Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kirchheim an der Weinstraße (VG Grünstadt-Land, Landkreis Bad Dürkheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletAus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Kirchheim an der Weinstraße (früher: Kirchheim an der Eck) bestand eine jüdische Gemeinde bis vor 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Doch lebten bereits im 16. Jahrhundert Juden am Ort. In den Leininger Akten befindet sich eine Notiz von 1597, aus der hervorgeht, dass das rituelle Bad in Klein-Karlbach u.a. von den Juden in Kirchheim benutzt wurde.   
     
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1804 wurden 55 jüdische Einwohner gezählt. 1848 waren 22 jüdische Familien mit zusammen 93 Personen am Ort. Danach ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung zurück: 1871 70 (bei einer Gesamteinwohnerschaft von 903 Personen), 1875 58 Personen, 1900 wieder angestiegen auf 69. 
    
An Einrichtungen waren vorhanden: eine Synagoge (s.u.) mit Religionsschule und Lehrerwohnung, ein rituelles Bad sowie ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war (siehe Ausschreibung der Stelle unten von 1889). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Frankenthal
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Sanitäts-Unteroffizier Ernst Kohlmann (geb. 27.6.1892 in Kirchheim, gef. 29.3.1916), Robert Kohlmann (geb. Mai 1885 in Kirchheim, gef. 5.3.1918) und Ludwig Levi (geb. 19.3.1879 in Kirchheim, gef. 8.8.1916). Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal der Gemeinde (siehe Fotos unten).  
     
Um 1925 wurden noch 35 jüdische Einwohner gezählt (etwa 3,2 % von insgesamt etwa 1.100 Einwohnern). Damals waren die jüdischen Gemeindevorsteher die Herren Sch. Kohlmann III und Bernhard Simon sowie ein Herr Nagel. Religionsunterricht an öffentlichen Schulen erhielten damals 10 Kinder. Zur Kirchheimer Gemeinde gehörten inzwischen auch die in Weisenheim am Berg (1925 9 Pers., Zuteilung nach Kirchheim 1909), Kleinkarlbach (2 Pers.) und Großkarlbach (10 Pers., Zuteilung nach Kirchheim bereits 1879) lebenden jüdischen Einwohner. Um 1932 waren die Gemeindevorsteher die Herren Jacob Kohlmann (1. Vors.), Fritz Kohlmann und Adolf Stein (letzterer aus Großkarlbach).
   
Nach 1933 ging die Zahl der jüdischen Einwohner auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien zurück: 1936 noch 33 jüdische Einwohner, 1938 27. Die letzten drei jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert, nur eine Person überlebte in Kirchheim.     
 
Von den in Kirchheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosalie (Rosa) Holstein (1892), Paula Kehr geb. Kohlmann (1892), Alfons Kohlmann (1879), Bernhard Kohlmann (1884), Berta Kohlmann (1879), Heinrich Albert Kohlmann (1878), Julius Kohlmann (1885), Karl Kohlmann (1884), Karoline Kohlmann geb. Beitmann (1864), Ludwig Kohlmann (1877), Paula Kohlmann (1899), Paula Johanette Kohlmann geb. Stein (1889), Trude Johanette Kohlmann (1928), Barbara Levi geb. Levy (1882, Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Frieda Levi (1910), Werner Levi (1923), Elias L. Oppenheimer (1886), Sigmund Siegel (1878), Auguste (Caroline) Stein geb. Kohlmann (1891, "Stolperstein" in Großkarlbach), Helene Wertheimer geb. Kohlmann (1888).  
   
   
   
 
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibung der Stelle der jüdischen Lehrer, Vorbeters und Schochet (1889)  

Kirchheim Eck Israelit 02091889.jpg (46245 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1889: "Vakante Religionslehrer-Stelle. 
Die hiesige Religionslehrer-Stelle, mit welcher der Schächterdienst verbunden ist, soll wieder besetzt werden. Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen alsbald an den Unterzeichneten einsenden. Die Gehaltsbezüge für Erteilung des Religions-Unterrichtes bestehen je nach Übereinkunft in Mark 300-400 bei freier Wohnung; der Schächterdienst ca. 250, die Kasualien ca. Mark 50. 
Kirchheim a. Eck (Pfalz) im August 1889. 
Der Synagogen-Vorstand: gez. J. Kohlmann II."

   
   
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Erinnerung an die Deportation in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940: Grabstein für Barbara Levi geb.Levy in Gurs       

Carlsberg Gurs BK 020.jpg (195224 Byte)  Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für 
Barbara Levi geb. Levy
geb. am 10. März 1882 in Karlsberg / Schlesien, später wohnhaft in Kirchheim a. Eck,  
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 28. Oktober 1942 umgekommen ist. 
(Foto: Bernhard Kukatzki)      

    
    
    
Zur Geschichte des Betsaal/der Synagoge        
    
Zunächst war vermutlich ein Betsaal vorhanden. 1790 kaufte die Gemeinde ein Grundstück mit Scheune in der Hintergasse. Bis 1798 konnte eine Synagoge eingerichtet werden, vermutlich durch den Umbau der Scheune oder durch einen Neubau. Auf dem benachbarten Grundstück befand sich ein Wohnhaus mit der Lehrerwohnung. 1881 war die Synagoge allerdings so baufällig geworden, dass man den Bau einer neuen Synagoge mit Schulsaal und Lehrerwohnung beschloss. Der Frankenthaler Bezirksbauschaffner Lehner zeichnete die Pläne. Allerdings verzögerte sich der Neubau aus finanziellen Gründen. 1884-1890 erfolgte in Etappen die Fertigstellung des Gebäudes, das in neuromanischem Stil erbaut wurde.
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet, das Gebäude blieb bestehen. 1939 kam es in den Besitz der bürgerlichen Gemeinde. 1945 erfolgte die Rückübertragung an die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz, die es in den 1960er-Jahren jedoch verkauft. Um 1970 wurde das Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut, wobei insbesondere eine Zwischendecke in den Betsaal eingezogen wurde. Die Fenster wurden umgebaut, doch ist das Gebäude noch immer deutlich als Haus mit einer besonderen Geschichte erkennbar (Rundbogenfries, Lisenengliederung an der Straßenfront sowie Risalit an der Ostfassade). Eine Gedenk- oder Hinweistafel ist nicht angebracht.   
    
Adresse/Standort der Synagoge: Hintergasse 29 .    
    
    
Fotos / Darstellungen   
(Fotos: schwarzweiße Fotos in "Synagogen in Rheinland-Pfalz" s. Lit. S. 207-208; farbig: Hahn, Aufnahmedatum 6.11.2005)

Historische Ansichtskarten von 
Kirchheim mit Synagoge
Kirchheim WS Synagoge 004.jpg (45547 Byte) Kirchheim WS Synagoge 005.jpg (21362 Byte)
  Kirchheim mit der Synagoge um 1900 
    
  Kirchheim aEck Karte 045.jpg (1030178 Byte) Kirchheim aEck Karte 045a.jpg (77809 Byte)
  Kirchheim mit der Synagoge (die Karte wurde 1928 verschickt)  
   
Die ehemalige Synagoge vor dem Umbau zum Wohnhaus  
Kirchheim WS Synagoge 022.jpg (43526 Byte) Kirchheim WS Synagoge 021.jpg (51084 Byte) Kirchheim WS Synagoge 020.jpg (49840 Byte)
Blick auf die 
ehemalige Synagoge
Das Eingangsportal, darüber 
Inschrift aus Psalm 100,4
Blick auf den Bereich des ehemaligen
 Toraschreines bzw. dessen Apsis
      
  Das Synagogengebäude im Herbst 2005     
Kirchheim WS Synagoge 103.jpg (50268 Byte) Kirchheim WS Synagoge 102.jpg (69396 Byte) Kirchheim WS Synagoge 100.jpg (55560 Byte)
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge im Herbst 2005 
 
  Kirchheim WS Synagoge 101.jpg (55155 Byte)  
     
     
Das Synagogengebäude im Januar 2014 
(Fotos: Michael Ohmsen, vgl. Fotoseiten 
von M. Ohmsen zu Kirchheim (Weinstraße)
)   
Kirchheim Synagoge 14010.jpg (68798 Byte) Kirchheim Synagoge 14011.jpg (99669 Byte)
     
     
Ehemalige jüdische Häuser  
(Fotos: Michael Ohmsen, wie oben) 
Kirchheim Wstr Ort 1410.jpg (117203 Byte) Kirchheim WStr Ort 1411.jpg (137733 Byte)
  In der Mitte ehemalige jüdische Metzgerei   Ehemaliges jüdisches Haus von 1787 
     
     
Kriegerdenkmal 1870/71 
(Fotos: Michael Ohmsen, wie oben) 
Kirchheim WStr Gefdenkmal 124.jpg (164099 Byte) Kirchheim WStr Gefdenkmal 120.jpg (204118 Byte)
  Auf dem Kriegerdenkmal werden u.a. Abr. Kohlmann, Jul. Kohlmann und 
Leop. Kohlmann als Kriegsteilnehmer genannt.   
     
Gefallenendenkmal 1914/18 
Kirchheim WStr Gefdenkmal 122.jpg (133256 Byte) Kirchheim WStr Gefdenkmal 123.jpg (110728 Byte) Kirchheim WStr Gefdenkmal 121.jpg (214271 Byte)
  Das Denkmal bei der 
protestantischen Andreaskirche  
Auf dem Denkmal sind die Namen der jüdischen Gemeindeglieder Ernst Kohlmann, 
Robert Kohlmann und Ludwig Levi zu lesen. 
      
     

  
   

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Kirchheim an der Weinstraße (VG Grünstadt-Land)  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Kirchheim (interner Link)  

Literatur:  

bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 95.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 206-208 (mit weiteren Literaturangaben). 

  
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Kirchheim a.d. Eck Palatinate. A Jewish community of 25 families existed at the outset of the 19th century, maintaining a prayer house and a cemetery. In 1848, it numbered 22 families (93 Jews) with trade as the primary livelihood. The Jewish population dropped to 70 (total 903) in 1871. A religious teacher was employed in 1830, teaching children from neighboring communities as well. A synagogue was erected c. 1885 and a women's society was started in 1900. In 1928, the Jewish cemetery was desecrated.  In 1932, the community included eight Jews from Grosskarlbach, eight from Weisenheim a. B., and two from Kleinkarlbach. In the Nazi era, the local Jewish population dropped from 22 in mid-1933 to 14 in May 1939. The synagogue was seriously damaged on Kristallnacht (9-10 November 1938), and sold off to the local authorities in 1939. The few Jews who remained were deported to the Gurs concentration camp in October 1940. At least 12 perished in the Holocaust. During the war, the synagogue was desecrated and the tombstones used to build pig sties.
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013