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Sommerau (Gemeinde
Eschau, Kreis Miltenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Sommerau bestand in enger Verbindung zu Eschau
eine kleine jüdische Gemeinde (1924: "Israelitische Kultusgemeinde
Eschau-Sommerau") bis 1934. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Sommerau 12 Familien
genannt. Allerdings fehlen die Namen der Matrikelinhaber aus dem Bereich des
ehemaligen Landgerichts Kleinwallstadt nach Angaben von Dirk Rosenstock
vollständig.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der in Sommerau
lebenden jüdischen Einwohner wie folgt: 1867 25 (5,6 % von insgesamt 446
Einwohnern), 1871 19 (4,2 % von 448), 1890 30 (7,2 % von 418), 1900 22 (5,7 %
von 405), 1910 15 (3,7 % von 405), 1925 10 (2,4 % von 407).
An
Einrichtungen hatte die Gemeinde in Sommerau eine Synagoge, einen
Raum für den Religionsunterricht der Kinder sowie vermutlich auch ein rituelles
Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Reistenhausen
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - in der 2.
Hälfte des 19. Jahrhunderts - gemeinsam mit Eschau und anderen Nachbarorten ein
Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig
war. So war für die Sommerau, Eschau sowie für Hobbach und
Münchberg von 1884 bis 1937 Lehrer Leopold Lehmann zuständig.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hugo Rothschild
(geb. 16.4.1888 in Frankfurt am Main, 1914 in Sommerau wohnhaft, gef.
17.12.1914) und Adolf Strauß (geb. 3.10.1884 in Sommerau, gef. 1.11.1914).
1933 lebten noch sieben jüdische Personen in Sommerau, die im darauf
folgenden Jahr - nach Auflösung der jüdischen Gemeinde Sommerau (siehe
Bekanntmachung unten) der Gemeinde in Eschau
zugeteilt wurden. 1938 waren
noch zwei jüdische Personen am Ort, die beim Novemberpogrom 1938 verhaftet wurden. Am 17. Mai 1939
war kein jüdischer Einwohner mehr in Sommerau.
Von den in Sommerau geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Flora Wolf geb. Reis (1886), Gustav Wolf (1879).
Hinweis: In den Listen kann es zu Verwechslungen mit Sommerau (Nogat, Ząbrowo)
kommen, wo auch wenige jüdische Familien lebten.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochet 1876 / 1882
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1876: "Für
die hiesige Gemeinde Eschau, Sommerau mit
Hobbach in Bayern suchen wir
einen Religionslehrer und Vorsänger. Gehalt 600 Mark mit freier Wohnung.
Bewerber wollen sich gefälligst werden an Löb Strauß, Vorstand in
Eschau." |
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 Anzeigen
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. und 21. September 1876:
"für die Gemeinden Eschau, Sommerau und
Mönchberg ein
Religionslehrer gesucht. Gehalt 350 Mark mit freier Wohnung. Bewerber
wollen sich wenden an Löb Strauß, Vorstand in Eschau, Bayern." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1882:
"Die israelitischen Gemeinden Eschau,
Sommerau und Mönchberg mit
Hobbach suchen sofort einen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter.
Fester Gehalt 500 Mark nebst freier Wohnung und Holz, und beläuft sich
die Schächterfunktion beiläufig auf 200 Mark. Bewerber wollen sich
sofort an den Unterzeichneten wenden.
Eschau im Oktober 1882. J.L.
Mosbacher, Kultusvorstand." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Auflösung der jüdischen Gemeinde Sommerau (1934)
Bekanntmachung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni
1934: "Bekanntmachung über Auflösung der Kultusgemeinde
Sommerau.
Der Rat des Verbandes hat in seiner am 10. Mai 1934 zu München
stattgehabten Sitzung nach Anhörung des zuständigen Bezirksrabbinats
Aschaffenburg auf Grund des § 28 der Verbandsverfassung
beschlossen:
1. Bei der Kultusgemeinde Sommerau sind die Voraussetzungen dafür
gegeben, dass diese Kultusgemeinde als aufgelöst anzusehen ist.
2. Die Auflösung der Kultusgemeinde wird als eingetreten erklärt.
Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht unter Hinweis
auf § 28 der Verbandsverfassung, laut welchem gegen den Beschluss jedem
Gemeindemitglied binnen einer Frist von einem Monat nach dieser
Bekanntmachung die Beschwerde zum Landesschiedsgericht des Verbandes
zusteht. Die Beschwerdefrist beginnt mit Veröffentlichung dieser
Bekanntmachung.
München, den 17. Mai 1934. Verband Bayerischer Israelitischer
Gemeinden. Dr. Neumeyer." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge unbekannten
Baujahres war vorhanden. Sie war Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in
Sommerau bis 1933. Im August 1935 wurde das Gebäude verkauft und zu einem
Wohnhaus umgebaut. Als solches ist es bis zur Gegenwart erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge: Elsavastraße 141
Fotos
(Fotos: Elisabeth Böhrer, September 2018)
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Blick in die
Elsavastraße in Sommerau mit der
katholischen Pfarrkirche in der Elsavastraße 125 |
Das Gebäude
der ehemaligen Synagoge
in der Elsavastraße 141 |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 288.403. |
 | Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 114. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 408.
|
 | Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 181.
|
 | "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband
III: Unterfranken, Teil 1.
Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg.
von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff
in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite
von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Eschau und Sommerau S. 383-394.
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n.e.

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