Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hardheim (Neckar-Odenwald-Kreis) 
Jüdischer Friedhof

Jewish Cemetery - Cimetière juif 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde              
    
Siehe Seite zur Synagoge in Hardheim (interner Link)   
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes          
    
Nachfolgender Text aus http://www.erfatal-museum.de/sonderausstellungen/juedisches-leben/:    
    
Auch in kleineren jüdischen Gemeinden wuchs im Laufe des 19. Jahrhunderts das Bedürfnis nach einem eigenen Friedhof. Die Hardheimer hatten bislang ihre Toten in Külsheim beigesetzt. Im Dezember 1875 kaufte die jüdische Gemeinde auf Initiative des Synagogenrates Grund und Boden für einen eigenen Friedhof, der am 27. Juni 1876 in Verbindung mit der ersten Beerdigung (Schemaia Billigheimer, Grab Nr. 7) durch Bezirksrabbiner Esslinger aus Merchingen eingeweiht wurde. Der Bürgermeister übergab den Schlüssel und hielt eine kurze Ansprache. Die jüdische Gemeinde hatte in dieser Zeit mit 158 Personen ihre höchste Mitgliederzahl erreicht.   
   
Der israelitische Friedhof von Hardheim liegt, wie damals allgemein üblich, abseits vom Ort auf einem landwirtschaftlich nicht zu nutzenden Gelände am Waldrand. Das von einer Hecke umgebene, wiesenbewachsene Gelände hat eine Größe von 8,54 ar (Flurstück 1320 am Hohen Schmalberg). Die Anzahl der Grabsteine beträgt 93. Ein Weg trennt das belegte Feld von einem fast unbelegten. Die Steine sind in Reihen angeordnet, einige haben eine Einfassung. Insgesamt handelt es sich um einen einfachen Friedhof des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit vorwiegend Sandsteinstelen.   
   
Einige Grabplatten fehlen, der Sandstein ist zum Teil verwittert. Die neueren Granitstelen sind dagegen sehr gut erhalten. Sehr viele Steine sind durch Friese, Palmetten, Blüten, Zweige und ähnlichem geschmückt. An Symbolik finden sich der nach unten hängende Blumenstrauß, ineinandergelegte Hände, die Levitenkanne, die gebrochene Säule, der Davidstern und Mohnkapseln.   
   
Die letzte Beerdigung vor der Verschleppung und Ermordung der Juden fand am 29. Januar 1939 (Grab Nr. 16, David Berwanger) statt
.
    
    
Die Lage des Friedhofes    

Hardheim Friedhof Lage.jpg (141007 Byte) Lage des jüdischen Friedhofes Hardheim 
(durch Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren)

    
    
    
Fotos
Neuere Fotos:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.9.2003)  

Hardheim Friedhof 150.jpg (79078 Byte) Hardheim Friedhof 151.jpg (82492 Byte) Hardheim Friedhof 152.jpg (45754 Byte)
Eingangstor 
zum Friedhof 
Blick über den großenteils 
unbelegten Friedhof 
  
      
Hardheim Friedhof 153.jpg (83863 Byte) Hardheim Friedhof 156.jpg (72760 Byte) Hardheim Friedhof 160.jpg (91357 Byte)
Teilansichten des Friedhofes  
  
Hardheim Friedhof 154.jpg (78101 Byte) Hardheim Friedhof 157.jpg (57085 Byte) Hardheim Friedhof 158.jpg (71048 Byte)
Grabstein für Lehrer 
Emanuel Wertheimer
(1854-1926)
Symbol der Levitenkanne 
und -schale 
Grabstein für Sara Rosenthal 
(gest. 1899) 
     
Hardheim Friedhof 159.jpg (84796 Byte) Hardheim Friedhof 155.jpg (77311 Byte)   
Kindergrab in Form eines 
abgeholzten Baumstammes  
Der letzte im Friedhof Beigesetzte: 
David Berwanger (gest. 1939)  
   

Ältere Fotos:
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)  

Hardheim Friedhof02.jpg (123302 Byte)  Hardheim Friedhof03.jpg (120498 Byte) Hardheim Friedhof06.jpg (139895 Byte)
Eingangstor       
       
Hardheim Friedhof04.jpg (152345 Byte) Hardheim Friedhof05.jpg (104844 Byte) Hardheim Friedhof01.jpg (169080 Byte)
      Der letzte Beigesetzte: 
David Berwanger, gest. 1939
     

    
Gesamtansicht und Detailaufnahmen vom jüdischen Friedhof in Hardheim
Quelle: http://www.erfatal-museum.de/sonderausstellungen/juedisches-leben/  

Unter den 93 Gräbern befinden sich auch die Gräber von für die jüdische Gemeinde wichtigen Persönlichkeiten wie das des Lehrers Jehuda Eschelbacher, des Lehrers, Vorbeters und Mohels Josef Urspringer sowie des Lehrers Emanuel Wertheimer.    
   

Auf dem jüdischen Friedhof
(Quelle: wie oben)  

Der Hardheimer Judenfriedhof besteht aus drei Feldern. Das linke ist noch unbenutzt, in der Mitte liegt das eigentliche Gräberfeld, rechts sind vier einzelne Kindergräber verstreut angelegt.  
     

Verzeichnis der Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof von Hardheim
(Quelle: wie oben)

Nr. Name, Vorname Sterbedatum
1 Sinsheimer, Mayer (Meir) 21.09.1880
2 Halle, Helene (Hendel) 29.10.1879
3 Eschelbacher, Miriam 17.01.1878
4 Billigheimer, Rivka 12.11.1877
5 Halle, Pesle 06.05.1877
6 Urspringer, Rivka 11.03.1877
7 Billigheimer, Schemaia 25.06.1876
8 Strauß, Mosche 05.09.1901
9 Dilsheimer, geb. Halle, Ernestine 07.09.1901
10 Selig, Max (Mordechai) 21.09.1902
11 Wertheimer, Naftali 24.11.1902
12 Friedberger, Lazarus (Elieser) 27.02.1903
13 Billigheimer, Sara 14.06.1903
14 Straus, geb. Brunner, Regina 03.07.1904
15 Eschelbacher, Max 29.07.1936
16 Berwanger, David 29.01.1939
17 Straus, Abraham 18.02.1884
18 Straus, Mirjam (Sara Miriam) 03.02.1884
19 Sinsheimer, Jitle 10.12.1883
20 Straus, Simon 03.09.1883
21 Halle, Rosa 07.05.1883
22 Lacher, Auguste (Golde) 08.12.1882
23 Eschelbacher, Jehuda 27.05.1881
24 Eschelbacher, Falk (Joschua) 27.11.1880
25 Schwarzmann, Hanchen 29.04.1905
26 Strauß I, Isac Kaufmann 04.02.1906
27 Hanft, Sophie (Sprinz) 10.12.1906
28 Straus, Aron 19.01.1908
29 Strauss, geb. Dilsheimer, Rosa 24.03.1909
30 Eschelbacher, Helene (Chana) 14.05.1909
31 Halle, Zerline (Zerle) 01.05.1888
32 Urspringer, Ricka (Rivka) 16.01.1888
33 Urspringer, Josef 16.06.1887
34 Jentle, Gattin des Chaim Dow 15.07.1886
35 Strauss, Bernhard (Perez) 10.07.1886
36 Selig, Louis (Elieser) 26.06.1886
37 Straus, Karolina (Gitel) 02.03.1886
38 Strauss, Leopolt (Jehuda) 22.02.1885
39 Urspringer, Abraham 14.04.1910
40 Dilsheimer, Abraham 20.09.1910
41 Urspringer, geb. Löwenstein, Judith 24.07.1911
42 Loewenstein, Isak 11.04.1913
43 Sinsheimer, geb. Eschelbacher, Justina (Dina) 02.05.1913
44 Strauss, Isaak 18.08.1916
45 Lengfelder, geb. Ansbacher, Babette (Beile) 10.04.1893
46 Hanft, Lazarus (Elieser) 10.11.1892
47 Götz, Bertha (Berle) 02.05.1892
48 Sinsheimer, Adolf (Chaim Seew) 03.11.1891
49 Straus, Karolina (Keile) 01.03.1890
50 Sinsheimer, Jette (Jitle) 22.02.1890
51 Halle, Samuel 01.01.1890
52 Schwarzmann, Fany (Fromet) 16.09.1888
53 Selig, Hilda (Chulda) 01.07.1918
54 Selig, geb. Urspringer, Sophie (Sara) 10.12.1918
55 Billigheimer, Moses 17.06.1919
56 Eschelbacher, geb. Siegel, Zerline 01.09.1920
57 Eschelbacher, Emil (Mordechai) 08.12.1920
58 Strauss, Martha (Miriam) 01.02.1921
59 Sinsheimer, Joseph 07.05.1921
60 Straus, Karolina (Keile) 02.09.1896
61 Eschelbacher, Karolina (Gidel) 26.07.1896
62 Schwarzmann, Josef 11.05.1896
63 Schwarzmann, Abraham 30.11.1894
64 Hanft, Madel 11.09.1894
65 Sinsheimer, Elise (Ella) 02.01.1894
66 Urspringer, Hirsch (Mosche Zwi) 11.06.1893
67 Sinsheimer, Isak 11.02.1922
68 Urspringer, Elise (Ella) 03.04.1923
69 Sinsheimer, Abraham 12.01.1925
70 Schwarzmann, Moses 05.05.1925
71 Wertheimer, Emanuel (Menachem) 03.10.1926
72 Wertheimer, Anselm 31.03.1918
73 Wertheimer, Nany (Nendel) 22.08.1928
74 Hanft, Moses 25.12.1926
75 Wertheimer, Jana (Miriam) geb. Bachmann (Lehrersgattin) 24.08.1901
76 Strauss, Josef 08.05.1901
77 Halle, Gerson 18.01.1901
78 Rosenthal, Sara 14.06.1899
79 Sinsheimer, Julie (Nenle) 07.03.1899
80 Friedberger, Sophie (Zerle) 04.02.1899
81 Selig, Moses 23.09.1898
82 Strauss, Abraham 14.03.1927
83 Strauss, Berta (Beile) 31.05.1934
84 Strauss, Karolina (Keile) 23.12.1927
85 Sinsheimer, geb. Thalheimer, Babette (Beile) 19.02.1928
86 Strauss, geb. Dilsheimer, Frieda (Fradel) 26.09.1930
87 Hanft, geb. Berwanger, Jeanette 20.03.1932
88 Billigheimer, Julius 08.06.1935
89 Wertheimer, geb. Langfelder, Ida (Eidel) 01.04.1890
90 Wertheimer, Lazarus 18.04.1890
91 Urspringer, Herta 1907
92 Billigheimer, Leopold (Jehuda) 03.11.1878
93 Eschelbacher, Getti (Gitel) 04.07.1878

   

Bestattungsbräuche
(Quelle: wie oben) 

"Der Verstorbene wurde nach jüdischem Brauch in einen einfachen Brettersarg gelegt, dieser auf eine Bahre gesetzt und mit einer schwarzen Decke verhüllt. Nun war es bis dahin üblich, daß vier starke Männer die Bahre den langen Weg durch die Schweinberger Straße am "Paradeis" vorbei und dann unweit der alten Külsheimer Straße, am Hang des Schmalbergs den Wald entlang, bis zu dem dort gelegenen jüdischen Friedhof trugen. Das war sehr beschwerlich. So entschloss man sich, dem Beispiel der christlichen Kirchengemeinde folgend, ebenfalls zur Anschaffung eines Leichenwagens. Der Friedhof in Hardheim wurde 1876 angelegt. Vorher wurden die Toten der jüdischen Gemeinde in Hardheim auf dem altehrwürdigen Friedhof in Külsheim beigesetzt. (...)       
   
Starb ein Gemeindemitglied, so trauerte die ganze Gemeinde und erzeigte den Hinterbliebenen aufrichtige und innige Anteilnahme. Zum letzten Liebesdienst gehört das Waschen und Einkleiden der Verstorbenen. Diese Tätigkeit wurde in Hardheim wie in allen jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt ehrenhalber von den Mitgliedern der zu diesem Zwecke innerhalb der Gemeinde bestehenden Bruder- und Schwesternschaften ausgeübt. Sie stellten auch die Ehrenwache bis zur Beerdigung, die von der Bruderschaft vorgenommen wurde, bei der im Namen der Gemeinde ihr Rabbiner oder Lehrer Abschied von dem Heimgegangenen nahm. Für die Hinterbliebenen wurde der G’ttesdienst morgens und abends im Trauerhause während der folgenden sieben Trauertage abgehalten, in dessen Rahmen der Lehrer einen sinngemäßen Lehrvortrag für das Seelenheil der Toten hielt. Wie in vielen anderen jüdischen Gemeinden wurden wir Kinder vom Friedhof ferngehalten." 
   
(Willi Wertheimer)   

   

Inschrift auf dem Grabstein von Emanuel Wertheimer
(Quelle: wie oben) 

1) Siehe, der Gerechte hat ewigen Bestand (Proverbia 10,25).
2) Hier ist verborgen
3) unser Lehrer, der Raw,
4) der Chawer, Rabbi Menachem, Sohn des Naphtali, das Andenken des Gerechten sei zum Segen,
5) genannt Emanuel Wertheimer, Frucht eines schönen Baumes (Leviticus 23,40).
6) 50 Jahre diente er im Dienst des Heiligen zur Ehre und zum Ruhm,
7) und von diesen mehr als 40 Jahre in der heiligen Gemeinde Hardheim in all ihren Bedürfnissen:
8) im Gebet, in der Schechita, und er lehrte die Jungen der Herde und die Knaben und Mädchen,
9) er gab zu trinken von den Heilquellen (Jesaja 12,3) und legte [die Lehre] öffentlich aus; und vielen gab er zurück
10) Hilfe; und er führte die Versammlung seiner Gemeinde im Glauben; sein gepriesener Name ging [= war bekannt] im ganzen
11) Land. Die wahre Lehre war in seinem Mund und er hörte nicht auf zu lernen (bSchabbat 30b),
12) und er machte die Nacht zum Tage [= er arbeitete Tag und Nacht]. Gottesfurcht war sein Schatz und er nahm es genau
13) mit den Geboten und er setzte sein Vertrauen in Gott allein in allen Lebenslagen.Er war die Pracht
14) seiner Familie und wurde sehr geehrt in den Augen seiner Freunde; er liebte die Geschöpfe
15) und wurde von allen geliebt, die ihn kannten. Und er tat Gutes jedem Menschen. Und vor seiner Ehre kommt
16) Demut (Proverbia 15,12 und 18,33). Bitterlich klagt und weint und bejammert ihn, Verwandte und Ferne
17) wenn seine Seele aufsteigt in die Höhe in Heiligkeit und Reinheit am
18) 25. Tischri 687 nach der kleinen Zählung, im 73. Lebensjahr.
19) Und sie brachten ihn zur Ruhe in schwerer [= tiefer] Trauer und mit Hochachtung.
20) Sein Andenken möge nicht enden bis ans Ende der Geschlechter!
21) Seine Seele möge eingebunden sein im Bündel des Lebens.

Anmerkung zur Übertragung:   
  
Zitate sind kursiv gesetzt, in der Klammer folgt die Verweisstelle. Mit Ausnahme eines Zitates aus dem babylonischen Talmud (angegeben als b für babylonisch, Schabbat als Name des Buches und 30b als Blattnummer) stammen alle Zitate aus der Bibel.  
   
    

Links und Literatur

Literatur:   

Rudolf Landauer, Reinhart Lochmann: Spuren jüdischen Lebens im Neckar-Odenwald-Kreis. Herausgegeben vom Landratsamt NOK, 2008, ISBN: 978-3-00-025363-8. 200 S., 284 Fotos, 19,90 Euro.  

Links:  

Website der Gemeinde Hardheim   
Website des Zentralarchivs Heidelberg mit Informationen zum jüdischen Friedhof Hardheim   
Website des Erfatal-Museums Hardheim   
hardheim schuelergruppe.jpg (14409 Byte) Evangelische Kirchengemeinde Hardheim: Bericht einer Schülergruppe  

    

                   
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Stand: 02. März 2015