen müssen sich ihrer Vergangenheit stellen. Deshalb hatte die Stadt Usingen in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit (GCJZ) und den Kirchen am Freitagabend zu einer Gedenkfeier eingeladen. Im evangelischen Gemeindehaus trafen sich etliche, die der Toten gedenken wollten. Umrahmt von Musik von Manfred Klink, der unter anderem das in einem Konzentrationslager entstandene Lied "Wir sind die Moorsoldaten" vortrug, war es eine würdige, eine ansprechende und eine mutmachende Veranstaltung. Letzteres vor allem deshalb, weil eine kleine Gruppe von Schülern der Christian-Wirth-Schule einen sehr interessant gemachten Beitrag zum Thema 'Leben' machten. Zwei der Schüler gaben an, dass sie das Ganze als ein 'schwieriges Thema' ansehen. Während Annika (17) sich dem Ganzen über ihr Mitgefühl nähert, hat Lukas (19) vor allem Bedenken wegen der rechtsradikalen Tendenzen, die in der Gesellschaft spürbar wären. Deshalb gelte es, aufmerksam zu bleiben und darauf zu achten, wie die Menschen miteinander umgehen. Stadtverordnetenvorsteher Gerhard Liese sprach davon, dass Deutschland die Erinnerung an das, was damals geschehen sei, im Gedenken halten müsse. Auch wenn jetzt viele argumentierten, sie seien damals nicht dabei gewesen. Vorkommnisse wie in Chemnitz machten sprachlos. Dabei müsse nicht nur dem Antisemitismus begegnet werden, sondern auch dem Fremdenhass und der Verrohung der Gesellschaft. 'Deutschland muss seiner Verantwortung gerecht werden', unterstrich Liese. Tibi Aldema von der GCJZ sprach ebenso davon, dass Juden, Sinti, Roma und andere verfolgt und ermordet worden seien. Die Frage, wo Gott da gewesen sei, stelle sich ihm natürlich angesichts des unermesslichen Leids. Aber es stelle sich auch die Frage 'Wo war der Mensch?' Denn diese hätten ja die Befehle befolgt, die erteilt wurden. Die Erinnerung wachzuhalten sei eine wichtige Sache - jetzt und in Zukunft. Das Geschehene dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Er betete dann auch noch auf hebräisch, was den Gästen ins Deutsche übersetzt wurde. Pfarrer Dr. Hans-Jörg Wahl und Annette Bieker sprachen einige Worte der Besinnung zur Versammlung. Wahl unterstrich dabei die Bedeutung, die die Stolpersteine für die ehemalige Residenzstadt hätten, denn auch sie sorgten dafür, dass die jüdischen Mitbürger von damals nicht ins Vergessen gerieten. Vor dem Beisammensein mit Tee und Gebäck im Gemeindehaus und einer Filmvorführung gingen alle zum Denkmal vor dem Rathaus, um dort an die Opfer zu denken. Auch hier betete Aldema für diese. Die Stadtpolizei stoppte den Berufsverkehr für einige Minuten und so lag eine mystische Ruhe über der Veranstaltung, die damit ein würdiges Ende fand."  
Link zum Artikel   
 
März 2020: Schüler-Projektarbeit zur nächsten Verlegung von "Stolpersteinen" in Usingen und Eschbach
Artikel von Constanze Urbano im "Usinger Anzeiger" vom 6. März 2020: "Stolpersteinprojekt von Usinger Grundschülern: "Wir sind nicht so!"
Projektarbeit mit Blick auf die kommende Verlegung von Stolpersteinen offenbart sehr nachdenkliche Grundschüler
ESCHBACH/USINGEN
. Rund 40 Schüler stellten der Presse in der Buchfinkenschule am Freitagvormittag die Ergebnisse ihrer Projektarbeit mit Blick auf die kommende Verlegung der Stolpersteine in der Kernstadt und im Stadtteil Eschbach vor. Dabei wurde deutlich, dass sich die Schüler sehr intensiv mit den Themen Krieg und Verfolgung in ihrer Heimat befasst hatten. Neben der Christian-Wirth-Schule und der Helmut-Schmidt-Schule waren in diesem Jahr erstmals Schüler der vierten Klassen der Buchfinkenschule am Projekt beteiligt. Dr. Mirjam Andres von der CWS, die die Projektarbeit vor Jahren angestoßen hatte, war nach guten Erfahrungen mit neun- und zehnjährigen Schülern in einer Schreibwerkstatt auf die Idee gekommen, nun auch die Grundschüler mit ins Boot zu nehmen. Im Rahmen dieser Schreibwerkstatt hatten die Kinder sich mit dem Thema 'Anders sein' auseinandergesetzt. Der Kontakt zur Buchfinkenschule entstand über den Verein Eschbacher Ortsgeschichte, der auch Materialien über eine jüdische Familie in Eschbach mit dem Namen Simon bereitgestellt hatte. Der Kaufmann und Viehhändler Moritz Simon und seine Frau Johanna wohnten mit ihren vier Kindern einst in der Kirchgasse 144 (heutige Anschrift: Usinger Straße 17). Sowohl die Eltern als auch drei der Kinder wurden vom Nazi-Regime in die Konzentrationslager Kauen-Litauen und Buchenwald deportiert und ermordet. Für sie werden am 16. Mai Stolpersteine verlegt. Die Buchfinkenschüler haben sich fünf Wochen lang sowohl mit dem Schicksal dieser Familie als auch mit Ausgrenzung und Verfolgung allgemein befasst. 'Wir waren anfangs etwas skeptisch, ob das Thema nicht zu grausam oder zu schwierig für die Kinder ist', berichten Rahel Dere und Kerstin Vollberg, die die vierten Klassen in Eschbach unterrichten. Umso mehr seien sie schon nach kurzer Zeit beeindruckt gewesen, wie intensiv sich ihre Schüler damit beschäftigten. Auch hätten sie vorher schon vieles gewusst, etwa, dass es KZs gegeben hat und dass Menschen dort vergast wurden. Die Lehrerinnen inspirierten die Kinder, ihren Gefühlen angesichts dieser Tatsachen auf verschiedene, kreative Weise Ausdruck zu verleihen. Den Kindern war es wichtig, zu zeigen, wie sich die verfolgten Menschen ihrerseits gefühlt haben müssen. Es entstanden Knetmännchen mit verzweifelten Mienen und die Schüler schnitten Tränen aus Pappe aus, in die sie ihre Gedanken hineinschrieben, oft mit einem Fragezeichen versehen: 'Manchmal werden Menschen ohne Grund von anderen umgebracht. Was hat das für einen Sinn?'. 'Hitler hat Menschen grundlos getötet', ist an anderer Stelle zu lesen. Es ging aber auch um die heutige Zeit, darum, was den Grundschülern heute in ihrem eigenen Umfeld missfällt: 'Wenn man Leute auslacht, sich prügelt oder gemobbt wird', zählten die Kinder auf. Und ganz wichtig zum Schluss war des Thema Hoffnung, die Kinder schrieben auf, wie man Schlechtes wieder zum Besseren wenden kann, indem man sich versöhnt, nett ist, gerecht ist, andere tröstet, füreinander da ist, gemeinsam lacht und offen und ehrlich auf andere zugeht. Das Thema soll in den kommenden Jahren an der Buchfinkenschule beibehalten werden, zumal auch seitens der Eltern viel positive Resonanz kam, wie Kerstin Vollberg berichtet. Sehr beeindruckt sei sie zudem gewesen, als die Kinder nach den Morden von Hanau wieder auf sie zugekommen sind und ein Zeichen setzen wollten. Deshalb hängen nun viele gemalte Tauben in der Schule: 'Damit möchten wir zeigen, dass wir so nicht sind', unterstrichen die Schüler.
Die Projektarbeit aller Schüler aus Eschbach und Usingen wird Eingang in eine Broschüre finden, die demnächst erscheint."
Link zum Artikel   
 
Juni 2020: Die im März geplante Verlegung von "Stolpersteinen" wird verspätet durchgeführt 
Artikel von Christina Jung im "Usinger Anzeiger" vom 30. Juni 2020: "Weitere Stolpersteine erinnern in Usingen an vertriebene jüdische Mitbürger
Nachfahren der von den Nazis vertriebenen Familie Gutenstein haben in Usingen an der jüngsten Verlegung sogenannter Stolpersteine teilgenommen.

USINGEN. Eigentlich sollte die Verlegung der Stolpersteine bereits im Mai stattfinden, doch die Pandemie machte der vierten Aktion einen Strich durch die Rechnung. Gestern Vormittag haben nun die Organisatoren der Aktion 'Stolpersteine in Usingen' weitere goldfarbene Steine mit Namen von ehemaligen jüdischen Mitbürgern verlegt und diese in die Pflastersteine hineingesetzt. Miriam Andres und Birgit Hahn waren mit Schülern der Christian-Wirth-Schule in der Wirthstraße, wo vor der Hausnummer 8 sechs Stolpersteine verlegt und mit jeweils einer weißen Rose geschmückt wurden. Manfred Klink übernahm einmal mehr den musikalischen Teil dieser Veranstaltung, die die Organisatoren noch gerne vor den großen Ferien zu einem guten Ende hatten bringen wollen. Erinnert wurde an die Familie Gutenstein, die hier mit ihren drei Söhnen lebte und eine Metzgerei betrieb. 'Es waren Menschen, die sich in Usingen wohlfühlten und es zu einem kleinen Wohlstand gebracht hatten', so Andres in ihrer Rede. Usingen sei eine Hochburg der NSDAP gewesen und schon früh habe sich abgezeichnet, dass die jüdische Bevölkerung es schwer haben würde nach der Machtergreifung von Adolf Hitler im Januar 1933. Viele hätten es sich nicht leicht gemacht mit dem Gehen. Aus der gewohnten Umgebung, wo Freunde und Verwandte sowie der Broterwerb waren und alles so vertraut war. Zudem habe man oft nicht gewusst, wo es hingehen solle, ob das Land, welches man anvisiert habe, einen aufnehmen würde. 'Und vielen hat es auch schlicht und ergreifend am Geld gefehlt, denn es mussten hohe Abgaben bezahlt werden und es musste doch noch etwas übrig bleiben für den Neuanfang in der Fremde', skizzierte Andres die Probleme, die den in Usingen lebenden Juden wohl durch die Köpfe gingen.
Otto und Minna Gutenstein, die mit ihren Söhnen Herbert, Rudolf und Günther in der Wirthstraße wohnten, machten sich nach der Reichspogromnacht mit dem Gedanken vertraut, dass es 'ihr' Usingen so nicht mehr gibt, und traten den Weg ins Exil an. Sie gingen nach New York. Dort leben heute noch Nachkommen von ihnen. Leonie Theuerkauf hat den Kontakt nach Amerika hergestellt, nachdem sie nach Nachfahren der Familie Gutenstein im Internet gesucht hatte und dabei auch fündig wurde. Es entstand ein reger Gedankenaustausch zwischen den Nachkommen der Familie in Buffalo im Staate New York und Usingen. Diesem ist es auch geschuldet, dass Peter Gutenstein, ebenfalls ein Verwandter der emigrierten Familie, mit seiner Frau Sylvie nach Usingen gekommen ist. Der 82-Jährige lebt mit seiner Familie in Liechtenstein und ist trotz der Pandemie, die eine Reise der amerikanischen Verwandten verhinderte, in die ehemalige Residenzstadt gekommen. Er regte an, dass auch für Fritz Gutenstein, der ebenfalls in der Wirthstraße zuhause war, ein Stein verlegt wurde. Nach der Verlegung von insgesamt 15 neuen Stolpersteinen, darunter auch einige im Usinger Stadtteil Eschbach, gingen die Teilnehmer wieder nach Hause, im stillen Gedenken an jene, die einst hier gelebt haben und ihre Heimat nicht freiwillig verlassen haben. Die Stolpersteine werden zumeist für jüdische Mitbürger verlegt, die dem Nazi-Regime zum Opfer gefallen sind. Es wird aber auch an jene erinnert, die es schafften, sich vor dem unsäglichen Terror in Sicherheit zu bringen und sich in anderen Ländern neue Existenzen aufbauen konnten. Andres dankte nochmals den Eigentümern des Hauses, vor dem die Stolpersteine eingesetzt wurden, für deren Mitarbeit und Unterstützung; dies sei leider nicht selbstverständlich. Wer diese Aktion unterstützen möchte, kann eine Spende bei der NASPA auf das Konto DE 97 5105 0015 0304 0000 15 überweisen und den Verwendungszweck Debitor 2000025 Spende Stolpersteine angeben. Eine Spendenquittung gibt es ab einer Summe von 201 Euro von der Stadt. Darunter reicht der Überweisungsbeleg oder der Kontoauszug. Wer Fragen hat, kann sich an Birgit Hahn oder Miriam Andres wenden."
Link zum Artikel    
 
Juli 2020: Auch in Eschbach werden "Stolpersteine" verlegt 
Artikel im "Usinger Anzeiger" vom 10. Juli 2020: "Fünf Stolpersteine für die Familie von Moritz Simon in Eschbach verlegt
Im Usinger Stadtteil Eschbach sind fünf Stolpersteine für die Familie von Moritz Simon verlegt worden. Der Verein "Eschbacher Ortsgeschichte" hat die Daten der Familie recherchiert.
Usingen-Eschbach
(red). Im Usinger Stadtteil Eschbach wurden fünf Stolpersteine für die Familie von Moritz Simon in der Usinger Straße 17 (ehemals Kirchgasse 144) verlegt. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde dies im kleinen Kreis durchgeführt. Zu einem späteren Zeitpunkt will der Verein "Eschbacher Ortsgeschichte" eine Feier zur mit den Eschbacher Bürgern und den Schülern der Buchfinkenschule nachholen. Diese hatten sich an der Recherche über die Familie beteiligt.
Arbeitsgruppe gegründet. Inspiriert wurden die Mitglieder der "Eschbacher Ortsgeschichte" durch eine Stolpersteinverlegung in Usingen. Daraufhin bildete sich die Arbeitsgruppe "Stolpersteine Eschbach" durch die Mitglieder Ronald Löw, Reinhold Harnoth und Denise Vetter, die durch zeitaufwendige Recherchen und viele Gespräche mit Behörden und Archiven wichtige Daten und Fakten zusammentrugen. Hilfreich waren auch die Erinnerungen von Elfriede Müller, die über die Familie Simon Auskunft geben konnte. Mit viel Engagement beteiligten sich auch die Schüler der vierten Klassen der Buchfinkenschule. Um für einen jüdischen Mitbürger einen Stolperstein zu beantragen, muss ein amtlicher Beweis, unter anderem mit Sterbedatum und Sterbeort durch das Nazi-Regime nachgewiesen werden. Seit 2020 ist diese Regelung gelockert worden und so können nun auch Personen, die rechtzeitig vor der Verfolgung durch das Nazi-Regime fliehen konnten und überlebten, heute einen Gedenkstein bekommen. Die jüdische Familie von Moritz und Johanna Simon lebte bis 1938 mit ihren vier Kindern in der Kirchgasse 144 (heutige Usinger Straße 17) in Eschbach. 1877 wurde Moritz Simon in Griedelbach bei Wetzlar, und seine spätere Ehefrau, Johanna, geborene Mayer, 1887 in Geiß-Nidda geboren. Moritz Eltern zogen mit ihm in den folgenden Jahren nach Eschbach im Taunus.
Moritz war von Beruf Viehhändler. Das erfuhr der Verein, weil der Landrat am 6. März 1919 eine Liste mit den offiziellen, durch Ausweise legitimierte Viehhändler im Kreis Usingen veröffentlichte. Seine Frau Johanna war Näherin, das Paar bekam vier Kinder. Der erste Sohn hieß Wilhelm Walter und wurde am 21. Januar 1915 geboren. Es folgte der zweite Sohn Kurt, der am 26. Oktober 1918 geboren wurde. Das dritte Kind wurde eine Tochter namens Liselotte. Sie erblickte das Licht der Welt am 21. November 1921. Als letztes der vier Kinder kam am 29. September 1923 Herbert zur Welt. Alle wurden in Eschbach geboren. 1920 überschrieben die Eltern das Grundstück mit Haus in der Kirchgasse 144 ihrem Sohn Moritz. 1938, als die Nazis auch hier in Eschbach begannen, jüdische Mitbürger zu verfolgen und zu deportieren, musste Moritz das Haus verkauften. Er und seine Frau Johanna wurden mit ihren beiden Kindern Liselotte und Herbert zuerst nach Frankfurt und dann am 22. November 1941 ins Konzentrationslager nach Kauen-Litauen deportiert. Sie starben alle am 25. November 1941.
Nach New York emigriert. Ihr Sohn Wilhelm Walter wurde am 22. November 1938 direkt von Eschbach ins KZ Buchenwald deportiert und wurde am 13. November 1939 dort ermordet.
Nur der zweitälteste Sohn Kurt flüchtete rechtzeitig nach England. Hier lernte er seine spätere Ehefrau Ellen (geflüchtet aus Köln), kennen. Beide emigrierten am 28. Juni 1938 nach New York (USA) und führten dort eine Rinderfarm. Kurt und Ellen Simon hatten zwei Kinder, Sohn Robert und Tochter Susan. Robert Simon heiratete Lisa und bekamen zwei Kinder, Sohn Michael und Tochter Sarah. Die Familie Robert Simon lebt heute in Bloomingburg, New York. Die Stolpersteine wurden vom Verein "Eschbacher Ortsgeschichte sowie von den Mitgliedern Ronald Löw und Reinhold Harnoth und von der Frankfurter Volksbank gespendet."  
Link zum Artikel  

     


Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Usingen  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Usingen (interner Link)   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Usingen und Eschbach  

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Usingen 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Usingen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,856   Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs in Usingen  1885 - 1937, enthält Bericht zur Anlegung und Einweihung des Friedhofs der Kultusgemeinde Usingen - Eschbach im Jahr 1885  mit einem Verzeichnis der Verstorbenen mit Sterbedaten und Angaben zur Grablage; enthält auch Angaben zu Eschbach https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v131330      

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 317-319.  
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 192.   
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 133.
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bücher 2007² S. 323-324.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 192-193.    
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 359-360. 
bulletUsingen Lit 120.jpg (54757 Byte)Stephan Kolb, Judith Schwarzenberg: "...aus der Stadt gewiesen" - Die Juden von Usingen. Brühlsche Universitätsdurckerei Gießen 1996.  

    
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Usingen Hesse-Nassau. Although Jews lived there from the 17th century, numbering 31 in 1801 and opening their third synagogue in 1886, they only won recognition as an independent community in 1868. Affiliated with the rabbinate of Bad Ems, the community- which also had members in five neighboring villages - grew to 126 in 1933. Its synagogue lay in ruins and the community had virtually disbanded pritor to Kristallnacht (9-10 November 1938), when SA troops and Hitler-Youth organized a pogrom. No Jews remained in Usingen by 1940, 28 having emigrated (mostly to the United States). 
   
     

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

              

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020