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im Elsass"   
  
 
Reichshoffen (Reichshofen)
(Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass)  
Histoire juive - Jüdische Geschichte /  Synagogue / Synagoge  
   
Übersicht:   
    
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)   
    
In Reichshoffen bestand eine jüdische Gemeinde bis ins 20. Jahrhundert. Ihre
Geschichte geht bis ins  17. Jahrhundert  zurück. Erstmals werden Juden in der
Zeit des  Dreißigjährigen Krieges genannt. Um 1613 waren es die
Juden (jüdische Familienvorsteher) Beifuoß, Meyer, Lipma, Gotz, Moßen.
Über die Grausamkeiten dieses
Krieges, die Juden und Christen in derselben Weise betrafen, berichtete damals
Ascher Lévy (1593-1635; Manuskript 1913 hg. Dr. Ginsburger).  
   
 
 1729 lebten 20
jüdische Familien in Reichshoffen, 1784 39 Familien mit zusammen 175 Personen.
 
    
Im 19./20. Jahrhundert entwickelt sich die Zahl der jüdischen 
Einwohner wie folgt: 1810 206 jüdische Einwohner (von insgesamt 2.346 Einwohner), 1846
250, 1848 260, 1861 233, 1870 235, 1871 243 Personen, 1888 190 (von insgesamt 
2905 Einwohnern). Seit Mitte des 19. Jahrhunderts und verstärkt nach dem Krieg 
1870/71 ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Abwanderung in
größere Städte oder durch Auswanderung zurück.  
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine 
jüdische Schule ( von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1919 israelitische 
Elementarschule / jüdische Volksschule) und eine Mikwe (rituelles Bad, das in der Rue de la Fontaine 
/ beim späteren Restaurant Jung). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden auf 
dem jüdischen Friedhof beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der 
Gemeinde waren ein Lehrer und ein Kantor (Vorbeter) angestellt. Letzterer war 
meist auch als Schochet tätig. An Lehrern werden genannt: um 1887/1888 G. 
Loeb, um 1892/1901 A. Levy. An Kantoren werden genannt: um 1887/1901 J. 
Jacob.  
    
Als Gemeindevorsteher werden genannt: 1887/1901 Herr Weil.   
   
1910 wurden noch 131
jüdische Einwohner gezählt.  
  
 
 1936  lebten noch 59 jüdische Personen in Reichshofen, von denen die meisten 1940 nach
Südfrankreich deportiert wurden.  
   
Von den in Reichshofen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind  in der NS-Zeit
umgekommen  (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Irma Braun (1884), Mary Domb (1925), Celine Isaac geb.
Levy (1900 oder 1902), Max Isaac (1902), Alfred Jacob (1881), Emile Jacob
(1877), Leopold Kaufmann (1885), Flore Kern geb. Meyer (1898), Bella Lehmann (),
Theodore Lehmann (1873), Palmyre Levy (1873), Albert Loeb (1884), Jean Loeb
(1922), Roger Loeb (1913), Huguette Metzger (1929 oder 1931), Rene Szocht geb.
Blum (), Rene Weill (1894),  
 
 Nach 1945 kehrte ein Teil der Überlebenden
nach Reichshoffen zurück. 1853 wurden 18 jüdische Einwohner gezählt. In den 1990er-Jahren lebten durchschnittlich etwa 10
jüdische Personen in der Stadt.  
       
       
Spuren der jüdischen Geschichte in der Umgebung: Zwischen Reichshoffen
und Langensoultzbach gibt es - nördlich von Nehwiller an der Gemarkungsgrenze
zu Windstein - eine Flur "Judenberg" https://goo.gl/maps/b843CmH6fJu
(48°58'10.82"N 7°41'55.34"E). Näheres zur Geschichte des Gemarkungsnamens ist
nicht bekannt. Möglicherweise war hier ein Grundstück in jüdischem Besitz (so
die Überlegung bei http://reichshoffen.free.fr/Comple/Nehwiller1.html
und http://reichshoffen.free.fr/Comple/Reichshoffen/Nehwiller.html).         
       
       
       
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben       
Im Dreißigjährigen Krieg - Berichte des Ascher Levy 
(1598-1635) aus Reichshofen    
Anmerkung: in den Memoiren des Ascher Levy wird über die schreckliche Zeit 
des Dreißigjährigen Krieges und ihre Auswirkungen auf die jüdischen Gemeinden 
u.a. in Reichshofen, Oberbronn und
Niederbronn berichtet. Erstmals 
hat der Kantor in Balbronn Raphael Blum 
einen Teil der Memoiren publiziert in den Ausgaben 37-44 der "Israelitischen 
Wochenschrift für die religiösen und socialen Interessen des Judentums" 
(Magdeburg 1874). Eine wissenschaftliche Ausgabe folgte von M. Ginsburger 1913.    
 
  
    
	
	 Artikel 
	in "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 10. Oktober 1913: "Die 
	Memoiren des Ascher Levy aus Reichshofen im Elsass (1598-1635). 
	Herausgegeben, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Dr. M. 
	Ginsburger. M. 3,50, Luxus Ausgabe M. 6,-. Berlin, Louis Lamm.  
	Die Memoiren des Ascher Levy eines  Verwandten des Cerf Levy, des 
	zweiten Gatten der Gluckel von Hameln, enthalten eine Fülle 
	hochinteressanter Mitteilungen, die uns vollkommen Aufschluss geben über 
	eine ganze Reihe von jüdischen Gemeinden und jüdischen Familien aus der Zeit 
	vor und während des 30-jährigen Krieges, ganz abgesehen von den Angaben, die 
	ein kulturhistorisches beziehungsweise allgemein geschichtliches Interesse 
	beanspruchen können.  
	Buchprobe aus 'Die Memoiren des Ascher Levy':  
	Als die Stimme der Turteltaube (der Posaune) gehört wurde und die 
	furchtbaren Tage herankamen, hatte ich die Absicht, meine Nachbarn, die 
	Bewohner von Görsdorf, zu mir zu 
	nehmen, damit wir hier zehn erwachsene Männer hätten. Aber mein 
	Schwiegervater (er möge leben) wollte uns keine Torarolle geben, weder gegen 
	Garantie noch auf ein Pfand, und zwang mich am Montagmorgen, dem ersten Tage 
	Rosch Haschonoh (= Neujahrsfest), fast 2 Stunden vor Tagesanbruch, von
	Reichshofen nach Oberbronn 
	zu gehen, um dort als Vorbeter zu fungieren.  
	Am Vorabend des Versöhnungstages 394 (1633) kamen vom Schwedenheere 
	Reiterscharen und Fußsoldaten; das war die Ursache, dass ich nicht aus 
	meinem Hause zum Gottesdienst gehen konnte; dazu kam noch, dass wir am 
	Laubhüttenfest keine Esrog hatten und nicht in der Laubhütte wohnen konnten. 
	Gott möge sich erbarmen."     | 
   
 
    
Die Publikation der Memoiren des 
Ascher Levy von Raphael Blum (1874)           
 
  
    
	
	 Artikel 
	in "Israelitische Wochenschrift" Nr. 37 1874 S. 309. "Feuilleton. 
	Wilde Zeiten und milde Herzen.  
	Nachstehende Erzählung aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ist 
	im 'Univers Israelit' von Rafael Blum, Kantor zu
	Balbronn im Elsass, mitgeteilt. Sie ist 
	angeblich aus einem alten Manuskript, eine Privat-Magilla, d.h. der 
	Erzählung merkwürdiger Schicksale einer Familie oder Gemeinde, übersetzt. 
	Der Verfasser, dessen eigenhändige Aufzeichnung Herr Blum vor sich gehabt 
	haben will, hieß Ascher ben Elieser Hallevi, war 1597 in Deutschland 
	geboren, kam als Kind mit seinen Eltern nach dem Elsass, lernte bei Rabbi 
	Jakob Askenasir in Metz, besuchte die Talmudschulen in Prag, Prosnitz (=
	Prostějov, heute 
	Tschechien) und Bisenz (= Bzenec, 
	heute Tschechien), kehrte in die Heimat zurück und 
	heiratete am Mittwoch nach dem Wochenfeste 1622 Malka, die Tochter des 
	Elieser Lippmann, Vorsteher der Juden zu 
	Reichshofen, woselbst er seinen 
	Wohnsitz nahm.  
	Das Manuskript, aus dem hin und wieder Sätze im Original mitgeteilt werden, 
	ist in einem für den Geschmack um die Sprachkenntnis der deutschen Juden 
	jener Zeit ziemlich eleganten und fließenden Hebräisch geschrieben. In einem 
	der hier folgenden Erzählung vorangehenden Teile ist sowohl die 
	Lebensgeschichte des Verfassers, wie einiges über die Schicksale der Juden 
	im Elsass, besonders in Hagenau, dem Zentrum der Operationen und Kämpfe der 
	Schweden und der Kaiserlichen in jener Gegend, kurz erzählt. Es liegt kein 
	besonderer Grund vor, die Erzählung für erfunden und die Angaben Blum's über 
	die alte Handschrift für erdichtet zu halten.  
	Das Jahr 5394 (Herbst 1633) begann für unsere Gegend unter schrecklichen 
	Vorzeichen und Begebenheiten und drohte noch viel verhängnisvoller zu 
	werden, als die vorhergehenden. Alles was gesät und geerntet worden war, 
	wurde den Feinden zur Beute. 'Die Frucht deines Feldes und aller deiner 
	Mühen wird ein Volk verzehren, welches du nicht kennst'; so haben wir es am 
	Schluss des alten Jahres gelesen, so ging es in Erfüllung. Aber auch unser 
	Leben war von der wachsenden Rohheit der Soldadeska täglich bedroht. Im 
	Hause meines Schwiegervaters, hier in Reichshofen, hatten die 
	Soldaten alles, selbst seine Kleider, geplündert; was nicht sehr sorgsam 
	versteckt oder vergraben worden war, war mitgenommen. Zweimal habe ich mit 
	eigener Gefahr das Leben des edlen Mannes mit Gottes Hilfe gerettet. Das 
	Neujahrsfest war da, aber unsere in 
	Reichshofen, Ober- und 
	Niederbronn wohnhafte 
	kleine Gemeinde hatte sich nach allen Richtungen hin zerstreut, Männer, 
	Frauen und Kinder hatten sich in entlegene Orte geflüchtet, wo man vor dem 
	Kriegsvolke sicher zu sein hoffte. Oberbronn war innerhalb 18 Tagen 
	sechsmal geplündert worden, auf 200 Wagen und darüber hatte man alles 
	fortgeschleppt, was beweglich war und den Plünderern in wiederholter 
	Nachlese gefiel. Auch am Jomkippur hatten wir uns nicht zum Gebet vereinigen 
	können, wir konnten kein Esrog für das (Laub-)Hüttenfest herbeischaffen, 
	noch weniger war an das aufschlagen einer Laubhütte zu denken.  
	Am ersten Tage des Festes machten wir jedoch den Versuch, uns in der 
	hübschen, im Hause meines Schwiegervaters gelegenen Synagoge, welche zwei 
	Fenster nach der Straße hat und noch unversehrt geblieben war, zu 
	versammeln. Hier in Reichshofen sind unsrer 15 Familien, und es sind 
	unter uns fünf Talmudgelehrte,  wenn auch ich mich zu diesen rechnen 
	darf. An unserer Spitze steht der höchst scharfsinnige Rabbi Jakob Aron
	aus Böhmen, ein Mann, der schon zweimal zu ansehnlichen Rabbinaten 
	berufen worden ist, aber keine Stelle annehmen will. Er ist von Gott 
	gesegnet und zeichnet sich durch jegliche Tugend aus. Ihm gleicht seine 
	würdige Gattin, Sara Lea. Sein ältester Sohn, Moses, 19 Jahre alt, nimmt 
	schon an unsern gemeinsamen Studien teil, er versieht des Vaters Geschäfte 
	und widmet seine freien Stunden dem Talmud. Der jüngere Sohn, Selig, ist 
	zwölf Jahre alt; eine wahre Perle, eine Zierde des Hauses aber ist die 
	einzige Tochter, Beracha. Sie ist so gut unterrichtet, dass sie es im 
	Pentateuch nebst Raschi und in den Propheten, Psalmen und so weiter mit 
	jedem Kinderlehrer aufnehmen kann. Seit etwa einem Jahre ist sie an Rabbi 
	Samuel Joseph hierselbst, einen wohlhabenden, gelehrten, auch der deutschen 
	Schrift und des Rechnens wohl kundigen Mann, verheiratet.  
	Wir versammeln uns also am frühen Morgen des ersten Hüttenfesttages, Männer 
	und Frauen. Ehe wir zur Synagoge gingen, redete uns der würdige Rabbi Jakob 
	Aron, den wir als unseren Rabbiner betrachteten und ehren, wenn er auch Rang 
	und Titel verschmäht, also an:  
	'Liebe Brüder und Schwestern! Gott sei gelobt dass ich euch noch einmal 
	gesund beisammen sehe, Preis und Ruhm unserem ewigen Schutzherrn! Es ist 
	recht, dass ihr, wie ich sehe, keine Feiertagskleider angelegt habt; Gott 
	wird uns begnadigen, dass wir wieder in Freude seine Feste feiern können; 
	für jetzt aber werdet ihr alles Wertvolle vor dem räuberischen Gelüste 
	bestmöglichst in Sicherheit gebracht haben. Sollte jedoch einer von euch 
	noch etwas verbergen wollen, so gehe er alsbald nach Hause. Es sind böse 
	Gerüchte im Umlauf, und eine Ahnung sagt mir, dass wir vielleicht noch heute 
	neue Prüfungen zu bestehen haben. Es sind Kriegerhaufen in der Nähe, welche 
	uns schwere Requisitionen auferlegen und abermals uns berauben und auf 
	hundert Arten quälen können, wie wir das leider schon so oft erfahren haben. 
	Seid aber darum nicht ängstlich, fasst Mut, vertraut auf unseren gütigen 
	allmächtigen Schirmherrn. Er wird uns bewahren und retten. Hat er uns doch 
	schon oft gerettet. besonders vor der Pest und dem bösen Fieber, dem 
	unlängst ja so viele Opfer gefallen sind, Durch seine Gnade sind wir ja bis 
	jetzt wunderbar von diesen Geiseln verschont geblieben.  
	Also nochmals, seid ohne Furcht! Wir leben untereinander in Eintracht und 
	Frieden, wir suchen einander in Nöten beizustehen, und darum hoffe ich, dass 
	Gott auch uns beistehen und wieder Tage des Friedens erleben lassen wird. 
	Frieden ist die wahre Frömmigkeit, und Frömmigkeit erzeugt Frieden und 
	Eintracht.  
	'Nun wollen wir einzeln in die Synagoge gehen, lass uns verschiedene 
	Nebengässchen einschlagen und dann durch die Hinterpforte beim Parnes 
	(Gemeindevorsteher) eintreten. Wir werden auch in diesen Tagen der Angst und 
	des Schreckens das Gebet abkürzen, besonders da wir dieses Jahr nicht einmal 
	ein Esrog haben. Ach, wir müssen ja jetzt so oft unsere heiligen Pflichten 
	versäumen, aber ein kurzes Gebet in dieser Andacht ist Gott wohlgefälliger 
	als viele Worte ohne Andacht. (Fortsetzung folgt)." .  | 
   
  
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	 Artikel in der "Israelitischen Wochenschrift 
	für die religiösen und socialen Interessen des Judentums" 1874 Nr. 40 
	S. 333 - Fortsetzung von Nr. 37: "Feuilleton. 
	Wilde Zeiten und milde Herzen. (Wir rekapitulieren der neueingetretenen 
	Abonnenten wegen den in Nummer 37 gegebenen Anfang der Erzählung in aller 
	Kürze: es war im Herbst 1633, im Elsass wütete der Krieg; auch die jüdischen 
	Gemeinden waren der Plünderung und Lebensgefahr ausgesetzt. An einen 
	Gottesdienst am Rosch ha-Schana und selbst Jom Kippur war nicht zu denken. 
	Die kleine in Reichshofen, Ober- 
	und Niederbronn 
	wohnhafte Gemeinde hatte sich nach allen Richtungen zerstreut. Da nahte das 
	Sukkotfest, ein Esrog war nicht zu beschaffen. In Reichshofen waren 
	etwa 15 jüdische Familien, sie versammelten sich am Morgen des ersten 
	Sukkotfesttages beim Rabbi Jacob Aron, (der zwei Söhne, Moses und Selig, 
	von 19 und 12 Jahren, und eine einzige, auch im Hebräischen 
	wohlunterrichtete, seit einem Jahre an den wohlhabenden Rabbi Samuel Josef 
	verheiratete Tochter, namens Beracha hatte); dieser sprach Ihnen Mut zu, und 
	empfahl Ihnen, einzeln und durch verschiedene Nebengässchen und 
	Hinterpforten nach der Synagoge zu gehen und, wenn auch ohne Esrog, die 
	Festgebete gekürzt, aber in erhöhter Andacht zu verrichten.)"   
	Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken.        | 
   
  
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	 Artikel 
	in "Israelitische Wochenschrift" Nr. 41 1874 S. 341.  
	Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken.  | 
    
	
	 Artikel 
	in "Israelitische Wochenschrift" Nr. 42 1874 S. 349.  
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	Artikel in "Israelitische Wochenschrift" Nr. 43 1874 S. 357.  
	Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken.   | 
    
	
	  
	Artikel in "Israelitische Wochenschrift" Nr. 44 1874 S. 365. 
	Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken.   | 
   
 
  
Großzügige Spenden eines Herrn Bloqué aus Paris - darunter eine Bibliothek
für Reichshoffen (1869)     
  
     
      Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September
      1869: "Der 'Courier du Bas-Rhin' vom 28. Juli enthält folgenden
      Artikel datiert von Mertzviller:  
      Herr Bloqué aus Paris, welcher schon seit mehreren Jahren viel Gutes zur
      Hebung des öffentlichen Unterrichts in einigen Gemeinden unseres Kantons
      getan, hat jüngst weitere Beweise seiner Generosität geliefert.  
      Nachdem er im verflossenen Jahre den Gemeinden Niederbronn,
      Reichshoffen und Mertzviller
      populäre Bibliotheken geschenkt, hat er nunmehr auch eine solche in Gundershoffen,
      durch eine einmalige Sendung von 200 Bänden gestiftet.  
      Außerdem hat er für die hiesige Schule (sc. Mertzviller)
      zwei jährliche Preise für die besten Schüler der drei Konfessionen
      gestiftet. Den vergangenen Sonntag hat er Darlehen von ja 100 Fr.an 25
      junge Mädchen der Gemeinde verteilt.  
      Ehre dem edelmütigen Manne, welcher von seinem Vermögen eine so
      nützliche Anwendung zu machen versteht."       | 
   
 
    
    
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer   
Lehrer J. Jacob erhält eine Auszeichnung (1909)  
 
  
     Artikel
      im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. November
      1909: "Reichshofen. Lehrer J. Jacob erhielt anlässlich seines
      50-jährigen Dienstjubiläums den Kronen-Orden 4.
      Klasse."     | 
   
 
   
 
   
 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Ein Herr Bloch wird 105 Jahre alt (1868)  
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1868: "Paris.
      Der Vater des Herrn S. Bloch, Redakteur des 'Univ. isr.' (ersterer wohnt
      in Reichshoffen im Elsass), ist 105 Jahre alt. Derselbe erfreut sich einer
      vollen Gesundheit des Körpers und des Geistes und kann noch allen
      religiösen und gesellschaftlichen Pflichten
      nachkommen."       | 
   
 
    
Zum Tod des aus Reichshofen stammenden
      Kämpfers für die jüdische Orthodoxie Simon
      Bloch  
      (geb. 1809 in Reichshofen, gest. 1879 in Paris) mit Nachruf auf seine
      Tochter Julienne Bloch   
 
  
     Leitender
      Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1879:
      Simon Bloch - seine Ruhe sei Wonne - Redakteur des 'Univers
      Israélite'.  
      Mainz, 4. April (1879). Wir haben bereits in voriger Nummer von dem
      Hinscheiden des bedeutenden Mannes, den unsere Überschrift nennt,
      berichtet. Simon Bloch, der Redakteur und Begründer des Univers
      Israélite, der geistvolle Schriftsteller, der mutige Vorkämpfer für
      das orthodoxe Judentum, ist nicht mehr. Nach langen Leiden ist er abberufen
      worden vom Kampfplatze, auf dem er stets und immer als ein wackerer Held
      gekämpft hat.  
      Simon Bloch war im Jahre 1809 zu Reichshofen im Elsass geboren, und
      ist vor wenigen Wochen im noch nicht vollendeten 70. Lebensjahre in Paris
      gestorben. Er war einem langlebigen Geschlechte entsprossen; sein Vater
      und sein Großvater hatten das hundertste Lebensjahr überschritten; er
      konnte daher wie unser Vater Jakob sagen, dass im Vergleiche zu seinen
      Voreltern seine Lebensjahre nur wenig waren; zu dem Wenigen konnte
      er auch und schlimmes hinzufügen; denn inmitten seines
      kampfreichen Lebens trafen ihn herbe Schicksalsschläge, wir wollen nur an
      den frühzeitigen Tod seiner geistvollen Tochter und Mitarbeiterin Julienne
      erinnern. Diese hochbegabte junge Dame, deren Herz für das wahrhafte
      Judentum im heiligen Feuer erglühte, hat im Univers Israélite
      eine ganze Reihe von Briefen 'lettres d'une Parisienne'
      veröffentlicht, die überall den lebhaftesten Beifall hervorriefen. In
      wahrhaft poetische Weise verstand sie es, die hohen Vorzüge unserer
      heiligen Religion zu schildern, und mit scharfer Satire wusste sie die
      schalen Reformversuche zu geißeln. Als die berühmte Tragödin Rachel
      Felix starb, hatte ein Pariser Schriftsteller in seinem Berichte über den
      Tod derselben, ein tadelndes Wort gegen 'die Jüdin' einfließen lassen.
      Da veröffentlichte Julienne Bloch einen geharnischten Brief an denselben,
      in welchem sie in begeisternder Weise das echte jüdische Weib schilderte;
      als eine | 
   
  
     
      Versammlung französischer Rabbiner sich zu Gunsten einiger sogenannter
      Reformen aussprach, da verstand es Julienne Bloch, in so feiner und
      anmutiger Weise diese Reformversuche ins Lächerliche zu ziehen, dass sie
      in der Tat nicht zu Ausführung gelangten. und dieses edle, hochbegabte
      Mädchen, der Stolz und die Freue des Vaterherzens, starb in der Blüte
      der Jugend. Der Vater musste sein geliebtes Kind, der Redakteur seinen
      besten Mitarbeiter missen! 
      Drei und dreißig Jahre lang hat S. Bloch in seiner Zeitschrift
      unablässig für das orthodoxe Judentum gekämpft; ihm hat er seine
      Stellung - er war ehedem Sekretär des Zentral-Konsistoriums - geopfert;
      für seine Überzeugung hat er unzählige Angriffe und persönliche
      Beleidigungen freudig und ergebungsvoll ertragen. Er war einer der
      geistreichsten und liebenswürdigsten Schriftsteller unserer Zeit, der Chateaubriand
      des Judentums. Seine Werke La foi d'Israel und La semeine
      Israélite, haben bleibenden Wert. Er schrieb ein mustergültiges
      Französisch, war ein tüchtiger Kenner von Bibel, Talmud und Midrasch und
      war auch vertraut mit den Klassikern der deutschen Literatur, die er oft
      zitierte. Sein Tod ist für das französische Judentum ein unersetzlicher
      Verlust. 
      Ja, unersetzlich! Wir müssen uns nunmehr einer uns überaus schmerzlichen
      Pflicht unterziehen, der wie uns, solange Simon Bloch- seine Ruhe sei
      Wonne - lebte, entzogen haben, wir müssen es aussprechen, dass der Univers
      Israélite seiner bisherigen Tendenz untreu geworden, ja noch
      schlimmer, unter dem Aushängeschilde der Orthodoxie Reformen
      befürwortet, welche Simon Bloch - seine Ruhe sei Wonne - sein
      ganzes Leben hindurch mit Geist und Energie auf das Entschiedenste
      bekämpft hat. Wir haben bisher davon geschwiegen, weil wir hofften, der
      erkrankte Redakteur würde genesen und die Redaktion seiner Zeitschrift
      wieder übernehmen; wir wollten ihn deshalb weder materiell schädigen
      noch ihm auf seinem Schmerzenslager Kummer bereiten; deshalb haben wir bis
      jetzt geschwiegen; nun aber bindet uns keine Rücksicht mehr.   
      Seit einigen Monaten hat Herr L. Wogue, grand rabbin in partibus
      infidelium (Anmerkung: Oberrabbiner im Gebiete der Ungläubigen. Herr
      W. zeichnet nämlich grand rabbin [Oberrabbiner], da er aber in
      Paris, seinem Wohnorte, weder als Rabbiner noch als Oberrabbiner fungiert,
      so haben wir wohl sein Oberrabbinat irgendwo 'da hinten bei den Heiden' zu
      suchen. In der katholischen Kirche gibt es bekanntlich Bischöfe in
      partibus infidelium, im Gebiete der Ungläubigen) die Redaktion des 'Univers
      Israélite' übernommen. Die Zeitschrift trägt nach wie vor das
      Aushängeschild: Journal des principes conservateurs du Judaïsme =
      Zeitschrift für die erhaltenden Grundsätze des Judentums, und dennoch
      befürwortet Herr W. die Abschaffung der Piutum, die Einführung
      des dreijährigen Zyklus beim Tora-Vorlesen, die Einführung der Orgel in
      die Synagoge!!! Möge Herr W. sein imaginäres Oberrabbinat in China oder
      Hinter-Indien aufsuchen und dort solche jüdische Orthodoxie predigen. In
      Europa wirft man ihn zu den Reformrabbinern! -  
      Und nun noch ein ernstes Wort an Herrn L. Bloch, den Sohn des
      Heimgegangenen und jetzigen Eigentümer des 'Univers Israélite'! Ein
      Sohn ehre den Vater, es soll der Sohn das Andenken seines Vaters
      ehren; deshalb möge derselbe sofort die Zeitschrift, die sein
      unvergesslicher Vater - seine Ruhe sei Wonne - begründet hat, den
      unpassenden Händen des Herrn W. Wogue, Oberrabbiner in partibus
      infidelium, entziehen und sie anderen, passenderen Händen übergeben.
      Sollte sich aber, was wir nicht fürchten wollen, keine passende
      Persönlichkeit finden, so wäre es besser, die Zeitschrift eingehen zu
      lassen; solange Herr L. Wogue in ihr seine destruktiven Tendenzen als
      orthodoxes Judentum ausgibt, wird das Andenken des edlen Kämpfers, der
      den 'Univers Israélite' 33 Jahre lang ruhmvoll geleitet hat, in
      unverantwortlicher Weise geschmäht, entgegen dem Worte der heiligen Schrift,
      das das lautet: 'das Andenken des Gerechten zum Segen ist'. | 
   
 
   
Zum Tod des Gastwirtes Moses Reh - "Opfer seines
Edelmutes" (1901)   
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1901:
      "Reichshofen (Unter-Elsass), im Januar 1901. Vor einigen Monaten
      entstand hier in einem Gehöft ein Brand, wobei der Nachbar, der Gastwirt
      Moses Reh, mutig in den Stall eindrang, um das Vieh zu retten. Hierbei
      fiel ein Ziegelstein herunter und verwundete ihn nicht unerheblich am
      Kopfe. Seitdem kränkelte Reg und konnte nur selten sein Bett verlassen.
      Diese Woche nun stark er, ein Opfer seines Edelmutes, im Alter von nur 37
      Jahren. Er hinterlässt eine Witwe mit drei kleinen Kindern, weit und
      breit betrauert als Opfer seiner edlen Tat". | 
   
 
     
Zum Tod von Süßmann Longini ( 1911)    
 
  
     Artikel
      im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Oktober
      1911: Straßburg. ... Der dieser Tage in Reichshofen verstorbene Süßmann
      Longini erreichte ein Alter von 94 Jahren. Den letzten Jom Kippur hatte
      er noch den ganzen Tag in der Synagoge verbracht und bis zum Schluss
      gefastet."  | 
   
     
    
    
Zur Geschichte der Synagoge                
     
Eine  ältere Synagoge bestand in der Rue des Juifs. Es
handelte sich um ein relativ kleines Gebäude an Stelle der heutigen "Backstub"
der Boulangerie Krebs. Die alte Synagoge wurde  1862 durch ein Feuer zerstört.  
  
Eine  neue Synagoge war bereits  1851 in der heute noch an sie erinnernden Rue de
la Synagogue erbaut worden. Se wurde durch den Architekten Albert Haas in einem
maurischen Stil erbaut. Während der deutschen Besatzungszeit im 2. Weltkrieg
wurde die Synagoge von Nationalsozialisten geplündert. In ihr wurden bis in die
1960er-Jahre Gottesdienste abgehalten.  1967 wurde sie geschlossen.    
    
    
 Adresse/Standort der Synagoge:    Rue de la Synagogue,
67110 Reichshoffen     
    
    
Fotos 
(Fotos der Straßenschilder Hahn, Aufnahmedatum 13.5.2004)  
  
    | Die "Judegass"   | 
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    In der Rue des Juifs (Judegass)  
      befand sich die alte Synagoge, die  
 1862 abbrannte. | 
    Straßenschild der  
 "Rue
      de la Synagogue" | 
   
  
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    | Die Synagoge  | 
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    | Fotos der Synagoge
      (Quelle: hier
    anklicken)  | 
     Innenansicht aus Rothé/Warschawski
      S. 110  | 
   
  
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    Fotos des
      Synagogengebäudes von 2011  
      (Fotos: Bernhard Kukatzki)  | 
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    Ansicht  
 von Osten   | 
    Das Gebäude  
 von Süden | 
    Portalinschrift im
      Bogen aus Sprüche 
       31,30:"eine Frau, die den Ewigen fürchtet, 
       die werde gerühmt", darüber "im Jahr 
       (5)612" (= 1851/52)    | 
   
  
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Links und Literatur
 
 
Links:  
Literatur:   
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 Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.  S. 42.110.    
  	  |  
 
       
      
 
  
   
   
 
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".  
 First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel. 
 
Reichshoffen 
Bas-Rhin dist.  A small community was established during the 19th century,
inaugurating a synagogue in 1852. In 1936, the community consisted of 59 Jews.
During worldwar II, they were expelled to the south of France together with the
rest of Alsac-Lorraine Jews. During the war, the synagogue was looted.    
     
     
 
          
          
  
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