Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hoch-Weisel mit Fauerbach v.d.H. und Ostheim (Stadt Butzbach, Wetteraukreis )
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen                     
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
    
In Hoch-Weisel bestand eine jüdische Gemeinde bis um 1900. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1830 wurden 34 jüdische Einwohner gezählt. Nach der Mitte des 19. Jahrhundert ging die Zahl der jüdischen Einwohner schnell zurück, insbesondere durch Abwanderung ins nahe Butzbach oder durch Auswanderung. Bis 1848 bildeten die in Butzbach lebenden Juden noch keine eigene Gemeinde, sondern gehörten zur Gemeinde in Hoch-Weisel. In diesem Jahr wurde dann in Butzbach eine selbständige Gemeinde gegründet. 
 
Bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde Hoch-Weisel gehörten zu ihr auch die in Ostheim (1830: 11, 1905: 7 jüdische Einwohner) und Fauerbach (1830: 20 jüdische Einwohner, um 1910 ca. 10) lebenden jüdischen Einwohner. Nach 1900 wurden diese Personen der Gemeinde in Nieder-Weisel zugeteilt. Auf Grund der bisherigen Zugehörigkeit zu Ober-Weisel wurden die jüdischen Verstorbenen aus diesen Orten weiterhin auf dem jüdischen Friedhof in Hoch-Weisel beigesetzt. 
 
1905
lebten noch fünf jüdische Personen in Hoch-Weisel, die nun - nach Auflösung der Gemeinde Hoch-Weisel - zur Gemeinde in Butzbach gehörten. Unser den letzten jüdischen Einwohnern war die Familie von Kaufmann Scheuer, dessen Frau Emma geb. Scheuer in der NS-Zeit von Frankfurt aus deportiert und ermordet wurde.
  
Von den in Hoch-Weisel geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hedwig Hirschmann geb. Scheuer (1894, ermordet in Auschwitz), Emma Scheuer geb. Engel (1866).
   
Von den in Fauerbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bernhard Stern (1909), Jenny Stern geb. Siegel (1877), Josef Stern (1876).
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Handelsmann S. Scheuer rettet die Töchter des antisemitischen Bürgermeisters Werner vor dem Ertrinken (1896)

Hochweisel Israelit 23121896.jpg (32448 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1896: "Hochweisel (Oberhessen). (Merkwürdiger Zufall.) Die 12jährige Tochter des alt Führer der Antisemiten hierselbst bekannten Bürgermeisters Werner fiel vor einiger Zeit in den dortigen Weiher. Der zufällig vorbeikommende jüdische Handelsmann S. Scheuer rettete das Mädchen vom Tode. Der Dank des antisemitischen Bürgermeisters steht noch aus, vielleicht erhält der Retter von Staatswegen die gebührende Anerkennung".

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge   
             
      
In Hoch-Weisel war eine Synagoge unbekannten Alters vorhanden. Möglicherweise handelte es sich um einen Betsaal in einem jüdischen Wohnhaus. Die Synagoge in Hoch-Weisel wurde im 19. Jahrhundert auch von den in Ostheim, Fauerbach und bis um 1848 noch von den in Butzbach lebenden jüdischen Personen besucht. Spätestens 1900 wurde die Synagoge in Hoch-Weisel geschlossen; das Synagogen-Inventar wurde über eine Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" versteigert:  

Hochweisel Israelit 03011901.jpg (59137 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1901:"Versteigerung von Synagogengeräten. Durch die Auflösung der israelitischen Gemeinde Hoch-Weisel mit Ostheim und Fauerbach v.d.H. sollen die in der Synagoge zu Hoch-Weisel bei Butzbach vorhandenen Utensilien, bestehen in vier Torarollen, worunter eine noch fast neue, acht Sublilien (= Bankreihen) und alle zum Gottesdienst gehörigen Gegenstände, einer öffentlichen Versteigerung ausgesetzt werden. Reflektierende israelitische Gemeinden wollen sich bis zum 1. Februar dieses Jahres bei dem unterzeichneten Vorstand melden. Bemerkt wird, dass sämtliche Gegenstände sich in sehr gut erhaltenem Zustande befinden. Hoch-Weisel bei Butzbach, 2. Januar 1901. Der Vorsteher Scheuer."
Die Auflösung einer solchen Dorfsynagoge und der Verkauf des Inventars sorgte bei nicht wenigen in den jüdischen Gemeinden auch für große Trauer. Vielen lag damals schon an der Erhaltung der kleinen Synagogen auf dem Land, wie in einem auf die obige Anzeige erschienenen Artikel zum Ausdruck kommt:   
Hochweisel Israelit 24011901.jpg (111246 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1901: "Aus Oberhessen. In dem Inseratenteil des 'Israelit', sowie in anderen Tagesblättern lesen wir, dass die Gemeinde Hoch-Weisel beabsichtigt, ihre Synagogengeräte und Sifre Toras (Torarollen) zu verkaufen.  Gleich irgend einem anderen Gerümpel, das man gerne losschlagen möchte, werden hier die heiligsten Gegenstände dem Verkaufe ausgesetzt. Tiefes Weg muss das Herz jedes wahren Israeliten beschleichen beim Lesen dieser Annonce und unwillkürlich legt man sich die Frage vor: 'Musste es sein?' Klingt es nicht wie Hohn, wenn man sieht, wie fest mutwillig hier ein Bethaus der Auflösung preisgegeben wird. 'War es notwendig, die Stätte zu zerstören, wo man sein Gebet verrichten konnte?'
Sehen wir uns einem zum Unterschied andere Konfessionen an, mit Pfennigen wird da gesammelt, dass neue Kirchen erstehen können. Hoch und Niedrig rechnet es sich als besondere Ehre an, Kirchen bauen und erhalten zu helfen, und wir Juden, denen das Bethaus Alles sein soll, wir sollen nicht die Macht haben, eine kleine Synagoge, die von den Betreffenden garnicht entbehrt werden kann, zu erhalten? Mit wenigen Opfern wäre es den Gemeindeangehörigen Hoch-Weisel, Fauerbach und Ostheim möglich, ihr Bethaus zu erhalten, aber es scheint, dass ihnen der gute Willen gefehlt hat!
Noch ist es vielleicht nicht zu spät, auf irgendeine Weise ihre Einrichtung zu erhalten und möge Jeder bedenken, welche Verantwortung er auf sich ladet, wenn er dazu beiträgt, Gotteshäuser zu zerstören. Wäre es nicht eine schöne Aufgabe für einen unserer beiden Herren Provinzialrabbiner, hier helfend einzugreifen?"

        
        
Adresse/Standort der Synagoge: der genaue Standort ist unbekannt. In dem Heft "Vor 50 Jahren brannten die Synagogen" s.Lit. steht zum Standort der Hoch-Weisler Synagoge S. 26: "In Hoch-Weisel gab es auch eine Judengass /'Juddegass'), die im 19. u. 20 Jh. gut bezeugt ist, in der sich wahrscheinlich auch die Synagoge befunden haben dürfte, vermutlich in einem Wohnhaus eingerichtet. Ende des Jahrhunderts sollten die Kultgegenstände der Synagoge versteigert werden, wie eine Zeitungsnotiz in der Butzbacher Zeitung angekündigt haben soll. Die 'Juddegass' ist eine Straße zwischen Hintergasse und Kirchgasse." (Auskunft von Werner Wagner, Geschichtsverein Butzbach vom 25. Juli 2006).  
      
      
Fotos     

Fotos sind keine vorhanden; Hinweise oder Zusendungen bitte an den 
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Links und Literatur

Links:

Stadtverwaltung Butzbach   
Geschichtsverein für Butzbach und Umgebung   
Informationen zum jüdischen Friedhof in Hoch-Weisel (interner Link)  

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 106-108 (innerhalb des Artikels zu Butzbach) sowie Bd. II S. 143-144 (Artikel zu Nieder-Weisel).
Vor 50 Jahren brannten die Synagogen. Hg. vom Stadtarchiv Butzbach 1988, erhältlich bei: Museum und Stadtarchiv Butzbach, Färbgasse 16, 35510 Butzbach Tel. 06033/65005. 
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 93-95 (innerhalb des Artikels zu Butzbach).   
Susanne Gerschlauer: Synagogen. In: Kirchen und Synagogen in den Dörfern der Wetterau. Reihe Wetterauer Geschichtsblätter. Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Band 53. Im Auftrag des Friedberger Geschichtsvereins hrsg. von Michael Keller. Friedberg 2004 S. 289-326.  
dies.: Katalog der Synagogen. In: ebd. S. 555-580.  
Butzbach Lit 015.jpg (54675 Byte)Hanno Müller: Familienbuch Butzbach Band V: Judenfamilien in Butzbach und seinen Stadtteilen. 
Siehe website www.fambu-oberhessen.de  

      
        

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 29. November 2014