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Wetteraukreis"
Pohl-Göns mit
Kirch-Göns (Stadt Butzbach,
Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Pohl-Göns und dem angeschlossenen Kirch-Göns bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück: 1770 lebten zwei jüdische Familien in
Pohl-Göns. Die in Kirch-Göns lebenden jüdischen Personen gehörten zunächst
(noch um 1830) zur Gemeinde in Langgöns.
Die Zahl der jüdischen Einwohner blieb klein. In Pohl-Göns lebten
1828 neun jüdische Einwohner, 1861 22, 1880 38, 1900 die höchste Zahl von 48.
Zusammen mit Kirch-Göns (1830 16 jüdische Einwohner, 1905 16) waren es 1905 64 jüdische Gemeindeglieder.
Im
Ersten Weltkrieg waren unter den Gefallenen des Ortes die jüdischen Soldaten
Bernhard Leonhard Meier und Hugo Simon.
Die jüdischen Familien lebten vom Handel
mit Vieh und der Landwirtschaft. In Pohl-Göns gehörte ein Textilgeschäft
einer jüdischen Familie.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 17 Personen, 2,4 % von insgesamt 722
Einwohnern) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (insgesamt 12 Personen; 4 Personen
sind in diesen Jahren verstorben). Nach dem August 1940 (letzte
Abwanderung) lebten keine Juden mehr am Ort.
Von den in
Pohl-Göns geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Aron (1889), Johanna Berg geb. Simon (1880), Emil Heilbron
(1874), Kathinka Heilbron geb. Simon (1883), Johanna Kahn geb. Simon (1878),
Jettchen Katz geb. Simon (1862), Isidor Meier (1881), Kätchen Seewald geb.
Meier (1878), Eduard Simon (1880), Elias Simon (1874), Käthe (Kätchen) Simon (1885),
Mina (Minna) Simon (1886), Nathan Simon (1872), Selma Simon geb. Löwenstein
(1880).
Von den in Kirch-Göns geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Frieda Hammel geb.
Theisebach (1880), Albert Meier (1879), Jenny (Janette) Meier geb. Siegel
(1884), Simon Meier (1874), Regina Metzger geb. Meier (1864), Berta Stern geb.
Meier (1871).
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Sara Meier (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1925:
"Butzbach, 4. November (1925). Am 11. Marcheschwan (= 29. Oktober
1925) wurde in Pohlgöns bei Butzbach Frau Sara Meier zur letzten Ruhe
bestattet. Eine Frau mit einem innigen jüdischen Wesen, eine wahre wackere
Frau ist mit ihr dahingegangen. Sie war eine Wohltäterin der Armen,
ihr gastliches Haus hat keiner ohne gespeist verlassen. Die Beerdigung war
denn auch ein Beweis der Achtung und Liebe, welche die Verblichene in
jüdischen und nichtjüdischen Kreisen sich erfreute. Am Grabe sprach Herr
Dr. Cohn aus Marburg. Möge Gott dem hochbetagten Vater, dem
gebeugten Gatten und den Söhnen Trost geben. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod des aus Pohl-Göns stammenden Nathan Simon
(gest. 1934 in Butzbach)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934: "Butzbach,
1. November (1934). Unsere Gemeinde hat einen schweren Verlust erlitten.
Am Schabbat Lech Lecha (= 20. Oktober 1934) verschied nach kurzem
Unwohlsein Nathan Simon im jugendlichen Alter von nur 47 Jahren.
Aus einer hochachtbaren religiösen Familie aus dem benachbarten Pohlgöns
stammend, war er stets bestrebt, die Traditionen unserer Religion
hochzuhalten. Noch am letzten Jom Kippur wirkte er als Vorbeter und
trug mit Andacht seine Gebete vor. Die Liebe und Wertschätzung zeigte
sich bei der Beerdigung, die unter großer Beteiligung am
Montagnachmittag stattfand, zu der auch aus allen Nachbargemeinden Freunde
und Bekannte herbeigeeilt waren. Herr Lehrer Fuld von hier
schilderte am Grabe in bewegten Worten die Verdienste des Heimgegangen.
Auch der Vorsitzende des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten Herr
Löwenberg aus Frankfurt am Main war herbeigeeilt, um von dem
verewigten Frontkameraden in markanten Worten Abschied zu nehmen. Herr
A. Wertheim sprach im Namen der hiesigen Ortsgruppe. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal in einem jüdischen Privathaus in der
Butzbacher Straße eingerichtet.
Um 1925 taten sich die in Pohl-Göns, Kirch-Göns, Ebers-Göns,
Niederkleen, Oberkleen und Espha lebenden jüdischen Familien zusammen und
beschlossen den Bau einer gemeinsamen Synagoge in Pohl-Göns. Soweit vorhanden,
wurden die Synagogen in den anderen Orten geschlossen. So versteigerte die israelitische Gemeinde
Ebers-Göns, vertreten durch ihren Vorsitzenden
Isaac Mendel 1925 ihre abgängige Synagoge/Judenschule "in der Geisenspitz"
meistbietend an
interessierte Anlieger zum Abbruch für 300 RM.
Die
neue Synagoge in Pohlgöns wurde 1926
am Ortsausgang nach Kirch-Göns erstellt. Im Frühjahr
dieses Jahres konnte ein geeigneter Bauplatz gefunden werden. Die Synagoge wurde
im Laufe des Sommers/Herbstes 1926 nach Plänen des Architekten Lippert erstellt, der im selben Jahr auch die
Synagoge in Butzbach erbaute. In der
Zeitschrift "Der Israelit" wurde dazu
berichtet:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1926: "Pohl-Göns, 26. August (1926). Die hiesige israelitische Gemeinde, die 23
Seelen zählt, hat am Ausgang des Ortes nach Kirch-Göns einen Bauplatz zum Bau
einer Synagoge erworben. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. An den Kosten
des Synagogenbaues nehmen die Israeliten der nahegelegenen preußischen Orte
teil. Die Ausführung der Bauarbeiten ist Herrn Architekten Lippert in Butzbach
übertragen worden." |
Am
3. Dezember 1926 konnte die "kleine, aber würdevolle" Synagoge
durch den Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld aus Gießen eingeweiht werden. Auch
hierzu liegt ein kurzer Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vor:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Dezember 1926: "Pohl-Göns. 22. November (1926). In wenigen Monaten wurde
hier eine kleine, aber würdevolle Synagoge erbaut. Die Einweihung derselben
findet am 3. Dezember, vormittags 11.15 Uhr in feierlichster Weise statt. Im
Anschluss wird eine Gedenktafel für die Gefallenen des Weltkrieges enthüllt.
Die Weihe wird von Herrn Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld, Gießen, vollzogen."
|
Bei der Synagoge in Pohl-Göns handelte es sich um ein eingeschossiges,
massives Gebäude aus Ziegelmauerwerk mit einem geschweiften, steilen Walmdach.
Die Grundfläche des Gebäudes beträgt 5 x 5 m. Charakteristisch waren die
Rundbogenöffnungen an den gegenüberliegenden Seiten. Die Eingangstüre liegt
auf der Südseite.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge nicht
angezündet, da das Gebäude unmittelbar neben einer Schreinerwerkstatt lag. Das
Gebäude ging in der Besitz des nichtjüdischen Nachbarn über und wurde als
Abstellraum der Schreinerwerkstatt benutzt. Dabei blieb es auch in den folgenden
Jahrzehnten.
Adresse/Standort der Synagoge: Gießener Straße 24 (von
der Straße weit zurückliegend)
Fotos
(Quelle: Thea Altaras s. Lit. S. 193).
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Die ehemalige
Synagoge in Pohl-Goens im August 1984 |
Neue Fotos werden
bei Gelegenheit erstellt. Über Zusendungen freut sich der Webmaster,
Adresse siehe Eingangsseite. |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Pohl-Goens Hesse. Numbering
48 (8 % of the total) in 1900, the community also had members in neighboring Kirch-Goens. By 1940 all the Jews had left.

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