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Wetteraukreis"
Hoch-Weisel mit
Fauerbach v.d.H. und Ostheim (Stadt Butzbach, Wetteraukreis )
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Hoch-Weisel bestand eine jüdische
Gemeinde bis um 1900. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück. 1830 wurden 34 jüdische Einwohner gezählt. Nach
der Mitte des 19. Jahrhundert ging die Zahl der jüdischen Einwohner schnell
zurück, insbesondere durch Abwanderung ins nahe Butzbach oder durch
Auswanderung. Bis 1848 bildeten die in Butzbach
lebenden Juden noch keine eigene Gemeinde, sondern gehörten zur Gemeinde in
Hoch-Weisel. In diesem Jahr wurde dann in Butzbach
eine selbständige Gemeinde gegründet.
Bis zur Auflösung der jüdischen
Gemeinde Hoch-Weisel gehörten zu ihr auch die in Ostheim (1830: 11, 1905: 7
jüdische Einwohner) und Fauerbach (1830: 20 jüdische Einwohner, um 1910 ca.
10) lebenden jüdischen Einwohner. Nach 1900 wurden diese Personen der Gemeinde
in Nieder-Weisel zugeteilt. Auf Grund der bisherigen Zugehörigkeit zu
Ober-Weisel wurden die jüdischen Verstorbenen aus diesen Orten weiterhin auf dem
jüdischen Friedhof in Hoch-Weisel beigesetzt.
1905 lebten noch fünf
jüdische Personen in Hoch-Weisel, die nun - nach Auflösung der Gemeinde
Hoch-Weisel - zur Gemeinde in Butzbach gehörten. Unser den letzten jüdischen
Einwohnern war die Familie von Kaufmann Scheuer, dessen Frau Emma geb. Scheuer
in der NS-Zeit von Frankfurt aus deportiert und ermordet wurde.
Von den in Hoch-Weisel geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hedwig Hirschmann
geb. Scheuer (1894, ermordet in
Auschwitz), Emma Scheuer geb. Engel (1866).
Von den in Fauerbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bernhard Stern (1909), Jenny Stern geb. Siegel
(1877), Josef Stern (1876).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Handelsmann
S. Scheuer rettet die Töchter des antisemitischen Bürgermeisters Werner vor
dem Ertrinken (1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23.
Dezember 1896: "Hochweisel (Oberhessen). (Merkwürdiger Zufall.)
Die 12jährige Tochter des alt Führer der Antisemiten hierselbst bekannten
Bürgermeisters Werner fiel vor einiger Zeit in den dortigen Weiher. Der
zufällig vorbeikommende jüdische Handelsmann S. Scheuer rettete das Mädchen
vom Tode. Der Dank des antisemitischen Bürgermeisters steht noch aus,
vielleicht erhält der Retter von Staatswegen die gebührende
Anerkennung". |
Zur Geschichte der Synagoge
In Hoch-Weisel war eine Synagoge unbekannten Alters vorhanden.
Möglicherweise handelte es sich um einen Betsaal in einem jüdischen Wohnhaus.
Die Synagoge in Hoch-Weisel wurde im 19. Jahrhundert auch von den in Ostheim, Fauerbach und bis um 1848
noch von den in Butzbach lebenden jüdischen Personen besucht. Spätestens
1900 wurde
die Synagoge in Hoch-Weisel geschlossen; das Synagogen-Inventar wurde über eine
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
versteigert:
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1901:"Versteigerung
von Synagogengeräten. Durch die Auflösung der israelitischen Gemeinde
Hoch-Weisel mit Ostheim und Fauerbach v.d.H. sollen die in der Synagoge zu
Hoch-Weisel bei Butzbach vorhandenen Utensilien, bestehen in vier Torarollen,
worunter eine noch fast neue, acht Sublilien (= Bankreihen) und alle zum
Gottesdienst gehörigen Gegenstände, einer öffentlichen Versteigerung
ausgesetzt werden. Reflektierende israelitische Gemeinden wollen sich bis zum 1.
Februar dieses Jahres bei dem unterzeichneten Vorstand melden. Bemerkt wird,
dass sämtliche Gegenstände sich in sehr gut erhaltenem Zustande
befinden. Hoch-Weisel bei Butzbach, 2. Januar 1901. Der Vorsteher Scheuer." |
Die Auflösung einer solchen Dorfsynagoge
und der Verkauf des Inventars sorgte bei nicht wenigen in den jüdischen
Gemeinden auch für große Trauer. Vielen lag damals schon an der
Erhaltung der kleinen Synagogen auf dem Land, wie in einem auf die obige
Anzeige erschienenen Artikel zum Ausdruck kommt: |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1901: "Aus
Oberhessen. In dem Inseratenteil des 'Israelit', sowie in anderen
Tagesblättern lesen wir, dass die Gemeinde Hoch-Weisel beabsichtigt,
ihre Synagogengeräte und Sifre Toras (Torarollen) zu
verkaufen. Gleich irgend einem anderen Gerümpel, das man gerne
losschlagen möchte, werden hier die heiligsten Gegenstände dem Verkaufe
ausgesetzt. Tiefes Weg muss das Herz jedes wahren Israeliten beschleichen
beim Lesen dieser Annonce und unwillkürlich legt man sich die Frage vor:
'Musste es sein?' Klingt es nicht wie Hohn, wenn man sieht, wie fest
mutwillig hier ein Bethaus der Auflösung preisgegeben wird. 'War es
notwendig, die Stätte zu zerstören, wo man sein Gebet verrichten
konnte?'
Sehen wir uns einem zum Unterschied andere Konfessionen an, mit Pfennigen
wird da gesammelt, dass neue Kirchen erstehen können. Hoch und Niedrig
rechnet es sich als besondere Ehre an, Kirchen bauen und erhalten zu
helfen, und wir Juden, denen das Bethaus Alles sein soll, wir sollen nicht
die Macht haben, eine kleine Synagoge, die von den Betreffenden garnicht
entbehrt werden kann, zu erhalten? Mit wenigen Opfern wäre es den
Gemeindeangehörigen Hoch-Weisel, Fauerbach und Ostheim
möglich, ihr Bethaus zu erhalten, aber es scheint, dass ihnen der gute
Willen gefehlt hat!
Noch ist es vielleicht nicht zu spät, auf irgendeine Weise ihre
Einrichtung zu erhalten und möge Jeder bedenken, welche Verantwortung er
auf sich ladet, wenn er dazu beiträgt, Gotteshäuser zu zerstören. Wäre
es nicht eine schöne Aufgabe für einen unserer beiden Herren
Provinzialrabbiner, hier helfend einzugreifen?" |
Adresse/Standort der Synagoge: der genaue Standort
ist unbekannt. In dem Heft "Vor 50 Jahren brannten die Synagogen"
s.Lit. steht zum Standort der Hoch-Weisler Synagoge S. 26: "In Hoch-Weisel
gab es auch eine Judengass /'Juddegass'),
die im 19. u. 20 Jh. gut bezeugt ist, in der sich wahrscheinlich auch die
Synagoge befunden haben dürfte, vermutlich in einem Wohnhaus eingerichtet.
Ende des Jahrhunderts sollten die Kultgegenstände
der Synagoge versteigert werden, wie eine
Zeitungsnotiz in der Butzbacher Zeitung angekündigt haben soll. Die 'Juddegass'
ist eine Straße zwischen Hintergasse und Kirchgasse." (Auskunft von Werner
Wagner, Geschichtsverein Butzbach vom 25. Juli 2006).
Fotos
Fotos sind keine vorhanden;
Hinweise oder Zusendungen bitte an den
Webmaster von "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 106-108 (innerhalb des Artikels
zu Butzbach) sowie Bd. II S. 143-144 (Artikel zu Nieder-Weisel). |
 | Vor 50 Jahren brannten die Synagogen. Hg. vom
Stadtarchiv Butzbach 1988, erhältlich bei: Museum
und Stadtarchiv Butzbach, Färbgasse 16, 35510 Butzbach Tel.
06033/65005. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 93-95 (innerhalb des Artikels zu Butzbach). |
 | Susanne Gerschlauer: Synagogen. In: Kirchen und
Synagogen in den Dörfern der Wetterau. Reihe Wetterauer Geschichtsblätter.
Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Band 53. Im Auftrag des Friedberger
Geschichtsvereins hrsg. von Michael Keller. Friedberg 2004 S.
289-326. |
 | dies.: Katalog der Synagogen. In: ebd. S.
555-580. |
 | Hanno
Müller: Familienbuch Butzbach Band V: Judenfamilien in Butzbach und
seinen Stadtteilen.
Siehe website www.fambu-oberhessen.de
|

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